Voker Weidermann: Ostende

Voker Weidermann: Ostende

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Ende einer Schriftstellerära.

Die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts brachte eine Reihe sehr begabter und erfolgreicher Schriftsteller hervor. Zu ihnen gehörten u.a. Stefan Zweig, Joseph Roth und Irmgard Keun, von denen hier die Rede sein soll. Es war die Elite der deutsch-österreichisch-jüdischen Schriftstellergeneration, die sich Anfang  des vergangenen Jahrhunderts zuerst in Belgien und zuletzt in Südfrankreich treffen sollte.

Im Fokus dieser Erzählung stehen Stefan Zweig, Joseph Roth und Irmgard Keun. Sie trafen sich 1936 zur Sommerfrische und zu gemeinsamer Arbeit in Ostende in Belgien.

Die düsteren Folgen eines Schriftsteller- und Bücherverbots in Nazideutschland hatten ihre Existenzen in Deutschland bereits beschädigt.

Nicht jeder weiß, dass Joseph Roth und Stefan Zweig in einer ungewöhnlichen Freundschaft verbunden waren. Die Zugehörigkeit zu jüdischen Familien konnte nicht als alleinige Ursache für diese brüderliche Verbindung ausgemacht werden.

Voker Weidermann lässt die z.T rauschhaften Begegnungen, Liebesaffären und Freundschaften noch einmal vor unserem geistigen Auge vorbeiziehen. Joseph Roth ist arm und alkoholsüchtig. Sein Freund Stefan Zweig jedoch gehörte damals bereits zu den begüterten und gut versorgten Dichtern und Denkern.

Dass alles bald vorbei sein würde, ahnte zu der Zeit noch niemand.

In Briefwechseln und Begegnungen sehen wir die berühmte Welt der Schriftsteller und ihres Anhangs und die kreativen Anregungen, die sie sich wechselseitig gaben. Ehen und Partnerschaften gingen wie immer für wenigstens einen der Beteiligten traurig zu Ende, und neue Liebesaffären nahmen ihren Anfang. Es ist eine vermeintlich noch freie Welt, deren Ende sich mit der Machtergreifung Hitlers bereits ankündigt.

Stefan Zweig hat seine Erinnerungen „Die Welt von Gestern“ genannt und damit ein unvergessliches Zeugnis eben jener Welt von gestern abgelegt. Volker Weidermann fügt diesen Erinnerungen gleichsam wie aus dem Blickwinkel eines Brennglases weitere Begebenheiten und Details aus jenen fernen Jahren hinzu. Es ist die Zeit vor der endgültigen Flucht vor den Nazis, die Schriftsteller wie Brecht, die Mann Kinder und Thomas Mann selber, E. Erwin Kisch, H. Kesten und viele andere mehr zusammenführte. Wie ein Tanz auf dem Vulkan fühlt man die Euphorie und die Angst aus dem Verhalten der Beteiligten. Volker Weidermann gibt ihnen beredt Stimme und Glanz und lässt uns den Übergang von der Freiheit in die Apokalypse deutlich erahnen.

Voker Weidermann
Ostende
160 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, März 2014
ISBN-10: 3462046004
ISBN-13: 978-3462046007
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Sarah Butler: Alice, wie Daniel sie sah

Sarah Butler: Alice, wie Daniel sie sah

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Daniel ist ein Landstreicher. Immer ist er auf der Suche nach Dingen, die andere weggeschmissen haben. Wichtig sind die Farben, denn die haben eine Bedeutung für ihn. Lässt sich doch damit der Name seiner Tochter bilden. Einer Tochter, die er nicht kennt und die längst erwachsen ist. Alice. Sie ist genauso ruhelos wie ihr Vater, von dem sie nichts weiß. Sie unternimmt lange Reisen und hält sich nie lange an einem Ort auf. Sie kehrt zurück, als ihr Vater stirbt. Also der Mann, den sie für ihren Vater hält.

Daniel sieht die Beerdigung als Gelegenheit, seiner Tochter zu begegnen. So geht er hin. Doch wie soll er Alice gegenüber treten? Wie soll er sich verhalten? Was könnte er sagen? Er sieht ungepflegt aus mit den abgetragenen und schmutzigen Klamotten, mit den Bartstoppel und dem fettigen Haar.

Er bastelt für Alice aus den Dingen, die er findet und die in den Farben ihren Namen widerspiegeln kleine Kunstwerke und positioniert sie am Elternhaus, so dass Alice sie finden muss. Alice ahnt, dass der Mann etwas zu tun haben muss mit ihrer Mutter und dass er ihr etwas sagen will. Doch Daniel will seine Tochter nicht verunsichern. Beide finden schließlich einen Weg sich zu verständigen, wo Worte zu viel Schaden anrichten könnten.

Die Geschichte um Alice und ihren liebevollen Vater ist sehr emotional geschrieben. Es geht um Gefühle, Lebenswege, Fehlentscheidungen, Hoffnungen und das Leben im Allgemeinen. Der Tragik der schwierigen Familienkonstellation wird viel Platz eingeräumt.

Es ist schwierig, sich auf diese Buch einzulassen. Es hat eine ungeahnte Schwere. Und die Geschichte ist auch nicht leicht nachzuvollziehen. Es ergeben sich viele Fragen, die aber letztendlich offen bleiben. Die Hauptpersonen, Alice und Daniel, sind vom Charakter äußerst schwierig. Es ist kaum möglich, sich in die beiden hineinzuversetzen, sosehr man es auch versucht. Und doch wird man von der Geschichte gefangengenommen.

Rezension von Heike Rau

Sarah Butler
Alice, wie Daniel sie sah
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
320 Seiten, Klappenbroschur
Droemer Verlag
ISBN-10: 3426514095
ISBN-13: 978-3426514092
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Alan Bennett: Leben wie andere Leute

Alan Bennett: Leben wie andere Leute

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Liebevolle Hommage an die eigenen Eltern!

Alan Bennett ist aus seinen zahlreichen kleinen Erzählungen, die im Verlag Wagenbach erschienen sind, einer breiteren Leserschaft bekannt.

In dieser hübschen Geschichte geht es ganz offensichtlich um die eigenen Eltern, denen er seine nüchternen und doch sehr herzlichen Erinnerungen widmet.

Leben wie andere Leute!

Das ist der Wunsch der um bürgerliche Lebensart bemühten Eltern, mit denen uns Alan Bennett konfrontiert!

„Smalltak, Buddhismus und Würstchenspieße….“ so stellt sich dieses liebe Paar das Leben auf den Cocktailparties vor, die sie nie erlebten und wohl kaum gemocht hätten. Auch Alkohol gehörte ja nicht zu ihren bevorzugten Gelüsten.

Vater und Mutter von Alan Bennett waren rechtschaffene Leute, fleißig, ein wenig spießig und sehr angepasst an das sie umgebende bürgerliche Leben. Leider litt die Mutter schon lange an sporadisch auftretenden Depressionen. Rührend und anhänglich besucht der Vater die kranke Mutter bei ihren diversen Krankenhausaufenthalten.

Alan Bennett beobachtet das Leben der Eheleute mit leicht belustigten und doch sehr liebevollen Blicken. Im Leben der beiden  ging es um die „Nachbarn“ und das, was sie denken mögen, um familiäre Rituale und vielerlei Alltagskleinigkeiten, die den Blick schärfen auf ein Leben ohne großen Ruhm oder Abgehobenseins.

Der Autor zeigt klaren Abstand zum eigenen Leben. Es geht ihm nicht um die eigene Person, wie in so vielen Lebenserinnerungen anderer Schriftsteller. Es geht einzig und allein um die Beobachtung von Menschen, die dem eigenen Anspruch genügen wollen und sich immer fleißig um Ordnung und

Aufrichtigkeit bemühen. Auch die Traurigkeit eines beschränkten und in den letzten Jahren mit Krankheit und Demenz geschlagenen Paares bleibt nicht ausgespart. Bennett bedauert deren mühseligen Alltag im hohen Alter. Er bleibt der Sohn, der hilft, wo er kann, der jedoch sein eigenes Leben dabei nicht aus den Augen verliert. Am Ende ist eine ganze Familienchronik entstanden mit allen ihren skurrilen, selbstsüchtigen, neugierigen und seltsamen Familienmitgliedern.

Als Schriftsteller und Dramaturg bekannt zeigt der Autor mit seinen geübten Blicken, wie humorvoll er die Dinge betrachtet. Ironisch und heiter, mit Vergnügen und Witz erzählt er vom Leben seiner Eltern. Er  behält die nötige Distanz, die ihm die neutrale Sicht der Dinge gestattet.

Auf dem Deckblatt sieht man den Autor mit seinem Schwein am Halsband herumspazieren. Er führt uns vor Augen, wie er selbst durchs Leben geht: mit Selbstironie und Heiterkeit! Sein Büchlein ist Herz erwärmend, denn alle Ironie täuscht nicht darüber hinweg, dass es Lebensläufe gibt, die bescheiden, liebenswert und schlicht sind, und über die man sprechen kann, ohne die menschliche Würde zu verletzen.

Alan Bennett
Leben wie andere Leute
168 Seiten, broschiert
Verlag Klaus Wagenbach, März 2014
ISBN-10: 3803113008
ISBN-13: 978-3803113009
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Sarah Schocke und Alexander Dölle: Genießen wie es mir gefällt – Das Kochbuch mit dem Schlank-Joker

Sarah Schocke und Alexander Dölle: Genießen wie es mir gefällt – Das Kochbuch mit dem Schlank-Joker

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Der Titel klingt sehr interessant. Man stellt sich ein Buch vor mit genussvollen Rezepten, die für eine gute Figur sorgen. Tatsächlich geht es in diesem Kochbuch nicht ums Abnehmen, sondern um das Halten der Wohlfühlfigur und das ohne Stress und Verzicht. Dabei wird eine Durchschnittsfrau als Beispiel gebend beschrieben, so dass jeder sich eine Vorstellung davon machen kann, wie mit dem Buch gekocht werden soll. Ein bisschen Arbeit macht das dann schon. Man muss für sich selbst einen täglichen Rezeptplan aufstellen, der das Kalorienkonto im Rahmen hält bzw. ausgleicht, auch wenn man sich zwischendurch etwas besonders Kalorienreiches gegönnt hat.

Die Rezepte sind also ganz normal, wenn auch meist mit Gesundheitswert. Es kommt schon reichlich Gemüse und Obst zum Einsatz. Daneben gibt es aber die Schlank-Joker-Tipps. Wenn also Kalorien gespart werden müssen, werden Zutaten ausgetauscht. Da wird dann fettarme Milch statt Sahne verwendet, ein Gericht wird vegetarisch zubereitet, statt mit Fleisch oder besonders zuckerreiche Früchte werden durch eine kalorienärmere Sorte ersetzt. Snacks und Desserts kann man einmal weglassen. Einplanen lässt sich aber immer auch ein ganzes Schlank-Joker-Rezept.

Man kann also mit dem Buch ganz flexibel alle Mahlzeiten eines Tages planen. Wie die Schlank-Joker-Rezepte und -Tipps sinnvoll eingebaut werden, wird an Beispielen erläutert, sodass man hier keine Schwierigkeiten haben sollte, einen Plan aufzustellen. Auch wer eine Mahlzeit außer Haus einnehmen muss, also zum Beispiel im Büro, findet entsprechende Rezeptvorschläge zum Mitnehmen.

Mit dem Buch macht Ernährung Spaß. Die schönen Fotos sprechen für sich. Es ist sicher nie verkehrt, darüber nachzudenken, was man isst und wie viele Kalorien man sich zumutet und hier ein bisschen mitzurechnen. Es kommt der Figur zugute.

Rezension von Heike Rau

Sarah Schocke und Alexander Dölle
Genießen wie es mir gefällt – Das Kochbuch mit dem Schlank-Joker
Fotos von Alexander Walter
160 Seiten, broschiert
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN-10: 3440140105
ISBN-13: 978-3440140109
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Alan Bennett: Die souveräne Leserin

Alan Bennett: Die souveräne Leserin

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Eine Königin auf Abwegen!

Zur Monarchie von England gehört Würde, Distanz und eine gewisse Überheblichkeit.
Elisabeth aber, die Königin von England, gerät eines Tages an einen alten und recht rumpeligen Bücherbus, eine fahrende Leihbücherei. Neugierig steckt sie ihren Kopf zur Bustür herein, ihre Hunde kläffen den Verleiher an, – und dann ist es um sie geschehen! Sie leiht das erste Buch aus, das zweite Buch und wird zu einer leidenschaftlichen Leserin! In Gesprächen mit ihren Dienern, Hofschranzen und sonstigen Honoratioren geht es fortan nur noch um Bücher.

Diese Begegnung mit der Literatur gerät zu einem humorigen und amüsanten Ausflug in die Welt der Bücher und stellt das Leben der Königin auf den Kopf. Ein Küchenjunge avanciert nach der Begegnung mit der Königin im Bücherbus zum Hofdiener, und sie verfällt immer mehr ihrem neuen Hobby. Sie liest sogar in der Kutsche auf Fahrten zu offiziellen Veranstaltungen! Ihrem Äußeren widmet sie nicht mehr die volle Aufmerksamkeit wie bisher, und alles dreht sich um ihr Lieblingsthema: Bücher. Selbst ihre geliebten Hunde vernachlässigt sie ein wenig.

Neben dem Irrwitz einer Königin auf Abwegen hört man Namen so bekannter Schriftsteller wie Henry James, Virginia Woolf, Alice Munroe, Sylvia Plath und vieler anderer mehr.
Mit Witz, Geist, einem Schuss Ironie und Humor führt uns Allan Bennett mit der Königin durch die Literatur der Gegenwart und Vergangenheit. Er hebt die Bücher auf den Thron und gibt dem monarchischen Gebaren eine ganz und gar menschliche Note.

Mit dieser Liebeserklärung an die Literatur in Verschmelzung mit dem abgehobenen Dasein einer Königin erlebt man Bücher einmal als verbindendes Glied in der Kette menschlicher Gewohnheiten und Vorlieben. Die heiter–liebevolle Persiflage auf die englische Königin gereicht dem Autor zur Ehre, und der Bücherfreund darf seine Freude haben!

Alan Bennett
Die souveräne Leserin
Wagenbach
120 Seiten, gebunden
Wagenbach, 3.Aufl., August 2008
ISBN-10: 3803112540
ISBN-13: 978-3803112545
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Dirk Schmidt und Barbara Schmidt: Bitte blubb blubb rette mich!

Dirk Schmidt und Barbara Schmidt: Bitte blubb blubb rette mich!

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Der blaue Elefant rennt viel zu schnell. Und weil er nicht aufpasst, stolpert er über einen großen Stein und fällt in den See hinein. Kaum ist der Elefant auf dem Grund gelandet, versucht er, wieder aus dem Wasser herauszukommen. Aber so leicht ist das nicht, der Elefant kann nämlich nicht schwimmen. Immerhin schafft er es, seinen Rüssel ein klein wenig aus dem Wasser herausragen zu lassen. So bekommt er wenigstens Luft.

Ein Fisch kommt vorbei und wundert sich. Der Elefant erzählt, wie er hergekommen ist und bittet den Fisch um Hilfe. Der Fisch erklärt, wie das mit dem Schwimmen funktioniert. Doch schon der erste Versuch, die Ratschläge umzusetzen, geht daneben. Anstatt hinauf zu schwimmen, schlägt der Elefant einen Purzelbaum.
Der nächste Ratgeber ist ein Frosch. Auch ihm fällt es nicht schwer, sich unter Wasser fortzubewegen. Er zeigt dem Elefanten, wie das geht mit den Sprüngen. Tatsächlich schafft es nun auch der Elefant, an die Oberfläche zu kommen. Allerdings nur kurz. Dann sinkt er wieder auf den Seegrund zurück.
Ob das Krokodil einen besseren Rat hat?

Die Geschichte ist ausgesprochen fantasievoll und auch sehr witzig. Sie sich vorlesen zu lassen und dabei die Bilder zu betrachten, ist sicher für Kinder ein großes Abenteuer. Die Kleinen können mit überlegen und rätseln, wie die Ratschläge der Seebewohner wohl einem Elefanten nützen könnten und wie der Elefant wohl letztendlich gerettet wird.

Die Texte liegen in gereimter Form vor. Das passt sehr gut und lässt sich auch ganz wunderbar vorlesen. Die Zeichnungen sind großformatig und bringen die betrachtenden Kinder sicher zum Staunen. Der Blick wird auf das Wesentliche gelenkt. Es gibt aber auch viele kleine Details, die zu entdecken sich lohnt.
Die Geschichte ist sehr empfehlenswert für neugierige Kinder. Das Bilderbuch macht sehr viel Spaß.

Rezension von Heike Rau

Dirk Schmidt und Barbara Schmidt
Bitte blubb blubb rette mich!
32 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888979447
ISBN-13: 978-3888979446
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René Laporte: Hotel Solitude

René Laporte: Hotel Solitude

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Leben zwischen Traum und harter Wirklichkeit.

1942 begegnen sich in einem abgelegenen Hotel auf einer Anhöhe hoch über dem Glanz der mondänen Stadt Monte Carlo ein Monsieur Jérome Bourdaine und ein jüngeres Ehepaar. Die wunderschöne Frau des etwas geckenhaften Ehemanns hat es Jérome angetan. Der Ehemann erscheint des Abends spät und geht schon früh am Tag seinen Geschäften nach.

In Europa haben wir Krieg, und fernab des Kriegsgetümmels hält hier ein altes Ehepaar das Hotel Solitude in Betrieb. Die Gäste bleiben in Folge des Krieges schon lange aus. Der Glanz vergangener Zeiten liegt auf den Möbeln und dem Anwesen mit seinen herrlichen Ausblicken auf die umgebende Natur.

René Laporte, 1905 -1954, gestaltet seine Geschichte als eine, die zwischen Traum und Wirklichkeit schwankt. Nebulöse Gestalten aus den Zeiten der belle Époque bevölkern in Jéromes Fantasie eines Abends den Speisesaal, und er wirbt unerschrocken und zielstrebig um die schöne Frau.

Glück und Unglück, Heimatlosigkeit und Geborgenheit spielen in die Erzählung hinein und zeigen die Zeitgenossen im Jahr 1942 auf der Flucht und auf der Suche zugleich. Wie immer geht es auch um die ganz große Liebe. Zoya, wie die schöne Frau heißt, hat schon viel erlebt und weiß um die Tücken der Liebe. Jérome hingegen will erobern um jeden Preis und um der Illusion willen, dass doch alles gut werden möge.

Das Buch gilt als Wiederentdeckung eines literarischen Juwels, und das ist dieser kleine dichte und poetische Roman auch wirklich. Nostalgisch, vergänglich und mit dem Hauch einer versunkenen Welt versehen wird man in der Geschichte noch einmal zurück in das Jahr 1942 geführt, als die Welt im Krieg unterzugehen drohte und es nur wenige gab, die sich dem allgemeinen Untergang entziehen konnten.

René Laporte engagierte sich während des Zweiten Weltkriegs im französischen Widerstadt.

Der Roman des früh verstorbenen Autors erscheint hier zum ersten Mal auf Deutsch.

René Laporte
Hotel Solitude
120 Seiten, gebunden
Deutscher Taschenbuch Verlag, März 2014
ISBN-10: 3423260033
ISBN-13: 978-3423260039
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Meine Küchenschätze aus Natur & Garten

Meine Küchenschätze aus Natur & Garten

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In Natur und Garten sind viele Zutaten für Küchenschätze zu finden. Wildfrüchte, Gartenkräuter und Pilze lassen sich vielfältig verarbeiten. Die Rezepte dazu liefern die bekannten Autoren Cornelia Schinharl, Rose Marie Donhauser, Reinhardt Hess, Anne Rogge, Regine Stroner, Barbara Krasemann und Gabriele Bickel. Die Namen versprechen ein abwechslungsreiches Kochbuch mit kreativen Rezepten.

Mit dem Kapitel „Fruchtig und süß“ geht es los. Hier findet man ein „Apfelgelee mit Rosenblüten“, ein „Fichtensirup als Brotaufstrich“, der eine wirklich interessante Farbe entwickelt. Weiterhin gibt es „Hagebuttenmark mit Weißwein“, wobei man hier auch eine wirklich gute Anleitung zum Entkernen und zum Entfernen der Härchen der Hagebutten bekommt. Interessant sind sicher auch die „Bunte Tomatenkonfitüre mit Lavendelblüten“ und der „Walderdbeeren-Zucker“.

In „Herzhaft und würzig“ sind „Brombeersenf“, „Farnsprossen sauer eingelegt“ und „Waldkapern aus Bärlauchknospen“ oder „Pilze in Olivenöl mit Knoblauch“ zu finden. Weiter geht es mit „Flüssig und fein“ Hier sind Rezepte zu „Apfellikör weihnachtlich gewürzt“, „Erkältungstee“ und „Limonaden-Sirup mit Kräutern“ und „Schlehenlikör“.

Die Rezepte sind wie immer sehr übersichtlich dargestellt. Was man an Flaschen und Gläsern braucht ist mit angegeben. Auch der Zeitbedarf findet Erwähnung.

Es sind wirklich viele gute und teils auch überraschende Rezepte im Buch zu finden. Obst, Gemüse, Kräuter und Pilze werden auf vielfältige Art und Weise haltbar gemacht. Für den eigenen Vorrat oder auch zum Verschenken. Es macht sehr viel Spaß, sich vom Buch inspirieren zu lassen. Die wirklich hübschen Fotos sprechen für sich. Es ist egal ob man einen Garten oder nur einen Balkongarten hat. Selbst wenn verwerten möchte, was Wald und Wiese zu bieten haben, findet man entsprechende Rezepte und Anregungen.

Rezension von Heike Rau

Meine Küchenschätze aus Natur & Garten
Fotos von Alexander Walter und
Rogge & Jankovic Fotografen
144 Seiten, broschiert
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN-10: 3440141160
ISBN-13: 978-3440141168
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Irene Schlingensiepen und Mark-Alexander Brysch: Homöopathie für Skeptiker

Irene Schlingensiepen und Mark-Alexander Brysch: Homöopathie für Skeptiker

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Zunächst einmal ein Wort zu den Autoren. Dr. Irene Schlingensiepen ist Medizinerin. Sie hat am Max Planck Institut für biophysikalische Chemie in der Neurobiologie promoviert. Sie arbeitet als Ärztin und Dozentin für Homöopathie. Ihr Sohn Mark-Alexander Brysch studierte Germanistik und Geschichte. Er ist Journalist und freier Autor.

Es ist ein schwieriges Thema, dem sich die Autoren mit ihrem Buch annehmen, aber für alle interessant, die sich für Homöopathie interessieren, ob sie dieser alternativen Heilmethode nun offen oder skeptisch gegenüber stehen, diese selbst anwenden oder ablehnen.

Geschichtliches wird aufgegriffen, so dass man den Werdegang der Homöopathie und seines Begründers noch einmal nachvollziehen kann. Dabei geht die Reise bis in die Gegenwart. Diese Entwicklung wird sehr gut und informativ nachgezeichnet.

Im Buch wird dargestellt, warum die Homöopathie so umstritten ist. Die Kritikpunkte werden aufgegriffen und nach bestem Wissen entkräftet. Hier werden positive Studien zurate gezogen. Vor allem auch solche, die nicht in den Blick der Allgemeinheit gekommen sind. Allerdings wird hier nur angerissen, sodass man als Leser gar nicht in die Lage versetzt wird, sich ein Urteil zu bilden zu können. Besprochen wird in diesem Zusammenhang natürlich auch die bekannte Lancet-Studie, die der Homöopathie viel an Glaubwürdigkeit nahm und hier für fragwürdig gehalten wird.

Im Buch wird noch einmal versucht zu erklären, wie man sich die Wirkung der homöopathischen Globuli vorzustellen kann. Hier zu folgen ist allerdings nicht einfach. Die Fallbeispiele grenzen teilweise an Wunderheilungen. Und leider kann der Leser dies auch kaum nachvollziehen, weil zu wenig Einblick in die Krankheitsbilder gegeben wird. Die Erklärungen für den Heilungserfolg sind zu wage.

Fazit: Man ist nach dem Lesen des Buches, auch wenn man der Homöopathie aufgeschlossen gegenübersteht, genauso schlau wie vorher. Und Skeptiker können mit diesem Buch wohl eher nicht überzeugt werden.

Rezension von Heike Rau

Irene Schlingensiepen und Mark-Alexander Brysch
Homöopathie für Skeptiker
Wie sie wirkt, warum sie heilt, was belegt ist
192 Seiten, gebunden
O.W. Barth Verlag
ISBN-10: 3426292254
ISBN-13: 978-3426292259
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Robert B. Parker: Terror auf Stiles Island

Robert B. Parker: Terror auf Stiles Island

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Dies ist der zweite Fall des alkoholabhängigen Polizeichefs von Paradise, der aus der Feder des bereits 2010 verstorbenen amerikanischen Schriftstellers Robert B. Parker (auch bekannt durch die Spenser-Krimis) stammt. Er schließt fast nahtlos an „Das dunkle Paradies“ an.

Es ist ruhig im kleinen Städtchen Paradise. Seit einem Jahr ist Jesse Stone hier Polizeichef. Von seinen Leuten wird er geachtet. Die Lösung seines ersten Falles im vorigen Jahr hat ihm Respekt verschafft. Das heißt aber nicht, dass Detective „Suitcase“ Simpson keine Späße mit seinem Boss macht, nachdem er weiß, dass Jesse nicht nur mit der Rechtsanwältin und mit seiner Ex, sondern auch noch mit einer Immobilienmaklerin techtelmechtelt. Derbe Sprüche und Witze zu seinen Lasten quittiert Jesse mit stoischer Zurückhaltung und wartet nur auf die Gelegenheit für einen Gegenschlag. Die Ruhe im Örtchen scheint aber nur die Ruhe vor dem Sturm zu sein. Noch ahnt Jesse nicht, dass sich James Macklin, ein frisch entlassener Berufsverbrecher in seinem beschaulichen Örtchen niedergelassen hat und an einem großen Raubzug bastelt. Während Jesse damit beschäftigt ist, drei Jugendliche, die das Haus eines schwulen Pärchens angezündet haben, auf den rechten Weg zurückzuholen, sucht sich Macklin seine Crew zusammen und plant, sämtliche Einwohner der zu Paradise gehörenden Insel Stiles Island, auf der nur Villen stehen, mit einem Schlag auszurauben. Er selbst schreckt nicht vor Leichen zurück, aber auch der angeheuerte Crow, der von sich selbst behauptet, Apache zu sein, ist ein kaltblütiger Killer.

Die Jesse-Stone-Romane lesen sich erfrischend anders als herkömmliche Krimis. Als Hardboiled-Krimis mit dem „einsamen Wolf“ als Kämpfer werden dem Leser prinzipiell beide Seiten offengelegt. Die Frage nach dem Täter stellt sich hier nicht, sondern lediglich, ob und wie er vom „Mann für Recht und Gesetz“ geschnappt wird. Damit wird die Sichtweise des Lesers ganz klar auf die einzelnen Figuren im Allgemeinen und dem Hauptprotagonisten im Besonderen gelegt. Der Leser kann also nicht miträtseln, sondern wird immer mitfiebern. Und dies macht mindestens genauso viel Spaß, lernt er doch Figuren viel besser kennen, kann sich mit ihnen arrangieren, sie lieben oder verabscheuen. Im Falle von Jesse Stone ist für mich persönlich das Bild sehr prägnant vorgegeben, denn dessen Bücher wurden mit Tom Selleck (bekannt als Magnum P. I.) verfilmt und zum Teil von ihm produziert. Obwohl die Romane vor den Filmen entstanden, scheint ihm die Rolle des Jesse Stone wie auf den Leib geschrieben. Dieser Polizist steckt voller Probleme und seine Entwicklung ist Stoff, aus dem gute Romane entstehen. Als Leser stellen sich über alle Romane hinweg die Fragen, ob er sein Alkoholproblem und sein Beziehungsproblem mit seiner Ex-Frau Jenn in den Griff bekommt. Der Spannungsbogen für den einzelnen Roman, wie auch dem vorliegenden, ergibt sich aus der Jagd nach den Tätern.

Diesen Roman zu empfehlen, bereitet keine Schwierigkeiten.

Robert B. Parker,
Terror auf Stiles Island
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
312 Seiten, broschiert
Pendragon, Bielefeld
ISBN-10: 3865323561
ISBN-13: 978-3865323569

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014
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