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Schlagwort: Mord

Iain Levison: Gedankenjäger

Iain Levison: Gedankenjäger

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Brooks Denny ist zum Tode verurteilt. Er verfügt allerdings über eine Fähigkeit, die höchst interessant ist. Er kann Gedanken lesen. So wird er kurz vor seiner Hinrichtung von Terry Dyer eingesetzt, um die Gedanken eines Geschäftsmannes zu lesen. Die Aktion ist ein voller Erfolg. Jedoch hat Brooks Denny nichts zu verlieren. Er wagt einen Fluchtversuch, der ihm zu seiner Überraschung gelingt.

Polizist Jared Snowe stellt bei einem Einsatz fest, dass er die Gedanken anderer erfassen kann. Zunächst gefällt ihm diese Fähigkeit. Es hilft beim Lösen der Fälle, die er zu bearbeiten kann. Wie es aussieht, wissen andere, was er kann. Terry Dyer, die selbst nicht lesbar ist, kommt auf ihn zu. Er soll ihr helfen, Brooks Denny aufzuspüren. Sie glaubt, dass er das mit seiner Fähigkeit leicht schaffen kann. Tatsächlich findet er den Gesuchten. Doch er setzt ihn nicht sofort außer Gefecht, denn der nicht zu verhindernde Gedankenaustausch offenbart Überraschendes.

Der Thriller ist spannend gemacht. Vor allem die Protagonisten Brooks Denny und Jared Snowe, die nicht einzuschätzen sind und die durch das Gedankenlesen viel mehr erfahren, als sonst möglich ist, sind interessant. Lügen werden sofort von ihnen aufgedeckt und Informationen gnadenlos ausgenutzt. So beginnt ein aufregendes Hin und Her. Als Gegenspieler fungiert Terry Dyer, deren Gedanken nicht lesbar sind. Sie ist eine geheimnisvolle Frau mit scheinbar unbegrenzter Macht.

Dass sehr viel mehr hinter dieser Geschichte steckt, als anfangs offenbart wird, ist sofort klar. Allerdings verläuft alles etwas holprig, wirkt konstruiert und ist teilweise doch recht unglaubwürdig. Ich habe mich dennoch darauf eingelassen und das hat sich gelohnt. Das Buch liest sich leicht und unterhält gut. Das Ende ist in Ordnung, auch wenn einiges offen bleibt und nicht alle Fragen geklärt werden.

Rezension von Heike Rau

Iain Levison
Gedankenjäger
Aus dem Englischen von Walter Goidinger
304 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552063285
ISBN-13: 978-3552063280
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James Carol: Prey – Deine Tage sind gezählt

James Carol: Prey – Deine Tage sind gezählt

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Jefferson Winter hat nach seinem letzten Fall um den Serienmörder Ryan McCarthy eigentlich vor, nach Paris zu reisen. Doch er wird aufgehalten. Eine junge Frau spricht ihn in einem Restaurant an. Sie scheint ihn zu kennen, doch Winter kann sich das nicht erklären. Und dann verhält sie sich völlig unerwartet. Mit einem Messer geht sie auf den Koch los, der keine Chance hat, und verschwindet dann. Nur eine alte Zeitung bleibt zurück. Auf der Titelseite wird von einem brutalen Doppelmord an einem jungen Paar berichtet. Jefferson ruft Carla Mendoza von der Polizei an den Tatort und wird erst einmal verhaftet. Recht schnell gelingt es ihm, seine Unschuld zu beweisen, so dass er seine Arbeit als Profiler aufnehmen kann. Es gilt herauszufinden, wer die junge Frau ist und was sie von Jefferson will. Der Doppelmord an dem Paar muss also noch einmal aufgerollt werden, auch wenn der Fall klar ist, und es einen Täter gibt. Tatsächlich gibt es hier Unstimmigkeiten.

Jefferson ist der Sohn eines Serienkillers, der hingerichtet wurde. Was er Jefferson vererbt hat, ist die Fähigkeit, sich in einen Mörder hineinzuversetzen. So arbeitet Jefferson als Profiler, wo immer er gebraucht wird, und ist sehr erfolgreich. Er weiß sofort, dass die junge Frau, die den Koch ermordet hat, es nicht zum ersten Mal getan hat und auch, dass sie in eine Rolle geschlüpft ist. Sie bestimmt fortan das psychologisch ausgefeilte Spiel um Mord, Rache und Lüge. Und Jefferson übernimmt die Aufgabe sich in ihr Denken hinein zu versetzten und ihr zukünftiges Tun vorauszusehen. Das ist äußerst spannend, zumal der Krimi sehr flüssig geschrieben und gut zu lesen ist, auch wenn schon ab und an das Entsetzen die Oberhand gewinnt. Mit sehr viel Interesse habe ich die Dialoge von Jefferson und Mendoza verfolgt, die sich, gerade weil sie nicht auf gleicher Wellenlänge liegen, gut ergänzen. So schreitet die Handlung voran und die Hintergründe werden immer grotesker.
„Prey – Deine Tage sind gezählt“ ist der dritte Teil der Krimi-Reihe um Jefferson Winter.

Rezension von Heike Rau

James Carol
Prey – Deine Tage sind gezählt
Ein Fall für Jefferson Winter
Deutsch von Franka Reinhart
Deutscher Taschenbuch Verlag
368 Seiten, broschiert
ISBN-10: 3423216417
ISBN-13: 978-3423216418
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James Lee Burke: Neonregen

James Lee Burke: Neonregen

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Dave Robicheaux, Lieutenant im Ersten Revier des New Orleans Police Departments, wird zu einem zum Tode Verurteilten ins Gefängnis gerufen. Johnny Massina will ihn warnen. Er schließt mit dem Leben ab, ist sich klar darüber, dass er nun für seine Taten büßen muss und seine Stunde gekommen ist. Den Lieutenant hat er als anständigen Menschen kennengelernt, der ihn auch nie festgenommen hatte. Noch im Knast war ihm zu Ohren gekommen, dass Dave Robicheaux umgebracht werden soll. Dave hält das zwar für Gerede und gibt nicht viel darauf, aber dennoch erhält er Informationen aus dem Milieu von New Orleans. Auch sein Bruder Jimmy, der ein gutgehendes Restaurant führt, scheint irgendwie in die Sache verwickelt zu sein. Er wäre nicht Dave, wenn er der Sache nicht nachgehen würde.
Nebenbei informiert er sich über den Fall eines toten Mädchens, die er vor zwei Wochen beim Angeln im Nachbarbezirk gefunden hatte. Dabei muss er feststellen, dass der dortige Sheriff deren Tod als Tod durch Ertrinken zu den Akten gelegt hat. Irgendetwas daran stinkt. Er weiß nur noch nicht was.

„Neonregen“ ist der erste Roman aus der Dave-Robicheaux-Reihe, den James Lee Burke geschaffen hat. Er wurde unter dem Namen „In The Electric Mist“ („Mord in Louisiana“) mit Tommy Lee Jones in der Hauptrolle verfilmt. Mittlerweile umfasst die Reihe zwanzig Romane und der inzwischen 80 Jahre alte Schriftsteller denkt noch nicht an das Aufhören.

Burke hat einen Protagonisten geschaffen, der das Leben ganz unten kennt, alkoholabhängig ist und einige gesellschaftliche Zwänge nicht hinnehmen will und kann. Dieser Protagonist ist einer der wenigen Polizisten, der aus der Ich-Perspektive erzählt, was ansonsten in der Kriminalliteratur häufig nur den Privatdetektiven vorbehalten ist. Die Figur zieht den Leser in seinen Bann. Häufig und oberflächlich agiert sie nach dem Motto: Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Doch Burke stattet sie mit so vielen Facetten aus, die den Leser hinter die raue Schale blicken lassen: hart, tödlich, verletzlich, angreifbar, zärtlich, sehnsüchtig nach Liebe, Harmonie und Geborgenheit. Burke findet eine Mischung aus einerseits actionreichen und knallharten Szenen, andererseits aus entschleunigenden Alltagsszenen. Immer wieder kann sich der Protagonist an Landschaften und Sonnenuntergängen erfreuen. Auch findet er Ruhepausen auf einer Parkbank mit einem Kaffee und einem Taschenbuch in der Hand. Obwohl bereits vier Jahre trocken, bekämpft er mit Sport seinen erneuten alkoholischen Absturz. Sein Wille gibt ihm die Kraft. Der Wechsel von ruhigen und energiegeladenen Szenen sorgt für einen angenehmen Ausgleich beim Lesen. Anders als bei Pageturnern muss der Leser nicht von Seite zu Seite rasen, sondern kann sich auf den Inhalt, die Situationen und Figuren einlassen, ohne dass es an Spannung mangelt.

Ein Roman absoluter Spitzenklasse.

Burke, James Lee
Neonregen
aus dem Amerikanischen von Hans H. Harbort
Pendragon Verlag, Bielefeld
ISBN 9783865325488

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Christa Bernuth: Die Nacht in dir

Christa Bernuth: Die Nacht in dir

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Der Junge ist vom Glockenturm gesprungen. Es scheint ein Selbstmord zu sein. Doch im Landschulheim wird viel vertuscht. Darauf wird Kommissarin Sina Rastegar auf mysteriöse Art und Weise aufmerksam gemacht. Und auch ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass noch viel mehr nicht stimmt. Doch sind ihr die Hände gebunden, weil es keine Beweise für einen Mord an dem Schüler gibt.

Lukas Salfeld, ein verurteilter Mörder, hat seine Strafe abgesessen. Seine Schuld, auch wenn es Tod auf Verlangen war, bleibt bestehen. Er ist weiter in psychologischer Behandlung und wird von der Polizei überwascht. Sina Rastegar überzeugt sich immer wieder selbst von seinem Zustand. Sie glaubt, er habe sich im Griff. Salfeld könnte die Polizei außerdem zu seinem Sohn Leander führen, der ein gesuchter Serienmörder ist.

Rastegar weiß, dass Salfeld sich wegen seiner Veranlagung gut in einen raffinierten Mörder hineinversetzen kann. Und so schleust sie ihn als Hausmeister in das Nobelinternat mit dem Glockenturm ein. Doch was dann zusammenkommt, war nicht zu erwarten. Es entwickelt sich ein kompliziertes Spiel, bei dem ein raffinierter Mörder seine blutigen Fantasien verwirklicht.

Der Thriller ist von einer unheilvollen Stimmung durchzogen, schließlich treibt ein skrupelloser Mörder sein Unwesen. Mit Sina Rastegar und Lukas Salfeld entsteht ein sehr zweifelhaftes Ermittlerteam. Dass ein verurteilter Mörder einer Polizistin zuarbeitet ist doch sehr ungewöhnlich und ich habe von Anfang an nicht daran geglaubt, dass dies gutgehen kann.

Die Autorin schreibt ausgesprochen gut und sehr lebendig. Aber ihre detailreichen Schilderungen der Morde gingen mir etwas zu weit. Man wird zum Glück schnell durch eine spannende Ermittlungsarbeit abgelenkt. Das Buch ist schon ein bisschen anders als „Das Falsche in mir“. Hier ging es erstmals um Lukas Salfeld. Diesmal ist die Handlung sehr viel emotionaler und gefühlsmäßig sehr viel derber. Sinar Rastegar wird beruflich und privat dargestellt. Man hat als Leser die Empfindung, direkt Anteil zu haben. Das ist makaber, aber es hat auch seinen Reiz. So wird man hingelenkt bis zum unglaublichen Ende des Buches.

Rezension von Heike Rau

Christa Bernuth
Die Nacht in dir
Thriller
416 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423261072
ISBN-13: 978-3423261074
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Robert B. Parker: Verfolgt in Paradise

Robert B. Parker: Verfolgt in Paradise

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Ein weiterer Fall für Jesse Stone, dem Polizeichef von Paradise, einem kleinen Örtchen an der Ostküste, welches sich gerade mal zwölf Polizisten leisten kann. Jesse, der in den Verfilmungen von Tom Selleck gespielt wird, hat es dieses Mal nicht mit Mord und Totschlag zu tun. Seine Probleme sind zunächst die eines Provinzstädtchens. Eine Schulleiterin, die den kleinen Mädchen vor der Klasse unter die Röcke schaut. Angeblich weil sie will, dass die Mädchen darunter gesittet aussehen und sich nicht auf den Weg von Schlampen verirren. Parallel dazu werden Jesses Leute auf einen Spanner aufmerksam, der zunächst nur die Frauen bei Nacht durch deren Wohnungsfenster beobachtet und sich Nachtfalke nennt. Doch dann geht der Spanner auch noch weiter.

Der Roman lebt von den Dialogen. Es wird sehr viel geredet. Dabei fließen viele Anekdoten und Begebenheiten der vorhergehenden Romane ein. Das gibt dem Leser, der die vorhergehenden kennt (was aber kein Muss ist), das Gefühl, heimisch in einer Familie oder bei guten alten Bekannten zu sein. Die häufigsten Gesprächspartner sind die beiden Mitarbeiter Molly und Suit. Das Frotzeln untereinander nimmt kein Ende. Aber Jesse unterhält sich auch wieder mit seinem Psychiater Dix. In gewohnter Weise längt Jesse von seinem Alkohol- und Frauenproblem ab und benutzt Dix für seine aktuellen Ermittlungen. Die Art und Weise der Dialoge treibt dem Leser das Schmunzeln ins Gesicht.

Die deutsche Übersetzung steht dem Humor und der Ironie des Protagonisten in Nichts nach, wenn man davon absieht, dass Molly anfangs Kommissar und später Inspektor ist. Hier hätte wahrscheinlich der amerikanische Dienstgrad vollkommen ausgereicht.

Wie bereits erwähnt, ist es nicht notwendig, alle vorherigen Jesse-Stone-Romane zu kennen. In kurzen Absätzen und Stichworten wird alles Wichtige erwähnt und der Leser ist voll im Bilde. So erfährt er von dem Rauswurf Jesses bei der LAPD genauso wie von dessen Ex-Frau Jenny und einigen weiteren Liebschaften.

Die extrem knappen Beschreibungen und die ausgiebigen Wortwechsel schaffen ein Bild von der amerikanischen Kleinstadt und dem pulsierenden Leben auf dem Polizeirevier, welches fesselt. Dass es dabei um keine großen Mordsachen geht, dass Jesse dieses Mal ohne SEK und Schießen aus der Hüfte auskommt, stört gar nicht. Man liest die Gespräche, hört sie im inneren Ohr und hat das Gefühl, mitten unter den Figuren dabei zu sein und mitreden zu können.

Jesse Stone, ein Sympathiebolzen, von dem man gelesen haben muss.

Parker, Robert B.
Verfolgt in Paradise
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon Verlag, Bielfeld
ISBN 9783865325259

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Benjamin Cors: Küstenstrich

Benjamin Cors: Küstenstrich

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Nicolas Guerlain kehrt, nachdem er lange Zeit in psychologischer Behandlung war, langsam in seinen Job als Personenschützer zurück. So ganz traut man ihm noch nicht über den Weg. Er kommt ja selbst nicht wirklich klar. Aber er findet sich auf dem großzügigen Landgut in der Normandie ein und beginnt mit der Arbeit.

Der Graf von Tancarville erhält präzise Morddrohungen. Dass man das ernst nehmen muss, ist spätestens dann klar, als eine Leiche gefunden wird. Der Mann, der auf brutale Weise ermordet wurde, war auf der Suche nach zwei jungen Mädchen, Flüchtlinge, die mutmaßlich von einem Kinderhändler entführt worden sind. Seine Erkenntnisse gehören nun der Polizei.

Die Handlung wird von allen Seiten aufgerollt, Zeitsprünge inbegriffen. Zusammenhänge sind unklar, auch wenn es diese natürlich geben muss. Der Krimi ist sehr komplex im Aufbau. Das macht einen großen Teil der Spannung aus. Die Geschichte dahinter wird vertuscht, wo es nur geht. Der Täter ist raffiniert und dabei skrupellos. Und der unnahbare Nicolas Guerlain ist derjenige, der diesen Hintergründen auf die Spur kommen muss, wenn er Leben retten will. Er beobachtet, versucht nachzuspüren und sich einzufühlen. Dabei muss er seine privaten Probleme zurückdrängen, was ihm aber nie wirklich gelingt. Immer wieder muss er an Julie denken, die einfach aus seinem Leben verschwunden ist.

Ich bin beeindruckt von diesem Krimi. Die Spannung ist mörderisch. Man wird als Leser in die Irre geleitet, auf Abwege gebracht und nicht selten geschockt. Nicolas Guerlains Arbeit ist verbunden mit anderen brisanten Fällen, denen die Polizei nachgeht und die in Zusammenhang stehen könnten. Bis zum Ende hin bleibt viel offen. Dass man zum Schluss überrascht werden wird, zeichnet sich ab. Aber mit diesem bitteren Ende, kann man dann doch nicht rechnen.

Rezension von Heike Rau

Benjamin Cors
Küstenstrich
Kriminalroman
384 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423261021
ISBN-13: 978-3423261029
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Minette Walters: Die Bildhauerin

Minette Walters: Die Bildhauerin

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Minette Walters arbeitete viele Jahre als Redakteurin in London bevor sie das fiktive Schreiben begann. Ihr erster Roman „Im Eishaus“ wurde sofort zum internationalen Bestseller und als bestes Krimidebüt ausgezeichnet. Der vorliegende Roman „Die Bildhauerin“ ist ihr zweiter Roman und erhielt den Edgar-Alan-Poe-Preis. Walters lebt mit ihrer Familie in Hampshire und ihre Romane spielen häufig in und um Southampton im Süden Englands.

Als Bildhauerin wird die mehr als übergewichtige Oliv Martin im Gefängnis bezeichnet. Sie sitzt bereits seit fünf Jahren hier, weil sie gestanden hat, ihre Mutter und ihre jüngere Schwester in der Küche des elterlichen Hauses ermordet zu haben. Den Beinamen Bildhauerin hat sie von den anderen Gefängnisinsassinnen und Wärterinnen erhalten, weil sie Puppen aus Modelliermasse knetet und diese gelegentlich wie Voodoopuppen mit Nadeln durchsticht. Als Oliv vor fünf Jahren das Geständnis ablegte, gab es keine weiteren Tatverdächtigen ohne Alibi, deshalb waren die Ermittlungen schnell abgeschlossen und auch die Gerichtsverhandlung ging rasant über die Bühne. Allenfalls die Begleitumstände waren bemerkenswert da die 23jährige von Presse und Öffentlichkeit als Monster gebrandmarkt wurde, ihre Hässlichkeit aufgrund ihrer Leibesfülle passte geradezu perfekt zu der Grausamkeit der Tat.
Auch im Gefängnis ist sie so etwas wie eine Diva. Ihre Mitgefangenen trauen sich nicht, sie etwas härter anzupacken. Oliv hat sich damit eine Rolle zugelegt, mit der sie sich lästige Menschen vom Leib hält.

Die Journalistin und Schriftstellerin Rosalind Leigh hat von ihrem Verleger den Auftrag bekommen, ein Buch über einen bizarren Fall zu schreiben. Eigentlich widerstrebt es ihr, solch ein Auftragswerk zu schreiben, doch dann stößt sie auf Olive Martin und auf deren dunkles Geheimnis. Sie entdeckt immer mehr Ungereimtheiten, die so gar nicht zu dem ansonsten klaren Fall passen. Rosalind macht sich auf den Weg, deren Unschuld zu beweisen.
Doch bis zum Ende des Romans kann sich der Leser nicht sicher sein, ob die Beweiskette, die die Schriftstellerin aufstellt, lückenlos ist. Das wird immer wieder zwischendurch klar. Der Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Über große Teile verfolgt der Leser die Handlungen der Schriftstellerin Rosalind und sieht alles aus mehreren Blickwinkeln. Er kann ihr dabei gut folgen und mit ihrer Meinung einhergehen. In dem Moment aber, wenn der Erzähler lediglich den Raum um die Bildhauerin ausleuchtet, wird ein komplett anderes Bild wiedergegeben. So verwundert es nicht, dass am Ende des Romans, der bis dahin einen glücklichen Verlauf nahm, dem Leser das Schaudern über den Rücken läuft.
Spannung pur mit interessanten Figuren, die erst zueinander finden müssen. Eine unterhaltsame Milieustudie aus den Arbeitervierteln der südenglischen Hafenstadt.

Walters, Minette
Die Bildhauerin
Aus dem Amerikanischen von Mechthild Sandberg-Ciletti
Goldmann Verlag
ISBN 9783442424627

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Moni und Simon Reinsch: Moselruh

Moni und Simon Reinsch: Moselruh

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Moselruh, ein beschauliches Seniorenheim für Demenzkranke. An der Mosel gelegen, von Ordensschwestern geführt, ist dieser Ort eigentlich eine Idylle. Wenn da nicht eines Morgens der junge Pfleger Daniel tot aufgefunden worden wäre. Die Bewohner stört weniger der Tod des Pflegers, denn den bekommen viele gar nicht so richtig mit, als die Tatsache, dass sie nun nicht mehr von ihm betuttelt werden. Zu allem Überfluss ist ein Bewohner verschwunden. Während die Schwestern auf der Suche nach ihm sind, muss das Unglück mit dem Pfleger passiert sein. Deshalb erhält die hinzugerufene Mordkommission nur sehr spärliche Informationen rund um das Tatgeschehen. Die, die sich erinnern könnten, waren nicht da, und die anderen können sich nicht erinnern.

Als der entschwundene Bewohner wieder auftaucht, wird festgestellt, dass ein weiterer Herr abgängig ist. Mit großem Suchaufgebot wird bis nach Luxemburg hinein nach ihm gesucht. Schließlich ist er mit dem Tod des Pflegers verschwunden, könnte also ein Tatverdächtiger sein.

Das Autorenduo hat einen charmanten Ermittlerkrimi vorgelegt. Mit viel Humor wird die Demenz anhand der Heimbewohner geschildert. Ein Schmunzeln lässt sich beim Lesen genauso wenig unterdrücken wie beim Umgang mit solch Betroffenen in der eigenen Familie. Die Polizei wird dabei gleich mit im Heim einquartiert. So gestalten sich die Ermittlungen leichter und es muss nicht immer zwischen Trier und Moselruh gependelt werden, zumal der eine oder andere Kollege hier im Heim seine Tante sehen kann.

Mit viel Detailtreue wird sowohl die Arbeit des Pflegepersonals als auch der Polizei ausgestattet. Als Leser bleibt man an der Geschichte, um auch die Rückkehr der Ausreißer erleben zu können. Dass man an der Klärung des Todesfalles interessiert ist, muss nicht betont werden. Schließlich müssen auch hier die falschen Fährten ausgeschlossen werden. Es bleibt bis zum Ende offen, ob es sich um einen Unfall oder einen Mord handelt.

Ein empfehlenswerter Roman mit Charme und Reiz.

Reinsch, Moni und Simon
Moselruh
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN 9783954412549

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Krischan Koch: Dreimal tote Tante

Krischan Koch: Dreimal tote Tante

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Eigentlich hat Dorfpolizist Thies Detlefsen eher wenig zu tun in Fredenbüll. Die meiste Zeit ist es langweilig. Es sind nur Routinearbeiten zu erledigen. Dass es dann auf einmal ganz schlimm kommt, ist natürlich kein Wunder und durchaus nachvollziehbar. Thies Detlefsen steht vor einem Rätsel, als die Leiche aus dem Jauchebecken gezogen wird. Was für eine Sauerei! Schweinezüchter Schlotfeldt hat keine Ahnung, wie die Person da hingekommen ist. Dann verschwindet auch noch Pensionswirtin Renate. Dabei hat sie Gäste, die natürlich jetzt kein Frühstück serviert bekommen und in „De Hidde Kist“ frühstücken müssen. Und Thies‘ Frau Heike muss nun damit leben, dass die hübsche Kriminalhauptkommissarin Nicole Stappenbeck wieder vor Ort ist. Was da genau läuft zwischen ihr und ihrem Mann, weiß Heike nicht. Aber irgendwas ist da, da ist sie sich sicher. Also fährt sie die Krallen aus. Die Zeit vergeht und Renate hockt in Fesseln im dunkeln Keller und hofft, der Gefangenschaft zu entkommen.

Ja, da ist wirklich Unheil über Fredenbüll gekommen. Und die Ermittlungsarbeiten gehen nicht voran, dabei kann man sich ausrechnen, dass es bald ein nächstes Opfer geben wird. Das ist schon mal etwas, das mich gestört hat an dem Krimi. Thies Detlefsen und Nicole Stappenbeck kommen einfach nicht vorwärts und schlafen fast ein beim Ermitteln. Dafür stimmt die nordfriesische Atmosphäre. Und die Dorfbewohner, die man schon aus vorangegangen Krimis kennt, verhalten sich gewohnt witzig und schlagfertig, sind allerdings diesmal keine große Hilfe bei den Ermittlungsarbeiten. Obwohl der eine oder anderes Satz, der im Hintergrund fallen gelassen wird, hilfreich hätte sein können. Unterhaltsam ist der Krimi also. Es ist schon spannend, herauszufinden, wer da was zu verbergen hat und vor allem, welches Motiv den Täter antreibt.

Rezension von Heike Rau

Krischan Koch
Dreimal tote Tante
Ein Küsten-Krimi
288 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423216336
ISBN-13: 978-3423216333
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Ole Kristiansen: Der Wald bringt den Tod

Ole Kristiansen: Der Wald bringt den Tod

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Tachin ist ein kleines Dörfchen, um das sich viele grausige Legenden drehen. Tatsächlich sind hier immer mal wieder Kinder und Jugendliche in der Vergangenheit verschwunden. Man munkelt von den Unterirdischen, die im Wald ihr Unwesen treiben und von einem Mann in Schwarz. Tatsächlich hat die Polizei, keines der vermissten Kinder finden können. In den letzten Jahren ist es allerdings ruhig geblieben.

Nun plant man Fracking-Probebohrungen im Wald. Die Journalistin Katja Jakobs hat von ihrem verstorbenen Onkel ein Waldgrundstück geerbt. So ist auch sie nun vor Ort, um sich umzusehen und wundert sich über Kaufangebote, die man ihr macht. An irgendwelche Spukgeschichten glaubt sie nicht, auch wenn der Wald schon etwas Unheimliches hat. Doch in einem verfallenen Haus findet sie eine Leiche. Zunächst ist nicht klar, ob der Mann einen Unfall hatte oder ermordet worden ist. Die Ermittlungsarbeiten führt Hauptkommissar Lukas Möhrs.

Der Krimi spielt nicht nur in der Gegenwart. Es gibt immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit, so weiß der Leser immer ein bisschen mehr, kann daraus aber keinen Vorteil ziehen. Es führt nicht zu den erhofften Erkenntnissen. Vielmehr macht es den Krimi noch undurchschaubarer und unheimlicher. Es ist der Wald, der starkes Unbehagen auslöst. Der Autor schafft es bei mir, eine Gänsehaut auszulösen. Natürlich erwartet man, dass sich alles auflöst und es eine reale, glaubwürdige Erklärung für alles gibt. Aber der Autor spielt mit der Vorstellungskraft seiner Leser. Man fühlt sich wie die Hauptperson Katja Jakobs, die immer wieder vor Rätseln steht. Rational lässt sich manches aber einfach nicht erklärten. Die Spannung ist zeitweise extrem.

Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung, die Figuren, die Schauplätze. Es stimmt alles. Und es endet sehr fragwürdig!

Rezension von Heike Rau

Ole Kristiansen
Der Wald bringt den Tod
400 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423216018
ISBN-13: 978-3423216012
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