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Schlagwort: Kurzgeschichten

Rita Falk: Eberhofer, Zefix! – Geschichten um den Franzl

Rita Falk: Eberhofer, Zefix! – Geschichten um den Franzl

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Es soll ja Menschen geben, die kennen kein einziges der Bücher mit dem Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der in Niederkaltenkirchen für Recht und Ordnung sorgt. Für diesen wahrscheinlich sehr kleinen Personenkreis bietet sich „Eberhofer, Zefix!“ als Geschenk an. So kann sich der zukünftige Leser schon mal einen Eindruck machen.

Für Fans der Reihe ist es nämlich etwas dünn und auch zu teuer. Nicht alle Geschichten sind neu. Die Auswahl ist nicht überwältigend, aber zumindest unterhaltsam. Wer den Franzl nicht kennt, lernt ihn und seine Eigenheiten doch ganz gut kennen. Wobei er echt noch viel mehr drauf hat, wenn er in Stimmung oder schlecht gelaunt ist! Alte Bekannte haben ihren Auftritt in den Geschichten, darunter natürlich die Oma, der Papa, die Susi, der Birkenberger Rudi und der Metzger Simmerl.

Insgesamt hat das Buch 128 Seiten mit Quellenhinweisen, Inhaltsverzeichnis, Werbung und allem Drum und Dran, wobei das Lexikon mit niederbayrischen Begriffen bereits auf Seite 87 anfängt. Für Leser der Krimireihe ist das ebenfalls nichts Neues. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt hier einfach nicht. Um die Wartezeit bis zum nächsten Eberhofer-Krimi zu verkürzen, eignet sich das Buch nicht. Es ist viel zu schnell ausgelesen.

Also, das Buch ist sicher witzig und unterhaltsam. Zumindest, wenn man die bereits bekannten Geschichten zwischenzeitlich wieder vergessen hat. Die Begriffe im Glossar sind, wie nicht anders zu erwarten, frech vom Eberhofer erklärt. Das Buch wäre noch zu retten gewesen mit neuen Rezepten von der Oma. Aber die gibt es aus unerklärlichen Gründen nicht.

Das Buch hat ein typisches Cover, ist gebunden und schön klein. Das hat den Vorteil, dass man es gut als Geschenk verpacken kann. Aber wie gesagt, an die Neueinsteiger der Krimireihe oder an Wenigleser verschenken! Wer die Eberhofer-Bücher kennt, wird nicht viel Freude daran haben.

Rezension von Heike Rau

Rita Falk
Eberhofer, Zefix! – Geschichten um den Franzl
128 Seiten, gebunden
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423289910
ISBN-13: 978-3423289917
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T. C. Boyle: Zähne und Klauen

T. C. Boyle: Zähne und Klauen

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„Er wusste nicht, wie es passiert war – mangelnde Voraussicht seinerseits, mangelndes Engagement, mangelnde Planung, mangelnde Rücklagen für schlechte Zeiten -, aber in rascher Folge verlor er seinen Job, seine Freundin und das Dach über dem Kopf, und eines Morgens erwachte er auf dem Gehsteig vor der Post.“ („Hier kommt“)

Mit solch faszinierender Spannung, die auf das Porträt eines Verlierers hinweist, kann der Leser rechnen, wenn er sich den vorliegenden Erzählband zur Hand nimmt. Wer Boyle kennt, ist schon gespannt auf das Ende einer Geschichte, bevor er sie überhaupt zu lesen begonnen hat, bevor er weiß, wovon sie handelt. Mit diesem 2005 in den USA erschienenen Erzählband zeigt der Autor einmal mehr seinen Spaß beim Feinschleifen seiner Sätze. Novellen, Erzählungen und Kurzgeschichten haben auf der anderen Seite des Teiches einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland, wo solche Schreibübungen lediglich von preisgekrönten Schriftstellern geduldet werden. Für die Amerikaner gehören solche kürzeren Geschichten ganz einfach zu jedem Autor. Boyle ist die Lust am Gestalten dieser Geschichten anzumerken. Damit schafft er selbst in sehr kurzen Geschichten eine solche Dichte an Umfeld und Geschehen, dass man das Gefühl hat, trotzdem einen ganzen Roman gelesen zu haben. So ist es auch bei den 14 Geschichten dieses Bandes.

Bei „Windsbraut“ entwickelt sich auf einer stürmischen Insel eine romantische Liebesbeziehung zwischen einem eher zurückgezogen lebenden Inselbewohner und einer amerikanischen Vogelkundlerin, die von den Inselbewohnern nur die Frau mit den Vögeln oder die Vogelfrau genannt wird. Sehr humorvoll wird eine Romanze aufgebaut, bis es schließlich in einem Desaster endet.
In „Der freundliche Mörder“ geht es um einen Rekordversuch im Wachsein eines Radiomoderators, bei dem er die Leute auf der Straße durch ein Schaufenster zuschauen lässt.
In „Chicxulub“ erfährt ein Ehepaar vom Unfall ihrer Tochter, auf dem Weg in die Klinik leiden sie Qualen.
Meteoriteneinschläge in Sibirien und in Mittelamerika demonstrieren die Unabwendbarkeit mancher Ereignisse und erhöhen mit ihrer ständigen Unterbrechung der laufenden Handlung die Spannung, die darin besteht, zu erfahren, wie es der Tochter geht.
„Hier kommt“ erzählt die Geschichte eines Mannes, der alles verloren hat und gerade auf der Straße wach geworden ist. So langsam wird ihm bewusst, dass ihn der Alkohol im Griff hat, weil alle seine Probleme verschwinden, sobald er etwas getrunken hat. Bis er schließlich ein Verbrechen beobachtet.
„Geblendet“ spielt auf den südamerikanischen Estancias, auf welcher sich ein Wissenschaftler an die Untersuchung der UV-Strahlung macht. Doch so unaufhörlich er den Estancieros von den negativen Auswirkungen der Strahlung auf Mensch und Tier predigt, so unnachgiebig muss er von einer Estancia zur nächsten ziehen.
„Gegen die Wand“ wird sprichwörtlich das Leben eines jungen Mannes gefahren, der sich vor dem Vietnamkrieg drückt, vom Kiffen auf harte Drogen umsteigt und nichts anderes als Rausch im Sinn hat, obwohl sich ihm Alternativen bieten.

Fingerübungen sind diese Geschichten vom amerikanischen Autor, der selbst einen Großteil seiner Jugend als Hippie durchlebte, allemal. Dem Boyle-Leser wird die eine oder andere Figur nicht ganz fremd vorkommen. So weisen die Inselbewohner in „Windsbraut“ eine gewisse Ähnlichkeit mit den kauzigen Einwohnern des Alaska-Örtchens Boynton auf und von dem rauschbesessenen Typen in „Gegen die Wand“ gibt es in „Drop City“ gleich eine ganze Kommune. Die Geschichten gleichen Charakterstudien, die früher oder später den Protagonisten und Antagonisten in seinen Romanen als Grundlage dienen. Die behandelten Themen sind sehr vielschichtig und obwohl so manche von ihnen mit einem Desaster endet, in welcher der Protagonist ein Chaos hinterlässt, sind viele sehr humorvoll geschrieben und treiben dem Leser ein Schmunzeln oder gar die Tränen ins Gesicht. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er nicht alles so ernst nehmen sollte, wie es am Ende aussieht. Boyle ist perfekt in der Lage, mit dem zwinkernden Auge und eine alle Sinne ansprechende Weise seine Geschichten an die Leser zu bringen.
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T. C. Boyle
Zähne und Klauen
384 Seiten, broschiert
DTV, Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423211946
ISBN-13: 978-3423211949
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