im hospiz

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Julia P

Mitglied
Hallo Nil,

Du hast aus meinem Gedicht etwas von meiner Weltsicht herausgelesen. Das finde ich sehr spannend. Es sieht so aus, als dass wir mit unseren Worten schon sehr viel über unsere Perspektive aussagen. Was Du vermutest, stimmt. Es ist auch ein Appell, daran zu denken, was Wesentlich ist - was bleibt von uns letztlich.

Ich freue mich sehr, dass Du so tief und einfühlsam in diese Gedanken eindringen konntest. Danke dafür und dass Du mich daran teilhaben liesst. Ciao,

Julia
 

maerchenhexe

Mitglied
liebe Julia,

ich hatte meinen Kommentar auch bewusst offen geschrieben, damit Carlo ihn auch hoffentlich liest. Aber wenn pöbelnde Zeitgenossen irgendwann nur noch ins Leere schreien, werden sie ob dieser Anstrengung immer heiserer und verstummen manchmal. Habe ich schon erlebt.

es grüßt dich lieb

die maerchenhexe
 

Julia P

Mitglied
Hallo Maerchenhexe,

ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass laute, unhöfliche Menschen immer lauter werden, wenn sie keinen Widerspruch hören. Und das nächste Mal werden sie noch lauter und noch unhöflicher. Wenn ich mir Carlos bisherige Posts so ansehe, könnte man einen ähnlichen Eindruck gewinnen. Ich bin gespannt, ob er sich hier noch einmal äußert und wenn ja, ob er seinen Kommentar jetzt anders sieht.

Man muss für das leise und höfliche manchmal kämpfen. Ich bin da gerne dabei. Und du offenbar auch, und das freut mich. Es leben die zarten Töne und der respektvolle Umgang miteinander!

Ciao,

Julia
 

maerchenhexe

Mitglied
liebe Julia,

jawohl, da bin ich ganz klar dabei, denn jeder Autor steckt Herzblut in sein Werk, ob gelungen oder nicht.

lieber Gruß
maerchenhexe
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

ich kann verstehen, wenn ein Text/Autorin angegriffen/kritisiert/unterstellt wird, wenn sie plakativ ist, wenn zu einem Thema (wie z.B. Missbrauch) da rum gereimt noch wird, oder ala BILD-Zeitung behandelt wird.
Hier aber ist es ein kurzer,prägnanter Text, eine Sequenz, die unter die Haut geht. Und niemand weiß doch hier oder bei anderen, was da für eigene Erfahrungswerte drin stecken.

Kritik angebracht dort, wo es absolut notwendig ist.Weil oft eher noch verschönigt wird.
Ich empfand es hier wirklich unpassend.

lG
Sanne
 

Carlo Ihde

Mitglied
So, nachdem nun vielleicht ein bisschen Gras über die Sache gewachsen ist, nun noch ein Beitrag von mir. Ich hab mir eure alle durchgelesen. Ihr habt ein Problem damit, dass ich in Ressentiments spreche und denke und die Vereinnahmung von "Unbeschreibbarem" durch Leute, die damit andere Leute emotional "thrillen" wollen oder auf ihre Seite ziehen wollen, ablehne. Ist mir ehrlich gesagt egal. Egal ist mir nicht, dass im Umkehrschluss meine Abneigung gegen literarisch-geistreiche Ausbeutung von existenziellem Leid damit erklärt wird, dass in Wirklichkeit ICH das pietätlose Geschöpf sei. Jedoch gebieten mir meine Erfahrungen mit sterbenden Menschen, die ich während meiner Arbeitszeit in einer Notaufnahme/Rettungsstelle gemacht habe, niemals das in Texten zu verarbeiten, die ich anderen Menschen frei zugänglich mache. Deshalb muss ich restriktiv dagegen angehen, was zu rüden Kritiken führt, und nur wenn man es nicht genau nehmen WILL, ist es gerechtfertig, dass ein Forenredakteur mich ausblendet, und nur wenn man es nicht genau nehmen WILL, bin ich pietätlos.
Die Bilder, die ich zu sehen bekommen habe, das ehrlich tiefe Leid, dem ich oft hilflos gegenüber stand, der tiefe Schmerz, mit dem Leute offensiv auf mich zu kamen um von mir Halt zu bekommen, den ich eigentlich nicht geben konnte, wenn man die Vermessenheit besitzt und daraus Gedichte macht, sollte man sich selbst nach dem Grad des eigenen Pietätsemfindens fragen. Ich habe nie bestritten, dass der Text handwerklich ganz gut gemacht ist. Aber die Floskeln, die sowohl du liebe Julia als auch die märchenhexe unbesehen und vorurteilsbeladen für mich übrig hatten, die sprechen schon ganz toll ihre eigene Sprache, die zeigen schon, dass ihr euch an diesem Thema nicht uneitel bereichern wollt, damit die Leute euch zukünftig Sensibilität und Geistes- und Farbenreichtum zubilligen, selbst bei den schwierigsten Themen. Rundumschläge gegen Stimmen, die sich nur hauchbreit damit unzufrieden zeigen, fügen sich ganz billig in dieses Gesamtbild. Und deshalb spreche ich Ressentiments aus, weil ihr dem Thema am wenigsten gerecht werdet, wenn ihr drüber schreibt, dafür aber gerecht euch selbst, als Tragik-Empfinder und sonstiges. Es bleibt dabei: wer Erfahrungen mit sterbenden Menschen gemacht hat, der will zwar nicht VERGESSEN, aber er sollte aus dem Schmerz ein stilles Dulden machen, und versuchen, sich in Fügungsgedanken zu üben, sonst wird man wahnsinnig. Echte Leid bleibt unbeschreibbar. Der Platz "zwischen den Zeilen" ist dafür bei weitem nicht ausreichend. Kein Platz wird es je sein. Dabei bleibt es.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Carlo,

weshalb hat dann dieses Werk von dir eine "10" bekommen, d.h.: "für mich zählt dieser Text zu den besten, die ich jemals gelesen habe"?

LG Franka
 

Carlo Ihde

Mitglied
Weil ich, wie gesagt, rein handwerklich nichts daran auszusetzen hatte, als ich mich neulich ganz menschlich besoffen hatte!!! Tolle Bilder, blablabla, fand ich Suff schön, bieten letztendlich aber keine nüchterne Hilfe. Seit wann muss ich mich außerdem rechtfertigen? Ich bin an nichts gebunden, was ich gesagt oder geschrieben habe. Genau wie Sartre. Ich lebe mit meinen Widersprüchen und lasse die Gleichzeitigkeit der Gegensätze als Bedingung und als Umstand der menschlichen Existenz gelten. Wer das nicht versteht, ist selbst Schuld, oder einfach gestrikt. So. Blendet mich doch aus, ist mir egal.
 
S

Stoffel

Gast
Lieber Carlo,

WIE kann man einem Menschen seine Gefühle, Erfahrungen, absprechen? Darüber zu schreiben?
Mit welcher Vermessenheit masst Du Dir DAS an??

*kopfschüttel*

Nun stell Dir mal bitte eines vor: (nur mal Theorie)
Eien Mutter die ihr Kind verlor, schreibt hier.
Und dann...kommt einer wie DU.

hm.

lG
Sanne
 

Carlo Ihde

Mitglied
Liebes Stoffel: wir hatten in der Notaufnahme damals auch schwerverletzte Kinder, deren Mütter vollkommen verzweifelt waren. Die größte Anmaßung wäre, wenn ich über das jetzt hier ein Gedicht schreiben würde. Versteht denn das niemand?
 

Ohrenschützer

Mitglied
wir hatten in der Notaufnahme damals auch schwerverletzte Kinder, deren Mütter vollkommen verzweifelt waren. Die größte Anmaßung wäre, wenn ich über das jetzt hier ein Gedicht schreiben würde. Versteht denn das niemand?
Doch, Carlo, ich kann Deinen Gedanken nachvollziehen. Aber wenn die verzweifelte Mutter ein Gedicht schriebe, wäre das doch keine Anmaßung, oder?

Fragt
__________________
Der Ohrenschützer
 

Carlo Ihde

Mitglied
Wenn die verzweifelte Mutter ein Gedicht schriebe, ist das ihr ur-eigenes Recht, vielleicht sogar ihre Pflicht, wenn es ihr Lebenshilfe bedeutet. Aber ich habe etwas dagegen, wenn dieses Gedicht HIER erscheinen muss, denn die Öffentlichmachung verfolgt eine Intention. Sollte dem Gedicht tatsächlich ein tragischer Todesfall vorausgehen, so ist ein Gedicht, dass dieses durchblicken lässt, von vorherein zum Erfolg bestimmt, der Erfolg bliebe nicht aus, eben weil die Menschen in Scharen herbeieilen und Mitleid heucheln oder auf gleiche Erfahrungen verweisen. Der Erfolg wäre bedingt durch ein Leid, das aus der Begierde entstand, unveränderbar zu sein.

Drüber schreiben: als Betroffener ja. Für sich. Im Privaten.

Veröffentlichen: nein.

Ich habe trotzdem das Gefühl, diesbezüglich und in Sachen Pietät überall auf taube Ohren zu stoßen. Irgendwie sehen leidende Menschen es als ihre Pflicht an, nicht mit sich diskutieren zu lassen, und schon gar nicht über ihre eigene Fehlbarkeit. Ist das zu verstehen?
 

Julia P

Mitglied
Hallo!

Carlo, solange Du von Deinen Eindrücken und Deinen Gefühlen sprichst, ist das OK. Wenn Du aber von jeder und alle sagst und dabei die bisherigen Leute abkanzelst, die sich positiv äußern, kommt mir die Galle hoch.

Du kannst auch gerne dagegen vorgehen, dass ich Deiner Meinung nach "literarisch-geistreiche Ausbeutung von existenziellem Leid" betreibe, aber werde bitteschön nicht beleidigend. Wenn ich Dich richtig verstehe, glaubst Du, das ich jemand bin der "damit andere Leute emotional 'thrillen' will oder auf ihre Seite ziehen will". Dann sagst Du "Irgendwie sehen leidende Menschen es als ihre Pflicht an, nicht mit sich diskutieren zu lassen, und schon gar nicht über ihre eigene Fehlbarkeit. Ist das zu verstehen?"
Wenn Du höflich und sachlich bleibst, wirst Du auch eine entsprechende Antwort bekommen. Ich diskutiere gerne mit Menschen, die den anderen respektieren. In dieser Art werde ich Dir meine Beweggründe nicht offenlegen.

Du schreibst:"von vorherein zum Erfolg bestimmt, der Erfolg bliebe nicht aus, eben weil die Menschen in Scharen herbeieilen und Mitleid heucheln oder auf gleiche Erfahrungen verweisen. Der Erfolg wäre bedingt durch ein Leid, das aus der Begierde entstand, unveränderbar zu sein."
Das sehe ich überhaupt nicht so. Ein schlecht gemachtes Gedicht über das Thema erhält zu Recht schlechte Noten. Auch hier sind die Mit-Teilnehmer dieses Forums keine dumpfen Schafe.

"bieten letztendlich aber keine nüchterne Hilfe" schreibst Du, und zeigst damit, dass Du mein Posting nicht gelesen hast. Ich habe Dir schon einmal geantwortet: "Und den Anspruch, dass sie Schwierigkeiten erleichtern, habe ich nicht." Gilt auch für nüchterne Hilfe anbieten.

Ganz grundsätzlich würde ich niemandem sagen, er soll über dies oder jenes nicht schreiben. Man kann, soll und muss über alles schreiben, poetisch ausleuchten. Ob gut oder schlecht, kann man sich dann (höflich!) streiten.

Die Trotzhaltung "blendet mich aus, ist mir doch egal" zeigt, dass Du nicht der Meinung bist, andere Forenteilnehmer beleidigt zu haben. Schade. Ciao,

Julia
 

Milko

Mitglied
wiederr...

Hallo ,

Carlo bittet um Verständnis !
....
nein , ich fange nicht so an. Ich lese eure Kommentare , denke nach , was ist davon übrig geblieben ?
Bei mir : der Streit über eine "Art von Pietätlosigkeit und "Unverständnis über " Gefühle von Sterbenden / Todkranken und versuchte " Gedankendiktate ", die auch noch moralisch begründet werden..
" Ich habe Leid gesehen , -Notaufnahme !
" Ich war in Indien ,Afrika ,aber auch (BRD)
" ich habe meine Familie verloren
" Ich war selbst "todkrank

deswegen , sage "Ich ,
wie und was ,
zu passieren! hat.
" So
hast du zu fühlen und
Nur So
damit umzugehen.
( Lächerlich muss ich schon sagen !)
abschliessend nochmal zu Herrn "Carlo:
- nur deine Wenigkeit hat einen "Hauch von Pietätlosigkeit in dieses "Thema gebracht.
(begründet von Dir durch bloße Unterstellung :
der Autor "hat keine "Ahnung "davon),und wirklich dümmlicher Vergleichsversuche ! - ich war in der Notaufnahme! tätig ))
....und auch nur deswegen ein " Hauch " , weil eine so
unschlüssige und fast schon verzweifelte Art , seine Meinung provokativ Kund zu tun ,
nicht mehr als einen "Hauch ,an der Wahrhaftigkeit deiner Worte übrig lassen ,und damit letztendlich
keinem "Text"(Schrift)irgendetwas absprechen kann.
Schon gar nicht diesem
"im hospiz"
da kann ich mich nur wiederholen :
Für mich in diesem " Thema und
dieser " Art von Auseinandersetzung
einer der " Besten in der LL
und ich spüre die "Ehrlichkeit & Wahrhaftigkeit "
dieser Worte.( ich weiß das ich mich da nicht täusche , oder Julia ?)
komisch !Carlo , bei der Bewertung (10)stimme ich mit Dir überein.
-Aber wie sagtest du so schön:
was interessiert mich mein Geschwätz von Gestern
gm
 

namaqool

Mitglied
"...Und wer aber wirklich Erfahrungen mit sterbenden Menschen gemacht hat, der kann dieses Zeug nicht lesen, der empfindet das als Hohn..."

diese aussage ist schlichtweg falsch, carlo. du schließt von dir auf andere - und du täuscht dich dabei.
 
S

Stoffel

Gast
Lieber Carlo,

dieser Text ist alles andere als effekthascherisch, noch würdigt er etwas herab, etc.
Vor allem, nochmal: niemand weiß, welche der hier geposteten Texte authentisch sind, die eigenen Erfahrungen eines Autors wiederspiegeln. Drum ist da eher etwas Vorsicht geboten.

Ich rede ungern öffentlich, aber auch ich habe einen Text geschrieben, zwei Jahre nachdem meine Tochter wegen Krebs in der Klinik war. Vielleicht finde ich ihn noch, dann poste ich ihn. Gerne stelle ich mich Deiner Kritik.

lG
Sanne
 

Julia P

Mitglied
Hallo!

Milko, Du willst von Carlo eine Reaktion, nicht von mir. Stimmt das? Meine Meinung dazu habe ich glaube ich deutlich gezeigt. Danke jedenfalls für Eure unterstützenden Kommentare. Von namaqol zum beispiel habe ich in eine andere Tread gerade erfahren, dass er in der Medizin ist. Ciao,

Julia
 

Carlo Ihde

Mitglied
Von mir gibts noch eine Antwort, obwohl auch ich alles gesagt habe.

@Julia: nein ich habe nicht das Gefühl, andere Forenteilnehmer beleidigt zu haben. Aber das mit dem Gefühl ist so eine Sache, vollkommen subjektiv. Ich könnte den zynischen Vergleich ziehen, dass mancher sich unter Stalin auch nicht restriktiv behandelt fühlte. Das hängt in allen Fällen immer mit dem ICH zusammen, das eine Position zu einem Sachverhalt einzunehmen hat. Meine Position gründet sich, trotz aller verbalen Breitseiten, auf einer uneingeschränkten Parteinahme für die Würde des Menschen. Wenn ich um Verständnis werbe, dann nicht für mich und meinen Argumentationsansatz, sondern für die Würde des Menschen, und gerade im Falle des existenzbedrohenden Leides sollte die Person, die es selbst betrifft, das Recht erhalten, nicht Gegenstand einer "Verarbeitung" werden zu "müssen", nur weil man alles und jeden Sachverhalt künstlerisch und poetisch verarbeiten "muss". Wenn der betroffene über sein eigenes Leid schreibt, ist das auch wieder was anderes. Ich denke nicht schwarz-weiß, was mir wiederum unterstellt wurde. Dass die Dinge nicht einfach sind, ist mir klar.

@Milko: ich kann dir leider nicht antworten, weil mich dein Text mal wieder total verstört hat. Worum ging es nochmal? Irgendwie fragtest du, was denn nun nach allem hin und her übrig bleibt. Ich glaube, du wolltest die Pietätlosigkeit sogar erst durch mich ins Spiel gebracht wissen. Falsch. Wer nur ein Stück weit Empathie besitzt, dem ist es möglich, meiner Argumentation zu folgen. Aber wie gesagt: eigentlich kneifen viele davor, verbieten es, mit sich reden zu lassen, und im Endeffekt spielen sie meine Erfahrungen, von denen sie genauso wenig wissen wie ich über die ihren, gegen ihre Erfahrungen aus. Da beißt sich die Katze in ihren sprichwörtlichen..., und deshalb ist für mich jetzt hier Schluss.
 



 
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