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Schlagwort: Bunker

Der Tote im Bunker

Der Tote im Bunker

Martin Pollack war gerade mal 3 Jahre alt, als sein Vater am 1947 in einem Bunker am Brenner nahe der Grenze ermordet wurde. Mehr als 50 Jahre sind also seit dem Tod des Vaters vergangen. Martin Pollack brennen viele Fragen auf der Seele, deren Beantwortung er aus, wie sich zeigt, begründeter Angst lange herausgeschoben hat. So nimmt er nun die Spurensuche auf. Sein Vater Dr. Gerhard Bast war SS-Sturmbannführer und Mitglied der Gestapo. Pollack will jedoch hinter die Fassade sehen. Ihm geht es vor allem darum zu erfahren, was den Vater angetrieben hat, was er dachte, wie er wirklich war, wie er zu seiner Überzeugung kommen konnte. Polack nimmt den Kampf gegen die herrschende Sprachlosigkeit auf und sichtet Unterlagen, private und berufliche Papiere und die wenigen Fotos vom Vater, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Sohn zeigen. Pollack besucht Zeitzeugen und sucht Archive auf. Er setzt sich mit der Arbeit der Gestapo und der Familiengeschichte auseinander, präsentiert die Fakten mit großer Ehrlichkeit, obwohl er Dinge herausfindet, die seine geahnten Befürchtungen noch übertreffen. Warum? Warum ausgerechnet der Vater? Unverständnis bleibt. Martin Pollack kann diese Frage nicht beantworten, ist fassungslos. Papiere und Fotos verraten die Gedanken des Vaters nicht. Der Berichtsstil scheint bewusst gewählt, um Abstand zum Vater zu schaffen. Dennoch kommt die Verzweiflung und das Entsetzen Martin Pollacks über die Taten seines Vaters zum Ausdruck. Diese Beklemmung und Bestürzung überträgt sich auch auf den Leser.

Über den Autor:
Martin Pollack wurde 1944 in Bad Hall, Oberösterreich, geboren. Er studierte Slawistik und osteuropäische Geschichte. Bis 1998 war er Redakteur beim „Spiegel“, dann freier Autor und Übersetzter.

Rezension von Heike Rau

Martin Pollack
Der Tote im Bunker
Bericht über meinen Vater
255 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag, Wien
ISBN: 3-552-05318-2
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