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Kategorie: Krimi und Thriller

Jussi Adler Olsen: Verachtung

Jussi Adler Olsen: Verachtung

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Während eines Empfangs begegnet Nete Rosen dem Arzt Curt Wad. Fast dreißig Jahre sind vergangen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hat, seit er ihr Leben auf tragische Weise beeinflusst hat. Es ist Nete gelungen, das Ruder herumzureißen. Sie ist jetzt mit Andreas Rosen, einem angesehenen und wohlhabenden Mann, verheiratet. Doch Curt Wad zerstört ihr Leben innerhalb weniger Minuten zum zweiten Mal. Er bezeichnet sie als Hure, spricht von der Besserungsanstalt auf der Insel Sprogø, von Schwangerschaftsabbrüchen und Sterilisation. Nichts davon hatte Nete ihrem Mann erzählt. Die Vergangenheit sollte ruhen.
Nete spürt, wie ihr Mann sich von ihr abwendet. Den einzigen Ausweg sieht sie in einen Verkehrsunfall, den sie auf dem Heimweg provoziert. Andreas kommt ums Leben, während sie schwer verletzt überlebt.
Sie geht weg, um neu anzufangen. Doch nach dem sie Curt Wade noch einmal begegnet, schmiedet sie einen Racheplan, bei dem sechs Menschen sterben sollen.

Dreiundzwanzig Jahre später ist das Sonderdezernat Q unter Leitung von Carl Mørck mit einigen rätselhaften Vermisstenfällen aus dem Jahr 1987 beschäftigt. Die Mitarbeiter Rose und Assad stellen fest, dass die Personen alle an einem Tag von der Bildfläche verschwunden sind. Nach wie vor fehlt von ihnen jede Spur. Irgendetwas muss passiert sein, es muss einen Zusammenhang geben. Noch einmal werden die vermissten Personen unter die Lupe genommen. Sie alle waren seltsamerweise altersmäßig in derselben Lebensphase. Dennoch bleibt die Sache geheimnisvoll, bis das Team herausfindet, dass zwischen zwei der Vermissten doch eine Verbindung bestand und sie sich gekannt haben. Gitte Charles und Rita Nilsen waren zur selben Zeit auf Sprogø. Die eine angestellt, die andere zwangsweise eingewiesen.
Ein leerer Briefumschlag, gefunden in der über die Jahre unverändert gebliebenen Bleibe eines der Vermissten, bringt schließlich einen Hinweis auf Nete Hermansen. Und der vermisste Anwalt Philip Nørvig ergibt eine Spur zu Curt Wade, der immer noch aktiv ist und seine unmenschlichen, skrupellosen Pläne zusammen mit anderen Mitstreitern weiter verfolgt.

Der Autor hat sich mit diesem Krimi einem sehr ernsten Thema angenommen. Die Anstalt für Frauen auf der Insel Sprogø hat es tatsächlich gegeben.
Im Bewusstsein von Carl Mørck und seinem Team war das allerdings nicht. Das Team wird also nicht nur mit einem schwierigen Fall konfrontiert, sondern auch mit der Vergangenheit des Landes, die auch in der Gegenwart durch Curt Wade noch eine Rolle spielt. Und natürlich durch Leidtragende wie Nete Hermansen.

Das Buch ist überaus gut geschrieben und vom Lesefluss perfekt. Der Fall ist vielschichtig, kompliziert und äußerst nervenaufreibend für die Ermittler und wirkt sich auch auf ihr Privatleben aus. Aber selbst als Gefahr für ihr Leben besteht, weil Kurz Wad allzu neugierige Polizisten auszuschalten gedenkt, machen sie weiter.
Die Spannung wird im Buch stets auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Zum einen durch die Ermittlungserfolge, zum anderen auch durch den überaschenden Verlauf des Falls. Selbst das Ende ist überzeugend gemacht. Hier wird der Leser noch einmal völlig aus dem Konzept gebracht mit einer unfassbaren Wende.

Rezension von Heike Rau

Jussi Adler Olsen
Verachtung
Der vierte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
544 Seiten, gebunden
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423280026
ISBN-13: 978-3423280020
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Elizabeth George: Im Angesicht des Feindes

Elizabeth George: Im Angesicht des Feindes

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Mehr als 700 Seiten Spannung und englischen Charme präsentiert die amerikanische Bestsellerautorin in diesem Krimi.

Als Täter für das plötzliche Verschwinden ihrer zehnjährigen Tochter Charlotte hat die konservative Politikerin Eve Bowen sofort einen Verdacht. Es kann nur der Vater von Charlotte sein, mit dem sie vor über zehn Jahren während eines Parteikongresses ein kurzes sexuelles Verhältnis gepflegt hatte. Sie war damals noch keine Berühmtheit, er war nur ein kleiner Journalist. Heute ist er der Chefredakteur einer der größten Zeitungen Englands und als solcher bemüht, die konservative Regierung zu stürzen. Für Eve Bowen ist es sonnenklar, dass Dennis Luxford eine Kampagne gegen sie fährt. Dabei schreckt er offensichtlich nicht vor seiner eigenen Tochter zurück. Selbst mit der Nachricht, dass Charlotte tot aufgefunden wurde, ändert sich nichts an ihrem Verdacht gegen den Chefredakteur.

Erst mit dem Tod des Mädchens treten die bekannten Ermittlerfiguren Inspector Lynley und Seargent Barbara Havers auf die Bühne. Umfassend lässt Elizabeth George sehr viel Raum für ihre Hauptfiguren. Obwohl es sich beim vorliegenden Roman nicht um den ersten mit diesen Figuren handelt, so ist man als Leser zwingend auf die vorhergegangenen Romane angewiesen, um sich in die Beziehungen zwischen den Figuren hineinzufühlen. Über Freunde und Familie wird man bestens in Kenntnis gesetzt. Die Bilder der Familien entstehen vor dem inneren Auge. Dazu gehören die Ängste vor dem Heiraten, vor einer Beziehung zu einem Mann, die unsensible Art, auf die Nöte der Freunde einzugehen.

Es macht Spaß, die Leute kennenzulernen und die Haupthandlung scheint in den Hintergrund zu treten. Trotz der immer überraschenden Wendungen, die sie vollzieht. Rasend schnell vergeht die Zeit beim Lesen und ein Stück England wird einem dabei auch noch näher gebracht. Besonders die Gegend in Wiltshire um Salisbury und Marlborough.

George, Elizabeth
Im Angesicht des Feindes
735 Seiten, broschiert
Goldmann
ISBN-10:3442441080
ISBN-13:978-3442441082

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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Tim Binding: Ship Ahoy

Tim Binding: Ship Ahoy

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Hat er? Oder hat er nicht? Und wenn, seit wann ist es Mord, wenn einer, den man aus dem Weg haben will, fast von allein von der Klippe stürzt? Solange man nichts nachweisen kann, bleibt es beim Mordverdacht. Zumindest hat sich Al Greenwood einen besonderen Ruf damit erworben.

Die „Lady Di“ ist ein beliebtes Kreuzfahrtschiff. Al und seine Freundin Emily arbeiten hier immer wieder für eine Zeit. Sie gibt Malkurse und er den Kettensägenbildhauer. Das ist sehr beeindruckend. Bei einer seiner Aktionen geht allerdings etwas schief. Abgelenkt durch einen Zeitungsfoto verliert Al die Kontrolle über die Kettensäge, die postwendend auf Mrs Durand-Deacon losgeht und diese zwingt, über Bord zu springen.
Und was stand in der Zeitung? Was hat Al so aus dem Konzept gebracht? Seine Ehefrau oder vielmehr Exfrau ist aus dem Gefängnis ausgebrochen.
Selbstverständlich wird Audrey versuchen bei Al unterzuschlüpfen. Kaum sind er und Emily wieder zu Hause, taucht sie auf und fordert Hilfe ein. Dabei hätte Al sie lieber schnell wieder aus dem Weg. Da war doch die Klippe in der Nähe, wo man so leicht runter stürzen kann, wenn man auch nur für einen Moment unaufmerksam ist.

Als ob das alles nicht reicht, fängt Mrs Durand-Deacon wegen gewisser Vorkommnisse an, Al zu erpressen. Sie würde gerne ihren Ehemann Gerald aus dem Weg haben. Ein nicht verurteilter Mörder, wäre doch genau der Richtige für diesen Job. Gerald ist ein Schmetterlingsliebhaber. Zufällig gibt es ein seltenes Exemplar oben an der Klippe.

„Ship Ahoi“ ist eine sehr gelungene Krimikomödie. Hier überzeugt nicht nur die haarsträubende Handlung, sondern auch die urkomischen Figuren, allen voran Al Greenwood. Er ist ein Angeber der Sonderklasse und ein Hochstapler. Er redet viel und gerne. Das meiste davon ist Mist. Aber diesen Mist bringt er eben überzeugend an den Mann oder die Frau. Er fällt auch nicht auf, denn allgemein als normal geltende Menschen, tauchen in diesem Krimi nicht auf.

Das Buch ist unglaublich witzig und damit sehr unterhaltsam. Man amüsiert sich beim Lesen vortrefflich, wenn man diese Art Humor mag. Es gibt keine Längen. Der Krimi ist durchweg gut gemacht, nachvollziehbar trotzt aller Absurdität und ausgesprochen spannend.

Rezension von Heike Rau

Tim Binding
Ship Ahoy
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
368 Seiten, gebunden
Mareverlag
ISBN-10: 3866481683
ISBN-13: 978-3866481688
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Jamyang Norbu: Sherlock Holmes – Das Mandala des Dalai Lama

Jamyang Norbu: Sherlock Holmes – Das Mandala des Dalai Lama

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Mittlerweile gibt es eine kaum überschaubare Zahl von Sherlock-Holmes-Geschichten weltweit. Das vorliegende Büchlein ist eines von vielen, bei denen zu erkennen ist, wie sehr eine Schriftstellerin oder ein Schriftsteller Freund und Liebhaber von Arthur Conan Doyle und dessen Romanfigur ist. Mit viel Sorgfalt hat sich der tibetische Autor auf das Thema eingelassen und in seinen Grundzügen einen klassischen Sherlock-Homes-Roman geliefert, der in Indien und Tibet beheimatet ist. Doch so manches passt in diese Region und so wurden auch gleich die Romanfiguren von Rudyard Kipling einbezogen. Dessen Romane (u. a. „Das Dschungelbuch“) spielen ebenfalls in diesen geografischen Breiten und seine Figuren haben maßgeblichen Beitrag an den neuen Abenteuern des Meisterdetektivs.

Wir befinden uns in Bombay des Jahres 1891. Eine blutüberströmte Leiche im Taj-Mahal-Hotel versetzt nicht nur die Polizei in höchste Alarmbereitschaft. Doch dann stellt sich heraus, dass der Mordanschlag eigentlich dem ominösen Sigerson galt. Doch das wiederum ist das Pseudonym des inkognito reisenden Sherlock Holmes. Zusammen mit dem Ich-Erzähler Hurree vom indischen Geheimdienst, dem quasi die Rolle des Dr. Watson zufällt, macht er sich auf die Jagd nach dem Täter. Sie führt beide nach Tibet, wo sie einer Verschwörung gegen den Dalai Lama auf die Spur kommen.

Das Buch dürfte nicht nur für die Liebhaber von Detektivgeschichten interessant sein, sondern auch für jene, die nicht genug von der faszinierenden Landschaft bekommen können. Denn der Autor scheint zudem noch Liebhaber von Karl May zu sein. Ist nicht allein die Figur des Sherlock Holmes generell oberlehrerhaft, so trifft dies auch oft für Karl May, bestimmt aber für Jamyang Norbu zu. Norbu erzählt über viele Seiten von den tibetischen Sitten und Rituale, und beschreibt mit unendlicher Ruhe weite Landschaften. Das klingt etwa so: „Inzwischen hetzten wir in vollem Galopp über das Schneefeld, doch die Angreifer holten langsam auf. Uns was das Schlimmste war: Sie rückten unserer Nachhut zu Leibe, also mir. Ich trat meinem Pony kräftig in die Flanken, um es zu noch größerer Eile anzutreiben.“ Wohlbemerkt, es handelt sich nicht um Karas Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar, sondern um Sherlock Holmes mit seinem Gefährten Hurree.

Insgesamt ist der Roman, was Aufbau und Sprache angeht, ein klassischer „Sherlock Holmes“. Für manchen Leser weist er jedoch etwas Überlängen auf, wenn ihn Landschaften und Buddha nicht interessieren. Hervorzuheben sind die äußerst präzisen bibliografischen Details der Schriftsteller Doyle und Kipling im Anhang des Buches. Wer eine Übersicht all derer Werke sucht, wird hier fündig. Zusätzlich enthält das Buch diverse Adressen tibetischer Unterstützer.

Für den Sherlock-Holmes-Fan ein Muss.

Norbu, Jamyang:
Sherlock Holmes – Das Mandala des Dalai Lama
Bastei Lübbe
ISBN-10: 3404151283
ISBN-13: 978-3404151288

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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Klaus Stickelbroeck: Auf die harte Tour

Klaus Stickelbroeck: Auf die harte Tour

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„Hart. Härter. Hartmann.“ So beginnt der vierte Roman um den ehemaligen Fußballspieler von Fortuna Düsseldorf, der nach seinem Sportunfall als Privatdetektiv über Düsseldorfs Pflaster streicht. Klaus Stickelbroeck hat erneut einen Krimi in den Handel gebracht, der nicht nur den Düsseldorfer Lesern Spaß machen wird. In gewohnt schnoddriger Weise ist der private Ermittler mit sich und der Welt nicht im Reinen und schlittert in die fiesesten Situationen, die sich nur ein Krimi-Cop ausdenken kann. Doch worum geht’s?

Hartmann wacht in seinem Bett auf. Er hat einen schweren Schädel und keine Ahnung, wie er überhaupt ins Bett gekommen ist. Seine letzte Erinnerung hat er vom Betreten seiner Stammkneipe am vorigen Abend und dem Musiktitel, der in dem Moment gespielt wurde. Doch jetzt liegt eine dunkelhaarige Schönheit in seinem Bett und streckt ihm ihren süßen Po entgegen. Er selbst: auch nackt. Doch eine Erinnerung will sich bei ihm nicht einstellen. Und es soll noch schlimmer kommen. Auf seinem Weg in die Dusche muss er feststellen, dass eine Blondine im Wohnzimmer auf der Couch liegt. Angezogen natürlich. Oh Mann. Nicht gut. Während er dann bei seinem einarmigen Lieblingswirt, genannt Krake, versucht herauszubekommen, was am gestrigen Abend passiert ist, wird in Düsseldorf eine Blondine erschossen.
Hartmann erfährt von Krake, dass er sehr wahrscheinlich Probleme bekommen wird. Denn die Dunkelhaarige von gestern, die in seinem Bett, ist die Frau des Präsidenten der übelsten Rockergang von Düsseldorf, den Black Mambas. Oh Mann. Nicht gut.
Als Hartmann wieder nach Hause kommt, steht die Polizei vor der Tür. Er wird verdächtigt, die Blondine, die in seinem Wohnzimmer lag, erschossen zu haben. Hartmann sitzt in der Patsche. Am schlimmsten dabei: Er weiß weder wie der gestrige Abend verlaufen, noch wer die Blondine in seinem Wohnzimmer war.

In einem sehr humorvollen Plauderton, der dem Stil anderer Detektivgeschichten wie Hammer oder Magnum entspricht, erzählt Stickelbroeck die Geschehnisse um seinen Protagonisten Hartmann. Ohne einen Abriss der Spannung zieht es den Leser von einem Tag zum nächsten. Er klebt förmlich an den Lippen des Erzählers. Mit Präzision trifft der Autor ganz normale Alltagssituationen und kleidet sie in ein Gewand von treffenden Worten, sodass man ihnen nur zustimmen und darüber schmunzeln kann.

Ein Krimi voller Unterhaltung und Spannung, dessen Spaß sich kein Leser entgehen lassen sollte.

Stickelbroeck, Klaus
Auf die harte Tour
280 Seiten, broschiert
KBV-Verlag
ISBN-10:3942446375
ISBN-13:978-3942446372

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Susanne Goga: Die Tote von Charlottenburg

Susanne Goga: Die Tote von Charlottenburg

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Der Tod kam völlig unerwartet. Die Ärztin und Frauenrechtlerin Henriette Strauss hat sich eigentlich immer einer guten Gesundheit erfreut. Das macht auch ihren Neffen Adrian Lehnhardt misstrauisch. Er wendet sich schließlich an die Polizei und findet mit Kommissar Leo Wechsler einen Ermittler, der die Sache ernst nimmt. Als er hört, dass auch der Hausarzt Dr. Behnke so seine Zweifel an einer natürlichen Todesursache hat, wird er hellhörig. Die Beweislage ist dennoch dürftig. Leo Wechsler hat nicht mehr als einen Verdacht. Er ermittelt im Umfeld von Henriette Strauss und kommt Ungereimtheiten in der Klinik auf die Spur. Auch mit ihrer Frauenberatung hat sich die Ärztin offenbar nicht nur Freunde gemacht.

Weiterhin ist unklar, wie genau die Frau zu Tode gekommen ist. Dabei hat Henriette Strauss kurz vor ihrem Tod ihrem Neffen einen Hinweis gegeben. Es ist nur ein Wort gewesen, mit dem zunächst niemand etwas anfangen kann. Und doch ergibt sich daraus eine Spur. Bald steht fest, man hat es mit einem skrupellosen Giftmörder zu tun. Hier war jemand am Werk, der wusste, was er tat und der äußerst geschickt vorgegangen ist.

Der Krimi spielt in Berlin im Jahr 1923. Wirtschaftskrise und Inflation machen den Menschen zu schaffen. Nicht nur der Fall selbst, auch das Privatleben Leo Wechslers spielt eine Rolle im Buch, der mit der Hilfe seiner Schwester seine zwei Kinder durch die schwere Zeit zu bringen hat. Seine Freundin Clara würde sich gerne mehr in die Familie einbringen, möchte aber ihre Selbständigkeit und die damit verbundenen Arbeit in ihrer Leibücherei nicht aufgeben.
Daraus ergibt sich ein rundes Bild der schwierigen Lebensumstände, in die der Fall eingebettet ist.

Leo Wechsler ist ein Ermittler, der nicht so schnell aufgibt. Sonst wäre der Fall schon nach kurzer Zeit zu den Akten gelegt worden. Zusammen mit seinem Team greift er aber jedes kleine Detail auf, versucht ein Motiv auszumachen und schließlich ein stimmiges Bild zusammenzusetzen. Das ist sehr spannend zu lesen.
Der Leser wird überrascht mit einem sehr komplizierten und undurchsichtigen Krimi, der aber dann, einmal aufgelöst, sehr stimmig erscheint.

Rezension von Heike Rau

Susanne Goga
Die Tote von Charlottenburg
Ein Fall für Leo Wechsler
304 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213817
ISBN-12: 978-3423213813
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Ole Kristiansen: Der Wind bringt den Tod

Ole Kristiansen: Der Wind bringt den Tod

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Odisworth ist ein abgelegenes Dorf. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Jule Schwarz muss in diese Einöde, um ein Projekt durchzusetzen. Ein Windpark soll in Odisworth entstehen. Es gibt keine Bus- oder Bahnverbindung. Zum ersten Mal seit dem Unfall muss Jule sich wieder hinter das Steuer eines Autos setzen. Ihr Therapeut Lothar Seger ist zuversichtlich. Auch ihre Freundin Caro, die mit dem Therapeuten zusammen ist, spricht ihr Mut zu. Sie legt Jule sogar die Karten, lässt jedoch eine davon verschwinden. Es ist der Tod.

Jule übersteht die gespenstige Fahrt mit dem Firmenwagen und findet zu ihrer Professionalität zurück. Ihr Vortrag über die Vorteile erneuerbarer Energien wird allerdings von Gabriel Smolski unterbrochen. Der Ermittler berichtet von einem Leichenfund auf dem Grundstück eines Dorfbewohners. Die Tote muss dort allerdings schon länger gelegen haben.

Jule Schwarz wird direkt mit hineingezogen in den Fall. Fast ist es, als wäre sie eine Marionette in einem Theaterstück. Die Dorfbewohner haben etwas zu verbergen, so viel wird schnell klar. Doch der Zusammenhalt ist groß.

Der Krimi ist perfekt aufgebaut. Nichts wirkt konstruiert. Das Netz aus Lügen wird immer dichter und undurchdringlicher, auch für den Leser. Was sich da hinter den Kulissen abspielt und wer der Mörder ist, ist einfach nicht erkennbar. Kaum glaubt man, ihn zu kennen, wird der Verdacht auf einen anderen gelenkt. Aber dass er aus dem unmittelbaren Umfeld Jules kommen muss und dass Jule in sein Beuteschema passt, ist offenkundig.

Eine unheimliche Stimmung beherrscht das Geschehen, das bestimmt wird von undurchschaubaren Charakteren und einer Dorfidylle, die nur Schein ist. Die Lage spitzt sich zu, als klar wird, dass der Mörder ein Serienkiller ist.
Der Krimi ist raffiniert gemacht, hochspannend und unterhält ausgesprochen gut. Damit hat er zu Recht eine Empfehlung als „Krimi des Monats“ verdient.

Rezension von Heike Rau

Ole Kristiansen
Der Wind bringt den Tod
Thriller
496 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213760
ISBN-13: 978-3423213769
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Ramiro Pinilla: Nur ein Toter mehr

Ramiro Pinilla: Nur ein Toter mehr

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Sancho Bordaberri ist Buchhändler in der Kleinstadt Getxo im Baskenland. Gern würde er so schreiben können, wie seine Idole Hammett und Chandler. Doch sind seine Krimis nicht realistisch genug, weswegen sie von den Verlagen immer wieder abgelehnt werden. Als Bordaberri sein letztes Manuskript im Meer versenkt, kommt ihm eine Idee. Hier gibt es nämlich einen Felsen, mit einem Ring daran für die Reusen, der Schauplatz eines Verbrechens war. Eines bisher nie aufgeklärten Mordes und eines versuchten Mordes. Vor zehn Jahren, also 1935, geschah das Verbrechen. Wer wollte sich an den Zwillingen Eladio und Leonardo Altube, bekannt für ihre vielfältigen Betrügereien, rächen? Wer hat die beiden am Felsen angekettet, damit sie bei ansteigender Flut ertrinken?

Das will Sancho Bordaberri herauskriegen. So verwandelt sich der Buchhändler in den Privatdetektiv Samuel Esparta. Seien Mitarbeiterin Koldobike färbt sich die Haare blond und wird zu seiner Sekretärin. Alles was Esparta erlebt, schreibt Bordaberri auf. Sein Krimi soll diesmal realistisch werden. Tatsächlich holt ihn bald die Realität ein. Der Krimi entwickelt ein Eigenleben und lässt sich nicht mehr steuern. Und offenbar gibt es jemanden, der etwas gegen die verspätete Aufklärung des Falls hat.

Der Krimi ist auf ganz besondere Weise gemacht. Man schaut einem selbst ernannten und relativ naiven Privatdetektiv direkt bei der Arbeit über die Schulter und beobachtet zeitgleich, wie daraus ein Roman wird.

Der Fall scheint anfangs wenig spektakulär. Doch Samuel Esparta lässt nicht locker und so wird das Ausmaß des damaligen Verbrechens bald offensichtlich, auch wenn das nicht bedeutet, dem Mörder schnell auf die Schliche zu kommen.

Interessant ist auch die Entwicklung, die Samuel Esparta durchmacht. Seine Aktivitäten verlagern sich. Er kommt hinter dem Schreibtisch hervor und steigt in die Realität ein. Und aus einem Unwissenden, einem sonst eher zurückgezogen lebenden, der sich als Privatdetektiv nicht besonders geschickt anstellt, wird einer mit Motivation, der seinen neuen Roman vorantreiben und vor allem zu Ende schreiben will, obwohl es sehr gefährlich wird.

Das Buch ist also sehr unterhaltsam, spannend und überraschend anders geschrieben, als man es sonst von Kriminalromanen kennt.

Rezensionen von Heike Rau

Ramiro Pinilla
Nur ein Toter mehr
Kriminalroman
288 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249110
ISBN-13: 978-3423249119
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Austin Wright: Tony & Susan

Austin Wright: Tony & Susan

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Was für ein Konstrukt! Im wahrsten Sinne des Wortes ein Buch im Buch. In dieser Schärfe ist es selten anzutreffen. Doch was heißt das nun? Buch-in-Buch? Es gibt zwei Handlungsstränge, die nicht einfach als Parallelhandlungen ausgeführt sind. Eher lässt es sich so beschreiben: Man liest, wie die Protagonistin Susan ein Buch liest. Es gibt also ein inneres Buch und ein äußeres Buch. Doch zunächst etwas mehr Klarheit und zum Inhalt des inneren Buches.

Tony Hastings ist mit seiner Frau und Tochter auf dem Weg in den Urlaub. Sie befinden sich nachts mit dem Auto auf einem Highway Richtung Maine, irgendwo Richtung Bangor mitten im Wald. Wer die Bücher von Stephen King kennt, der weiß, dass hier irgendetwas geschehen muss. Allein diese Szenerie treibt dem Leser bereits die Gänsehaut bis in den Nacken. Sie nähern sich zwei anderen Autos vor ihnen, die sich scheinbar ein Wettrennen liefern. Eines der beiden Fahrzeuge lässt das andere nicht vorbeiziehen. Tony muss abbremsen und wird ungeduldig. Er hupt kurz und das linke Fahrzeug schießt nach vorne. Tony zieht linksrüber an dem einen Fahrzeug vorbei, welches dann zurück fällt, während das andere weit voraus ist. Doch dann kommt Tony auch wieder an dieses Fahrzeug heran. Als er zum Überholen ansetzt, schert es plötzlich nach links aus und Tony muss auf die Bremse. Nun beginnt ein Spielchen, bei dem es Tony und seiner Familie flau im Magen wird. Eine Jagd beginnt. Dann passiert, was nicht hätte passieren dürfen. Der Wagen von Tony Hastings kommt ins Schlingern, das Lenkrad flattert, vorne links ist ein Platten. Tony muss anhalten. Auch der andere Wagen mit drei Männern darinnen hält an. Die Höflichkeit der Kerle ist nicht echt. Die Hastings spüren das. Kurz und (nicht) gut: Tony wird im Verlauf der Handlung von Frau und Tochter getrennt. In Angst um seine Familie spielt ihm sein Gehirn eine schreckliche Vorahnung zu.

An dieser Stelle wandelt sich der „road-movie“ zu einem Psychothriller, den man getrost lesen kann, ohne die äußere Geschichte zu lesen.

Doch nun zur äußeren Geschichte. Die Handlung ist wirklich schmal. Susan Morrow hat ein Manuskript ihres Ex-Mannes erhalten. Er bittet sie in dem Begleitbrief, das Manuskript zu lesen. Nicht mehr und nicht weniger. In drei Sitzungen liest sie das Buch, zwischendurch wuseln die Kinder durch das Haus, kommen von der Schule, gehen zu Freunden, werden ins Bett gebracht. Die Lesesitzungen sind durch Intermezzi getrennt, in denen das Leben von Susan mit ihrem Ex-Mann, den sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte, und das Leben mit ihrem jetzigen Ehemann und dessen Geliebter beschrieben wird. Der Leser erfährt, warum sie sich nach nur zwei Jahren von ihrem Ex getrennt hatte, die Bücher und Geschichten, die er damals schrieb, waren grottenschlecht.

Was macht das Besondere dieses Thrillers aus? Er fesselt durch die beiden miteinander verbundenen Bücher. Obwohl man das innere Buch losgelöst von dem äußeren lesen kann, wird gleich zu Beginn klar, und der Titel des Buches „Tony & Susan“ sagt es schon, dass ein Zusammenhang zwischen beiden Büchern, beiden Handlungssträngen, beiden Protagonisten bestehen muss. Susan, die Protagonistin des äußeren Buches, die von den Schreibkünsten ihres Ex-Mannes beeindruckt ist, und Tony, der Protagonist des inneren Buches, der einen Albtraum durchleben muss.

Ein Thriller der aufgrund seiner Konstruktion bereits eine Extraklasse darstellt und sehr zu empfehlen ist.

Austin Wright
Tony & Susan
Übersetzt von Sabine Roth
Luchterhand, München
ISBN-10:3630873669
ISBN-13:978-3630873664

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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Lieneke Dijkzeul: Schweigende Sünde

Lieneke Dijkzeul: Schweigende Sünde

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Kommissar Paul Vegters neuer Fall führt ihn in eine Schule. Als der Mord an dem Lehrer Eric Janson geschah, fand gerade ein Klassentreffen statt. Zuerst dachte man noch an einen Unfall. Der Lehrer, der nach einem Skiunfall an Krücken ging, könnte in der Toilette auch einfach gestürzt sein. Doch wie die Spuren zeigen, wurde er niedergeschlagen.

Man verhört die ehemaligen Schüler. Doch niemand will etwas gesehen haben. Rektor Declèr rückt nicht richtig raus mit der Sprache. Die beiden Ex-Frauen geben sich ebenfalls bedeckt, auch die Töchter wollen nicht reden. Sich unter diesen Umständen ein Bild von dem Lehrer zu machen, ist für Vegter und sein Team nicht leicht. War Janson ein guter Lehrer? Manche sind davon überzeugt, andere nicht, wie Eva Stotijn zum Beispiel

Der Blick fällt irgendwann auf David Bomer, der wie Eva auch zum Klassentreffen war. Gleich nach dem Bomer sich von seiner Freundin wegen des zu erwartenden Nachwuchses getrennt hat, macht er sich an Eva heran, die allerdings auch ein Kind hat. Seine wahren Beweggründe liegen lange im Dunkeln. Aber es hat mit dem Mord an Eric Janson zu tun.

Es scheint der perfekte Mord gewesen zu sein. Kommissar Paul Vegter kommt dem Mörder einfach nicht auf die Spur. Es fehlt das Motiv. So kommen die Ermittlungsarbeiten einfach nicht so richtig in Gang. Und so passiert auch lange Zeit nichts wirklich Aufsehenerregendes. Eine Spannungskurve baut sich nur sehr zögerlich auf.

Auch der Schreibstil der Autorin ist dementsprechend eher von Langsamkeit geprägt. So wird der Blick auch auf das wenig interessante Privatleben des Ermittlers gelenkt, der seit dem Tod seiner Frau allein lebt und an Gesellschaft nur eine kranke Katze und eine eigenwillige Zimmerlinde hat.
Ein wenig spannender wird es, wenn Eva Stotijn und David Bomer ins Spiel kommen. Dass die beiden mehr wissen, als sie vorgeben, ist schnell klar.

Man kann den eher ruhigen Krimi schon lesen. Wer gerne verfolgt, wie Puzzleteil um Puzzleteil in einem äußerst schwierigen Fall zusammengesetzt werden und wie ein Ermittler durch ausgiebiges Nachdenken und Kombinieren weiterkommt, dem könnte das Buch gefallen.

Rezension von Heike Rau

Lieneke Dijkzeul
Schweigende Sünde
Aus dem Niederländischen von Christiane Burkhardt
336 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213566
ISBN-13: 978-3423213561
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