Hey Tom,
Ups, wat ham wir denn hier? Einen deiner völlig unverwechselbaren Kommentare!
Fast schon eine kleine Kurzgeschichte. Oder eine kurze Kleingeschichte. Schon erstaunlich, was ein wohlgesetzter Stromschlag anscheinend bewirken kann - diese geschärfte Farb- und Musikwahrnehmung!
Alles flattert irgendwie zusammen und hebt sich wie ein bunter Schwarm von Worten in den Himmel und zieht dort seine Bahnen.
Und ich Blöde kaufe immer diese teuren Drogen auf dem Schwarzmarkt, dabei müsste ich nur einmal in die Steckdose packen!
Nein, im Ernst, danke für deinen
Wahnsinnskommentar!
Wäre doch Geschriebenes etwas Vergängliches, nicht Nachschlagbares, das wäre wirklich schön.
Das hat mich total an die eine Szene im "Liebhaber" von Duras erinnert, in der
kein Foto gemacht wurde. Mal gelesen?
Aber jetzt mal in den Operationssaal. Ich habe alledings auf alles eine (sinnvolle?) Antwort (Frau halt).
Der Blick wird schärfer und es wird irgendwann die gleich dreifach verwendete „Welt“ auffallen auch buntet es sich doppelt gegen Schluss.
Jep, das hat zwei Gründe. Erstens liebt das Urwesen im Menschen ja die Wiederholung, deshalb haben Rituale sich wiederholende Strukturen, Musikstücke Refrains, Gedichte Reime, usw. Und Märchen sind wie kleine Rituale, ganz nah am Urmenschlichen dran. Ich glaube, ich kenne kein einziges Märchen, in dem nicht bestimmte Handlungen oder Erzählstränge wiederholt werden - oft drei Mal. Und da das Gedicht Märchenthemen hat, werden nicht nur "Welt" und "bunt" wiederholt, sondern auch noch "Stückchen Welt" (was zugleich einen Binnenreim erzeugt), und "weiß", und "mein zartes Grün, mein Blau" spiegelt das Gras und den Himmel aus den Quartetten wieder (auch wenn der Himmel da als magentafarben beschrieben wird), und natürlich "Sehnen". Zweitens wird in den Quartetten und den Terzetten ein starker Kontrast zwischen dem Lyri und der Welt aufgebaut. In den Quartetten wird die Welt von einem nicht darin präsenten Lyri eingefangen, in den Terzetten wird umgekehrt das Lyri in die Welt hinausgeworfen. Deswegen macht die Wiederholung der "Welt" m.E. Sinn (wohingegen "Ist" nicht stark genug wäre). Auch das wiederholte "bunt" betont den Kontrast zwischen den nicht mehr bunten Farben des Lyri und der immer noch und ewig bunten Welt.
Auch hat er, (den Doktortitel hat er nicht nur in der Klugschei … rei) nein, als Pathologe hat er natürlich auch etwas gegen „Fleisch + Knochen + Sehnen“ in ihrem eigentlichen Sinne, auch greift er reflexartig zum Telefon, wenn er das Wort Magenta irgendwo hört oder liest.
Och, was hat Herr Doktor denn gegen das arme Magenta?
Aber zugegebenermaßen sind mir die Finger fast an der Tastatur kleben geblieben, als ich das, und auch noch "Lichtprinz" und "Farbenherz" und "weiße Schimmel" tippte
. Aber das musste sein, eben um den Kontrast zu den Terzetten aufzubauen, womit dann auch die unappetitlichen Bilder in den letzten drei Zeilen ihre Berechtigung erhalten (wobei, Märchen
sind doch oft sehr fleischlich und blutig). Und ich brauche die Knochen, um das ambige Sehnen aufzubauen (das würde verlorengehen, wenn ich da Scherben nähme). Jetzt muss ich nur noch überlegen, wo ich den Furunkel einbaue - danke für den Tipp!
Jedenfalls, nochmals vielen Dank für die Beschäftigung mit meinem kleinen Gedicht, und ich freue mich, dass ich dir einen Farbtröpfchenmoment bereiten konnte
. Deine Variante hat auch etwas für sich, und da der Leser immer Co-Autor ist, hat sie auf jeden Fall dieselbe Berechtigung wie meine.
Liebe elektrisierende Grüße
von presque