Hila Blum: Der Besuch

Hila Blum: Der Besuch

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Familiengeschichten…

Geschichten israelischer Autoren gehören zu den sensibelsten und geheimnisvollsten, die wir kennen. Hila Blum ist neu im israelischen Literaturgeschehen. Der hier vorliegende Debütroman dürfte für zahlreiche Leser eine willkommene Neuentdeckung sein.

Jerusalem in einem sehr heißen Sommer.

Ein Junge wird vermisst, und Nati und Nili streiten sich über ihre unterschiedlichen Auffassungen, wie und ob man ihn finden wird. Nati ist nüchtern und arrogant, Nili betont optimistisch.

Es sind eingefleischte Verhaltensmuster, mit denen sich die beiden schon lange auf die Nerven gehen. Ihre Töchter sind für eine Woche verreist, und sie sind ganz auf sich selbst bezogen.

Frei assoziiert erlebt man die beiden in ihrem Alltag.

Nati und Nili wohnen schön und scheinen zufrieden. Doch stimmt das so?

Eines späten Abends meldet sich Duclos bei ihnen. Sie haben den französischer Millionäre vor vielen Jahren in Paris bei einer delikaten Begegnung kennengelernt. Überraschende Einblicke in seine Persönlichkeit geben der Geschichte Feuer und Spannung.

Durch den Roman ziehen sich Impressionen und Szenen aus dem Leben der Protagonisten, die sie in verschiedenen Facetten erscheinen lassen, ganz so wie im richtigen Leben. Niemals verlaufen Leben ohne Hochs und Tiefs und ohne Verstimmungen und Erfahrungen, die den einen oder anderen in unterschiedlichem Licht zeigen. Vergangenes vermischt sich mit der Gegenwart.

Frühere Beziehungen und zwei Töchter geben der Familiengeschichte Vielfarbigkeit.

Die Sprache ist feinsinnig, poetisch und Hila Blum beschreibt Situationen treffsicher. Vieles bleibt vage und unausgesprochen.

Man muss hinter die Worte schauen, um zu begreifen, was im Inneren der Protagonisten vor sich geht.

Wir werden zu Betrachtern von Ereignissen, die voller überraschender Wendungen, Geheimnisse, Missverstehen und erneuten Annäherungen sind.

„Ein großer Familienroman aus Israel, eine Autorin, deren Stilgefühl und klarer, kluger Blick verblüffen“ steht im Klappentext. Und in der Tat: es lohnt sich sehr, diese Autorin kennen zu lernen. Sie zeigt das Talent so großartiger israelischer Autoren wie Amos Oz, David Grossman und vieler anderer mehr.

Die erfolgreiche Übersetzerin Mirjam Pressler tut ein Übriges, um den Roman zu einem ausgewiesenen Lesevergnügen zu machen.

Hila Blum
Der Besuch
416 Seiten, gebunden
Berlin Verlag, August 2014
ISBN-10: 3827011949
ISBN-13: 978-3827011947
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Michael Foreman: Ein Hund für viele Katzen

Michael Foreman: Ein Hund für viele Katzen

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Die Katze schläft mit ihren drei Kätzchen unter der Brücke. Besonders gemütlich ist es hier nicht. Aber die Kleinen haben es, angekuschelt an ihre Mama, wenigstens schön warm. Am nächsten Morgen müssen sie allerdings eine Weile alleine bleiben, denn ihre Mama muss das Frühstück besorgen. Sie geht dem verlockenden Fischduft nach, der einem Lieferwagen entströmt. Die Katze springt mutig hinein. Noch bevor sie sich umgesehen hat, schließt sich die Tür, der Motor wird angelassen und der Wagen fährt los.

Die kleinen Kätzchen beobachten das mit ängstlichem Blick. Sie wissen, dass sie nun allein sind und nichts anderes tun können, als zu warten, bis ihre Mutter zurückkehrt.

Ein alter Hund sieht die drei Kätzchen und freut sich, damit drei Mahlzeiten vor sich zu haben. Aber andererseits geht es den Kleinen genauso wie ihm selbst. Sie sind allein. Also legt sich der Hund in ihrer Nähe zum Schlafen nieder und lässt es zu, dass die Kätzchen sich an ihm wärmen. Am nächsten Tag sorgt er sogar für ihr Frühstück. Und er passt auf die Kleinen auf, die weiter auf ihre Mutter warten.

Die kleine Geschichte geht sehr zu Herzen. Der Hund, den man zunächst für gar nicht freundlich hält, nimmt sich den kleinen ängstlichen Kätzchen an, bis die Mutter zurück ist. Aber auch dann ist die Geschichte noch nicht zu Ende, denn auch Katzenmama und Hund schließen Freundschaft und auf geht es zu einem großen Abenteuer.

Die Geschichte ist gut zum Vorlesen für kleine Kinder geeignet. Es geht hier um eine unerwartete Freundschaft und den Abbau von Vorurteilen. Dabei sind es besonders die großformatigen detailreichen Illustrationen, die Botschaften übermitteln. Kinder können also gut das Vorgelesene mit den Bildern verbinden. Es bleibt noch genügend Raum für eigenen Gedanken und Interpretationen, die mit dem Vorlesenden besprochen werden können.

Rezension von Heike Rau

Michael Foreman
Ein Hund für viele Katzen
32 Seiten, gebunden
Annette Betz Verlag
ISBN-10: 3219116035
ISBN-13: 978-3219116038
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Stefanie Kremser: Der Tag, an dem ich fliegen lernte

Stefanie Kremser: Der Tag, an dem ich fliegen lernte

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Hin und her …

Nach der ungewöhnlichen Geburt von Luisa macht sich ihre Mutter Aza davon und überlässt das weitere Gedeihen ihrer Tochter anderen. Ferguson, ein Engländer, rettet dieser auf ungewöhnliche Weise das Leben. Er zieht mit ihr zu Luisas Vater Paul in eine Münchner WG. Das Aufwachsen unter diesen Bedingungen verläuft für Luisa lustig bis chaotisch. Sie bekommt ihre Mahlzeiten und ihre Fürsorge von allen gleichzeitig. Doch auch in der WG geschehen merkwürdige Dinge. Irene dreht durch, Max geht nach England, und Paul findet eine Spur zu Luisas Mutter. Zusammen mit Luisa macht er sich auf nach Brasilien, wo er Aza zu finden hofft.

Man kann sich das Leben der WG lebhaft vorstellen und harrt der Dinge, die da kommen mögen! Der leicht lakonische Ton, die Charakterisierung der einzelnen WG Bewohner und ihr Gemeinschaftsleben bieten mannigfachen Anlass, sich das gemütlich-ungemütliche Leben dort auszumalen.

Nachdem die WG sich aufgelöst hat, ist Paul mit Luisa auf dem Weg nach Brasilien, und damit fangen die großen Abenteuer erst an. Sie reisen zuvor in das Dorf Hinterdingen in Bayern. Dort erfahren sie die seltsame Geschichte der Aus- und Rückwanderung der Dorfbewohner vor hundert Jahren nach Brasilien und zurück. Weit verzweigte Verwandtschaftsbeziehungen tun sich auf, und Paul und Luisa sind beflügelt, Luisas Mutter in Brasilien zu suchen und zu finden.

Fazit der Geschichte: Luisa entdeckt die Freiheit ihres Lebens, die sie in keine verwandtschaftlichen Zwänge, Vererbungstheorien oder dergleichen einbindet. Sie ist ein glückliches Kind, das zahlreiche Bindungen und Verbindungen pflegt und sich zuletzt aufmacht, ihr eigenes Leben nach selbst bestimmten Regeln zu leben. Die abenteuerliche Reise nach Brasilien bescherte Ferguson, der sich ihnen angeschlossen hatte, Paul und Luisa eine Vielzahl von beeindruckenden Abenteuern und Erlebnissen.

Stefanie Kremser ist eine muntere Erzählerin, deren skurriler Humor so manches Mal zum Schmunzeln einlädt.
Sie hat einen leichten, beschwingten und fantasiereichen Roman geschrieben, in dem es sich schön schmökern lässt. Keine Erdenschwere mit belastenden Erinnerungen zeichnet den Weg der Icherzählerin. Hier findet sich die Leichtigkeit des Seins mit glücklichen Fügungen und bereitet dem Leser einfach nur Vergnügen.

Stefanie Kremser
Der Tag, an dem ich fliegen lernte
304 Seiten, gebunden
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, August 2014
ISBN-10: 3462047051
ISBN-13: 978-3462047059
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Jonathan Crown: Sirius

Jonathan Crown: Sirius

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Heimweh, Abenteuer und Neubeginn.

Das macht so schnell niemand diesem Autor nach: eine Geschichte zu erzählen mit dem ernsten Hintergrund der Vertreibung der Juden aus Nazideutschland gekoppelt an die komische Geschichte eines Foxterriers mit Namen Sirius!

Zuerst heißt dieser Hund noch Levi, und er gehört dem Professor Liliencron, einem jüdischen Wissenschaftler. Letzteren interessiert die große Politik nicht gar so sehr. Jeden Morgen zieht er seine Runden mit dem Hund durch die Berliner Straßen und ist froh.

Spätestens 1938, als in Berlin die Läden und Synagogen geschändet werden, ändert sich das. Polternde SS Schergen erobern jede Wohnung und verscheuchen die jüdischen Bewohner. In Haus der Liliencrons halten sie ein: der Hund kann seine Pfote zum Hitlergruß erheben! Das ist komisch und tragisch zugleich. Man hat damit die „Hitlerei“ im Hause der Liliencrons zu passender Gelegenheit veralbert!

Levi wird nach dem Sternbild des Sirius in „Sirius“ umbenannt und die ganze Familie mit Hund sucht einen Weg, aus dem Land zu kommen. Dabei zeigt sich, dass die Familie weitreichende Kontakte hat, die ihnen die Flucht nach Kalifornien ermöglichen. In Kalifornien geraten Carl und Rahel durch ihren Retter Peter Lorre, einer früheren Flamme von Rahel, in Schauspielerkreise und Sirius gleich mit ihnen.

Carl Liliencron bekommt einen Job als Chauffeur bei einem bekannten Filmschauspieler, und bald darauf wird Sirius als Akteur entdeckt. So ändern sich die Zeiten!

In einem rasanten Szenenwechsel rast die Erzählung durch die Weltgeschichte während des Zweiten Weltkriegs. Sirius denkt und handelt wie ein Mensch und kann daher auch die Geschichte beeinflussen! Ein Wunder!

Der Autor Jonathan Crown besteht darauf, dass er nur die Geschichte des Hundes Sirius protokolliert habe. Er sei gar nicht der Autor, sondern gäbe nur wieder, was ihm ein Nachfahre von Sirius erzählt habe.

Gekonnt aber fängt er die Atmosphäre im Hollywood der vierziger Jahre ein; die ausufernden Partys, Begegnung mit Schauspielern, die große Namen hatten und das ganze eitle Treiben der Filmschaffenden.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge liest man, wie schwer es die Menschen hatten, wenn sie aus allen bisherigen Bezügen, Profession und Heimat vertrieben wurden und zu einem kompletten Neubeginn gezwungen waren. Wer immer sich unter dem Namen Jonathan Crown verbergen mag: es ist ihm gelungen, den Ernst mit dem Scherz oder die Schwere und mit der Leichtigkeit des Seins zu verbinden.

Jonathan Crown
Sirius
288 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, August 2014
ISBN-10: 3462046780
ISBN-13: 978-346204678
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Rosemarie Bus: Gefährliches Gelände

Rosemarie Bus: Gefährliches Gelände

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Es ist Sommer am Schliersee. Überschattet wird das schöne Wetter, als ein Toter in einem Felsbecken an den den Josefsthaler Wasserfällen gefunden wird. Dass es Mord war, weiß Kriminalhauptkommissar Josefa Lautenschläger sofort. Sie hat ein Gespür dafür. Und nachdem sie dem Gerichtsmediziner auf die Sprünge geholfen hat, liefert der auch die entsprechenden Beweise.

Die Journalistin Stella hat den Toten schon einmal gesehen. In einem Strandkorb. Zusammen mit einer sehr reichen Frau. Der Mann, der ermordet wurde, hatte offensichtlich ein Verhältnis mit der verheirateten Brigitte Hochstetten. Stella schweigt und wird dazu, als Angestellte im Hause Hochstetten, auch noch schriftlich genötigt. Stella braucht den Job, da sie als Journalistin nicht genug verdient. Aber das hindert sie natürlich nicht daran, auf eigene Faust zu ermitteln und sich soweit es eben geht, mit der Kriminalkommissarin Josefa Lautenschläger auszutauschen.

Eine größere Summe scheint in diesem Krimi auch noch eine Rolle zu spielen. Ob hier eine Erpressung läuft oder etwas anderes Ungeahntes, lässt sich nicht so leicht ausmachen. Zu viele Personen sind im Spiel. Allerdings wird bald eine weitere auf mörderische Art und Weise beseitigt.

Der Fall ist recht spannend, aber auch undurchschaubar und langwierig. Der Täter ist einfach nicht dingfest zu machen und treibt Ermittlerin und Journalistin immer wieder in die falsche Richtung.

Die Stärke des Buches liegt eher in der Schreibweise der Autorin, die sich sehr gekonnt auf eine humorvolle und freche Art und Weise ausdrückt. Vorkommnisse werden mit sehr spezieller, bildhafter und dadurch besonders treffende Wortwahl umschrieben. Das ist sehr unterhaltsam.

Alles in allem wirkt der Krimi dennoch ein bisschen zu lang. Am Ende wird alles noch einmal durcheinander gewirbelt, was aber der Raffinesse des Täters zu schulden ist.

Rezension von Heike Rau

Rosemarie Bus
Gefährliches Gelände
400 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423215313
ISBN-13: 978-3423215312
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Magnus Schleich, Saul (Buchvorstellung)

Magnus Schleich, Saul (Buchvorstellung)

Im Rahmen der Edition Leselupe bieten wir Autoren die Möglichkeit, ihre Bücher als Taschenbuch und Hardcover zu veröffentlichen. Die aktuellen Veröffentlichungen stellen wir Ihnen natürlich auch auf dem Blog der Leselupe vor.

Saul, der erste König in Israel, gehört zu den tragischen biblischen Gestalten. Er scheitert an den Ansprüchen, die an ihn gestellt werden, aber auch an den eigenen ehrgeizigen Zielen. „Vollbringen war ihm keines geschenkt. Unter der Hand zerbrach ihm, was er eben voller Hoffnung angefasst hatte, und diese Erkenntnis zerriss ihn selbst, weil er immer wieder den Kampf dagegen aufnahm. Er gab sich nicht mit halben Dingen zufrieden, er wollte das Ganze, das ihm vor Augen stand, mit aller Macht. Aber kann man ein Ideal in einer unvollkommenen, bruchstückhaften Welt erzwingen? Der Versuch muss scheitern, er führt nicht ans Ziel, sondern unweigerlich zu Gewalt und Unmenschlichkeit. Saul nahm es wahr und wollte es doch nicht wahrhaben. Das war sein Verhängnis, daran litt er.“ Das schreibt rückblickend Meribaal, Sauls letzter Nachkomme. Neben ihm berichten drei weitere Erzähler: ein väterlicher Freund, ein junger Priester und ein Vertrauter von Sauls Erstgeborenen, Jonathan, jeweils aus ihrer persönlichen Perspektive von verschiedenen Lebensabschnitten des Königs, von seiner Erwählung bis zu seinem Tod auf dem Schlachtfeld, und von den ersten Jahren der Regentschaft seines Kontrahenten David, die durch blutige Kämpfe um die Macht gekennzeichnet sind. Dabei gibt die biblische Tradition den Rahmen der Erzählungen vor, sie wird aber frei ausgestaltet und mit fiktiven Teilen verwoben, so dass der heutige Leser in den Ereignissen aus ferner Zeit auch seine eigenen Fragen zum Sinn des Lebens und der Geschichte entdeckt. Was hat Bestand? Welcher Weg führt durch das Trümmerfeld der Vergangenheit? Meribaal zieht folgendes Resümee: „Einem jeden ist sein Los zugeteilt in dieser Welt, und er muss den ihm bestimmten Weg gehen. Das ist der gerechte Weg.“

Magnus Schleich
Saul
Taschenbuch: 444 Seiten
Verlag: Edition Leselupe (4. Juli 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3849586359
ISBN-13: 978-3849586355

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Micaela Jary: Das Haus am Alsterufer

Micaela Jary: Das Haus am Alsterufer

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Die Geschichte beginnt in Hamburg im Jahre 1911. Die angesehene Familie Dornhain, in dessen Besitz sich eine Reederei befindet, steht im Blickpunkt des Romans. Der verwitwete Victor Dornhain ist das Familienoberhaupt. Er hat drei erwachsene Töchter: Ellinor, Helene und Lavinia. Mit zum Familienhaushalt gehört Victors Mutter Charlotte.

Helene lebt nicht mehr zu Hause, sie ist künstlerich begabt und studiert in München. Ellinor engagiert sich in einer Frauenbewegung. Die jüngste Tochter, Lavinia, genießt die angenehmen Seiten des Lebens und möchte möglichst bald heiraten. Sie schmeißt sich dem Architekten Konrad Michaelis an den Hals, bringt ihn in eine ausweglose Lage und sorgt für einen drohenden Skandal, sodass er nicht anders kann, als Lavinia einen Heiratsantrag zu machen. Dabei ist er unsterblich in Helene verliebt. Das muss nun angesichts der Umstände geheim bleiben, so viel ist auch Helene klar.

Die Geschichte einer weiteren jungen Frau wird im Buch erzählt. Sie kommt als Hausmädchen in den Haushalt der Familie. Ihre Ziehmutter hat das arrangiert. Dass Klara Thießen näher verbunden sein muss mit Dornhains wird schnell klar. Aber bald verschieben sich die Prioritäten in der Familie. Nämlich dann, als der Krieg ausbricht.

Die Familiensaga ist in verschiedene Teile gegliedert. So wird die Geschichte von den unterschiedlichen Standpunkten der Familienmitglieder betrachtet. Die Töchter unterscheiden sich sehr in ihrem Charakter, sodass nicht die gleichen Lebensziele vorhanden sind.

Die Autorin schreibt sehr ausschweifend und bildhaft und versucht dabei Nähe zur Familie Dornheim mit all ihren Facetten herzustellen. Der geschichtliche Hintergrund spielt eine tragende Rolle. So ist die zweite Hälfte des Buches sehr viel spannender als die erste, weil die Familie während der Kriegszeit auf eine harte Probe gestellt wird.

Rezension von Heike Rau

Micaela Jary
Das Haus am Alsterufer
576 Seiten, broschiert
Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442480280
ISBN-13: 978-3442480289
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Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen

Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen

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Werner und Marie-Laure sind zwei junge Menschen, die in unterschiedlichen Sphären und Gegenden aufwachsen. Der Hauptteil der Erzählung umfasst zehn Jahre ihres jungen Lebens und umschließt in großen Teilen den Zweiten Weltkrieg.

Einige Jahre vor diesem Krieg lebt Werner als Waisenjunge in einem Heim bei Essen in Deutschland. Er interessiert sich für Radiotechnik und kann früh schon ferne Nachrichten empfangen. Wie sich zeigen wird ist er mit dieser Neigung ein willkommenes Mitglied der Deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg.

Marie-Laure ist blind und wird von ihrem liebevollen Vater geprägt. Er verwaltet die Schlüssel zu verschiedenen Abteilungen eines naturkundlichen Museums in Paris. Anhand eines Miniaturbaus ihres Viertels in Paris lernt Laure tastend sich in den heimatlichen Strassen zurechtzufinden. Nach der Flucht vor den Nazis nach Saint-Malo in der Bretagne hört Marie-Laure von einem seltenen Schatz, einem besonderen Diamanten, der Glück und Unglück zu bringen vermag. Ihr Vater hält ihn versteckt.

Dann beginnt der Zweite Weltkrieg.

In wild wuchernden und mäandernden Bildern folgt man den Spuren der beiden Protagonisten.

Werners Weg führt ihn über eine Napola, einer Eliteschule für den Führer Adolf Hitler, zum Militär und bis nach Saint-Malo in Frankreich, wo er die kleine Marie-Laure kennen lernt. Man wartet auf eine längere Beziehung zwischen den beiden. Jedoch bleibt es bei einer kurzen aber inhaltsreichen Begegnung.

Der Zweite Weltkrieg mit allen seinen Schrecken bietet den äußeren Rahmen für eine Handlung, die geheimnisvoll und unerklärlich ist. Französisches Flair, deutsche Gründlichkeit und auch die kriegerischen Grausamkeiten setzen Marksteine, die man nicht vergisst.

Mut, Tapferkeit und das Geschick, sich irgendwie durchzuschlagen, spielen keine geringe Rolle in der Handlung.

Kunstvoll webt A. Doerr eine Geschichte, in der an zahlreichen Orten mit verwirrenden Begegnungen aufgewartet wird. Er findet den Ton und die rechte Spielart, das breit angelegte Drama abzuhandeln. Man bleibt der Erzählung mit ihren Figuren immer auf der Spur und hofft, dass sich das Leben unter den kriegerischen Bedingungen doch zum Guten wenden möge. Weit verzweigt spielt die Handlung in verschiedenen Zeitebenen und Gegenden. Frankreich bietet allerdings den örtlichen Schwerpunkt. Gebannt liest man, wie einzelne Figuren sich durch schwere Prüfungen bewähren müssen. Der Krieg markiert seine Spuren mit aller Grausamkeit.

Der Roman zeigt poetische und geheimnisvolle Seiten. Zuweilen haben die Geschichten etwas Träumerisches.

Ein gelungenes Epos ist dem amerikanischen Autor Anthony Doerr mit diesem Roman gelungen. Er ist für sein Werk vielfach ausgezeichnet worden.

Anthony Doerr
Alles Licht, das wir nicht sehen
519 Seiten, gebunden
C.H.Beck, Juli 2014
ISBN-10: 3406667511
ISBN-13: 978-3406667510
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Hans-Peter Rodenberg: Marlene Ernest – Eine Romanze

Hans-Peter Rodenberg: Marlene Ernest – Eine Romanze

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Vielleicht ungewöhnlich für mich, ein Sachbuch zu besprechen, doch dieses hat mir außerordentlich gefallen. Es ist nämlich keine Biografie. Der Hemingway-Kenner Rodenberg hat sich dieses Mal der außergewöhnlichen Liebesbeziehung der außergewöhnlichen Figuren der Zeitgeschichte Ernest Hemingway und Marlene Dietrich angenommen, dem Dichter und der Diva. Wobei Ersterer durchaus auch als männliche Diva durchgehen täte. Die beiden verband eine enge Freundschaft – oder waren sie doch ein Liebespaar? Obwohl sie räumlich oft getrennt lebten, waren beide so eng miteinander verbunden, gingen beide so vertraut miteinander um, wie es Liebespartner, Lebensgefährten oder Eheleute miteinander nur tun.

Marlene und Ernest lernten sich 1934 auf dem Ozeandampfer »Ile de France« kennen. Von da an sollte es lebenslang zwischen ihnen knistern. Sie sang für ihn im Pariser »Ritz« auf dem Rand seiner Badewanne, er nannte sie liebevoll »My dear little Kraut«, in ihren unzähligen Briefen vertrauten sie einander alles an. Marlene und Ernest verfolgt die zärtliche Beziehung der beiden und ihre Lebensgeschichte von jener ersten Begegnung 1934 bis zu Hemingways Tod 1961.

Mir hat besonders der saloppe Stil des Autors gefallen. Die zahlreichen Informationen, die in den einzelnen Kapiteln stecken, lassen sich einfach aufnehmen. Abwechselnd sind die Kapitel gestaltet, mal die Sicht auf Hemingway, mal die auf Dietrich. Interessant sind die einzelnen Details, die einem vielleicht nicht immer fremd waren, aber die durch die Betrachtung der beiden als Paar in einem neuen Licht erscheinen.

Leicht zu konsumierendes Buch über unvergessene Größen der Vergangenheit und ihre Beziehung zueinander.

Rodenberg, Hans-Peter
Marlene & Ernest – Eine Romanze
Insel Verlag
ISBN-10: 3458357947
ISBN-13: 9783458357940

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Christoph-Maria Liegener: poetix – ein Pseudodichter (Buchvorstellung)

Christoph-Maria Liegener: poetix – ein Pseudodichter (Buchvorstellung)

Im Rahmen der Edition Leselupe bieten wir Autoren die Möglichkeit, ihre Bücher als Taschenbuch und Hardcover zu veröffentlichen. Die aktuellen Veröffentlichungen stellen wir Ihnen natürlich auch auf dem Blog der Leselupe vor.

Wer ist dieser “poetix” aus der Neuerscheinung von Christoph-Maria Liegener und warum wird er klein geschrieben? Warum soll er ein Pseudodichter sein? Was hat das alles mit zeitgenössischer Lyrik zu tun? Und was, bitteschön, ist ein Blasophem? Fragen über Fragen, denen Autor Christoph-Maria Liegener in “poetix – ein Pseudodichter” nachgeht.

In seinem Buch geht der Autor mit dem Leser auf Spurensuche und auf einen ironischen Streifzug durch verschiedene Gattungen der Dichtung. Nur ein Vorwand, die Werke jenes Pseudodichters zu verreißen? Teilweise schon: Mit sichtlichem Vergnügen zerpflückt der Autor die Werke seines Opfers. Er geht aber auch darüber hinaus und kommt dabei zu den merkwürdigsten Schlussfolgerungen. Angesichts des tragikomischen Protagonisten geht das nicht ohne eine Prise Galgenhumor und Nachdenklichkeit.

Die literarischen Formen in “poetix – ein Pseudodichter” reichen von Lyrik bis Prosa, vom Philosophischen bis zur Komik, von Sonetten bis zu experimentellen Texten. Selbst Graffiti werden nicht ausgelassen und auch ein sexy Kalligramm darf nicht fehlen. Für die ganz Anspruchsvollen wird in einem Essay eine Brücke von der Lyrik zur modernen Physik geschlagen. Bringt das Ganze etwas? Die Antwort in poetix’ Worten: Es hilft – nur jetzt noch nicht.

Eine humorvolle Annäherung an einen Pseudodichter und die Dichtung selbst.

poetix – ein Pseudodichter
Christoph-Maria Liegener
Taschenbuch: 92 Seiten
Verlag: Edition Leselupe (30. Juni 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3849584828
ISBN-13: 978-3849584825

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