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Schlagwort: Selbstbewußt

Natalia Wörner: Heimat-Lust

Natalia Wörner: Heimat-Lust

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Die bekannte Schauspielerin Natalia Wörner hat ein Buch geschrieben in Anlehnung an ihre Reflexionen über das, was „Heimat“ uns sein kann oder auch nicht sein kann.

Herausgekommen ist ein durchaus lesenswertes Buch. Detailreich und flott in der Sprache berichtet sie über die verschiedenen Geschichtsphasen ihres Heimatortes Stuttgart Cannstatt, wo sie die meiste Zeit ihrer Kindheit verbracht hat. Sie erzählt über Mutter, Großmutter und Vater. Ihre Jugend hat sie schon frühzeitig als Rebellin in verschiedenen Schulen und Orten, immer jedoch noch in der Nähe von Stuttgart, verbracht. Sie ist ein neugieriges Kind, tatkräftig, durchsetzungsfähig und geliebt von Vater und Mutter, die sich früh schon getrennt hatten.

„Zupacken“: dieses für sie charakteristische Verhalten zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Aufzeichnungen. Sie hat jede Gelegenheit beim Schopf gepackt, um weiter- und hochzukommen. Dabei ist es wohl weniger der Ehrgeiz als die Neugierde, die sie antreibt. Sie will unentwegt Neues erproben, Erfahrungen ansammeln und vorwärtsstreben. Da nimmt es nicht Wunder, wie viele Menschen mit bekannten Namen sich in ihren Erinnerungen wiederfinden. Von fast beneidenswerter Unabhängigkeit beseelt schreitet sie durchs Leben.

Stark, fleißig und munter scheint sie alle Hürden zu meistern, denn sie weiß aus jeder Erfahrung das Positive herauszuziehen. Es hat den Anschein, dass sie mit ihrem charismatischen Auftreten leicht die Herzen der Menschen gewinnt. Neben ihr zu bestehen, mag nicht immer ganz einfach sein!

Wenngleich ihre Aufzeichnungen von kluger Nachdenklichkeit zeugen, ist sie mit Sicherheit keine Grüblerin. Man fragt sich, ob sie Tiefen und Kummer kennt, denn davon spricht sie nicht. Ausgenommen sind davon ihre Erlebnisse bei dem schweren Tsunami in Thailand 2004, den sie hautnah miterlebt hat. Auch daraus aber ergab sich für sie flugs ein neues Engagement in der Gründung von Kinderhilfswerken.

Ihre inneren Verfassungen sollten vermutlich hier nicht Thema sein, denn ihr geht es wohl eher um die Verortung des Menschen an Orten und mit Menschen, die sie liebt und die sie lieben. Da sie von den geschichtlichen Veränderungen ebenso beredt zu berichten weiß wie von den Orten, an denen sie Station gemacht hat in ihrem Leben und von den Menschen, die ihr begegnet sind, bleibt die Lektüre immer unterhaltsam und wird nie langweilig.

Ihre Schilderungen bieten Gelegenheit, sie in ihrer Selbstwahrnehmung kennenzulernen.

Sie erscheint dem Leser wie ein Glückskind, und das wünscht man ihr auch weiterhin.

Natalia Wörner
Heimat-Lust
256 Seiten, gebunden
Riemann Verlag, Juni 2015
ISBN-10: 3570501876
ISBN-13: 978-3570501870
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Hans Pleschinski: Ich war glücklich, ob es regnete oder nicht

Hans Pleschinski: Ich war glücklich, ob es regnete oder nicht

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Lebensrückblick in die Zeit der Romantik.

Hans Pleschinski hat sich der Erinnerungen von Else Sohn-Rethel aus den zu ihrer Zeit berühmten Malerfamilien Sohn-Rethel-Grahl angenommen.

Die Künstlerfamilie Sohn lebte ursprünglich in Düsseldorf.

Else Rethel (1853 -1933) entstammte der Familie Rethel und Grahl in Dresden. Alle genannten Familien waren weitverzweigt mit vielfältigen künstlerischen und verwandtschaftlichen Verbindungen, deren Aufzählung zuweilen das Fassungsvermögen des Lesers überschreitet. Es war ein christlich-deutsch-jüdisches Großbürgertum, in dem Else Rethel aufwuchs.

In Dresden bewohnte sie mit ihrer Mutter und den Großeltern eine von dem berühmten Architekten Semper erbaute Villa. Hier verlebte Else nach dem frühen Tod ihres Vaters ihre Kindheit und Jugend umgeben von der liebevollen Fürsorge ihrer Mutter und der Großeltern.

In ihren Erinnerungen werden Namen von Künstlern und Malern genannt, die alle zu ihrer Zeit Bedeutung hatten.

Erwähnt werden die Kriege unter Bismarck 1866 und 1870/71, an die sie sich noch erinnern kann.

Im Großen aber geht es in ihren Erinnerungen um das gesellige Leben der Zeit mit vielen auch immer wieder neuen Begegnungen; es geht um Feste wie Hochzeit, Taufe und Geburt und um häufige Einladungen nach München und Düsseldorf. Die Gärten und Villen der diversen Verwandten und Freunde werden eingehend und liebevoll beschrieben. Else Rethel ist ein fröhliches Kind, das den Umgang in den illustren Kreisen genießt und sich auf den anstehenden Bällen und Lustbarkeiten im Freien mit Freuden ergeht.

Sie heiratet noch sehr jung den Maler Carl Sohn aus Düsseldorf, mit dem sie eine überaus glückliche Ehe führte.

Maßgeblich sind im Buch die Erinnerungen an Künstler unterschiedlicher Stilrichtungen. Man verdiente vorwiegend als Porträtmaler gut, so dass man sich ein angenehmes gut bürgerliches Leben leisten konnte.

Die Industrialisierung mit den damit verbundenen Begleiterscheinungen in der Arbeitswelt brachten politische Veränderungen, die das gesellige Leben zunächst noch nicht berührten. Doch erstarkte nach der Deutschen Staatsgründung 1871 der Antisemitismus, der durch langjährige Assimilation der gebildeten Juden überwunden zu sein schien. Er ließ nichts Gutes für die Zukunft vermuten.

Doch noch befinden wir uns in der Zeit der Belle Époque, in der jüdisch-christliche Familien das öffentliche und private Leben mit gestalteten durch Förderung der Künste, Verwaltung der Banken (Oppenheim) und vielerlei Mäzenatentum.

Die fröhliche und sonnige Else Sohn–Rethel hat auf ganz eigene Weise in ihren Erinnerungen die Gründerjahre und das Leben ihrer Zeit verewigt. Sie beschreibt glücklich und froh ihre vielen Unternehmungen, die geselligen Vergnügungen und allerlei andere Kurzweil. Nebenbei gesagt war sie selbst als Sängerin erfolgreich und gefragt.

Man darf Hans Pleschinski, dem Herausgeber der Erinnerungen, dankbar sein. Er hat Zeitkommentare eingefügt, die zum Verständnis der Aufzeichnungen förderlich sind. Eröffnet die Lektüre doch noch einmal einen erhellenden Blick auf die zweite Hälfte des 19.Jahrhunderts. Unsere Aufmerksamkeit gilt einer Frau, die schon vor der eigentlichen Frauenemanzipation ein innerlich freies und ungebundenes Leben zu führen verstand.

Zahlreiche Bildtafeln bieten Einblicke in Leben und Werk der Künstler, die in den Erinnerungen von Else Sohn-Rethel eine Rolle spielen.

Das Buch ist für den künstlerisch interessierten Leser eine Quelle der Inspiration.

Hans Pleschinski
Ich war glücklich , ob es regnete oder nicht
56 Seiten, gebunden
H.Beck, Februar 2016
ISBN-10: 340669165X
ISBN-13: 978-3406691652
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