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Schlagwort: Zukunft.

Arezu Weitholz: Beinahe Alaska

Arezu Weitholz: Beinahe Alaska

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Durch die Nordwestpassage von Grönland nach Alaska soll die Expeditionskreuzfahrt der „MS Svalbard“ gehen, zu der sich einhundert Passagiere einfinden. Unter Ihnen ist eine Fotografin mit einer in die Jahre gekommenen Kamera. Sie ist unabhängig. Niemand wartet zu Hause auf sie. Doch nach vorn zu schauen und die Stimmung einzufangen, ist nicht immer einfach, besonders dann, wenn nichts als Weite zu sehen ist. Nicht selten macht der Anblick schwermütig.

Zwischen den Mahlzeiten, den Vorträgen und den wenigen Ausflügen bleibt viel Zeit. Als Alleinreisende wird sie mit den anderen Mitreisenden, die sind, wie sie sind, weil sie ihre eigene Geschichte haben, konfrontiert, vor allem aber mit ihren eigenen Gedanken. Die Autorin stellt das mit sarkastisch klingendem Formulierungen dar. Das mag witzig sein, gleichzeitig lässt es aber auch tief blicken. So etwas wie Verzweiflung wird deutlich und doch blitzt gleichzeitig Hoffnung auf. Denn wer so mit sich umgeht, will nicht resignieren.

Die Fotografin steht bei Wind und Wetter an der Reling, betrachtet die Natur, fasst sie in Worte, malt sie mit Worten. So wie sich dafür öffnet, öffnet sie sich auch mit gnadenloser Ehrlichkeit ihren Gedanken und ist dabei sehr auf sich bezogen. So ist es, wenn das Gedankenkarussell sich dreht.

Auf die Unternehmung hat die 45-Jährige sich sehr gut vorbereitet. Stets hat sie spannende Hintergrundwissen parat. Das ist für den Leser sehr spannend.

Die Fahrt ist durchgeplant, das Ziel naht. Sie muss nur abwarten. Das erweist sich als Irrtum. Als das Schiff wegen der vereisten Passage neuen Kurs nehmen muss, verändert sich die Atmosphäre. Ihr Blick weitet sich und sie beginnt, die Menschen um sich herum wieder anders wahrzunehmen und Probleme zu sehen, die nicht nur sie selbst betreffen.

Das Buch ist eine Entdeckung, weil es so lebensklug ist. Man hat, das wird im Buch deutlich, immer eine Wahl zwischen Feststecken oder Weiterschauen. Es ist eine Entscheidung. So wie das Schiff seinen Kurs ändern kann, kann auch sie ihrem Leben eine neue Richtung geben. Alles ist möglich.

Rezension von Heike Rau

Arezu Weitholz
Beinahe Alaska
192 Seiten, gebunden
mare Verlag, September 2020
ISBN-10: 3866486405
ISBN-13: 978-3866486409
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Christopher Ross: Der Wanderwolf – Folge deinem Herzen

Christopher Ross: Der Wanderwolf – Folge deinem Herzen

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Shadow hat sein Rudel verlassen. Es zieht ihn in die Ferne. Er möchte eine Partnerin finden. Instinktiv folgt Wanderwolf einem Weg, der ihn sehr weit wegführt. Weil er einen Halsbandsender trägt, kann seine Spur von Biologen verfolgt werden. Rancher und Farmer, die Sorge um ihren Viehbestand haben, sehen das nicht gern. Sie versuchen auf eigene Faust herauszufinden, wo der Wolf ist.

Alana zieht es ebenfalls fort von zu Hause. Sie will dem Lebensweg, den ihre Eltern für sie vorgesehen haben, nicht folgen. Sie möchte nicht weiter Medizin studieren, sondern ein Jahr pausieren, um dann ein anderes Studium aufzunehmen. Alana hat geplant, bis dahin im „Museum of the Mountain Man“ mitzuarbeiten.

Als Alana die Reise antritt, hofft sie auch, Scott zu entkommen. Er stellt ihr nach, obwohl sie nichts von ihm wissen will. Doch nach einer Autopanne muss sie vor ihm in den Wald flüchten. Hier kommt es zu einer Begegnung mit dem Wanderwolf.

Es ist eine Geschichte zum Träumen! Für Alana und den Wanderwolf geht es um die Zukunft. Für den Wolf ist es eine lebensgefährliche Reise, doch er lässt sich nicht aufhalten. Der Autor versucht Worte für die Urinstinkte des Wolfs zu finden. Das gelingt gut. Die Wanderung wird nachvollziehbar, was die Beweggründe und instinktiven Sehnsüchte des Wolfs betrifft.

Zu Alana habe ich keinen Zugang gefunden. Ihre Art, sich gegen Scott zu wehren, ist sehr unrealistisch beschrieben. Scott ist ein Stalker, der sich in sein Opfer hineinversetzt und ihm immer einen Schritt voraus ist, so unmöglich das eigentlich ist. Alana reagiert teilweise irrational und bringt sich noch mehr in Gefahr. Aber gut, das muss scheinbar so sein, damit die Handlung funktioniert. Man kann sich darauf einlassen und dem unterhaltsamen Buch gut bis zum Ende folgen.

Zum besseren Verständnis gibt es ein Nachwort. Hier kann man weitergehende Informationen über Wanderwölfe nachlesen.

Rezension von Heike Rau

Christopher Ross
Der Wanderwolf – Folge deinem Herzen
256 Seiten, gebunden
Ueberreuter Verlag
ISBN-10: 3764170786
ISBN-13: 978-3764170783
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Oliver Schlick: Wächter der Meere – Hüter des Lichts

Oliver Schlick: Wächter der Meere – Hüter des Lichts

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Die 16-jährige Rebecca Quist lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei Pflegeeltern. Sie kommt zurecht, aber wirklich gut aufgehoben fühlt sie sich nicht. Karin und Lothar tun ihre erzieherische Pflicht und sonst nichts. Sie sind unnahbar und wenig liebevoll. Eines Tages beginnt Rebecca Stimmen zu hören. Als sie nicht mehr weiter weiß und glaubt verrückt zu werden, vertraut sie sich ihren Pflegeeltern an. Die reagieren allerdings ganz anders, als erhofft. Rebecca findet sich in einer für sie unwirklichen Situation wieder. Sie kommt in eine psychiatrische Klinik, wird weggesperrt und dann von Fremden befreit. Sie lernt Leuchtturmwächter kennen, wie einst ihr Vater einer war. Sie sind auf einer Mission und versuchen eine Prophezeiung zu erfüllen. Die Wächter verstecken sich mit Rebecca auf der Insel Zanderland, um ihren Feinden zu entgehen. Doch noch jemand ist hier. Ein Junge, von dem Rebecca zunächst nicht weiß, welche Absichten er hat, und ob er ein Freund oder ein Verräter ist.

Die Geschichte beginnt mit einem spannenden Prolog. Es ist ein Ereignis, das in der Vergangenheit liegt und ein Auftakt, der neugierig macht.
Es geht um das Böse und das Gute im Menschen, wobei es scheint, dass seit einiger Zeit das Böse dabei ist, die Oberhand zu gewinnen. Dagegen kämpfen die Wärter an. Einigen kommt dabei eine besondere Rolle zu. Auch Rebecca hat eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Sie ist, wie anderen auch, kein Held. Der Autor hat lebensechte Charaktere entwickelt, die Schwächen und auch skurrile Eigenarten haben, was oftmals bei allem Ernst der Lage, zu lustigen Situationen führt.
Dem Schreibstil des Autors kann man gut folgen. Er schreibt sehr abwechslungsreich und bringt immer wieder sehr spannende Momente ein. Mit dem Ende konnte ich mich allerdings nicht recht anfreunden. Es bleiben viele Fragen offen, die man aber, wenn man genug Fantasie hat, notfalls ganz gut selbst beantworten kann.

Rezension von Heike Rau

Oliver Schlick
Wächter der Meere – Hüter des Lichts
400 Seiten, gebunden
Ueberreuter Verlag
ISBN-10: 3764170735
ISBN-13: 978-3764170738
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Kurt Palm: Strandbad Revolution

Kurt Palm: Strandbad Revolution

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Es ist der Sommer im Jahre 1972. Mick, er nennt sich so, weil er Mick Jagger verehrt, sollte eigentlich für die Nachprüfung in Französisch lernen. Doch er kann nicht bei der Sache bleiben. Seine Eltern schaffen es auch nicht, ihn zu motivieren. In scheinbarer Zufriedenheit gehen sie ihren Alltagsgeschäften nach.

So verbringt Mick viel Zeit mit seinem Freunden im Bad, es sind schließlich Ferien, und schaut den Mädchen hinterher. Zu seinen Freunden gehören Mü, Candy, Taylor und Hendrix . Sie sprechen über Dinge, die sie beschäftigen und über das, was verändert werden sollte. Sie planen drastische Aktionen, um ihre Mitmenschen aufzurütteln und ihre Ansichten zu verändern. Mick versucht unterdessen die Aufmerksamkeit eines Mädchens, irgendeinen Mädchens, auf sich zu ziehen. Er denkt darüber nach, wie er wahrgenommen wird oder wie er auftreten müsste, um wahrgenommen zu werden. Er sucht nach Orientierung und sinniert Songtexten nach, die ihn beschäftigen. Das wird auf sehr intensive Art beschrieben. Der Autor nimmt sich Zeit für Gedankengänge und Diskussionen, die er Mick aus seiner Sicht darstellen lässt.

Die Kindheit ist vorbei, das wird sehr deutlich gemacht. Auch wenn keiner recht weiß, wie die Zukunft nun aussehen soll. Zumindest haben die jungen Leute sich nun zu benehmen wie Erwachsene. Sie haben die Folgen für ihr Handeln zu tragen. Aber die Frage ist, ob sie über genug Reife verfügen. An Lebenserfahrung fehlt es nun mal, denn sie sind jung. Im Laufe der Handlung ist diese Frage nicht mehr von Belang. Das, was passiert, muss bewältigt werden. Der Autor lässt aus Komödie, wenn man so will, eine Tragödie werden. Es ist keine Zeit mehr zum Träumen. Und wirklich wichtige Dinge einfach zu ignorieren und den Kopf in den Sand zu stecken, macht es nicht besser. Es liefert dem Leser aber viel Stoff zum Nachdenken.

Rezension von Heike Rau

Kurt Palm
Strandbad Revolution
256 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552063374
ISBN-13: 978-3552063372
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Alf Stiegler: WetGrave

Alf Stiegler: WetGrave

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WetGrave ist die völlig überarbeitete Neuveröffentlichung eines älteren 80-Seiten-Buches von Alf Stiegler. Ob man die Story wirklich als 224-Seiten-Variante (der Rest im Buch ist Werbung für das weitere Werk des Autors) nochmal rausbringen musste, weiß wohl nur der Autor; immerhin bekam ich sie so in die Hand. Und: Die Idee, der Grundplot gefällt mir.

Aber: Das Buch gefällt mir nicht, nicht richtig jedenfalls. Und das liegt weniger daran, dass ich so gar keinen Nerv für Horror und Grusel habe und das Buch zu zwei Dritteln aus genau sowas besteht – und zwar fast in Reinform. Schon eher daran, dass ich auf einen Lesemodus umstellen musste, bei dem nicht ständig mein Lektoratsradar ansprang. Zum Beispiel ertappte ich mich am Anfang immer öfter bei dem Gedanken, wann es denn nun endlich losgeht; vor allem die Redundanzen machten das erste Viertel recht behäbig. Dazu kamen zwei in Sachen Erzählerstandpunkt unpassende Kapitel, das zweite davon war zudem ausgesprochen überflüssig.

Im ersten Drittel des Buches erfährt man als Leser von den Bases, einem umfangreichen System vom Raumstationen, die um die völlig verschmutzte und ausgelaugte Erde kreisen und die der Oberschicht und dem Mittelstand Heimstatt bieten. Die Menschen, die auf der Erde dahinvegetieren, werden Bürger genannt. Hauptreisemittel ist ein System vom Sprungtoren, die unter Ausnutzung von Dimensionswechseln funktionieren. Das alles – die Bases samt der Tore – wird als Basenet bezeichnet, dieses wiederum wird von einer Mega-Firma namens HypCon kontrolliert. Gegen diese Firma hat der Protagonist namens Pressure offenbar etwas; wie das kam, bleibt weitgehend offen. Wie die Sprungtore funktionieren, erklärt Pressure einem jungen Sicherheitsmann. Die Methode, Infodump in Dialogen zu tarnen, ist weit verbreitet und in dem Fall nur durch einen dabei fallenden Schlüsselsatz zu entschuldigen, der später im Buch noch von Bedeutung sein wird.

Auch eine zweite Information wird über diesen Dialog an den Leser gebracht; weniger glaubwürdig diesmal, was mir die Infodump-Tarnung unangenehmer machte. Der Leser erfährt darin von einer Legende, die – aus nur sehr unzureichend nachvollziehbaren Gründen – als WetGrave in die Folklore der Bases eingegangen ist. Pressures Äußerungen legen nahe, dass er die Legende durchaus nicht als reines Schauermärchen versteht. Mittels eines speziellen Codes der Art, wie sie für die Dimensionsreisen nötig sind, macht er sich daran, das große Geheimnis zu lüften.

Und was dann kommt, ist in allererster Linie ein Schwelgen in Grusel- und Horrormotiven: Stoffgewordene Schwärze, eklige Oberflächen, „ungute Gefühle“, Glibber, im Unsichtbaren bleibende aber spürbar werdende Wesen mit Totenkopf-ähnlichen Schädeln und gespenstigen Körpern, üble Gerüche, gifte Gase, Erbrochenes, Wände rohen Fleisches, Feuchte an allen Ecken und Enden, unsägliche körperliche Verstümmelungen, schreckliche Schreie und qualvolles Quieken … sogar das Motiv des Geisterhauses findet sich und auch der Typ, der einen Blick auf die andere Seite wirft und als seelisches Wrack zurückkommt, fehlt nicht. All das ist recht süffig runtererzählt und dank des oben erwähnten Lesemodus kam ich ohne größere Stolperer gut voran. Nur dass ich, wie ebenfalls schon erwähnt, so gar keinen Nerv für sowas habe und es eher als Ausbremsen des Plottes empfand. Die Frage „Was ist da los?“ wird in dieser gesamten Zeit in der Schwebe gehalten und zwar so sehr, dass sie dabei erstarrt. Es gibt nichts, was man als Annäherung an die Antwort oder als ein Vertiefen der Frage hätte lesen können – alles ist irgendwie nur Kulisse.

Im hinteren Viertel zieht die Handlung dann aber wieder an und zum reinen Ekel- und Horror-Gemenge kommt nun auch echte, plotbedingte Spannung hinzu. Diese steigert sich in dramaturgisch geschickter Weise und mündet in einen gut konstruierten Höhepunkt mit Auflösung und passendem Ausklang. Das versöhnte mich mit dem langen Anlauf.

Fazit: Fans des fantastischen Horrors sind mit dem Buch gut bedient. SF-Fans brauchen die Bereitschaft, sich in die Grusel-Ecke zu begeben, da der SF-Faktor doch über weite Passagen in den Hintergrund rutscht. Für Freunde richtig gut gemachter Erzählungen ist das Buch wohl eher ein Pausenfüller. Trotzdem: Ideen und Plot sind gut und auch lesen lässt sich das Ganze recht süffig – das reicht für dreieinhalb Sterne.

Alf Stiegler
WetGrave
ASIN: B01HOE5XI8
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Debbie Macomber: Winterglück

Debbie Macomber: Winterglück

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Die an der Ostküste und in Florida lebende Schrifstellerin Debbie Macomber hat mit „Winterglück“ (Originaltitel: „The Inn at Rose Harbour“) einen weiteren schönen Wohlfühlroman vorgestellt. Die Protagonistin Jo Marie Rose hat ihren Mann Paul in Afghanistan verloren. Ein kleines Erbe und der Verkauf, des mit Paul erworbenen Hauses reichen, damit sie einen neuen Anfang wagen kann. Sie zieht in den beschaulichen Küstenort Cedar Cove und wagt sich an die Eröffnung eines Bed & Breakfasts, welches sie Rose Harbour Inn nennt. Bald schon kommen die ersten Gäste, Abby Kincaide und Joshua Weaver. Schnell merkt Jo Marie, dass beide Gäste nicht ganz freiwillig in Cedar Cove sind. Sie tragen schwer an ihrem Gepäck und ihnen steht ein turbulentes Wochenende bevor. Wird alles gut gehen?

Macomber hat diesen Roman als Episodenroman angelegt. Die Gäste der Pension kennen sich nicht und jeder hat eine andere Last zu tragen, mit der sie in den kleinen Ort gekommen sind. Drumherum wird die Geschichte von Jo Marie erzählt. Somit erfährt der Leser drei unterschiedliche Geschichten in diesem Roman. In jeder dieser Geschichten stellt sich die Frage, wie sie wohl ausgehen mag. Damit wird der Leser mit drei sehr unterschiedlichen Protagonisten konfrontiert. Jede Geschichte wird aus einer anderen Perspektive erzählt. Während die von Jo Marie in der ersten Person aus der Sicht von ihr selbst erzählt wird, werden die anderen beiden Geschichten von einer dritten Person erzählt. Nicht von Jo Marie, denn sie ist nicht in allen Momenten anwesend.
Nicht besonders schön fand ich die ständigen Wiederholungen im Text. Die Schriftstellerin scheint ihren Lesern nicht zuzutrauen, dass sie sich an eine Tatsache auch nach 50 oder 200 noch erinnern können. Wenn eine Figur einmal als böswillig beschrieben wird, dann muss dieses nicht alle zwanziug Seiten wiederholt werden.

Ein schöner Roman zum Entspannen, den man einfach so weglesen kann, ohne sich viel Gedanken um das Weltgeschehen machen zu müssen. Liebhaber von Nora Roberts werden auch diesen Roman mögen.

In derselben Reihe:
– Frühlingsnächte
– Sommersterne
– Herbstleuchten

Macomber, Debbie
Winterglück
Aus dem Amerikanischen von Nina Bader
Blanvalet Verlag, München
ISBN 9783734102493

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz

Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz

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Petra Durst-Benning hat mit dem vorliegenden Roman ihren ersten Gegenwartsroman veröffentlicht. Nach überragenden Erfolgen mit historischen Romanen hat sie sich in ein anderes Genre gewagt. Auch dies erfolgreich, wie ich finde. Denn auch in dieser Geschichte geht es um Frauen, Frauen, die ihr Leben auf den Kopf stellen wollen oder müssen, Frauen, die sich durchsetzen, und am Ende ihr Glück finden … oder auch nicht.

Therese hat in ihrem Heimatdorf Maierhofen im Allgäu einen Landgasthof zum Erfolg gebracht. Als Bürgermeisterin möchte sie solch einen Erfolg auch für das Dorf schaffen. Es gibt nur ein Hindernis: Eine Diagnose „Krebs“ liegt ihr im Nacken und lässt sie immer häufiger den Optimismus verlieren. Durch Zufall wird sie an ihre Cousine Greta erinnert, die sie seit ihrer Kindheit nie wieder getroffen hatte und die eine erfolgreiche Werbefachfrau geworden ist. Das bringt sie auf die Idee, Greta in das beschauliche Maierhofen zu holen und auf fachfrauliche Hilfe bezüglich des Dorfes zu hoffen. Greta, der gerade in der Agentur, in der sie arbeitet, eine viel jüngere neue Werbefrau an die Seite gestellt wurde, verliert die Lust an der Arbeit für diese Agentur. Aber ebenso wenig kann sie sich zunächst eine Kampagne für ein Dorf vorstellen. Sie ist ausgebrannt. Doch sie greift die Idee einer Auszeit und eines kleinen Checkups in dem Allgäu-Dorf ihrer Kindheit auf. Als ihre Ideen für eine Kampagne Gestalt annehmen, wird sie zusätzlich von Thereses Freundin Christine, der Frau des örtlichen Autohändlers und von Beruf Hausfrau, unterstützt.

Petra Durst-Benning zeigt mit diesem spannenden Roman Wege auf, um sich von persönlichen Tiefschlägen nicht in die Knie zwingen zu lassen. Sie will Mut machen und plädiert dafür, den Kopf nie in den Sand zu stecken, immer nach vorne zu schauen und gegebenenfalls neue Wege zu beschreiten. Das Buch trägt selbst in den Wintermonaten, in denn die Handlung teilweise spielt, so viel Sonne in sich, dass man glaubt, stets von dieser beim Lesen begleitet zu werden. Die Figuren, nicht nur die weiblichen, bringt uns die Schriftstellerin über ihr Handeln und Denken sehr nah. Es ist alles nachvollziehbar und plausibel. Es braucht nicht lange, um sie als Freunde ins Herz zu schließen.
Geschmückt wird der Aufbruch des Dorfes mit vielen Rezepten, die Leserin oder Leser gleich ausprobieren kann. Selbst Edy vegane Bratwurst ist dabei. Und wer beim Lesen Appetit auf ein dickes Butterbrot, bestreut mit Kräutersalzen, bekommt, muss sich keinen Zwang antun. Drei kleine Gläschen mit Kräutersalzen gehören ebenfalls zum Buch. Eine wunderschöne Idee für ein wunderschönes Buch, welches Lust auf die Zukunft macht.

Durst-Benning, Petra
Kräuter der Provinz
Blanvalet, München
ISBN 9783734100116

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Lisa Moore: Der leichteste Fehler

Lisa Moore: Der leichteste Fehler

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Die in Neufundland geborene kanadische Schriftstellerin Lisa Moore hatte bereits mit ihrem Debütroman „Im Rachen des Alligators“ einen nationalen Bestseller gelandet und befindet sich immer noch auf dem wachsenden Ast. In ihrem 2013 erschienenen Roman „Der leichteste Fehler“ geht es um einen jungen Mann namens David Slaney, der vor wenigen Jahren auf die schiefe Bahn gerutscht ist. Der Roman beginnt mit dem Ausbruch Slaneys kurz vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis, in welchem er die letzten vier Jahre verbracht hat. Naiv und blauäugig hatte er damals mit seinem Freund Hearn geglaubt, mal eben so 2 t Marihuana durch den Atlantik von Kolumbien nach Kanada zu schmuggeln. Sie waren von kanadischen Fischern entdeckt worden. In ihrer Unerfahrenheit glaubten sie, die Fischer würden es bei einem Kopfschütteln belassen. Das taten diese natürlich nicht, sondern informierten die Polizei. Das Ergebnis: Slaney geht für vier Jahre in den Knast, während sein Freund Hearn durch einen guten Rechtsanwalt freikommt. Kurz vor seinem Geburtstag bricht Slaney aus dem Knast aus, um so schnell wie möglich wieder zu Hearn zu gelangen, denn der nächste Coup steht auf dem Plan. Nun begleitet der Leser den Protagonisten auf einem road trip durch Kanada. Dabei erfährt er viele Hintergründe aus dem Leben des jungen Mannes, erfährt, warum Hearn freigekommen war, wie Slaney aufgewachsen ist, welchen Umgang er mit Mädchen pflegt und viele weitere einzelne Details. Geht es ihm zunächst darum, seine Freundin Jennifer wieder zu treffen, so ist das wesentliche Ziel doch sein Freund. Slaney selbst ist in den Jahren erfahrener geworden und würde lieber nicht so risikobereit in das nächste Geschäft einsteigen. Doch schließlich kann ihn sein Freund davon überzeugen, dass alles in Ordnung geht und er sich keine Sorgen machen bräuchte. Letztendlich vertraut Slaney wieder seinem Freund, denn schließlich war es dieser, der in den letzten Jahren diesen neuen Deal organisiert hat. Slaney begibt sich erneut auf eine waghalsige Tour, doch die wahre Gefahr kann er nicht einmal erahnen.

Lisa Moore ist ein stiller Roman gelungen, der Ende der 1970er Jahre in Kanada spielt und den Drogenschmuggel von Kolumbien nach Neufundland zum Thema macht. Sie zeigt den großen Drang nach Freiheit, den ein Mensch verspüren kann, und dabei die Berücksichtigung aller Risiken vernachlässigt. Erzählt wird außerdem eine Geschichte von Freundschaft. Es ist eine Geschichte zwischen den Jugendfreunden von damals und deren Entwicklung bis zur aktuellen Handlungszeit des Romans. Faszinierend ist die Stimmung, die sie erzeugt, wenn der Leser versucht, eine Sympathie zum Protagonisten aufzubauen und, ähnlich wie in den Geschichten des großen amerikanischen Schriftsteller T. C. Boyle, erkennen muss, dass der Protagonist auf ein riesiges Desaster zuläuft. Zwar kann der Leser versuchen, den Protagonisten Glück zu wünschen, aber letztendlich ahnt er, dass dieser Wunsch nicht sehr viel helfen wird.

Kritisch an dem Buch finde ich zwei Sachen, auf die die Schriftstellerin wahrscheinlich weniger Einfluss hatte. Das ist einerseits der Umschlag der deutschen Ausgabe, dessen Bild gar nichts zu dem Inhalt des Romans aussagt. Zum anderen sind es die fehlenden Anführungszeichen für die wörtliche Rede. Künstlerische Freiheit hin oder her, eine Autorin hat die Pflicht, ihren Lesern das Lesen weitgehend zu erleichtern und ihnen dabei Hilfestellung zu geben. Wenn die Dialoge ohne Kennzeichnung ausgeführt werden, dann erschwert dies das Lesen ungemein. Ständig muss sich der Leser orientierten, und bei jedem Satz versuchen, herauszufinden, ob es sich um eine wörtliche Rede, die Stimme des Erzählers oder gar die Gedanken einer Figur handelt. Nach etlichen Seiten Lesens gewöhnt sich der Leser zwar an diesen Stil, aber besonders attraktiv wird es ihm nicht gemacht.

Da bei mir die Geschichten im Vordergrund stehen, vergebe ich dennoch eine klare Empfehlung und sehe dabei über die genannten Kritikpunkte hinweg.

Moore, Lisa
Der leichteste Fehler
Aus dem Englischen von Kathrine Razum
Hanser Verlag, München
ISBN: 9783446247239

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Lauren Miller: Eden Academy – Du kannst dich nicht verstecken

Lauren Miller: Eden Academy – Du kannst dich nicht verstecken

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Rory hat es gehofft und sie wird tatsächlich an der berühmten Eden Academy angenommen. Alles verläuft also nach ihren Wünschen. Doch der Zweifel macht ihr zu schaffen. Sie sollte ihn nicht hören, denn das ist Ausdruck einer psychischen Erkrankung. Aber sie kann ihre Gedanken gut verstecken, es kommt nur darauf an, sich weiterhin sämtliche Entscheidungen von der App auf ihrem Smartphone abnehmen zu lassen.
Doch so einfach ist die Sache nicht. Auch im Unterricht darf Rory sich nicht von ihrer Intuition leiten lassen, obwohl die ihr sagt, dass etwas verkehrt läuft. Die Aufgaben, die an die Schüler gestellt werden, unterliegen bestimmten Anforderungen, denen sie nicht nachkommen möchte, aber muss.
Die Ungereimtheiten um den Tod ihrer Mutter, die einst auch eine Eden-Schülerin war, werden größer. Andeutungen liegen in der Luft. Ein Netz aus Lügen wird hier offenbar aufgebaut. Die Wahrheit wird vertuscht, aber Rory will wissen, was wirklich geschehen ist. Sie dringt immer tiefer ein in die Geheimnisse, zieht es sogar in Erwägung, Mitglied eines Geheimbundes zu werden. Sie verliebt sich in North, der allerdings auch nicht ganz ehrlich zu sein scheint. Auch ihrer Freundin Hershey kann sie bald nicht mehr vertrauen.

Es ist verblüffend, welches Bild die Autorin von der Zukunft zeichnet. Kein Mensch trifft Entscheidungen mehr selbst, das tut eine App. Intuitive Gedanken sind nicht erwünscht und Ausdruck einer Krankheit. Der Tagesablauf wird vom Smartphone bestimmt. Alles wird kontrolliert. Nichts ist mehr privat.
Doch Rory, die ihre innere Stimme hört, glaubt nicht daran, krank zu sein. Denn es zeigt sich, dass ihre Intuitionen richtig sind. Nur so ist es ihr möglich, Lügen aufzudecken und Wahrheiten zu erkennen.
Die Bestimmung der Eden Academy ist nicht durchschaubar. Die Autorin hat hier ein dichtes Netz aus Lügen als Kulisse ausersehen. Es ist sehr spannend zu sehen, wie sich der Roman entwickelt und die Gefahr für Rory immer größer wird. Ihr zur Seite steht ein interessanter junger Mann, dem sie zunächst nicht traut, weil sie sie es nicht wagt, zu jeder Gelegenheit auf ihre innere Stimme zu hören. Es ist nicht leicht für sie, zu erkennen, ob andere es tatsächlich gut mit ihr meinen oder nicht.
Aufgedeckt wird schließlich eine große Sache mit Auswirkungen auf die gesamte Menschheit. Die Autorin lässt ihre Fantasie auf eine interessante Art und Weise spielen. Das Szenario, das sie für diese Dystopie entworfen hat, ist tatsächlich vorstellbar. Das ist schon erschreckend! Es lohnt sich also, das Buch zu lesen und sich auf dieses ausnehmende Gedankenspiel einzulassen.

Rezension von Heike Rau

Lauren Miller
Eden Academy – Du kannst dich nicht verstecken
512 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
512 Seiten, gebunden
ISBN-10: 347340120X
ISBN-13: 978-3473401208
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Ann Brashares: Wer weiß, was morgen mit uns ist

Ann Brashares: Wer weiß, was morgen mit uns ist

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Prenna darf nicht leben, wie andere junge Frauen ihres Alters. Sie muss unauffällig bleiben. Niemand darf wissen, wer sie wirklich ist und woher sie kommt. Sie lebt nach strengen Regeln, wie alle, die zu ihrer Gemeinschaft gehören. Doch einer hat ihre Ankunft beobachtet. Er hat Prenna gesehen, auch wenn sie selbst sich nicht daran erinnern kann. Als es zu einer späteren Begegnung kommt, erkennt Ethan Prenna wieder. Prenna ahnt nichts davon, dass er einen Teil ihrer Geschichte kennt. Er hält er sich zurück und setzt sie nicht unter Druck. Und dennoch bringt diese Freundschaft Prenna in Schwierigkeiten. Sie darf eigentlich keinen Kontakt zu Mitschülern haben und wird deswegen zur Rede gestellt. Aber Prenna hinterfragt die Regeln, die Überwachung und die Art und Weise, wie ihre Gemeinschaft mit ihren Mitgliedern umgeht. Es passiert ihr zu wenig. Dabei muss die Zukunft, aus der sie geflüchtet ist, umgelenkt werden. In Ethan findet sie einen Verbündeten, es entwickelt sich Liebe und eine ausweglos scheinende Situation.

Die Thematik ist faszinierend. Ein Gruppe Zeitreisender rettet sich in die Vergangenheit zurück, um die Zukunft unauffällig neu zu schreiben, um eine Epidemie zu verhindern, die die Menschheit bedroht. Allerdings wird dies falsch angepackt, möglicherweise aus Unwissenheit, aber auch aus Angst. Es sind zu viele ungewisse Möglichkeiten im Spiel.
Die Hauptrolle hat Prenna. Sie ist die erste die gegen die Regeln rebelliert, auch wenn andere ihrer Gruppe mehr als unzufrieden sind. Das wird auf spannende Weise beschrieben, auch wenn Hintergrundwissen dem Leser nicht offenbart wird. Es ist ein Buch für Jugendliche, vielleicht geht die Autorin deswegen nicht tiefer. Sie legt viel mehr Wert darauf, die aufkeimende Liebe zwischen Prenna und Ethan romantisch weiterzuentwickeln.
Die Geschichte liest sich leicht. Man wird sehr gut unterhalten. Ein bisschen wird der Blick für unsere Zukunft hinsichtlich Klimawandel und Umwelt geschärft. Schade nur, dass so viele Fragen offen bleiben. Eigentlich schafft das Raum für eine Fortsetzung.

Rezension von Heike Rau

Ann Brashares
Wer weiß, was morgen mit uns ist
320 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570159477
ISBN-13: 978-3570159477
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