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Schlagwort: Psychologie

Ursula Poznanski: Oracle

Ursula Poznanski: Oracle

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Julian wird seit der Kindheit von Trugbildern geplagt. Doch seit er in Therapie ist und Medikamente nimmt, sind sie verschwunden. Laut seiner Therapeutin werden sie auch nicht wieder auftauchen, aber sie beschäftigen ihn noch und machen ihm das Leben schwer.

Endlich hat Julian sich hinausgewagt in die Welt. Er hat ein Studium begonnen und ist zu Hause aus- und ins Studentenwohnheim eingezogen, sodass er nun unter Leuten ist.

Sogar zum Klassentreffen geht er, auch wenn es eine große Herausforderung für ihn ist. Geschockt muss er feststellen, dass diese seltsamen Schatten, die er als Kind gesehen hat, doch nicht so bedeutungslos gewesen sind, sondern offenbar Folgen für eine Mitschülerin hatten. Wobei er natürlich zugeben muss, dass es auch ein Zufall sein kann und kein Zusammenhang zu den Trugbildern besteht. Wenn aber doch, könnte er zumindest zukünftig eingreifen und Schlimmeres verhindern, falls er seine Fähigkeit nicht verloren hat.

Sein Mitbewohner hat Verständnis für ihn und einen Ratschlag mit Folgen. Julian soll einfach seine Medikamente absetzen, um zu sehen, ob die Trugbilder wieder auftauchen.

Das Buch begeistert mit einer spannenden Handlung und einem Schreibstil, der mitzieht. Alles dreht sich um Julian, der eine psychische Erkrankung zu haben scheint. Aber vielleicht ist es auch eine besondere Gabe. Was hat es auf sich mit den seltsamen Trugbildern? Die Neugier steigt schnell, denn man ahnt, dass mehr dahinter steckt als angenommen. Ich konnte mich gut in Julian hineinversetzen, denn seine Gedanken, Sorgen und Zweifel werden tiefgreifend dargestellt.

Die anderen Charaktere in Julians Umfeld sind stimmig gezeichnet, sodass sich ein umfassendes Bild ergibt. Julian schafft es, sich einzuleben und sich zu öffnen, was ihm jedoch nachvollziehbar schwer fällt.

Ermöglichen Julian die seltsamen Trugbilder tatsächlich einen Blick in die Zukunft? Sind sie eine Vorhersage auf zukünftige Ereignisse? Das muss er herausfinden, was gar nicht so einfach ist. Und so kommt es immer wieder zu überraschenden Ereignissen, die Julian sortieren und in Verbindung miteinander bringen muss.

Obwohl er introvertiert ist, macht Julian eine interessante Entwicklung durch und wächst über sich hinaus. Glaubt an seine Gabe. Aber die anderen davon zu überzeugen, stellt sich als keine leichte Aufgabe heraus und so wird das Buch im letzten Drittel nervenaufreibend spannend. Das Ende ist so grandios wie das Cover.

Rezension von Heike Rau

Ursula Poznanski
Oracle
Thriller, ab 14 Jahren
Loewe Verlag, August 2023
ISBN-10: 3743216582
ISBN-13: 978-3743216587
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Eva Wlodarek: Souverän ich selbst – So gewinnen Frauen Sicherheit und Stärke

Eva Wlodarek: Souverän ich selbst – So gewinnen Frauen Sicherheit und Stärke

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Sich immer gelassen zu geben und selbstbewusst zu fühlen, ist eine schöne Vorstellung. Aber dann kommt wieder eine bestimmte Situation und das mühsam errichtete Kartenhaus stürzt zusammen. Selbstsicheres Auftreten sieht anders aus. Doch was passiert da eigentlich? Warum gelingt es nicht, mutig zu handeln, sich durchzusetzen oder sich mal was zu trauen?

Die Psychologin Dr. Eva Wlodarek schaut hinter die Kulissen und erklärt zunächst, was Frauen daran hindert, souverän aufzutreten, und dazu werden die Vergangenheit und bisher gemachte Erfahrungen beleuchtet. Wir alle haben unseren Erfahrungsschatz, der uns auf eine bestimmte Weise beeinflusst und diese Erkenntnis ist nicht unbedeutend.

Infolge zeigt die Autorin bewährte Strategien auf, die zu mehr Souveränität führen. Das Buch ist praktisch ein Seminar für ihre Leserinnen und es ist lebendig geschrieben und wirkt wie ein Vortrag mit direkter Ansprache. Fragen und Anmerkungen, die gestellt werden könnten, bindet sie mit ein, außerdem Checklisten und Tests, die eine bessere Selbsteinschätzung ermöglichen.

So geht es durch die Kapitel, die sich mit verschiedenen Aspekten des täglichen Lebens beschäftigen. Überlegungen werden vertieft und Anleitungen aufgezeigt, die eine Veränderung im Denken und Verhalten in Gang setzen können.
Die Autorin beschreibt viele persönliche Beispiele und zeigt zudem Erkenntnisse anderer Fachleute auf. Manchmal sind es auch einzelne Sätze, die, wie man gleich merkt, anders formuliert, viel besser wirken. Außerdem werden bestimmte Verhaltensweisen hinterfragt und bessere Optionen genannt, die überzeugen.

Ich kenne den YouTube-Kanal von Eva Wlodarek, fand die Buchform aber noch besser, da es eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema ermöglicht. Es ist ja nicht mit dem Hören eines Vortrags oder dem Lesen eines Buches getan, auch wenn das inspirierend sein kann. Vielmehr ist es ein Prozess, ein ständiges Lernen und mit sich selbst auseinandersetzen, das einen Fortschritt möglich macht. Also gilt es, das Buch immer mal wieder zur Hand zu nehmen und sich damit zu beschäftigen.

Rezension von Heike Rau

Eva Wlodarek
Souverän ich selbst – So gewinnen Frauen Sicherheit und Stärke
244 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, Februar 2023
ISBN-10: 3423263458
ISBN-13: 978-3423263450
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Anne von Canal und Heikko Deutschmann: I get a bird

Anne von Canal und Heikko Deutschmann: I get a bird

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Da schreiben sich zwei, die sich nicht kennen, nur weil der eine etwas vom anderen gefunden hat. Johan hat Jana einen Kalender zurückgeschickt, den sie vor langer Zeit in einer Telefonzelle vergessen hat. Hier in der Wendeschleife hat der Busfahrer wochenlang vergeblich versucht, einen Anruf zu tätigen.
Jana hat den Planer sehr vermisst. Eine äußerst wichtige Telefonnummer war ihr mit dem Verlust abhandengekommen. Doch auch sie erreicht nun niemanden mehr.

Jana schreibt zurück, und es entwickelt sich eine Korrespondenz, die bald an Tiefe gewinnt, obwohl die beiden sich fremd sind. Beide hat das Schicksal aus der Bahn geworfen. Und so ist der Austausch willkommen, denn vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit, Klarheit in die Gedanken zu bringen. Das Schreiben hat sozusagen eine therapeutische Wirkung, wobei keiner wissen kann, in welche Richtung es geht. Es scheint einfacher zu sein, einem Fremden gegenüber offen zu sein, sich frustriert zu geben oder Entscheidungen zu hinterfragen und mögliche Fehler einzuräumen.

Der Busfahrer und die Zukunftsforscherin, die ihren Lebensunterhalt als Kurierfahrerin bestreitet, müssen ihr Leben neu ordnen und einen Weg finden, mit den Gegebenheiten zurechtzukommen. Es könnte so einfach sein und ist doch so schwierig. Schließlich finden die beiden eine Parallele in ihrem Leben, die in der jetzigen Situation weiterhelfen könnte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer entwickelt sich. Es ist eine Anregung, die darüber entscheiden könnte, ob die persönlichen Dinge sich klären lassen oder ob man sie nehmen kann, wie sie sind, sodass ein Leben ohne ständige Ängste und Zweifel möglich wäre.

Der Gedankenaustausch ist fiktiv. Anne von Canal und Heikko Deutschmann sind in die Rollen von Jana und Johan geschlüpft. Sie haben sich geschrieben, ohne etwas abzusprechen. Die beiden Autoren zeigen mit dem Schriftwechsel, wie erdrückend Lebensumstände sein können und wie schwer, die Vergangenheit aufzuarbeiten, die Last abzuwerfen und sich selbst verzeihen zu können.

Schon seltsam, welche Ideen sich bei diesem Schriftwechsel der beiden Autoren ergeben haben. Wie der Ball zugeworfen und aufgefangen wird oder eben nicht. Um das Buch spannend zu halten, müssen ja immer wieder neue Aspekte eingearbeitet werden. Und die Figuren müssen sich weiterentwickeln, womit sich diese allerdings schwertun. Und das Ende des Buches ist eher ein neuer Anfang, wenn es der Leser möchte …

Rezension von Heike Rau

Anne von Canal und Heikko Deutschmann
I get a bird
272 Seiten, gebunden
mareverlag, August 2021
ISBN-10:‎ 3866486820
ISBN-13: 978-3866486829
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Joanna Schaffenhausen: Wie viel willst du töten

Joanna Schaffenhausen: Wie viel willst du töten

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Ellery Hathaway versucht die Vergangenheit hinter sich lassen, auch wenn sie die schreckliche Zeit, in der sie als 14-Jährige in der Hand des Serienmörders Francis Michael Coben war, nie vergessen wird. Sie ist unter anderem Namen Polizistin geworden und lebt in Woodbury/Massachusetts.

Obwohl hier niemand etwas über sie weiß, hat sie schon zweimal eine Geburtstagskarte zugeschickt bekommen. Die Botschaft, die damit verbunden sein könnte, erschließt sich ihr nicht. Und doch ist es auch die Zeit, in der jedes Mal ein Mensch verschwindet. Zwei Vermisste gibt es bereits. Auch dieses Jahr wird wieder eine Person verschwinden, da ist Ellery sich sicher. Bei ihrem Chef findet sie kein Gehör. Er glaubt nicht, dass die zwei Vermisstenfälle zusammenhängen. Es gibt keine Leichen, also werden die beiden aus freien Stücken abgehauen sein.

Ellery wendet sich an Reed Markham. Er arbeitet beim FBI. Und er hat ein ganz besonderes Interesse an Ellery, war er es doch, der sie damals gerettet hat. Er kommt sofort. Doch er kann Ellerys Angst nicht nachvollziehen. Er glaubt, sie hat das Trauma noch nicht aufgearbeitet und bewertet die Lage vielleicht über. Wie können die Vermisstenfälle mit dem Serienmörder Francis Michael Coben zusammenhängen? Er sitzt schließlich im Knast. Von einem Nachahmungstäter auszugehen, hält er für überzogen. Doch auch seinem Urteil kann man nicht unbedingt trauen. Er ist stressbedingt arbeitsunfähig und ermittelt ohne Auftrag. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt allerdings nicht. Plötzlich werden beide von den Geschehnissen überrollt.

Das Buch ist so spannend, wie man es von einem Thriller erwarten darf. Dazu kommt, dass es ausgesprochen gut geschrieben ist. Es sind die psychologischen Feinheiten, die überzeugen. Man bekommt das Gefühl vermittelt, sich langsam vorzutasten. Doch wird man überrascht von der Art, wie der Krimi aufgebaut ist. Immer wieder schießt die Spannungskurve nach oben. Es gibt neue Details, die zu Wendungen führen, die mal zielführend sind und mal nicht. Dass manche Erkenntnis sich als Sackgasse entpuppt, strapaziert die Nerven.

Den zwei Ermittlern steht man mit Skepsis gegenüber. Sie verhalten sich nicht immer angemessen und setzen lieber auf ihre Intuition. Sie haben sich mit vielen Problemen herumzuschlagen und stehen unter Zeitdruck. Es wird sich zeigen, ob Ellery Verdacht sich erhärtet und Reed ihr folgen kann. Das Ende ist auf jeden Fall überraschend.

Rezension von Heike Rau

Joanna Schaffenhausen
Wie viel willst du töten
Deutsch von Irene Eisenhut
336 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, März 2020
ISBN-10: 3423219203
ISBN-13: 978-3423219204
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Xavier-Marie Bonnot: Der erste Mensch

Xavier-Marie Bonnot: Der erste Mensch

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In der Le-Guen-Höhle untersucht Rémy Fortin die Höhlenmalerei mit ihren prähistorischen Felszeichnungen. Er ist ein erfahrender Taucher und doch erleidet er lebensbedrohliche Verletzungen bei seinem letzten Tauchgang. Bald wird ersichtlich, dass es sich nicht um ein Unglück handeln kann. Hauptkommissar Michel de Palma wird mit dem Fall betraut. Obwohl er bald in Pension gehen wird, möchte er den Fall aufklären und seinem Namen als Baron von Marseille alle Ehre machen.

Die letzten Fotos von Rémy Fortin geben Rätsel auf. Eine riesige Gestalt ist als Schattenbild zu sehen. Und da ist sie wieder, diese rätselhafte Hirschkopfstatue, mit der sich ein Bogen zu einem ganz anderen Fall schlagen lässt, in dem ein psychopathischer Mörder eine Rolle spielt. Vor zehn Jahren hatte de Palma diesen Thomas Autran verhaftet und beinahe mit dem Leben dafür bezahlt. Und ausgerechnet jetzt gelingt Autran die Flucht aus der Spezialabteilung, in der er untergebracht war. Er ist ein Serienmörder und gilt auch jetzt noch als gemeingefährlich.

Es ist ein wirklich krasser Fall, mit dem sich de Palma und sein Team beschäftigen müssen. Jede Form von Privatleben rückt in den Hintergrund. Der Serienmörder Thomas Autran erfordert alle Aufmerksamkeit. Immer mehr Details werden offenbart, sodass nach und nach die wahren Absichten Autrans zutage treten. Doch kann man sich nie sicher sein. Niemand kann in die Psyche dieses Mörders blicken. Der Leser darf sich auf einen Krimi gefasst machen, der gut konstruiert und extrem nervenaufreibend ist. Immer wieder werden neue Details und unglaubliche familiäre Verstrickungen aufgedeckt, die kaum zu glauben sind und immer wieder alles auf den Kopf stellen. Doch de Palma hat sich regelrecht in den Fall verbissen. Er wagt viel, vielleicht zu viel. Doch er will diesen letzten Fall zu Ende bringen.

Rezension von Heike Rau

Xavier-Marie Bonnot
Der erste Mensch
Aus dem Französischen von Gerhard Meier
352 Seiten, Klappenbroschur
Unionsverlag
ISBN-10: 3293005551
ISBN-13: 978-3293005556
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Isabel Bogdan: Laufen

Isabel Bogdan: Laufen

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Man kennt den Ausdruck “um sein Leben laufen“. Hier ist es Wirklichkeit geworden und in eine Sprache gefasst, die unvergleichlich intensiv, sensibel und Schritt für Schritt dieses Laufen beschreibt.
Eine ungenannte Erzählerin beginnt zu Laufen, weil sie sich nicht mehr anders zu helfen weiß in einem tiefen Kummer um ihren verlorenen Lebensgefährten.

Während des Laufens wird zunächst der Körper beobachtet: wie er schnauft, wie es scheint, er kann nicht mehr, jeder Schritt und jede Ecke muss erkämpft werden. Mit der Zeit wird es dann leichter.
Dabei lässt die Autorin ihre Romanfigur das Leben reflektieren; man erfährt nach und nach, wie ihre Beziehung war, die Eltern des Gefährten, und wie sie unter der Einsamkeit leidet. Die gemeinsame Wohnung musste sie schon aufgeben, weil sie diese alleine nicht mehr bezahlten konnte. Da sie mit ihrem Partner nicht verheiratet war, konnten dessen Eltern alles mitnehmen, was ihrem Sohn gehörte.

Bilder aus dem vorbeifliegenden Park werden so poetisch geschildert, dass man fast in ein Gemälde zu schauen meint. Die Läuferin sieht das Glück der anderen, will es nicht sehen, will sich am liebsten verkriechen und läuft doch tapfer weiter. Diese Form der Trauerbewältigung ist einmalig, intensiv und hoch einfühlsam beschrieben. Wie kann und wie soll man einen Verlust dessen beschreiben, der zu Hause, Geborgenheit und Liebe in einem bedeutete?
Das ganze Leben dieses Paares scheint auf in seinen glücklichen, trauten und fernen Momenten.

Und immer wieder wird das Ausatmen und Einatmen beschworen. So als könne der Körper sein Gleichgewicht nur wiederlangen, in dem er sich zum Laufen zwingt, um die Leere und das Alleinsein erträglich zu machen.
Gehalten wird die Frau von sehr wenigen guten Freunden; Rike, ihr Mann und die Kinder sind die wirklich vertrauten Menschen. Ihre eigene vertane Zeit mit einem Mann, der an schweren Depressionen litt, so dass in der Beziehung nichts mehr lief, auch der lange ersehnte Kinderwunsch nicht in Erfüllung gehen konnte: das alles wird in atemloser Weise während des Laufens erinnert.

Es ist ein Buch der Gefühle, der Trauer und der Bewältigungsversuche. Intensiv, drängend und laufend versucht die Protagonistin, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Entstanden ist eine Geschichte, die von der inneren Unruhe und der Suche nach dem Sinn dieses Todes und dieses gemeinsamen Lebens handelt. Anrührend, aufrichtig, unverfälscht und wahrhaftig begegnen wir einem Menschen, der wie sicher viele andere eine Trauerbewältigung auf die ihr eigene Weise versucht. Ob es gelingt, bleibt offen. Wahre Liebe ist unvergänglich, und ein letzter Ausruf offenbart das!

Isabel Bogdan besitzt umfassendes psychologisches Einfühlungsvermögen. Sie findet die richtigen Worte, um aus dem Roman eine sensible und beeindruckende Studie zu machen, die dem wahren Leben abgeschaut zu sein scheint.
Sie lebt in Hamburg und ist eine ausgewiesene Übersetzerin aus dem Englischen.

Isabel Bogdan
Laufen
208 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, September 2019
ISBN-10: 3462053493
ISBN-13: 978-3462053494
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Nataly Elisabeth Savina: Meine beste Bitch (Hrsg.: Tilman Spreckelsen)

Nataly Elisabeth Savina: Meine beste Bitch (Hrsg.: Tilman Spreckelsen)

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Faina teilt alles mit ihrer besten Freundin Nike. Doch dann zieht Nike weg, um zu studieren. Faina bleibt allein. Sie hat keinen Plan und weiß nicht, wie ihr Leben weiter verlaufen soll. Sie will weg von ihrer Mutter und raus aus der öden Kleinstadt. Sie weiß, dass sie anders ist als die anderen. Nicht normal, aber wer weiß schon zu sagen, was normal ist. Nicht mal ihre Mutter weiß es, obwohl sie Psychiaterin ist. An Nike kann Faina sich nicht mehr orientieren. Dafür reichen Telefongespräche nicht aus. Achim könnte ihr Halt geben. Er war immer für sie da. Unauffällig, liebevoll und langweilig. Aber Faina fühlt sich mehr zu Julian hingezogen, der nach Berlin gegangen ist, weil er hier seine Kunstprojekte besser verwirklichen kann. Er ist anders. Und er hat nichts dagegen, als Faina bei ihm auftaucht. Er lässt sich treiben und Faina mit ihm. Kommt Nike dazu, wird es genauso, wie Faina es sich vorgestellt hat. Alles vergessen, die Gefahren ignorieren, einfach leben im Moment! Doch immer mehr wird der Faina klar, dass die Zukunft verrutscht und unklar wird.

Faina ist in einer schwierigen Entwicklungsphase. Sie ist auf der Suche nach einem Richtungsweiser und lässt sich von ihren Emotionen treiben. Es ist eine krasse und glaubwürdige Geschichte, die hier beschrieben wird. Die Autorin verwendet eine ungeschliffen wirkende Ausdrucksform, die nichts beschönigt, und verzichtet auf die üblichen Klischees. Deshalb wirkt das Buch erschreckend authentisch. Ich kann Faina in gewisser Weise verstehen. Sie steht stellvertretend für junge Menschen, denen es nicht leicht fällt, Ziele im Leben zu definieren und Konflikte auszuhalten. Die sich getrieben fühlen, ohne zu wissen, wohin. Fainas Geschichte ist berührend. Die Autorin geht an die Schmerzgrenze und manchmal darüber hinaus. Man muss nicht zu viel hineininterpretieren in dieses Buch. Es wird jeden auf andere Weise ansprechen und zum Nachdenken anregen.

Rezension von Heike Rau

Nataly Elisabeth Savina
Meine beste Bitch
Herausgegeben von Tilman Spreckelsen
(Die Bücher mit dem blauen Band)
288 Seiten, gebunden
Fischer Verlag
ISBN-10: 3737341397
ISBN-13: 978-3737341394
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Stephanie Marland: Wir sehen dich

Stephanie Marland: Wir sehen dich

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Clementine Starke lebt, von ihrer Vergangenheit belastet, sehr zurückgezogen. Für ihre Doktorarbeit in Psychologie erforscht sie bestimmte Onlineforen. Deshalb ist sie ganz nah dran, als in London Morde an jungen Frauen geschehen. Besonderes Interesse weckt bei ihr die kleine Gruppe um Death Stalker, die den Mörder vor der Polizei finden will. Es gelingt ihr, sich Zugang zu verschaffen. Alle Mitglieder müssen bestimmte Aufgaben erfüllen, die helfen sollen, den Fall aufzuklären und den Mörder, der der Lover genannt wird zu finden. Dazu muss Clementine ihren Rückzugsort verlassen und wieder unter Menschen gehen.

DI Dominic Bell ist der leitende Ermittler bei der Polizei. Er kommt nicht voran und steht enorm unter Stress. Sein letzter Fall wird von der Dienstaufsicht begutachtet. Es scheint, dass es in seinem Team einen Kollegen gibt, der interne Informationen an die Presse gibt. Bell muss sich beweisen, aber immer wieder laufen die Ermittlungen ins Leere. So ist mit einem weiteren Mord zu rechnen.

Es gibt also zwei Handlungsstränge. Dargestellt werden abwechselnd die Arbeit der Polizei und die der erschreckend anonymen Hobbydetektive True Crime London. Der Krimi ist sehr spannend gemacht. Denn es wird schnell klar, dass eine Zusammenarbeit zielführender gewesen wäre. Als Leser hat man Einblick in beide Ermittlungsvorgänge und ahnt, dass unter den Protagonisten der Serienmörder sein muss. Da schaukelt sich ganz schön was hoch!

Clementine Starke packt der Ehrgeiz. Sie schießt über das Ziel hinaus. Es geht bald nicht mehr nur um ihre Forschung. Mit Schrecken muss man mit ansehen, wie sie zu viel wagt und in ein Netz aus Lügen gerät. Sie ignoriert die Alarmglocken und setzt sich gefährlichen Situationen aus. Man sieht das Unheil förmlich kommen. So wird das Buch zum Ende hin extrem spannend.

Rezension von Heike Rau

Stephanie Marland
Wir sehen dich
Deutsch von Christine Blum
Thriller
432 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423217499
ISBN-13: 978-3423217491
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J.M. Coetzee und Arabella Kurtz: Eine gute Geschichte

J.M. Coetzee und Arabella Kurtz: Eine gute Geschichte

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In einem partnerschaftlich-schriftlichen Dialog tauschen sich der Schriftsteller J.M. Coetzee und die Psychoanalytikerin Arabella Kurtz aus über das Leben und die Geschichten von Menschen oder die von Autoren erdachten Erzählungen.

Es geht um die Wahrheit und die subjektiven Sichtweisen in der Betrachtung der Erinnerung von Vergangenheit und Gegenwart.

In einem diffizilen Unterfangen entsteht auf diese Weise ein psychologisch-philosophischer Gedankenaustausch.

Schon in dem berühmten japanischen Film „Rashomon“ aus dem Jahr 1950 konnte man erfahren, wie dem Phänomen eines „philosophischen Diskurses über die Existenz der objektiven Realität“ (Wikipedia) nachgegangen wurde.

Ähnlich wie in dem Film geht es um die Wahrheit, die der subjektiven Sichtweise des Einzelnen entspricht. Ein Autor kann sich Geschichten ausdenken, die den Erfahrungen aus dem Leben entnommen zu sein scheinen. Doch er ist frei, zwischen Fiktion und Lebenserfahrung zu pendeln. In der Psychoanalyse aber geht es um die subjektive Wahrheit eines Klienten. Wie erinnert er seine Kindheit und Jugend? Und wie verändern sich Erinnerungen mit den Jahren? Was und wen macht einen Menschen zu dem, der er heute ist?

In dem schriftlichen Austausch der beiden Autoren werden Erkenntnisse aus theoretischer und praktischer Erfahrung angesprochen. Der Leser fühlt sich unwillkürlich einbezogen in die Gedanken des Erinnerns. Wie weit lassen sich die hier gewonnenen gedanklichen Anregungen mit den eigenen Erfahrungen in Verbindung bringen?

Selbstverständlich ist das Buch keine Anleitung zu einer Selbstanalyse. Doch weisen die philosophischen Exkurse den Weg, sich mit dem eigenen Erinnern zu befassen. Dabei wird man nach längerer Betrachtung zu der Einschätzung kommen, dass jeder Mensch je nach Herkunft, Umgebung und sozialen Bedingungen zu einem Denken und Handeln kommt, das seiner eigenen absoluten Wahrheit über Ursache und Wirkung entspricht. Je länger man sich mit den angesprochenen Themen befasst, desto umfangreicher wird die Einsicht über subjektive Erfahrungen, die unser politisches, kulturelles und soziales Leben mitbestimmen.

In der Psychoanalyse geht es u.a. auch um das Verdrängte und Vergessene. Diese ins Bewusstsein zu holen, macht einen Teil der Arbeit mit Klienten aus.

In einem Exkurs kann man etwas über die Kinderanalytikerin Melanie Klein und ihre Theorie der Entwicklung von Subjet-Objektbeziehungen erfahren.

Beide Dialogpartner bewegt die Frage, wie weit kollektives Denken zu gutem oder bösen Verhalten beiträgt. In einer Vielzahl von Beispielen werden diese Fragen reflektiert.

Insgesamt ist das Werk eine Auseinandersetzung mit dem Denken und Handeln, das unter welchen Bedingungen wie und wo zu beobachten ist.

In seinen theoretischen und praktischen Dimensionen gibt der Dialog Anregung zum Nachdenken und Reflektieren unterschiedlicher Werte und Verhaltensweisen je nach dem, in welcher Kultur oder in welchem gesellschaftlichem Umfeld wir uns bewegen.

Ein jeder von uns wird geprägt durch Vergangenheit und Gegenwart. Insofern könnte man die Diskussion ohne Ende fortführen.

J.M. Coetzee
Arabella Kurtz
Eine gute Geschichte
256 Seiten, gebunden
S. FISCHER, Oktober 2016
ISBN-10: 3100025482
ISBN-13: 978-3100025487
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Jussi Adler-Olsen: Selfies – Der siebte Fall für Carl Carl Mørck, Sonderdezernat Q

Jussi Adler-Olsen: Selfies – Der siebte Fall für Carl Carl Mørck, Sonderdezernat Q

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Es ist nicht der eine spezielle Fall, um den es in diesem Krimi geht. Und ich frage mich, wo ich anfangen soll. Vielleicht bei den drei jungen Frauen Denise, Michelle und Jasmine. Sie haben eine Gemeinsamkeit: Sie versuchen sich mit Geld vom Sozialamt durchzuschlagen. Es mit einem Job zu versuchen, kommt nicht infrage. Die Mitarbeiterin vom Sozialamt hat die drei Frauen durchschaut. Als sie schwer erkrankt, baut sich ein mörderischer Hass in ihr auf. Doch davon ahnen Carl Mørck und sein Team nichts. Im Sonderdezernat Q geht es eher um alte ungelöste Fälle. Die Aufklärungsquote ist hoch. Aber das scheint nicht jeder so zu sehen. Scheinbar ist die Dokumentation fehlerhaft. Für die ist Rose zuständig. Doch sie ist wieder psychisch am Ende. Die Vergangenheit macht ihr zu schaffen. Und als Carl sie zur Rede stellt, bricht sie zusammen. Sie muss sich ins Krankenhaus einweisen lassen. Carl und Assad sehen diese Vergangenheit bald auch als einen Fall an. Um Rose helfen zu können, müssen sie herausfinden, was damals wirklich geschehen ist, als ihr Vater den tödlichen Unfall hatte.

Währenddessen gerät ein ungelöster Fall wieder in den Vordergrund. Eine alte Frau ist damals erschlagen worden. Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit zu einem aktuellen Mord an einer älteren Dame, der Großmutter von Denise. Und damit sind wir wieder bei den drei jungen Frauen. Michelle wird absichtlich von einem Auto angefahren. Sie überlebt. Doch der Täter will sich nicht geschlagen geben und plant einen zweiten Versuch.

Auch wenn so viel zusammenkommt, unübersichtlich ist der Thriller nicht. Der Leser weiß von Anfang an sehr viel mehr als die Ermittler. Die müssen sich erst herantasten an das, was geschehen ist. Dabei sind die Zusammenhänge überhaupt nicht klar. Und das wird richtig gefährlich. Die Unwissenheit macht es den Vorkommnissen möglich, sich immer weiter zuzuspitzen. Ein Mörder kann in Ruhe weiterplanen und in die Enge Getriebene sind auf dem Weg, ebenfalls zu Mördern zu werden. Es scheint alles so aussichtlos. Man spürt wie bei Carl, Assad und auch bei Gordon die Köpfe rauchen. Es fehlt ihnen etwas Handfestet. Etwas, das einen Fall voranbringt. Schließlich führt der Autor die vielen Handlungsstränge zusammen. Und dann passt alles und dann stimmt alles! Die Ermittler tappen nicht mehr im Dunklen und können retten, was noch zu retten ist. Grandios geschrieben! Der Thriller in seiner Komplexität hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Rezension von Heike Rau

Jussi Adler-Olsen
Selfies – Der siebte Fall für Carl Carl Mørck, Sonderdezernat Q
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
576 Seiten, gebunden
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423281073
ISBN-13: 978-3423281072
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