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Kategorie: Krimi und Thriller

Frida Skybäck: Schwarzvogel – Der erste Fall für Fredrika Storm

Frida Skybäck: Schwarzvogel – Der erste Fall für Fredrika Storm

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Frederika Storms Oma Gun beobachte bei einem Spaziergang eine junge Frau, die in Panik auf den zugefrorenen See läuft. Sie versucht sie durch lautes Rufen und entsprechenden Gesten aufzuhalten, denn sie weiß, dass das Eis noch nicht trägt und sie nicht überleben kann, wenn sie in das Eis einbricht. Doch nichts hilft, die junge Frau ertrinkt.

Frederika ist gerade erst aus Stockholm zurück. Hier hat sie als Ermittlerin gearbeitet und tut dies nun auch in der Mordkommission Lund. Als Partner wird ihr der etwas eigentümlich wirkende Henry Calment zugeteilt. Der Fall um die ertrunkene Frau ist ihr erster gemeinsamer Fall, denn diese weist Verletzung auf, die sie sich nicht selbst zugefügt haben kann. Frederika kennt sich aus in der Gegend, sie ist hier aufgewachsen und ihre Familie ist auf dem Hof in Harlösa nach wie vor ansässig. Oma Gun ist eine wichtige Zeugin, wie Frederika überrascht feststellen muss. Bald stellt sich heraus, dass sie die Tote Nomi Pedersen heiß und als Putzfrau bei Frederikas Cousin gearbeitet hat.

Die Ermittlungen führen also in das Umfeld ihrer Familie und die Vergangenheit lebt wieder auf. Frederikas Mutter ist vor vielen Jahren verschwunden und ihr Vater will nicht darüber sprechen. Aber es wird immer deutlicher, dass er mehr weiß, als er zugeben mag. Schließlich taucht der Name eines Mannes auf, der sowohl mit Nomi Pedersen als auch mit Frederikas Mutter in Verbindung gebracht werden kann.

Frederika ist eine Ermittlerin, die sich nicht unbedingt an Regeln hält, ganz im Gegensatz zu ihrem Partner Henry Calment. Ohne Rücksicht zu nehmen, gräbt sie immer tiefer in der Hoffnung, irgendetwas herausbekommen zu können, das weiterhilft. Tatsächlich sind es die kleinen Hinweise, die den Krimi immer wieder voranbringen oder ihm eine neue Richtung geben. Zeugen und Verdächtige lügen oder verschweigen nun gerne mal etwas, um sich zu schützen oder in einem besseren Licht dazustehen.

Auch Familienangehörige bekommen Frederikas Hartnäckigkeit zu spüren. Im Umgang mit ihrer Familie verliert sie deutlich Sympathiepunkte, zumal öfter mal beim Lesen der Verdacht aufkommt, dass sie nicht die richtigen Rückschlüsse zieht. Die Autorin erzählt langsam, detailreich und gibt dem Krimi Raum, sich zu entwickeln. Spannung lässt sie aus der Situation heraus entstehen. Das Ende ist überraschend.

Frida Skybäck
Schwarzvogel – Der erste Fall für Fredrika Storm
448 Seiten, broschiert
‎dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423263687
ISBN-13: 978-3423263689
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Ivar Leon Menger: Angst

Ivar Leon Menger: Angst

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Mia Richter lernt Viktor in einem Museum kennen. Er ist charmant und so muss er sie nicht groß überreden, später mit ihm noch einen Kaffee trinken zu gehen. Mia findet sich in einem Edelrestaurant bei einem Sieben-Gänge-Menü wieder. Viktor hat jetzt ein anderes Auftreten, wirkt plötzlich reich und elegant. Sie verliert das Interesse an ihm, doch will er das nicht hinnehmen. Immer mehr schleicht er sich in ihr Leben ein und spannt dafür auch eine Mitbewohnerin ihrer WG ein, die Mias Misstrauen nicht versteht und Viktor zu mögen scheint. Ganz anders sieht die Sache Philipp. Er ist ein weiterer Mitbewohner und steht ihr fortan in dieser Sache hilfreich zur Seite.

Ist Viktor ein Stalker oder nur ungeschickt und aufdringlich? Mia ist sich nicht so ganz sicher. Faszinierend ist er auf jeden Fall und nicht überall scheint er seine Finger im Spiel zu haben. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine weniger verfängliche Erklärung. Sie will dennoch nichts mit ihm zu tun haben. So lernt sie einen anderen Mann in einem exklusiven Club kennen. Doch als sie sich wieder mit ihm treffen möchte, wird daraus nichts. Er wurde ermordet. Mia beschleicht eine böse Ahnung, doch folgt die Polizei ihren Argumenten nicht. Es lässt sich nicht beweisen, dass Viktor etwas damit zu tun. Mia denkt sich einen riskanten Plan aus, um an Beweise zu kommen. Sie holt Philipp mit ins Boot, denn ungefährlich ist es nicht.

Der Thriller ist überaus spannend angelegt und gut zu lesen. Viktor gibt sich undurchschaubar und so ist es für Mia schwer, ihn einzuschätzen. Er ist gut darin, ihr unterschwellig Angst zu machen, hat aber immer eine Erklärung parat, die ihn entlastet. Die Figur Viktor ist auf eine ungute und doch auch faszinieren Art gezeichnet.

Was Mia jedoch riskiert, um an Beweise gegen ihn zu kommen, ist für mich nicht glaubwürdig. Hier handelt sie naiv und riskiert zu viel. Für die Handlung scheint es jedoch wichtig zu sein. Davon abgesehen weiß Mia viele Details nicht, denn sie werden nur dem Leser offenbart. Das erhöht die Spannung ungemein und schafft eine noch unwirklichere Stimmung. Es ist fast gruselig.

Das Ende ist absolut verblüffend und hat mir das Gefühl gegeben, beim Lesen nicht genug aufgepasst zu haben. Hat es Hinweise gegeben, die mir entgangen sind und darauf hingedeutet haben, dass die Handlung einen anderen Verlauf nehmen könnte? Habe ich falsche Rückschlüsse gezogen? Welches Täuschungsmanöver habe ich übersehen? Ich werde das Buch wohl nochmals lesen müssen.

Rezension von Heike Rau

Ivar Leon Menger
Angst
Thriller
448 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, August 2023
ISBN-10: 342326361X
ISBN-13: ‎978-3423263610
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Jan Costin Wagner: Einer von den Guten

Jan Costin Wagner: Einer von den Guten

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Jan Costin Wagner ist einer der Kriminalautoren, bei denen es um sensible Beobachtung von Tätern wie Opfern geht. So erlebt man es in seinem neuen Roman über einen leitenden Kriminalermittler, der ein Doppelleben führt.

Wie in einem Kammerspiel wird uns von Ben Neven als liebender Ehemann und Vater einer ebenso geliebten kleinen Tochter erzählt.
Ben befindet sich auf einer Fahrt nach Dortmund. Gleich zu Beginn erfahren wir, dass er dort Böses im Sinn hat. Seine Gedanken wechseln zwischen dem erwarteten Ziel und seinem geordneten Zuhause. Es passt nicht zusammen.
In wechselnden Kapiteln werden uns Personen vorgeführt, die in Beziehung zu ihm stehen.

Einmal kommt seine Frau zu Wort; dann ein als „Junge“ bezeichneter Knabe, der auf Ben in Dortmund wartet; schließlich Ben selber mit seinem unguten Vorhaben, einem Laster, dem er wie einem inneren Zwang folgt.
Es gibt die Berufskollegen, mit denen er in besten Beziehungen steht. Einer ist ihm zugetan fast wie einem Sohn.

Allmählich wird uns bewusst, dass Ben als Ermittler im Prostituiertenmilieu arbeitet. Er ist gut in seiner Arbeit, beliebt bei seinen Kollegen und fühlt sich hingezogen zu seinem Heim mit Frau und Tochter.
Der Schleier des Bösen, des verheimlichten Lasters und die Arbeit bringen den Helden in eine immer tiefer greifende mentale Krise.

Wie Wagner die Spieler in diesem ungleichen Spiel auftreten lässt, das zeigt uns einen Autor, der in die Tiefen menschlicher Seelen blicken kann. Das Gute und Böse liegen nahe beieinander. Wie viele Abgründe mögen im nach außen gebotenen biederen Auftreten schlummern?
Fesselnd wird man in eine Entwicklung einbezogen, die die Hauptperson in tiefe Verzweiflung stößt.

Es geht also nicht allein um die Aufklärung eines Kriminalfalls, sondern um den Fall eines von seinen Trieben gezeichneten Mannes.
Die Abgründe im menschlichen Sein aufzuspüren und nicht zu verurteilen, sondern sich um das Verstehen zu bemühen, das ist die Kunst dieses außergewöhnlichen Autors.
Es geht in seinem Roman mehr um eine Psychostudie als um den beschriebenen Kriminalfall.

Der Autor führt uns durch eine Geschichte, in der es so scheint, als könne man nach moralisch verwerflichen Handeln wieder auf den rechten Weg zurückfinden. Doch wie kann man sich täuschen!
Es gibt ausweglose Situationen. Wagner lässt Fragen offen und zeigt uns, dass am Ende nichts mehr sicher ist.

Gerade dieses Ende macht den Roman so bewegend: Subtil und ruhig zeigt die Erzählung, wie wenig wir vom Bösen ahnen, und wie man auch durch Verschleiern der Wahrheit ins Leben zurückfinden kann. Der Zufall spielt keine geringe Rolle.

Sehr lesenswert!

Jan Costin Wagner
Einer von den Guten
Galiani-Berlin, August 2023
208 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3869712600
ISBN-13: 978-3869712604
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Chris McGeorge: Escape Time – Die Morde von morgen

Chris McGeorge: Escape Time – Die Morde von morgen

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Das örtliche Krankenhaus hat eine Radiostation für ihre Patienten. Hier bringt sich Shirley Steadman mit ein und erfüllt die Musikwünsche der Patienten. Die ehrenamtliche Arbeit macht ihr viel Spaß. Als sie bei der Vorbereitung Radio hören möchte, entdeckt sie einen ihr unbekannten Sender. Der Moderator spricht mit verzerrter Stimmung und irrt sich auch noch im Datum. So scheint es, als würde er die Nachrichten von morgen verkünden. Doch tatsächlich hat der Unfall des Bäckers noch nicht stattgefunden, sondern ereignet sich erst am nächsten Tag. Wie konnte der Nachrichtensprecher das wissen?

Als er dann auch den Unfall des Milchlasters vorhersagt und dieser sich dann am nächsten Tag genauso ereignet, wird Shirley, die sich extra auf den beschwerlichen Weg zum Unfallort gemacht hat, misstrauisch. Als Nächstes wird ein Mord vorhergesagt. Sie muss die Polizei informieren, doch wird sie hier nicht ernst genommen.

Das angebliche Mordopfer, das sie vorwarnen möchte, macht sich ebenfalls über sie lustig. Shirley wird den Mord also nicht verhindern können. Aber vielleicht wird er auch gar nicht geschehen. Ihr sind die Anzeichen bewusst, die an ihrer geistigen Gesundheit zweifeln lassen. Immer wieder sieht sie im Haus ihren verstorbenen Sohn und unterhält sich mit ihm. Aber was, wenn es doch zu diesem vom Radiomoderator vorausgesagten Mord kommt?

Die alte Dame vermag vielleicht nicht das Zeug zu einer wirklich guten Ermittlerin haben, aber sie tut, was sie kann, trotz körperlicher Einschränkungen. Sympathiepunkte kann sie trotzdem nicht zu sammeln, ich fand nicht wirklich Zugang zu ihr. Auch ihr Umfeld scheint sie als eher unfreundlich zu empfinden. Dazu kommt die Entfremdung, die zwischen ihr und ihrer Tochter dargestellt wird. Ihren Charakter so zu zeichnen, könnte Absicht sein. Denn so kommt es, dass Shirley zunächst niemanden hat, dem sie sich anvertrauen kann.

Der Krimi verläuft eher gemächlich und wirkt entsprechend einfach geschrieben. Mit mysteriösen Wendungen habe ich nicht gerechnet und so bin ich überrascht, als genau diese dann endlich Spannung aufkommen lassen. Es geht in eine wirklich unglaubliche Richtung, mit der Option erneut aufs Glatteis geführt zu werden.

Rezension von Heike Rau

Chris McGeorge
Escape Time – Die Morde von morgen
416 Seiten, broschiert
Aus dem Englischen von Karl-Heinz Ebnet
Knaur, April 2023
ISBN-10: 3426227886
ISBN-13: 978-3426227886
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Emma Haughton: The Dark

Emma Haughton: The Dark

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12 Monate wird die Notärztin Kate North nun auf einer Antarktisstation arbeiten. Sie folgt kurzfristig auf den Arzt Jean-Luc Bernas, der einen tragischen Unfall hatte und ums Leben gekommen ist. Auf der Station, die sich Forschungszwecken widmet, herrscht eine seltsame Stimmung, die sich noch verstärkt, als der Winter anbricht, der noch eisigeren Kälte und tiefe Dunkelheit mit sich bringt.

Kate beginnt an der Richtigkeit ihrer Entscheidung zu zweifeln, denn Dunkelheit macht ihr Angst. Doch die Tragödie, die sie erlebt hat, hat sie zu einer Flucht aus ihrem Umfeld gezwungen. Als sie versucht, mehr über ihren Vorgänger Jean-Luc zu erfahren, zeigen sich die anderen nicht gerade gesprächig, was zu verstehen ist. Doch Kate bleibt hartnäckig und schießt dabei schnell einmal über das Ziel hinaus. Mancher fühlt sich von ihr vor den Kopf gestoßen. Aber in ihr wächst der Verdacht, dass es kein Unfall war. Doch wer könnte ein Interesse daran gehabt haben, Jean-Luc aus dem Weg zu räumen? Und warum?

Der Autorin gelingt es gut, die Station im Eis zu beschreiben, auch wenn die Forschungsarbeit selbst im Hintergrund bleibt. Die Kälte, die Dunkelheit und die beengten Verhältnisse machen es den Mitgliedern der Crew nicht leicht. Psychologisch ausgefeilt wird dargestellt, wie die Stimmung ist und wie sie sich zunehmend verändert. Unstrukturierte Tage, unaufgearbeitete private Probleme, kaum Kontakt zur Außenwelt und Müdigkeit durch Schlafmangel erschweren konstruktives Handeln und klares Denken. So entstehen Stresssituation, die an die Nerven gehen, und Diskussionen arten in Streitigkeiten und Angriffe aus.

Für Kate ist klar, dass unter ihnen ein Mörder ist, der vielleicht noch einmal zuschlagen wird. Es gibt nur ihre Sichtweise. Sie hat Anhaltspunkte, wenn auch echte Beweise fehlen oder diese verschwinden. Kate ist jedoch meiner Meinung nach nicht als besonders sympathische Person dargestellt. Sie hat Probleme, die sie eigentlich nicht für ihren Job qualifizieren. Hier wackelt die Glaubwürdigkeit etwas. Andererseits treibt sie die Handlung voran und bringt durch ihr unüberlegtes Handel die Gruppenmitglieder auch mal gegeneinander auf. Die Autorin rückt die Gruppendynamik in den Vordergrund, das sich aufbauende Misstrauen und zeigt gleichzeitig auf, dass jeder auf den anderen angewiesen ist, um auf der abgeschnittenen Forschungsstation überleben zu können.

Der Antarktis-Thriller unterhält gut und ist bis zum Ende sehr spannend.

Rezension von Heike Rau

Emma Haughton
The Dark
Antarktis-Thriller
Aus dem Englischen von Cornelia Röser
400 Seiten, broschiert
Knaur Verlag, November 2022
ISBN-10: 3426227932
ISBN-13:‎ 978-3426227930
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A. K. Turner: Wer mit den Toten spricht

A. K. Turner: Wer mit den Toten spricht

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Nachdem Cassies Oma einen Schlaganfall hatte, erzählt sie ihrer Enkelin endlich die Wahrheit. Cassies Eltern sind nicht bei einem Unfall ums Leben gekommen, vielmehr hat ihr Vater ihre Mutter ermordet. Nun, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde, nimmt er mit Cassie Kontakt auf, und behauptet unschuldig zu sein. Sie glaubt ihm nicht und doch ist da etwas, das leise Zweifel in ihr weckt. Könnte alles ganz anders gewesen sein? Sie beschließt nachzuforschen und beginnt Fragen zu stellen.

Cassie Raven ist eine interessante Figur. Sie hat eine liebenswerte Art. In ihrem Beruf als Sektionsassistentin geht sie respektvoll und zugewandt mit ihren toten Gästen um. Es gelingt ihr sogar, eine Nähe zu den Toten aufzubauen, die dann aber doch etwas unheimlich ist. Von anderen wird die eher zurückhaltende Cassie oft falsch eingeschätzt. Sie gehört der Gothic-Szene an und zeigt das durch ein entsprechendes Styling.

Ganz anders begegnet uns DS Phyllida Flyte, die ins Leichenschauhaus kommt, wenn kein natürlicher Tod vorliegt, sondern möglicherweise ein Mord. Sie ist eine konservative Polizistin, die sich an die Regeln hält. Cassie teilt sich ihr mit, schließlich braucht sie Einsicht in die alten Akten zum Mord an ihrer Mutter.

Es ist ein sehr persönlicher Fall für Cassie, der in diesem Buch aufgerollt wird. Entsprechen tief ist der Einblick in ihr Privatleben. Da man Anteil an ihren Gedanken, Gefühlen und ihren Zweifeln hat, entsteht Nähe.

Cassie wagt zunächst kaum, ihre Ermittlungen voranzutreiben und geht dann doch auch unkonventionelle Wege. Sie muss die Wahrheit wissen. Selbst Phyllida Flyte lässt sich zu einem nicht ganz korrekten Vorgehen hinreißen. Der Autorin gelingt es gut, die damit verbundenen Schwierigkeiten darzustellen und die unterschwellige Gefahr spürbar zu machen, in die sich Cassie bei ihrer Reise in die Vergangenheit ihrer Eltern begibt.

Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und von Feinheiten in der Sprache geprägt. Dazu kommen die eingestreuten Fakten über Pathologie. Es entsteht ein stimmiges Bild und bis hin zum Ende bleibt es spannend.

Rezension von Heike Rau

A. K. Turner
Wer mit den Toten spricht
Ein Fall für die Rechtsmedizin. Cassie Raven ermittelt.
Band 2
384 Seiten, broschiert
Droemer, September 2022
ISBN-10: 3426282496
ISBN-13: 978-3426282496
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Liz Nugent: Auf der Lauer liegen

Liz Nugent: Auf der Lauer liegen

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Ein Krimi der Extraklasse!

Der Kriminalroman von Liz Nugent beginnt im ersten Satz mit einem Mord!
Man weiß gleich, wer das Opfer und wer die Täter sind. Insofern ist die Geschichte ungewöhnlich.

Erst bei der Suche nach dem Mörder seitens der Polizei kommen alle möglichen Figuren mit ins Spiel. Und nicht nur das: die ganze Recherche wird von Bekannten des Opfers ausgelöst, denn Spurensuche und Gründe für den Mord bilden das eigentliche Thema.

Was mögen die Hintergründe für den Mord sein?

Hören wir zuerst die Geschichte des Ehepaares Lydia und Andrew Fitzsimons.
Sie sind ein glücklich verheiratetes Paar. Ein Sohn Laurence krönt ihr Glück. Der Junge neigt leider zur Fettsucht und ist wenig anziehend für Mädchen seines Alters.

Die Familie lebt in einem geerbten Familienhaus in Irland. Sie sind begütert, denn Andrew ist ein angesehener Richter. Lydia ist allerdings recht labil. Sie ist versessen darauf, viele weitere Kinder zu haben und macht damit ihrem Mann und Sohn das Leben schwer. Der Junge kann sich kaum den Fängen ihrer Liebe entziehen, was wohl seine Fettsucht mit verursacht.

Mit großartigem psychologischem Gespür für das Absurde im menschlichen Handeln nimmt uns die Autorin mit auf die Suche nach den Hintergründen, die zum Mord an einer jungen Frau geführt haben.

Feinsinnig und mit ausgefallenen Tricks entziehen sich die Mörder ihren Verfolgern.

Annie ist das Mordopfer. Ihre Schwester Karen wird Model, ist bildschön und will die Mörder ihrer Schwester finden.

Laurence findet endlich eine Freundin, zu deren Gefolge Karen gehört. Man wird unschwer merken, dass Laurence hoffnungslos in Karen verliebt ist. In dem verwickelten Geschehen geraten die Beziehungen der Protagonisten untereinander allmählich aus den Fugen.
Mehr soll hier nicht verraten werden.

Verlierer sind in diesem Roman die Männer, während Lydia sich als pathologische Intrigantin und Ränkeschmiedin zeigt.

In einer langen und faszinierenden Handlung wird Stein um Stein in den Weg und wieder aus dem Weg geräumt, bis man zum wirklich schauerlichen Schluss gelangt. Spannung pur in diesem außergewöhnlichen Thriller!

Die Autorin Liz Nugent stammt aus Dublin. Sie ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihre Romane erscheinen in fünfzehn Sprachen. Auf dem Klappentext wird sie euphorisch als „neue Königin des irischen Krimis“ gefeiert.

Liz Nugent
Auf der Lauer liegen
Steidl Verlag, August 2022
368 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3969991080
ISBN-13: 978-3969991084
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Ivar Leon Menger: Als das Böse kam

Ivar Leon Menger: Als das Böse kam

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Die 16-jährige Juno lebt mit ihrem Bruder Boy und den Eltern seit 12 Jahren isoliert auf einer Insel und findet das normal. Außer dem Postboten, der mit einem kleinen Boot kommt, lässt sich hier niemand blicken. Vor ihm müssen sich die Kinder jedoch verstecken. Wenn der Alarm losgeht, sind Fremde in der Nähe. Böse Menschen, die auf Rache aus sind und die Familie umbringen wollen. Die Kinder leben in ständiger Angst davor und sind froh, dass es den Schutzraum gibt. Hier lagern Vorräte, sodass sie es notfalls für mindestens zwei Wochen hier aushalten könnten. Genug Zeit für die Wächter, ihnen zu Hilfe zu eilen.

Doch Juno wird durch ein Ereignis misstrauisch. Sie fragt sich, was auf der andern Seite des Meeres ist. Wer die Fremdlinge sind, die ihnen Böses wollen? Doch verlassen darf sie die Insel nicht. Das ist eines der Gebote, an das sie sich zu halten hat. Vielleicht findet sich etwas Interessantes in Vaters Bibliothek. Doch die Kinder dürfen sie nicht betreten. Harte Strafen drohen.

Angangs scheint es, als würde das Buch in einer anderen Zeit spielen oder in einer anderen Welt. Das ist verwirrend. Doch schnell wird klar, dass sich alles in der Gegenwart zuträgt, auch wenn die Familie in sehr einfachen Verhältnissen lebt. Es gibt nur einen offensichtlichen Kontakt zur Außenwelt. Es herrscht eine beklemmende Stimmung, aber man hat sich offenbar arrangiert. Hat Rituale entwickelt, die dem Leben auf der Insel eine Struktur geben. Doch warum?

Kinder halten sich selten an Regeln, schon gar nicht, wenn sie älter werden und diese Regeln fragwürdig sind. Auch Juno entwickelt ein Misstrauen. Die Geschichte ist aus ihrer Sicht geschrieben, sodass der Leser direkt von ihren Beobachtungen und Gedanken erfährt. Strickt sie sich da etwas zurecht? Die Stimmung kippt immer mehr. Ganz langsam und in feinen Nuancen bis immer deutlicher wird, was hier gespielt wird. Die Gefahr steigt und damit die Spannung. Der Spannungsbogen ist in diesem Buch wirklich perfekt ausgearbeitet.

Dem Autor ist es gelungen, mich zu fesseln. Von Anfang an ist zu ahnen, dass hier etwas vertuscht wird und die Kinder aus einem bestimmten Grund isoliert werden. Der Kontrollverlust der Eltern ist es schließlich, der der Handlung eine Wendung gibt, die mich überrascht hat. Da die Handlung auf einer Insel spielt, erhöht die Spannung natürlich noch zusätzlich. Bleibt noch zu sagen, dass der Autor einen sehr angenehm zu lesenden Schreibstil hat.

Rezension von Heike Rau

Ivar Leon Menger
Als das Böse kam
320 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, Juli 2022
ISBN-10:‎ 3423263393
ISBN-13: 978-3423263399
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John Katzenbach: Die Komplizen – Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfider Plan

John Katzenbach: Die Komplizen – Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfider Plan

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Fünf Männer bilden eine verschworene Gemeinschaft, auch wenn sie sich nie begegnet sind. An ihrem geheimen Ort im Darknet, wo sie sich unsichtbar glauben, erzählen sie sich von ihren mörderischen Taten. Sie sind die „Jack’s Boys“, da Jack the Ripper ihr Vorbild ist, und nennen sich Alpha, Beta, Gamma, Delta und Easy. Obwohl sie Fotos ihrer Opfer an Polizeistationen schicken, ist ihnen wie erwartet bisher niemand auf die Spur gekommen.

Doch dann geschieht das Unmögliche. Ein Collegestudent verschafft sich Zutritt zu ihrem Chatroom und wird beleidigend. Schnell brechen die „Jack’s Boys“ ihre Sitzung ab, nur um an einem anderen Ort wieder aufzutauchen. Sie erholen sich schnell von ihrem Schreck und machen Connor Mitchell zu ihrem gemeinsamen Zielobjekt.

Connor hat ebenfalls Mordpläne, die jedoch noch sehr unausgereift sind. Hier geht um den Mann, der für den Unfalltod seiner Eltern verantwortlich ist. Seine Freundin Niki hat er sich anvertraut. Sie versteht ihn oder weckt zumindest den Anschein.
Seinen Großeltern, bei ihnen ist er aufgewachsen, verschweigt er seine Pläne. Doch zumindest kann er seinen Großvater Ross, einen Ex-Marine, fragen, wie es ist, einen Menschen zu töten.

Der Autor hat hier fünf Psychopathen zusammengebracht und zu Verbündeten und Vertrauten gemacht. Sie mögen nach außen hin ein normales Leben führen, doch ist jeder von ihnen ein Serienmörder. Und nun auch noch mit gemeinsamen Plänen. Ihren Fantasien zu folgen, ist hochspannend und geht an die Nerven.

Dazu kommt, dass der Roman sehr gut geschrieben und perfekt ausgearbeitet ist. Hier greift ein Detail ins andere und die Handlung wird immer weiter ausgebaut. Das sprengt das Vorstellungsvermögen, zumindest von mir, denn den Charakteren kommt man sehr nahe. Die Pläne der „Jack’s Boys“ sind gut durchdacht. Aber wie es so ist im Leben, kommt es meist anders als erhofft. Menschen, und so auch ihre Zielpersonen, weichen auch mal von ihren Routinen ab. Und wie war das? Irgendwer beobachtet immer was. Und so kommt es zu ungeahnten Turbulenzen, die wiederum Planänderungen oder, wenn nicht möglich, eine spontane Reaktion erfordern.

Man fiebert mit Connor und Niki und ihrem Familien mit. Als Leser darf man ja beide Erzählstränge verfolgen und weiß, wie Angriff und Gegenwehr geplant werden und wie groß die Gefahr ist. Das lässt die Spannung bis zum überraschenden Ende ins Unermessliche wachsen.

Rezension von Heike Rau

John Katzenbach
Die Komplizen – Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfider Plan
Psychothriller
Aus dem amerikanischen Englisch von Anke und Eberhard Kreutzer
624 Seiten, broschiert
Droemer, Juli 2022
ISBN-10: 3426306786
ISBN-13: 978-3426306789
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Anne Bandel: Von oben fällt man tiefer

Anne Bandel: Von oben fällt man tiefer

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Theophil Kornmaier hat ein Kindheitstrauma, das er mit einer Alpenüberquerung nun endlich aufarbeiten möchte. Seine Psychologin hat ihm dazu geraten. Sein Bruder war damals bei einer solchen Wanderung abgestürzt und Kornmaier neigt auch heute noch dazu, sich die Schuld zu geben.

Wandererfahrung er nicht, aber es kann ja nicht so schwierig sein, den E5 von Oberstdorf nach Meran zu laufen. Seine Kondition lässt zwar etwas zu wüschen übrig, wird sich wohl aber wieder aufbauen lassen. Beim Kauf der Ausrüstung schaut er auch nicht so genau hin, zudem unterschätzt er das Gewicht seines Rucksacks.

Bergführer Josef Oberhuber ist schon vor Antritt der Wanderung genervt. Nicht von der Wanderung an sich, sondern von den Wanderfreunden, die vollkommen unvorbereitet ankommen und die noch ganz andere Dinge als den Rucksack mit sich rumschleppen. Es wird dieses Mal nicht anders sein.

Und so besteht die Wandergruppe aus Einzelpersonen und Pärchen, die aus unterschiedlichen Gründen wandern wollen. Die einen wünschen sich, ihre Beziehung festigen zu können, andere wollen sich in jeder Hinsicht beweisen, etwas aufarbeiten oder der Einsamkeit entkommen. Die Atmosphäre ist von Anfang an recht seltsam und lädt sich immer weiter auf, bis schließlich zwei Wanderer der Gruppe vermisst werden. Und als es gar einen Todesfall gibt, wird die Geschichte zu einen Krimi. Da ist sie aber schon weit fortgeschritten.

Die Autorin schildert auf amüsante Weise, wie der Bergführer Oberhuber genau den Albtraum erlebt, den er erwartet. So wie die Gruppe wandert, wandert die Autorin zwischen den Teilnehmern der Wanderung umher, konzentriert sich mal auf den einen, mal auf den anderen. Doch Hauptperson in diesem Buch ist Theophil Kornmaier, der aber auch nicht gerade sympathisch erscheint. Dazu ist er zu selbstgefällig. Er ist jedoch ein guter Beobachter. Man übersieht ihn gern, wenn er still irgendwo sitzt. Und so macht er sich ein ganz eigenes Bild von den Geschehnissen und man darf an seinen interessanten Gedankengängen teilhaben.

Der Wanderkrimi wirkt wenig strukturiert und es wird viel Mögliches und Unmögliches herangezogen, um der Geschichte Witz zu verleihen. Keine Frage, sie ist unterhaltsam, lässt jedoch Tiefgang vermissen. Eine angenehme Lektüre für zwischendurch, die wenig Aufmerksamkeit erfordert.

Rezension von Heike Rau

Anne Bandel
Von oben fällt man tiefer
272 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, April 2022
ISBN-10: 3423219920
ISBN-13: 978-3423219921
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