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Kategorie: Sachbuch

Jakob Augstein: Die Tage des Gärtners

Jakob Augstein: Die Tage des Gärtners

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Gärtnern mit Humor und Einfallsreichtum!

Wer sich etwa ein Gärtnerhandbuch mit handwerklichen Hinweisen erhofft, der wird über diese Lektüre zunächst verwundert sein.

Schon in der Einleitung bemerkt der geneigte Leser, dass hier ein Autor mit Genuss und Freude, viel Witz und Humor seine Erfahrungen als Gärtner niedergeschrieben hat. Man kann nicht umhin, immer wieder in schmunzelndes Lachen zu verfallen bei den Einfällen, der Diktion und dem unverstellten Blick auf die Wirklichkeit des Gärtnerns.

Mit klugem Blick leitet Jakob Augstein seine Betrachtungen über den Garten mit der Beschaffenheit des Bodens, den Wünschen des Gartenbesitzers, der Artenvielfalt und der Planung des ganzen Unternehmens ein. Da wirft er auch mal einen kurzen Blick auf verfeindete Nachbarn und tote Hausbesitzerinnen, deren Gärten verkommen. Das alles in einem höchst trockenen und amüsierten Ton, mit dem er die Leserinnen und Leser anspricht. „Ein Garten ist ja nicht wie ein Kind. Das wächst und geht irgendwann aus dem Haus. Der Garten bleibt immer da. Will immer bekümmert werden. Und wenn Sie nachlassen, straft er sie unmittelbar mit Verwilderung. Wollen Sie das wirklich?“

In diesem Sprachwitz geht es munter weiter; vom Herbst bis zum Winter mit dem leise knisternden Holz im Kamin,–aber man sehe sich vor: leicht hat man beim Zerhacken des Holzes ein Loch im Bein!

Der gebildete Jakob Augstein spart nicht mit Zitaten von Hebbel bis Cézanne, aus der Bibel und mit Psalmen und indirekten Hinweisen auch auf Rousseau wie der Garten und der Himmel und die Menschen zusammen passen. Dabei gibt es auch handwerklich genaue Beschreibungen von Blumennamen, ihrer Farbe, Beschaffenheit und der Anordnung zu einem bunten Ganzen.

Ein langes Kapitel ist den Unkräutern und besonders dem Unkraut “Giersch“ gewidmet, von dem jeder stolze Gartenbesitzer ein Liedlein zu singen weiß!

Dieses fast in einem unendlichen Monolog verfasste Brevier unterhält auf höchstem Niveau. Es ist im besten Sinne mit dem englischen Ausdruck „sophisticated“ zu charakterisieren.

Die herrliche Aufmachung mit den grün dahin getupften Zeichnungen von Nils Hoff gerät zu einem wahren Lesegenuss für den Garten- und Literaturfreund! Unbedingt vormerken als Geschenk oder zur eigenen Freude!

Jakob Augstein
Die Tage des Gärtners
272 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag
ISBN-10: 3446238751
ISBN-13: 978-3446238756
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Stephan Valentin: Ichlinge – Warum unsere Kinder keine Teamplayer sind

Stephan Valentin: Ichlinge – Warum unsere Kinder keine Teamplayer sind

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Muss man egoistisch sein, um im Leben bestehen zu können? Muss man zu allererst an sich denken? Viele Kinder, so scheint es, werden in diese Richtung erzogen. Ichlinge sind selbstbezogen. Ein Gemeinschaftsgefühl fehlt ihnen. Die Kinder haben es schwer, sich in Gruppen einzufügen. Um später erfolgreich sein zu können, muss man aber auch im Team zusammenarbeiten können. Es lebt nun mal keiner für sich allein. Wir sind eine große Gemeinschaft.

Es gibt unzählige Erziehungsratgeber. Eltern haben also genug Richtlinien bei der Erziehung. Aber so einfach ist es eben nicht. Es ist offenbar doch nicht so klar, nach welchen Werten, Kinder erzogen werden sollten. Das vorliegende Buch ist keine von Regeln geprägte Anleitung zur Erziehung. Der Autor schreibt nichts vor, er gibt zu bedenken. So beschreibt er im Buch, welche Eigenschaften ein Kind haben sollte, um später dann als Erwachsener glücklich und erfolgreich sein zu können. Ein Ichling wird das nach seiner Meinung nämlich nicht schaffen.

Toleranz, Kritikfähigkeit, Selbstdisziplin und Empathie sind wichtige Fähigkeiten, die Kinder beim Aufwachsen erlernen sollten. Das braucht Zeit und Gelegenheit und das ist nicht gegeben, so liest man im Buch, wenn Kinder zu viel Zeit mit Computer und Fernseher verbringen, ihre Freizeit mit Aktivitäten verplant ist und ihnen dadurch die Zeit fehlt, mit anderen Kindern zu spielen.

Mit Hilfe des Buches wird man befähigt, das Sozialverhalten des eigenen Kindes realistisch einzuschätzen. Man liest im Buch wie man soziale Kompetenzen bei Kindern fördern kann und wie man Werte vermittelt. Dabei wird nicht nur auf das Elternhaus geschaut, auch Kindergarten und Schule werden betrachtet. Zu Erziehungsstilen gibt es immer unterschiedliche Meinungen. Eltern, Lehrer, Erzieher und Psychologen stellen im Buch ihre Ansichten und Erfahrungen dar.

Als Eltern kann man dem gut lesbaren und verständlich geschriebenen Buch eine Menge zum Thema Kindererziehung entnehmen. Es gibt natürlich noch viel mehr Aspekte, als die in dieser Rezension angerissenen. Das Buch hilft den eigenen Erziehungsstil zu überdenken, altersgerecht zu gestalten und Wichtiges herauszustreichen.

Rezension von Heike Rau

Dr. Stephan Valentin
Ichlinge – Warum unsere Kinder keine Teamplayer sind
336 Seiten, broschiert
Wilhelm Goldmann Verlag
ISBN-10: 344217290X
ISBN-13: 978-3442172900
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Hans-Ulrich Grimm: Vom Verzehr wird abgeraten – Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht

Hans-Ulrich Grimm: Vom Verzehr wird abgeraten – Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht

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Sich gesund zu ernähren, ist heute ganz einfach. Die Regale in den Supermärkten sind voll mit Produkten, die Gesundheit versprechen. Damit tut man sich Gutes, glaubt man. Doch genau jenes Joghurt-Fläschchen, dessen Inhalt man sich jeden Morgen zum Frühstück einverleibt, ist auf dem Buchcover zu sehen mit einem Stempel drauf „Vom Verzehr wird abgeraten“.

Viele dieser Gesundheitsprodukte hat der Autor und Journalist Dr. Hans-Ulrich Grimm unter die Lupe genommen. Diese Industrienahrung ist scheinbar doch nicht so gesund, wie Werbesprüche das suggerieren, dafür aber sehr teuer.

Wer sich die Mühe macht und die klitzekleinen Zutatenlisten verpackter Lebensmittel liest, ist längst misstrauisch geworden. Sind diese Zusatzstoffe der Chemiefabrik nun harmlos oder sind sie es nicht? Für viele Verbraucher besteht hier Klärungsbedarf. Und man findet Antworten im Buch.

Über 300 Seiten an Informationen erhält der Leser. Es ist inhaltlich ein bisschen viel. Der Text ist zu wenig strukturiert. Aber der Autor schreibt auf eine dann doch schon wieder recht amüsante Weise über die Nahrungsmittelindustrie. Es mutet teilweise recht abenteuerlich an, was da hinter den Kulissen läuft. Und man kann es nicht anders sagen, dem Verbraucher wird das Geld aus der Tasche gezogen, auf Basis eines Gesundheitsversprechens, das nichts wert ist. Darüber klärt der Autor auf.

Einige Firmen und Produkte werden beim Namen genannt. Ihre Machenschaften und Werbestrategiegen und ihre Ziele werden aufgedeckt. Dazu kommen die Ernährungsratschläge. Da soll man sich fettarm ernähren, auf das Cholesterin achten und fünf Mal am Tag Obst und Gemüse essen. Aber ist jeder, der sich daran hält, auch gesund? Der Autor zeigt, was diese Ratschläge nach seiner Meinung überhaupt wert sind.

Mit dem Wissen aus dem Buch wird man angeregt, grundlegend über die eigene Ernährung nachzudenken. Weg von Fertigprodukten, Tütensuppen und Nahrungsergänzungsmitteln sollte der Weg hin zu einer ursprünglichen Kost mit frischen Lebensmitteln gehen. Der Autor liefert gleich ein paar Rezepte mit, die leicht umzusetzen sind.

Rezension von Heike Rau

Hans-Ulrich Grimm
Vom Verzehr wird abgeraten
Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht
320 Seiten, Klappenbroschur
Droemer Verlag
ISBN-10: 3426275562
ISBN-13: 978-3426275566
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Gene Stone: Warum manche Menschen nie krank werden… und wie auch Sie in Zukunft gesund bleiben

Gene Stone: Warum manche Menschen nie krank werden… und wie auch Sie in Zukunft gesund bleiben

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Manche Menschen scheinen tatsächlich nie krank zu werden. Bis in hohe Alter bleiben sie gesund und munter. Und sogar jede Erkältungswelle geht spurlos an ihnen vorbei. Wie kann das sein? Dieser Frage ist Gene Stone nachgegangen. Er hat fünfundzwanzig Personen befragt, die sich über eine ausgezeichnete Gesundheit freuen können. Und diese geben ihre Geheimnisse preis.

Manchmal ist es ein Nahrungsergänzungsmittel wie Bierhefe oder Vitamin C, oder auch die Nutzung von Heilpflanzen. Es kann auch ein bestimmtes Ernährungskonzept sein, bei dem es gilt sich kalorienarm zu ernähren oder auf tierische Produkte zu verzichten. Auch Bewegung bringt Gesundheit, durch Dehnübungen oder auch ein Lauftraining. Bestimmte Orte, genannt Blue Zone, versprechen eine höhere Lebenserwartung. Für mache ist es die Einhaltung bestimmter Hygieneregeln, für andere der Verzicht auf übermäßige Sauberkeit. Dem einen tut ein Mittagsschläfchen gut, dem anderen die kalte Dusche am Morgen.

Der Autor hat die Gesundheitstipps überprüft, so dass man dem Buch auch entnehmen kann, inwieweit der Erfolg der Ratschläge durch medizinische Forschungsergebnisse belegt werden kann. Manchmal sind es aber auch sehr persönliche Tipps, die als hilfreich empfunden werden, ohne dass sich eine fundierte Erklärung dafür finden lässt.
Alle hier vorgestellten Personen verfolgen also sehr verschiedene Gesundheitskonzepte. Sie haben aber eins gemeinsam. Sie sorgen gut für sich und tun aktiv etwas für ihre Gesundheit.

Wird man selbst immer wieder von gesundheitlichen Problemen geplagt, kann man sich umsehen und Ratschläge, die einem vorteilhaft für die eigene Gesundheit erscheinen, ausprobieren. Auch der Autor hat das getan und dies und jenes ausprobiert, einiges übernommen und anderes nicht.
Auch wenn man selbst über eine gute Gesundheit verfügt, kann man sich von dem Buch inspirieren lassen. Es ist immer wieder interessant zu lesen, wie andere Menschen es mit ihrer Gesundheit halten. Eigenverantwortung zu übernehmen, scheint in jedem Fall hilfreich zu sein.

Rezension von Heike Rau

Gene Stone
Warum manche Menschen nie krank werden… und wie auch Sie in Zukunft gesund bleiben
368 Seiten, broschiert
Heyne Verlag, München
ISBN-10: 3453602080
ISBN-13: 978-3453602083
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Eva Goris und Claus-Peter Hutter: Der Duft-Code – Wie die Industrie unsere Sinne manipuliert

Eva Goris und Claus-Peter Hutter: Der Duft-Code – Wie die Industrie unsere Sinne manipuliert

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Alles duftet! Die Zahnpasta nach Pfefferminze, der Lufterfrischer nach Sauberkeit, der Weichspüler nach Meeresprise, die Duftkerze nach Apfel und Vanille und das Geschirrspülmittel nach Zitrone. Man könnte diese kleine Aufzählung beliebig fortsetzen.

Eva Goris und Claus Peter Hutter haben sich einmal mit dem Thema beschäftigt. Die Medaille hat nämlich zwei Seiten. Düfte und Aromastoffe haben eine bestimmte Wirkung. Das weiß man auch aus der Aromatherapie. Der Mensch ist also durch Düfte beeinflussbar und eben auch, möglicherweise ohne sein Wissen, manipulierbar. Das ist den wenigsten Menschen klar.

Die Autoren sprechen nicht umsonst von Duftterror, denn überall werden Düfte eingesetzt. Geschäfte werden beispielsweise beduftet, Büroräume und Hotels.
Daneben können Düfte auch Nebenwirkungen haben und Allergien verursachen. Empfindlichen Menschen werden Düfte auch schnell unangenehm. Leichtfertig sollten diese also nicht eingesetzt werden, auch nicht zu Hause. Aber wer denkt schon darüber nach? Dabei machen Aromen nicht mal vor unserem Essen halt.
So duftet und schmeckt der Joghurt herrlich nach Erdbeeren, obwohl kaum Erdbeere enthalten ist. Geschmacksaromen findet man neben Geschmacksverstärkern in vielen Fertigprodukten.

Spannend und informativ ist das Buch, das viele Aspekte, Düfte betreffend, aufgreift. Es geht den Autoren nicht darum, diese zu verteufeln. Denn Düfte faszinieren uns, sind oft angenehm, wecken Erinnerungen oder versetzen uns in Stimmung. Riecht dagegen etwas schlecht, löst das Alarm aus, und schützt uns beispielsweise davor, verdorbenes Essen aufzunehmen. Nicht zuletzt werden auch zwischenmenschliche Gefühle durch Duftmoleküle beeinflusst. Diese Sensibilität für Gerüche wollen wir nicht verlieren.

All diese Themen und viele mehr beleuchten die Autoren näher. Die Texte sind spannend und unterhaltsam zugleich. Man kommt ins Staunen, in welcher Art und Weise und vor allem in welchem Umfang künstliche Düfte heute genutzt werden und das sehr sorglos. Es scheint hier keine Grenzen zu geben. Und das ist dann doch schon ein wenig besorgniserregend. Oder ist das übertrieben?

Jeder kann sich selbst seine Meinung bilden. Dazu haben die Autoren recherchiert und zusammengetragen, was Produzenten und Anwender sagen, was Experten und Verbraucherschützer meinen und auch Vertreter aus der Politik befragt, ob Handlungsbedarf gesehen wird. Fest steht, der Verbraucher hat zu wenige Informationen. Mit dem Buch ändert sich das. Gut ist in diesem Zusammenhang das letzte Kapitel des Buches. Die Autoren zeigen hier, wie man den Umgang mit Düften wieder in halbwegs normale Bahnen lenken kann, soweit man es selbst in der Hand hat.

Rezension von Heike Rau

Eva Goris und Claus-Peter Hutter
Der Duft-Code
Wie die Industrie unsere Sinne manipuliert
288 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN-10: 3453200012
ISBN-13: 978-3453200012
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Jochen Metzger: Alle Macht den Kindern

Jochen Metzger: Alle Macht den Kindern

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Über einen Monat soll der Selbstversuch laufen. Die Kinder, die dreizehnjährige Lara und der zehnjährige Jonny, sollen mit ihren Eltern die Rollen tauschen und alle Entscheidungen über die Familie treffen. Die Kinder bekommen alle Rechte, während die Eltern ohne Widerspruch den Anweisungen ihrer Kinder folgen müssen. Mit dazu gehört auch, dass die Kinder das Familienbudget für einen Monat verwalten. Schon im Vorfeld gibt es Diskussionen. Vorbehalte müssen ausgeräumt werden. Aber dann kommt man doch überein, was die Regeln betrifft und das Experiment kann zu einem geeigneten Zeitpunkt beginnen.

Familienvater und Journalist Jochen Metzger hat in dieser Zeit Tagebuch geführt. Das Experiment ist ein spannendes Abenteuer für die ganze Familie geworden, das sicher für alle Eltern sehr interessant ist. Hautnah bekommt man Einblick in das Familienleben.
Die erste Woche läuft ganz gut. Alles ist neu und interessant. Es ist spannend zu sehen, wie die Kinder scheinbar schneller in ihre neue Rolle finden, als die Eltern. Dann treten immer wieder Schwierigkeiten auf. Zum Ende hin wird das Experiment zur Bewährungsprobe für alle Familienmitglieder.

Jochen Metzger sieht genau hin. Er hinterfragt in seinen Gedanken das Verhalten seiner Kinder und natürlich auch das eigene und das seiner Frau Helga. Er bekommt zu sehen, was von der Erziehung bleibt, wenn die Kinder tun und lassen dürfen, was sie wollen und auch noch über die Eltern entscheiden können. Wie ändert sich der Umgangston? Wie viel Freiheit nehmen sich die Kinder, welche Regeln hebeln sie aus? Wie konsequent sind die Eltern, die ja nun die Rolle der Kinder innehaben?

Was passiert, schildert Jochen Metzger auf eine sehr sensible Art und Weise. Es geht nicht darum etwas zu beweisen. Erfahrungen werden gemacht, neue Einsichten gewonnen. Es ist ein Buch, das ernst und humorvoll zugleich ist, das interessante und auch sehr persönliche Einblicke zulässt und das sich dadurch wirklich sehr spannend liest.

Rezension von Heike Rau

Jochen Metzger
Alle Macht den Kindern
Ein Selbstversuch
180 Seiten, Klappenbroschur
Patmos Verlag
ISBN-10: 384360083X
ISBN-13: 978-3843600835
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Marita Vollborn und Vlad Georgescu: Die Viren-Lüge – Wie die Pharmaindustrie mit unseren Ängsten Milliarden verdient

Marita Vollborn und Vlad Georgescu: Die Viren-Lüge – Wie die Pharmaindustrie mit unseren Ängsten Milliarden verdient

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Jedes Jahr steht man wieder vor der Frage, ob man die Grippeimpfung machen lassen sollte oder nicht. Eigentlich werden hier klare Empfehlungen ausgegeben. Aber auch wenn man nicht zur Risikogruppe gehört, wird man spätestens dann zum Nachdenken veranlasst, wenn in den Medien von einer nahenden Grippewelle die Rede ist. Die Angst spielt bei der Entscheidungsfindung eine große Rolle und manchmal hat man schon den Eindruck, dass diese bewusst geschürt wird. Zieht hier die Pharmaindustrie die Fäden, die daran interessiert ist, Profit zu machen oder besteht wirklich Gefahr für die Gesundheit?

Das Buch ist interessant, keine Frage. Es geht vor allem um die Schweinegrippe. Hier wird im Nachhinein noch einmal aufgedröselt, wie die Sache lief. Beschrieben wird, wie es zur Panik kommen konnte. Die Autoren beschäftigen sich mit der Frage, ob die Angst der Menschen hier bewusst ausgenutzt wurde, um Impfstoff an den Mann zu bringen. Die Rolle vom Pharmaindustrie und Politik wird deutlich gemacht, die Verträge, die alles regeln, durchleuchtet. Auf Mängel, Ungereimtheiten und Fehlentscheidungen wird hingewiesen. Es ist auch wichtig, das im Nachhinein zu tun. Da haben die Autoren recht. Nur die Art und Weise mit diesem ironischen Unterton, der möglicherweise für unterhaltsam gehalten werden könnte, dann aber doch unangebracht scheint, stört.

Es ist auch zu bedenken, dass stets ein Team aus geschultem Fachpersonal die
Entscheidung trifft, welches Virus als gefährlich betrachtet werden muss und
welcher Grippeimpfstoff produziert wird. Diese Gefahr kann der Laie nicht
für sich selbst einschätzen. Ein bisschen Vertrauen in die Gesundheitspolitik ist also unumgänglich. Dieses wird aber mit dem Buch ein Stück weit zerstört, auch weil die Verdienste der Pharmaindustrie im Buch keine Beachtung finden.

Eine verantwortungsvolle Gesundheitspolitik sieht in den Augen der Autoren also anders aus. Was sich ändern müsste, wird aufgezeigt. Dazu gehört, die Gefahrenlage im Falle einer gesundheitlichen Bedrohung richtig einzuschätzen. Es gibt nämlich noch ganze andere Bedrohungen für die Menschheit. Schon beim Lesen der entsprechenden Abschnitte kann einem angst und bange werden. Nur werden diese aber eher ignoriert, so die Autoren. Dabei müsste hier die Forschung unbedingt ans Werk gehen. Unterstützt wird aber offenbar nur, was lukrativ erscheint.

Der Titel des Buches „Die Viren-Lüge: Wie die Pharmaindustrie mit unseren Ängsten Milliarden verdient“ ist eine klare Ansage. Aber auch hier könnte man unterstellen, dass ein reißerischer Titel dafür sorgt, dass das Buch sich besser verkauft. Es wird also schon einmal vorab mit zweierlei Maß gemessen. Das hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.

Rezensionen von Heike Rau

Marita Vollborn und Vlad Georgescu
Die Viren-Lüge – Wie die Pharmaindustrie mit unseren Ängsten Milliarden verdient
224 Seiten, Klappenbroschur
Carl Hanser Verlag
ISBN-10: 3446426353
ISBN-13: 978-3446426351
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Johannes Gutmann: SONNENTOR – Leben und genießen mit Kräutern und Gewürzen

Johannes Gutmann: SONNENTOR – Leben und genießen mit Kräutern und Gewürzen

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Der Österreicher Johannes Gutmann ist der Gründer und Geschäftsführer des SONNENTOR Kräuterhandels. In diesem Buch erzählt er die Gründungsgeschichte auf eine sehr persönliche Art und Weise. Seine Wertschätzung gilt auch seinen Wegbegleitern, also der Familie, den Mitarbeitern und den Kräuterbauern beispielsweise. Heimatverbundenheit ist ihm wichtig. Die Gründe dafür werden sehr bildhaft dargestellt.

Natürlich ist es eine Form der Selbstdarstellung, aber auch eine Möglichkeit die Firmenphilosophie deutlich zu machen. Und selbstverständlich ist das Buch als Werbung zu verstehen. Aber es ist eine sehr unaufdringliche Werbung, zumindest für Interessierte und Fans der SONNENTOR-Produkte, die auch in Deutschland zu haben sind.

Mit im Buch ist eine Kräuter- & Gewürzkunde, die sich sehr interessant liest. Was folgt sind Porträts verschiedener Kräuter, die von SONNENTOR angebaut werden. Man liest hier über Apfelminze, Frauenmantel, Holunderblüten, Ringelblumen, Zitronenverbene, Schafgarbe und vielen weitere. Gemischt werden die Kräuter zu Tees, die sich Glückstee, Kräuterzauber oder Blütenmischung nennen.
Dass Tee auch zum Essen passt, wie etwa ein guter Wein, wird in einem weiteren Kapitel bewiesen. Es wird genau erklärt, welcher Tee ein entsprechendes Gericht perfekt ergänzen kann. Das ist unbedingt herauszustreichen, denn das ist das Besondere am Buch.

Auch Gewürze werden in Porträts vorgestellt, darunter Kardamom, Kreuzkümmel, Koriander, Lorbeer und Majoran. Verschiedene Gewürzmischungen sind ebenfalls im Handel, vom Fischgewürz, über die indische Gewürzmischung bis hin zum bunten Pfeffer.
Es folgt eine Reihe von Rezepten, die man nachkochen kann. Die Auswahl ist bunt und umfasst Sonnentor Adventspunsch, Waldviertler Steinpilzsuppe, Weißmohntörtchen mit Weichseln und vieles mehr.

Man wird mit dem Buch also gut eingeführt in die Welt der Kräuter und Gewürze. Man lernt die SONNENTOR-Produkte kennen und kann einmal hinter die Kulissen schauen, was Produktion und Handel betrifft. Das Buch hat viele ganzseitige, sehr stimmungsvolle Illustrationen und ist damit nicht nur informativ, sondern auch schön anzusehen.

Rezensionen von Heike Rau

Johannes Gutmann
SONNENTOR – Leben und genießen mit Kräutern und Gewürzen
222 Seiten, gebunden
Verlag Eugen Ulmer
ISBN-10: 3800176807
ISBN-13: 978-3800176809
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Frank Both und Mamoun Fansa: Faszination Moorleichen

Frank Both und Mamoun Fansa: Faszination Moorleichen

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Die Moorleichen im Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg haben viele ihrer Geheimnisse preisgegeben. Seit ihrem Fund wurden sie mehrmals untersucht. Neue Untersuchungsmethoden brachten weitere Erkenntnisse. Im Buch kann man alles über die Moorfunde nachlesen. Alles, was diese so interessant macht, findet man ausführlich dokumentiert. Ältere Forschungsarbeiten werden mit neuen Erkenntnissen ergänzt. Manche bereits getroffene Feststellung musste nach neuen Untersuchungen korrigiert werden. Spannende Geschichten sind so entstanden.

Immer wurden die Moorleichen durch Zufall gefunden. Aus archäologischer Sicht lief das weitere Vorgehen nicht immer optimal ab. Oftmals wurden die Moorleichen bei der Bergung beschädigt, was natürlich die Forschungsarbeiten erschwerte. Ziel war es möglichst viel über die Person und das Lebensumfeld herauszufinden. Aussagen zu Geschlecht, Alter, Gesundheits- und Ernährungszustand und früheren Krankheiten wurden gemacht. Wichtig war es, die Todesursache herauszufinden. Vieles konnte man in Erfahrung bringen und konkrete Aussagen machen. Alle Erkenntnisse werden im Zusammenhang interpretiert. Manches aber bleibt Spekulation oder ist mehrdeutig. Einige Geheimnisse bewahren die Moorleichen also noch immer.

Entstanden ist das Buch anlässlich des Jubiläumsjahres „175 Jahre Landesmuseum Natur und Mensch“. Es ist ein ausgesprochen faszinierendes Buch. Die Textbeiträge sind sehr verständlich geschrieben. Es gibt Karten, so dass man die Fundorte der im Buch beschriebenen Moorleichen nachvollziehen kann. Bildmaterial, insbesondere historisches, ist reichlich und in guter Qualität vorhanden. Bekanntes und Überliefertes wird präsentiert und mit neuen, teils spektakulären Untersuchungsergebnissen abgeglichen. Ein spannender und detailreicher Blick in unsere Vergangenheit wird so möglich gemacht. Das ist sehr spannend zu lesen. Teilweise liest sich die Dokumentation wie ein Krimi.

Rezension von Heike Rau

Frank Both und Mamoun Fansa
Faszination Moorleichen
220 Jahre Moorarchäologie
120 Seiten, 80 Farbabbildungen, Flexicover
Verlag Philipp von Zabern
ISBN-10: 3805343604
ISBN-13: 978-3805343602
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Julia Onken: Rabentöchter

Julia Onken: Rabentöchter

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Julia Onken hat sich in ihrer Abhandlung mit der schwierigen Beziehung zwischen Töchtern und Müttern befasst. Geboren ist sie 1942 und hat durchaus noch die Auswirkungen althergebrachter Rollenmuster an sich selbst erleben können.

Hin und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und Abneigung erinnert sich Julia Onken nach dem Tod ihrer Mutter an die mühsame Beziehung zu ihr. Diese pendelte zwischen Fremdheitsgefühlen, Versuchen der Annäherung und immer wieder einer tiefen Diskrepanz zwischen Hass und Liebe. Am besten ging es ihr mit der Mutter, wenn eine fremde Person als Puffer die Gegenwart zwischen ihr und der Mutter entlastete. Auf der Suche nach der Frau, die ihre Mutter war, und die sie eigentlich gar nicht richtig kannte, entwickelt Julia Onken Psychogramme von Mutter- Tochterbeziehungen, die ihren eigenen Erfahrungen ähneln.

Kernpunkt ihrer These ist die Feststellung, dass es vielen Frauen im vergangenen Jahrhundert an angemessenem Selbstwertgefühl mangelte. Verbunden mit Erziehungsmustern, die sich häufig gleichen, waren Frauen vor allem Hilfsobjekte männlicher Eigensucht und Herrschaft. Das Rollenbild zieht sich fast bis in die heutige Zeit, in der zuletzt immer Frauen für die Fürsorge aller Familienmitglieder zuständig sind, ohne besonderes Ansehen dafür zu ernten.

Insbesondere die Rolle der Sexualität machte Frauen in früheren Zeiten zu Abhängigen im Geschlechtergefälle. Mit Scham und Abwertung reagierten Familie und Gesellschaft noch bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts auf voreheliche Sexualkontakte und Schwangerschaften. Das „gefallene Mädchen“ war ein gängiger Begriff, nachzulesen auch in Fontanes Romanen zu Ende des 19.Jahrhunderts als Ausdruck einer falschen bürgerlichen Moral, in der einem Mann alles, einer Frau aber gar nichts erlaubt war.

Julia Onken macht die Ohnmacht einer Verständigung zwischen Müttern und Töchtern an dem tief verinnerlichten und abwertenden Selbstwertgefühl von Frauen fest, die, wie immer sie sich auch verhielten, an Grenzüberschreitungen scheitern mussten, die ihnen die Gesellschaft abverlangte. Das abgewertete Rollenbild lässt Töchter unbewusst erschauern und bedroht sie, in die gleiche Falle selbstzerstörender Ichwerdung zu tappen. Töchter wehren diese mit Hass und Ablehnung der Mutter gegenüber ab. So gibt es eine Generationenfolge immer gleicher Rollenmuster: hier Frauen mit ihren Schamgefühlen der Minderwertigkeit, die sich in den Töchtern fortzusetzen drohen. Als gewichtig erachtet die Autorin Frauenfreundschaften. Hier können vertrauensvolle Offenheit und wohlwollende Zuwendung zu einem Ausgleich führen. Freundinnen können unbeschwert gegenseitig Identifikationsobjekt sein und Hilfsfunktionen bei der emotionalen Entwicklung bieten. Wünschenswert wäre eine neue Offenheit auch zwischen Müttern und Töchtern.

So weit Julia Onkens Thesen.

An zahlreichen Beispielen macht sie ihre Beobachtungen fest, denn sie leitet als Psychologin Frauenseminare und Selbstfindungsgruppen am Bodensee. Nicht immer werden sich Frauen in ihren Abhandlungen wiederfinden. Es gibt durchaus jene, denen das Glück des Kinderkriegens über alles geht, und die nach gelungenen Kinderjahren in glücklichen Elternhäusern mit harmonischen Identifikationsfiguren in keine der genannten Abwertungstheorien hineinpassen. Insgesamt aber ist die Abhandlung ein gelungener Abriss kultureller Entwicklung von Frauenschicksalen, der durchaus Anlass zum Nachdenken bietet. Zwar gibt es bereits eine Reihe von Frauenliteratur zum gleichen Thema. Doch setzt Julia Onken noch einmal eigene Akzente.

Julia Onken
Rabentöchter
180 Seiten, broschiert
Beck, März 2011
ISBN-10: 3406613381
ISBN-13: 978-3406613388
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