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Die verweigerte Zukunft

Die verweigerte Zukunft

Unsere Gesellschaft steckt in einer Krise. Diese Krise ist zum Normalzustand geworden und stellt Psychotherapeuten vor eine neue Situation, dringt diese doch bis in ihre Praxen vor, denn Verhaltensstörungen resultieren aus diesem Zustand und werden als behandlungsbedürftige Krankheit angesehen.
Kinder spüren das zuerst, wird doch ihre Zukunft pessimistisch, ja fast schon bedrohlich, dargestellt. Sie haben keinen Halt mehr im Leben, keine Sicherheiten, fühlen sich mit ihren Ängsten allein gelassen und entwickeln behandlungsbedürftige Symptome. Eltern und Erziehern fällt es immer schwerer ihre eigentlich angedachte Rolle wahrzunehmen. Das Familienleben wird nicht selten zum Psychodrama. In der Schule herrscht der Ausnahmezustand.

Die Autoren setzen sich sehr intensiv mit dem Leben in unserer Gesellschaft auseinander. Sie zeigen welche Wandlung ihre therapeutische Arbeit durchmacht und wie sie nach angepassten Therapiemöglichkeiten suchen. Die bisherige Arbeit wird auf den Prüfstand gestellt, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Dabei findet besonders das Umfeld der Kinder Beachtung. Nicht jedes Symptom ist ein Zeichen von Krankheit, sondern ist vielmehr eine Antwort auf die Lebensumstände des betroffenen Kindes. Und so etwas kann nicht mit Psychopharmaka behandelt werden. Die Autoren zeigen, dass es nicht darum gehen kann, Kinder mit Medikamenten zu behandeln, damit sie so funktionieren, wie die Gesellschaft es erwartet.

Als Eltern oder Erzieher erhofft man sich Hilfe von diesem Buch. Doch der Text ist sehr schwer verständlich. Ist man nicht vom Fach und kennt die Bedeutung der Fachausdrücke nicht, ist die Lektüre des Buches doch recht anstrengend. Tipps für die eigenen Erziehungsarbeit kann man kaum entnehmen, auch wenn man zu vielen Einsichten gelangt und Denkanstöße bekommt.
Es wird recht deutlich klar gemacht, wie unsere Jugend sich entwickelt und warum viele Kinder aus der „Norm“ geraten. Vieles hiervon ist aber ganz und gar nicht neu.

Interessant dagegen ist es, etwas über die angedachten neuen Therapiemöglichkeiten aus dem Praxisalltag der Psychotherapeuten zu erfahren. Hier sollen zukünftig andere Wege gegangen werden. Und trotzdem wird es nicht reichen unsere Kinder zu therapieren, solange unsere Gesellschaft krank ist. Diese Erkenntnis bleibt.

Rezension von Heike Rau

Miguel Benasayag
Gérard Schmit
Die verweigerte Zukunft
Nicht die Kinder sind krank, sondern die Gesellschaft, die sie in Therapie schickt
160 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3888974922
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