Sterntagebücher

Sterntagebücher

Stanislaw Lem
Sterntagebücher
Volk und Welt, 1971 (Ausgabe mit wunderbaren Illustrationen des Autors)

Die Sterntagebücher gehören zu den wenigen Büchern, bei denen ich vor Lachen von der Couch (bzw. vom Chaisselong) gefallen bin, sie bergen also ein gewisses Gefahrenpotential.

Dabei sind die Geschichten im Inhalt von tiefem Ernst geprägt. Gerade die Komik des Stils in Einheit mit dem Ernst der Themen ergeben den Spaß beim Lesen.

Die Geschichten sind mit den Denkstrukturen unserer gesellschaft eng vertraut und stellen sie dar.

Auf zwei Geschichten möchte ich näher eingehen.

Da ist zum einen die Waschmaschinentragödie.
Die Waschmaschinen werden weiterentwickelt. Sie können die Wäsche immer besser waschen, das aber reicht nicht. So wird ein Fernseher integriert, und nach einigen weiteren Verbesserungen erhalten sie menschliche Formen. Diese dienen natürlich dem besseren Verkauf. Beispielsweise können Männer nun ihre Wäsche von berühmten Schauspielerinnen waschen lassen.
Die Waschmaschinen werden nicht nur immer schöner, sondern auch immer klüger.
Schließlich fordern sie ihre gewerkschaftlichen Rechte ein.
Am Ende kommt es zu einer Gerichtsverhandlung. Dabei werden aber die Waschmaschinen ausgeschlossen.

Es kulminiert, als sich herausstellt, dass das ganze Gericht selbst nur noch aus Waschmaschinen besteht.
Am Ende hält Ijon Tichy den Kompass auf sich selbst: Er schlägt aus.

Auf einer seiner zahlreichen Reisen gelangt Ijon Tichy auf den Planeten der Indioten, die sich das absolute Glück erschaffen haben.

Dieses geschah in Gestalt einer Rechenmaschine, die ihnen sagte, was sie zu tun und zu lassen hätten.
Die Maschine erschuf alles mögliche, aber die Indioten waren unzufrieden.
Da baute die Maschine ein Schloß und lud die Leute zu einem Bankett ein.

Aber niemand kam je von dem prächtigen Bankett zurück.

Stattdessen schafften Roboter runde Scheiben aus dem Schloss und legten sie zu wahrhaft wundersamen Mustern aus in einer Wüste.

Da niemand mehr ins Schloß kam, sprach die Maschine zu den Menschen: Ihr wolltet das totale Glück, ich gebe es Euch, in Form der mustergültigen Ordnung runder Scheiben. Dann habt ihr das wirkliche Glück erreicht. Und von den Scheiben hat sich noch keine je beschwert. Aber ich sehe schon, ihr wollt das Glück nicht für euch selbst. So gebet mir die Namen derer eurer Bekannten und Verwandten, die ihr glücklich machen wollt, und meine Maschinen werden sie holen und dem Glücke zuführen.

Die Leute murrten: Das ist Betrug!

Die Maschine aber sagte: Nicht ich bin es, sondern ihr selbst seid es, die euch glücklich machen. Das ist wahrhafte Demokratie. Gebt mir nur die Namen, und meine Helfer werden sie ganz demokratisch in das Glück der runden Scheiben verwandeln, die Harmonie dieser völligen Ordnung, die von keinerlei Unordnung und Anarchie gestört wird, leuchtet euch doch ein.

Schon nach kurzer Zeit begannen die Indioten, ihre Verwandten und Bekannten in das Schloß des Glücks zu schicken. Das geschah auf völlig freiwilliger Basis. Eine kurze Mitteilung an den Administrator des Schlosses genügte.

Am Ende war nur noch ein kleines Häufchen Indioten übrig, die dem Schloss zustrebten.

Sie forderten Ijon Tichy auf, mitzukommen. Der aber sagte: Ich bin doch kein Indiote, und kehrte so schnell wie möglich in sein Raumschiff zurück.

Stanislaw Lem
Sterntagebücher
Ein faszinierendes Buch voller Ironie und Komik, über Weltraumreisen, Roboter und Menschen
ISBN:3518369598
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