So, nachdem nun vielleicht ein bisschen Gras über die Sache gewachsen ist, nun noch ein Beitrag von mir. Ich hab mir eure alle durchgelesen. Ihr habt ein Problem damit, dass ich in Ressentiments spreche und denke und die Vereinnahmung von "Unbeschreibbarem" durch Leute, die damit andere Leute emotional "thrillen" wollen oder auf ihre Seite ziehen wollen, ablehne. Ist mir ehrlich gesagt egal. Egal ist mir nicht, dass im Umkehrschluss meine Abneigung gegen literarisch-geistreiche Ausbeutung von existenziellem Leid damit erklärt wird, dass in Wirklichkeit ICH das pietätlose Geschöpf sei. Jedoch gebieten mir meine Erfahrungen mit sterbenden Menschen, die ich während meiner Arbeitszeit in einer Notaufnahme/Rettungsstelle gemacht habe, niemals das in Texten zu verarbeiten, die ich anderen Menschen frei zugänglich mache. Deshalb muss ich restriktiv dagegen angehen, was zu rüden Kritiken führt, und nur wenn man es nicht genau nehmen WILL, ist es gerechtfertig, dass ein Forenredakteur mich ausblendet, und nur wenn man es nicht genau nehmen WILL, bin ich pietätlos.
Die Bilder, die ich zu sehen bekommen habe, das ehrlich tiefe Leid, dem ich oft hilflos gegenüber stand, der tiefe Schmerz, mit dem Leute offensiv auf mich zu kamen um von mir Halt zu bekommen, den ich eigentlich nicht geben konnte, wenn man die Vermessenheit besitzt und daraus Gedichte macht, sollte man sich selbst nach dem Grad des eigenen Pietätsemfindens fragen. Ich habe nie bestritten, dass der Text handwerklich ganz gut gemacht ist. Aber die Floskeln, die sowohl du liebe Julia als auch die märchenhexe unbesehen und vorurteilsbeladen für mich übrig hatten, die sprechen schon ganz toll ihre eigene Sprache, die zeigen schon, dass ihr euch an diesem Thema nicht uneitel bereichern wollt, damit die Leute euch zukünftig Sensibilität und Geistes- und Farbenreichtum zubilligen, selbst bei den schwierigsten Themen. Rundumschläge gegen Stimmen, die sich nur hauchbreit damit unzufrieden zeigen, fügen sich ganz billig in dieses Gesamtbild. Und deshalb spreche ich Ressentiments aus, weil ihr dem Thema am wenigsten gerecht werdet, wenn ihr drüber schreibt, dafür aber gerecht euch selbst, als Tragik-Empfinder und sonstiges. Es bleibt dabei: wer Erfahrungen mit sterbenden Menschen gemacht hat, der will zwar nicht VERGESSEN, aber er sollte aus dem Schmerz ein stilles Dulden machen, und versuchen, sich in Fügungsgedanken zu üben, sonst wird man wahnsinnig. Echte Leid bleibt unbeschreibbar. Der Platz "zwischen den Zeilen" ist dafür bei weitem nicht ausreichend. Kein Platz wird es je sein. Dabei bleibt es.