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Kategorie: Historischer Roman

Antonio Carrido: Der Totenleser

Antonio Carrido: Der Totenleser

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Bei der Arbeit auf dem Feld findet Song Ci die Leiche des alten Shang. Der Mörder hat den Kopf vom Leib getrennt. Richter Feng, der angereist ist, um Cis Vater, einen ehemaligen Mitarbeiter, der in der Trauerzeit befindet, einen Besuch abzustatten, sieht sich den Toten im Lagerhaus von Bao-Pao an, obwohl es nicht sein Amtsbereich ist. Ci assistiert ihm. Bald steht fest, dass es sich um einen Raubmord gehandelt haben muss. Die Spuren führen zu Cis Bruder Lu, der den Mord unter grausamer Folter schließlich gesteht. Ci ist entsetzt. Er versucht, sich für seinen Bruder einzusetzen. Eine hohe Summe könnte es möglich machen, die Todesstrafe in Verbannung umzuwandeln.

Doch der Handel mit dem Hüter der Weisheit, der offenbar ein geldgieriger Betrüger ist, bringt Ci in große Schwierigkeiten. Als dann auch noch sein Elternhaus nach einem Blitzschlag abbrennt, erwägt er die Flucht. Seine kleine Schwester, die einzige Überlebende des schrecklichen Unglücks, nimmt er mit sich. Sein Wunsch ist es, weiter in Lin’an zu studieren, so wie Richter Feng es angeboten und sein Vater ausgeschlagen hat. Ci hat Talent, doch er ist nun ein gesuchter Betrüger und Dieb. Er ist mittellos und muss dennoch für seine kranke Schwester sorgen. Und Richter Feng ist auf Reisen und für lange Zeit unerreichbar für Ci.

Die Geschichte spielt in China um das Jahr 1200. Es ist die Zeit der Song-Dynastie unter Kaiser Nin Zong. Im Buch geht es um den Lebensweg Songs Cis, der als erster Forensiker der Geschichte gesehen werden kann. Der Autor hat ausführlich recherchiert und so ist ein Buch entstanden, das faszinierender nicht sein könnte. Cis Lebensweg ist geprägt von Schicksalsschlägen. Seine Fähigkeiten rufen Neider auf den Plan. Und so ist er bald verstrickt in eine Intrige am Hofe des Kaisers, in der es um Macht und Ansehen geht und die Verschleierung von Betrug. Ci hat diesem Netz aus Lügen nichts entgegen zu setzen. Er vermag zunächst nicht hinter die Fassade zu sehen. Genauso wenig wie der Leser. Und so wendet sich das Blatt ein ums andere Mal. Das erzeugt eine ungeheure Spannung.

Der Autor versteht es, eine Geschichte lebendig werden zu lassen. Man kann sich perfekt in das Geschehen hineinversetzen. Es ist Art des Autors zu erzählen, die begeistert. Als Leser ist man mittendrin, wird mitgerissen und immer wieder zum Staunen gebracht.

Rezension von Heike Rau

Antonio Carrido
Der Totenleser
Aus dem Spanischen von Julika Brandestini und Enno Petermann
640 Seiten, gebunden
Rütten & Loening
ISBN-10: 3352008418
ISBN-13: 978-3352008412
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Sabine Martin: Die Henkerin

Sabine Martin: Die Henkerin

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Die de Bruce, eine Adelsfamilie, und die Wilhelmis, eine Kaufmannsfamilie, sind erzverfeindet seit vielen Jahrzehnten. Als der Sohn von Ottmar de Bruce getötet wird, kann der nicht mehr an sich halten und schwört sich, alle Wilhelmis ohne Ansehen von Alter und Geschlecht zu töten. Das gelingt ihm. Bis auf die zehnjährige Melisande. Zwischen all den Toten hatte jemand das kleine Mädchen in die Büsche gezerrt und vor den Häschern von de Bruce in Sicherheit gebracht. Weil diese das Kind gar nicht bemerkt hatten, berichteten sie stolz ihrem Herrn von der gesamten Ausrottung der Kaufmannsfamilie. Ottmar de Bruce aber bleibt skeptisch, ohne genau zu wissen, warum. Vielleicht nur, weil er nicht dabei war?

Melisande wurde von Raimund, dem Henker von Esslingen, gerettet. Um sie weiterhin zu schützen, gibt er sie in der Stadt als seinen stummen Neffen aus und lehrt ihr das Henkershandwerk.

Fünf Jahre später trifft den Henker unverhofft der Schlag. Schneller als gedacht muss Melisande in seine Fußstapfen als Henker treten. Den Ratsherren gefällt das zwar nicht, aber da Not am Manne ist und sie wissen, dass Melchior (alias Melisande) eine sehr gute Ausbildung genoss, lassen sie ihn zunächst wirken.

Melisande, die sich nach der Hinmetzelung ihrer Familie geschworen hatte, Ottmar de Bruce ebenfalls zu richten, wird zufällig von diesem beauftragt, ihm das Köpfen mit dem Schwert beizubringen. Melchiors Perfektion in diesem Bereich hat sich trotz seiner Jugend bereits herumgesprochen. Melisande sieht dies als ihre Chance, ihre Rache wahr werden zu lassen.

Der im 14. Jahrhundert spielende Roman von dem Autorenpaar Sabine Klewe und Martin Conrad (Pseudonym: Sabine Martin) ist Unterhaltung und Spannung pur. Dem Genre des historischen Romans entsprechend werden Bilder in die Köpfe der Leser projiziert, die das Mittelalter lebendig werden lassen. Dafür haben die Autoren eine Sprache, einen Stil gefunden, der mit besonders unverbrauchten Vergleichen die Bilder entstehen lässt. Sie bleiben umso besser im Kopf hängen und sind immer wieder abrufbar. Beispielsweise, wenn es um die Schmerzen eines gewaltsam gebrochenen Fußes geht oder die süße Erinneruing an eine Kindheit, in der die Bachläufe der Gegend in Stauseen verwandelt wurden.

Geschickt wurden die einzelnen Figuren in individuelle Handlungen verstrickt, sodass als Leser viele spannende Nebenhandlungen zu bewältigen sind, bevor „des Pudels Kern“ aufgedeckt wird. Es sind abenteuerliche Nebenhandlungen, die das Salz eines historischen Romans bilden. Wer das Buch mit Spannung liest, wird anschließend ebenso gespannt auf „Die Tränen der Henkerin“ warten, was für Frühjahr 2013 angekündigt ist.

Martin, Sabine
Die Henkerin
Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach
ISBN-10: 3404166329
ISBN-13: 978-3404166329

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Silvio Huonder: Die Dunkelheit in den Bergen

Silvio Huonder: Die Dunkelheit in den Bergen

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Hostetter und Rauch freuen sich wieder in die Heimat zu kommen. Lang waren die beiden Söldner fort. Als sie in Chur ankommen, ist es schon spät. Einlass soll ihnen nur über eine Gebühr gewährt werden. Da gehen die beiden doch lieber heimlich über die Mauer. Aus dem dahinter befindlichen Sennhof ist allerdings mittlerweile eine Strafanstalt geworden. Der Bündner Polizeidirektor und Verhörrichter Baron Johann Heinrich von Mont schaut sich die beiden Einbrecher höchstpersönlich an. Nachdem beide glaubwürdig versichert haben, Einheimische zu sein, werden sie gleich eingespannt. Zwei Weiber und ein falscher Arzt sind aus der Strafanstalt ausgebrochen und nun auf der Flucht. Hostetter und Rauch sollen die Verfolgung aufnehmen.

Bald macht allerdings eine weitere Neuigkeit die Runde und die Pläne müssen geändert werden. In der Weihermühle in Banaduz sind schreckliche Morde geschehen. Der Müller selbst, seine Magd und eine gerade zu Besuch weilende frühere Magd wurden umgebracht. Es ist, als hätte der Teufel hier gewütet. Verdächtigt wird sofort der Uhrmacher Franziskus Rimmel. Seine Axt könnte die Tatwaffe sein. Kurzerhand werden Hostetter und Rauch vom Polizeidirektor zu Landjägern ernannt. Sie sollen den Flüchtigen ergreifen und zurückbringen.

Silvio Huonder hat für dieses Buch einen historischen Kriminalfall aus dem Jahre 1821 literarisch aufgearbeitet. Es geht um einen dreifachen Mord. Vielleicht wäre die Sache im Sande verlaufen, wenn der sympathische Verhörrichter es sich nicht auf die Fahnen geschrieben hätte, unnachgiebig für Recht und Ordnung zu sorgen. Mit gebotener Härte geht er gegen Diebe und Mörder vor. Mit Hostetter und Rauch holt er sich zwei zuverlässige Landjäger an die Seite.

Die Handlung wird zügig vorangetrieben. Der Autor hält sich kaum mit Nebensächlichkeiten auf, lässt lieber Tatsachen sprechen. Ein bisschen ausgeschmückt wird die Geschichte aber schon, da wo es nötig ist und auch, um den handelnden Personen Leben einzuhauchen.

Es ist ein sehr spannendes Buch. Es zeigt, wie schwierige es in den abgelegenen Bergdörfern war, einem Täter auf die Schliche zu kommen, ihm habhaft zu werden, sein Motiv zu ergründen und die Tat zu beweisen.
Vieles bleibt rätselhaft und ungeklärt. Das verstärkt die schauerliche und unheilvolle Stimmung, die der Autor mit seinem Schreibstil herbeiruft. Der Titel ist also sehr treffend gewählt und auch das Cover passt sehr gut.

Rezension von Heike Rau

Silvio Huonder
Die Dunkelheit in den Bergen
224 Seiten, gebunden
Nagel & Kimche
ISBN-10: 3312005426
ISBN-13: 978-3312005420

Bartlomiej Rychter: Die Bestie von Sanok

Bartlomiej Rychter: Die Bestie von Sanok

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Was dem Ratsherrn Skwierzyński nahe der Klostermauer geschehen ist, könnte die Tat eines Wolfes gewesen sein. Dass die Verletzungen von einem Tier stammen, davon geht Dr. Karol Zaleski aus. Er glaubt jedoch auch menschliche Spuren ausmachen zu können. Borys Pasterniak, Hauslehrer bei Dr. Karol, platzt um Haaresbreite in die Autopsie hinein und wird entdeckt. Wie viel mag er wohl vor der Tür erlauscht haben?

Apotheker Anzelm Ochmański geht Borys nach. Er glaubt, dass der junge Hauslehrer, Aufschluss geben kann, was die Geschehnisse betrifft, zumindest weiß er von dessen Fähigkeiten, manche Dinge ein wenig anders zu sehen.
Polizeikommissar Ludwig Wittenbacher sieht die Sache realistisch. Er glaubt, dass den Ratsherrn so spät am Abend ein Räuber überfallen haben könnte. Möglicherweise hatte der Ratsherr sich nicht zur Wehr setzen können, weil er zu betrunken war. Bewusstlos lag er dann da, so dass sich streunende Hunde über ihn hergemacht haben.

Die Gerüchteküche brodelt jedoch munter weiter und schon bald spricht die ganze Stadt von dem Mord, glaubt sogar einen Werwolf dafür verantwortlich machen zu können. Aber was soll der Kommissar diesem vorwitzigen Redakteur von der Sanoker Zeitung erzählen? Ganz geschickt versucht Wittenbacher, diesen Kaszycki für seine Zwecke einzuspannen.

Professor Joachim August Hildenberg aus Wien kommt in Sanok gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Mord an. Der Gelehrte ist zu Gast im Hause Zaleski und zeigt großes Interesse an den Geschehnissen. Er gibt vor, bei den Ermittlungsarbeiten behilflich sein zu wollen. Doch Borys entdeckt etwas im seinem Zimmer, das nicht gerade für den fremden Herrn spricht.

Der historische Krimi spielt im Jahre 1896 im kleinen verschlafenen Städtchen Sanok in den Karpaten. Geschichte wird hier lebendig gemacht, und fungiert als gut recherchierter Rahmen, in dem jede Kleinigkeit zeitgemäß wirkt.

Mit der Ruhe in Sanok ist es vorbei, als der erste ungeheuer grausame Mord geschieht. Gerüchte und Geschwätz, Aberglauben und Volksglauben sorgen für eine unheimliche Stimmung. Die Angst geht um. Das macht der Autor mit seiner Wortwahl auch für den Leser greifbar.

Dr. Zaleski, Professor Hildenberg und auch Borys Pasterniak sind da schon realistischer veranlagt. Sie glauben nicht, dass eine Bestie aus dem Wald nach Sanok hereinkommt, um wahllos Leute umzubringen. Diese Gegensätzlichkeit im Denken der Menschen, auch zwischen armer und wohlhabender Bevölkerung, wird gut dargestellt. Wobei anfangs natürlich keiner weiß, womit man es zu tun hat.

Zunächst verläuft die Geschichte noch recht gedämpft. Die Spannungskurve steigt aber immer weiter an. Man spürt das Unheil nahen. Nach und nach wird klar, dass der Mörder, der wie ein Tier mordende Serienmörder, gezielt vorgeht und es auf bestimmte Personen abgesehen hat. Doch die Zusammenhänge sind derart undurchsichtig, dass man wirklich gespannt darauf ist, wie der Autor diesen Krimi auflösen wird.
Das Ende kann sich sehen lassen. Es beschließt eine wirklich grandios ausgedachte Geschichte auf perfekte Art und Weise.

Rezension von Heike Rau

Bartlomiej Rychter
Die Bestie von Sanok
Schauerlich Morde in den Karpaten
Historischer Kriminalroman
368 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213310
ISBN-13: 978-3423213318
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Lea Korte: Die Maurin

Lea Korte: Die Maurin

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Exotisch, orientalisch, bezaubernd, temperamentvoll, spannend, zärtlich – das sind nur einige Attribute, mit denen man diesen historischen Roman von Lea Korte und/ oder seine Protagonistinnen beschreiben kann. Im Andalusien des 15. Jahrhunderts herrschen erbitterte Kämpfe zwischen den Muslimen und Christen, die nicht spurlos am Leben der Maurin Zahra vorbei gehen. Sie ist Hofdame und Vertraute der Hauptfrau des mächtigen Emirs, ihre Familie gehört zum engeren Kreis der Herrschersfamilie. Die junge Zahra gerät dabei zwischen die Fronten in ein barbarisches Spiel aus Intrigen und Machtkämpfen. Ihre Liebe zu dem christlichen Kastilier Gonzalo bringt sie schließlich in tödliche Gefahr. Aber nicht nur diese Liebe, sondern auch der Umstand, dass sie selbst zu einem Viertel von einer Christin abstammt, sorgt für Ungemach. Ihre Halbgeschwister werden zu erbitterten Feinden der eigenen Familie.

Der 650 Seiten starke Wälzer zeigt ein etwas anderes Mittelalter, als man ansonsten von vielen historischen Roman gewohnt ist. Die orientalische Note auf der iberischen Halbinsel, die über acht Jahrhunderte von dem maurischen Volk beherrscht wurde, lässt beim Lesen scheinbar sanfte orientalische Klänge im Ohr säuseln und an die Märchen von 1001 Nacht denken.

Lea Korte hat die fiktive Handlung geschickt mit den historischen Fakten verbunden. Ihre bildhafte Beschreibung erinnert an die blumenreiche Erzählweise der Orientalen und lässt Bilder aus 1001 Nacht im Kopf entstehen. Über die Handlung hinaus sind die ergänzenden Anmerkungen am Ende des Romans eine sehr gute Hilfe beim Verständnis der historischen Zusammenhänge. So fehlt ein Glossar ebenso wenig wie ein Literaturverzeichnis mit weiterführenden Quellen. Eine Zeitleiste und die beiden Stammbäume der maurischen und der christlichen Herrscherfamilien der damaligen Zeit hilft der Orientierung des Lesers.

„Die Maurin“ ist ein exotisch, faszinierender Roman, der das europäische Mittelalter der iberischen Halbinsel in den Mittelpunkt stellt. Er ist Abenteuer- und Liebesroman zugleich, bei dem Arglist und Treue ausgewogen miteinander spielen. Man darf auf weitere Romane dieser Art von Lea Korte gespannt sein.

Korte, Lea
Die Maurin
672 Seiten, broschiert
Knauer Tb, München
ISBN-10: 3426502305
ISBN-13: 9783426502303

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Holger Karsten Schmidt: Isenhart

Holger Karsten Schmidt: Isenhart

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Von einem Fremden wird das tote Neugeborene zum Leben erweckt. Man sieht es mit Bestürzung. Dennoch kann der Fremde mit Drohungen erreichen, dass sich jemand um das Kind kümmert, bevor er geht. Wer der Unheimliche ist, bleibt im Dunkeln.

Walther von Ascisberg ist dem Fremden auf der Spur und kommt zu spät. Was geschehen ist, kann er nicht hinnehmen. So tötet er das Kind. Doch sogleich bereut er es. Ihm gelingt es, den Kleinen wieder ins Leben zurückzuholen, in dem auch er ihm etwas von seiner Seele einhaucht, genau wie der Fremde.
Walter von Ascisberg nimmt den Jungen mit sich. Er übergibt ihn dem Burgherren Sigimund von Laurin, der ihn in der Familie seines Schmieds in Obhut gibt. Hier wächst Isenhart auf, ohne Kenntnis seiner Vergangenheit, während Walther von Ascisberg weiter lenkend in sein Leben eingreift. Er sorgt dafür, dass der heranwachsende Junge, der die Kunst des Schmiedhandwerks erlernt, zusätzlich Unterricht bei Pater Hieronymus erhält. Isenhart lernt mit Konrad zusammen, dem Sohn des Burgherrn. In die Tochter von Sigimund von Laurin verliebt er sich. Heimlich trifft er sich mit Anna. Doch sie wird ihm wieder genommen. Durch Mord. Isenhart findet sie mit herausgerissenem Herzen im Wald. Man kommt dem Täter schnell auf die Spur. Doch Alexander von Westheim weist alle Schuld von sich. Er bezichtigt den Abt des Klosters von Mullenbrunnen seine Hände im Spiel zu haben.

Schon dieser Anfang verspricht Spannung. Tatsächlich werden alle Erwartungen überboten. Der Mittelalterkrimi hat es in sich. 1171 beginnt die Geschichte mit Geburt, vermutetem Tod und Wiedergeburt Isenharts. Wer sein Vater ist, bleibt zunächst im Dunkeln und auch warum der Gelehrte Walther von Ascisberg sich seiner annimmt. Das untote Kind steht unter seinem Schutz. Das Privileg der Bildung kommt dem jungen Isenhart zu, der sich als ausgesprochen intelligent und wissensdurstig erweist. Doch das Glück scheint nicht auf seiner Seite. Seine junge Geliebte wird ermordet. Isenhart setzt alles daran, den Mörder zu finden. Diese Suche dauert das ganze Buch an. Denn der Mörder ist überaus raffiniert. Er versteht seine Identität perfekt zu verschleiern und er mordet unter diesem Deckmantel weiter.

Die Geschichte wird mit Perfektion im Schreibstil erzählt. Die Sätze fließen ineinander. Die Ausdrucksweise des Autors fasziniert. Detailreich, aber ohne sich in den Details zu verlieren, wird erzählt. Man könnte keinen einzigen Satz streichen. Man liest nicht nur, man erlebt die Geschichte mit. Man wird hineingezogen, interessiert und begeistert. Jeder einzelne Charakter überzeugt, auch die weniger bedeutenden sind gut ausgearbeitet.

Die Handlung ist gut ausgedacht und überzeugend konstruiert. Immer wieder wird man mit spektakulären Wendungen überrascht. Isenhart wird vom Mörder mehr als einmal getäuscht und der Leser mit ihm. Am Ende fügt sich eins ins andere. Der Mittelalterkrimi wird überaus spannend aufgelöst. Von Anfang bis Ende ein sensationell gutes Buch!

Rezensionen von Heike Rau

Holger Karsten Schmidt
Isenhart
816 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10: 3462043323
ISBN-13: 978-3462043327
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Rebecca Gablé: Der dunkle Thron

Rebecca Gablé: Der dunkle Thron

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Der vierzehnjährige Nicholas of Waringham ist 1529 im Schulinternat bei Sir Thomas More, einem engsten Vertrauten des Königs Henry VIII. Eigentlich hat er keine Lust zu lernen. Der junge Mann fühlt sich mehr zur praktischen Arbeit berufen denn zu den geistigen Künsten. Da erreicht ihn der Ruf, er solle zur Klärung einiger Dinge um seinen Vater Jasper, der kurz davor steht, beim König in Ungnade zu fallen, nach Waringham zurückkehren. Ob seiner Einstellung zum Lernen gegenüber ist er nicht traurig über diesen Ruf. Allerdings stimmt ihn der Grund bedenklich. Er soll seinen Vater überreden, seine ketzerische Meinung zurück zu halten und nicht überall kund zu tun. Doch es hilft nichts. Jasper wird von Cromwell verhaftet, im Verlies gefoltert und stirbt kurze Zeit darauf. Nick erbt die Baronie und muss sich nun gegen seine Stiefmutter und deren Familie durchsetzen. So gelangt er in ein ungeheures Intrigenspiel am und um den königlichen Hof.

Faszinierend sind die fiktiven Personen mit den historischen Personen verknüpft. Intelligent und spannend hat die Autorin die fiktive Geschichte in all die weißen Löcher der englischen Geschichtsschreibung gewoben, so dass eine gewaltige Mischung aus historisch belegten Fakten und erfundenem Abenteuer entstand. Da wundert es nicht, dass viele Details vom Hofe der Tudors des 16. Jahrhunderts ohne Mühe recherchierbar sind. Die Handlung ist im Herrschaftszentrum des Hofes genauso angesiedelt wie im damaligen Parlament, die Auflösung der Klöster durch Cromwell, die Hinrichtung der zweiten Gattin Henrys VIII., seine weiteren Ehen und Liebschaften. Überall ist ein Waringham mittendrin. Das ist so nah an der Realität, dass manch ein Leser in Versuchung geraten könnte, nach dem Adelsgeschlecht derer zu Waringham zu recherchieren. Andersherum gesagt, mag es für den Leser vielleicht schwieriger sein, die fiktiven Ereignisse herauszufinden. Es ist beinahe schade, dass es die Waringhams nicht tatsächlich gibt. Aber glücklicherweise gibt es Rebecca Gablé, die sich um die Nachkommen der Waringhams wohl weiterhin wird kümmern müssen.

Das Netz der Intrigen wurde von der Autorin so geschickt konstruiert, dass der Leser unwillkürlich jede Figur, die im Roman in Erscheinung tritt, nur noch argwöhnisch beäugen kann. Schon nach kurzer Zeit wird ihm der Gedanke nicht aus dem Sinn kommen, dass die äußerst sympathisch erscheinende Figur vielleicht doch etwas Hinterlistiges vorhat. Er erlebt damit ein unablässiges Wechselbad der Gefühle, die sich beim Lesen des Romans auf einer Achterbahn zu befinden scheinen.

Wer sich etwas in der englischen Geschichte auskennt, der kennt zwar den Ausgang dieser Geschichte, zumindest den historischen. Denn daran hat die Autorin nicht gerüttelt, aber offen bleibt die Zukunft der Waringhams. Die Spannungsbögen innerhalb der 960 Seiten um Nicholas of Waringham, der wegen seines Versprechens zum Schutzbefohlenen von Prinzessin Mary, der ersten Tochter Henrys VIII., geworden ist, sorgen für ein rasches Durchkommen durch so viel geballte Geschichte im doppelten Sinne.

Höchst empfehlenswert ist dieser Roman ohnehin, und dennoch mögen auch die persönlichen Worte von Rebecca Gablé am Ende beeindrucken, in welchem Sie einige kleine Geheimnisse ihrer akribischen Arbeit preisgibt.

Gablé, Rebecca
Der dunkle Thron
960 Seiten, gebunden
Ehrenwirth Verlag
ISBN-10: 3431038409
ISBN-13:978-3431038408

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Christopher Ross: Der Ring der McCallums

Christopher Ross: Der Ring der McCallums

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Kathie McCallum lebt nach dem Tod ihres Vaters wieder im Elternhaus bei ihrer Mutter, auch um dieser in ihrem Blumenladen zu helfen. Nun hat Kathie noch einen Job als Fremdenführerin in der Dunblane Cathedral angenommen. Schon am ersten Tag führt sie Reisegruppen durch die Kathedrale. Unter den Besuchern ist ein Mann, der sie vom ersten Augenblich fasziniert. Und auch er scheint von ihr angetan zu sein. Er verwickelt sie in ein Gespräch und lädt sie zum Abendessen ein. Kathie willigt ein. Dann kümmert sie sich erst einmal wieder um ihre Arbeit. Auf der Suche nach einem verlorengegangene Rosenkranz entdeckt sie eine Tür, einer Geheimtür, die möglicherweise nach draußen führt. Beim Öffnen der Tür, wird sie von einer Rückführung überrascht, die sie ins Jahre 1314 führt und Kathie wird bewusst, dass sie schon einmal gelebt hat.

Catharine ist die Tochter des Earls of McCallum, doch trotz seiner Strenge mag sie sich ihm nicht unterordnen. Ohne Erlaubnis verlässt sie Mulberry Castle, um am Ufer des Lochs einen Ausritt zu unternehmen. Glücklicherweise begegnet sie keiner Vorhut der Engländer, wie ihr Vater befürchtet. Dafür aber dem Tempelritter Cameron Dunbar, der in einer geheimen Mission unterwegs ist und in den sie sich verliebt. Diese Liebe kann natürlich keine Erfüllung finden.
Ewan McNair, ein treuer Gefolgsmann ihres Vaters reagiert trotzdem mit Eifersucht. Wenig später wird der Tempelritter des Diebstahls bezichtigt und tatsächlich findet man in seinen Satteltaschen den bedeutungsvollen Ring der McCullums. Obwohl Cameron Dunbar seine Unschuld beteuert, kommt er in den Kerker. Catherine gelingt es, ihn daraus zu befreien und mit ihm in die Highlands zu fliehen.

Die Geschichte, die vor allem in der Vergangenheit spielt, ist abenteuerlich und sehr romantisch. Wobei man sich in den Schreibstil erst einlesen muss. Was anfangs inhaltlich nicht so ganz überzeugt, entwickelt dann immer mehr Spannung. Besonders als Cameron und Catherine auf der Flucht sind. Nicht nur, dass die beiden Verfolger fürchten müssen, auch in die Hände des verfeindeten Douglas-Clans dürfen sie auf keinen Fall geraten. Obwohl die beiden nicht für einander bestimmt sind, wird ihre Liebe immer tiefgreifender, aber eben auch tragischer. Auch dies wird sehr gefühlvoll in Worte gefasst.

Es ist kein klassisches Zeitreiseabenteuer, auch wenn man das nach der Lektüre des Klappentextes annehmen könnte. Kathie reist nicht persönlich ins 14. Jahrhundert. Vielmehr erlebt sie in einem der Ohnmacht ähnlichen Zustand die Vergangenheit wie in einem Traum. Erkennt, dass sie schon einmal gelebt hat und wer der Fremde ist, dem sie in der Gegenwart wiederbegegnet, so dass sich der Kreis schließt. Die Geschehnisse in diesen Rahmen zu stellen gefällt gut.

Rezension von Heike Rau

Christopher Ross
Der Ring der McCallums
304 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter
ISBN-10: 3800055929
ISBN-13: 978-3800055920
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Mary Hooper: Totenmädchen

Mary Hooper: Totenmädchen

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Anne Green kann ihren derzeitigen Zustand nicht begreifen. Sie fühlt sich, als wäre sie in der Dunkelheit lebendig begraben. Vielleicht fühlt es sich so an, tot zu sein? Zu keiner Bewegung fähig, sind ihr nur ihre Gedanken geblieben.
So ruft sie sich ihr bisheriges Leben ins Gedächtnis. Rekapituliert noch einmal die Geschehnisse bis zur Hinrichtung.

Wie konnte Anne, das einfache Dienstmädchen, nur so dumm sein und Master Geoffreys falsche Versprechen glauben? Sie hoffte, dass er sie zu seiner Frau machen würde, bis sie erfährt, dass er beabsichtigt eine andere zu heiraten. Doch da ist es bereits zu spät. Anne ist schwanger. Master Geoffrey will davon natürlich nichts wissen. Längst hat er sich von Anne abgewendet. So schweigt sie, bis das Kind viel zu früh und nicht lebensfähig auf die Welt kommt. Sir Thomas Reader, der Dienstherr Annes versucht zu vertuschen, dass sein Enkel damit etwas zu tun hat. Anne wird wegen Kindstötung zum Tode verurteilt und gehängt. Ihre Leiche wird vom medizinischen Labor der Universität beansprucht.

Die Sektion der Leiche findet im Hause des Apothekers Clarke in Oxford statt. Namhafte Mediziner sind anwesend und auch einige Studenten des New College, darunter Robert Matthews. Er ist es auch, der ein erstes Lebenszeichen an Anne entdeckt. Lebendig ist sie aber keinesfalls. Vielleicht in einem Zustand zwischen Leben und Tod. Den Umständen ist es zuzuschreiben, dass es noch eine ganze Zeit dauert, bis die Ärzte handeln. Robert Matthews dokumentiert, wie die Ärzte versuchen, Anne ein echtes und glaubwürdiges Lebenszeichen abzuringen.

Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Anne Green wurde 1650 wegen Kindstötung gehängt und hat überlebt. Mit dem Buch hat die Autorin dem „Totenmädchen“ eine Stimme gegeben. Denn sie schildert die Geschehnisse aus der Sicht des jungen Mädchens, die sich in einem Zustand zwischen Leben und Tod zurückerinnert, während die die Sektion vorbereitet wird. Mehr zu den geschichtlichen Hintergründen kann man im Nachwort nachlesen.

Es ist eine beeindruckende, sehr bewegende Geschichte entstanden, von der man von vorne herein weiß, wie sie ausgehen wird. Diese Tatsache nimmt aber nicht die Spannung weg. Man möchte in aller Ausführlichkeit wissen, wie Annes kurzes schicksalhaftes Leben als einfaches Dienstmädchen bisher verlief und wie es schließlich zu diesem erschreckenden Todesurteil kommen konnte.
Die Autorin hat sehr einfühlsame Worte gefunden, um zu beschreiben, was geschah. Auch wie Anne wieder ins Leben findet, wird sehr feinfühlig dargestellt. Hier spielt Student Robert Matthews eine wichtige Rolle, der die Lebenszeichen richtig deutet und sich über alles wünscht, dass Anne ins Leben zurückfindet.
„Totenmädchen“ ist ein wirklich überzeugender historischer Roman, den Fans dieses Genres sich nicht entgehen lassen sollten.

Rezension von Heike Rau

Mary Hooper
Totenmädchen
Aus dem Englischen von Alexandra Ernst
320 Seiten, broschiert
cbj, München
ISBN-10: 3570400727
ISBN-13: 978-3570400722
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Charles Sealsfield: Häuptling Tokeah und die Weiße Rose

Charles Sealsfield: Häuptling Tokeah und die Weiße Rose

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Die Oconees haben sich zurückgezogen in ein unbewohntes und unwegsames Gebiet. Doch unaufhaltsam rücken die Siedler vor.
Der junge Mann wäre wohl an seinen Verletzungen, zugefügt durch einen Alligator, gestorben. Aber Canondah und Rosa nehmen sich seiner an. Der Miko, der Häuptling der Oconees, ist mit seinen Männern zur Herbstjagd aufgebrochen. Die jungen Frauen fürchten, dass er ihre Hilfe nicht gutheißen wird, bieten dem Fremden dennoch ihre Gastfreundschaft an.
James Hodges, ein britischer Seemann behauptet, von Seeräubern überfallen worden und später geflüchtet zu sein. Den Häuptling des Salzsees, dem Rosa versprochen ist, bezeichnet der Brite als Dieb und Mörder. Das führt zu Unstimmigkeiten.
Canondah, die Tochter des Häuptlings, könnte sich vorstellen, dass er bleibt und Rosa zu sich nimmt, die ebenfalls eine Weiße ist. Auch sie genießt Gastfreundschaft, sieht sich aber auch immer wieder mit Misstrauen der Indianer konfrontiert.
Doch der Brite will nicht bleiben. Rosa liebt ihn ohnehin nicht, sie ist ihm eher freundschaftlich verbunden. Auf ihre Bitte hin zeigt ihm Canonda den Weg in die Freiheit und verhilft ihm so zur Flucht.
Als Häuptling Tokeah, der Miko der Oconoees, von der Jagd zurückkehrt, setzt er sofort mit seinen Männern dem Flüchtigen nach.

Beschrieben wird in diesem Buch die Gegenwehr der Indianer gegen die weißen Siedler, die immer mehr Raum einnehmen und die Indianer zurückdrängen. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Häuptling Tokeah und seine Ziehtochter Rosa, die Weiße Rose genannt. Sie wird mit sehr viel Liebe aufgezogen, auch wenn das im Widerspruch zu den Überzeugungen der Indianer steht. Als ein Fremder in die scheinbare Idylle eindringt, ändert sich vieles. Man kommt nicht länger umhin, der Realität ins Auge zu blicken. Und so entwickelt die Geschichte immer mehr an Dramatik. Charles Sealsfield ist ein sehr genauer Beobachter. Er hat die Geschichte wortreich ausgeschmückt. Beleuchtet werden dabei beide Standpunkte. Die der Siedler und die der Indianer. Es ist ein trauriges, bedrückend wirkendes Buch. Denn umfassende, schmerzliche und ungerechte Veränderungen bringt die Zeit mit sich.

Ganz einfach zu lesen, ist das Buch nicht. An den Schreibstil muss man sich gewöhnen, obwohl der Text überarbeitet wurde. Diese Lesefassung wurde von Alex Bischoff erstellt. Zugrunde lag eine zeitgenössische Ausgabe von 1843.
Näheres zu Charles Sealsfield, seinem Leben und seiner schriftstellerischen Arbeit gibt es im Anhang.

Rezension von Heike Rau

Charles Sealsfield
Häuptling Tokeah und die Weiße Rose
381 Seiten, broschiert
Unionsverlag
ISBN-10: 3293205046
ISBN-13: 978-3293205048
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