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Schlagwort: Schatten

Schatten über Glencoe

Schatten über Glencoe

Im Nebel wird Allison von ihrem Bruder Duncan getrennt. Allein versucht sie weiterzukommen, muss sich aber geschlagen geben. Nach einer unruhigen Nacht im Freien hat sich der Nebel gelichtet. Allison ist am Steinkreis angelangt. Hier findet sie den Fremden, der schwer verletzt ist. Offensichtlich ist er in eine Falle geraten. Allison gelingt es nicht, ihn zu befreien. Erst die hinzugekommenen Moorhexe Corrag, schafft dies wie durch Zauberei. Auf die selbe Art heilt sie den Fuß. Allison MacDonald und Malcolm Campbell gehören verfeindeten Clans an. Freundschaft kann zwischen ihnen nicht entstehen. Und doch ist das erste zarte Band der Liebe geflochten.
Zur großen Jagd sieht Allison Malcom wieder. Zusammen mit ihrem Bruder Duncan und Cousine Maggie hält Allison sich abseits. Sie reiten zum Rannoch Moor. Malcom befreit die drei aus einer gefährlichen Situation und beschützt sie vor Pferdedieben des verfeindeten Clans der Campbells, zu dem er selbst gehört.
Er gewinnt etwas Zeit mit Allison und gesteht ihr seine Liebe, gibt ihr den ersten Kuss.

Doch die Zukunftspläne für die beiden sehen anders aus. Auf Allison hat ihr Cousin Sandy MacDonald ein Auge geworfen und Malcom soll seine Cousine Amelia heiraten. Für ihn der einzige Weg, um Clanchief von Glenlyon zu werden. Allison und Malcolm sehen sich ein weiteres Mal. Diesmal ist Malcolm unter den Soldaten des Königs, die die Gastfreundschaft des Dorfes in Anspruch nehmen. Niemand glaubt, sich Sorgen machen zu müssen. Schließlich hat auch der Clanchief der MacDonalds von Clencoe den Treueeid auf König William geschworen. Und dennoch wird ein Exempel statuiert werden.

Die Geschichte einer verbotenen Liebe wird vor dem Hintergrund eines historischen Ereignisses erzählt. Es ist Allisons und Malcoms Liebe, für die die verfeindeten Familien niemals ihr Einverständnis geben würden. Doch die Gefühle der beiden jungen Menschen lassen sich nicht einfach unterdrücken. Für den Leser sind sie am Anfang auch gar nicht nachvollziehbar. Die Autorin verwendet zu wenig Aufmerksamkeit darauf, diese dem Leser nahe zu bringen. So schleppt sich der Anfang des Buches dahin. Man lernt die Familien kennen und erfährt einiges über die politische Lage. Spannender wird es erst im letzten Drittel des Buches. Jetzt gewinnt der historische Roman an Fahrt. Die Spannung nimmt auf dramatische Art und Weise zu. Nun wird auch immer besser nachvollziehbar, was Allison und Malcolm verbindet. Jetzt müssen beide um ihr Leben fürchten, sich gegen oder für die Liebe entscheiden und ihre Zukunft planen.
Auch wenn der Anfang des Buches vom Lesegefühl her nicht perfekt ist, so ist das Buch in seiner Gesamtheit gesehen auf jeden Fall lesenswert. Die historischen Ereignisse werden dem Leser mit Hilfe einer guten Geschichte, die von Liebe und Hass erzählt, vor der malerischen Kulisse der Highlands näher gebracht.

Rezension von Heike Rau

Sabine Dillner
Schatten über Glencoe
304 Seiten, gebunden
ab 14 Jahren
Verlag Carl Ueberreuter, Wien
ISBN: 978-3800054329
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Die Schatten von Pelican Bay

Die Schatten von Pelican Bay

Ada van de Wetering fliegt von Holland in die Karibik nach Pelican Bay, um einen alten mysteriösen Mordfall, der sich zum Ende des 18. Jahrhunderts ereignete, aufzuklären. Sie will den Lebenslauf ihres Vorfahren Jacob van de Wetering rekonstruieren, der seine hochschwangere Frau mit durchschnittener Kehle aufgefunden hat. Es besteht die Möglichkeit, dass er selbst der Mörder ist. Das glaubt Ada aus Briefen herauslesen zu können, die sich in ihrem Besitz befinden.
Außerdem hofft sie, ihren Adoptivbruder wiederzusehen, der die Familie an seinem 18. Geburtstag verließ, um in seine Heimat zurückzukehren.
Schon bei der Zollkontrolle wird Ada aufgehalten. Eine seltsame Sache, auch wenn die Beamten Ada schließlich gehen lassen müssen. Doch es ist spät, ein Auto kann sie nun nicht mehr mieten. Inspektor Marcus C. Penn nimmt sich Adas an und bringt sie zu seiner Mutter, die eine Pension besitzt. Auch wenn ihr Vorhaben nun anders begonnen hat, als geplant, beginnt Ada mit ihren Nachforschungen und mit der Suche nach ihrem Bruder. Doch bald kommen ihr Zweifel. Vielleicht ist es ein Fehler, in der Vergangenheit zu graben. Vielleicht sollte man ruhen lassen, was nun einmal geschah und sich nicht weiter damit auseinandersetzen. Tatsächlich ahnt Ada nicht, auf was sie sich eingelassen hat.

Die Autorin schreibt aus zwei Perspektiven. Ada erzählt von ihren Nachforschungen und dazwischen erfährt der Leser die rekonstruierte Geschichte ihres Vorfahren Jacob van de Wetering, der sich selbst Jacob Rivers nannte. Das Buch besticht durch seine Vielschichtigkeit und den Schreibstil der Autorin. Sie bedient sich einer sehr interessanten und vor allem intensiven Ausdrucksweise. Manche ihrer Sätze sind wahre Wortgefechte und doch fehlt es nicht an Witz und Ironie. Als Leser kommt man nicht selten ins Grübeln. Liest viele Abschnitte mehrmals, um die Kraft der Sätze und ihren Scharfsinn wirken zu lassen.
Die Geschichte verläuft nicht geradlinig. Immer wieder gibt es interessante Wendungen, muss Ada sich einer neuen Situation anpassen. Sie kämpft mit ihren widersprüchlichen Gefühlen, wird immer wieder manipuliert. So ist auch das Ende eine gelungene Überraschung. Die Geschichte wird zwar aufgelöst, doch es bleiben noch genügend Möglichkeiten, selbst der Wahrheit hinterher zu spekulieren. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Über die Autorin:
Nelleke Noordervliet wurde 1945 in Rotterdam geboren. Sie studierte Niederländisch, Literatur- und Theaterwissenschaften in Leiden und Uterecht. Sie lebt heute als freie Autorin in Amsterdam. Ihre Bücher wurden mit mehreren wichtigen Preisen ausgezeichnet.

Rezension von Heike Rau

Nelleke Noordervliet
Die Schatten von Pelican Bay
Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers
492 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag. Wien
ISBN: 3-552-05350-6
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