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Kategorie: Krimi und Thriller

Paul Grote: Tödlicher Steilhang – Mord an der Mosel

Paul Grote: Tödlicher Steilhang – Mord an der Mosel

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Nach der Trennung von seiner Frau kommt Georg Hellberger bei einem Freund unter, der ein Weingut an der Mosel hat. Hellberger gibt vor, sich eine Auszeit genommen zu haben, denn auch seinen Job als Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma hat er nach einer Übernahme aufgeben müssen. Alles was ihm geblieben ist, sind Unterlagen, die diese Firma in keinem guten Licht erscheinen lassen. Deshalb wird er beschattet und unter Druck gesetzt. Das Weingut erscheint ihm als guter Platz, um sich vom allgegenwärtigen Stress zu erholen.
Damit, dass sein Gastgeber Stefan Sauter nach Italien reisen muss, hat er nicht gerechnet. Aber er beginnt dennoch so etwas wie ein Praktikum, um das Geschäft mit dem Wein kennenzulernen. Dass ganz in der Nähe ein Winzer in der Mosel ertrunken ist, gibt ihm zu denken. Ein weiterer, der schon verprügelt worden ist, kommt später in seinem Weinberg zu Tode. Ganz leise macht sich der Verdacht in Hellberger breit, dass Sauter damit etwas zu tun haben könnte. Hellberger hat eine Lizenz als Privatdetektiv. Ablenkung von den eigenen Problemen tut ihm gut. Also beginnt er, die Umstände der Todesfälle, die ja möglicherweise Mordfälle sind, zu untersuchen.

Man sieht es gleich. Dass wird nichts mit dem Sabbatjahr. Georg Hellberger ist zwar ausgebrannt, und eigentlich zu nichts mehr in der Lage, aber bei Mord und Totschlag springt der Motor wieder an. Allerdings sind die Fälle um die Winzer kompliziert. Es steht auch überhaupt nicht fest, ob beide ermordet worden sind. Motive sind auch nicht so einfach ersichtlich. Es gibt aber Feindschaften zwischen den Familien und auch mögliche politische Verwicklungen. Wem nützt der Tod von Peter Albers, der einen Rechtsstreit ausgerechnet mit Stefan Sauter hatte und wem der von Helmut Menges, der Vorsitzende einer Bürgerinitiative war? Es geht also nur langsam voran mit Georg Hellbergers Ermittlungsarbeit. Dennoch ist der leicht lesbare und insgesamt gut gemachte Krimi unterhaltsam, besonders für diejenigen, die Interesse am Weinanbau an der Mosel mit ihren Steilhängen haben.

Rezension von Heike Rau

Paul Grote
Tödlicher Steilhang – Mord an der Mosel
416 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423214643
ISBN-13: 978-3423214643
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Christian Buder: Die Eistoten

Christian Buder: Die Eistoten

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Alice Pokel ist elf Jahre alt, als sie zusammen mit ihrem Freund Tom Hahnemann im Wald am See die Leiche eines erfrorenen Mädchens findet. Statt die Polizei zu rufen, überzeugt sie Tom davon, abzuwarten. Denn Alice will selbst den Mörder finden. Die Sache soll nicht wieder als Unfall abgehandelt werden, so wie es bei ihrer Mutter war, die vor vier Jahren in der Nähe des Wohnhauses in einer eiskalten Nacht erfroren ist.

Tom recherchiert und stößt auf die Eistoten. Ein Journalist hat sich mit den merkwürdigen Todesfällen beschäftigt. Jährlich, immer kurz vor Weihnachten, stirbt ein junges Mädchen durch Erfrierung.

Der Schreck ist groß, als das erfrorene Mädchen aus dem Wald dann vor der Kirche gefunden wird. Die Polizei, und zu der gehört auch Alices Vater, geht wieder von einem von Unfall aus. Niemand hört Alice zu, die längst Zusammenhänge erkannt hat. Sie gilt durch den Tod ihrer Mutter als traumatisiert und ihr Vater erwägt, sie in eine psychiatrische Klinik zu bringen.

Viel Zeit bleibt also nicht, den Mörder zu finden. Und tatsächlich kommen die Kinder ihm auf die Spur. Er beichtet seine Taten in der Kirche. Die flüsternde Stimme jemanden zuzuordnen, ist allerdings nicht einfach.

Alice ist ein hoch intelligentes Mädchen und ihrem Alter voraus. Orientierung gibt ihr der 1954 verstorbene Philosoph Ludwig Wittgenstein. Das heißt aber nicht, dass Alice in einer Fantasiewelt lebt, auch wenn die Erwachsenen das glauben und sie für psychologisch behandlungsbedürftig halten.

Als Leser erhält man Einblick in ihre Denkweise und kann diese viel besser nachvollziehen, als es ihr Umfeld im Buch könnte. Das ist vom Autor sehr interessant gemacht. Alice, auch wenn sie besserwisserisch und altklug erscheint, ist intelligent und stellt Zusammenhänge blitzschnell her. Sie ist genau in ihrem Denken und im Analysieren der Vorkommnisse. Das macht sie zu einer sehr interessanten Persönlichkeit.

Da sie aber, außer von ihrem Freund Tom, keine Hilfe erhält bei der Aufklärung der Morde, die von den Erwachsenen als Unfälle wahrgenommen werden, spitzt sich die Lage immer mehr zu. Dem Mörder entgeht nämlich keineswegs, dass ihm die Kinder auf der Spur sind.

Es ist ein ungewöhnliches Buch. Es begeistert durch seine Vielschichtigkeit und die interessante Hauptfigur. Zudem ist es wirklich gut geschrieben.

Rezension von Heike Rau

Christian Buder
Die Eistoten
384 Seiten, broschiert
Aufbau Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3746629950
ISBN-13: 978-3746629957
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C. S. Forester: Tödliche Ohnmacht

C. S. Forester: Tödliche Ohnmacht

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Kriminalgeschichte im kleinbürgerlichen Vorstadtmilieu Londons.

Dieser bereits 1935 erschienene Kriminalroman des Autors C.S. Forester folgt einer ruhigen Linienführung.

Eine Tote hat vermeintlich Suizid begangen bis sich sehr bald herausstellt, dass sie wohl ermordet wurde.

Marjorie, Schwester der toten Dot, lebt ein Leben unter der unnachgiebigen und unbarmherzigen Ägide ihres Ehemannes, der nur den eigenen Trieben und Bedürfnissen folgt. Dass er als möglicher Mörder von Dot gelten kann, ergibt sich aus vielerlei Anzeichen.

Der Stil der Geschichte erscheint ein wenig betulich und sehr ruhig. Doch macht diese Erzählform gerade den Reiz der Geschichte aus. Steht der Täter für die Mutter von Marjorie erst fest, muss sie nur noch ein Netz spinnen, in dem sie ihn zu Fall bringen kann. Mrs Clair macht sich mit ihrer liebevollen und zugleich zielstrebigen Energie auf den Weg, um den unliebsamen und brutalen Schwiegersohn zu beseitigen.

In diesem Krimi geben nicht die Fahnder und Kriminalkommissare den Ton an, sondern Marjorie, ihre Mutter und ihr Mann Ted bestimmen das Hauptgeschehen. Der liebevolle Ton untereinander „meine Liebe“ hier und „Liebste“ dort lassen zunächst verkennen, mit welcher Akribie und Intriganz Mrs Clair listig die Fäden in der Hand hält und nach einer geheimen Regie die Geschicke ihrer Tochter leitet.

Die wenigen Personen, die das Geschehen bestimmen, machen es leicht, der Geschichte zu folgen. Man spürt das Klima um die Mitte der dreißiger Jahre in England, als die Welt noch überschaubar und fast gemütlich war. Meint man nicht sogar ein wenig, Miss Marple in der Hauptfigur zu erkennen?

Der Roman des 1966 verstorbenen Schriftstellers C.S. Forester ist offen, klar und leicht makaber aufgebaut und bietet neben dem eigentlichen Geschehen ein ruhiges Klima der Beschaulichkeit.

C. S. Forester
Tödliche Ohnmacht
280 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag, August 2013
ISBN-10: 3423249714
ISBN-13: 978-3423249713
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Cornelia Read: Der Junge, den niemand sah

Cornelia Read: Der Junge, den niemand sah

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Der Prospect Cemetery in Queens ist seit Jahrzehnten sich selbst überlassen. Die letzte Beerdigung fand im Jahr 1954 statt. Nun ist der Friedhof vollkommen verwildert. Dennoch haben sich einige freiwillige Helfer unter der Leitung von Cate Ludlam daran gemacht, hier aufzuräumen. Auch Madeline Dare ist mit dabei. Familiäres verbindet sie mit Cate und auch diesem Friedhof.

Beim Kampf gegen das Dickicht, das hier vorherrscht, findet Madeline die Knochen eines Kleinkindes. Die Rippen sind zertrümmer, sodass sie sofort auf ein Verbrechen tippt. Die Polizei wird verständigt. Die Ermittlerin Jayné Skwarecki nimmt ihre Arbeit auf.

Es stellt sich heraus, dass die Leiche etwa sechs Monate auf dem Friedhof gelegen haben muss. Eine passende Vermisstenanzeige beschleunigt die Identifizierung. Schnell ist klar, dass es sich um den kleinen Teddy handelt. Die Urgroßmutter des Kleinen erkundigt sich immer wieder bei der Polizei nach ihm. Die Mutter und ihr Lebensgefährte geraten in Verdacht. Aber ihnen etwas nachzuweisen ist äußert schwierig. Deshalb versucht Madeline selbst Licht ins Dunkel zu bringen.

Der Krimi ist sehr spannend aufgebaut. Neben den normalen Ermittlungsarbeiten entwickelt Madeline, die wirklich gut gezeichnete Hauptfigur, eigenes Interesse an dem Fall und bringt sich mit ein. Zwischen ihr und der Ermittlerin Jayné Skwarecki entwickelt sich eine Freundschaft.

Der Tod des kleinen Jungen geht Madeline sehr nahe. Es beeinflusst natürlich, wie sollte es auch anders sein, ihr Privatleben. Das wird sehr einfühlsam beschrieben. Der Fall selbst ist interessant, auch weil die Umstände, die zum Tod des Jungen führen nicht lückenlos nachvollziehbar sind. Jedes noch so kleine Detail, das herausgefunden wird, ist also äußerst wichtig.

Nach und nach kommt dann doch eine Reihe von Puzzleteilen zusammen und es ist sehr spannend zu verfolgen, wie vor Gericht der Mord rekonstruiert wird. Das Gefühl, einen gut geschriebenen Krimi zu lesen hält sich bis zum Schluss.

Rezension von Heike Rau

Cornelia Read
Der Junge, den niemand sah
448 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423214589
ISBN-13: 978-3423214582
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Stefanie Koch: CROSSMATCH – Das Todesmerkmal

Stefanie Koch: CROSSMATCH – Das Todesmerkmal

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Wer die anderen Bücher von Stefanie Koch, die schon mal vom EXPRESS als Donna Leon vom Rhein bezeichnet wurde, und ihren Kommissar Lavalle kennt, der weiß, dass er Spannung erwarten kann und darf. Der Begriff des Thrillers ist nicht umsonst auf den Umschlag gedruckt. Die Handlung, welche dieses Mal ohne Lavalle auskommen muss, spielt größtenteils in Düsseldorf, der Stadt der Schönen und Reichen. Für Kommissarin Lea Willach steht eine neue Leiche ins Haus, eine Leiche, die um alle lebenswichtigen Organe beraubt worden war. Sie war explantiert worden. Schnell bekommen Lea und ihre Kollegen heraus, dass es sich dabei nicht um einen freiwilligen Organspender handelt. Sie kommt einer internationalen Organisation, genannt Q21, auf die Spur, die im Auftrag reicher Kunden vor nichts zurückschreckt, um an passende Organe zu gelangen. Diese Erkenntnis bringt sie in das Visier einer ebenfalls international agierenden Polizeieinheit, die sich mit ebenfalls ungewöhnlichen Methoden anschickt, die Q21 zu stoppen. Methoden, die Lea nicht ohne weiteres gutheißen kann.

Die Autorin hat sich in ein Milieu begeben, welches erst vor kurzer Zeit in den Medien seine Runde machte. Die Recherchen eröffneten ihr Ungeahntes. Wenn man das mit dem Wissen um die Spionage seitens der NSA und anderer Geheimdienste zusammenbringt, dann wird alle fiktive Handlung in dem Thriller authentisch und plausibel. Die rasante Handlung wird gekonnt durch die Montage der Szenen (Probleme in der Familie, Koma ihres bisherigen Lebensgefährten etc.) mit so manchem Cliffhanger befördert. Das Buch lässt sich kaum aus der Hand legen, während man mit der Protagonistin Lea der größten Mafiaorganisation Q21 hinterherjagt. Ausgefeilte, zeitgenössische und plausible Dialoge, die den meisten Teil der Handlung beschreiben und nur von kurzen erzählenden Passagen unterbrochen werden, sind ein beliebtes Mittel, ein Handlung voranzutreiben, wobei sich der Leser in die Handlung hineinversetzt sieht. Kleine Anspielungen auf die Kollegen der schreibenden Zunft sind ebenfalls geschickt eingeflochten und fallen nur Insidern oder absoluten Krimiliebhabern auf. So spannend-verwirrend die Handlung ist, so schafft es Stefanie Koch, in einer verwirrenden Doppeldeutigkeit einzelner Sätze das Misstrauen beim Leser wachzuhalten. Während eine Figur von einem Kind spricht, im nächsten Satz an ein Kind denkt, sollte der Leser nicht unbedingt glauben, dass es sich in beiden Fällen um ein und dasselbe Kind handelt. Das ist Thrill pur.

Aber so sehr ich auch Geschichten mag, hat das Buch doch einen leichten bitteren Beigeschmack. Der Satz ist völlig daneben und entspricht nicht dem eines Buches. Auseinandergezogene Zeilen wegen des Blocksatzes ohne Silbentrennung und viele fehlende Leerzeichen, die aus zwei Wörtern eines machen, zwingen oft zum nochmaligen Hinschauen beim Lesen. Doch hält mich das mangelnde drucktechnische Handwerk nicht davon ab, dem Buch vier von fünf Sternen zu geben. Das Lesevergnügen war ja (fast) perfekt.

Koch, Stefanie
CROSSMATCH: Das Todesmerkmal
dot.books, München
ISBN: 9783955200480

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Matthew Quick: Silver Linings

Matthew Quick: Silver Linings

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Wohin die Liebe führt…

Dieser Debütroman des jungen Schriftstellers Matthew Quick sprengt alle Erwartungen!

Pat, ein 34 jähriger Mann, wird auf Drängen seiner Mutter aus einer psychiatrischen Anstalt entlassen. Weshalb er dort fest gesessen hat, wird sich erst allmählich zeigen. Zu Hause angekommen spürt man sogleich, dass sein Vater ein fanatischer Anhänger des Baskettballspiels ist. Besonders hängt er an der Gruppe der Eagles. Für seinen Sohn und die Familie hat er wenig übrig.

Pat lebt unter ständiger Medikation und muss sich zu Hause weiterhin einer Psychotherapie unterziehen. Seine Erinnerungen an die vergangenen vier Jahre sind ausgelöscht. In seinen Gedanken ist er ganz bei seiner Frau Nikki, mit der er sich unbedingt wieder vereinigen will. Er spricht von einer „Auszeit“, die er einhalten muss, doch er weiß noch nicht, wie lange diese währen wird. Die Psychiatrie ist “der schlimme Ort“, wohin er nie mehr zurück will. Durch ständiges hartes Training gelingt es ihm, sein Übergewicht zu reduzieren. Aufsteigende Wutanfälle bekämpft er mit ausdauerndem Laufsport. Er will gut sein und nicht mehr immer „recht haben“! Alle seine  Aktivitäten zeugen von einer fast manischen Anstrengung, auf die einstige Spur seines alten Lebens zurück zu finden.

Matthew Quick baut seinen Roman in hervorragender Weise auf. Man ahnt mehr als zu wissen: auf der Vergangenheit von Pat und seinem Aufenthalt in der Psychiatrie lastet ein dunkles Geheimnis. Von Gelegenheit zu Gelegenheit ergeben sich Zeichen, die Matthew als Außenseiter zeigen. Seine Mutter schützt ihn, wo sie kann. Schließlich begegnet ihm Tiffany, die Schwägerin eines Freundes. Sie ist aufdringlich und lästig. Matthew denkt ja nur an Nikki, an der er unverbrüchlich hängt. Der Autor steigert die Spannung, indem er immer neue geheimnisvolle Begebenheiten einfügt. Ihm gelingt die Schilderung eines Milieus von Langeweile und Überdruss in einer öden Mittelschichtfamilie. Darüber hinaus bietet er einen Eindruck von den Gefährdungen in der Großstadt Philadelphia, wohin es den Helden auf der Suche nach seiner Frau verschlagen hat.

Pat liest anerkannte Werke der Weltliteratur in der Hoffnung, seiner abwesenden Frau damit zu imponieren, doch nichts gibt ihm sein inneres Gleichgewicht zurück. Zeigt er nicht die Anzeichen einer manischen Depression? Und wo ist der Silberstreifen am Horizont mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft?

Die Lösung des Rätsels bleibt dem Ende vorbehalten. Spannend und anspruchsvoll bleibt die Geschichte bis zuletzt.

Die Lektüre schwankt zwischen Psychothriller und Gesellschaftsroman und ist hoch gelobt und mit Preisen ausgezeichnet 2013 erfolgreich verfilmt worden.

Matthew Quick
Silver Linings
352 Seiten, gebunden
Kindler, März 2013
ISBN-10: 3463400812
ISBN-13: 978-3463400815
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Sandra Lüpkes: Götterfall

Sandra Lüpkes: Götterfall

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Eigentlich sollte Tilda Kosian, die Leiterin der Abteilung, zum Symposium nach Island fliegen. Doch nach einem Brand in ihrer Wohnung muss sie von Wencke Tydmers vertreten werden. In dieser Zeit erhält die Fallanalytikerin den ersten Brief. Er stammt aus der Hand von Dorothee Mahlmann, die seit mehr als zehn Jahren tot ist. Sie hatte zusammen mit Wencke die Polizeischule in Bad Iburg besucht und war eine Freundin gewesen.

Die Briefe wecken Erinnerungen. Damals hat es einen Entführungsfall gegeben. Jan Hüffert, der Sohn eines wichtigen Staatsmannes, war das Opfer. Für die Entführung verantwortlich war Frank-Peter Götze, der Freund Dorothees. Dass er Jan Hüffert nicht ermordet, sondern nach Durchsetzung seiner Forderungen freigelassen hat, hat ihm niemand geglaubt.

Dass Frank-Peter Götze nach seiner Entlassung ausgerechnet nach Bad Iburg zurückgekehrt ist, überrascht Wencke. Noch viel erstaunlicher ist es, dass er, wie sie feststellen muss, auch nach Island fliegen wird, mit dem gleichen Flug, wie sie selbst. Wencke weiß, dass sie den Fall noch einmal aufrollen muss. Dafür will sie ihr ganzes Wissen als Profilerin einsetzen.

Es erschließt sich schnell, dass damals keiner die wahren Hintergründe des Entführungsfalls enträtselt hat. Auch dass der Falsche hinter Gittern saß, ist bald klar. Die Autorin hat eine sehr komplizierte Rahmenhandlung eingebunden, sodass sehr viel Spannung entsteht.

Es geht im weitesten Sinne um Wirtschaftskriminalität und um damit verbundene verletzte Eitelkeiten, die nun gerächt werden sollen. Wer die Fäden in der Hand hält und sämtliche Personen im Umfeld manipuliert, ist aber absolut nicht offensichtlich, sodass auch Wencke an ihre Grenzen kommt.

Die Bühne, auf dem das Ganze stattfindet, ist begrenzt. Ein Vulkanausbruch mit Aschewolke verhindert, dass jemand sich in einen Flieger setzen und einfach verschwinden kann. So spitzt sich die Lage immer mehr zu.

Trotz komplizierter Hintergründe liest sich der Roman sehr gut. Vor allem die tatkräftige und mutige Ermittlerin Wencke Tydmers erhält Sympathiepunkte.

Rezension von Heike Rau

Sandra Lüpkes
Götterfall
336 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249641
ISBN-13: 978-3423249645
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Die KRIMI-COPS: Bluthunde

Die KRIMI-COPS: Bluthunde

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In dem vierten Roman der Krimi-Cops geht es wieder heiß her in Düsseldorfs schmutzigen Ecken. In einer Parkhalle im Hafen rutscht ein Kollege von der Streife in einer riesige Blutlache aus. Doch außer der Blutlache ist kein Verletzter oder keine Leiche vorzufinden. Kriminalhauptkommissar Struhlmann, genannt Struller, und sein Praktikant Jensen nehmen dennoch die Witterung auf, getreu dem Motto: Wo so viel Blut ist, muss auch eine Leiche sein. Ihre Wege führen sie zu alten und neuen Bekannten. Beispielsweise zu einem Musikproduzenten, der in der Klatschpresse ständig wegen irgendwelcher Partys mit Promis abgelichtet ist. Oder sie treffen Spinnen-Petra, eine Jugendfreundin von Struller. Doch alle Gespräche bringen sie nicht so richtig voran. Dann entdecken Müllmänner in ihrem Müllwagen eine Leiche. Jetzt kommen die Ermittlungen ins laufen. Zwar wird der Leser immer noch auf viele falsche Fährten gelockt, aber ohne dem würde das Lesen auch keinen Spaß machen.

Und bei Spaß sind wir schon beim richtigen Schlagwort. Die Krimi-Cops sind bekannt für ihre extrem unterhaltsamen Lesungen, in welchen sie genauso viel Situationskomik an den Tag legen wie in ihren Romanen. Da sie im wahren Leben richtige Polizisten sind, können sie auf einen unerschöpflichen Fundus von lustigen und weniger lustigen Begebenheiten mit halbseidenen und schweren Verbrechern oder gar keinen Verbrechern zurückgreifen. Die unterschiedlichsten Situationen werden fiktiv sehr gut aufbereitet und in entsprechende Handlungsstränge und Dialoge umgesetzt. Besonders schön gelungen ist die Erzählerstimme, die uns den gesamten Krimi in der Umgangssprache erzählt. Da passiert es eben schon mal, dass den Protagonisten etwas auf den Sack geht. Man hat beim Lesen stets das Gefühl, als würde man sich mit jemanden beim Bier am Stammtisch unterhalten. Doch bei all dem Spaß wird auf eines nie und nimmer verzichtet: die Spannung. Die einzelnen Abschnitte und parallelen Handlungen sind exakt aufeinander abgestimmt und werden nahezu ausnahmslos mit einem Cliffhanger beendet. Da viele Abschnitte zudem noch recht kurz sind, kommt dabei ein enormes Tempo für das Lesen zu Stande. So manches Mal schlug ich das Buch nach dem Zuklappen erneut auf, um doch noch mal drei Seiten weiter zu lesen, und dann nochmal drei Seiten, dann nochmal drei Seiten, nochmal drei Seiten …

Krimi- und Thrillerelemente wurden gekonnt eingesetzt und führen zu einem fulminanten Show-down auf den letzten Seiten des Buches. Elegant wurde von den Autoren eine zweite Spannungsebene eingebaut, die nichts mit dem Krimi an sich zu tun hat. Dabei geht es um den Kollegen Berti Strothmann, der von Struller gerne als der dümmste Kollege im Präsidium bezeichnet wird. Berti hat Struller allerdings dazu verpflichtet, sein Trauzeuge zu sein. Das passiert ganz am Anfang des Buches bereits. Alleine schon, um zu erfahren ob Hauptkommissar Struhlmann tatsächlich Trauzeuge wird, lohnt es sich, den Roman bis ans Ende zu lesen.

Obwohl das Thema der Hundekämpfe ein ekelhaftes und ernstes Thema ist, handelt es sich um einen sehr rasanten gut zu lesenden spannenden Krimi aus Düsseldorf, der fünf Sternen gerecht wird.

Die KRIMI-COPS
Bluthunde
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446871
ISBN-10: 978-3942446877

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Joy Castro: Tödlicher Sumpf

Joy Castro: Tödlicher Sumpf

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Berufliches Weiterkommen ist Nola Céspedes wichtig. Die beauftrage Story über Sexualstraftäter könnte, wenn sie diese gut schreibt, der Durchbruch sein, auch wenn ihr das Thema nicht unbedingt zusagt. Aber Nola will weg von den Klatschgeschichten hin zu ersthaften Themen, die Beachtung finden.

So beginnt sie zu recherchieren, hier in New Orleans, wo Hurrikan Katrina schwere Schäden hinterlassen hat.

Das Thema ist brisant. Denn kürzlich wurde eine junge Frau, Amber Waybridge, mitten am Tag aus einem Restaurant entführt, ohne dass den Vorfall jemand bemerkt hätte.

Nola macht freigelassene Sexualstraftäter ausfindig und besorgt sich über eine Freundin, die bei der Staatsanwaltschaft arbeitet, die Akten aus dem Archiv, um Interviewtermine vorzubereiten.

Die Interviews sind ein gefährliches Unterfangen. Nicht jeder Sexualstraftäter, der rehabilitiert ist, scheint es tatsächlich auch zu sein. Bald hat Nola den Verdacht, dass einer von ihnen für die Entführung Amber Waybridges verantwortlich ist.

Der Krimi ist aus der Ich-Perspektive Nolas geschrieben. Sie erscheint als ehrliche und sympathische Frau. Für den Artikel riskiert sie eine Menge, schließlich soll dieser perfekt werden. Daran liegt ihr viel.

Allerdings wirkt sich die Arbeit immer mehr auf ihr Privatleben aus. Man spürt, wie sie in einen Strudel aus psychischer Belastung und privaten Problemen hineingezogen wird. Die Stimmung wird ungemütlich und die Handlung dadurch immer spannender.

Wobei man nicht genau festmachen kann, was genau die Motivation Nolas ist, sich persönlich so sehr einzubringen, statt einfach nur ihre Arbeit zu machen. Das wird am Ende des Buches aufgelöst und es ist eine herbe Überraschung.

Rezension von Heike Rau

Joy Castro
Tödlicher Sumpf
Deutsch von Susanne Wallbaum
400 Seiten, gebunden
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423214546
ISBN-13: 978-3423214544
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Liz Jensen: Die da kommen

Liz Jensen: Die da kommen

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Hesketh Lock ist Anthropologe. Er hat das Asperger-Syndrom und dadurch die besondere Fähigkeit, Zusammenhänge und Muster zu erkennen, die sonst kaum ersichtlich sind.
Im Moment sind es die Nachrichten, die ihm Sorgen machen. Kinder greifen ohne Grund ihre Eltern oder Verwandten an und werden sogar zu Mördern. Erklären können die Kinder ihre Tat später nicht. Sie können sich nicht einmal daran erinnern. In ihrem Verhalten bleiben die Kinder allerdings verändert.

Gleichzeitig spielen sich noch andere Dramen ab. Männer sabotieren die Firmen, in denen sie arbeiten grundlos und ohne Nutzen für sich selbst. Auch sie verhalten sich nach ihren Taten merkwürdig und begehen schließlich Selbstmord.

Hesketh Lock stellt als Erster einen Zusammenhang her. Die Verhaltensmuster sind ähnlich. Eine Erklärung für die Vorkommnisse gibt es allerdings nicht, dabei werden immer mehr erschreckende Vorfälle bekannt. Das Ganze wächst sich zu einer Epidemie unerwarteter Größe aus. Ein normales Leben ist bald nicht mehr möglich. Selbst Freddy, der Sohn seiner Ex-Freundin Kaitlin Kalifakidis, greift seine Mutter an.
Ausgerechnet Stephanie Mulligan soll ihn in seiner Arbeit unterstützen. Die Frau, in die sich Kaitlin verliebte, was letztendlich zur Trennung geführt hat.

Man braucht schon starke Nerven, um das Buch zu lesen. Ein wirklich unglaubliches Szenario wird hier zum Leben erweckt. Es entsteht aus dem Nichts heraus, auch wenn später dann doch einige Ursachen, die in unserer Umwelt und der Art wie wir leben, zutage gefördert werden.

Hesketh Lock ist ein starker Charakter. Er sieht aufgrund seines Asperger-Syndroms die Welt ein wenig anders. Auch ist seine Art, mit Menschen umzugehen, von Problemen geprägt. Sein Arbeitgeber nimmt ihn allerdings, wie er ist, auch weil er seine besonderen Fähigkeiten schätzt.
In seinen Augen bleibt auch Freddy einfach nur ein Kind. Hesketh Lock geht davon aus, dass er den Angriff auf seine Mutter nicht zu verantworten hat. Diese differenzierte Sichtweise ist wichtig für den Verlauf der Geschichte.

Alles in allem ist es ein erschreckendes Buch, eines das verstört und ratlos macht. Das sehr zum Nachdenken anregt. Eine Gänsehaut ist beim Lesen immer mit dabei. Aber es ist ja auch ein Thriller! Und damit ein wirklich gutes Buch.

Rezension von Heike Rau

Liz Jensen
Die da kommen
Deutsch von Susanne Goga-Klinkenberg
320 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249609
ISBN-13: 978-3423249607
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