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Franz Hartnagel und Sophie Scholl

Franz Hartnagel und Sophie Scholl

Hermann Vinke Franz Hartnagel Arche ISBN 3716023418

Hermann Vinke begibt sich noch einmal, wie schon viele vor ihm, auf die Spuren der Geschwister Scholl, die zur Nazizeit die Widerstandsgruppe „ Die weiße Rose“ begründet hatten.

Franz Hartnagel war der Freund von Sophie Scholl.

In sehr feinfühliger Art und Weise beschreibt Vinke die Beziehung zwischen den beiden jungen Leuten, die zur Zeit ihrer ersten Begegnung im Jahr 1937 16 und 20 Jahre alt waren. Hartnagel war Offizier. Sophie machte erst noch ihr Abitur, um später Philosophie zu studieren.
Die Beziehung wird als nicht ganz einfach beschrieben: Hartnagel suchte zuerst Nähe und später Distanz. Bei Sophie war es umgekehrt: sie wollte anfangs Nähe und später mehr Distanz. Darüber hinaus war Sophie Scholl von einer unbeirrbaren Gegnerschaft zum Nazireich beseelt. Erst nach und nach zieht sie Hartnagel so sehr in ihren Bann, dass auch er mehr und mehr auf Abstand zu dem Regime ging. Er hilft sihr, wo er kann, vor allem finanziell. Er weiß aber nichts von ihren Widerstandsaktivitäten.

Nachdem sich die Lage zuspitzte, die beiden Geschwister Hans und Sophie hingerichtet wurden, hat ihn eine tiefe Bindung zu der Familie Scholl erfasst, die ihn zuletzt in eine Ehe mit der Schwester von Sophie, Elisabeth Scholl, führte. Beide haben die Erinnerung an Sophie und Hans als festes Band in ihrer Beziehung angesehen.

Hartnagel durchlebte sehr traurige Phasen in Erinnerung an Sophie zugleich durchsetzt von Schuldgefühlen, weil er als Offizier weiter dem Regime diente.
Er mochte aber seine Existenz nicht total verspielen und ist seinen Weg unter Vermeidung jeglicher Schandtaten gegangen, wie sie auch in der Wehrmacht zum großen Teil verübt wurden. Im Gegenteil:. er versuchte zu helfen, wo er nur konnte, wenn es um Ungerechtigkeiten und Verfolgung ging.

Nach dem Krieg wurde Hartnagel zu einem überzeugten Kriegsgegner, der sich gegen Wiederbewaffnung und Atomaufrüstung stark machte, in der Friedensbewegung und auf Ostermärschen für seine Überzeugung eintrat.
Wir erfahren in eindrucksvollen Bildern um das Schicksal einer Reihe von Menschen, die den Krieg, Hitler und sein Regime bekämpften und darüber ihr Leben oder ihre Existenz verloren, wie der Vater von Sophie Scholl.
Ferner beeindruckt die tiefe Bindung einer geistigen Freundschaft mit überzeugender Haltung allem Unrecht gegenüber, wie sie zwischen Sophie und Franz Hartnagel gewachsen war.
Beispielhaft und vorbildlich wird noch einmal über den Mut und die Tapferkeit berichtet, mit der junge Menschen für ihre Überzeugung einen grausamen und überflüssigen Tod hinnahmen.
Das Buch ist sehr anrührend geschrieben und trotz aller bekannten Tatsachen äußerst lesenswert.
Cl.B.

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