Sharon M. Draper: Mit Worten kann ich fliegen

Sharon M. Draper: Mit Worten kann ich fliegen

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Melody leidet unter einer zerebralen Kinderlähmung. Sie ist schwerstbehindert und wird sich niemals selbst versorgen können. Da sie sich kaum bewegen kann, ist sie auf den Rollstuhl angewiesen. Nicht einmal durch Sprechen kann sie sich verständlich machen. Aber sie wächst in einer Familie auf, dies sie liebt, versorgt und fördert. Auch in ihrem Umfeld gibt es Menschen, die ihr verbunden sind. Insbesondere eine Nachbarin unterstützt die Familie, wo sie nur kann.

Melody hadert dennoch nicht mit ihrem Schicksal. Meist ist sie positiv gestimmt. Sie verfügt über einen wachen Geist. Sie ist wissbegierig, intelligent, hat ein ausgesprochen gutes Gedächtnis und ein erstaunliches Vorstellungsvermögen. Ihren Altersgenossen ist sie in manchen Dingen voraus. Ihr größter Wunsch ist es aber, sich mitteilen zu können. Sie kann sich in ihrer Fantasie und in ihren Träumen alles ausmalen, in ihrem Kopf ist alles möglich, aber sprechen kann sie nicht. Hier hilft ihr aber eines Tages die Technik weiter. Ein kleiner Sprachcomputer macht das für unmöglich Gehaltene dann doch möglich. Denn ihre Daumen kann Melody bewegen und damit tatsächlich das Gerät steuern.

Die Geschichte ist sehr beeindruckend. Die Autorin schreibt auf eine sehr einfühlsame Art und Weise. Sie lässt Melody selbst erzählen, was sie erlebt und empfindet. Wie sie sich stets ihre positive Einstellung gegenüber dem Leben zu bewahren versucht, obwohl das Schicksal so hart mit ihr verfährt und ihr immer wieder ihre Grenzen aufzeigt. Melody hat Humor und dass macht vieles leichter.

Ansprechen soll das Buch Jugendlich im Alter zwischen zwölf und fünfzehn Jahren. Und diese Zielgruppe wird wirklich perfekt angesprochen. Aber auch für Erwachsene ist das Buch interessant. Es sensibilisiert den Blick für behinderte Mitmenschen. Es gibt reichlich Stoff zum Nachdenken und Diskutieren. Und es vermag natürlich Vorurteile abzubauen.

Rezension von Heike Rau

Sharon M. Draper
Mit Worten kann ich fliegen
Aus dem Amerikanischen von Silvia Schröer
320 Seiten, gebunden
Ueberreuter Verlag
ISBN-10: 3764170107
ISBN-13: 978-3764170103
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Friedrich Ani: Die unterirdische Sonne

Friedrich Ani: Die unterirdische Sonne

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Die Kinder sind entführt worden. Sie werden in einem Keller gefangen gehalten. Sie bekommen zu essen, sie haben es warm. Sie haben Licht, auch wenn es kein Tageslicht ist. Sie werden beobachtet. Was oben in den Räumen geschieht, was die Entführer tun, darüber dürfen sie nicht sprechen. Dafür gibt es ohnehin keine Worte. Jedes Kind lebt in der Angst, wieder in die Räume über dem Keller geholt zu werden. So vergeht die Zeit. Keines der Kinder glaubt mehr daran, ihren Entführern zu entkommen. Nie wieder wird das Leben so sein wie vorher, wenn es überhaupt ein Danach geben sollte. Die Kinder glauben nicht mehr daran und beginnen ihr Schicksal hinzunehmen, so wie es ist.

Jedes Jahr verschwinden Kinder und Jugendliche. Es ist sicher richtig, dass in den Blickfeld der Leser zu rücken. Es kommt einer Aufforderung gleich, gut auf sich aufzupassen. Die Zielgruppe für dieses Buch sind Leser ab sechzehn Jahren. Doch die hier erzählte Geschichte ist nicht unbedingt als Lesestoff für Jugendliche geeignet. Sie wirkt hingeworfen. Man bekommt keinen Zugang zu den Kindern im Buch. Sie sind verzweifelt, sie resignieren. Und doch werden ihre wahren Gefühle nur sehr bedeckt offenbart.

Die Beweggründe der Entführer bleiben übrigens ebenfalls im Dunkeln. Den Tätern wird kein Raum für ihre eigene Geschichte gegeben. Auch wenn man natürlich schnell begreift, dass es um Kindesmissbrauch geht. Die irgendwo stattfindende Polizeiarbeit, die Umstände um die Angehörigen der Kinder, das alles wird ausgespart. Und dennoch hat die krasse Fokussierung auf die Kinder sicher nicht die vom Autor gewünschte Wirkung. Weil es an Tiefgang fehlt, an psychologischen Feingefühl. Und an Erklärungen. Klar, der Sinn fehlt, wo es keinen Sinn gibt. Aber kann man Jugendlichen eine Geschichte auf diese Art und Weise hinknallen. In dieser knappen Erzählweise? Ohne Ansatzpunkte mit dem Gelesenen fertig zu werden?

Rezension von Heike Rau

Friedrich Ani
Die unterirdische Sonne
336 Seiten, gebunden
ab 16 Jahren
cbt, München
ISBN-10: 3570162613
ISBN-13: 978-3570162613
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Thommie Bayer: Die kurzen und die langen Jahre

Thommie Bayer: Die kurzen und die langen Jahre

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Simon und Sylvie lernten sich im Jahr 1974 über zwei Todesfälle kennen: Simons Vater wurde eines Tages ermordet und zu gleicher Zeit auch Sylvies Mann Konrad. Wie konnte es dazu kommen?

Simon lebt in Konstanz und Sylvie in Lindau am Bodensee. Simon ist gerade 22 Jahre alt, Sylvie ist acht Jahre älter. Er verliebt sich sehr in diese ältere Gefährtin, die ihm eine echte Gefährtin nicht sein will!

Die beiden bleiben die ganze Zeit im Mittelpunkt der Geschichte. Sie fühlen sich auf subtile Weise von einander angezogen.

Der Bogen der Geschichte aber ist weit gespannt von 1964 bis zum Jahr 2014. Er bietet zahlreiche unerwartete Überraschungen.

Als Klavierstimmer schlägt sich Simon durchs Leben und hilft zwischendrin in einer Musikalienhandlung aus. Dort trifft er seinen guten Freund Manni, der eine Band hat. Auch Knut gehört zu der Clique und Anke und ihre Schwester. Man lebt und feiert zusammen und freut sich der gegenseitigen Zuneigung. Freundschaften entstehen, und Liebesbeziehungen bringen Freude oder auch Trauer.

Insgesamt ist es eine freudvolle Jugend mit allen Spielarten, die das Alter so mit sich bringt.

Simon wartet und sehnt sich nach Sylvie, und sie bleibt ihm eng verbunden; doch wirklich nahe kommen sie sich vor allem in ihren Briefen. Hier öffnet Sylvie ihr Herz, und Simon wartet sehnsüchtig auf diese Briefe.

Mit feiner Ironie und in sanften Farben malt Thommie Bayer das Leben in den Siebzigern in Deutschland. Die Jahre brachten politischen Aufruhr und die RAF, die mit ihrer Killermentalität die Republik erschütterte. Das sind die äußeren Umstände, in denen die Handlung angesiedelt ist. Im Inneren geht es um das alte Lied von Liebe, Treue, Abschied und Schmerz.

Spannend, einfühlsam und gelegentlich melancholisch berichtet Thommie Bayer von der Beziehung der beiden Hauptprotagonisten. Sie umkreisen sich und verlieren sich, nähern sich erneut und bleiben doch in einer sicheren Distanz zu einander. Dass sich hinter allem Geschehen noch ein Kriminalfall verbirgt, dass Kindergeburten und unerwartete Todesfälle eine geheime Dramatik entfalten, gibt der ganzen Geschichte einen besonderen Anstrich.

Thommie Bayer schreibt einen sanften Stil, hinter dem man diese Dramatik zunächst nicht vermutet. Es ist eine gelungene Geschichte: abenteuerlich, anspruchsvoll und faszinierend. Man sollte sich diesen Autor merken!

Thommie Bayer
Die kurzen und die langen Jahre
208 Seiten, gebunden
Piper, März 2014
ISBN-10: 3492054811
ISBN-13: 978-3492054812
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Michael Ballhaus: Bilder in meinem Kopf

Michael Ballhaus: Bilder in meinem Kopf

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Leben mit der Kunst!

Michael Ballhaus ist dieser ungemein sympathische, warmherzige und aufmerksame Kameramann, der es in seinem Leben zu einigem Ruhm gebracht hat. Schon früh interessierte er sich für Fotografie und nichts lag daher ferner, als dass er dieses Metier zu seinem Beruf gemacht hat.

In seinem Erinnerungsbuch geht es naturgemäß um sein Leben als Kameramann. Zunächst hat er mit R. W. Fassbinder gearbeitet, dessen frühes Genie Legende wurde. Einfach hatte man es mit diesem Regisseur nicht. Und hier zeigt sich auch schon die Richtung, in die das Buch von M. Ballhaus steuert: Er ist mit Leib und Seele beim Film und weiß zahlreiche interessante Begebenheiten von den Regisseuren zu berichten, mit denen er zuerst in Deutschland später in Amerika gearbeitet hat. Berühmte Regisseure wie Scorsese, Copola und viele andere haben ihn immer wieder um seine Mitarbeit  gebeten. Mit Leidenschaft berichtet er aus dem Nähkästchen der Filmgrößen, ihren Vorzügen und ihren Eigenheiten.

Seine Familie wird erwähnt als Hort der Ruhe und Geborgenheit, in der er auftanken konnte. Besonders seine Frau Helga war ihm eine unersetzliche  Ratgeberin, deren Zuneigung ihm alle die anstrengenden Jahre hindurch gewiss war. Dass sie starb, als er sich zur Ruhe setzen wollte, blieb für ihn schwer zu ertragen. Doch eine späte zweite Ehe schenkte ihm noch einmal tiefes Glück.

Insgesamt kann man sagen, dass das Buch von M. Ballhaus eine Geschichte des Films in Deutschland und Amerika und seiner zahlreichen Protagonisten darstellt.

Er berichtet detailreich, empathisch und erfüllt von seinen Jahren in dieser unruhigen Welt der Filmemacher und Künstler. Wer sich für die Filmgeschichte der einschlägigen Werke von der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bis heute interessiert, ist mit diesem Werk gut bedient. Die Biographie dreht sich um den Beruf und erst nachrangig um das eigene Befinden. Doch wer den Autor einmal life erlebt hat, der findet diesen sympathischen, leidenschaftlichen und herzlichen Menschen in seinen Berichten wieder.

Michael Ballhaus
Bilder in meinem Kopf
320 Seiten, gebunden
Deutsche Verlags-Anstalt, März 2014
ISBN-10: 3421045666
ISBN-13: 978-3421045669
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David Menasche: Davids Liste – Was bleibt, wenn ich gehe

David Menasche: Davids Liste – Was bleibt, wenn ich gehe

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David Menasche ist Lehrer aus Leidenschaft. Er liebt seinen Beruf und die Schüler. Eines Tages bekommt er unerklärliche Beschwerden und geht zum Arzt. Die Diagnose ist unfassbar. Er hat einen unheilbaren Hirntumor. Dennoch hält er sich über Wasser. Er möchte weiter unterrichten und tut dies auch. Seinen Schülern gegenüber ist er offen und ehrlich.
Als sich dann aber sein Gesundheitszustand verschlechtert und der Tod ganz nahe rückt, bricht er die Behandlung, auf die er ohnehin keine Hoffnung mehr setzt, ab. Er weiß, er wird nicht mehr lange leben. Aber bis dahin, will er noch einmal seinen Schülern nahe sein. Er will wissen, was aus ihnen geworden ist, und welche Rolle er dabei möglicherweise gespielt hat.

David Menache startet einen Facebook-Aufruf. Und es melden sich unglaublich viele seiner Schüler und bieten ihm an, bei sich Station zu machen.
Der ehemalige Lehrer hat Angst vor der Herausforderung. Körperlich steht es nicht zum Besten mit ihm und seine Sehkraft hat stark nachgelassen. Dennoch macht er sich auf die Reise. Er will sich nicht unterkriegen lassen. Aus den Begegnungen schöpft er Kraft. Es geht ihm trotz der Umstände sehr viel besser.

Das ist eine wirklich sehr ergreifende Geschichte. David Menasche versteht es, diese auf eine sehr emotionale Weise zu erzählen. Er macht Menschen Hoffnung und Mut, egal in welcher Lage sie sich befinden. Er rückt damit als schwierig empfundene Lebenssituationen ein bisschen gerade und zeigt, worauf der Blick zu richten ist.

In diesem Buch kommen auch viele seiner Schüler zu Wort. Sie beschreiben, weshalb David Menasche als Lehrer so beliebt war. Eines ist dabei besonders gut in Erinnerung geblieben, auch nachdem die Schulzeit beendet war und das ist seine Prioritätenlist. Jeder kann damit erfassen, was ihm wirklich wichtig ist und wohin es in Zukunft gehen soll. Sie ist hinten mit abgedruckt im Buch.

Rezension von Heike Rau

David Menasche
Davids Liste – Was bleibt, wenn ich gehe
Aus dem Englischen von Ulrike Strerath-Bolz
208 Seiten, gebunden
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426657384
ISBN-13: 978-3426657386
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Gaby Guzek und Elisabeth Lange: Pilze im Körper – Krank ohne Grund?

Gaby Guzek und Elisabeth Lange: Pilze im Körper – Krank ohne Grund?

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Wer denkt daran, dass der Grund für Allergien, Müdigkeit, Depressionen und Verdauungsstörungen oder Lebensmittelunverträglichkeiten eine Pilzinfektion sein kann? Auf Anhieb wahrscheinlich niemand, anfangs unter Umständen nicht einmal der Hausarzt. Meist ist es eher ein Zufallsbefund. Das vorliegende Buch macht aufmerksam auf das Krankheitsbild und bietet eine Möglichkeit, sich damit zu befassen. Medizinische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Texte sind unkompliziert verfasst und leicht verständlich.

Zunächst geht es um Pilze im Allgemeinen, dann speziell um die krank machenden. Genannt werden mögliche Ansteckungsquellen. Infolge werden die möglichen Symptome benannt und die Schädlichkeit der Pilze aufgezeigt. Dabei wird auch beschrieben, welche Medikamente eine Pilzinfektion begünstigen.
Wie man eine Infektion erkennen kann, wird ebenfalls genau erklärt.

Weiter geht es mit Ausführungen zum Immunsystem, denn eine starke Körperabwehr macht es Pilzen schwer, sich einzunisten. Für Pilzbefall kann möglicherweise aber auch für ein überschießendes Immunsystem verantwortlich sein.

Erhärtet sich ein Verdacht, kann auf eine Pilzinfektion getestet werden. Wie das vor sich geht und was zu beachten ist, wird im Buch beschrieben. Auch, welche Behandlungsmöglichkeiten es bei positivem Befund gibt. Hier wird direkt auf Medikamente eingegangen.

Zur Behandlung gehört aber auch eine Ernährungsumstellung. Es gibt hier direkt einen Wochenplan mit Verhaltensmaßnahmen und Ernährungstipps. Dabei wird auch beleuchtet wie sich die Wirksamkeit der Medikamente und der veränderten Ernährung anfühlt. Zusätzliche alternative Heilmethoden werden ebenfalls benannt.

Im zweiten Teil des Buches geht es um die Ernährung. Klar, ist bei einer darmfreundlichen Ernährung einiges zu beachten, aber die Autorinnen haben hier eine gute Zusammenstellung an Rezepten erarbeitet. Zuckerarm und ballaststoffreich. Auch wer mit einer hohen Zufuhr an Ballaststoffen nicht klar kommt, findet hier Ausweichmöglichkeiten für eine langesame Gewöhnung. Und auch auf Süßes muss nicht verzichtet werden. Nur wird eben nicht mit herkömmlichem Zucker gesüßt, sonder mit Süßstoffen und Milchzucker. Verbote gibt es übrigens keine, vielmehr Hinweise auf Lebensmittel, die möglichst selten gegessen werden sollten. Wenn man die Lebensmittellists für günstige und gesunde Lebensmittel so anschaut, fragt man sich dann aber doch, ob Ketchup und Diät-Cola hier nicht fehl am Platze sind.

Das Buch ist also äußerst informativ und damit ein guter Ratgeber. Es ist übersichtlich gegliedert, sodass man schnell zu gesuchten Informationen findet. Rezepte gibt es wirklich sehr viele und man lernt sehr schnell, wie die Ernährung anzupassen ist. Es geht hier nicht um eine Diät, sondern um eine dauerhafte Ernährungsweise, die den Pilzen möglichst keine Chance lässt, nach der Behandlung wiederzukehren.

Rezension von Heike Rau

Gaby Guzek und Elisabeth Lange
Pilze im Körper – Krank ohne Grund?
240 Seiten, Klappenbroschur
Südwest Verlag
ISBN-10: 3517092649
ISBN-13: 978-3517092645
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Lyndsay Faye: Der Teufel von New York

Lyndsay Faye: Der Teufel von New York

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Im Jahre 1845 wird In New York eine erste Polizeitruppe zusammengestellt. Recht und Ordnung sollen in der Stadt Einzug halten. Auch Timothy Wilde wird dazugehören. Er hat keine andere Wahl, wenn er in der Stadt überleben will. Ein Brand hat ihm alles genommen. Auch einen Teil seines Gesichts. Verschafft hat ihm diesen Job sein Bruder Valentine, der ebenfalls einen Job bei der Polizei hat, wenn auch in einer besseren Stellung. Er verfügt über die nötigen Kontakte und Verbindungen.

Timothy arbeitet gerade mal zwei Wochen als Streifenpolizist, als er eine junge Frau verhaften muss, die in geistiger Umnachtung ihr Kind hat sterben lassen oder ermordet hat. Aber das soll es noch nicht für diesen Tag gewesen sein. Ein Mädchen in einem blutgetränktem Nachthemd läuft ihm direkt in die Arme.

Es ist nicht ihr Blut und so führt die Geschichte zu einem mysteriösen Mann mit schwarzer Kapuze, der verantwortlich sein soll, für den Tod eines Jungen, der auf bestialische Art und Weise von eben diesem Mann ermordet wurde. Die Polizei muss sich bald mit einem Serienmörder auseinandersetzten. Doch vor der Bevölkerung wird der Fund der vielen weiteren toten Kinder verheimlicht. Timothy arbeitet auf Wunsch des Polizeichefs verdeckt weiter.

Die Geschichte ist sehr detailliert aufgebaut. Der Einstieg geschieht auf eine langsame Art und Weise, so dass man die handelnden Personen, die Stadt, die Lebensweise der armen Bevölkerung und Einwanderer und die politischen Umstände gut kennen lernen kann. Das macht den Krimi sehr authentisch und gut bildhaft vorstellbar.

Mit der Zeit baut sich ein unbegreifliches Grauen auf. Der Fall hat doch ganz andere Ausmaße als anfangs angenommen. Und Timothy Wilde muss fast im Alleingang ermitteln und mit einfachen Möglichkeiten dem Täter auf die Schliche kommen. Er erweist sich bald als guter Ermittler mit Herz und Verstand.

Das Ende hätte man sich sicher spektakulärer vorstellen können. Aber es ist alles ganz anders als vermutet. Der Täter und seine Motivation können dennoch nicht überraschender sein.

Rezension von Heike Rau

Lyndsay Faye
Der Teufel von New York
Deutsch von Michaela Meßner
480 Seiten, Klappenbroschur
ISBN-10: 3423249935
ISBN-13: 978-3423249935
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Regine Stoner: Selbst gemacht & mitgebracht – Geschenke aus der Küche

Regine Stoner: Selbst gemacht & mitgebracht – Geschenke aus der Küche

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Selbst gemachte Geschenke oder Mitbringsel sind etwas ganz Besonders. Wenn sie aus der Küche stammen, werden diese auch noch zum kulinarischen Genuss. Überreicht werden die kleinen Köstlichkeiten in einer kreativen Verpackung.

Zunächst wird Grundsätzliches aufgezeigt. Hier wird erklärt, wie Früchte konserviert werden, was beim Backen zu beachten ist und wie Geschenke ansprechend verpackt und transportiert werden können.

Den Anfang macht „Fruchtgenuss im Glas“. Hier findet man zum Beispiel ein „Melonen-Chutney mit Knoblauch“, das in schönen Gläsern mit einer Haube aus Papier-Muffinförmchen verschenkt werden kann. „Die Zwetschgenkonfitüre mit Weihnachtsgewürzen“, wird in hohen Gläsern, die einen roten Schal umhaben und eine Weihnachtsmannmütze obenauf, verschenkt.
Auch Kochzutaten kommen immer gut an. Das kann ein „Kräutersalz – mediterran“ in kleinen Säckchen aus Backpapier sein oder auch eine „Punsch-Essenz für kalte Tage“ in einer schönen Bügelverschlussflasche.
In „Zum Naschen – fein und süß“ findet man die „Rosenplätzchen – extrafein“ die zu Päckchen geschnürt in einer Zellophantüte verschenkt werden und den „Teekuchen im Glas“ dessen Glas in einen selbst gestrickten Glaswärmer kommt.
Wer lieber etwas „Pikantes aus dem Ofen“ verschenken möchte, sollte die „Käsecracker – wunderbar mürbe“ probieren. Ihnen dient als Verpackung eine kleine Obstkiste.

Die Rezepte sind sehr vielfältig. Es gibt genug Abwechslung und für alle Gelegenheiten lässt sich ein geeignetes Geschenk finden. Die Rezepte sind gut strukturiert, leicht nachvollziehbar und bebildert. Anfänger können sich zusätzlich an den Tipps und Ratschlägen vorn im Buch orientieren.
Die Verpackungen sind doch etwas anders, als man diese sonst in Bücher sieht. Sie sind nicht so aufwändig und auch für Ungeübte leicht nachzugestalten. Man kann sich auch einfach inspirieren lassen und dann verwenden, was in der eigenen Küche vorhanden ist.

Wer nach besonderen Geschenken aus der Küche sucht und Spaß am kreativen Gestalten und Verpacken hat, für den ist das Buch also sehr empfehlenswert.

Rezension von Heike Rau

Regine Stoner
Selbst gemacht & mitgebracht – Geschenke aus der Küche
144 Seiten, broschiert
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN-10: 3440140458
ISBN-13: 978-3440140451
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Martin Conrath: Der Schmerzsammler

Martin Conrath: Der Schmerzsammler

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Martin Conrath schreibt Krimis und als männlicher Part von „Sabine Martin“ historische Romane. ARD-Tatorte wurden von ihm zu Romanen gemacht. Mit dem „Schmerzsammler“ geht er mit einer neuen Protagonistin das Genre der Psychothriller an.

Die Protagonistin Fran Miller ist Fallanalytikerin und Sektenbeauftrage beim LKA in Düsseldorf. Sie betreibt einen ungewöhnlichen Ausgleichssport: zum „Herunterkommen“ braucht sie den Kick einer Extremsportart. Ein Partner im Team ist Bruno Rheinstahl, ein väterlicher Freund, den die Deutsch-Amerikanerin im Alter von zehn Jahren durch ihren Vater, ebenfalls Polizist, kennengelernt hat. Dritter im Team ist Günther Anleder, ebenfalls Profiler und spezialisiert auf geistige Krankheitsbilder. Alle gehören zur Abteilung „Operative Fallanalyse“, die aus Forschungsgeldern finanziert wird und nicht täglich draußen im Einsatz ist. Momentan sind sie weit in die Satanistenszene abgetaucht und haben dort ihr Betätigungsfeld. Der Anruf eines Polizeikollegen aus Hamburg zieht zunächst Fran, dann das Team in einen aktuellen Fall. Der Hamburger ermittelt in einem Mordfall und hegt Vermutungen, dass er etwas mit der satanischen Sekteszene zu tun haben könnte. Da er von der „Teufelsbraut“ Fran Miller gehört hat, bittet er sie um eine Einschätzung. Sie zieht sofort ihre Kollegen hinzu. Doch dann werden sie zu einem aktuellen Fall in Düsseldorf abgezogen: Grabschändung mit Anzeichen einer Schwarzen Messe. Ein klarer Fall für das Team. Keine Auszeit von der Forschung im Sektenmilieu, sondern praktische Unterstützung aus der Realität.

In verschiedenen Strängen wird auf den Showdown am Ende des Romans hingearbeitet. Zunächst scheinen alle Stränge zusammenhanglos. Zunächst die Polizeiarbeit, dann die Mitglieder einer Satanistengruppe, das Vorgehen eines äußerst brutalen Täters und schließlich der Drangsal der Opfer.
Natürlich geht man als Liebhaber von Krimis und Thrillern davon aus, dass alles irgendwie zusammengehört. Doch in welcher Weise ist sehr spannend vom Autor verpackt. Schließlich führt es doch zu einer unerwarteten Lösung. Einerseits als Leser erfüllt ist es andererseits schade, denn man weiß, dass der Roman nun fast beendet ist.

Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die Stränge erzählt. In der dritten Person wird von der Ermittlungsarbeit und von den Opfern des Täters erzählt. Mittels Ich-Perspektive schlüpft der Leser in die Figur des Täters. Das ist besonders perfide, denn eigentlich möchte man nicht der Täter sein. Denn der geht extrem brutal vor sich. Schließlich sammelt er wie andere Briefmarken die Schmerzen seiner Opfer. Und die schönsten Schmerzen erreicht er bei ihnen kurz vor deren Tod.
Conrath hat für diesen Thriller ein interessantes Figurenensemble geschaffen, welches in vielen Teilen denen anderer aktueller Krimis und Thriller entspricht: der väterliche Freund, die Kumpanei unter Kollegen, die nur auf Karriere bedachte Chefin. Doch der Protagonistin Fran(ziska) Miller hat er eine besondere Vergangenheit verpasst, der man gerne noch weiter auf die Schliche kommen möchte, was im Herbst wohl mit einem Folgeroman passieren kann.

Viele kleine Szenen sind nichts für schwache Nerven. Den Lesern, die sich starken Nervenkitzel wünschen, ist der Thriller in jedem Fall empfohlen.

Conrath, Martin
Der Schmerzsammler
400 Seiten, broschiert
Bastei-Lübbe, Köln
ISBN-10: 3404168070
ISBN-13: 978-3404168071

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014
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Peter May: Beim Leben meines Bruders

Peter May: Beim Leben meines Bruders

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Dass der Leichenfund im Torfmoor von Lewis nichts für die Archäologen ist, findet Professor Colin Mulgrew schnell heraus, trägt dieser doch ein Elvis-Tatoo. Auch wie der junge Mann gestorben ist, hat der Pathologe bald rekonstruiert. Es war Mord. Detective Sergeant George Gunn ist vom Ergebnis der DNA-Analyse überrascht. Es beweist, dass ein Ortsansässiger verwandt ist mit dem Toten.

Fin Macleod ist nach seiner Scheidung zurückgekehrt auf die Insel. Aus dem Polizeidienst ist er ausgeschieden. Es kommt zu einem Wiedersehen mit Marsaili, seiner Jugendliebe, die statt ihn damals einen anderen geheiratet hat. Ihr Sohn Fionnlagh, der wie sich herausgestellt hat, auch sein Sohn ist, ist gerade Papa geworden. Viel zu jung und ohne abgeschlossene Schulausbildung ist er dem Vater Donnas allerdings ein Dorn im Auge. In diesen Konflikt mischt sich Fin ein.

Tormod Macdonalds Verwandschaftsverhältnis zu dem Toten aus dem Moor wird sich nur schwer aufklären lassen. Marsailis Vater leidet an Demenz. Doch weil er als Mordverdächtiger gilt, wollen George Gunn und Fin Macleod versuchen herauszufinden, was Ende der 50er Jahre geschah. Der alte Mann kann sich an lange zurückliegende Ereignisse noch gut erinnern. Doch was er ab und an sagt, was ihm in den Sinn kommt, klingt diffus. Denn niemand weiß, dass er einen Bruder hatte, mit dem er nach dem Tod der Mutter in ein Waisenhaus kam.

Es ist eine überaus tragische Geschichte, die hier erzählt wird. Der alte Mann, der für Aufklärung sorgen könnte, kann es nicht mehr, auch wenn er aufgrund seiner Demenz in der Vergangenheit lebt. Niemand ahnt, dass seine Identität gestohlen ist, weil es sein musste, weil es keinen anderen Ausweg gab.

Dennoch wird nach und nach der alte Mordfall aufgerollt. Das ist insbesondere Fin Macleod, der die Krankheit kennt und es versteht, besser hinzuhören als andere. So kommt er der Wahrheit immer näher. Einer gefährlichen Wahrheit, das ahnt er bald. Und auch für den Leser wird diese unterschwellige Gefahr spürbar gemacht. Fin Macleod ist ein sensibler Ermittler, er vorverurteilt nicht und das beeindruckt sehr. Der Fall um Familienbande, um Rache und wieder Rache scheint kein Ende nehmen zu wollen. Die Spannung steigt ins Unermessliche und wird von Emotionen und Schicksalhaftem getragen in eine ungewisse Zukunft.

Rezension von Heike Rau

Peter May
Beim Leben meines Bruders
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz
336 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552056718
ISBN-13: 978-3552056718
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