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Schlagwort: Spannung

Ralf Kramp: Totholz

Ralf Kramp: Totholz

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Bei diesem Krimi handelt es sich um einen hausgemachten Eifel-Krimi. Der Autor Ralf Kramp stammt aus der Eifel, lebt in der Eifel, arbeitet in der Eifel und schreibt Eifelkrimis. Der Leser wird dezent in die Eigenheiten und die Schönheiten der Eifel und ihre Einwohner eingeführt. Ohne jeglichen Klamauk, dafür aber mit Charme und einer Portion Liebe, werden die Figuren beschrieben. Die Beschreibung der Eifel ist aber nicht der Kern des Romans, sondern der ist und bleibt ein Kriminalroman. Darum geht es:

Die ersten Kapitel führen scheinbar auf unterschiedliche Handlungsstränge ein, zwischen denen der Leser kaum einen Zusammenhang herstellen kann. Da ist zunächst der ominöse Deal, bei welchen Briefe und Urkunden aus dem Dritten Reich mit Unterschrift von Adolf Hitler und seinen engsten Mitarbeitern den Besitzer wechseln. Dann ist da die Sache mit den beiden Jungs aus dem Dorf, die den Hof ihrer Familie in die Medien bringen wollen, damit die Touristen kommen. Sie chauffieren eine angeblich verschwundene Kuh in geheimer Mission in die unglaublichsten Ecken der Eifel, wo sie dann zufällig von jemandem gesehen und fotografiert wird. Schließlich ist da die Amerikanerin, die einen Mühlenhof erworben hat, weil sie den Wurzeln ihrer Herkunft nach spüren wollte. Verlassen von ihrer Lebensgefährtin zergeht sie in tiefer Trauer.

Doch nun dauert es nicht mehr lange, bis die erste Leiche auftaucht, und Dr. Jo Frings der Meinung ist, ermitteln zu müssen. Von nun an lernt der Leser viele Eifelaner mit den unterschiedlichsten Eigenschaften kennen. Da wären einerseits die schlitzohigen Eifelaner, andererseits die dödeligen, aber auch die cleveren, die korrekten und gesetzestreuen, genau so wie die schrulligen, welche nicht in der heutigen Zeit zu leben scheinen. Es wird eifeler Platt gesprochen genauso wie Hochdeutsch. Humorvolle Dialoge geben Auskunft über das Miteinander der Figuren. Sie ziehen den Leser genauso in den Bann wie die Spannung und die Verwirrungen um den Täter. Anders, als in vielen seiner Kurzgeschichten schafft der Autor einen Roman ohne viel Klamauk und Komödie. Immer wieder bestechend sind die detaillierten Beschreibungen der Natur, die nur von jemandem stammen können, der sich viel auf Wiesen und Feldern und in Wäldern aufhält. Das Leben mit und in der Natur schafft die besten Möglichkeiten solch bildreiche Beschreibungen hiervon zu liefern.

Ein wunderbarer Kriminalroman nicht nur für Eifelaner, der sich in einem Stück gut weglesen lässt, weil er mit seinen bildreichen Naturbeschreibungen und zahlreichen Verwirrungen um den Tod einer Künstlerin den Leser in den Bann zieht.

Kramp, Ralf
Totholz
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN 9783942446440

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Robert B. Parker: Der Killer kehrt zurück

Robert B. Parker: Der Killer kehrt zurück

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Eine Kleinstadt in Aufruhr. Eine Schule für lateinamerikanische Einwanderer Kinder soll in einem Nobelviertel der Stadt in Betrieb genommen werden. Die Anwohner fürchten eine Zunahme der Kriminalität durch die Latinos. Polizeichef Jesse Stone hat alle Hände voll zu tun, um die erhitzten Gemüter zu beschwichtigen.
Besonders schön ist, dass Parker eine eigene kleine Welt geschaffen hat. Eine Kleinstadt in Massachusetts. Immer wieder hat man es in den Romanen mit denselben Leuten zu tun. Sie werden nie vergessen. Sie laufen einem beim Lesen immer wieder über den Weg. Und bei dem vorliegenden Roman „Der Killer kehrt zurück“ wird dieser Tatsache hinsichtlich einer Gangsterfigur aus dem Roman „Terror auf Stiles Island“ Rechnung getragen. Der Apatsche Cromartie, Crow genannt, ist nach zehn Jahren zurückgekehrt. Jesse Stone hat kein gutes Gefühl dabei. Doch er kann Crow nichts nachweisen. Bewundernswert ist die Übereinstimmung der Charaktere beider Typen. Den Crow zeigt sich als ein Killer mit ritterliche Ehre im Leib, denn er behauptet von sich, keine Frauen umzubringen. Tatsächlich ist nicht alles schlecht, was er in Paradise anstellt. Jesse Stone weiß nur nicht, wie er damit umgehen soll. So wie er seinen Weg als Cop geht, so geht Crow seinen Weg als „sauberer“ Killer.

Immer wieder amüsiert knisternde Spannung und die humorvollen Gespräche zwischen Jesse und seinen Mitarbeitern. Manchen von ihnen lernt der Leser auch ganz neu kennen. Manche fallen in ihre alten Muster zurück. Was damit begann, dass einige Bürger die neu eingerichtete Schule für Latino-Amerikaner verbieten wollen, endet offenbar in einem Desaster größten Ausmaßes. Immer neue Wendungen sorgen für Spannung. Zusammen mit dem leicht-flockigen Sprüchen der Figuren ergibt das einen außergewöhnlichen Lesegenuss.

(Die Jesse-Stone-Romane von Parker wurden mit Tom Selleck in der Rolle des Jesse Stone verfilmt. Der Besetzung des ersten Films hatte der Schriftsteller erfreut zugestimmt. Die darauffolgenden Romane scheint er auf diesen Schauspieler maßgeschneidert geschrieben zu haben.)

Parker, Robert B.
Der Killer kehrt zurück
Ein Fall für Jesse Stone
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865324481
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Stephanie Fay: Die Zerrissenen

Stephanie Fay: Die Zerrissenen

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Mit diesem Roman präsentiert die Münchner Autorin Stephanie Fey den dritten Band einer Trilogie um die Rote Armee Fraktion. Protagonistin ist Carina Kyreleis, Rechtsmedizinerin und Gesichtsrekonstrukteurin. Durch den Fund einer Leiche auf dem Waldfriedhof kommt die Rechtsmedizinerin einem Unbekannten auf die Spur, der Frauenleichen ausgräbt und misshandelt. Doch bevor sie diesen Unbekannten aufspürt, obduziert sie einen auf Abwege geratenen Ex-Kollegen ihres Vaters, Kriminalhauptkommissar Matte Kyreleis, der erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden wurde. Ihr Vater glaubt fest daran, dass dieser Tote ermordet worden ist, und er sieht Parallelen zu den Terroristen der RAF, deren angebliche Selbstmorde ähnliche Ungereimtheiten aufweisen. Vom ersten Moment an wird in diesem Roman bei regnerischem Wetter ermittelt. Das lässt miese Stimmung aufkommen und manchmal wird die Protagonistin von Panikattacken überwältigt. Sie fühlt sich verfolgt, ohne den Grund zu wissen. Ihre Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen, irgendjemand will verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Die Autorin hat diesen Thriller in zwei Handlungsstränge untergliedert, zum einen den des Leichenschänders, und zum anderen den um die Ermittlungen zur RAF und dem Toten im Gefängnis. Dabei ist der erste Handlungsstrang noch mit einer weiteren Ebene versehen, nämlich der Ebene aus der Perspektive des Leichenschänders. Hier erlebt der Leser mit, was diesen Menschen dazu geführt hat, dass er weibliche Leichen ausbuddelt und sie dann missbraucht. Es bleibt dem Leser nichts verborgen und er erfährt zumindest auch den Vornamen des Täters. Während jedoch die Ermittlungen laufen und sich Ermittler, Polizisten und Zeugen unterhalten, fällt in der gesamten Zeit nicht ein einziges Mal der Name dieses Schänders. Zwar ahnt man als Leser, dass der Täter nicht weit weg sein kann von den handelnden Figuren, aber einen definitiven Hinweis gibt es lange Zeit nicht. Der Täter führt ein Doppelleben, womit wiederum der Leser leben muss.

Der Handlungsstrang mit dem in der Gefängniszelle Erhängten ist eng verzahnt mit dem Leben der Protagonistin und ihres Vaters. Wie die Rechtsmedizinerin erfährt, war ihre Mutter eine Killerin im Auftrag des Bundesnachrichtendienstes, und arbeitete gegen die RAF-Terroristen. Sie ist bereits ums Leben gekommen, als Carina Kyreleis noch ein kleines Mädchen war. Auch ihr Vater ist jahrelang davon ausgegangen. Erst die Ermittlungen um seinen Ex-Kollegen lassen andere Vermutungen zu.

Die Autorin hat für diesen Roman sehr viel Rechercheaufwand betrieben, was die RAF-Szene angeht als auch die Vorgehensweisen von Leichenschändung. Stets bemüht, dem Leser umfassende Informationen zu den Vorgängen mit auf den Weg zu geben, versteht sie es, diese Informationen in eine packende Handlung einzubetten. Viele Details vom Ende der RAF 1993 in Bad Kleinen werden auf unterhaltsame Weise verarbeitet und damit wieder ins Gedächtnis der Leser geholt. Die psychologischen Abläufe über das Leben eines Leichenschänders und die detaillierte Arbeit einer Rechtsmedizinerin wird mit viel Akribie von Fey für den Leser aufbereitet.
Ein spannender Thriller, der einem kaum Zeit zum Atmen lässt.

Fey, Stephanie
Die Zerrissenen
Heyne Verlag, München
ISBN 9783453417601

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Stefan Keller: Kölner Kreuzigung

Stefan Keller: Kölner Kreuzigung

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Der Prolog dieses Romans beginnt mit einem tiefen Rückblick in die Vergangenheit Kölns. Es wird der Auftrag vergeben, ein Bildnis zu malen. Doch gleich darauf in den nächsten Kapiteln erfolgt der Sprung in die Gegenwart. In einer Kölner Wohnung wird ein Schauspielerpärchen tot aufgefunden. Am Abend zuvor hat es hier eine große Party gegeben, und die Kommissare Paula Wagner und Hannes Bergkamp stürzen sich in die Ermittlungen. Doch so richtig scheint es nicht voranzugehen. Während dieser Ermittlungen stoßen die Kommissare auf den Privatdetektiv Marius Sandmann. Sandmann hatte während seines Studiums als Kaufhausdetektiv gejobbt und später als freiberuflicher Mitarbeiter für den Privatdetektiv Gunter Brock gearbeitet. Im Laufe der Jahre hat er sein Studium einschlafen lassen und ist immer weiter in das Ermittlertum der Detektei verfangen. Gerade hatten Sandmann und sein Chef an der Auffindung eines Gemäldes von Stefan Lochner mit dem Titel „Kreuzigung“ gearbeitet. Sie hatten den Auftrag von einem Kölner Kunstmuseum. Das Gemälde welches in den 1920er Jahren in den Besitz des Kunstmuseums gelangte, war 1943 auf ominöse Weise aus dem Museum verschwunden. Der jetzige Museumsdirektor hatte Hinweise erlangt, dass sich das Gemälde in der Nähe befinden sollte und beauftragte deswegen unter Ausschluss seiner Vorgesetzten die Privatdetektei von Gunter Brock mit der Suche. Die Kommissare finden den Privatdetektiv Marius Sandmann unsympathisch, genauso wie auch er die Kommissare unsympathisch findet. Als er ihnen vom Auftrag erzählt, glauben Sie ihm nicht. Um dessen Aussagen zu überprüfen, begeben Sie sich zum Museumsdirektor, der strikt verneint, dass er einen Auftrag zur Suche eines Gemäldes vergeben hat. Damit gerät Marius Sandmann ins Visier der Polizei, allerdings fehlt den Kommissaren noch ein detailliertes oder auch nur vages Motiv für die Tat.

Stefan Keller hat die parallelen Handlungen in kurze Kapitel unterteilt, die immer wieder mit spannenden Cliffhangern versehen wurden. Der Leser erlebt so das Geschehen aus drei verschiedenen Sichtweisen: aus der Sicht der Polizei die Ermittlungstätigkeit um den Tod des Schauspielerpärchens, aus der Sicht von Marius Sandmann bei der Suche nach dem Gemälde und schließlich als dritter Sicht in einer Rückblende auf das Jahr 1943 mit den Umständen, wie das Gemälde aus dem Kunstmuseum entwendet wird. Neben den spannenden Kapitelenden stiftet der Autor jede Menge Verwirrung und sorgt für ausreichend Überraschungen in der Handlung. Der Autor erfährt über die Verstrickungen einer reichen Kölner Familie mit deren Machenschaften während des Zweiten Weltkrieges. Die Handlung bietet jede Menge Rätselstoff für den Leser, der auf diese Weise sehr schnell durch die Handlung durchgeführt wird, und kaum in der Lage ist, das Buch aus der Hand zu legen. Die Hauptfiguren des Romans sind sehr ambivalent dargestellt. So sind beispielsweise die beiden Kommissare anfänglich nicht gerade Sympathieträger, können aber es aber im Laufe der Handlung werden. Auch der Detektiv Marius Sandmann ist nicht von vorneherein ein Sympathiebolzen, wenn er mit seiner täglichen Dosis Sport daherkommt. Auch ihm muss sich der Leser auf langsame Weise nähern.

Wer eine packende Lektüre für den Abend sucht, ist mit diesem Krimi bestens bedient.

Stefan Keller
Kölner Kreuzigung
Gmeiner Verlag, Meßkirch
ISBN 9783839210789

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Mary Higgins Clark: Wintersturm

Mary Higgins Clark: Wintersturm

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Nancy Eldridge lebt seit sieben Jahren an der Ostküste der USA gegenüber von Cape Cod. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder, doch ob sie glücklich ist, ist nicht so leicht einzuschätzen. Denn dem Leser wird unmissverständlich klargemacht, dass Nancy hier an die Ostküste gezogen ist, weil sie vor sieben Jahren zwei Kinder verloren hat. Es war genau an ihrem Geburtstag, als ihre beiden Kinder spurlos verschwanden. Erst Wochen später wurden die Leichen aufgefunden und Nancy wurde in einem aufsehenerregenden Prozess des Mordes an ihren Kindern für schuldig gesprochen. Ihre Unschuldbeteuerungen hatte ihr keiner geglaubt. Dennoch kommt sie frei. Ein simpler Verfahrensfehler ist Grund dafür, dass sie auf freien Fuß gesetzt werden muss. Ihr Prozess hatte in den Medien hohe Wellen geschlagen. So verwundert es nicht, dass sie es nach diesem Prozess an der Westküste der USA nicht mehr aushält. Sie glaubt, mit ihrem Umzug an die Atlantikküste auch ihre Vergangenheit weit hinter sich lassen zu können. Da passiert an einem trüben Novembermorgen der schlimmste Albtraum für sie. Während Nancy oben im Haus die Betten macht, spielen die Kinder draußen im Garten. Als sie sie nach einer Viertelstunde hereinholen will, findet sie nur noch den Handschuh der kleinen Missy. Es scheint alles wieder von vorne zu beginnen.

Es beginnt das perverse Spiel eines Psychopathen, der die Kinder entführt hat und Nancy dafür büßen lassen möchte. Es scheint alles genauso abzulaufen wie vor sieben Jahren. Auch dieses Mal ist die Polizei der Ansicht, dass die Mutter ihre Kinder getötet hat. Hatte bislang keiner in diesem Örtchen gewusst um die Vergangenheit von Nancy, so wird diese jetzt schnell entdeckt. Die Leute reden über sie. Doch es gibt ganz wenige Menschen, die ihr nach wie vor zur Seite stehen.

In mehreren Parallelsträngen wird von den Ermittlungen genauso erzählt wie von den Machenschaften des Täters. Da zumindest der Leser jetzt weiß, dass Nancy dieses Mal nicht ihre Kinder entführt hat, mag er etwas Verständnis dafür aufbringen, dass sie vor sieben Jahren wohl recht gehabt hatte mit ihrer Unschuldsbehauptung. Ob dem aber wirklich so ist, wird sich herausstellen müssen.

In schnörkellosem Stil ist dieser Psychothriller geschrieben, mit dem sich die Schriftstellerin Mary Higgins Clark 1975 in die Bestenlisten hineinschrieb. Seitdem gilt sie nach wie vor als eine Meisterin des Psychothrillers. Oft sind typisch amerikanische Kleinstädte die Orte für ihre Romane.

Wintersturm liest sich schnell und bietet eine pure spannende Unterhaltung.

Higgens Clark, Mary
Wintersturm
Aus dem Amerikanischen von Heinz Rentmeister
Heyne, München
ISBN 9783453025103

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Martin Suter: Montecristo

Martin Suter: Montecristo

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Martin Suter ist der Meister des intelligenten Thrillers. Auch dieser neue Roman macht da keine Ausnahme!

Worum geht es?
Jonas Brand ist Videojournalist, der mit seinen Reportagen nicht unbedingt reich zu werden verspricht. Zu gerne wäre er Filmregisseur. Er hat auch schon eine Geschichte für einen Film im Kopf.

Auf einer Zugfahrt mit Personenschaden, sehr häufig verursacht durch Suizid, lernt er die Eventmanagerin Marina Ruiz kennen. Man kommt sich rasch näher, und beide haben sich viel zu erzählen.

In wechselnden Szenen erfährt man, dass in Jonas Wohnung eingebrochen wurde. Kurz drauf wird er auch noch auf der Strasse überfallen. Er trägt ein Geheimnis mit sich, dass entsprechende Verfolger auf seine Spur getrieben haben könnten. Was nur ist die Ursache dieser verschiedenen Überfälle?

Suter führt uns in die aufregende und skrupulöse Welt der Banker, Gewinnler und Börsenmakler. Bis in die höchsten Kreise gibt es unerklärliche Morde und Totschlag. Über fatale Verdächtigungen bis zum vollendeten Mord weiß Suter in seinem Roman zu berichten. Er steigert den Thriller zu einem wüsten Bankenskandal mit Ausläufern in die höchsten Schweizer Regierungskreise. Das alles ist spannend und reizvoll und nicht nur irreal: man weiß von den Skandalen um die lehmann brothers bankhaus ag in New York und kann sich vorstellen, dass sich in diesem Thriller Anteile aus dem wahren Leben wiederfinden.

Von Geheimnissen zu Betrug und Verfolgungsjagden werden wir getrieben. Letztere sind subtil und perfide in Absicht und Durchführung. Garniert ist die Geschichte wie immer durch genaueste Beschreibungen von mehr oder weniger kultivierten Unterkünften, eigenwilligen Charakteren bis zur beachtenswerten Liebesgeschichte von Jonas mit der Eurasierin Marina.

Das Buch liest sich spannend, kurzweilig und unterhaltsam. Die Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Einfälle von Martin Suters Romanen sind immer wieder überraschend. Man kann sich zuversichtlich auf gute Unterhaltung freuen!

Martin Suter
Montecristo
320 Seiten, gebunden
Diogenes; Auflage, Februar 2015
ISBN-10: 3257069200
ISBN-13: 978-3257069204
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Minette Walters: Der Nachbar

Minette Walters: Der Nachbar

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Sicherlich, es war nur eine Frage der Zeit, bis ich einen Roman von Minette Wolters in den Händen halte. Bei meiner Englandaffinität muss schließlich ein solcher Roman von mir gelesen werden. Die britische Schriftstellerin ist dafür bekannt, dass ihre Krimis und Thriller einen starken britischen Charakter aufweisen. Ihr Roman „Der Nachbar“ erschien 2001 und verbindet auf hervorragende Weise die Kriminalermittlung um ein vermisstes Mädchen mit einem gänzlich anderen Thema.

Darum geht es in dem Roman: In der Sozialsiedlung Bassindale bei Southampton schlägt bei der Bevölkerung die Aufregung in Chaos um. Ein zehnjähriges Mädchen ist verschwunden. Die Leute sind besorgt. Da sickert dank einer Sozialarbeiterin durch, dass in der Siedlung ein Sexualstraftäter unter einer neuen Identität einquartiert worden war. Die Erregung der Leute um das Verschwinden des kleinen Mädchens schlägt um in Hass. In Demonstrationen wollen sie ihrer Wut freien Lauf lassen. Doch unter die Demonstranten mischen sich auch randalierende Jugendliche. Unter Alkohol- und Drogeneinfluss basteln sich die Jugendlichen Benzinbomben und wollen diese gegen den Kinderschänder, den sie für den Entführer des kleinen Mädchens halten, einsetzen. Das kleine Viertel verwandelt sich in einen Hexenkessel. Es gibt Tote und zahllose Verletzte. Während ein großes Polizeiaufgebot unter Zuhilfenahme eines Polizeihubschraubers versucht wird, der Lage in dem Viertel Herr zu werden, forciert eine kleine Einsatzgruppe der Polizei die Ermittlungen im Falle der verschwundenen Amy.

Die Autorin hat den Roman in zwei Parallelhandlungen aufgeteilt. Da ist zum einen der Strang um die Ausschreitungen in dem Sozialviertel und zum anderen die Jagd und Suche nach dem Mädchen und ihrem Entführer. Gespickt wird die Handlung immer wieder mit Protokollen von der Polizei, die dem Ganzen den Hauch einer Liveberichterstattung geben. Vom Polizeihubschrauber aus wird die ganze Szenerie beobachtet und immer wieder ein Überblick über die Randalierer gegeben. Als die Randalierer das Oberwasser gewinnen, geraten selbst die Initiatoren der Demonstrationen in das Fadenkreuz dieser Rowdys. Der erste Tote allerdings ist selbst einer von den Randalierern, der durch seine eigene Benzinbombe in Brand gerät. Die hilfsbereite Ärztin gerät in die Fänge des Sexualstraftäters und seines Vaters. Dieser ist polnischer Abstammung und geht wahrlich nicht zimperlich mit der Ärztin um. Auch das gesamte Chaos im Viertel ist bildhaft beschrieben und versetzt den Leser in eine chaotische Ausnahmesituation. Chronologisch parallel erfährt der Leser von der Suche nach den zehnjährigen Mädchen. Dabei kommt es immer wieder sporadisch zu Kontakten mit den Leuten im Ausnahmezustand. Informationen werden hin und her gegeben. Aber zu einem wirklichen Zusammenführung beider Stränge wird es nicht kommen. Beide Stränge sind aufregend und spannend. In beiden Handlungsverläufen werden die Ursache für das Verschwinden des Mädchens aufgezeigt.

Die Aufmachung des Taschenbuches ist ansprechend. Neben den Protokollen der Polizei ist gleich zu Beginn eine Karte des Stadtteils mit den Straßen abgebildet, auf die der Leser immer wieder zurückgreifen kann, wenn die Straßennamen in der Handlung beschrieben werden. Das Flair der englischen Stadt und der englischen Landschaften kommt ausreichend rüber. Darauf liegt sicherlich nicht das Hauptaugenmerk der Schriftstellerin, aber wer die Großstädte in England kennt, kann eine gute Vorstellung von dem Sozialviertel bekommen. Die südenglische Stadt Southampton macht darin keinen Unterschied.

Der Roman ist extrem lesenswert und bietet eine gute Unterhaltung.

Walters, Minette
Der Nachbar
Aus dem Englischen von Mechtild Sandberg-Ciletti
Goldmann, München
ISBN 9783442457151
© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Andreas Franz: Unsichtbare Spuren

Andreas Franz: Unsichtbare Spuren

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Durch Zufall habe ich dieses Buch in die Hand bekommen und verspürte Lust, es zu lesen. Andreas Franz war mir nicht unbekannt, habe ich doch vor einigen Jahren nahezu alle seine Krimis als Hörbuch konsumiert. Unsichtbare Spuren ist das erste von mir gelesene Werk.

Es ist Winter irgendwo in Norddeutschland. Am Straßenrand steht ein 17jähriges Mädchen. Sie ist gefrustet und möchte von Zuhause weglaufen. Dabei hat sie keinerlei Hemmungen, per Anhalter zu fahren und zu einem Fremden ins Auto zu steigen. Auch, als der Fahrer ihr Geld anbietet, um mit ihm schnellen Sex zu haben, hegt sie keinen Argwohn. Kurze Zeit später wird sie tot aufgefunden.

Doch was man jetzt vielleicht denken mag, tritt nicht ein. Der Fahrer wird schnell gefasst und wegen eines früheren Vergewaltigungsdeliktes ebenso schnell verurteilt. Lisa Santos aber, die Partnerin von Hauptkommissar Sören Henning, hat ihre Zweifel an der Schuld dieses Mannes. Erst fünf Jahre später soll sich das ganze Ausmaß der toten Siebzehnjährigen offenbaren und eine Sonderkommission nimmt ihre Arbeit auf.

Ich muss zugeben, ich kann gar nicht sagen, warum mir dieser Krimi besonders gut gefallen hat. Es war einfach die Atmosphäre, in die er mich als Leser hat eintauchen lassen. Eine klare, zeitgemäße Sprache, kontrastreiche Figuren, ein spannend durchstrukturierter Plot, glaubwürdige Dialoge. Dies sind am ehesten die Komponenten, die einen guten Eindruck bei mir hinterließen. In irgendeiner Weise erinnerte mich dieser Krimi auch an die Aktenzeichen-XY-Sendungen, wenn bei denen nach vermissten Anhalterinnen gesucht wird.

Wer gerne spannende Literatur liest, der ist bei diesem Krimi von Andreas Franz bestens aufgehoben.

Franz, Andreas
Unsichtbare Spuren
Knaur, München
ISBN 9783426635070
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Guido M. Breuer: Alte Sünden

Guido M. Breuer: Alte Sünden

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Zunächst war mir nicht ganz klar, ob die Eifel der Wilde Westen Deutschlands ist, oder ob der Krimi gar keiner ist, sondern vielleicht ein Wild-West-Roman? Er beginnt jedenfalls mit der Erschießung von vier Menschen durch Männer in Stiefeln, bis über die Knie reichenden Wettermänteln, mit Hüten, die die sonnengegerbten Gesichter verdecken und die Colts nach der Tat wieder ins Holster an die Hüfte stecken.

Nein. Noch mal zurück. Das ist ja schon das zweite Kapitel. Eigentlich beginnt der Roman von Guido M. Breuer mit seinem bekannten Protagonisten, dem Opa Lorenz Bertold.
Lorenz sitzt in seinem Seniorenheim und will ernsthaft beginnen, einen Krimi zu schreiben. Momentan fällt ihm sonst die Decke auf den Kopf. Es tut sich nichts auf, woraufhin er wieder kriminalisieren könnte.
Doch schneller als die Kunde von der Ermordung eines Kunsthändlers und drei weiterer Personen durch Cowboys wird er von einem afrikanischen Medizinmann und Zauberer aufgesucht. Dieser ist den weiten Weg aus Afrika angetreten, um Opa Bertold nach längst vergangenen Vorgängen in der Eifel zu befragen. Vorgänge, die unter Umständen mit einem in Haft befindlichen Mafiapaten zusammenhängen.

In diesem Ermittlungskrimi werden also zu Beginn sehr viele Spuren gelegt, die alle auf ein mögliches Motiv hinweisen können. Lorenz ist mit seinen Freunden aus dem Seniorenheim schnell beim Ermitteln. Davon kann ihn auch nicht die Kripo, voran seine Enkelin Kriminalkommissarin Rita, abhalten. Im Gegenteil, sind sie nach dem Eingreifen des BKA schließlich der Grund, warum Opa Bertold in seinem fortgeschrittenen Alter das Reiten erlernen muss.

Das alles bereitet beim Lesen sehr viel Vergnügen, die Bilder im Kopf des Lesers beginnen hin und her zu purzeln. Breuer hat in diesem Eifel-Krimi eine Szenerie geschaffen, die etwas außergewöhnlich ist. Zwar wird mit Klischee-Elementen gespielt, was perfekt geschieht, aber dadurch werden unterschiedliche Genres aufgenommen. Zumal der Zauberer noch mystische Bestandteile aus dem Voodoo einbringt. Witzig zwischendurch immer wieder die Gedanken des Opas, die das jeweils aktuelle Geschehen in Form eines Romans darstellen, so als würde Lorenz mit sich selbst sprechen.

Sehr unterhaltsam wird der Leser zur Lösung geführt und muss tatsächlich allen Strängen folgen. Aus keinem lässt sich frühzeitig ableiten, wer der Täter ist. Kurzweilig, knackig, exotisch und vergnüglich wären meine Attribute für diesen Krimi.

Breuer, Guido M.
Alte Sünden
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3954411636
ISBN-13: 9783954411634

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Rosemary McLoughlin: Die Frauen von Tyringham Park

Rosemary McLoughlin: Die Frauen von Tyringham Park

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Familiensagas sind die Domäne des weihnachtlichen TV-Programms. Aber es muss nicht immer nur Fernsehen sein, um sich mit dem dramatischen Leben einer ganzen Familie, welches über mehrere Jahrzehnte hinweg dargestellt wird, zu unterhalten. In der Romanwelt sind ebensolche Epen bekannt. Eines davon ist der vorliegende Roman „Die Frauen von Tyringham Park“ der Schriftstellerin Rosemary McLoughlin.

Der zum größten Teil in Irland spielende Roman beginnt während des ersten Weltkrieges im Jahre 1917, als die Suche nach der gerade zweijährigen Victoria in vollem Gange ist. Das kleine Töchterchen derer von Blackshaws ist just verschwunden, nachdem wenige Tage zuvor ein Kindermädchen den Herrensitz verlassen hat. Alle sind zutiefst betroffen vom Verschwinden des Kindes. Selbst die Dienstboten zeigen tiefes Mitgefühl. Die achtjährige Schwester Charlotte verliert sogar ihre Stimme nach diesem Vorfall. Die Leute gehen davon aus, dass sie sich die Schuld an dem Verschwinden von Victoria gibt. Nur ihre Mutter Edwina interessiert sich nicht im Mindesten, wie es ihrer größeren Tochter geht. Für sie hängt Victorias Verschwinden unmittelbar mit dem des Kindermädchens zusammen. Den Vater, der in London im Kriegsministerium arbeitet, macht diese Sache am allerwenigsten aus. Er hat keine Zeit, auf den Herrensitz zurückzukehren und wäre dienstlich sehr stark eingebunden, ließ er seine Frau in einem Brief wissen.

Charlotte ist die Protagonistin dieses Romans, obwohl der Klappentext mit dem Hinweis auf das Verschwinden Victorias leicht in eine andere Richtung weist. Die Spannung des gesamten Romans nährt sich aus der Entwicklung des achtjährigen Mädchens zu einer stattlichen Frau, die viele Höhen und Tiefen durchleben muss. Von dem eigenen Kindermädchen und selbst von der Mutter gehasst, hat sie eine schwere Kindheit. Doch der Leser wünscht ihr, dass sie aus diesem Sumpf von Abscheu herauskommt. Dabei ist Charlotte selbst nicht unfehlbar. So manches Mal, wenn sie ohne Argwohn denkt, auch sie hätte ein Anrecht darauf, ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen, greift sie zu verkehrten Mitteln. Das Desaster kann nur schlimmer werden. Sehr geschickt ist hier die Autorin mit den Konflikten umgegangen. Immer, wenn der Leser denkt, jetzt hat Charlotte es geschafft, gibt es den nächsten Tiefschlag. So müssen spannende Romane sein. Dabei werden die zuvor lose liegengelassenen Fäden zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen. Die Konflikte werden gelöst.

Unwillkürlich wird der Leser an die Erzählungen von James Joyce erinnert. Das liegt weniger an dem Stil dieser Schriftstellerin als an das gesamte Setting. Joyce hat zu der Romanzeit des vorliegenden Romans gelebt und seine Geschichten aus dem Irland Anfang des 20. Jahrhunderts geschöpft. So erscheinen die Straßenzüge, die Freizeitvergnügen der Herrschaften, das Reden der Leute aus der Upper Class sehr bekannt.

Der Verlag zieht auf dem Klappentext den Vergleich zu der englischen Fernsehserie „Downton Abbey“. Dem kann man nur bedingt folgen. Doch genau wie bei den Erzählungen von Joyce stimmt das Ambiente in Zeit (zwischen ersten und zweiten Weltkrieg), Ort (Herrensitz) und Figurenensemble (Adelige, Bürger und Dienstboten) überein.

Ein historischer Roman, der nicht im Mittelalter spielt, aber dennoch nichts an Dramatik, Spannung und Unterhaltung vermissen lässt. Es sind nahezu alle Genres in ihm enthalten: Liebe, Abenteuer und Verbrechen. Es macht großen Spaß, ihn zu lesen.

McLoughlin, Rosemary
Die Frauen von Tyringham Park
Aus dem Englischem von Dietmar Schmidt
Bastei Lübbe, Köln
ISBN-10: 3404169301
ISBN-13: 9783404169306

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014
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