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Kategorie: Belletristik

Gewinnspiel zum Kinostart von “Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand”

Gewinnspiel zum Kinostart von “Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand”

Gewinnspiel zum Kinostart am 20.03.2014
Allan Karlsson hat Geburtstag. Er wird 100 Jahre alt. Eigentlich ein Grund zu feiern. Doch während sich der Bürgermeister und die lokale Presse auf das große Spektakel vorbereiten, hat der Hundertjährige ganz andere Pläne: er verschwindet einfach – und schon bald steht ganz Schweden wegen seiner Flucht auf dem Kopf. Doch mit solchen Dingen hat Allan seine Erfahrung, er hat schließlich in jungen Jahren die ganze Welt durcheinander gebracht.

Jonas Jonasson erzählt in seinem Bestseller von einer urkomischen Flucht und zugleich die irrwitzige Lebensgeschichte eines eigensinnigen Mannes, der sich zwar nicht für Politik interessiert, aber trotzdem irgendwie immer in die großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts verwickelt war. Mehr zum Film: http://www.derhundertjaehrige-film.de/

Gewinnspiel zum Film „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“

Mitmachen und gewinnen! Pünktlich zum Kinostart von “Der Hundertjährige…” verlosen wir drei Filmpakete bestehend aus einem Filmplakat und einem Buch zum Film vom btb-Verlag. Wer gewinnen möchte, teile / veröffentliche diesen Beitrag hier als Link auf Facebook / Twitter oder Google+ und schreibe einen kleinen Beitrag, warum er gewinnen möchte, hier in den Kommentaren. Einsendeschluss ist der 31.03.2014!

Trailer vom Kinofilm „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“

John Banville: Im Licht der Vergangenheit

John Banville: Im Licht der Vergangenheit

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Wie in seinen früheren Romanen sind es wieder Themen von Liebe, Schmerz, Abschied und Tod, die den Autor John Banville in seinem neuen Roman umtreiben!

Sein Held Alex Cleave ist ein älterer Schauspieler mit nur noch seltenen  Engagements, als ihn unverhofft ein Angebot für eine neue Rolle erreicht.

Er lebt mit seiner Frau Lydia in einer leidenschaftslosen Beziehung, die durch den Tod der gemeinsamen Tochter Cass noch beschwert ist. Er kann es nicht verstehen, warum diese vor zehn Jahren für immer aus ihrem Leben geschieden ist. Die Trauer der beiden Eheleute über den nie verwundenen Tod der Tochter ist groß.

Doch mit der neuen Rolle über den Kritiker Axel Vander stellen sich bei Cleave Erinnerungen ein, Erinnerungen an seine erste Liebe ausgerechnet mit der Mutter seines besten Freundes! In langen Passagen erinnert er sich an die glückseligen Stunden mit der 35 Jahre alten Mutter von Bill. Mit diesen Erinnerungen scheint er der bedrückenden Gegenwart entkommen zu können.

In einem lange dahin mäandernden Geschehen spielt Alex eine Filmrolle, erlebt seine Mitstreiter in ihren Rollen und Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich. Der Tod seiner Tochter harrt für Alex Cleave der Aufklärung, und die Rolle des Kritikers Axel Vander hat mehr mit seinem vergangenen Leben zu tun, als er ahnt.

In poetischen Bildern mit zahlreichen erinnerungsträchtigen Erscheinungen nähert sich John Banville dem „Licht der Vergangenheit“ seines Hauptprotagonisten. Es zeigt sich am Ende, wie sehr wir uns in den Abläufen der Vergangenheit täuschen können. Die Realität und das Erinnerte sind nicht immer konform.

Man folgt den Spuren seiner Erfahrungen, die uns vom Glück über das Unglück bis zu seinem Lebensanfang zurückführen.

Ein rührender, liebenswerter, leicht und schwebend daher kommender Erzähler beglückt uns erneut mit den einfallsreichen und verschlungenen Entwicklungen seiner Protagonisten. Dieses Buch liest sich ruhig und gibt besonnen Auskunft über die Beziehungssonderbarkeiten seiner Figuren. Schicksale ereignen sich häufig, ohne dass man ihnen ausweichen könnte.

John Banville
Im Licht der Vergangenheit
336 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2014
ISBN-10: 3462045954
ISBN-13: 978-3462045956
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Saita Shah: Ziemlich nah am Glück

Saita Shah: Ziemlich nah am Glück

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Leben mit Behinderung.

Es ist eine Sache, sich ein Kind zu wünschen und eine andere, ein behindertes Kind innerlich anzunehmen. So geht es Anna und Tobias: nach lange ersehntem Kinderwunsch stellte sich Freya ein.
Die kleine heiß ersehnte Tochter wirkt süß und zart, als man den Eltern eröffnet, dass dieses Kind mit schwerem Hirnschaden geboren wurde. Es wird viele Einschränkungen in der Entwicklung geben, und mit Sicherheit wird Freya ein schwer behindertes Kind bleiben.

Was tun? Ausgesetzt ihren irrlichternden Gefühlen können die Eltern keinen eindeutigen Standpunkt entwickeln. Tobias mehr noch als Anna wollen über all’ diesen Schwierigkeiten sich selber nicht verlieren. Doch ein schwerer Weg liegt vor ihnen. Sie wagen den Schritt nach Frankreich ins Languedoc. Es ist die einzig erschwingliche Gegend für sie, die karg und unwirtlich wirkt. Anna und ihr Mann erwerben ein herunter gekommenes Anwesen in der Hoffnung, hier ein neues Leben zu beginnen. Freya kommt mit!

Sehr einfühlsam und plausibel lässt uns die Autorin an den Wirrnissen der Gefühle und Ambivalenzen ihrer Protagonisten teilnehmen. Wie soll man sich wohlfühlen mit einem Kind, das keine normale Kontaktaufnahme ermöglicht? Wie wird die zukünftige Entwicklung auf die Eltern rückwirken? Freya hat Krampfanfälle und Erstickungsnöte und bedarf der Intensivpflege.

Anna und Tobias gehen durch tiefe Täler der Entfremdung zwischen sich und dem Kind. In Frankreich an ihrem bäuerlichen Ort im Languedoc finden sie Kontakte zu Menschen, die ihnen Hilfe und Rat in alltäglichen Lebensfragen anbieten. Die Gegend mit ihren eigenbrötlerischen Menschen umgibt die Geschichte mit dem besonderen Reiz des Außergewöhnlichen.

Saira Shah hat einen afghanischen Vater und eine indische Mutter und wuchs in England auf. Mit einem Dokumentarfilm über Afghanistan hat sie 2001 Aufsehen erregt und einen angesehenen Preis dafür gewonnen. Sie vermag sich gut in die Mentalitäten verschiedener Kulturen und Herkommen hinein zu versetzen.
So gelingt ihr auch mit diesem, ihrem ersten Roman, Einblicke in unterschiedliche Befindlichkeiten mit deren Folgen für die Menschen. Man liest das Buch angerührt und mit anhaltender Aufmerksamkeit.

Saita Shah
Ziemlich nah am Glück
384 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2014
ISBN-10: 3462045628
ISBN-13: 978-3462045628
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Andrew Motion: Silver – Rückkehr zur Schatzinsel

Andrew Motion: Silver – Rückkehr zur Schatzinsel

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Die Geschichten, die der Vater zu erzählen hat, sind spannend. Aber die Abenteuer auf hoher See sind Vergangenheit, auch wenn drei Männer auf der Schatzinsel zurückgeblieben sind und auch Teile des Schatzes.
Die Führung des Wirtshauses „Hispaniola“ verlangt Vater und Sohn einiges ab. Der junge Jim Hawkins tut, was sein Vater ihm sagt.
Eines Tages wird die Eintönigkeit durch ein junges Mädchen mit eigenwilligen Plänen gestört. Natty ist die Tochter von John Silver. Sie und Jim haben also Abenteurer als Väter. Es ist spannend für Jim, nun auch John Silver kennen zu lernen, auch wenn eine Absicht dahinter steckt.
Es soll noch einmal eine Schatzsuche stattfinden. John Silver ist dafür zu alt, seine Tochter wird ihn vertreten, so der Plan. Doch die Karte, die den Weg zeigt, ist im Besitz von Jims Vater, die diese auf keinen Fall auf Nachfrage herausgeben wird. So soll es Jims Aufgabe sein, die Karte zu beschaffen.
Die Abenteuerlust packt nun auch den jungen Jim. Ein Schiff mit Besatzung ist längst organisiert. Es liegt also nur an ihm, ob die Reise stattfinden wird.

Es ist, als würde man nicht einfach nur lesen, sondern beobachten. Die schöne Sprache, derer sich der Autor bedient, gefällt von Anfang an. Als Leser wird man hineingezogen in ein Abenteuer, das allerdings bald ganz anders verläuft, als vom Kapitän und seiner Mannschafft erhofft. Es wird ausgesprochen spannend.
Ganz nebenbei scheint sich eine Liebesgeschichte zwischen Natty und Jim zu entwickeln. Die allerding erst einmal unterdrückt werden muss, weil Natty sich auf dem Schiff als Junge ausgeben muss.
Natty und Jim wollen nicht so sein wie ihre Väter und treten doch in ihre Fußstapfen. Es geht also um Träume, Wertvorstellungen und ums Erwachsenwerden. Das alles versinkt jedoch bald im Chaos. Denn was die Reisenden auf der Insel erwartet, verkündet Unheil. Es muss Stellung bezogen werden. Aber auch hier entwickelt sich bald ein Selbstlauf, der kaum freie Entscheidungen zulässt, als Natty einen waghalsigen Plan umzusetzen versucht, der scheitert. Aus dem Abenteuer wird ein Kampf um Leben und Tod, der sehr emotional vom Autor beschrieben wird, sodass man als Leser regelrecht mitfiebert und sich beizeiten fragt, ob diese Geschichte gut ausgehen kann. Das Ganze spielt in einer Kulisse, die nicht besser beschrieben sein könnte.

Der bekannte Klassiker lebt hier wieder auf. Es ist eine überzeugende Fortsetzung, kann aber auch gut als eigenständige Geschichte gelesen werden.

Rezension von Heike Rau

Andrew Motion
Silver – Rückkehr zur Schatzinsel
Aus dem Englischen von Klaus Modick
480 Seiten, gebunden
Mareverlag
ISBN-10: 3866481888
ISBN-13: 978-3866481886
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Thomas Klugkist: Hanna und Sebastian

Thomas Klugkist: Hanna und Sebastian

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Eine Liebesgeschichte, differenziert, knallbunt, ausschweifend und sehr intelligent!

Thomas Klugkist hat in der Form eines Briefromans einen  Liebesroman geschrieben, in dem er Gedanken zu Nähe und Distanz in Paarbeziehungen und zu innerer und äußerer Freiheit zwischen Liebenden abhandelt. Nichts Denkbares bleibt ausgespart in der Offenheit, mit der sich die Liebenden, und als solche zeigen sie sich in ihren Briefen, einander mitteilen.

Hanna und Sebastian, die sich noch aus der Schule kennen, haben 2000 ein wunderschönes Wochenende zu zweit in Rom verbracht. Sie sind Ende zwanzig und mögen sich sehr! Er ist Rundfunkredakteur in Berlin und sie Ärztin in der pathologischen Abteilung einer Klinik in München.

Basierend auf dem Treffen in Rom beginnen sie einen lebhaften Briefwechsel. Auf hohem Niveau tauschen sie tiefsinnig, hoch reflektiert und im Wechsel zwischen ernsten und leichten Themen ihre Gedanken aus. Da geht es um die Arbeit, ihre Familien, ihre jeweiligen inneren Befindlichkeiten, ihre Liebhaber und Liebhaberinnen und die richtige Lebensform. Doch ein Wiedersehen ist erst in zehn Jahren geplant!

Der Briefwechsel umfasst folglich mit Unterbrechungen 10 Jahre.

In diesen Jahren passiert viel!

Das Paar nähert sich mit ihren freimütigen Bekenntnissen über ein erträgliches Maß hinaus und überschreitet damit Grenzen. Die Akzeptanz dieser Offenheit scheint nur in der räumlichen Distanz möglich. Hanna erzählt über ihre Affären, die nach einigen Jahren und heftigen Turbulenzen sehr ausschweifend werden. Sebastian berichtet im Gegenzug von seinen erotischen Erlebnissen.

Die subtile Erzählform, in der sich beide immer näher kennen lernen, zeugt von hoher Bildung, tiefer Empfindungsfähigkeit und eloquenter Sprachgewandtheit. In ihren Briefen, Mails und SMS’ spürt man eine dauerhaft unterschwellige erotische Anziehung. Ihre Freiheit, die ihnen die Entfernung bietet, ist einerseits prickelnd und andererseits störend. Sie wollen mehr und bleiben doch in ihrem Schwebezustand zwischen Nähe und räumlicher Distanz. Dass es sich um eine symbiotische Beziehung handelt, wird schon bald überaus deutlich.

Doch gibt es eine stärkere Nähe, als die aus der selbst gewählten Distanz?

Mit atemloser Spannung folgt man den Geschehnissen im Leben der beiden. Sie leben jeder auf eigene Weise ihre Wünsche und Möglichkeiten aus.

Thomas Klugkist nimmt seine Leser mit in den Umkreis der Generation der achtziger und neunziger Jahre und bis in das Jahr 2010 hinein. Wie das alles enden wird?

Klugkists Protagonisten sind empfindsam, nachdenklich und selbstkritisch. Es gibt Tragödien, wie in vielen Familien, und es gibt die bodenständigen und klaren Charaktere, denen das Leben nichts anzuhaben scheint. Die Dialogform macht den Roman zu einem fast realistischen Zeitdokument. Klugkist ist ein scharfer Denker, der in seiner Geschichte literarisches und philosophisches Gedankengut verpackt und psychologische Folgerungen anklingen lässt.

Das Lesevergnügen mit Anstößen zum Nachdenken ist unvergleichlich und lässt den Leser bis zuletzt nicht los.

Thomas Klugkist
Hanna und Sebastian
432 Seiten, gebunden
C.H.Beck, Januar 2014
ISBN-10: 3406659608
ISBN-13: 978-3406659607
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Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

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Poesie und Leben!

Tsukuru Tazaki ist ein nachdenklicher junger Mensch. In einer wohlhabenden Familie in der Stadt Nagoya in Japan aufgewachsen hat er die Schule besucht, Freunde gewonnen und ist danach zum Studium nach Tokio gegangen. Er gehörte zu einer sich nahestehenden Clique von drei Jungen und zwei Mädchen. Doch unerwartet und vollkommen unverständlich für ihn brach der Kontakt zu den vier anderen ab, als er zu den Semesterferien nach Hause fuhr. Die unerklärliche Trennung setzte ihm arg zu. Er magerte ab, veränderte sein Aussehen und wurde regelrecht depressiv. Nach Jahren entwickelt er eine zögerlich beginnende Freundschaft zu Sara, die seine Traurigkeit spürt und ihn auf die Suche nach den Ursachen für die Trennung schickt. Er ist mittlerweile 36 Jahre alt geworden.

Liszts Klavierstück  „Années de pèlerinage“ innitiiert dabei die Stimmung, in der sich unser Held befindet: traurig, melancholisch und von Todessehnsucht erfüllt.

Man fühlt sich unmittelbar angesprochen, wenn Tsukuru eine neue Bekanntschaft macht und sich in Gesprächen über das Sein und das Wesen seiner menschlichen Beziehungen auslässt.

Im Laufe der Zeit tastet er sich zaghaft an neue Beziehungen heran. Die Vergänglichkeit seiner tiefen, treuen und verlorenen Gemeinschaft der Jugendzeit bleibt dabei immer präsent. Der Roman entfaltet eine Dynamik, die an eine japanische Papierblume erinnert: Immer neue Geschichten einzelner Personen fügen sich in die Handlung ein behalten aber ihren Zugang zu dem Hauptprotagonisten Tsukuru Tazaki. Auf der Suche nach seinen vergangenen Freundschaften tritt eine geheimnisvoll merkwürdige Kriminalgeschichte zutage. Sie steigert die Spannung und treibt immer neue  Blüten.

Dass Tsukuru kein starkes Selbstwertgefühl hat, ist die eine Seite seines Charakters. Die andere aber zeigt ihn als der Poesie zugänglich mit feinem Gespür für Musik und die Schönheiten der Natur. Man ist voller Mitgefühl und spürt der Kälte nach, die ein Mensch erlebt, wenn er gute Freunde aus dunklen Gründen verliert.

Sensibilität und feines Gespür für andere zeichnet Haruki Murakamis Figuren aus. Es sind empfindsame Seelen, denen das Leben und Zusammenleben mit anderen nicht immer leicht fällt. Tsukuru Tazaki empfindet sich im Gegensatz zu seinen Freunden als farblos und nicht liebenswert. Doch was erwartet er vom Leben? Unterliegt er nicht Erwartungen und Fantasien, die übertrieben sind?

Murakami besitzt die Gabe, Naturschönheiten so zu beschreiben, dass man den Gesang der Vögel, den Duft der Blumen und die Schönheit der Bäume zu spüren meint.

Wie immer bei Haruki Murakami sind seine Figuren ungewöhnlich in ihrer Lebensart, feinfühlig und tiefsinnig auf der Suche nach dem wahren Selbst und der Vergangenheit. Eine wunderschöne, liebenswerte und inhaltsreiche Erzählung erwartet den Leser bei der Lektüre!

Haruki Murakami
Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
350 Seiten, gebunden
Dumont Buchverlag, Januar 2014
ISBN-10: 3832197486
ISBN-13: 978-3832197483
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Zadie Smith: London NW

Zadie Smith: London NW

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Nord-West London mit seinem besonderen Flair.

Nach Zadie Smith’ wunderbarem Roman „Von der Schönheit“, der sich mit der Liebe, der akademischen Welt und den Wirrnissen des Lebens zweier Mischehen beschäftigt hat, haben wir es in ihrem neuen Roman mit den sozial Randständigen und den gesellschaftlichen Verlierern zu tun. NW steht für „North-West“ London, einem Arbeiterviertel, in denen es den Menschen weder materiell noch mental besonders gut geht. Es ist ein buntes Völkergemisch hier zusammen gekommen: irisch stämmige Männer und Frauen und Karibikeinwanderer.

Leah arbeitet trotz abgeschlossenem Philosophiestudiums in einem Büro als einzige Weiße mit zahlreichen farbigen  Frauen zusammen. Ihre große Liebe gilt Michel, ihrem Mann, der sich sehnlichst Kinder wünscht, die sie ihm heimlich verweigert: sie will eigentlich gar keine Kinder sondern immer nur das Liebesleben mit ihrem Michel. Er ist zur Hälfe Algerier und zur anderen Hälfte stammt er aus Guadeloupe und arbeitet als Friseur in einem nahe gelegenen Frisörgeschäft.

Zadie Smith spürt den Wünschen der Bewohner in diesem abgeschotteten Mikrokosmos nach. Man lebt gerne unter sich, und auf den Dinnerpartys bei der farbigen Natalie, Leahs engster und längster Kinderfreundin, die es als einzige zur erfolgreichen Anwältin gebracht hat, langweilen sich Leah und ihr Mann. Sie versuchen ihr eigenes Leben ohne große Störungen von außen zu leben.

Zadie Smith erzählt abgehackt in wechselndem Stil, je nach dem, wessen Geschichte sie gerade erzählt. Verlorene Sätze, die im Nichts enden, Gedichte, Worte, ungewöhnliche Einfälle – sie entwickelt ihren ganz eigenen Stil. So entstehen Fragmente, die einem erst nach und nach den Inhalt und das Wesen der Romanfiguren erschließen. Atmosphärisch ist die Erzählweise gut nachzuempfinden. Man bekommt einen nachhaltigen Eindruck von dem Milieu und den Zusammenhängen, in denen sich die Personen in ihrem je eigenen Wirkungskreis bewegen. Da gibt es Langeweile, Drogenkonsum, und immer  wieder Reflexionen über das wahre Leben. Letztere verstecken sich im Alltagsgeschehen sei es im Supermarkt, auf einem Kinderspielplatz oder im ganz alltäglichen Alltagsleben mit ihren Berufswegen und geheimen Kinderwünschen.

Der Roman ist nicht so leicht zu lesen wie das o.g. Buch über die Schönheit.

Es fehlt ein wenig der rote Faden, der die Geschichte überschaubar zusammenhält.

Eine Multikulti Gesellschaft bietet Atmosphäre, Kurzweil und Einblicke in unterschiedliche Lebensschicksale. So richtig fesselnd war der Roman jedoch für mich nicht.

Zadie Smith
London NW
432 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, Januar 2014
ISBN-10: 3462045571
ISBN-13: 978-3462045574
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Monika Maron: Zwischenspiel

Monika Maron: Zwischenspiel

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Lebenslinien…

Ruth, Protagonistin des vorliegenden Romans von Monika Maron, ergeht sich auf dem Weg zur Beerdigung ihrer kürzlich verstorbenen neunzigjährigen Freundin Olga in Erinnerungen, in denen sie sich mit ihren eigenen verschiedenen „Ichs“ konfrontiert sieht. Mutter, Schwiegertochter, Freundin oder potenzielle Ehefrau: alle Perspektiven vermischen sich zu einem nebulösen Durcheinander. Und doch suggeriert uns Monika Maron in ihrem Roman, wie die Wendungen des Lebens in einzelnen verlaufen können: diffus und von Brüchen und Abschieden gezeichnet.

Von Olga gilt es Abschied zu nehmen, der Frau, die Freundin und fast Schwiegermutter und Ratgeberin zugleich für Ruth gewesen ist.

Doch in ihren Erinnerungen an einem trüben Tag, den sie auf einer Parkbank verbringt, stehen auch Schuldgefühle, Trauer über das Vergangene und die Brüchigkeit ihrer Beziehungen, Versäumtes, Erlebtes und der Tod vor ihrem inneren Auge. Fanny, Ruths Tochter, ist längst ihren eigenen Weg gegangen. Jetzt, am Grab von Olga, würde Ruth allen wieder begegnen: Bernhard, ihrem fast-Ehemann und Vater ihrer Tochter, den sie mit einem kranken Sohn aus einer früheren Beziehung einst alleine gelassen hat. Sie denkt wie verloren an Fanny und auch an Bruno, einen Freund aus längst vergangenen Tagen.

In ihrer Erzählweise lässt Monika Maron ganze Lebensphasen wieder erstehen, und in einem bunten Reigen sieht man Ruths Leben vorbeiziehen.

Die DDR mit ihrem Denunziantentum hinter der Mauer und dem Zustand der Eingeschlossenen findet ebenso Erwähnung wie die guten und schlechten Beziehungen in verschiedenen Ehen oder Paarbeziehungen.

Geht es nicht uns allen so, dass wir verschiedene Leben durchleben? Gute und schlechte Zeiten, glückliche und einsame Zeiten, gelungene  und weniger gelungene Entscheidungen?

Die Lektüre regt an und auf, denn unweigerlich werden wir in eigenen Assoziationen an Erlebtes und Vergangenes erinnert. Dazu gehören denn auch politische Gegebenheiten, die unseren jeweiligen Aufenthalt mit bestimmen. Lebten wir in Frieden, unter einer Diktatur, im Westen oder im Osten?

Vieles im Leben ist Zufall. Es bleibt unsere Aufgabe, uns durch das Dickicht des Tagesgeschehens einen eigenen Weg zu bahnen.

Ein nachdenkliches, weises und kluges Buch hat uns die Autorin beschert. Man lasse sich inspirieren, der eigenen Vergangenheit ins Auge zu blicken.

Monika Maron
Zwischenspiel
192 Seiten, gebunden
S. FISCHER, Oktober 2013
ISBN-10: 3100488210
ISBN-13: 978-3100488213
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Micaela Jary: Das Bild der Erinnerung

Micaela Jary: Das Bild der Erinnerung

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Die junge Kunsthistorikerin Anna Falkenberg soll die Expertise anfertigen. Doch das das Bild, das Beatrice Coleman im Aktionshaus Bonhoff in München abgegeben hat, löst ihr Misstrauen aus. Es soll zu einer Sammlung gehören, die sich im Nachlass des Stiefvaters befindet. Als Sammler war Philip Coleman jedoch nicht bekannt. Das „Liebespaar“ von Leo Reichenstein gilt zudem seit 70 Jahren als verschollen. Die Geschichte ist mysteriös.
Anna Falkenberg beginnt, die Herkunftsgeschichte des Bildes zu recherchieren. Sie verfolgt das Bild zurück zur Galerie Richardson in London, die das Werk angeblich an Philip Coleman verkauft hat. Oliver Richardson leitet die Galerie seines Großvaters Henry. Der alte Mann kann am ehesten Auskunft über das Bild geben, dessen Schicksal sich offenbar in der Nachkriegszeit des besetzten Berlins entschieden hat.
Der erste Kontakt mit der Galerie verläuft unbefriedigend und verstärkt Annas Misstrauen noch, was die Echtheit des Bildes betrifft. Später wird sie sogar anonym bedroht. Unterkriegen lässt sie sich davon nicht, nicht ahnend, dass ihre Familiengeschichte ebenfalls mit dem Bild in Zusammenhang steht.

Die Geschichte ist sehr geheimnisvoll. Von Anfang an ahnt man, dass für Anna Falkenberg mit den Recherchen zum Bild ein Abenteuer beginnt. Was sie nach und nach recherchiert, ist in einem anderen Erzählstrang, der zurückgeht in die Berliner Nachkriegszeit Wirklichkeit.
Durch verschiedene Blickwinkel wirkt der Roman sehr realitätsnah. Die historischen Hintergründe sind perfekt recherchiert. Vergangenheit und Gegenwart werden auf unerwartete Weise verbunden.
Der Schreibstil der Autorin ist beeindruckend. Mit ihrem detailreichen Ausdruck lässt sie Bilder beim Leser entstehen. Die Geschichte wirkt so unglaublich lebendig. Starke Gefühle werden vermittelt, die den Leser mitfühlen lassen. „Das Bild der Erinnerung“ ist ein faszinierender und damit ein sehr fesselnder Roman.

Rezension von Heike Rau

Micaela Jary
Das Bild der Erinnerung
416 Seiten, Klappenbroschur
Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442478855
ISBN-13: 978-3442478859
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Amity Gaige: Schroders Schweigen

Amity Gaige: Schroders Schweigen

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Schon als Kind denkt er sich einen neuen Namen aus. Er glaubt, als Eric Kennedy viel leichter einen Platz im Ferienlager ergattern zu können. Er behält diese Identität, mogelt sich durch, wird erwachsen, heiratet und bekommt eine Tochter. Nach der Trennung von seiner Frau, beginnt die selbst erschaffene Identität zu wackeln. Sie erfüllt ihren Zweck nicht mehr und beginnt sich aufzulösen. Übrig bleibt nur die Liebe zu seiner Tochter Meadow. Doch auch die soll ihm genommen werden. Das Sorgerecht übernimmt die Mutter, die bald versucht, den Kontakt von Vater und Tochter auf ein Minimum zu reduzieren. Ein Sorgerechtsstreit entbrennt, bei dem Eric sich durch seine Gutmütigkeit schon bald als Verlierer sieht. So chancenlos genießt er jede ihm noch bleibende Minute mit der sechsjährigen Tochter. Und so wird aus einem Ausflug fast unbemerkt eine Entführung.

Erik Schroder oder Eric Kennedy ist ein erwachsener Mann. Er weiß schon, was er tut. Aber er ist auch ein Träumer und so schafft er es, die Realität auszublenden. Die Autorin lässt der Geschichte ihren Lauf. Ihr Protagonist trifft praktisch eine Entscheidung, indem er keine Entscheidung trifft und den Dingen ihren Lauf lässt. Das ist psychologisch sehr interessant, einfach immer weiter zu fahren mit der Tochter im Auto. Er ist der Vater, was kann falsch daran sein? Die Tochter liebt ihn, ist freiwillig mit ihm unterwegs. Wie kommen andere dazu, das eine Entführung zu nennen?
Als Leser kann man Schroder verstehen, auch wenn er mit seiner falschen Identität schon mal Minuspunkte gesammelt hat, vor allem, weil er nicht an einer Aufklärung seiner Frau gegenüber interessiert ist. Er träumt lieber weiter.
Das Buch ist ausgesprochen lesenswert. Der Autorin gelingt es mit Leichtigkeit, den Leser für diese außergewöhnliche Geschichte zu interessieren.

Rezension von Heike Rau

Amity Gaige
Schroders Schweigen
Aus dem Amerikanischen von Monika Schmalz
320 Seiten, gebunden
Hanser Berlin
ISBN-10: 3446243666
ISBN-13: 978-3446243668
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