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Schlagwort: Mord

Dora Heldt: Böse Leute

Dora Heldt: Böse Leute

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Immer wieder wird in Häuser älterer Frauen eingebrochen. Gestohlen wird gar nicht mal viel. Aber Unordnung wird angerichtet. Keine der alleinstehenden Frauen fühlt sich mehr sich in ihrem Haus. Vielleicht sollte man doch verkaufen! Zumal die Polizei ratlos ist und einfach nicht vorwärts kommt.
Der ehemalige Revierleiter Hauptkommissar Karl Sönnigsen kann da gar nicht zuschauen. Obwohl er nun in Rente ist, bietet er seine Hilfe an … und wird abgewiesen. Sein Nachfolger Peter Runge kann ihn nicht leiden. Dann muss Karl eben auf eigene Faust handeln. Seine Freund Onno und seine Chorschwestern Inge und Charlotte werden mit ins Boot geholt. Es gestaltet sich etwas schwierig, da Onnos Tochter Maren Thiele Polizeiobermeisterin ist, und gerade wieder nach Sylt gekommen ist. Auch sie will nicht über die Einbruchsserie sprechen. So halten die vier Rentner weiter die Augen und Ohren offen und Karl stiftet alle schließlich zu einem sehr abenteuerlichen Schachzug an.

Was für ein Spaß! Der Krimi ist mit sehr viel Humor geschrieben und daher ausgesprochen unterhaltsam. Die alten Leutchen tun sich zusammen, um wieder in Sicherheit leben zu können. Sie können es nicht mit ansehen, wie ein Einbruch nach dem nächsten geschieht. Da erfährt man auch viel vom Privatleben. Es ist lustig zu sehen, wie Onno es einschätzt, in seinem Alter nun wieder ein „Kind“ zuhause zu haben. Dabei ist Maren eine erwachsene Frau, die weiß, was sie will und was sie nicht will. Außer bei den Männern, denn da begegnet ihr einer von dem sie nicht weiß, ob sie ihn will oder nicht. Mit dem sie aber zusammenarbeiten muss. Die Autorin schaut also auf Details und lässt auch so manches Klischee einfließen, das Alter betreffen. Und der Fall selbst ist auch ganz spannend und dem Täter nicht so leicht auf die Spur zu kommen. So erklärt sich, dass die Polizei so lange im Dunkeln tappt.

Rezension von Heike Rau

Dora Heldt
Böse Leute
Kriminalroman
448 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423260874
ISBN-13: 978-3423260879
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Elizabeth George: Gott schütze dieses Haus

Elizabeth George: Gott schütze dieses Haus

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In diesem Roman von Elizabeth George, einem Inspektor-Lynley-Roman, geht es um Kindesmissbrauch. Die Spannung wird über Parallelstränge und die Einführung diverser Verdächtiger geführt. Neben dem typischen englischen Ambiente, welches der Leser aus den George-Romanen mitnehmen kann, gibt es aber ein großes zweites Thema, mit dem die Schriftstellerin den Leser fesselt.

Es werden in diesem Roman die beiden Figuren des Inspektor Lynley und seiner Assistentin Barbara Havers besonders beleuchtet. Havers, die in den uniformierten Dienst versetzt worden war, hat gar nicht mehr damit gerechnet, wieder die Laufbahn einer Kriminalbeamtin einschlagen zu können. Lynley hingegen bekommt von seinem Chef Sergeant Barbara Havers als Assistentin zugeteilt. Beide Figuren können nicht unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite Havers, die mit ihrem eigenen Leben hadert, eine schwere Kindheit zu bewältigen hat, in den Arbeitervierteln großgeworden ist und nach wie vor nicht gut auf ihre Eltern und besonders ihre Mutter zu sprechen ist. Für Havers ist es eine Bestrafung, mit dem adligen Sir Lord Lynley zusammen zu arbeiten. Der kommt aus der upper class und die upper class ist für sie von ihrem Standpunkt aus der Abschaum der Welt. Havers kann es sich auch nicht vorstellen, dass es jemand aus dem Adel mit einem Normalsterblichen je gut meinen könnte. Doch dann muss sie feststellen, dass Lynley ein ganz anderer Typ von Mensch ist. Das hatte sie nie erwartet. So langsam wird sie einsehen müssen, dass es keinen Sinn ergibt, wenn Sie jeden Satz ihres unmittelbaren Vorgesetzten als Sarkasmus deutet. Linlay ist durchaus in der Lage, einfühlsam zu sein, und die Probleme einfacher Menschen zu verstehen. Und er weiß auch, warum ihm sein Chef die junge Havers zugewiesen hat. Sein Chef hält ihn für den Einzigen, der in der Lage ist, Havers in die richtige Spur zu bringen, damit ihre Ermittlerfähigkeiten dem Scotland Yard voll zugute kommen. Dabei entwickelt Lynley seine ganz besonderen Methoden, mit Barbara Havers umzugehen.

Auf das Zusammenspiel dieser beiden Figuren verwendet die Schriftstellerin sehr viel Raum. Es macht Spaß, deren Entwicklung in ihrer Zusammenarbeit zu verfolgen. Dabei wird die kriminelle Handlung um die Kindesmisshandlungen keinesfalls zur Nebensache, denn Barbara Havers wird dabei an ihre eigenen Kindheit erinnert.

Spannende Kost für Krimifans und Liebhaber Englands.

George, Elizabeth
Gott schütze dieses Haus
Aus dem Amerikanischen von Mechtild Sandberg-Ciletti
Goldmann, München
ISBN 9783442478255

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Rita Falk: Leberkäsjunkie

Rita Falk: Leberkäsjunkie

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Ein Mord in Niederkaltenkirchen! Klar, dass der Eberhofer sich der Sache annimmt und wieder zum Dorfsheriff wird. Die Tote ist eine Brandleiche und die Pension der Mooshammer Liesl nun nicht mehr bewohnbar. Also zieht die Liesl erst mal bei den Eberhofers ein. Der Franz verhaftet, weil er dazu von oberster Stelle verdonnert wird, den Buengo, der eigentlich Fußball spielen soll, weil ohne ihn beim FC Rot-Weiß Niederkaltenkirchen nämlich nichts läuft. Aber was soll’s, er war nun mal zur falschen Zeit am falschen Ort.
Eberhofer hat also alle Hände voll zu tun, den wahren Mörder zu überführen. Aber eine Magen-Darm-Geschichte macht ihm das Leben schwer. Was die Oma veranlasst solche ungenießbaren Sachen wie Brokkoli-Tofu-Eintopf zu kochen.
Dann ist da noch die Susi mit dem gemeinsamen Sprössling, die ebenfalls Zeit beansprucht, die der Eberhofer einfach nicht hat. Wenigstens hilft der Rudi und spielt sich als Polizist auf, obwohl er nur Privatermittler ist.

Es ist eindeutig ein Krimi. Es gibt einen Fall. Allerdings rückt dieser sehr in den Hintergrund. Was nichts macht. Der Franz führ ein interessantes Leben. Da ist ordentlich was los. Sich plötzlich gesund ernähren zu müssen, ist für ein gestandenes Mannsbild echt schwer. Und die Oma wird diesmal richtig gemein. Sie lässt dem Franz absolut nichts durchgehen und hackt auch sonst mit viel Schwung auf ihm rum. Der Ton hat sich sehr verändert. Die liebenswerte Oma ist diesmal echt krass drauf.
Der Eberhofer hat sich also durchzuboxen diesmal. Aber es gelingt ihm dann doch ganz gut. Notfalls setzt er sich mit blöden Sprüchen oder Waffengewalt durch.
Das Buch gefällt. Man wird gut unterhalten. Und der Vollständigkeit halber wird auch der Fall sehr gut aufgelöst.
Es gibt auch diesmal wieder Rezepte von der Oma am Ende des Buches. Aber irgendwie fehlt der Brokkoli-Tofu-Eintopf …

Rezension von Heike Rau

Rita Falk
Leberkäsjunkie
Ein Provinzkrimi
320 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423260858
ISBN-13: 978-3423260855
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Susanne Goga: Es geschah in Schöneberg

Susanne Goga: Es geschah in Schöneberg

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Bei einer Modenschau von Morgenstern & Fink werden zwei Vorführdamen auf mysteriöse Weise verletzt. Oberkommissar Leo Wechsler und seine Kollegen Robert Walther und Jacob Sonnenschein beginnen mit den Ermittlungsarbeiten. Zeugen werden befragt und bei der Besitzerin des Berliner Modeateliers Lotte Morgenstern und ihrem Teilhaber und Ehemann Carl Fink nach Erklärungen und Hinweisen gesucht. Offenbar will den beiden jemand Schaden zufügen oder das Geschäft ruinieren und hat dazu Kleider mit einem Kontaktgift präpariert.

Lotte ist polizeilich schon einmal aufgefallen. Der kreative Carl Fink hat vorher in einem anderen Modehaus gearbeitet, das seit seinem Weggang nicht mehr die besten Umsätze hat. Und auch Assistentin Anita Haase, die zur Firmengründung Geld gegeben hat, gerät ins Visier der Ermittler. Es wird nach Tatmotiven gesucht. Aber ein Ansatzpunkt ist lange nicht zu finden.

Vielleicht besteht ein Zusammenhang zu einem Mordfall. Rainer Vogt, Mitarbeiter am Institut für Sexualwissenschaft, wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Jemand hat ihn erschlagen. Bei der Tatortbegehung findet man ein Prospekt von Morgenstern & Fink.

Der Krimi spielt im Jahre 1927 in Berlin. Historische Hintergründe bestimmen die Handlung weitgehend mit. Die Zeit wird anschaulich beschrieben und bildet eine aussagekräftige Kulisse. Der Krimi ist auf seine eigene Weise spannend. Die Autorin erzählt sehr stimmungsvoll und mit Blick auf Details. Die Charaktere sind sehr lebendig gestaltet. So spielt beispielweise auch Leo Wechslers Privatleben eine große Rolle. Und die Kollegen im Team achten untereinander auf sich.

Der Fall bzw. die beiden Fälle erfordern viel Denkarbeit und letztendlich Kombinationsvermögen. Denn die Zusammenhänge sind erst einmal nicht ersichtlich. So bietet der Krimi für den Leser kurzweilige Unterhaltung mit einem gewissen Anspruch.

Rezension von Heike Rau

Susanne Goga
Es geschah in Schöneberg
Ein Fall für Leo Wechsler
336 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423216220
ISBN-13: 978-3423216227
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Minette Walters: Das Echo

Minette Walters: Das Echo

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Ein vor sechs Jahren verschwundener Betrüger, ein vor sechs Monaten verhungerter Obdachloser, ein Journalist, der von seinem Chef gedrungen wird, endlich mal wieder eine große Story zu schreiben, die sich für die Zeitung lohnt. So könnte man die Eckpunkte dieses Romans der englische Schriftstellerin Minette Walters benennen. Er beginnt damit das in der Garage der wohlhabenden Architektin Amanda Powell eines Tages ein Stadtstreicher tot aufgefunden wird. Dem ersten Anschein nach ist er verhungert. Merkwürdig ist aber, dass die Architektin die Bestattungskosten für diesen Unbekannten übernimmt. Dies findet besonders der Journalist Michael Deacon, auf der Suche nach einer großen Story. Sein Interesse ist geweckt, um an dem Schicksal des Stadtstreichers dran zu bleiben. Es dauert nicht lange, da stößt Deacon auf den Ex-Ehemann von Amanda, der vor sechs Jahren nach einem aufgeflogenen Betrugsskandal spurlos verschwunden ist. Hat der verschwundene Ehemann etwas mit dem Obdachlosen zu tun?

Neben dem besonders gut verschachtelten Plot hat mir die Figur des Michael Deacon sehr zugesagt. Er ist keiner der nach Karriere strebenden Journalisten, sondern einfach nur ein besonnener Typ, der eine gute Arbeit abliefern möchte. Vor Jahren ist ihm seine Frau davongelaufen, weshalb es schließlich auch zum Zerwürfnis mit seiner Mutter kam. Er lebt allein in seiner Wohnung und führt ein einsames Single-Dasein. Doch bei seinen Recherchen trifft er auf den 14jährigen Kerry, der ebenfalls unter den Stadtstreichern lebt. Der Junge ist beeindruckt von dem Respekt, den ihm der ältere Mann zollt. Kerry schließt Deacon schließlich ins Herz. Doch diese Zuneigung ist keine Einbahnstraße. Deacon bietet dem jungen Unterkunft in seiner Wohnung an. Diesem Duo schließt sich letztendlich noch ein Kollege von Deacon an. Dieser Kollege hat irgendwie seine Pubertät verschlafen und verfügt deshalb über eigenartige sexuelle Gelüste. Auch ihm gewährt Deacon Unterkunft in seiner Wohnung. Die Konstellation dieses Dreiergespanns beinhaltet jede Menge Konfliktstoff, andererseits aber auch Grund genug für humorvolle Szenen und Dialoge.

Minette Wolters ist ein schwer zu durchschauender Krimi gelungen. Die Hauptfiguren des Romans sind authentisch und letztendlich sympathisch, auch wenn es sich dabei um Täter handeln sollte. Die Dialoge sind zum Teil humorvoll und es macht Spaß, den Leuten „zuzusehen“, wie sie sich in ihrem Chaos verstricken. Ein lesenswerter Roman.

Walters, Minette
Das Echo
Aus dem Amerikanischen von Mechthild Sandberg-Ciletti
Goldmann Verlag
ISBN 9783442445547

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Hans-Peter Karr und Walter Wehner: Geierfrühling

Hans-Peter Karr und Walter Wehner: Geierfrühling

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Bereits in den 1990er Jahren waren die Bücher der Gonzo-Reihe des Autorendupo Karr & Wehner erschienen. 2015 gab es eine Neuauflage der vier Romane im Klartext-Verlag. Die Krimis, die mit dem Glauserpreis des SYNDIKATS ausgezeichnet worden waren, handeln von dem Essener Videoreporter Gonschorek, der den Spitznamen Gonzo trägt. Er ist einer, der stets mit der Videokamera herumläuft, den Polizeifunk abhört und von einem Tatgeschehen zum nächsten Unfall hastet, um einige Bilder einzufangen, die er dann an die TV-Sender verkaufen kann. Er lebt also davon, stets als Erster zu wissen, wo gerade etwas passiert, um daraus eine Story zu machen, die in den Medien aufschlägt.
In „Geierfrühling“ gerät Gonzo unversehens in einen Kriminalfall, weil er eher zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Er tummelt sich am Essener Hauptbahnhof auf der Suche nach der Story, spricht mit Obdachlosen, Prostituierten und den Leuten eines privaten Sicherheitsdienstes. Kurze Zeit später ist einer der Sicherheitsleute tot. Er wurde im Bahnhofsklo gefunden. Die Polizei verdächtigt eine Polin, die am Bahnhof anschaffen geht. Doch Gonzo weiß, dass sie es nicht gewesen sein kann, denn zur fraglichen Zeit hatte sie ihm eine seiner Videokameras geklaut. Er war das Alibi für sie. Nun beginnt Gonzo selbst zu ermitteln. Nicht zuletzt deshalb, weil er eine Story daraus machen will, die er verkaufen kann.

Das Autorenduo hat diesen Krimi als schnellen, schmutzigen und actionreichen Regionalkrimi angelegt. Hier wird keinesfalls gemächlich ermittelt, sondern der Protagonist torkelt von einem Chaos ins andere, bekommt selbst heftig Hiebe, weil er sich mit den falschen Leuten anlegt und Gerät in den Tatverdacht bei der Polizei. Dabei werden von den Autoren Themen aufgegriffen, die es damals genauso gab wie heute: z. B. das Thema der rechten Neo-Nazis, die heute offenbar wieder salonfähig geworden sind, damals aber noch an Glatzen und Bomberjacken erkennbar waren. Kurze Dialoge tragen zu der Schnelligkeit der Handlungen bei und unterstützen den Jargon, der den Kreisen, in denen Gonzo arbeitet, offenbar gerecht wird. Die Regionalität dieses Krimis wird durch die Handlungsorte, die durch ganz Essen und hauptsächlich rund um den Hauptbahnhof führen, unterstrichen. Mit dem Auto geht es häufig von einen Stadtteil in den anderen. Die Bilder, die dem Leser daheim in den Kopf projiziert werden, sind sehr realistisch. „Geierfrühling“ ist ein rasanter, harter Krimi, dem lediglich die überaus kleine Schrifttype im Druckbild angelastet werden kann.

(Es gibt die vier Gonzo-Romane auch zusammen in einem Schuber!)

Karr und Wehner
Geierfrühling
Klartext Verlag, Essen
ISBN: 9783837514070

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Judith Winter: Sterbegeld

Judith Winter: Sterbegeld

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Die Polizei kommt zu spät. Der kleine Junge, der die Polizei angerufen hat, ist tot. Auch seine Schwester und die Eltern leben nicht mehr. Fassungslosigkeit macht sich breit. Bald gibt es einen Verdächtigen. Doch sind es nur Indizien, die auf Armin Bormann s Schuld verweisen. Ein Motiv fehlt.

Diesen Fall bekommen acht Monate später Emilia Capelli und Mai Zhou auf den Tisch. Die Ermittlungen sollen ihnen Rückendeckung geben für eine ganz andere Sache. Seit Kollege Thorsten Mohr, Mitglied einer Spezialeinheit, bei einer Razzia getötet worden ist, gilt es als erwiesen, dass sich ein Maulwurf in den Reihen der Polizeibeamten befindet.

Es ist das dritte Buch um Emilia Capelli und Mai Zhou. Auch „Siebenschön“ und „Lotusblut“ habe ich gelesen, fand diese beiden Bücher aber sehr viel spannender. Ich habe nicht auf Anhieb in den Krimi hineingefunden. Emilia Capelli und Mai Zhou gehen eigene Wege und ergänzen sich nicht mehr ganz so perfekt. Der Ton scheint rauer geworden zu sein. Aber das ist der ganzen Situation geschuldet, die die beiden Ermittlerinnen stresst.

Der Fall um die Ermordung der Familie Svensson ist erschütternd und hier wollen sich die die Puzzleteile einfach nicht zusammenfügen. Pflichtverteidiger Karel Schubert, eine sehr starke Figur, nimmt seine Sache sehr ernst und legt sich ins Zeug für den des Mordes angeklagten Armin Bormann, auf den alles deutet, sich aber nicht wasserdicht festmachen lässt. Das ist alles sehr interessant beschrieben. Aber eben auch sehr verworren. Perfekt aufgelöst wird dieser Fall meiner Meinung nach auch nicht.

Die Sache mit dem Maulwurf hat Priorität und geht den Ermittlerinnen an die Nieren. Zumal ein weiterer gefährlicher Einsatz ansteht, der nun eigentlich abgesagt werden müsste. Hier zeigt Emilia Capelli, in gewohnter Weise, was sie kann. Während Mai Zhou, dies sich eher darum kümmert, Armin Bormann festzunageln, hier im Hintergrund bleibt, was schade ist.

Die letzten 50 Seiten sind es, die zu gewohnter Spannung auflaufen, sodass man dann doch ganz zufrieden aus dem Krimi geht.

Rezension von Heike Rau

Judith Winter
Sterbegeld
Emilia Capelli und Mai Zhou ermitteln
464 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423216166
ISBN-14: 978-3423216166
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Val McDermid: Echo einer Winternacht

Val McDermid: Echo einer Winternacht

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Der 550 Seiten dicke Roman ist eigentlich in zwei Teile untergliedert. Es beginnt in einer eisigen Winternacht im Jahre 1978. In dem schottischen Universitätsstädtchen St. Andrews machen Alex und seine Freunde auf einem alten keltischen Friedhof eine grausige Entdeckung. Sie finden den blutüberströmten Körper der jungen Rosie. Zwar lebt sie noch, aber die Hilfe kommt dennoch zu spät. Aber diejenigen, die das Mädchen zu dieser ungewöhnlichen Zeit an diesem ungewöhnlichen Ort gefunden haben, werden von der Polizei auch als Täter verdächtigt. Nicht unbedingt alle gemeinsam, aber möglicherweise ein einzelner von ihnen, der später dann durch das Auffinden von sich ablenken wollte. Die Polizei kann ihnen aber nichts nachweisen. So bleibt es nur bei diesem Verdacht. Das allerdings über viele Jahre hinweg und außerdem scheint dieser Verdacht die Freunde voneinander entfernen.

25 Jahre später, als wegen technischer Entwicklungen die Polizeiarbeit noch weiter vorankommt, werden von der Polizei ungelöste Mordfälle wieder aufgerollt. So auch wird der Mord an dem Mädchen Rosie wieder auf den Schreibtisch gelegt. Außerdem scheint es jemandem zu geben, der seine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit hat. Einer der vier Freunde kommt auf mysteriöse Weise ums Leben, obwohl diese Freunde von damals mittlerweile an unterschiedlichen Plätzen der Welt wohnen und leben. Wird bei dem ersten toten Freund zunächst noch ein Unfall vermutet, so ändert sich dies schnell, als kurz darauf ein zweiter durch einen mysteriösen Unfall ums Leben kommt. Alex will und muss herausfinden, wer es auf die vier Freunde abgesehen hat, denn schließlich möchte er selbst nicht das nächste Opfer sein.

Die schottische Autorin Val McDermid, selbst in dem Städtchen St. Andrews geboren wurde, hat sich spannenden Plot ausgedacht, der jenseits ihrer Helden angenehm unterhaltsam ist. Ganz ungewöhnlich ist das Ende der Romanhandlung im Jahre 1978. Der Leser wird sich zurecht die Frage stellen, wie es denn nun ab hier weitergehen soll. Schnell wird er dann aber merken, dass es im Jahre 2003 fast nahtlos weitergeht mit dem, was 1978 geschehen war. Noch mehr als in der ersten Hälfte des Romans rücken die vier Freunde in den Fokus der Geschichte. Dabei sind sie Opfer und Ermittler zugleich, oder auch Täter? Lange Zeit darf man den Ermittlungen beiwohnen und sie von allen Seiten betrachten. Belohnt wird der Leser schließlich am Ende mit einem fulminanten Show-down. Ein Überraschungsmoment jagt das nächste.
Obwohl sich für den Leser alles befriedigend auflöst, bleibt doch ein etwas fader Beigeschmack, denn am liebsten möchte man weiterlesen. Es ist einfach zu schade, den Roman aus der Hand zu legen.

McDermid, Val
Echo einer Winternacht
Aus dem Englischen von Doris Styron
Knaur Verlag
ISBN 9783426631584

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Ian Rankin: Mädchengrab

Ian Rankin: Mädchengrab

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In diesem achtzehnten John-Rebus-Roman wird der Detective Inspector A.D. aus dem Ruhestand zurückgeholt. Nun sitzt er in der Abteilung mit den „Cold Cases“, den nicht aufgehklärten Fällen der Kripo, und hadert mit seinem aroganten Chef. Nebenbei bekommt er mit, dass es aktuell ein vermisstes Mädchen gibt, an deren Suche die Kollegen in den anderen Abteilungen des Präsidiums von Edinburgh arbeiten. Dann wird Rebus von der Mutter eines ebenfalls vermissten Mädchens angesprochen. Doch deren Tochter ist vor vielen Jahren verschwunden. Das Mädchen wurde nie gefunden. Die Mutter hatte sich bei jedem vermissten Mädchen immer wieder an die Polizei gewandt in der Hoffnung, dass diese den Fall ihrer Tochter wieder aufgreifen. Das ist aber all die Jahre nicht geschehen. Sie hatte nie Gehör gefunden. Nun setzt sie alle Hoffnung auf John Rebus, von dem sie weiß, dass er sich in einen Fall verbeißen kann. Rebus schreit zwar nicht „Hurra“ über diese Aufgabe, aber das Leid der Mutter geht ihm schon nah. Außerdem wird ihm ein Hintertürchen zu dem aktuellen Fall des vermissten Mädchens geöffnet und er kann wieder mit seiner ehemaligen Kollegin Siobhan Clarke zusammenarbeiten. Er bekommt wieder das Gefühl, noch gebraucht zu werden und nicht zu den „Cold Cases“ auf dem Abstellgleis zu ruhen.

Dieser Roman ist ein fesselnder Regiokrimi aus Schottland. Rankin bezieht die schottische Landschaft mit vielen Details ein. Straßen, Plätze und Kreuzungen werden von ihm mit Akribie beschrieben und nach der Lektüre dieses Romans könnte man schnell das Gefühl bekommen, selbst die eine oder andere Straße mit verbundenen Augen befahren zu können. Dieser Lokalkolorit gefällt mir. Was mir aber besonders gefällt, sind die Figuren. Der greinelnde Rebus und seine Kollegin üben einen starken Sog aus. Es ist wie eine Hassliebe zwischen den beiden. Rebus wird wegen seiner querulanten Extratouren im Präsidium nicht gern gesehen und könnte ein Hemmklotz für die Karriere von Clarke darstellen. Das weiß sie, auch sie ist nicht mit allem einverstanden, was er macht. Aber schließlich kennt sie ihn zu gut, um nicht seine Ermittlerqualitäten und auch seine versteckten menschlichen Eigenschaften richtig einzuschätzen.

Es macht einfach Spaß, diesen Ermittlungen zu folgen, sich gemeinsam mit den Ermittlern in die Irre führen zu lassen, sich die eine oder andere schottische Gepflogenheit zeigen zu lassen. Nur selten hält mich ein Buch so davon ab, im Anschluss sofort nach einern neuen Roman zu greifen, wie es dieses getan hatte. Ich trauerte dem Ende hinterher und hatte zwei ganze Tage Lesepause.

Rankin, Ian
Mädchengrab
Goldmann, München
ISBN 9783442480913

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

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Fred Vargas: Das barmherzige Fallbeil

Fred Vargas: Das barmherzige Fallbeil

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Es ist einige Zeit her, dass ein neuer Kriminalroman um den Pariser Kommissar Adamsberg in Deutschland erschienen ist. Nun ist es soweit. Fred Vargas’ „Das barmherzige Fallbeil“ erschien in Frankreich in einem neuen Verlag und hat gleichermaßen in Deutschland ein neues Heim gefunden. Für die Freunde von Adamsberg und seinem dienstlichen Partner Danglard hatte das Warten nun ein Ende.

Darum geht es bei diesem neuen Fall: Kommissar Bourlin vom 15. Arrondissement in Paris wird zu einer Leiche gerufen. Doch offensichtlich handelt es sich bei der Toten in der Badewanne um ein Selbsttötungsdelikt. Der zuständige Untersuchungsrichter drängt auf einen schnellen Abschluss der Ermittlungen und das Schließen der Akte. Bourlins Bauchgefühl sagt ihm aber, dass es sich nicht um Selbstmord handelt. Besonders wegen eines ungewöhnlichen Symbols auf dem Waschtisch, ähnlich einem großen „H“, jedoch mit zwei Querstrichen, einem geraden und einem gekrümmten. Bourlin möchte seinen Kollegen Danglard und über diesen Adamsberg von der Kriminalabteilung im 13. Arrondissement, dem Studentenstadtteil Quartier Latin, hinzuziehen. Immer an der Aufklärumng eines Rätsels interessiert sind diese beiden schnell bereit dazu. Mehr durch Zufall gelangen sie auf eine Spur, der sie unbedingt nachgehen wollen. Doch dabei treffen sie auf einen weiteren „Selbstmord“.
Nahezu liebevoll kümmert sich Vargas um die vor Jahren geschaffenen Protagonisten. Auf interessante Weise und in vielen Bildern bringt sie den Lesern die Figuren nahe, sodass es nicht notwendig ist, alle vorhergehenden Vargas-Krimis gelesen haben zu müssen. In knappen Worten beschreibt sie Adamsberg und Danglard in einem Dialog von Bourlin mit einem jungen Kollegen folgendermaßen, was sich in der deutschen Übersetzung dann so liest:
„Wenn wir schon im Dunkeln tappen“, meinte Adamsberg im Fortgehen mit einer laxen Handbewegung, „kann man ja auch mal sagen, was einem so einfällt. Mich erinnert das Ding an eine Guillotine.“
Bourlin sah seinen Kollegen eine Weile an.
„Wundere dich nicht“, sagte er zu seinem Brigadier. „Das ist Adamsberg.“
Als wäre damit alles erklärt.
„Aber dieser Commandant Danglard“, meinte der junge Mann, „was hat der in seinem Schädel, dass er das alles weiß?“
„Weißwein.“

Es sind nicht nur die Spannung und die Beliebtheit von Adamsberg, die den Leser an die Geschichte kleben, sondern auch der leise Humor, vom ersten Satz an festklammert. Die Dialoge, die normaler Gespräche genauso wie Frotzeleien unter Kollegen widergeben, sind fortwährend unterhaltsam. Mit zwei Ausnahmen: Die Gespräche mit dem Präsidenten der Robespierre-Gesellschaft weckten kein besonderes Interesse in mir. An diesen Stellen hatte ich eher das Gefühl, als wolle die Schriftstellerin oberlehrerhaft den Lesern ein Stück der Geschichte Frankreichs vermitteln. Ein Straffen dieser Sequenzen hätte dem Roman gutgetan. Das betrifft auch die Passagen über Island und dessen Mythologie, bei denen sich Vargas genauso zu verzetteln scheint, wie es Adamsberg von dessen Kollegen vorgeworfen wird. Diese Passagen führen bei mir als Vargas-Fan leider zu Punktabzug.

Belohnt wird der Leser schließlich mit der Auflösung der einzelnen Konflickte und Irrwege, beispielsweise die Herkunft von Victor und Amédee oder die Geschehnisse auf der isländischen Insel vor mehreren Jahren. Faszinierend schließlich die komplexe Auflösung des Falles, die Adamsberg seinen Kollegen erläutert. Man kommt als Leser nicht umhin, zuzustimmen, wenn er sagt, dass sie, seine Kollegen, auch alles gewusst haben und nur die richtigen Schlüsse hätten ziehen müssen. Als Leser ging es mir genauso. Ich erinnerte mich an die gelesenen Passagen und fragte mich, warum ich nicht auf die Lösung gekommen bin. Wenn das keine Empfehlung wert ist!

Vargas, Fred
Das barmherzige Fallbeil
Aus dem Französischem von Waltraut Schwarze
Limes Verlag, München
ISBN 9783809026594

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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