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Die Seidenhändlerin

Die Seidenhändlerin

Emilia Bossi hat nicht gewusst, dass Albert verheiratet ist. Es trifft sie also überraschend, als sie mit dieser Tatsache konfrontiert wird. Dass es in der Öffentlichkeit geschieht, macht das Ganze zu einem Skandal. Die Schriftstellerin Lucia Agnelli wird Zeuge. Sie ist bereit Emilia zu helfen, weil ihr Schicksal sie interessiert.
Diese Angebot muss Emilia annehmen, denn die Gräfin Cziffra in deren Haushalt sie als Gouvernante arbeitet, bereitet sich darauf vor, Wien zu verlassen, da in Kriegszeiten die Sicherheit ihrer Familie nicht mehr gewährleistet ist. Aufgrund des Skandals will sie Emilia zurücklassen.
Zusammen mit Lucia, die weiter nach Lugano will, kehrt Emilia in ihre Heimat Como zurück, als endlich wieder Ruhe zwischen Frankreich und Österreich ist, in Italien nicht mehr gekämpft wird und die Postkutschen wieder fahren. Sie freut sich darauf, ihre Zwillingsschwester Serena wiederzusehen, die die Seidenhandlung führt, die beide Frauen von Vater und der zuvor vom Großvater übernommen haben.
Serena ist von den Plänen ihrer Schwester nicht begeistert. Sie hat sich ohne Emilia ihr Leben eingerichtet. Als Emilia ankommt, ist Serena gerade dabei, Warenproben zu Madame Bonaparte zu bringen.
Die erste Begegnung der beiden Frauen verläuft kühl. Emilia muss zur Kenntnis nehmen, dass ihre Schwester bald heiraten will. Am Abend erfährt Serena von einem abgewiesenen Verehrer, dass ihr angeblicher Verlobter längst verheiratet ist. Im Verlauf des Gesprächs geraten die beiden aneinander. Und am Morgen stellt Emilia fest, dass sie allein in der Wohnung ist. Serena wird tot aufgefunden, aber für Emilia gehalten. Diese wird dagegen geradezu in die Rolle hineingedrängt, von nun an Serena zu sein. Um nicht für verrückt gehalten zu werden, wahrt sie den Schein und gibt sich als Serena aus. Bals steht sie zwischen zwei Männern, dem verheirateten Zeitungsverleger Francesco Agnelli und dem Bildhauer Stefano Castelli.

Der Klappentext verspricht eine interessante Lektüre und man wird nicht enttäuscht. Die Lebensgeschichte der Zwillingsschwestern Emilia und Serena ist sehr interessant, zumal die beiden vom Charakter sehr unterschiedlich sind. Glück in der Liebe scheinen beide nicht zu haben, das ist aber schon die einzige Gemeinsamkeit. Emilia wird von ihrer Schwester abgelehnt und doch muss diese ausgerechnet in die Rolle von Serena schlüpfen. Das ermöglicht ihr den Seidenhandel weiterzuführen. Allerdings wird ihre dieser Rollentausch zu einfach gemacht. Hier leidet die Glaubwürdigkeit der Geschichte schon ein wenig. Der Leser weiß, im Gegensatz zu Emilia, auf was sich die junge Frau einlässt. Ihm werden mehr Blickwinkel zugestanden, als der Hauptperson. Dass macht das Buch noch mal ein Stück spannender.
Mit viel Fantasie wird die Geschichte weitergesponnen. Die Liebe, ob nun erwiderte oder unerwiderte nimmt viel Platz ein.
Die Charaktere sind gut entwickelt, auch wenn man sich manchmal über die oberflächliche Darstellung mancher Personen wundert. Immer mal wieder nimmt der Herz-Schmerz etwas überhand und einige Szenen wirken unecht.
Die Geschichte ist fiktiv, der Rahmen jedoch real. Die Handlung wird vom gut dargestellten politischen Hintergrund getragen, der auch noch einmal im Nachwort und in einer Zeitleiste erläutert wird.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Gabriela Galvani mit ihrem historischen Roman gut unterhält und damit wohl besonders die weibliche Leserschaft begeistern dürfte.

Rezension von Heike Rau

Gabriela Galvani
Die Seidenhändlerin
498 Seiten, broschiert
Aufbau Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3746624679
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