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Kategorie: Krimi und Thriller

Ivar Leon Menger: Als das Böse kam

Ivar Leon Menger: Als das Böse kam

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Die 16-jährige Juno lebt mit ihrem Bruder Boy und den Eltern seit 12 Jahren isoliert auf einer Insel und findet das normal. Außer dem Postboten, der mit einem kleinen Boot kommt, lässt sich hier niemand blicken. Vor ihm müssen sich die Kinder jedoch verstecken. Wenn der Alarm losgeht, sind Fremde in der Nähe. Böse Menschen, die auf Rache aus sind und die Familie umbringen wollen. Die Kinder leben in ständiger Angst davor und sind froh, dass es den Schutzraum gibt. Hier lagern Vorräte, sodass sie es notfalls für mindestens zwei Wochen hier aushalten könnten. Genug Zeit für die Wächter, ihnen zu Hilfe zu eilen.

Doch Juno wird durch ein Ereignis misstrauisch. Sie fragt sich, was auf der andern Seite des Meeres ist. Wer die Fremdlinge sind, die ihnen Böses wollen? Doch verlassen darf sie die Insel nicht. Das ist eines der Gebote, an das sie sich zu halten hat. Vielleicht findet sich etwas Interessantes in Vaters Bibliothek. Doch die Kinder dürfen sie nicht betreten. Harte Strafen drohen.

Angangs scheint es, als würde das Buch in einer anderen Zeit spielen oder in einer anderen Welt. Das ist verwirrend. Doch schnell wird klar, dass sich alles in der Gegenwart zuträgt, auch wenn die Familie in sehr einfachen Verhältnissen lebt. Es gibt nur einen offensichtlichen Kontakt zur Außenwelt. Es herrscht eine beklemmende Stimmung, aber man hat sich offenbar arrangiert. Hat Rituale entwickelt, die dem Leben auf der Insel eine Struktur geben. Doch warum?

Kinder halten sich selten an Regeln, schon gar nicht, wenn sie älter werden und diese Regeln fragwürdig sind. Auch Juno entwickelt ein Misstrauen. Die Geschichte ist aus ihrer Sicht geschrieben, sodass der Leser direkt von ihren Beobachtungen und Gedanken erfährt. Strickt sie sich da etwas zurecht? Die Stimmung kippt immer mehr. Ganz langsam und in feinen Nuancen bis immer deutlicher wird, was hier gespielt wird. Die Gefahr steigt und damit die Spannung. Der Spannungsbogen ist in diesem Buch wirklich perfekt ausgearbeitet.

Dem Autor ist es gelungen, mich zu fesseln. Von Anfang an ist zu ahnen, dass hier etwas vertuscht wird und die Kinder aus einem bestimmten Grund isoliert werden. Der Kontrollverlust der Eltern ist es schließlich, der der Handlung eine Wendung gibt, die mich überrascht hat. Da die Handlung auf einer Insel spielt, erhöht die Spannung natürlich noch zusätzlich. Bleibt noch zu sagen, dass der Autor einen sehr angenehm zu lesenden Schreibstil hat.

Rezension von Heike Rau

Ivar Leon Menger
Als das Böse kam
320 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, Juli 2022
ISBN-10:‎ 3423263393
ISBN-13: 978-3423263399
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John Katzenbach: Die Komplizen – Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfider Plan

John Katzenbach: Die Komplizen – Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfider Plan

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Fünf Männer bilden eine verschworene Gemeinschaft, auch wenn sie sich nie begegnet sind. An ihrem geheimen Ort im Darknet, wo sie sich unsichtbar glauben, erzählen sie sich von ihren mörderischen Taten. Sie sind die „Jack’s Boys“, da Jack the Ripper ihr Vorbild ist, und nennen sich Alpha, Beta, Gamma, Delta und Easy. Obwohl sie Fotos ihrer Opfer an Polizeistationen schicken, ist ihnen wie erwartet bisher niemand auf die Spur gekommen.

Doch dann geschieht das Unmögliche. Ein Collegestudent verschafft sich Zutritt zu ihrem Chatroom und wird beleidigend. Schnell brechen die „Jack’s Boys“ ihre Sitzung ab, nur um an einem anderen Ort wieder aufzutauchen. Sie erholen sich schnell von ihrem Schreck und machen Connor Mitchell zu ihrem gemeinsamen Zielobjekt.

Connor hat ebenfalls Mordpläne, die jedoch noch sehr unausgereift sind. Hier geht um den Mann, der für den Unfalltod seiner Eltern verantwortlich ist. Seine Freundin Niki hat er sich anvertraut. Sie versteht ihn oder weckt zumindest den Anschein.
Seinen Großeltern, bei ihnen ist er aufgewachsen, verschweigt er seine Pläne. Doch zumindest kann er seinen Großvater Ross, einen Ex-Marine, fragen, wie es ist, einen Menschen zu töten.

Der Autor hat hier fünf Psychopathen zusammengebracht und zu Verbündeten und Vertrauten gemacht. Sie mögen nach außen hin ein normales Leben führen, doch ist jeder von ihnen ein Serienmörder. Und nun auch noch mit gemeinsamen Plänen. Ihren Fantasien zu folgen, ist hochspannend und geht an die Nerven.

Dazu kommt, dass der Roman sehr gut geschrieben und perfekt ausgearbeitet ist. Hier greift ein Detail ins andere und die Handlung wird immer weiter ausgebaut. Das sprengt das Vorstellungsvermögen, zumindest von mir, denn den Charakteren kommt man sehr nahe. Die Pläne der „Jack’s Boys“ sind gut durchdacht. Aber wie es so ist im Leben, kommt es meist anders als erhofft. Menschen, und so auch ihre Zielpersonen, weichen auch mal von ihren Routinen ab. Und wie war das? Irgendwer beobachtet immer was. Und so kommt es zu ungeahnten Turbulenzen, die wiederum Planänderungen oder, wenn nicht möglich, eine spontane Reaktion erfordern.

Man fiebert mit Connor und Niki und ihrem Familien mit. Als Leser darf man ja beide Erzählstränge verfolgen und weiß, wie Angriff und Gegenwehr geplant werden und wie groß die Gefahr ist. Das lässt die Spannung bis zum überraschenden Ende ins Unermessliche wachsen.

Rezension von Heike Rau

John Katzenbach
Die Komplizen – Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfider Plan
Psychothriller
Aus dem amerikanischen Englisch von Anke und Eberhard Kreutzer
624 Seiten, broschiert
Droemer, Juli 2022
ISBN-10: 3426306786
ISBN-13: 978-3426306789
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Anne Bandel: Von oben fällt man tiefer

Anne Bandel: Von oben fällt man tiefer

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Theophil Kornmaier hat ein Kindheitstrauma, das er mit einer Alpenüberquerung nun endlich aufarbeiten möchte. Seine Psychologin hat ihm dazu geraten. Sein Bruder war damals bei einer solchen Wanderung abgestürzt und Kornmaier neigt auch heute noch dazu, sich die Schuld zu geben.

Wandererfahrung er nicht, aber es kann ja nicht so schwierig sein, den E5 von Oberstdorf nach Meran zu laufen. Seine Kondition lässt zwar etwas zu wüschen übrig, wird sich wohl aber wieder aufbauen lassen. Beim Kauf der Ausrüstung schaut er auch nicht so genau hin, zudem unterschätzt er das Gewicht seines Rucksacks.

Bergführer Josef Oberhuber ist schon vor Antritt der Wanderung genervt. Nicht von der Wanderung an sich, sondern von den Wanderfreunden, die vollkommen unvorbereitet ankommen und die noch ganz andere Dinge als den Rucksack mit sich rumschleppen. Es wird dieses Mal nicht anders sein.

Und so besteht die Wandergruppe aus Einzelpersonen und Pärchen, die aus unterschiedlichen Gründen wandern wollen. Die einen wünschen sich, ihre Beziehung festigen zu können, andere wollen sich in jeder Hinsicht beweisen, etwas aufarbeiten oder der Einsamkeit entkommen. Die Atmosphäre ist von Anfang an recht seltsam und lädt sich immer weiter auf, bis schließlich zwei Wanderer der Gruppe vermisst werden. Und als es gar einen Todesfall gibt, wird die Geschichte zu einen Krimi. Da ist sie aber schon weit fortgeschritten.

Die Autorin schildert auf amüsante Weise, wie der Bergführer Oberhuber genau den Albtraum erlebt, den er erwartet. So wie die Gruppe wandert, wandert die Autorin zwischen den Teilnehmern der Wanderung umher, konzentriert sich mal auf den einen, mal auf den anderen. Doch Hauptperson in diesem Buch ist Theophil Kornmaier, der aber auch nicht gerade sympathisch erscheint. Dazu ist er zu selbstgefällig. Er ist jedoch ein guter Beobachter. Man übersieht ihn gern, wenn er still irgendwo sitzt. Und so macht er sich ein ganz eigenes Bild von den Geschehnissen und man darf an seinen interessanten Gedankengängen teilhaben.

Der Wanderkrimi wirkt wenig strukturiert und es wird viel Mögliches und Unmögliches herangezogen, um der Geschichte Witz zu verleihen. Keine Frage, sie ist unterhaltsam, lässt jedoch Tiefgang vermissen. Eine angenehme Lektüre für zwischendurch, die wenig Aufmerksamkeit erfordert.

Rezension von Heike Rau

Anne Bandel
Von oben fällt man tiefer
272 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, April 2022
ISBN-10: 3423219920
ISBN-13: 978-3423219921
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Lesley Kara: Die Lügen

Lesley Kara: Die Lügen

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Lizzie und Alice waren enge Freundinnen, bis Alice auf den Bahngleisen zu Tode kam. Lizzie, die einen epileptischen Anfall hatte, kann sich nicht an das Zugunglück erinnern. Die 13-jährige vermisst Ihre Freundin und doch sieht sie sich Vorwürfen ausgesetzt. In der Schule wird ihr das Leben zur Hölle gemacht. Catherine, die Schwester von Alice, glaubt, dass Lizzie eine Mörderin ist.

Auch viele Jahre später kann Lizzie sich nicht an das Unglück erinnern. Aus ihren bruchstückhaften Erinnerungen, die in Form von schrecklichen Albträumen über sie kommen, lassen sich die Geschehnisse nicht rekonstruieren. Es macht ihr sehr zu schaffen, dass sie nicht sicher sein kann, eine gewisse Schuld an Tod von Alice zu haben. Und doch ist es ihr gelungen, ein neues Leben zu beginnen. Sie wohnt zusammen mit ihrem Freund Ross, der Arzt ist, in einem schönen Haus. Doch seltsame Hinweise lassen die Vergangenheit wieder aufleben.

Das Buch verläuft zunächst recht unspektakulär. Der Unfall belastet Lizzie zwar noch immer, aber sie hat Strategien entwickeln, damit umzugehen. Auch ihre gesundheitlichen Probleme hat sie besser im Griff. Sie schmiedet gemeinsam mit Ross Pläne für die Zukunft. Doch dann erscheint Catherine wieder auf der Bildfläche. Und von da an baut sich eine seltsame Stimmung auf, die die Autorin zunächst geschickt zwischen den Zeilen hält. Aber das Misstrauen ist geweckt und wird gefüttert von kleinen Details, die zunächst übersehen werden könnten. Auch Lizzie bedient sich dieser Strategie. Sie redet sich selbst gut zu, schlägt Warnungen in den Wind. Als Leser hat man nur ihre Sicht auf die Dinge, denn die Autorin lässt Lizzie aus der Ich-Perspektive erzählen. Würde man sich verhalten wie sie? Wahrscheinlich nicht. Und was bedeuten diese geschickt eingestreuten kursiven Passagen? Um wen und um was es hier geht, bleibt zunächst unklar.

Und dann, mit einem Paukenschlag, kommt es zu einer Wende, die unvorhersehbar war und die den Atem stocken lässt. Es ergibt sich nun ein völlig neues Bild, ein ungeahnt gefährliches Bild, da das Lügengespinst am Zerfallen ist. Die Spannung, die eigentlich schon auf dem Höhepunkt war, wird noch einmal gesteigert. Und so bleibt es bis zum Ende äußerst dramatisch. Ein wirklich gelungener Thriller!

Rezension von Heike Rau

Lesley Kara
Die Lügen
336 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10:‎ 3423263210
ISBN-13: 978-3423263214
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Mathijs Deen: Der Holländer

Mathijs Deen: Der Holländer

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Geeske Dobbenga vom niederländischen Grenzschutz rechnet mit einer ruhigen Patrouille. Es ist ihre letzte, denn sie geht in Pension. Doch entdeckt sie eine Leiche auf einer Sandbank an der Emsmündung. Da es nicht mehr lange dauern wird, bis die Flut dort ist, wird der Mann geborgen und nach Delfzijl gebracht.

Der Fundort befindet sich jedoch im Grenzgebiet. Ob die Niederlande zuständig ist oder Deutschland ist ein Streitthema. Als wird Liewe Cupido inoffiziell von der Bundespolizei ausgesandt, den Fall zu untersuchen. Er ist Deutscher, da er aber auf Texel aufgewachsen ist, wird er der Holländer genannt.

Der Tote, Klaus Smyrna, war ein bekannter Wattwanderer, der eigentlich mit zwei Freunden unterwegs gewesen sein sollte. Da er eine Verletzung hat, will man genauer hinschauen. Und auch Cupido deckt sofort einige Ungereimtheiten auf. Wie sich herausstellt, stand die Wattwanderung unter keinem guten Stern. Nur zu zweit waren die Wattwanderer unterwegs gewesen, da Aron Reinhard im Urlaub war. Peter Lattewitz hat es wieder an Land geschafft. Zur Aufklärung des Todesfalls kann er kaum beitragen, da es ihm gar nicht gut geht. Was er berichtet, klingt zusammenhanglos.

Liewe Cupido ist ein schweigsamer Typ. Ihm zu folgen, macht dennoch sehr viel Spaß. Er macht Fortschritte in der Ermittlung vor allem durch Zuhören. Mit seinem gedehnten Schweigen provoziert er den ein oder anderen, den er befragt. Besser kann man niemanden zum Reden bringen.

Dennoch ist der Fall extrem undurchsichtig. Es geht nicht richtig voran. Nur nach und nach fließen Details zusammen, die ein Bild von den tatsächlichen Ereignissen ergeben könnten. Natürlich ermittelt Cupido nicht allein. Auch die niederländische Staatsanwaltschaft streckt ihre Fühler aus. Die einen lehnen eine Zusammenarbeit mit Deutschland ab, während andere durchaus bereit sind, Cupido mit Neuigkeiten und Erkenntnissen zu versorgen. Und auch die Presse, hier insbesondere Pauline Islander von der Borkumer Zeitung weiß er zu lenken. Und so ergeben sich immer wieder neue Wendungen in diesem abwechslungsreich geschriebenen Krimi.

Rezension von Heike Rau

Mathijs Deen
Der Holländer
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
272 Seiten, gebunden
mareverlag, Februar 2022
ISBN-10: 386648674X
ISBN-13: 978-3866486744
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Nicci French: Eine bittere Wahrheit

Nicci French: Eine bittere Wahrheit

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Tabitha ist zurückgekehrt nach Okeham. Sie hat hier ein Haus gekauft, dass sie sanieren möchte. Dass ihr ehemaliger Lehrer Stuart Rees in unmittelbarer Nachbarschaft wohnt, stört sie nicht, obwohl er ihr, als sie 15 Jahre alt war, etwas Schlimmes angetan hat. Wichtig für sie sind die Ruhe hier und die Nähe zum Meer, in dem sie bei jedem Wetter schwimmt. Doch eben dieser Lehrer wird nun in ihrem Schuppen tot aufgefunden. Wer hat ihn ermordet? Alle Indizien weisen auf Tabitha, die ein Motiv hat. Und so kommt die junge Frau in Untersuchungshaft.

Bei den Befragungen erwähnt Tabitha nicht, dass sie unter Depressionen leidet. Auch was ihr der Lehrer angetan hat, verschweigt sie. Was spielt es für eine Rolle? Sie war es nicht oder glaubt zumindest, nicht dazu fähig zu sein. Sie hatte eine schlimme depressive Phase an diesem Tag und kann sich kaum erinnern. Das alle wird gegen sie ausgelegt. Ihre Anwältin möchte, dass sie sich schuldig bekennt, also beschließt Tabitha, sich selbst zu verteidigen.

Im Buch geht es hauptsächlich um den Prozess und natürlich die Vorbereitung darauf. Tabitha rekonstruiert den Tag des Mordes mit einer Liste. Die chronologische Aufstellung der Vorkommnisse ist zunächst sehr kurz und umfasst nur wenige Punkte und Bemerkungen. Ich fand es ausgesprochen spannend zu sehen, wie sie sich hier vorarbeitet und wie die Liste mit der Zeit immer ausführlicher wird.

Tabitha ist keine angenehme Person. Sie vernachlässigt sich selbst, lässt sich gehen. Und doch kämpft sie auch für ihre Rechte. Immer wieder schafft sie es, sich zu motivieren. Das ist widersprüchlich, aber doch glaubhaft dargestellt. In entscheidenden Momenten vor Gericht gelingt es ihr, sich zu konzentrieren und Zweifel an ihrer Schuld zu säen. Doch was soll ihr das helfen? Das ganze Dorf hat sich gegen sie verschworen. Man mag sie nicht.

Mir hat die ausführliche Art, diesen Thriller aufzurollen, sehr gut gefallen. Es ist interessant zu verfolgen, wie Tabitha sich schlägt und wie kleinste Details helfen, den Tag zu rekonstruieren. Mit dem Ende kann ich mich nicht anfreunden. Ich möchte natürlich im Rahmen dieser Rezension nicht zu viel verraten. Aber es gibt einen extremen Wendepunkt.

Rezension von Heike Rau

Nicci French
Eine bittere Wahrheit
Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller
512 Seiten, Klappenbroschur
C. Bertelsmann Verlag, November 2020
ISBN-10: 3570103781
ISBN-13: 978-3570103784
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Wendy Walker: Herzschlag der Angst

Wendy Walker: Herzschlag der Angst

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Der überaus heftige Sturm verhindert das Molly Clarke mit ihrem Auto weiterfahren kann. Aber ohnehin ist das Benzin ausgegangen. Die Tankstelle in Hastings ist geschlossen, was dem Wetter geschuldet ist. Doch hat sie Glück, es kommt jemand vorbei, der sie mit seinem Auto mitnimmt.

Verzweifelt suchen ihre Familie und die Polizei später nach Molly. Ein Brief, der in einem nahe gelegenen Hotel aufgefunden wird, zeigt, dass sie hier war. Durch dieses Schriftstück wird klar, dass sie ihre Familie verlassen hat. Das ist nicht unbedingt verwunderlich, denn die Familie hat eine Tragödie zu verkraften und drohte zu zerbrechen.

Nach zwei Wochen kommt Mollys Tochter Nicole zurück nach Hastings. Es gibt Neuigkeiten. Eine Zeugin hat sich gemeldet, die sich gerne die ausgesetzte Belohnung verdienen möchte. Sie berichtet glaubwürdig, dass sie Molly Clarke am Tag ihres Verschwindens gesehen hat. Nicole will hier ansetzen, denn an das freiwillige Verschwinden ihrer Mutter glaubt sie nicht, wie groß die familiären Probleme auch sein mögen.

Der Thriller hat zwei Erzählstränge. Einer ist aus der Sicht Mollys in der Ich-Perspektive geschrieben. Der andere schaut auf die Suche Nicoles nach ihrer Mutter. Man hat also umfassenden Einblick, weiß aber nicht, wer die Fäden zieht. Man erfährt, wie Molly sich aus ihrer schlimmen Lage befreien will und kann versuchen abschätzen, ob ihr Tochter auf der richtigen Fährte ist und den richtigen Personen vertraut. Hastings wird als seltsamer Ort beschrieben. Noch seltsamer aber sind einige Mitbewohner. Das hört bei den Polizisten der Gemeinde nicht auf. Entsprechend unheimlich wird es. Und die Zeit läuft.

Falsche Fährten und interessante Wendungen schaffen eine ungeheure Spannung. Auch der Schreibstil gefällt mir. Tiefgründig wird die Handlung vorangetrieben. Nur mit einigen Szenen am Ende des Thrillers kann ich mich nicht anfreunden. Hier wird es noch einmal richtig kompliziert. Es kommt ein Aspekt dazu, mit dem nicht zu rechnen war und der die Handlung im Nachhinein in ein etwas anderes Licht rückt.

Rezension von Heike Rau

Wendy Walker
Herzschlag der Angst
Deutsch von Susanne Goga-Klinkenberg
dtv Verlagsgesellschaft, Oktober 2021
352 Seiten, Klappenbroschur
ISBN-10: ‎3423263059
ISBN-13: 978-3423263054
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Rita Falk: Rehragout-Rendezvous – Der elfte Fall für den Eberhofer

Rita Falk: Rehragout-Rendezvous – Der elfte Fall für den Eberhofer

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Schon der elfte Fall? Na, so was! Es hat seinen Vorteil, perfekt eingelesen zu sein und jede Figur im Buch genau zu kennen. Und so weiß man eigentlich genau, was zu erwarten ist. Es kommt aber ein wenig anders.

Der Eberhofer Franz hat natürlich wieder einen neuen Fall. Der Steckenbiller Lenz, ein wohlhabender Bauer, wird vermisst. Aber da dieser erwachsen ist und gern einfach mal für längere Zeit unterwegs, sieht der Dorfpolizist keinen Grund nachzugraben. Da kann die Mooshammer Liesl so viel Druck machen, wie sie will. Was hat sie überhaupt mit dem Steckenbiller zu tun?

Den Eberhofer beschäftigt etwas anderes. Was soll er bitte davon halten, dass die Oma nichts mehr kochen mag? Wenn es den Simmerl nicht gäbe mit seinen Leberkäs-Semmeln müsste er glatt verhungern. Denn seine Susi wird sich kaum in die Küche stellen, selbst wenn sie kochen könnte. Sie vertritt den kranken Bürgermeister und treibt auf hochhackigen Schuhen Projekte voran, die ihr wichtig erscheinen. Ein ganz anderes Auftreten hat sie als temporäre Bürgermeisterin entwickelt, auch dem Eberhofer gegenüber spielt sie sich auf. Die Stimmung im Rathaus ist unterirdisch.

Auch in der Familie begegnet man sich nur noch mit Respektlosigkeit. Keiner kann oder will die Oma verstehen, die sich ihren Ruhestand wahrlich verdient hat. Da wird viel Porzellan zerschlagen. Jedes Familienmitglied verliert Sympathiepunkte ohne Ende. Die sollten sich besser wieder zusammenraufen.

Ach ja, da war ja noch der Fall. Der wird dann doch noch vorangetrieben. Aber nicht vom Eberhofer selbst, sondern wie gewohnt von seinem Freund, dem Birkenberger Rudi. Wobei auch diese Freundschaft immer mehr herunterkühlt. Der Eberhofer pickt sich die ermittlungsrelevanten Rosinen heraus und lässt den Birkenberger ansonsten im Regen stehen.

Der Schreibstil von Rita Falk ist geblieben. Und der hat Unterhaltungswert, auch wenn der Kriminalfall sang- und klanglos zu Ende geht und die Wandlung der Familie sehr verwundert.

Rezension von Heike Rau

Rita Falk
Rehragout-Rendezvous – Der elfte Fall für den Eberhofer
Ein Provinzkrimi
304 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft, September 2021
ISBN-10: 3423262737
ISBN-13: 978-3423262736
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Mercedes Rosende: Der Ursula-Effekt – Montevideo-Romane Teil 3

Mercedes Rosende: Der Ursula-Effekt – Montevideo-Romane Teil 3

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Gerade mal ein Tag ist vergangen seit dem Überfall auf den Geldtransporter. Ursula hatte das Chaos genutzt und die Sache für sich entschieden. Nun wartet sie. Sie wartet sehr geduldig. Germán wird so lange mit der Beute untergetaucht bleiben wie nötig und sich dann melden.

Inspektor Clemen und Doktor Antinucci sind fassungslos. Der Überfall auf den Geldtransporter ist gründlich schiefgegangen. Was für eine Verwüstung hat Ricardo hier angerichtet? Aber man kann der Sache durchaus auch etwas Positives abgewinnen. Immerhin ist das Geld nicht verloren. Es hat nur den Besitzer gewechselt. Man wird herausfinden können, wo es ist und es zurückholen.

Germán ist außer Gefecht gesetzt. Seine Panikzustände machen ihm das Leben schwer. Und doch muss er einen Weg finden, die Beute in Sicherheit zu bringen. Noch ist es im Fluchtauto, doch hier kann es nicht bleiben.

Ursula ahnt nicht, dass das Misstrauen, das ihr ihre Schwester Luz entgegenbringt, bedenklich angewachsen ist, und diese erwägt, einen Privatdetektiv auf sie anzusetzen, um endlich Klarheit zu erhalten.

Kommissarin Leonilda, Inspektor Clemen hat ihr den Fall mal wieder entzogen, ist ebenfalls weiter im Spiel. Sie ermittelt nun jedoch auf eigene Faust. Dabei beschränkt sie sich aufs Beobachten. Da ist sie nicht die Einzige.

Wieder wird der Krimi aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Ursula selbst kommt zu Wort. Und da ist dann noch ein Erzähler, der nicht nur erzählt, sondern auch wertet. Er teilt seine Einschätzungen mit dem Leser. Diese innere und äußere Sichtweise ergibt ein facettenreiches Bild. Der gewohnt bissige und sezierende Humor kommt dabei nicht zu kurz.

Ursula kann diesmal nicht alles dem Zufall überlassen. Da ist eine Schlinge, die sich so langsam zuzieht. Ihr ist klar, dass ihr die Beute abgejagt werden soll. Sie weiß zudem, dass die Täter dabei einiges riskieren werden. Aber mit fähigen Leuten hat sie es wohl kaum zu tun, wenn man bedenkt, wie der Überfall abgelaufen ist. Es ist interessant zu sehen, wie sie agiert. Wie sie plant und vorausdenkt, aber auch den Zufall zu nutzen weiß. Ursula hat viel dazugelernt. Aber hat sie tatsächlich eine Chance, aus der Sache herauszukommen? Mit dem Geld? Es bleibt spannend bis zum Schluss.

Rezension von Heike Rau

Mercedes Rosende
Der Ursula-Effekt
Montevideo-Romane Teil 3
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
288 Seiten, Klappenbroschur
Unionsverlag, Juli 2021
ISBN-10: 3293005764
ISBN-13: 978-3293005761
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Mercedes Rosende: Krokodilstränen

Mercedes Rosende: Krokodilstränen

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Ursula, die in einer heruntergekommenen Wohnung in der Altstadt von Montevideo lebt, ist begeistert. Endlich passiert wieder etwas. Sie wird an einem Überfall auf einem Geldtransporter teilnehmen. Gérman hat ihr von dem Vorhaben erzählt, nachdem es Anwalt Antinucci geschafft hat, ihn aus dem Gefängnis herauszuholen. Ja, Gérman war an dieser Entführung damals beteiligt, genau wie Ursula. Das ist jedoch eine andere Geschichte. Außer ihr kennt niemand die ganze Wahrheit. Auch diesmal wird sich Ursula schön im Hintergrund halten können, aber dennoch eine entscheidende Rolle spielen.

Wer die Sache zum Laufen gebracht hat, weiß Ursula nicht. Nur dass Ricardo mit von der Partie ist, ist klar. Er hat seine Haftstrafe, so sieht es jedenfalls auf den ersten Blick aus, auf eigene Faust beendet. Er hat also nichts zu verlieren.

Von Ursulas Plänen weiß Ricardo nichts. Gérman dagegen schon. Sein Nerven beruhigt das allerdings kein bisschen. Und es wird nicht besser, als erkennbar wird, dass der Überfall sich nicht entwickelt wie angedacht. Ursula läuft zu ihrer Bestform auf und tut, was getan werden muss. Man darf gespannt sein, ob Kommissarin Leonilda Lima das Verwirrspiel durchschauen wird.

Eins vornweg, ohne die „Falsche Ursula“ gelesen zu haben, funktioniert das Buch meiner Meinung nach nicht wirklich. Es sind zwar einige Rückblicke eingebunden, jedoch es handelt sich nur um kurze Episoden. „Krokodilstränen“ beschreibt zwar einen eigenen Fall, aber die Geschichte ist schon auch als Fortsetzung zu sehen.

Das Buch lebt von bissigem Humor. So manche Szene wir geradezu mit Worten bis ins Kleinste durchleuchtet. Welche kriminelle Energie in Ursula schlummert, wissen wir bereits. Und auch Ursula selbst weiß mittlerweile von ihrem Talent. Auch dieses Mal handelt sie intuitiv und ist dabei skrupellos und kaltblütig. Blitzschnell trifft sie Entscheidungen mit großer Tragweite. Das muss sie, denn wieder hat sie es mit einer Reihe von Versagern zu tun. Es sind alte Bekannte dabei.

Ausgebremst wird Ursula nur von ihrem Vater, der allerdings tot ist. Es war wohl Selbstmord. Scheinbar jedenfalls. Wie ein Geist betritt er in unmöglichsten Situationen die Szene. Auch diese Einwürfe tragen sehr zum Unterhaltungswert des Buches bei. Es bleibt bis zum Ende außergewöhnlich spannend.

Rezension von Heike Rau

Mercedes Rosende
Krokodilstränen
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
224 Seiten, broschiert
Unionsverlag, August 2020
ISBN-10: 329320872X
ISBN-13:‎ 978-3293208728
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