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Schlagwort: Selbstjustiz

Jens Henrik Jensen: Oxen – Lupus (4. Teil der Oxen-Serie)

Jens Henrik Jensen: Oxen – Lupus (4. Teil der Oxen-Serie)

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Der Ex-Elitesoldat Nils Oxen ist arbeitslos, seit der Danehof zerschlagen wurde. Die Trilogie ist eigentlich beendet, doch der Autor mag sich noch nicht von den Figuren trennen. So gibt es jetzt einen vierten Teil. Das freut mich sehr!

Der ehemalige Geheimdienstchef Axel Mossman hat nicht alle Unterlagen des Geheimbundes vernichten lassen, sondern einige Aufzeichnungen des Danehof-Leiters beiseite geschafft. In seinem Keller brütet er darüber und stößt auf etwas Geheimnisvolles. Infolge beauftragt er Nils Oxen, den vermissten Poul Hansen in Jütland ausfindig zu machen. Er hatte sich auf einem abgeschiedenen Bauernhof im Wald zurückgezogen, aber niemand weiß, wo er jetzt ist.
Oxen lehnt den Auftrag ab, reist aber dennoch zu diesem Hof. Er interessiert sich für die Wölfe, die in der Gegend gesichtet wurden. Die Harrildholmer Heide ist ein guter Ausgangspunkt dafür. Halbherzig schaut er sich auch in den Gebäuden um und bezieht Basis in der Küche des Hauses. Hier findet er etwas, das ihn zutiefst beunruhigt. Es hat etwas mit seiner ehemaligen Partnerin Margrethe Franck zu tun. Was zum Teufel macht ein alter Zeitungsartikel über den unaufgeklärten Fall, bei dem Franck ihr Bein verlor, hier auf dem Hof? Etwas Unheilvolles braut sich zusammen.

Besonders gut in Form ist der Ex-Elitesoldat nicht. Nach wie vor kämpft er gegen seine Dämonen. Auch schafft er es kaum, eine Beziehung zu seinem Sohn aufzubauen. Harrildholm ist für ihn ein besserer Rückzugsort als seine Wohnung, zumal es hier Wölfe gibt, die ebenso einsam und lautlos durch die Wälder streifen, wie er. Seinem wachsamen Auge fallen Dinge auf. Mit seinem wachsenden Interesse an den Vorgängen wird der Leser immer mehr in die Handlung hineingezogen. Die Spannung steigt unaufhörlich! Doch Oxen erkennt den Ernst der Lage anfangs nicht. Er ist unkonzentriert und hat sich zeitweise nicht im Griff. Sein Trauma tritt zutage und macht ihm das Leben schwer. Doch er bringt sich schließlich dazu, zu funktionieren. Es macht ihn misstrauisch, dass Mossman ihn mit Informationen füttert, die ihn in eine bestimmte Richtung lenken sollen. Also holt er Margrethe Franck mit ins Boot, die bald um ihr Leben bangen muss. Immer weiter baut der Autor die Handlung mit überraschenden Wendungen und Gefahrensituationen aus. Der Schreibstil gefällt sehr gut und die Zeit vergeht schnell beim Lesen. Man wird perfekt unterhalten von diesem Thriller!

Rezension von Heike Rau

Jens Henrik Jensen
Oxen – Lupus – Teil Vier der Oxen-Serie
Aus dem Dänischen von Friederike Buchinger
608 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft, Januar 2020
ISBN-10: 3423262435
ISBN-13: 978-3423262439
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Linus Geschke: Tannenstein

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Keiner kann sagen, warum der Wanderer in der Dorfkneipe von Tannenstein elf Menschen umgebracht hat. Nur der Wirt wurde verschont. Es ist kein Motiv ersichtlich. Doch als der Killer seine Kollegin und Freundin Lydia Wollstedt während der Ermittlungsarbeiten ermordet, wird der Ex-Polizist Alexander Born munter. Kaum aus dem Knast entlassen, er saß hier drei Jahre wegen Veruntreuung und Drogendelikten, macht er es sich zur Aufgabe, dem bisher nicht abgeschlossenen Fall noch einmal nachzugehen und den Wanderer aufzuspüren. Er will Rache. Als Ex-Polizist hat er weitaus bessere Möglichkeiten.

Born muss von vorne beginnen und herauszufinden, was Lydia entdeckt hat. Er nutzt dafür seine alten Kontakte und gibt sich provokant. Offiziell ist Polizeioberkommissarin Norah Bernsen an dem Fall dran. Sie agiert pflichtbewusst nach Vorschrift, muss aber einsehen, dass sie damit nicht weit kommt. Vielleicht kann man gemeinsam mehr erreichen.

Der Autor legt ein ordentliches Tempo vor. Die Spannung, die aufgebaut wird, ist extrem. Dazu kommt, dass die Perspektive immer wieder wechselt. Damit erhält der Leser Hintergrundwissen. Ihm ist die Gefahr also sehr viel deutlicher bewusst, als Alexander Born oder Norah Bernsen. Beide sind nicht unbedingt positiv besetzt. Insbesondere Born übt Selbstjustiz ohne genaue Kenntnis der Fakten und Bernsen hindert ihn nicht daran. Moralisch einwandfrei ist das nicht. Aber gut nachvollziehbar. Die Gegenseite ist schließlich kriminell, kennt keine Grenzen und geht über Leichen. Krasse, brutale Gewaltszenen verdeutlichen das. Zum Glück beschreibt der Autor diese auf eine kaltschnäuzige, emotionslose und direkte Art. Lässt man die eigene Fantasie nicht anspringen, kann man ganz gut über diese Szenen hinweg lesen. Ich finde das gut! Wer mag, kann natürlich das Kopfkino anlaufen lassen.

Alexander Born ist echt gut! Die Handlung ist stimmig und realistisch, auch wenn mich wundert, wie viel Glück Born manchmal hat! Besonders am Ende des Buches wird das deutlich.

Rezension von Heike Rau

Linus Geschke
Tannenstein
Thriller
384 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423262184
ISBN-13: 978-3423262187
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Castle Freeman: Der Klügere lädt nach

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Sheriff Lucian Wings hat wenig zu tun. Er lässt den Dingen lieber seinen Lauf und mischt sich nicht groß ein. Auch seine Frau, lässt er tun, was sie will, auch wenn das bedeutet, dass er nun im Büro schlafen muss. Man sieht es und nimmt es hin in dieser ländlich gelegenen amerikanischen Kleinstadt, wo die Zeit stehen geblieben ist.

Doch gewissen Situationen können nicht hingenommen werden. Wer sich etwas zuschulden kommen lässt, muss dafür zahlen. Wenn das geschehen ist, bekommt Wings die Fälle auf den Tisch, weil dann die Täter die Opfer sind. Ein Fall fällt nicht groß auf, doch wenn es mehr werden, muss Wings seine Arbeit tun, weil er dazu genötigt wird. Er muss endlich durchgreifen und mehr Engagement zeigen. Schon klar!

Aber er findet er es gut, wie sich die Dinge ohne sein Eingreifen entwickeln. Wenn andere seine Arbeit machen, weil sie es besser können. Am Gesetz vorbei zu handeln, ist unschlagbar wirkungsvoll und schafft gewisse Situationen schneller aus dem Weg. Man hat da seine Erfahrungen. Es gibt praktisch keine Rückfallquote. Natürlich darf es keine Zeugen dafür geben und natürlich darf niemand die selbst ernannten Richter zur Verantwortung ziehen, denn sonst entsteht schnell eine neue von diesen gewissen Situationen und muss gelöst werden.

Es geht im Buch um eine krasse Form von Selbstjustiz. Diese wird allerdings auf eine rabenschwarz humorvolle Art geschildert. Zum Lachen ist das nicht, aber schon derb komisch! Dazu kommt das der Autor den Roman in einem völlig unaufgeregten und kaltschnäuzigen Ton erzählt. Er braucht nicht viele Worte. Das Drumherum entsteht auch so im Kopf des Lesers. Die Dialoge haben mir besonders gut gefallen! Kein Schlagabtausch. Der Denkprozess kann sich auch in einem einzigen sarkastischen Wort niederschlagen und jeder kann sich die Folgen ausmalen.

Das Buch lebt von Charakteren, die einfach unschlagbar sind und anfangs auch undurchschaubar. Aber der Autor führt immer tiefer hinein in die Handlung, haarscharf an einem Abgrund vorbei. Das Buch hat es wirklich in sich! Es ist überraschend, unterhaltsam und sehr spannend!

Rezension von Heike Rau

Castle Freeman
Der Klügere lädt nach
Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
208 Seiten, gebunden
Verlag Nagel & Kimche
ISBN-10: 3312010586
ISBN-13: 978-3312010585
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