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Schlagwort: Existenzfragen

Sally Rooney: Schöne Welt, wo bist du?

Sally Rooney: Schöne Welt, wo bist du?

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Der vorliegende Roman handelt von vier Menschen um die dreißig, denen die Orientierung zum eigenen Weg und zueinander Schwierigkeiten bereiten.

Alice und Felix befinden sich in der Kennenlernphase. Sie ist erfolgreiche Schriftstellerin und Felix ist Lagerarbeiter. Über das Internet haben sie Kontakt gesucht und gefunden.

Eileen, die auch eine Rolle spielen soll in dieser Erzählung, ist die beste Freundin von Alice. Während ihres Literaturstudiums in Dublin hatten sie sich eng befreundet. Sie teilen seither ihre Erfahrungen und fühlen sich innerlich sehr verbunden.

Alice hat sich inzwischen an einen abgelegenen Ort am Meer zurückgezogen, um zu schreiben.
Eileen hat einen Freund aus frühen Kindheitstagen namens Simon. Haben die beiden eine Liebesbeziehung oder sind sie nur Freunde?

Um die vier jungen Leute spinnt sich allmählich ein ganzes Geflecht von Beziehungen mit ihren diversen Liebeserfahrungen und missglückten Partnerschaften. In langen Mails und Telefonaten versuchen sie einander näher zu kommen. Eine gewisse Sprachlosigkeit und stille Scheu macht sich breit.

Es fällt auf, dass Sally Rooney die ganze Geschichte zögerlich entwickelt. Immer wieder treffen einzelne Protagonisten bei verschiedenen Gelegenheiten zusammen. Die gegenseitigen Flirts sind von grober Ironie und gelegentlicher Bissigkeit, jedenfalls aber irreführend, so als müsse sich jeder/ jede vor Verletzungen schützen.

Für den Leser*in drängt sich ein Gefühl von Pessimismus und Hoffnungslosigkeit in den Vordergrund. Einsamkeit wechselt mit Gefühlen der Sinnsuche. Die kühle und spröde Landschaft tut ihr Übriges, um diesen Eindruck zu verstärken.

Die Fragen, die sich immer wieder aufwerfen, betreffen das Sein und Werden der Protagonisten.
Findet man den richtigen Partner? Wird man geliebt oder liebt man? Die Paare zweifeln an der gegenseitigen Liebe und stellen immer wieder alle Beziehungen infrage. Man misstraut den eigenen und den Gefühlen der anderen. So leben sie aneinander vorbei und treffen doch immer wieder zusammen.

Sprachlich gewandt und differenziert entwirft die Autorin das Bild einer Generation von Menschen, die sich schwertut, die Beziehung zu den Mitmenschen offensiv anzugehen. Die alles hinterfragenden Figuren verzweifeln an der Sicherheit, die sie sich wünschen aber selbst immer wieder unterminieren. Auch sind die Partner in ihrem Verhalten von tiefer Bindungsangst erfüllt.

Es ist eine Erzählung, die von der Reflexion lebt und hin und wieder in langen Passagen in ihr versinkt.

Sally Rooney beschreibt die Generation junger Menschen, die zuletzt unter der Pandemie zu leiden hatte. Annäherungen sind erschwert durch den Lockdown. Es herrscht zudem ein Klima der Ratlosigkeit über die Zukunft unseres Planeten.

Insofern hat die Autorin sehr genau beobachtet, was junge Erwachsene heute umtreibt, um dem Leben Sinn und Freude abzugewinnen. Es ist ein mühsamer Prozess, von dem man nicht weiß, wie er enden wird.

Sally Rooney, Jahrgang 1991, lebt in Dublin und gilt als anerkannte und herausragende Stimme ihrer Generation.

Sally Rooney
Schöne Welt, wo bist du?
Claassen, September 2021
352 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3546100506
ISBN-13: 978-3546100502
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Peter Stamm: Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt

Peter Stamm: Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt

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Subtile Suche nach den Grundlagen unserer aller Existenzen.

Eine seltsame Geschichte hat uns der bekannte Autor Peter Stamm mit diesem kleinen Roman vorgelegt.
Christopher ist ein alternder Mann. Er hat einen nicht ganz fassbaren Doppelgänger, den er beobachtet, und dessen Spuren er verfolgt.

Gleichzeitig erzählt er einer zwanzig Jahre jüngeren zufälligen Bekannten von seiner vergangenen Liebe zu Magdalena. Verwirrend und irritierend wechseln Zeit, Ort und Handlung. Christopher ist Schriftsteller. Er hat schon lange kein Buch mehr geschrieben.
Seine Spaziergänge, Begegnungen und schließlich auch Liebesnächte mit der jungen Lena sind so mysteriös wie die ganze Handlung. Die assoziativ dargestellten Begebenheiten beziehen sich immer wieder auf die Liebe, das Warum und Wie des Lebens und unseres Endes. Lena, seine junge Begleiterin, ist Schauspielerin. In gewisser Weise wiederholt sich die Liebesgeschichte von Chris mit der der jungen Lena und deren Freund.

Das Verwirrspiel um das Doppelgängertum verschiedener Figuren ist zweitweise kaum zu durchschauen.

So wie das ganze Buch einer langen Lebensreflexion gleicht ist auch das Ende. Christopher sieht einem alten Mann zu, der in einem Haus verschwindet und man meint, dass er sich selber schon zusieht, wie er im Alter des alten Mannes sein wird.

Der Titel des Romans stammt aus dem Roman „Der Fremde“ von Peter Stamms Lieblingsschriftsteller Albert Camus. Mit Camus wird auch Peter Stamm zuweilen gleichgesetzt.

Existenzfragen hier wie dort sind das Lebensthema beider Schriftsteller.

Peter Stamm
Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt
160 Seiten, gebunden
S. FISCHER, 2. Auflage Februar 2018
ISBN-10: 3103972598
ISBN-13: 978-3103972597
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