zwei

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Mitglied
zwei beine die ihn so treu getragen
zwei füße eingehüllt in fell noch
wärmt das gras zwischen den zehen
zwei augen suchen gehetzt den weg
fort vom koloss aus stein und eis

fort von den häschern zwei hände
pfeil und bogen zu schnitzen
zehn finger schon zitternd im
frostigen wehen zwei augen zu wenig
die feinde zu sehen zwei ohren
rauschen lauschen bang

noch sieht er all das rot im
verblauenden schnee bringt ihn
die schmerzende schulter nicht um
dämmert ihm zunder zu suchen
im letztem licht ehe sie kommen
das kupfer zu rauben er sollte
ein feuer machen er
sollte bei sinnen bleiben
sollte nicht länger

verweilen
wollte noch

einmal zwei
sein
in

ihren

bernsteinbraunen


augen...







.nov_2023
 
Zuletzt bearbeitet:

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo fee,

ich habe hier spontan an Ötzi gedacht.
Liege ich richtig?

Liebe Grüße
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe fee,

dann finde ich es außerordentlich bemerkenswert, wie du aus dem Forschungsobjekt Eismumie einen Menschen mit Ängsten und Gefühlen gezeichnet hast.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 16600

Gast
Wenngleich es mich eher zu den Rhythmus affinen Versen zieht, bin ich bei diesen Zeilen baff.
Gänzlich unaufgeregt gelingt es dir, fee, mit sprachlicher Raffinesse und geschickten Versumbrüchen, die den Leser immer wieder ins Stocken geraten lassen, eine subtile Stimmung von Beklommenheit hervorzurufen.
Und mit dem Schluss , noch einmal in ihren bersteinfarbenen Augen zu verweilen, verlässt die Dichterin das sachliche Geschehen und versetzt sich selbst in die letzten Augenblicke des Ötzi.
Wirklich gelungen dies!
Gruß Hans
 

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Mitglied
Herzlichen Dank, lieber Hans!

Deine wohlwollende Rückmeldung verschönt mir den Abend. Die großzügig vergebenen
Sterne setzen noch eins drauf. Danke!

Freut mich, dass es dir so gefällt und so ankommt wie erhofft.

Liebe Grüße,
fee
 

sufnus

Mitglied
Hey Fee!
Du scheinst gerade eine kleine Serie mit wagemutigen Menschen zu erstellen, nach Leif Erickson also jetzt der Similaun-Mann. :) Sehr schön ist das! Und das Kupferbeil haben die Häscher immerhin nicht bekommen. Hah!
Bin auf Fortsetzungen gespannt... vielleicht auch mal mit einer abenteuerlustigen Dame? (bin jetzt nicht für flächendeckende, krampfige Quoten, aber beim schönen Geschlecht gibt es ja wirklich hochinteressante Vertreter:innen im Abenteuergewerbe :) ).
LG!
S.
 

Mimi

Mitglied
Auf den Ötzi wäre ich ohne den Hinweis erst nicht gekommen ... aber Dein Gedicht, liebe Fee, funktioniert für mich auch so (oder vielleicht auch deshalb?) prima ... großartiges Kopfkino!

Gruß
Mimi
 

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Mitglied
Herzlichen Dank euch beiden, Mimi und sufnus,

für die schönen Rückmeldungen und Bewertungen! Hab mich sehr darüber gefreut!

Ich wünsch euch ein schönes Wochenende!

fee
 

Perry

Mitglied
Hallo fee,
schön, dass Du dem Ötzi eine Liebe mit "bernsteinfarbenen" Augen beiseite gestellt hast.
So erhält das "Zwei" noch eine übertragene Bedeutung.
Gern mitgesehnt und LG
Manfred
 

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Mitglied
Herzlichen Dank, Manfred,

für das genaue "Hinlesen" und Mitsehnen! Damit machst du mir eine große Freude. ;)

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
fee
 

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Mitglied
Jöh! Herzlichen Dank, lieber Manfred,

fürs Empfehlen! Und auch an dich, lieber Béla, für Lob und Sterne!

Ihr habt mir soeben einen nassgrauwindigen Tag verschönt.

Liebe Grüße,
Claudia
 

Max Neumann

Mitglied
Hallo fee,

das ist Gänsehaut beim Lesen, die Wörter versetzen sich unter die Haut des Ötzis. Beautiful.
Daraus besteht starke Lyrik.

Ich würde nach "verweilen" einen Cut machen. Kannst du mir sagen, wie das Ende gemeint ist? —

wollte noch

einmal zwei
sein
in

ihren

bernsteinbraunen


augen...

Viele Grüße
Max
 

Rachel

Mitglied
Klasse Stoff, wunderbar umgesetzt ... :)

(erinnerte mich an den Film mit J. Vogel aus dem Jahr 2017 Der Mann aus dem Eis ... den fand ich auch großartig.)
 



 
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