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Schlagwort: Ermittlungen

Robert B. Parker: Das dunkle Paradies

Robert B. Parker: Das dunkle Paradies

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Zugegeben: Als Fan des amerikanischen Schauspielers Tom Selleck (Magnum P.I.) kommt man kaum umhin, sich auch in Sekundärliteratur mit den Figuren zu befassen, die von ihm verkörpert wurden und werden. Das führte unweigerlich zu dem amerikanischen Schriftsteller Robert B. Parker, dessen bekannteste Serienfigur der Privatdetektiv Spenser, gespielt von dem Schauspieler Robert Urich, ist. Um dem Privatdetektiv etwas entgegenzusetzen, schuf Parker den Polizisten Jesse Stone. „Das dunkle Paradies“ erschien 1997 unter dem Titel „Night Passage“ und ist der erste Fall für den alkoholabhängigen L.A.-Cop.

Stone wurde in Los Angeles wegen seines Problems gefeuert. Er war in den Augen seiner Chefs nicht mehr polizeitauglich. Doch er hat Glück. Er bekommt ein Vorstellungsgespräch und wird Polizeichef in einem kleinen Örtchen namens Paradise an der Ostküste der USA. Eine ruhige und beschauliche Kleinstadt, in der er in aller Ruhe sein Alkoholproblem aus der Welt schaffen kann, denkt er. Doch er ahnt zunächst nicht, dass ihn der Stadtrat gerade deshalb als Polizeichef eingestellt hat, weil er Trinker ist. Auch die Herren Stadträte, allen voran ihr Obermuffti Hasty Hathaway, der gleichzeitig der Inhaber der ortsansässigen Bank ist, brauchen für die Abwicklung ihrer miesen Geschäfte Ruhe und vor allem keinen herumschnüffelnden Polizeichef.

Zentraler Angelpunkt des Romans ist die Figur des Jesse Stone. Die Aufklärung der Kriminalfälle sind unterhaltsame Nebensache. Jesse Stone ist reizvoll spannend mit seiner Vita. Zwar wollte Parker keinen zweiten Spenser schaffen, aber irgendwie schien ihm doch die Figur eines Privatdetektivs am Herzen zu liegen. Zwar ist Stone kein P.I., sondern Cop, aber die Probleme, die er mit sich herumschleppt, ähneln ganz denen eines Privatdetektivs. Sie lassen sich vielleicht auf den kleinen Nenner bringen: alkoholabhängiger Looser bzw. Underdog. Nach seinem Rausschmiss bei der Mordkommission von Downtown L.A. braucht er auch Abstand von seiner Freundin, die sich durch die Betten Hollywoods hangelt, um eine Karriere als Schauspielerin zu starten. Der Job auf der anderen Seite der USA kommt ihm da gerade recht. Er mag zwar noch sein Problem mit dem Trinken haben, aber das heißt noch lange nicht, dass er nicht mehr für Recht und Ordnung eintreten kann. Schließlich gehörte er in L.A. nicht umsonst zu den erfolgreichsten Ermittlern mit einer hohen Aufklärungsquote.

Die Figur scheint dem Schauspieler Tom Selleck wie auf den Leib geschrieben. Doch sie ist es nicht. Es gab sie zuerst, dann wurde gecastet und Tom passte zu Jesse wie die Faust aufs Auge. Obwohl die Romanfigur wesentlich jünger als die Filmfigur ist, hat man dieses Alter schnell ausgeblendet. Denn wenn man die Jesse-Stone-Filme (sie gibt es auch in einer deutschen Fassung) zuerst gesehen hat, dann hat man beim Lesen eh immer das Gesicht der Filmfigur vor Augen. Und dann stimmt alles. Dann lehnt man sich zurück, spaziert durch eine amerikanische Kleinstadt, vergisst die Zeit und ist ständig getrieben von der Frage, ob Stone die Probleme in der Stadt und die in seinem Herzen und seinem Kopf in den Griff bekommt.
Dem Bielefelder Pendragon Verlag ist es zu verdanken, dass die Romane von Robert B. Parker, sowohl „Spenser“ als auch „Jesse Stone“, in Deutschland auch auf Deutsch verfügbar sind. Der erste Fall für Jesse Stone hat meine Erwartungen voll erfüllt.

Robert B. Parker
Das dunkle Paradies
344 Seiten, broschiert
Pendragon, Bielefeld
ISBN-10: 3865323553
ISBN-13: 978-3865323552

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Cornelia Read: Der Junge, den niemand sah

Cornelia Read: Der Junge, den niemand sah

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Der Prospect Cemetery in Queens ist seit Jahrzehnten sich selbst überlassen. Die letzte Beerdigung fand im Jahr 1954 statt. Nun ist der Friedhof vollkommen verwildert. Dennoch haben sich einige freiwillige Helfer unter der Leitung von Cate Ludlam daran gemacht, hier aufzuräumen. Auch Madeline Dare ist mit dabei. Familiäres verbindet sie mit Cate und auch diesem Friedhof.

Beim Kampf gegen das Dickicht, das hier vorherrscht, findet Madeline die Knochen eines Kleinkindes. Die Rippen sind zertrümmer, sodass sie sofort auf ein Verbrechen tippt. Die Polizei wird verständigt. Die Ermittlerin Jayné Skwarecki nimmt ihre Arbeit auf.

Es stellt sich heraus, dass die Leiche etwa sechs Monate auf dem Friedhof gelegen haben muss. Eine passende Vermisstenanzeige beschleunigt die Identifizierung. Schnell ist klar, dass es sich um den kleinen Teddy handelt. Die Urgroßmutter des Kleinen erkundigt sich immer wieder bei der Polizei nach ihm. Die Mutter und ihr Lebensgefährte geraten in Verdacht. Aber ihnen etwas nachzuweisen ist äußert schwierig. Deshalb versucht Madeline selbst Licht ins Dunkel zu bringen.

Der Krimi ist sehr spannend aufgebaut. Neben den normalen Ermittlungsarbeiten entwickelt Madeline, die wirklich gut gezeichnete Hauptfigur, eigenes Interesse an dem Fall und bringt sich mit ein. Zwischen ihr und der Ermittlerin Jayné Skwarecki entwickelt sich eine Freundschaft.

Der Tod des kleinen Jungen geht Madeline sehr nahe. Es beeinflusst natürlich, wie sollte es auch anders sein, ihr Privatleben. Das wird sehr einfühlsam beschrieben. Der Fall selbst ist interessant, auch weil die Umstände, die zum Tod des Jungen führen nicht lückenlos nachvollziehbar sind. Jedes noch so kleine Detail, das herausgefunden wird, ist also äußerst wichtig.

Nach und nach kommt dann doch eine Reihe von Puzzleteilen zusammen und es ist sehr spannend zu verfolgen, wie vor Gericht der Mord rekonstruiert wird. Das Gefühl, einen gut geschriebenen Krimi zu lesen hält sich bis zum Schluss.

Rezension von Heike Rau

Cornelia Read
Der Junge, den niemand sah
448 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423214589
ISBN-13: 978-3423214582
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Sandra Lüpkes: Götterfall

Sandra Lüpkes: Götterfall

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Eigentlich sollte Tilda Kosian, die Leiterin der Abteilung, zum Symposium nach Island fliegen. Doch nach einem Brand in ihrer Wohnung muss sie von Wencke Tydmers vertreten werden. In dieser Zeit erhält die Fallanalytikerin den ersten Brief. Er stammt aus der Hand von Dorothee Mahlmann, die seit mehr als zehn Jahren tot ist. Sie hatte zusammen mit Wencke die Polizeischule in Bad Iburg besucht und war eine Freundin gewesen.

Die Briefe wecken Erinnerungen. Damals hat es einen Entführungsfall gegeben. Jan Hüffert, der Sohn eines wichtigen Staatsmannes, war das Opfer. Für die Entführung verantwortlich war Frank-Peter Götze, der Freund Dorothees. Dass er Jan Hüffert nicht ermordet, sondern nach Durchsetzung seiner Forderungen freigelassen hat, hat ihm niemand geglaubt.

Dass Frank-Peter Götze nach seiner Entlassung ausgerechnet nach Bad Iburg zurückgekehrt ist, überrascht Wencke. Noch viel erstaunlicher ist es, dass er, wie sie feststellen muss, auch nach Island fliegen wird, mit dem gleichen Flug, wie sie selbst. Wencke weiß, dass sie den Fall noch einmal aufrollen muss. Dafür will sie ihr ganzes Wissen als Profilerin einsetzen.

Es erschließt sich schnell, dass damals keiner die wahren Hintergründe des Entführungsfalls enträtselt hat. Auch dass der Falsche hinter Gittern saß, ist bald klar. Die Autorin hat eine sehr komplizierte Rahmenhandlung eingebunden, sodass sehr viel Spannung entsteht.

Es geht im weitesten Sinne um Wirtschaftskriminalität und um damit verbundene verletzte Eitelkeiten, die nun gerächt werden sollen. Wer die Fäden in der Hand hält und sämtliche Personen im Umfeld manipuliert, ist aber absolut nicht offensichtlich, sodass auch Wencke an ihre Grenzen kommt.

Die Bühne, auf dem das Ganze stattfindet, ist begrenzt. Ein Vulkanausbruch mit Aschewolke verhindert, dass jemand sich in einen Flieger setzen und einfach verschwinden kann. So spitzt sich die Lage immer mehr zu.

Trotz komplizierter Hintergründe liest sich der Roman sehr gut. Vor allem die tatkräftige und mutige Ermittlerin Wencke Tydmers erhält Sympathiepunkte.

Rezension von Heike Rau

Sandra Lüpkes
Götterfall
336 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249641
ISBN-13: 978-3423249645
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Joy Castro: Tödlicher Sumpf

Joy Castro: Tödlicher Sumpf

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Berufliches Weiterkommen ist Nola Céspedes wichtig. Die beauftrage Story über Sexualstraftäter könnte, wenn sie diese gut schreibt, der Durchbruch sein, auch wenn ihr das Thema nicht unbedingt zusagt. Aber Nola will weg von den Klatschgeschichten hin zu ersthaften Themen, die Beachtung finden.

So beginnt sie zu recherchieren, hier in New Orleans, wo Hurrikan Katrina schwere Schäden hinterlassen hat.

Das Thema ist brisant. Denn kürzlich wurde eine junge Frau, Amber Waybridge, mitten am Tag aus einem Restaurant entführt, ohne dass den Vorfall jemand bemerkt hätte.

Nola macht freigelassene Sexualstraftäter ausfindig und besorgt sich über eine Freundin, die bei der Staatsanwaltschaft arbeitet, die Akten aus dem Archiv, um Interviewtermine vorzubereiten.

Die Interviews sind ein gefährliches Unterfangen. Nicht jeder Sexualstraftäter, der rehabilitiert ist, scheint es tatsächlich auch zu sein. Bald hat Nola den Verdacht, dass einer von ihnen für die Entführung Amber Waybridges verantwortlich ist.

Der Krimi ist aus der Ich-Perspektive Nolas geschrieben. Sie erscheint als ehrliche und sympathische Frau. Für den Artikel riskiert sie eine Menge, schließlich soll dieser perfekt werden. Daran liegt ihr viel.

Allerdings wirkt sich die Arbeit immer mehr auf ihr Privatleben aus. Man spürt, wie sie in einen Strudel aus psychischer Belastung und privaten Problemen hineingezogen wird. Die Stimmung wird ungemütlich und die Handlung dadurch immer spannender.

Wobei man nicht genau festmachen kann, was genau die Motivation Nolas ist, sich persönlich so sehr einzubringen, statt einfach nur ihre Arbeit zu machen. Das wird am Ende des Buches aufgelöst und es ist eine herbe Überraschung.

Rezension von Heike Rau

Joy Castro
Tödlicher Sumpf
Deutsch von Susanne Wallbaum
400 Seiten, gebunden
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423214546
ISBN-13: 978-3423214544
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Kevin Brooks: Bis es dunkel wird

Kevin Brooks: Bis es dunkel wird

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„Schlafende Geister“ hieß der Krimi, in dem Privatdetektiv John Craine seinen ersten Fall hatte. Danach ist er auf Hale Island untergetaucht. Er verbindet Kindheitserinnerungen mit dieser Insel. Außerdem lebt Serina Mayo hier. Ihre Tochter Robin könnte seine Halbschwester sein. Craine will sehen, ob sich ein Kontakt herstellen lässt.

John Craine ist in einem Hotel untergekommen, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Aber es ist ein guter Ort, um alten Erinnerungen nachzuhängen. Dabei geht es nicht nur um den Selbstmord seines Vaters, sondern auch um seine Frau Stacy, die immer noch irgendwie jeden Tag bei ihm ist, obwohl sie seit 17 Jahren tot ist.

Craine trinkt viel zu viel. Aber dass am Strand in dem alten Bunker die Leiche eines Mädchens durch die Schießscharte hindurch sieht, ist er schon noch fähig, zu handeln. Als die Polizei kommt, ist die Tote allerdings verschwunden, ohne dass es dafür eine Erklärung gäbe. Aber Craine weiß, dass er sich das alles nicht nur eingebildet hat. Er kennt das Mädchen. Sie wohnt oder vielmehr wohnte mit ihren Eltern im gleichen Hotel wie er. Plötzlich heißt es, die Chelseys seien vorzeitig abgereist.

Craine will das Ganze nicht auf sich beruhen lassen. Er dringt in das ehemalige Zimmer der Familie ein. Doch auch ein anderer interessiert sich dafür. Es ist also offensichtlich, dass etwas vorgeht. So beginnt Crain, privat zu ermitteln. Er fischt sozusagen im Trüben. Aber er weiß, dass es irgendwann eine Reaktion geben wird und darauf wartet er geduldig.

Nach wie vor macht John Craine die Vergangenheit zu schaffen. Längst hätte er ein neues Leben beginnen müssen, aber er schafft es nicht. Er hat in manchen Dingen einfach kein Zutrauen in sich. Er hat alle Chancen auf eine neue Beziehung, wagt aber den nächsten Schritt nicht.
Auch wenn er trinkt, als privater Ermittler ist er unschlagbar. Vor allem, weil er nie aufgibt. Auch in diesem Roman ist es wieder sein Neffe Cal, der sich Zugriff zu Datenbanken verschafft, um John mit Hintergrundinformationen zu versorgen.

Craine bewegt sich mit seinen Ermittlungen auf dünnem Eis. Er hat es nicht nur mit Drogenschmugglern zu tun, sondern mit einem skrupellosen Mörder, der bereit ist, jeden aus dem Weg zu räumen, der seine Geschäfte entdeckt oder behindert. Demensprechend gibt es sehr gewalttätige Szenen. Es wird ausgesprochen spannend. John Craine ist so einem Mann eigentlich nicht gewachsen. Und so spitzt sich die Lage dramatisch zu bis hin zu einem wirklich extremen Ende. Das bringt Craine zur Besinnung. Vielleicht wird er in einem nächsten Krimi ein anderer sein.

Rezension von Heike Rau

Kevin Brooks
Bis es dunkel wird
Deutsch von Uwe-Michael Gutzschhahn
400 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuchverlag
ISBN-10: 3423214317
ISBN-13: 978-3423214315
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Monika Feth: Spiegelschatten

Monika Feth: Spiegelschatten

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Dr. Leonard Blum ist tot. Dass er in seiner Wohnung ermordet wurde, ist für Kommissar Bert Melzig von der Kripo Köln offensichtlich, auch wenn die Tatwaffe nicht auffindbar ist.
Der Fall dringt bald bis zum Kölnjournal durch. Romy Berner ist hier Volontärin. Chefredakteur Gregory Chauser beauftragt die junge Frau, sich ein bisschen umzuhören. Es ist allerdings nicht viel zu erfahren. Dass Leonard Blum homosexuell war, sollte keine Rolle spielen, das ist ihr Zwillingsbruder Björn ebenfalls. Er war es auch, der den Vermieter Blums bat, in Blums Wohnung zu gehen, nach dem dieser eine Verabredung nicht eingehalten hatte.

Das Romy sich da geirrt haben muss, wird ihr klar, als Erik Summer, ein 20-jähriger Student ermordet wird. Auch er stammt aus dem Freundeskreis von Björn. Erschreckenderweise geht es weiter. Insgesamt vier Morde geschehen innerhalb einer Woche im Umfeld des jungen Mannes. Romy bekommt Angst um ihren Bruder Björn, der mit seinem Freund Maxim Winter zusammenlebt. Das Motiv scheint auf der Hand zu liegen, auch wenn es nicht nachvollziehbar ist. Auf der Suche nach dem Mörder tappt selbst die Polizei im Dunkeln. Ein nächster Mord ist zu erwarten und es könnte Björn oder Maxim treffen.

Nach dem ersten Mord entwickelt sich ein spannender Krimi. Der Täter kommt direkt aus dem Umfeld von Björn. So viel weiß man. Jeder ist verdächtig. Das Privatleben der Akteure spielt also in diesen Fall mit hinein. Romy schreckt trotzdem nicht davor zurück, auf eigene Faust zu ermitteln, auch wenn das in ihrer Redaktion und natürlich von der Polizei nicht gerne gesehen wird. Jeder Schritt kann sie ins Verderben führen.
Als Leser weiß man das noch sehr viel besser. Man bekommt Einblick in die Psyche des Mörders, ohne aber zu wissen, wer es ist. Das ist einigermaßen abartig, erhöht aber die Spannung ungemein. Die Autorin führt den Leser lange an der Nase herum, bis sie dann zu einer überaus dramatischen und sehr unerwarteten Auflösung des Falls kommt.

Rezension von Heike Rau

Monika Feth
Spiegelschatten
480 Seiten, gebunden
cbt, München
ISBN-10: 3570161145
ISBN-13: 978-3570161142
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Silvio Huonder: Die Dunkelheit in den Bergen

Silvio Huonder: Die Dunkelheit in den Bergen

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Hostetter und Rauch freuen sich wieder in die Heimat zu kommen. Lang waren die beiden Söldner fort. Als sie in Chur ankommen, ist es schon spät. Einlass soll ihnen nur über eine Gebühr gewährt werden. Da gehen die beiden doch lieber heimlich über die Mauer. Aus dem dahinter befindlichen Sennhof ist allerdings mittlerweile eine Strafanstalt geworden. Der Bündner Polizeidirektor und Verhörrichter Baron Johann Heinrich von Mont schaut sich die beiden Einbrecher höchstpersönlich an. Nachdem beide glaubwürdig versichert haben, Einheimische zu sein, werden sie gleich eingespannt. Zwei Weiber und ein falscher Arzt sind aus der Strafanstalt ausgebrochen und nun auf der Flucht. Hostetter und Rauch sollen die Verfolgung aufnehmen.

Bald macht allerdings eine weitere Neuigkeit die Runde und die Pläne müssen geändert werden. In der Weihermühle in Banaduz sind schreckliche Morde geschehen. Der Müller selbst, seine Magd und eine gerade zu Besuch weilende frühere Magd wurden umgebracht. Es ist, als hätte der Teufel hier gewütet. Verdächtigt wird sofort der Uhrmacher Franziskus Rimmel. Seine Axt könnte die Tatwaffe sein. Kurzerhand werden Hostetter und Rauch vom Polizeidirektor zu Landjägern ernannt. Sie sollen den Flüchtigen ergreifen und zurückbringen.

Silvio Huonder hat für dieses Buch einen historischen Kriminalfall aus dem Jahre 1821 literarisch aufgearbeitet. Es geht um einen dreifachen Mord. Vielleicht wäre die Sache im Sande verlaufen, wenn der sympathische Verhörrichter es sich nicht auf die Fahnen geschrieben hätte, unnachgiebig für Recht und Ordnung zu sorgen. Mit gebotener Härte geht er gegen Diebe und Mörder vor. Mit Hostetter und Rauch holt er sich zwei zuverlässige Landjäger an die Seite.

Die Handlung wird zügig vorangetrieben. Der Autor hält sich kaum mit Nebensächlichkeiten auf, lässt lieber Tatsachen sprechen. Ein bisschen ausgeschmückt wird die Geschichte aber schon, da wo es nötig ist und auch, um den handelnden Personen Leben einzuhauchen.

Es ist ein sehr spannendes Buch. Es zeigt, wie schwierige es in den abgelegenen Bergdörfern war, einem Täter auf die Schliche zu kommen, ihm habhaft zu werden, sein Motiv zu ergründen und die Tat zu beweisen.
Vieles bleibt rätselhaft und ungeklärt. Das verstärkt die schauerliche und unheilvolle Stimmung, die der Autor mit seinem Schreibstil herbeiruft. Der Titel ist also sehr treffend gewählt und auch das Cover passt sehr gut.

Rezension von Heike Rau

Silvio Huonder
Die Dunkelheit in den Bergen
224 Seiten, gebunden
Nagel & Kimche
ISBN-10: 3312005426
ISBN-13: 978-3312005420

Harry Dolan: Bell ist der Nächste

Harry Dolan: Bell ist der Nächste

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David Loogan entdeckt auf dem Flur vor seinem Büro ein Manuskript. Doch was da „Gray Streets“ angeboten wird, ist kein fiktiver Krimi. Die Rede ist von einer Mordserie. David Loogen kennt die Namen der zwei bisher ermordeten Männer. Der dritte Mord wird angekündigt. „Bell ist der Nächste“. Die Männer sind Bankräuber. Die Tat liegt lange zurück. Nur einer ist entkommen. Der Fahrer des Fluchtautos. Bis heute weiß man nicht, wer er ist.
David Loogans Freundin, der Kommissarin Elizabeth Waishkey, geht es nun darum, den dritten Mord zu verhindern. Wobei dem Täter bisher nur ein Mord nachzuweisen ist, der an Henry Kormoran. Bei Terry Dawtrey wurde ihm die Arbeit abgenommen. Er wurde während eines Fluchtversuchs, den er bei der Beerdigung seines Vaters auf dem Friedhof unternahm, erschossen.

Der Plan wird tatsächlich weitergeführt mit einem Anschlag auf Sutton Bell. Aber weil eine Frau dazukommt, muss der Täter aufgeben. Er bleibt unerkannt.
David und Elisabeth, jeder auf seine Weise, versuchen hinter das Motiv zu kommen, das den Mörder antreibt. Wer könnte es sein und warum?
Möglicherweise sind die Taten politisch motiviert. Bei dem Banküberfall damals wurde ein Polizist angeschossen und schwer verletzt. Seine Tochter Callie Spencer kandidiert nun für den Senat. Ein Skandal, welcher Art auch immer, wäre alles andere als wünschenswert.

Der Krimi ist äußerst spannend. Der Täter bleibt für den Leser kein Unbekannter, sein Motiv wird allerdings nicht offenbart. Man ist dem Ermittlern also einen Schritt voraus, sieht die Gefahr, kennt aber die Zusammenhänge nicht. Das erhöht die Spannung sehr.

David Loogan und Elizabeth Waishkey gehen dem Fall auf unterschiedliche Weise nach. Loogan hat persönliches Interesse, Waishkey natürlich berufliches. Das passt sehr gut zusammen und macht auch den Reiz des Buches aus, denn Loogan muss sich nicht ganz so gesetzestreu verhalten, wie Waishkey. Was wirklich ausgesprochen gut gefällt sind die spitzfindigen Dialoge, bei denen Loogan ein Gesprächspartner ist. Täuschen und getäuscht werden, ist hier das Motto.

Man wird regelrecht durchgezogen durch den Krimi, der durchweg überaus unterhaltsam bleibt. Immer wieder wird man durch spektakuläre Wendungen überrascht. Ein ums andere Mal müssen die Ermittler vermeintliche Erkenntnisse über den Haufen werfen, weil ein neues Detail die Sachlage ändert.
Wer wirklich hinter den Morden steckt und was das Motiv ist, bleibt lange im Dunkeln, auch wenn man zwischendurch glaubt, dem Täter auf den Fersen zu sein. So ist dann das Ende auch wirklich überraschend.

Rezension von Heike Rau

Harry Dolan
Bell ist der Nächste
480 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213981
ISBN-13: 978-3423213981
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Susanne Goga: Die Tote von Charlottenburg

Susanne Goga: Die Tote von Charlottenburg

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Der Tod kam völlig unerwartet. Die Ärztin und Frauenrechtlerin Henriette Strauss hat sich eigentlich immer einer guten Gesundheit erfreut. Das macht auch ihren Neffen Adrian Lehnhardt misstrauisch. Er wendet sich schließlich an die Polizei und findet mit Kommissar Leo Wechsler einen Ermittler, der die Sache ernst nimmt. Als er hört, dass auch der Hausarzt Dr. Behnke so seine Zweifel an einer natürlichen Todesursache hat, wird er hellhörig. Die Beweislage ist dennoch dürftig. Leo Wechsler hat nicht mehr als einen Verdacht. Er ermittelt im Umfeld von Henriette Strauss und kommt Ungereimtheiten in der Klinik auf die Spur. Auch mit ihrer Frauenberatung hat sich die Ärztin offenbar nicht nur Freunde gemacht.

Weiterhin ist unklar, wie genau die Frau zu Tode gekommen ist. Dabei hat Henriette Strauss kurz vor ihrem Tod ihrem Neffen einen Hinweis gegeben. Es ist nur ein Wort gewesen, mit dem zunächst niemand etwas anfangen kann. Und doch ergibt sich daraus eine Spur. Bald steht fest, man hat es mit einem skrupellosen Giftmörder zu tun. Hier war jemand am Werk, der wusste, was er tat und der äußerst geschickt vorgegangen ist.

Der Krimi spielt in Berlin im Jahr 1923. Wirtschaftskrise und Inflation machen den Menschen zu schaffen. Nicht nur der Fall selbst, auch das Privatleben Leo Wechslers spielt eine Rolle im Buch, der mit der Hilfe seiner Schwester seine zwei Kinder durch die schwere Zeit zu bringen hat. Seine Freundin Clara würde sich gerne mehr in die Familie einbringen, möchte aber ihre Selbständigkeit und die damit verbundenen Arbeit in ihrer Leibücherei nicht aufgeben.
Daraus ergibt sich ein rundes Bild der schwierigen Lebensumstände, in die der Fall eingebettet ist.

Leo Wechsler ist ein Ermittler, der nicht so schnell aufgibt. Sonst wäre der Fall schon nach kurzer Zeit zu den Akten gelegt worden. Zusammen mit seinem Team greift er aber jedes kleine Detail auf, versucht ein Motiv auszumachen und schließlich ein stimmiges Bild zusammenzusetzen. Das ist sehr spannend zu lesen.
Der Leser wird überrascht mit einem sehr komplizierten und undurchsichtigen Krimi, der aber dann, einmal aufgelöst, sehr stimmig erscheint.

Rezension von Heike Rau

Susanne Goga
Die Tote von Charlottenburg
Ein Fall für Leo Wechsler
304 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213817
ISBN-12: 978-3423213813
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Leonie Swann: Glennkill – Ein Schafskrimi

Leonie Swann: Glennkill – Ein Schafskrimi

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Es ist vorbei mit der Ruhe auf der Weide. Der Hirte George Glenn ist tot. In ihm steckt eine Schaufel. Es muss also Mord gewesen sein, glauben die Schafe. Miss Maple, das klügste Schaf der Herde, weiß, dass nun Menschen kommen werden. Tom O’Malley findet den Toten schließlich. Kaum hat er im Pub die Leute informiert, kommt ein kleines Grüppchen herauf. Darunter der Metzger, den die Schafe gar nicht leiden können. Die Tiere versuchen sich so natürlich wie möglich zu verhalten und dabei so viel wie möglich mitzubekommen. Dann kommen Polizisten und ein Journalisten. Die Schafe finden kaum Beachtung. Immerhin wird die Leiche mitgenommen. Und bald sieht es auf der Weide aus, als wäre nichts geschehen.

Am nächsten Morgen fallen die Schafe über Georges Gemüsegarten her. Das war bisher verboten gewesen, aber nun gibt es ja niemanden mehr, der es ihnen verbieten könnte. Selbst die Schäferhündin scheint verschwunden.
Wieder kommen Menschen. Eine Frau und ein Schwarzgekleideter mit langer Nase, der die Schafe am liebsten beim Metzger sehen würde, wäre da nicht ein Testament, in dem stehen müsste, wem die Schafe nun gehören.
Die Schafe nehmen alles auf, was sie hören. Versuchen hinter die Bedeutung des Gesagten zu kommen und sich zusammenzureimen, wer der Mörder ist.
Doch die Geschichte ist kompliziert, vor allem auch, weil man sich fragen muss, ob am Ende vielleicht sogar ein Schaf etwas mit dem Mord zu tun hat. Miss Maple hat den Hufabdruck auf Georges Leiche genau gesehen.

Die Herde besteht aus Schafen von ganz unterschiedlichem Charakter. Angeführt werden sie von Leitwidder Sir Ritchfield, der allerdings nicht mehr der Jüngste ist. Miss Maple hat das Sagen. Als klügstes Schaf der Herde, kommt ihr das Denken zu. Alles merken kann sie sich aber nicht. Dafür gibt es Mopple the Whale, das Gedächtnisschaf. Aber auch die Meinung der anderen Schafe zählt.

Im Grunde ist das Buch nicht besonders spannend. Der Fall ist alles andere als spektakulär. Aber die Geschichte ist unglaublich originell. Die Autorin versetzt sich in die Lage der Schafe und bedient jedes Klischee, das man Schafen zumutet. Das ist ungeheuer lustig. Die Schafe sind langsam, begriffsstutzig, denkfaul und mehr mit Grasrupfen beschäftigt, als mit allem anderen. So entwickelt sich auch der Krimi nur langsam. Die Schafe gehen mit Bedacht vor. Im Grunde verstehen sie die Menschen nicht. Aber weil ihr Hirte George Glenn ihnen immer vorgelesen hat, wissen sie eine ganze Menge mehr, als andere Schafe. So wissen sie eben auch, dass der Mörder immer an den Tatort zurückkehrt. Dennoch ist es schwer für sie Gedanken aneinander zu reihen und Schlüsse daraus zu ziehen. Manchmal liegen sie dann eben auch grundverkehrt.

Aber unter den Menschen ist auch keiner, der den Mord aufklären will. Die scheinen eher etwas vertuschen zu wollen. Die Schafe haben Zeit. Das Rätsel wird schon gelöst werden. Und auch als Leser sollte man sich Zeit für dieses Buch nehmen. Es unterhält auf charmante Art wirklich gut.

Rezension von Heike Rau

Leonie Swann
Glennkill – Ein Schafskrimi
384 Seiten, broschiert
cbj, München
ISBN-10: 3570400840
ISBN-13: 978-3570400845
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