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Schlagwort: Optiminsmus

Barbara Ehrenreich: Smile or Die – Wie die Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt

Barbara Ehrenreich: Smile or Die – Wie die Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt

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Man muss nur fest an sich glauben und stets positiv denken, dann gelingt einem alles. Ist das wirklich so? Die Autorin hat sich dieser Frage angenommen. Nach ihrer Meinung ist das positive Denken in der USA schon zum Massenwahn mutiert. Tatsächlich kann man alles schönreden. Der ganze Optimismus ist nämlich mittlerweile ins Unverantwortliche abgedriftet. Guckt man ständig durch die rosarote Brille, erkennt man sich tatsächlich anbahnende Katastrophen nicht. Man unternimmt nichts, weil es so schlimm ja gar nicht kommen kann. Glaubt man. Die Realität sieht anders aus. Eine Krise jagt die nächste. Und das ist für jeden Menschen spürbar. Zugegeben macht es das Leben leichter, eine schwere Krankheit oder der Verlust des Arbeitsplatzes als Chance zu sehen. Aber es geht an der Realität vorbei.

Die Autorin ist diesem Phänomen nachgegangen. Sie geht zurück bis zur Grundsteinlegung des positiven Denken, berichtet über die Entwicklung und zeigt auf, wie mittlerweile eine ganze Branche davon lebt, Menschen zu positiver Einstellung zu motivieren. Sie zeigt, wie Motivationstrainer arbeiten und was es sonst noch alles auf dem Markt ist, um die Motivation anzuheizen und dem Pessimismus den Kampf anzusagen.

Es ist ein sehr spannendes Buch. Man kann das Thema natürlich auch ein Stück weit auf Deutschland übertragen. Wer kann schon behaupten, noch keines dieser Ratgeber gelesen zu haben, die auf dem Markt sind und von denen im Buch die Rede ist? Wer hat noch kein Bewerbungstraining gemacht oder ein Motivationstraining mit den Kollegen?
Man kann sich dem ganzen Wahn kaum noch entziehen. Wer mies macht, Kritik übt und ängstlich in die Zukunft blickt, wird in seine Schranken verwiesen, auch hier zuweilen.
Dabei droht Gefahr, wenn man es übertreibt mit dem erlernten Optimismus. Wenn man ausblendet, dass etwas nicht nach den gemachten Vorstellungen läuft. Die Autorin betrachtet zum Beispiel die Finanzkrise und analysiert, inwieweit die Haltung der Menschen dafür verantwortlich war.

Die Autorin hat hinter die Kulissen gesehen und nachgeforscht, ob man tatsächlich gesünder ist, erfolgreicher und länger lebt, wenn man seine Gedanken kontrolliert. Und sie zeigt zeitgleich, was passiert, bzw. bisher passiert ist, weil man der Realität nicht ins Auge geblickt hat.
Der Gesellschaft wird der Spiegel vorgehalten. Die Autorin beschönigt nichts. Mit beißender Ironie zuweilen, bohrt sie immer weiter. Ihr Ziel ist es, dass jeder endlich wieder seinen gesunden Menschenverstand einschaltet, sein Realitätsbewusstsein wiederentdeckt und auch mal kritisch schaut, was geschieht. Gute Laune zu haben und eine insgesamt positive Grundeinstellung schließt das nicht aus.

Rezension von Heike Rau

Barbara Ehrenreich
Smile or Die – Wie die Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt
Aus dem Englischen von Gabriele Gockel und Barbara Steckhan
288 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888976820
ISBN-13: 978-3888976827
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