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Schlagwort: Bürgerrecht

Taiye Selasi: Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Taiye Selasi: Diese Dinge geschehen nicht einfach so

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Familie in Not!

Inspiriert von Toni Morrison hat Taiye Selasi sich an ihren ersten Roman gewagt. Er beinhaltet eine Familiengeschichte und ist ein seltenes Gemisch aus Trauer, Wirklichkeit und Erinnerung.

Kweku Sai, ein aus Ghana stammende Arzt und Familienvater, stirbt eines Tages einfach so. Man findet ihn eines Morgens im feuchten Gras. Er ist erst 57 Jahre alt und niemand begreift, wie er so unauffällig sterben konnte. War er doch ein hervorragender Arzt, der die Vorzeichen eines Infarkts hätte bemerken können. Er lebte zuletzt in Ghana mit seiner zweiten Frau Ama.

Warum ist er vor 16 Jahren zurückgekehrt in das Land seiner Väter?
Das ist die Ausgangslage für einen Familienroman der seinesgleichen sucht.
In langen assoziativen Passagen erlebt man Kweku als jungen Arzt in Amerika mit seiner Frau Fola und den vier gemeinsamen Kindern.

Die Erinnerungen an sein Herkunftsland Ghana sind stets gegenwärtig. Seine letzte heiße, urwüchsige und einfache Behausung in Ghana steht gegen ein schönes, großes und praktisches Haus in Boston/Amerika. Kweku arbeitete leidenschaftlich gerne. Er rettete Menschen- und Säuglingsleben, so auch das seiner jüngsten Tochter Sadie.

Als schweren Schicksalsschlag erreicht den berühmten und hervorragenden Arzt Kweku aufgrund einer Intrige eines Tages die Kündigung aus seinem erfolgreichen Job. Nachdem die Prozesse, die er gegen die Kündigung angestrengt hat, verloren sind, kehrt er beschämt und verarmt seiner Frau und den vier Kindern den Rücken und verschwindet unauffindbar. Er lebt bis zu seinem frühen Tod in Ghana.

Die Kinder machen auf verschiedene Weise ihren eigenen Weg. Die je eigenwilligen Berufswege zeigen sie als außergewöhnliche und individuelle Charaktere. Fola bleibt allein.

Der Tod Kwekus führt die Familienmitglieder nach vielen Jahren alle noch einmal in Ghana zusammen.

Insgesamt ist die Geschichte traurig. Die bürgerliche Ordnung, die Kweku und seine Frau anstrebten, geht unter der Infamie einer Intrige und bodenloser Beschuldigungen gegen den erfolgreichen Chirurgen zugrunde. Auch rassistische Elemente spielen hier keine geringe Rolle.

Freie Assoziationen bilden den Humus, auf dem die Geschichte entwickelt wird. Es gibt keinen durchgehenden Erzählstrang. Wie im Traum folgt man Erinnertem mit Gegenwärtigem. Über Kontinente und Großstädte hinweg bleibt die Familie zwar verbunden. Innerlich jedoch geht ein Riss durch ihr Leben.

Als folgte man einer sporadisch ablaufenden Gedankenkette, findet man sich in einer Erzählform wieder, in der es Wärme, Liebe und Geborgenheit neben Ehrgeiz und Erfolg und Verlorenheit gibt. Hat man sich einmal in die poetischen Feinheiten, die zwischen den Ereignissen zu finden sind, eingelesen, kann man sich der Faszination der Erzählung nicht mehr entziehen. Hingerissen lauscht man den atmosphärischen Klängen, mit denen man in die wechselnden Stimmungen und das Ambiente hineingezogen wird.

Ein außergewöhnlicher Roman ist Tayie Selasi gelungen. Nicht umsonst wird sie als „neue internationale Stimme jenseits von Afrika“ gepriesen.

Ihre Vorfahren stammen selber aus Ghana. Sie wuchs in London und Massachusetts auf. Ihre Eltern waren Bürgerrechtler und Ärzte.

Taiye Selasi
Diese Dinge geschehen nicht einfach so
400 Seiten, gebunden
S. FISCHER, 7. März 2013
ISBN-10: 3100725255
ISBN-13: 978-3100725257
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