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Der geniale Mister Fletcher

Der geniale Mister Fletcher

Seine Kopfschmerzen werden im zum Verhängnis. Nach einem neuerlichen Migräne-Anfall wird Mister Fletcher mit einer Überdosis Schmerzmittel ins Krankenhaus eingeliefert. Doch auch Drogen finden die Ärzte im Magen des Patienten. Nun muss ein psychiatrisches Gutachten erstellt werden. Für Mister Flechter geht es dabei nicht um die Wahrheit. Es geht ihm nur darum, der Aufnahme in einer psychiatrischen Klinik zu entgehen. So tritt er dem Gutachter mit einer komplett erfundenen Lebensgeschichte gegenüber und nutzt dabei seine bisherigen Erfahrungen mit Psychiatern aus.

Parallel dazu erfährt der Leser die wahre Geschichte des genialen Mister Flechter, der schon als Schüler Unterschriften unter Schulverweisen fälscht und Entschuldigungsbriefe in der Schrift seiner Mutter verfasst. Auch gefälschte Führerscheine sind kein Problem, ebenso wie Unterschriften unter Arbeitserlaubnisse oder um Überstunden erweiterte Zeitarbeitskarten. Hausaufgaben in der Handschrift des entsprechenden Schülers sind ebenfalls keine Hürde. Aber nicht nur damit verdient er sich Geld, er verkauft auch geklaute Dinge weiter. Er beherrscht Münzen- und Kartentricks, lernt so mit geschickter Ablenkung seinen sechsten Finger an der rechten Hand zu verbergen. Dabei reizt es ihn, Perfektion zu erreichen. Immer wieder legt er sich beispielsweise nach Krankenhausaufenthalten einen neuen Namen und eine neue Identität mit allem was dazugehört zu, um seine Drogensucht zu verstecken.

Doch diesmal ist es nicht so einfach dem Gutachter, der ihm ebenbürtig ist, zu täuschen. Fletcher fällt es zunehmend schwerer, dem Arzt weiszumachen, dass er nicht Selbstmord gefährdet und auch nicht drogenabhängig ist. Denn Fletcher steckt in einem Zwiespalt und es geht nicht mehr nur um sein Leben, sondern auch um das seiner Freundin. So holt er aus, zu einem wirklich überraschenden Schachzug. Und dabei hilft ihm ausnahmsweise eine Zeitlang die Wahrheit.

Der geniale Mister Fletcher ist eine interessante und beeindruckende Persönlichkeit. Er ist ein Mann, der vor sich selbst und seiner Sucht flieht und das mit großem Einfallsreichtum. Seine außergewöhnliche Lebensgeschichte wird mit viel Tempo erzählt und sie liest sich gut. Es ist sehr spannend, zu verfolgen, wie Mister Fletcher sich immer wieder eine neue Identität zulegt und die alte spurlos verschwinden lässt, auch wenn man hin und wieder am Zweifeln ist, ob es wirklich so einfach ist unter- und als andere Person wieder aufzutauchen. Doch Fletcher ist hoch begabt und er verfügt über ein ausgezeichnetes Gedächtnis, das außergewöhnlich ist. Dabei treibt ihn seine Drogensucht an, lässt ihm auch kaum eine Wahl.
Der Autor hält die Spannung bis zum Schluss, setzt hier sogar noch mal zur Überraschung eins drauf und macht klar, dass man Fletcher in seiner Genialität sogar noch unterschätzt hat. Unbedingt lesen!

Über den Autor:
Craig Clevenger, geboren in Dallas, Texas, wuchs im südlichen Kalifornien auf. Er studierte Englisch, reiste ausgiebig und arbeitete in der High-Tech-Branche. Der Autor lebt heute in Santa Barbara, Kalifornien und arbeitet an seinem zweiten Roman.

Rezension von Heike Rau

Craig Clevenger
Der geniale Mister Fletcher
Aus dem Amerikanischen von Susanne Mecklenburg
315 Seiten, gebunden
Aufbau Verlag, Berlin
ISBN: 3-351-03034-7
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