Susann Pásztor: Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts

Susann Pásztor: Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts

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Heilslehre und Liebessehnsucht als seltsame Symbiose.

Etwas mokant eröffnet die Teilnehmerin eines Meditationswochenendes ihren Bericht mit Eindrücken über die „Mitspieler“ und den Seminarleiter dieses Kurses.

Es geht um stundenlanges Stillsitzen und Schweigen im Wechsel mit Haus- und Gartenarbeit und erklärenden Worten des Seminarleiters Gerald. Mila, unsere Hauptprotagonistin, ist leicht amüsiert bis angeödet von einer schnarchenden Mitbewohnerin und von den malerisch-buddhistisch sich gerierenden Teilnehmern dieses Meditationskurses. Das „Nicht mehr denken Wollen“ macht wohl allen zu schaffen, und auch Mila kann sich häufig nicht wirklich dem „Nichts“ und der Gedankenleere in diesen Sitzungen überlassen. Zwischen Transzendenz und Gegenwart mäandern ihre Gedanken hin und her. Zuletzt ist sie froh, als der Kurs sein Ende findet.

Ist es Scharlatanerie oder besitzt die Lehre von der Meditation eine ernsthafte Heilwirkung?

Just hier aber beginnt eine neue Episode!

Susann Pásztor stellt uns einen neuen Protagonisten vor. Dieser beginnt eine heilig-unheilige Affäre mit Mila, den zwei Teilnehmern unter vielen anderen in der Gruppe.
Eine Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf, die traurig, ernst, heiter, verliebt endlich und unendlich zu sein scheint.

Meditation und Selbstfindung, Liebe, Vergangenheit und geliebt werden, Schicksal und Endsagen sind die Kernpunkte dieses Romans, in dem es neben der Heiterkeit und der Liebe auch um die Lebensformen geht, die ein jeder für sich wählt, und die immer die Gegenpole von Glück und Unglück sein können. Es handelt sich um einen netten, weise, klug und leicht zu lesenden Roman mit Tiefgang und Wahrheitsgehalt. Susann Pásztor erzählt witzig und genau, wie das Leben so spielt, und nicht immer haben wir Menschen alles in der Hand!

Schon mit dem Roman „Ein fabelhafter Lügner“ hat sich Susann Pasztor hervorgetan. Sie kann wirklich schreiben!

Susann Pásztor
Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts
256 Seiten, broschiert
KiWi-Paperback, März 2013
ISBN-10: 3462045261
ISBN-13: 978-3462045260
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Rachel Cohn: BETA

Rachel Cohn: BETA

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Elysia ist kein normaler Teenager. Sie ist geklont. Wie sie sich machen wird, weiß man noch nicht genau, denn Sie ist eine Beta, eine Testversion. Mrs Bratton, die Ehefrau des Governors, stellt sie als Gesellschafterin ein. Sie trainiert mit Ivan, sie spielt mit der kleinen Liesel und sie vertreibt Mrs Brutton, die sie fortan Mutter nennen soll, die Zeit. Viele von ihnen kümmern sich auf der Insel Demesne um die privilegierten Anwohner. Einen Teenager-Klon zu besitzen, ist allerdings etwas Besonderes, da bisher nur Erwachsene geklont wurden. Klone haben keine Gefühle und keine eigenen Bedürfnisse, deswegen sind sie ideale Diener. Sollten sie sie nicht demensprechen verhalten, spricht man von defekten Klonen. Diese werden abgeschaltet.

Ein Chip gibt Elysia vor, wie sie zu handeln hat, um als perfekt zu gelten. Doch bald merkt sie, dass sie durchaus über eine eigene Meinung verfügt. Außerdem haben sich Erinnerungen von ihrer First, von der sie geklont wurde, auf sie übertragen. Auch das sollte eigentlich nicht sein. Elysia behält dies für sich. Sie möchte nicht abgeschaltet werden. Ihr Freiheitsdrang vergrößert sich jedoch immer mehr, vor allem, als sie sich in Tahir verliebt. Auch er hat ein Geheimnis, das überraschender nicht sein könnte.

Der Roman ist sehr spannend. Am Schicksal von Elysia nimmt man sofort Anteil. Sie ist, das kann man nicht anders sagen, eine Sklavin. Menschenrechte werden ihr abgesprochen. Sie hat sich unterzuordnen und anderen zu gehorchen, ohne das infrage zu stellen. Dieses Schicksal teilt sie mit anderen Klonen.
Der Anfang der Geschichte verspricht einen spannenden Verlauf. Tatsächlich wird man von der Entwicklung immer wieder überrascht. Die Ereignisse spitzen sich immer mehr zu. Und so wird immer deutlicher, dass Demesne nur eine scheinbare Idylle ist.
Es ist klar, dass sich hinter den Kulissen Widerstand aufbaut. Es dauert, bis dies zu Elysia durchdringt, doch dann ist sie Feuer und Flamme für die Möglichkeiten, die sie hat.
Es gibt einige Figuren, die neben Elysia, eine rasante Entwicklung durchmachen. Man erwartet das nicht so. Im letzten Drittel gewinnt die Geschichte dann auch immer mehr an Dramatik und es kommt nach einer extremen Wende zu einem sehr überraschenden Ende.

Rezension von Heike Rau

Rachel Cohn
BETA
Aus dem Amerikanischen von Bernadette Ott
416 Seiten, gebunden
Cbt, München
ISBN-10: 3570161641
ISBN-13: 978-3570161647
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Johanna Adorján: Meine 500 besten Freunde

Johanna Adorján: Meine 500 besten Freunde

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„Meine 500 besten Freunde“, das sind mehr oder weniger wichtige oder anerkannte Größen im Berliner Polit- und Showgeschäft. „Dazu zu gehören“ ist alles, dafür würde man womöglich sogar die eigene Seele verkaufen. So jedenfalls lesen sich die Geschichten von Damen, Herren, Journalisten und solchen, die es sein möchten. Wer im Restaurant „Borchardt“ in Berlin verkehrt, hat es zu etwas gebracht. Aber natürlich nicht alle! Zuweilen möchte man nur gesehen werden, sich in der Gunst der Stunde sonnen und schlicht gesagt „mehr scheinen als sein“. Die Eitelsten der Eitlen, die Angeber, Gernegroße und wer sie nun alle sein mögen: Filmsternchen, Journalisten, Politiker und Theaterleute kommen dort zusammen. Auch der Dirigent Daniel Barenboim ist hier schon gesehen worden. Er gehört zu den hoch geachteten Honoratioren der Stadt.

Johanna Adorján benutzt zum Einstieg in ihr Buch mit Porträts ihrer besten Freunde das Treffen zweier Freundinnen. Klatsch und Tratsch bieten den Hintergrund, mit dem sich auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten „tout Berlin“ trifft, um sich zu zeigen, gelegentlich anzugeben, sich im Ruhm des Gegenübers zu sonnen, hintergründige Affären zu offenbaren oder mit dem eitlen Gehabe einer  wichtigtuerischen Gemeinde das Treffen dort zur Show hoch zu stilisieren.

Dennoch: Klatsch regiert die Welt, und so ist das Buch eine unterhaltsame Studie über die eingebildeten oder vorhandenen Fähigkeiten und das Gebaren einiger, die das Gesellschaftsbild der Hauptstadt Berlin mit prägen.

Freundinnen sind oft geheime Rivalinnen um die Ehemänner oder Liebsten ihrer getäuschten Partnerinnen.

Mit einem ebenfalls enttäuschten Journalisten, der sich vergeblich einen Preis gewünscht hat, empfindet man Mitleid. Seine Ehe ist ein Desaster, nur er hat das bisher nicht erkannt.

Doch gibt es in Berlin auch die Drogenabhängigen und die Lebeleute, die sich einfach das Leben schön machen wollen. Ob sie alle glücklich sind? Man darf daran zweifeln.

Die Autorin kann Witz mit trockenem Humor verbinden und auf eine ernste und komische Weise dieses Panoptikum unserer Berliner Gesellschaft karikieren. Sie schreibt mit der nötigen Distanz, die einem die Gesellschaft am Ende nahe bringt.

Eine unterhaltsame Lektüre ist ihr mit ihrem zweiten Buch gelungen, die allerdings nicht ganz an die erste mit dem Titel „Eine exklusive Liebe“ heranreicht, in der sie sich mit dem Schicksal ihrer Großeltern auseinander gesetzt hat.

Johanna Adorján ist eine hervorragende Feuilletonistin, deren Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung fast immer mit besonderer Freude zu lesen sind.

Johanna Adorján
Meine 500 besten Freunde
256 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, Februar 2013
ISBN-10: 3630873545
ISBN-13: 978-3630873541
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Kathryn Stockett – Gute Geister

Kathryn Stockett – Gute Geister

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Ein Buch, das mich sehr betroffen macht. Ja gut, ich weiß, dass die Amerikaner ein Farbigen-Problem hatten und auch sicherlich noch haben. Aber in diesem Buch beschreibt Kathryn Stockett das Verhältnis zwischen farbigen Dienstmädchen und ihren weißen Ladies bzw. der weißen Familie. So hautnah, so alltäglich, dass es mir unter die Haut geht. Hier habe ich begriffen, was ein „Farbigen-Problem“ im Alltag bedeutet hat und möglicherweise auch immer noch bedeutet. Die regelmäßigen, andauernden Probleme eines Haushalts machen die Unterschiede greifbar deutlich. Das Wort „Respekt“ hat hier eine zweifache Auslegung. Ein „Niemand“ zu sein, ist drastisch dargestellt worden. Es ist nicht das Große und Ganze, sondern das Alltägliche, was mich so betroffen und das Problem sehr deutlich und übertragbar gemacht hat. Das Buch umfasst die 1960er Jahre in Jackson, Mississippi, mit John F. Kennedy und Martin Luther King.

Kathryn Stockett ist in Jackson, Mississippi, aufgewachsen. Es ist ihr erster Roman, der 2009 erschien und gleich zu einem phänomenalen Erfolg wurde. 93 Wochen stand er auf der New Yorker Times Bestsellerliste. Er wurde in 40 Sprachen übersetzt. Eine Verfilmung ist in Arbeit.

Zur Geschichte: Eine außergewöhnliche weiße Frau hat ihr Studium abgeschlossen und findet keine zufrieden stellende Arbeit, weil sie sich den damaligen – in den 1960er Jahren – Konventionen nicht unterwerfen will. Nur Mann und Kinder ist nicht ihre Lebenserwartung. Beim Bridge-Nachmittag trifft sie auf Abileen, einem farbigen Dienstmädchen im weißen Haushalt. Bei ihr sucht sie Hilfe für ihre Haushalts-Kolumne, die so gar nicht ihr Ding ist. Dadurch lernt sie Minny, ein anderes farbiges Dienstmädchen mit Herz auf der Zunge, kennen. Diese drei Frauen stellen die geltenden Regeln auf den Kopf und bauen damit ihren Frust auf und ab, um letztendlich ein Buch über den Alltag der farbigen Dienstmädchen und deren versnobten Ladies zu schreiben. Damit handeln sie sich natürlich jede Menge Schwierigkeiten ein, denn Frau jeder Couleur hat die geltenden Grundsätze zu beachten und zu befolgen, sonst bekommt sie Ärger mit Mann und Frau.

Eben diese Berichte über die täglichen Anforderungen, Demütigungen und Entwürdigungen über nichtige Angelegenheiten haben mich immer wieder neu zum Nachdenken angeregt, ja sogar gezwungen. Die 60er Jahre waren für die farbigen Dienstmädchen, aber ebenso auch für ihre weißen Ladies kein Zuckerschlecken. Nun kann ich nachvollziehen, wie schwierig es für Amerika sein musste, einem farbigen Präsidenten eine zweite Amtsperiode zuzugestehen.

Kathryn Stockett – Gute Geister
Gebundene Ausgabe: 608 Seiten
Verlag: btb Verlag (28. März 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 344275240X
ISBN-13: 978-3442752409
Originaltitel: The Help
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Rose Marie Donhauser: Früchte – süß, saftig, köstlich

Rose Marie Donhauser: Früchte – süß, saftig, köstlich

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Früchte stehen das ganze Jahr über zur Verfügung. Im Sommer frisch und im Winter in konservierter Form. Desserts, Konfitüren und Kuchen, aber auch herzhafte Gericht und fruchtige Getränke lassen sich daraus herstellen. Diese Vielfalt an Möglichkeiten spiegelt sich in den Rezepten wieder. Der Einkauf vom Wochenmarkt kann genauso verarbeitet werden, wie eine reichliche Ernte aus dem eigenen Garten.

Unter „Ab ins Glas“ findet man „Beerenkonfitüre mit grünem Pfeffer“, „Zwiebel-Beeren-Chutney mit Chili & Ingwer“ und „Getrocknete Erdbeeren als Chips oder Pulver“.
In „Zum Vernaschen nie zu schade“ gibt es „Eisige Heidelbeercreme mit gezuckerter Minze“, „Melonensuppe mit Sommerbeeren“, und „Schoko-Kirsch-Kuchen mit Eierlikör-Sahne“.
Im Kapitel „Zum Genießen wie Geschaffen“ findet man „Geeisten Erdbeerkuchen mit Mascarpone“, „Süßes Risotto mit Himbeersauce“ und „Kirsch-Clafoutis mit Vanillesauce“.
Den Abschluss bildet das Kapitel „Zum Verwöhnen sind Früchte da“ mit „Ricotta-Klößchen auf Erdbeerragout“, „Entenbrustfilet mit Cnocchi & Kirschsauce“ und „Fenchelsalat mit Sommerbeeren“.

Daneben gibt es immer wieder Seiten mit Warenkunde. Außerdem erfährt man, wie sich Rezepte nach eigenem Geschmack abwandeln lassen. Mit im Buch ist auch ein Saisonkalender für regionale Früchte.

Es ist ein Kochbuch, das begeistert. Neben den Früchten werden oft weitere raffinierte Zutaten zu interessanten Kreationen verarbeitet. Aber auch Klassiker der Früchte-Küche fehlen nicht. Es ist natürlich Geschmackssache, herzhafte Gerichte mit Fruchtigem zu kombinieren, aber die Autorin zeigt, wie gut das passen kann.
Gut gefallen hat, das im Buch auch erklärt wird, wie Neuzüchtungen unter dem Beerenobst verwendet werden können, darunter Taybeere, Boysenbeere und Jostabeere. Auch Wildfrüchte, wie zum Beispiel die Holunderbeeren werden verarbeitet.

Ein Erlebnis sind wie immer in den Büchern dieser Reihe die Fotos. Früchte, fertige Gerichte und wichtige Schritte in den Rezepten, sind gekonnt in Szene gesetzt.

Rezension von Heike Rau

Rose Marie Donhauser
Früchte – süß, saftig, köstlich
Fotos von Alexander Walter
144 Seiten, broschiert
Kosmos Verlag
ISBN-10: 3440131327
ISBN-13: 978-3440131329
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Jo Whittingham: Gärtnern ohne Garten

Jo Whittingham: Gärtnern ohne Garten

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Auch wer keinen Garten hat, kann Obst, Gemüse, Salat, Kräuter und auch Blumen anbauen, zumindest in kleinem Rahmen. Ein Balkon oder eine Terrasse reichen aus. Sogar auf einem sonnigen Fensterbrett lassen sich einige Pflanzen heranziehen. Gesät und gepflanzt wird in Kübel, Balkonkästen und Blumentöpfen, die auf dem Boden stehen oder aufgehängt werden. Es gibt aber auch Pflanzsysteme für die Wand. Welche Möglichkeiten sich zu Hause umsetzen lassen, kann man Bildern entnehmen. Mit den gemachten Vorschlägen, lässt sich der vorhandene Platz optimal nutzen.

Im Buch wird gezeigt, welche Obst- und Gemüsesorten für den Anbau in Pflanzgefäßen geeignet sind. Man lernt, wie man Pflanzen aus Samen zieht, kann aber auch auf gekaufte Jungpflanzen zurückgreifen. Wichtig ist eine gute Planung, die sich aber leicht mithilfe des Buches durchführen lässt. Alle dann anstehenden Arbeiten werden in Bild und Text sehr anschaulich erklärt. Die richtige Pflege und Versorgung des Terrassen- und Balkongartens ist wichtig, denn das sorgt für ein gute Ernte. Dazu gehört auch das Düngen und die Vorbeugung bzw. Bekämpfung von Schädlingen, wenn möglich, auf biologische Art und Weise, beispielsweise durch Nützlinge.

Sehr gut gefallen auch die Pflanzenporträts am Ende des Buches. Hier werden Besonderheiten der verschiedenen Pflanzen herausgestrichen und interessante Züchtungen vorgestellt, sodass man dann gezielt Sorten, die gefallen, im Gartenmarkt heraussuchen kann. Man findet in dieser Rubrik auch Aussaat- und Pflanztermine, sowie die Erntezeit. Anhand an Symbolen ist erkennbar, welche Ansprüche eine Pflanze stellt.

Damit bietet das Buch eine gute Grundlage für alle Hobbygärtner, die ihre Terrasse oder den Balkon optimal ausnutzen wollen. Es gibt sogar Gestaltungsvorschläge, sodass die Pflanzungen dann auch noch sehr schön aussehen und man dann ein Stückchen Natur zum Wohlfühlen hat. Erwähnenswert ist noch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, das das Buch zu bieten hat. Neben den gut verständlichen Texten gibt es noch mehr als 500 farbige Abbildung in recht guter Qualität.

Rezension von Heike Rau

Jo Whittingham
Gärtnern ohne Garten
144 Seiten, broschiert
Dorling Kindersley
ISBN-10: 3831023425
ISBN-13: 978-3831023424
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Tomas Gonzalez: Das spröde Licht

Tomas Gonzalez: Das spröde Licht

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Eine Geschichte von Liebe, Schmerz und Verlust…

Die Familie von David aus Kolumbien ist glücklich und zufrieden, bis sie ein unvorhergesehenes tragisches Unglück trifft: Jacobo, der älteste Sohn, wird bei einem Autounfall schwer verletzt, und es gibt keine Hoffnung auf Besserung. Er ist vom Hals ab gelähmt und kämpft einen verzweifelten Kampf um die Rückkehr ins Leben.

Früher hat die Familie in Miami gelebt und zuletzt in New York, wo David als Maler Erfolg hat. Die drei Söhne gehen ihren Studien– und Schulbesuchen nach. Wir schreiben das Jahr 1999.

Die Familiengeschichte mit den charaktervollen Söhnen und der hübschen und tatkräftigen Mutter Sara ist eingebettet in ein lebhaftes Familienleben, in dem es bis dahin keine Betrübnis gab. David hat einen grünen Daumen, so dass er hübsche Gewächse in den Räumen und auf den Balkonen gepflanzt hat. Ein Papagei und der Kater Cristóbal ergänzen das Leben in dieser Oase des Friedens.

Nach Jacobos Unfall ändert sich das Leben der Familie komplett.

Über längere Zeit muss der Sohn mit den heftigsten Schmerzen leben, bis er und seine Familie zu einer schweren Entscheidung finden.

Jacobo beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen, weil er die Schmerzen nicht mehr ertragen kann. In Gedanken und Taten begleiten ihn Familienmitglieder und Freunde, und diese Zeit des Abschieds ist dramatisch und packend in ihrer Dynamik.

David ist zuletzt alt und bereits Witwer als ihn die Erinnerung an Sara und die Söhne noch einmal tief in die Vergangenheit blicken lässt.

Tomas Gonzalez schreibt emphatisch, tief verbunden mit seinen Figuren und mit Leidenschaft und Verve. Vor uns entfaltet er in einer blumigen  Sprache das Familienleben einer Latinofamilie von gehobenem Stand in Amerika. Seine Protagonisten mit ihrem Leid der Unheilbarkeit und der Verzweiflung bieten die eine Seite der Geschichte. Die andere zeigt das Leben in Miami und New York und später das in Kolumbien. Die Geräusche der Straße, der Duft der Blumen und die Pracht der Bäume im Central Park sind äußerst gegenwärtig.

In einer so innigen und zugleich sachlichen Weise hat man selten über Freundschaft, Liebe, Altern, Tod und Vergänglichkeit gelesen. Hier liegen Glück und Schmerz, Freude und Verlust nahe beieinander. Im Ton überzeugend und echt erlebt man jeden einzelnen mit den Gefühlen von Abschied und Erinnerung. Doch bleibt der Rahmen immer einer der verstehenden Zuwendung mit zärtlichen Familienbindungen.

Die Übersetzer haben sich in das fremde Leben eingefühlt und sind bemüht, auch in der Übersetzung die gleichen Effekte zu erzielen, wie im Original. Mir scheint das sehr gelungen.

Es ist ein kurzer aber inhaltsvoller kleiner Roman, in dem man sich den Menschen und den Hauptdarstellern eng verbunden fühlt.

Tomas Gonzalez ist ein bemerkenswerter latein-amerikanischer Dichter, dessen Entdeckung sich lohnt.

Tomas Gonzalez
Das spröde Licht
176 Seiten, gebunden
S. FISCHER, 2.Auflage, September 2012
ISBN-10: 3100266056
ISBN-13: 978-3100266057
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Pierre Bost: Ein Sonntag auf dem Lande

Pierre Bost: Ein Sonntag auf dem Lande

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Liebenswertes Landleben.

Monsieur Ladmiral lebt ein ruhiges und beschauliches Leben auf dem Lande nicht weit von Paris entfernt.

Seine Haushälterin Mercédès hält alles so weit in Ordnung. Der Alte ist schon ein wenig schrullig, und man meint, ihn vor sich hinknurren zu hören. Zuerst hält man ihn für einen kleinen Angestellten, der seinen Lebensabend genießt. Doch weit gefehlt davon ist er ein passabler Maler, nicht besonders ambitioniert aber mit nicht geringen Auszeichnungen versehen. Er lebt ein glückliches Leben.

Jeden Sonntag kommt sein Sohn Gonzague, auch Edouard genannt, mit Frau und drei Kindern zu Besuch. Auch dieser hat sich an der Malerei versucht, ist jedoch daran gescheitert,–zum Glück für Monsieur Ladmiral, der die Kunst als sein Metier betrachtet. Dass Edouard Kaufmann wurde, passt aber auch nicht so recht in das Weltbild seines Vaters. „Ins Büro gehen war für Monsieur Ladmiral ein Zeichen von Knechtschaft und Armseligkeit“.  Gonzague lässt keine Anzeichen von Weltläufigkeit erkennen und ist mit sich und dem Dasein im Kolonialwarenhandel zufrieden.

Dieser Sohn, dessen drei Kinder und die Schwiegertochter sind eher ein Ärgernis als eine Freude für Monsieur Ladmiral. Gonzague ist zu geflissentlich, die Schwiegertochter nervig und die drei Kinder sind ganz nett werden aber ständig zur Ordnung gerufen.

Erst als Irène, die Tochter des Hauses, zur Tür hereinschneit, wird der alte Herr munter. Sie ist so ganz das Gegenteil von der spießigen und anbiedernden Sohnesfamilie. Ein frischer Wind scheint mit ihr aufzukommen, denn sie ist offen, zu Scherzen aufgelegt und einfach eine große Freude für ihren Vater. Er weiß nicht viel von ihr, kann sich nur vorstellen, dass sie ein sehr anderes Leben lebt, als er es gewohnt war. Ob sie ein wenig damit seine eigenen verdrängten Träume auslebt? Zwischen Bruder und Schwester steht es nicht gerade zum Besten.

Der 1945 zum ersten Mal veröffentlichte Roman von Pierre Bost ist ein poetisches und ruhiges kleines Meisterwerk, in dem der Provinzalltag seine Urständ feiert. Wie ein impressionistisches Bild mutet einen die Erzählung an. Pointillistisch dahin getupft erstrahlen die ländlichen Farben, an denen der alte Maler seine Freude hat. Landluft, Mittagsruhe und die ewig gleichen Gespräche zu jedem Sonntagsbesuch sind einerseits Ritual andererseits aber auch Anlass für Ärgernisse. Monsieur Ladmiral ist schon lange Witwer und liebt die freundliche und malerische Kulisse seines Landlebens. Da bieten die Sonntagbesucher zwar Abwechslung und sind doch zugleich auch ein wenig störend.

Pierre Bost hat diesen Roman zwischen den beiden Weltkriegen verfasst. Es weht noch der Zauber der untergegangenen guten alten Zeit durch seine Zeilen, ohne dass sich zukünftiges Ungemach schon am Horizont zeigt.

In der Übersetzung von Rainer Moritz und in der feinen in Leinen gebundenen Aufmachung liegt hiermit ein wunderschöner kleiner Roman aus dem Dörlemann Verlag vor, der Herz und Sinne erfreut.

Pierre Bost
Ein Sonntag auf dem Lande
160 Seiten, gebunden
Dörlemann, 14. Februar 2013
ISBN-10: 3908777852
ISBN-13: 978-3908777854
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René Freund: Liebe unter Fischen

René Freund: Liebe unter Fischen

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Einen Autor, der nicht mehr schreibt, kann sich die Berliner Verlegerin Susanne Beckmann nicht leisten. Das Fortbestehen ihres Verlages hängt davon ab, ob eine neues Buch des erfolgreichen Lyrikers Alfred Firneis auf dem Weg gebracht werden kann. Aber Firneis hängt durch. Er hat sich aufgegeben. Burnout oder so.

Susanne Beckmann hält einen Tapetenwechsel für angebracht. Ihre Hütte am Elbsee am Nordrand wäre dafür wie geschaffen. Als sich auch noch Herzprobleme bei Firneis bemerkbar machen und seine Ärztin ihm ebenfalls rät, eine Auszeit zu nehmen, stimmt er schließlich zu, für eine Weile Berlin zu verlassen und sich in die Einöde zu begeben.

Die Hütte liegt abgelegen, hat keinen Strom und keine Wasser. Das Handy funktioniert nicht. Hier möchte Firneis nicht bleiben. Doch der Rückweg wird ihm kurzerhand von einem Sturzbach abgeschnitten, der nach einem Unwetter einen Teil der Straße mitreißt. Schlagartig ist Firneis auf Entzug. Zigaretten und Alkohol lassen sich nicht beschafften. Ein Fluchtversuch geht in die Hose, weil er in einer Felswand hängen bleibt und es nicht mehr vor oder zurück geht. Der junge Revierförster rettet ihm das Leben. Und auf einmal stellt Firneis fest, dass er froh ist, noch am Leben zu sein. Sein Lebensmut kehrt zurück. Aber bedeutet das auch, dass er wieder schreiben wird?

Die Verlegerin hat einen interessanten Plan eingefädelt, um Firneis wieder zum Dichten zu bringen. Im späteren Verlauf der Geschichte wird auch noch eine Frau eine Rolle spielen, eine bezahlte Schauspielerin. Susanne Beckmann hat nicht vorrausehen können, dass Firneis sich in sie verliebt. Und so wird eine Komödie daraus. René Freud betrachtet die Geschehnisse mit sehr viel Humor und Augenzwinkern. Das Ganze ist ein bisschen verrückt, geprägt von Klischees, aber es geht vordergründig schon um die wichtigen Dinge im Leben.

Bis zum Schluss hält der Autor allerdings nicht durch. Der Schreibstil ändert sich und die Geschichte verliert zunehmend an Tiefgang. Die Figuren flachen, was ihre Charaktereigenschaften betrifft, ab. Das Ende ist dann nicht mehr so originell, sondern sehr vorhersehbar. Eine vergnügliche Lektüre bleibt das Buch aber trotzdem.

Rezension von Heike Rau

René Freund
Liebe unter Fischen
208 Seiten, gebunden
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552062092
ISBN-13: 978-3552062092
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Nadja Quint: Verachte nicht den Tod

Nadja Quint: Verachte nicht den Tod

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In diesem Düsseldorfer Kriminalroman geht es um den Tod und das Sterben an sich. In der Romanhandlung findet parallel zur Leichenschau ein dubioses Treffen einer Arzthelferin und eines Notars in einem großen renommierten Düsseldorfer Hotel statt. Die Kommissarin Evelyn Eick wird mit der Aufklärung des dubiosen Todes einer jungen Frau beauftragt. Schnell gelangt sie an die Arzthelferin. Sie muss feststellen, dass es hier Verbindungen zu einem Sterbehilfeverein gibt, der von den Niederlanden aus in Deutschland aktiv ist. Während ihrer Ermittlungen wird aus einer Klinik ein an Leukämie erkranktes kleines Kind entführt. Da die Krankheit der kleine Leonie für unheilbar diagnostiziert wurde, sieht die Kommissarin einen Zusammenhang zu dem Tod der jungen Frau und zu dem Sterbehilfeverein.

Parallel dazu hat die Düsseldorfer Kommissarin mit einem möglichen Sterbefall in der eigenen Familie zu kämpfen. Ihr Vater ist vor kurzer Zeit in ein Hospiz umgezogen. Auf eigenen Wunsch. Gelassen und mit etwas ironischem Humor erwartet er seinen eigenen Tod. Diese eigene Betroffenheit der Kommissarin stellt eine emotionale Verbindung zu den Fällen in ihrem Kommissariat her. Ihr Vater ist Ansprechpartner in Sterbensangelegenheiten. Möchte jemand freiwillig aus dem Leben scheiden, wenn er erfährt, dass er so krank ist? Oder möchte er es vielleicht gar nicht?

Die Autorin hat sich enge Verflechtungen zwischen dem Privatleben der Kommissarin und ihren dienstlichen Ermittlungen ausgedacht. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite liest man diesen Roman durch. Dabei geht es weniger um die Frage, wer der Täter ist, als vielmehr darum, wie die Kriminalkommissarin Evelyn Eick den Tätern auf die Spur kommt. Es sind zunehmend engere Verwicklungen und Wendepunkte eingebaut, die den Leser auf eine falsche Spur führen. Was aber einerseits den Leser bei der Stange hält, damit er das Buch nicht aus der Hand legt, ist andererseits auch zu viel der Verwirrung. Deshalb bekommt das Buch einen Punktabzug. Von welchen Verwirrungen spreche ich? Zunächst einmal völlig deplatziert und überflüssig sind alle paar Seiten Episoden eingestreut, nicht länger als eine Seite, die das Geschehen im Hintergrund beleuchten. Dazu gehören beispielsweise die Massenschlachtung von Schweinen, bei der ich heute noch nicht weiß, was die mit dem Fall zu tun hat, als auch andere Geschehnisse um die Opfer und Täter herum. Das sind Passagen die der Leser durchaus überblättern kann bzw. die das Buch auch kürzer gemacht hätten ohne es an Spannung fehlen zu lassen. Schließlich sind es die überaus vielen Figuren, die von der Autorin in diesem Roman eingeführt werden und für Verwirrung sorgen. Dabei handelt es sich oft um Figuren im privaten Umfeld der Kommissarin. Neben ihrem Vater im Hospiz gibt es den Bruder, es gibt den Gerichtsmediziner, in denen sie sich verliebt hat, es gibt die Freundin, eine Nonne. Das sind alles Figuren die mit der Handlung nichts zu tun haben, nur für Verwirrung sorgen und nicht auf die falsche Fährte führen. Zwischen den verschiedenen Auftritten dieser einzelnen Figuren sind manchmal so große Abschnitte, dass sich der Leser kaum daran erinnern kann, um wen es sich eigentlich handelt. Das gesamte familiäre Umfeld der Ermittlerin wäre besser in einem weiteren Roman aufgehoben, als alle Figuren in einem Debütroman auftreten zu lassen.

Der Titel des Romans ist zwar unterschrieben mit Kriminalroman aus Düsseldorf, jedoch hätte ich von der Autorin mehr Bekenntnis zu den einzelnen Lokationen erwartet. Schade, dass viele Namen verfälscht wurden.
Dennoch fällt mein Fazit mit vier von fünf Sternen recht positiv aus. Ich bin mit der durchaus gut gemachten Unterhaltungslektüre zufrieden und halte das Buch bis auf die kleinen Anmerkungen für empfehlenswert.

Quint, Nadja
Verachte nicht den Tod
301 Seiten, broschiert
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446642
ISBN-13: 978-3942446648

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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