Jeff Cox und Marie-Pierre Moine: Küchenkräuter anbauen und genießen

Jeff Cox und Marie-Pierre Moine: Küchenkräuter anbauen und genießen

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Wer Kräuter nicht mehr kaufen, sondern selbst anbauen möchte, ist mit dem vorliegenden Ratgeber gut beraten, egal ob die Kräuter im Beet, in Balkonkästen oder Töpfen herangezogen werden sollen. Die Auswahl an Kräutern ist groß, man muss also gut überlegen, welche Kräuter man nimmt.

Ganz Eilige können sich für Zusammenstellungen, die man am Anfang des Buches findet, entscheiden. Ein Beispiel sind die „Basics für jeden Tag“ in einem Terrakotta-Kasten. Man hat hier Salbei, Koriander, Basilikum, Oregano Petersilie und Zitronenthymian zusammengepflanzt. Pflanzenzusammenstellungen gibt es zum Beispiel auch mit „Salatkräutern“ oder „Kräutertees“ in unterschiedlichen Pflanzgefäßen.

Danach folgt der „Kräuterkatalog“ für alle, die eigene Zusammenstellungen entwerfen möchten. Man findet hier Zitronenverbene, Senf, Kreuzkümmel, Waldmeister, Duftpelargonien, Sauerampfer, Löwenzahn und viele mehr. Aber auch Unerwartetes wird aufgeführt wie beispielsweise Zitrone, Essigbaum, Kartoffelrose oder Holunder. In kleinen Steckbriefen wird Wichtiges vermittelt.

In einem weiteren Kapitel wird der Anbau der Kräuter erklärt. Man erfährt hier alles über Aussaat, Vermehrung und Pflanzenpflege. Damit hat man es in der Hand, dass die Kräuter gut gedeihen und einer schönen Ernte nichts im Wege steht. Auch bei Problemen, wie etwa Schädlingsbefall, erhält man Hilfestellung.

Weiter geht es mit dem Kapitel „Ernten und Aufbewahren“. Man erfährt also, was beim Ernten der Kräuter zu beachten ist und wie man diese kurzfristig aufbewahren kann. Kräuter kann man aber auch haltbar machen, etwa durch einfrieren oder trocknen.

Im letzten Teil des Buches wird die Verwendung von Kräutern beschrieben. Hergestellt werden Kräuterbutter, würziges Salsas und Marinaden. Es gibt eine Auswahl an Rezepten, darunter „Geräucherter Schellfisch mit Dill“, „Löwenzahn-Rucola-Salat mit Blüten“, „Sauerampfer-Erbsen-Suppe“, „Schwarzer Johannisbeersirup“ und „Marokkanischer Minzetee“.
Interessant sind auch die Kombinationstipps in Tabellenform. Hier erfährt man noch einmal, welches Kraut wozu passt.

Die Texte im Buch sind kurz und verständlich gehalten. Außerdem gibt es sehr viel Bildmaterial, das, wie das gesamte Buch aber sehr dunkel gehalten ist. Die Kapitelaufteilung gefällt gut. Das Buch ist damit sehr übersichtlich gestaltet.

Man hat also ein schönes Basiswerk, mit dem sich gut arbeiten lässt. Man lernt Kräuter kennen, erfährt alles über Anbau, Ernte und Verwendung und kann gleich Rezepte ausprobieren. Unter den genannten Kräutern sind auch weniger bekannte, so dass auch Hobbygärtner, die schon etwas Erfahrung im Kräuteranbau haben, noch die eine oder andere Pflanze dazu nehmen können. Angesprochen werden nicht nur Gartenbesitzer. Auch wer Terrasse oder Balkon besitzt, kann Kräuter anbauen.

Rezension von Heike Rau

Jeff Cox und Marie-Pierre Moine
Küchenkräuter anbauen und genießen
192 Seiten, gebunden
DK – Dorling Kindersley Verlag
ISBN-10: 3831017832
ISBN-13: 978-3831017836
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Julia Onken: Rabentöchter

Julia Onken: Rabentöchter

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Julia Onken hat sich in ihrer Abhandlung mit der schwierigen Beziehung zwischen Töchtern und Müttern befasst. Geboren ist sie 1942 und hat durchaus noch die Auswirkungen althergebrachter Rollenmuster an sich selbst erleben können.

Hin und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und Abneigung erinnert sich Julia Onken nach dem Tod ihrer Mutter an die mühsame Beziehung zu ihr. Diese pendelte zwischen Fremdheitsgefühlen, Versuchen der Annäherung und immer wieder einer tiefen Diskrepanz zwischen Hass und Liebe. Am besten ging es ihr mit der Mutter, wenn eine fremde Person als Puffer die Gegenwart zwischen ihr und der Mutter entlastete. Auf der Suche nach der Frau, die ihre Mutter war, und die sie eigentlich gar nicht richtig kannte, entwickelt Julia Onken Psychogramme von Mutter- Tochterbeziehungen, die ihren eigenen Erfahrungen ähneln.

Kernpunkt ihrer These ist die Feststellung, dass es vielen Frauen im vergangenen Jahrhundert an angemessenem Selbstwertgefühl mangelte. Verbunden mit Erziehungsmustern, die sich häufig gleichen, waren Frauen vor allem Hilfsobjekte männlicher Eigensucht und Herrschaft. Das Rollenbild zieht sich fast bis in die heutige Zeit, in der zuletzt immer Frauen für die Fürsorge aller Familienmitglieder zuständig sind, ohne besonderes Ansehen dafür zu ernten.

Insbesondere die Rolle der Sexualität machte Frauen in früheren Zeiten zu Abhängigen im Geschlechtergefälle. Mit Scham und Abwertung reagierten Familie und Gesellschaft noch bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts auf voreheliche Sexualkontakte und Schwangerschaften. Das „gefallene Mädchen“ war ein gängiger Begriff, nachzulesen auch in Fontanes Romanen zu Ende des 19.Jahrhunderts als Ausdruck einer falschen bürgerlichen Moral, in der einem Mann alles, einer Frau aber gar nichts erlaubt war.

Julia Onken macht die Ohnmacht einer Verständigung zwischen Müttern und Töchtern an dem tief verinnerlichten und abwertenden Selbstwertgefühl von Frauen fest, die, wie immer sie sich auch verhielten, an Grenzüberschreitungen scheitern mussten, die ihnen die Gesellschaft abverlangte. Das abgewertete Rollenbild lässt Töchter unbewusst erschauern und bedroht sie, in die gleiche Falle selbstzerstörender Ichwerdung zu tappen. Töchter wehren diese mit Hass und Ablehnung der Mutter gegenüber ab. So gibt es eine Generationenfolge immer gleicher Rollenmuster: hier Frauen mit ihren Schamgefühlen der Minderwertigkeit, die sich in den Töchtern fortzusetzen drohen. Als gewichtig erachtet die Autorin Frauenfreundschaften. Hier können vertrauensvolle Offenheit und wohlwollende Zuwendung zu einem Ausgleich führen. Freundinnen können unbeschwert gegenseitig Identifikationsobjekt sein und Hilfsfunktionen bei der emotionalen Entwicklung bieten. Wünschenswert wäre eine neue Offenheit auch zwischen Müttern und Töchtern.

So weit Julia Onkens Thesen.

An zahlreichen Beispielen macht sie ihre Beobachtungen fest, denn sie leitet als Psychologin Frauenseminare und Selbstfindungsgruppen am Bodensee. Nicht immer werden sich Frauen in ihren Abhandlungen wiederfinden. Es gibt durchaus jene, denen das Glück des Kinderkriegens über alles geht, und die nach gelungenen Kinderjahren in glücklichen Elternhäusern mit harmonischen Identifikationsfiguren in keine der genannten Abwertungstheorien hineinpassen. Insgesamt aber ist die Abhandlung ein gelungener Abriss kultureller Entwicklung von Frauenschicksalen, der durchaus Anlass zum Nachdenken bietet. Zwar gibt es bereits eine Reihe von Frauenliteratur zum gleichen Thema. Doch setzt Julia Onken noch einmal eigene Akzente.

Julia Onken
Rabentöchter
180 Seiten, broschiert
Beck, März 2011
ISBN-10: 3406613381
ISBN-13: 978-3406613388
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Paul Guest: Noch eine Theorie über das Glück

Paul Guest: Noch eine Theorie über das Glück

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Mit zwölf Jahren hat Paul Guest einen Unfall mit dem Fahrrad. Er spürt sofort, dass es etwas Schlimmes ist. Bewegungslos beobachtet er, was mit ihm geschieht, wie man sich um ihn bemüht. Die Diagnose ist niederschmetternd. Paul Guest ist querschnittgelähmt.

Auf einer Intensivstation wird er stabilisiert. Es braucht seine Zeit, bis er im Rollstuhl sitzen kann. Dann kommt er in ein Rehabilitationszentrum. Er ist dort der jüngste Patient. Seine Prognose ist nicht gut. Und doch kehren erste Empfindungen zurück.

Nach sechs Monaten ist Paul Guest wieder zu Hause. Mit dem Rollstuhl geht es zur Schule. Eine Betreuerin tut, was er nicht kann.
Immer geht es weiter. Pauls Ziel ist ein unabhängiges Leben. Doch er weiß, dass er immer von anderen abhängig sein wird.

Was Glück ist, würde wohl jeder ein wenig anders beschreiben. Auf der Suche danach sind wir wohl alle. Paul Guest ebenfalls. Auch wenn es ihn verlassen zu haben scheint. Und der Unfall ihm seine Selbstständigkeit nimmt. So dass er abhängig von anderen ist und von dem, was seine körperliche Verfassung noch zulässt. Ein selbstbestimmtes Leben scheint so nicht mehr möglich. Und doch findet Paul Guest einen Weg halbwegs zurechtzukommen.

Seine Geschichte berührt. Sein Mut beeindruckt. Denn er holt sich Stück für Stück sein Leben zurück. Trotz Selbstzweifeln verzweifelt er nicht, nimmt Rückschläge als Herausforderung. Das Buch, das so hoffnungslos beginnt, beweist es. Paul Guest gelingt es, sich seinen Humor zu bewahren. Das hilft ihm über eigentlich Unerträgliches hinwegzukommen. Nur so kann er wieder beginnen von der Zukunft zu träumen, sich Herzenswünsche erfüllen.

Paul Guest erzählt im Rückblick. Zeit ist vergangen. Aus dem Geschriebenen spricht trotz des Erlebten die Lebensfreude, die er sich bewahrt hat. Und das macht Hoffnung, gerade auch, wenn man selbst von sich glaubt, vom Glück übergangen worden zu sein.

Rezension von Heike Rau

Paul Guest
Noch eine Theorie über das Glück
Aus dem Englischen von Malte Krutzsch
192 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888977061
ISBN-13: 978-3888977060
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Alexandra Medwedeff und Juliana Neumann: Jahreszeitenküche frisch vom Markt

Alexandra Medwedeff und Juliana Neumann: Jahreszeitenküche frisch vom Markt

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Jede Jahreszeit hat ihre Besonderheiten, auch was das Angebot an Obst und Gemüse betrifft. Wer saisonal und regional kocht und dabei Bioprodukte bevorzugt oder sogar selbst Obst und Gemüse im Garten anbaut, zeigt sich umweltbewusst. Frisch zu kochen ist zudem gesünder, als sich von Fertigprodukten zu ernähren. Derartige Gedanken sind die Grundlage für das vorliegende Kochbuch.

Die Rezepte sind nach Jahreszeiten geordnet, beginnend mit dem Frühling. Immer stimmt ein kleiner persönlicher Text der Autorinnen auf die kommenden Monate ein. Hier werden schon mal Zutaten genannt, die besonders typisch für die entsprechende Jahreszeit sind.

So gibt es im Frühling „Bärlauchsuppe“, „Kräutersalat“, „Geröstetes Lamm mit Frühlingsgemüse“ oder „Quarkklößchen mit Rhabarbersauce“.
Im Sommer kann man „Blauen Kartoffelsalat“, „Zucchinilasagne“, „Lachsforellenfilet mit Tomaten-Oliven-Salsa“ oder „Mandeltartelettes mit Aprikosen“ zubereiten.
Im Herbst findet man Vorschläge für „Spinatsalat mit Pilzen und Haselnüssen“, „Blätterteigtaschen mit Wurzelgemüse“, „Polenta-Gröstl mit Lamm und grünen Bohnen“ oder „Apfelgugelhupf“.
Im Winter gibt es „Linsensalat mit Chicorée und Kürbis“, „Sauerkrautquiche“ oder „Wirsing-Soufflé“.

Mit den Rezepten kann man Abwechslung in den Speiseplan bringen. Auch im Winter noch. Das beweist, dass die Vielfalt an frischen Zutaten, auch wenn man regional und saisonal kocht, groß ist. Die Rezepte selbst gefallen in ihrer Zusammenstellung. Mit den Gerichten beweisen die Autorinnen Fantasie. Gerichte mit Fleisch und Fisch gibt es nicht ganz so viele. Nachhaltiger zu leben, bedeutet nun mal auch, sich hier einzuschränken. Das wird aber von den vielen vegetarischen Gerichten gut aufgefangen.

Wer gerne Neues ausprobiert, wird fündig. Wer mag, kann „Spargel mit Erdbeersauce“, „Rote-Beete-Salat mit Schafkäse und Himbeeren“, „Himbeer-Chutney mit Ziegenkäse“ oder „Schokoladenküchlein mit Maronimousse“ probieren. Auch solche ungewöhnlichen Zusammenstellungen hat das Buch zu bieten.

Man findet im Buch also vor allem Rezepte für die Alltagsküche, geeignet für die ganze Familie. Vom Aufwand her sind die Rezepte unterschiedlich, so dass man nach seinen zeitlichen Möglichkeiten auswählen kann. Auch viele Gerichte, die sich schnell zubereiten lassen, sind dabei. Die Kochanleitungen sind ausführlich gehalten. Man kann diese gut nachvollziehen.

Die Bilder im Buch sind von den Autorinnen selbst. Die Gerichte auf den Fotos wirken authentisch und das gefällt sehr gut. Fotos mit frischen Gemüse und Obst sind ein schöner Schmuck. Das gilt auch für die Bilder hinten im Buch neben den Saisonkalendern, die also ebenfalls vorhanden sind.

Rezension von Heike Rau

Alexandra Medwedeff und Juliana Neumann
Jahreszeitenküche frisch vom Markt
168 Seiten, gebunden
Thorbecke Verlag
ISBN-10: 3799508767
ISBN-13: 978-3799508766
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Siri Hustvedt: Der Sommer ohne Männer

Siri Hustvedt: Der Sommer ohne Männer

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Von Frauen und Männern…

Fast traumatisiert stellt Mia mit ihren 55 Jahren eines Tages fest, dass ihr Mann eine „Pause“ von der Ehe sucht.
Die Pause: das ist eine 20 Jahre jüngere Kollegin, mit der er sich verlustiert.

Es entspräche nicht der klugen, tiefsinnigen Siri Hustvedt, wenn sich hinter dieser Geschichte nicht mehr verbirgt!

Und so ist es denn auch: ihre sensible und feinsinnige Heldin landet zuerst in der Psychiatrie, bis sie sich zu einer Auszeit von ihrem Leben in Brooklyn NY entschließt. Sie verbringt einige Monate in der Nähe ihrer Mutter, die in einem Altenheim in Minnesota lebt.
Hier gibt Mia Kurse in kreativem Schreiben und lernt die alten Freundinnen ihrer Mutter mit ihren Geheimnissen kennen und eine Anzahl junger Mädchen, die von erotischen Nöten und Träumen bedrängt werden.

Zu dieser Zeit beginnt Mia ihr eigenes Leben zu reflektieren und taucht tiefgründig in Erinnerungen an die Kindheit, Schulzeit, an Gefühle von Verlust, Liebe und Ausgestoßensein ein. Ihre Einsichten erfahren Bereicherung in der Begegnung mit den fünf alten Damen, von Mia liebevoll die „Schwäne“ genannt. Sie sind von ungewöhnlicher Frische und nachdenklichen Lebensweisheiten und bieten Mia indirekt Trost und Hilfe. Abigail zeigt ihr einen versteckt in einen Gobelin gewebten Spruch „Gedenke, dass mein Leben ein Wind ist…“, den man im Buch Hiob im Alten Testament findet.

In der Adaption der Erkenntnisse und Erfahrungen aus ihren Begegnungen mit den alten Damen und eigenen Beobachtungen gewinnt Mia innere Festigkeit und neue Einsichten. Zu diesen gehört die Feststellung, dass es eine Zeit gibt, von der an man mit Schicksalsschlägen rechnet.

Siri Hustvedt beschreibt in ihrer lebhaften, intelligenten und einfühlsamen Diktion Dinge, die unmittelbar an eigenes Erleben rühren. Dabei umfasst sie mit ihren Analysen einen ganzen Kosmos von immer gleichen Erfahrungen aus der Menschheitsgeschichte.
Von Witwen und Verstoßenen, von Müttern und Töchtern, von der Liebe sehr junger Mädchen und sehr alten Damen und von traurigen und heiteren Begebenheiten weiß sie zu berichten. Immer sieht sie mit unsichtbarer Brille hinter Fassaden und entdeckt versteckte Signale, aus denen man herausdestilliert, wie es um uns Menschen, um Männer und Frauen und um deren Zusammenleben bestellt ist. Doch auch das eigene Erleben und Leiden kommt nicht zu kurz.

Das neue faszinierende Buch der gebildeten und sensiblen Autorin, die eine herausragende Rolle in der New Yorker Intellektuellenszene spielt, begeistert den Leser mit einem dichten Netz von eindrucksvollen Bildern. Siri Hustvedt ist eine mit Empathie und Mitgefühl ausgestattete Philosophin. Der Roman gehört für mich zu den Highlights diesjähriger Neuerscheinungen.

Siri Hustvedt
Der Sommer ohne Männer
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Rowohlt, 2. Auflage, März 2011
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3498030108
ISBN-13: 978-3498030100
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Sarah Pinborough: Die Bürde des Blutes

Sarah Pinborough: Die Bürde des Blutes

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Detective Inspector Cass Jones hat gleich zwei Fälle zu lösen. Zwei Kinder, beide zwölf, sind auf dem Heimweg von der Schule aus einem Auto heraus erschossen worden. Es muss ein Versehen gewesen sein. Das Ziel war ein anderer, wie man einem der Polizei zugespielten Video entnehmen kann.

Außerdem geht ein Serienmörder um, der Frauen mit einer tödlichen Injektion umbringt, die man eigentlich zum Einschläfern von Tieren verwendet. Carla Rea ist das vierte Opfer. Auch sie wurde nackt aufgefunden, mit einer Botschaft aus Blut auf dem Körper und Fliegeneiern.

Jones ist vollauf beschäftigt. Es ist also kein Wunder, dass er seinem Bruder Christian nicht zuhören will, auch als dieser versichert, etwas äußerst Wichtiges besprechen zu wollen. Es trifft Jones völlig überraschend, als ihm dann später mitgeteilt wird, dass sein Bruder sich umgebracht und vorher seine Ehefrau und den Sohn ermordet hat. Es ist nicht zu glauben. Und tatsächlich weisen die Spuren darauf hin, dass ein Verbrechen geschehen ist. Mordverdächtig ist bald Jones selbst, denn es kann bewiesen werden, dass er zur fraglichen Zeit am Tatort war. Er wird beurlaubt.

Bald wird klar, dass alle drei Fälle etwas miteinander zu tun haben müssen. Jemand spielt ganz gezielt mit der Polizei. Und irgendwie ist „Die Bank“ darin verwickelt, eine Institution mit der man sich besser nicht anlegt.

Es ist ein sehr spannend geschriebenes Buch! Allerdings wirkt die Handlung oft undurchsichtig und verwirrend, aber eben auch sehr neugierig machend. Es ist der Auftakt zu einer Trilogie und es bleibt vieles geheimnisvoll. Auch wenn die Fälle halbwegs gelöst werden, ist das nicht das Ende.

Was augenscheinlich ist, muss dem nicht entsprechen. Cass Jones beweist das auch selbst. Er sieht, was andere nicht sehen. Geister, wie den seines Bruders. Das mag an seinem Drogenkonsum liegen, möglicherweise aber auch nicht.

Cass Jones ist kein Held. Er ist nicht mal sympathisch. Im Grunde hat er nichts im Griff. Die Polizeiarbeit wird behindert durch die Unehrlichkeit mancher Kollegen. Da blickt keiner durch. Auf nichts und niemanden ist wirklich Verlass. Selbst in seinem Team gibt es Unstimmigkeiten.

Das macht die Ermittlungsarbeiten äußerst faszinierend und es sorgt für Wendungen, die man nicht voraussehen kann. Ungeahnte Abgründe tun sich auf. Seitenweise regiert der Horror.

Das Buch ist sehr facettenreich. Fast ist es zu viel. Man gerät sozusagen in einen Zwiespalt. Einerseits ist die Handlung zu aufgebauscht und man vermisst eine gerade Linie im Chaos. Andererseits wird man gefesselt, dass es kaum zu glauben ist. Der beste Beweis ist das Ende. Das macht nämlich unglaublich neugierig auf den nächsten Band. Darauf nun warten zu müssen, ist unerträglich.

Rezension von Heike Rau

Sarah Pinborough
Die Bürde des Blutes
Aus dem Englischen von Catrin Fischer
479 Seiten, Klappenbroschur
Otherworld im Verlag Carl Ueberreuter
ISBN-10: 3800095351
ISBN-13: 978-3800095353
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Bertina Henrichs: Ein Garten am Meer

Bertina Henrichs: Ein Garten am Meer

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Aufruhr und Widerstand eines Küstendorfes vor der Kulisse unwiederbringlicher Einmaligkeit einer gewachsenen Gemeinschaft an der Küste der Bretagne.

Hier am Meer mitten im urigen Gestein und von den Naturgewalten erschütterten Raum planen Investoren einen Freizeitpark. Die seit Jahren von einer kleinen Gemeinde bewohnten Häuser an diesem Platz sollen aufgekauft und die Bewohner vertrieben werden. Mit großzügigen Angeboten versucht die Baugesellschaft, die Bewohner zur Aufgabe ihrer Häuser zu bewegen.

Eine wachsende Gruppe um Marthe Simonet und Hans von Scharnbeck, zwei ebenfalls seit langen Jahren hier ansässigen Anwohnern, proben mit ihren Nachbarn und Freunden den Aufstand. Für Marthe hängen zu viele Erinnerungen an die ersten Ehejahre und das Leben mit ihren Kindern Claire und Aurélien an diesem Stück Land, als dass sie es widerstandslos aufgeben würde.

Bertina Henrichs hat eine kleine romantische Geschichte verfasst. Was es heißt, lange an einem Flecken zu leben und sich an Nachbarn und Freunde und die eigenwillige Natur gewöhnt zu haben, lässt sie in ihrem Roman anklingen. Im Mittelpunkt stehen die Figuren von Marthe und von Scharnbeck, einem ursprünglich in Ostpreußen beheimateten Adligen, die nach dem Verlust ihrer Ehepartner ein Leben abseits großer Abenteuer und Wünsche leben. Doch die Investitionsfirma, die einen jedem von ihnen ihr Land streitig machen will, löst ungewohnte Aktivitäten bei ihnen aus. Von Scharnbeck, den es als eigenbrötlerischen Sonderling in die Gegend verschlagen hat, erhebt ebenso seine Stimme und startet Aktivitäten wie Marthe, die mit dem Stricken von Pullovern den Verein zur Rettung des Pommiers-Viertels unterstützt.

Liebevoll gezeichnete Charaktere und eine herb- freundliche Landschaft sind ebenso Bestanteil dieser Geschichte wie unterschiedliche Schicksale, Kümmernisse und Alltäglichkeiten der Küstenbewohner. Henrichs hat eine fantasievolle Milieustudie entworfen, die den Leser in Bann zieht und für kurze Zeit aus dem eigenen Alltag herausreißt. Mit einem leicht melancholischen und doch hoffnungsfrohen Ende, in dem die Liebe zarte Bande schlägt, überzeugt Bertina Henrichs mit ihrer realistischen Einschätzung des Lebens auch abseits vom üblichen Mainstream. Gelungen und empfehlenswert ist ihre Erzählung!

Bertina Henrichs
Ein Garten am Meer
170 Seiten, gebunden
Hoffmann und Campe, Februar 2011
Sprache: Deutsch
ISBn-10: 3455403166
ISBN-13: 978-3455403169
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Marc Grossman: Backbox Muffins

Marc Grossman: Backbox Muffins

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Muffins sind runde Kuchen, die in kleinen Backformen gebacken werden. Zur Backbox gehören in diesem Fall neun bunte Silikonförmchen, so dass man gleich beginnen kann, die Rezepte im Buch auszuprobieren. Allerdings muss man dafür die Mengenangaben halbieren, denn die Rezepte im Buch sind immer für achtzehn Muffins konzipiert.

In der Herstellung sind Muffins im Grunde unkompliziert. Auch die im Buch vorgeschlagenen Backanleitungen kann man gut nachvollziehen. In den Zutatenlisten findet man die trockenen Zutaten und die feuchten Zutaten getrennt voneinander aufgelistet. Man bereitet beide Mischungen vor, rührt diese dann schnell zusammen und füllt die Förmchen. Aber es gibt noch mehr Tipps, damit die Muffins dann auch wirklich gut gelingen.

Man findet im Buch „Heidelbeer mit Streusel“ oder „Zitrone und Mohn“. Interessant sind die Muffins „Marmor mit Orange“ oder die mit „Orange, Süßkartoffel und Cranberry“. Es gibt aber auch ausgefallene Rezepte. „Heidelbeer mit Mais“ wird mit Maismehl gemacht, genau wie das „Maisbrot“, das mit Guacamole serviert wird.

Wer seine Sammlung an Muffin-Rezepten erweitern will, sollte sich das Buch ansehen. Die tollen Fotos machen Lust aufs Backen. Neben herkömmlichen Zutaten findet man hier auch weitere, deren Verwendung man ausprobieren kann. So wird Zucker schon mal durch Akazienhonig ersetzt. Statt Weizenmehl wird Maismehl verwendet. Die Auswahl an frischen Früchten und Trockenobst ist groß und reicht von Heidelbeeren, Cranberrys, Erdbeeren, Rhabarber bis hin zu Mango. Auch die weiteren Zutaten versprechen geschmackliche Überraschungen, etwa wenn Ziegenfrischkäse, Grünteepulver, Haferflocken oder sogar Fadennudeln Verwendung finden.

Die Rezepte sind alle herrlich kreativ. Der Spaß am Backen steht im Vordergrund. Die Muffins kann man traditionell zum Kaffetrinken servieren. Wer ein süßes Frühstück mag, kann schon den Tag damit beginnen. Sehr schön sind Muffins natürlich auch, wenn man Gäste hat. Aber auch ein Picknick oder eine Geburtstagsfeier kann man damit ausrichten.

Rezension von Heike Rau

Marc Grossman
Backbox Muffins
Fotos von Akiko Ida
72 Seiten, gebunden
28 Rezepte + 9 Silikonförmchen
DK – Dorling Kindersley Verlag
ISBN-10: 3831018391
ISBN-13: 978-3831018390
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Hilary Belle Walker: Italienisch für Liebhaber

Hilary Belle Walker: Italienisch für Liebhaber

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Hilary glaubt, dass man nur in Italien gut leben kann. Sie ist von San Francisco nach Mailand gekommen, um es auszuprobieren. Sie lebt zur Untermiete in einer kleinen Einzimmerwohnung, in der für sie schönsten Gegend von Mailand, und arbeitet als Buchhändlerin. Später zieht noch ein großer Hund mit ein. Bart gleicht einem melancholischen, schwarzen Fohlen, wie Hilary selbst sagt. Ständig ist sie in Geldnot. Nicht einmal ihre Stromrechnung könnte sie bezahlen, hätte sie nicht noch den Gelegenheitsjob als Übersetzerin. Sie träumt davon, ein eigenes Buch zu veröffentlichen und schreibt schon mal Kurzgeschichten.

In vielen Episoden erzählt sie von ihrem Leben in Mailand. Sie baut sich einen Freundeskreis auf, bindet sich aber nie fest. Dabei kann man nicht sagen, dass in ihrem Leben Männer keine Rolle spielen. Das Gegenteil ist der Fall.
Hillary ist verträumt und romantisch. So lebt sie ihren Alltag und räumt dabei ihren Träumen viel Platz ein. Und manchmal erfüllt sie sich den einen oder anderen und erlebt die Illusion. Beispielsweise als sie sich ein Date mit einem jungen Schauspieler ergaunert, von dem sie so fasziniert ist, dass sie glaubt, eine gemeinsame Zukunft mit ihm zu haben. Oder als sie als reiche Erbin getarnt, die Besichtigung ihrer Traumvilla erschleicht, als diese zum Verkauf steht.

Hilary ist eine unverbesserliche Romantikerin. Im Unsteten findet sie Beständigkeit. Doch sie hat ein Ziel vor Augen und darauf kommt es an. Man liest gern, was sie schreibt, wie sie versucht ihr Leben zu meistern und im fremden Land zurechtzukommen, sich ein Plätzchen sucht in Mailand. Die Episoden sind mal von Lebenslust und mal von Melancholie bestimmt. Und da ist es dann, das fertige Buch, das von ein paar Jahren in ihrem Leben erzählt.
Am Ende reduziert sich die Geschichte auf ein Thema. Wobei reduziert eigentlich das falsche Wort ist. Denn hierin steckt so viel Intensität, so viel Gefühl. Die Melancholie, die ja immer zwischen den Zeilen mitschwingt, auch wenn sich lustige Szenen abspielen, kommt hier zum Tragen. Es ist das traurige Ende, das dafür sorgt, dass man das Buch, einmal gelesen, nicht vergisst.

Rezension von Heike Rau

Hilary Belle Walker
Italienisch für Liebhaber
Aus dem Italienischen von Sylvia Höfer
320 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888977010
ISBN-13: 978-3888977015
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Sabine Lohf: Meine kleine Seh-Reise

Sabine Lohf: Meine kleine Seh-Reise

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Die Natur zu beobachten, kann für kleine Kinder sehr spannend sein.
Wenn dann auch noch der Fantasie freien Lauf gelassen wird, gibt es die eine oder andere Überraschung. Eine Wiese ist nicht mehr einfach nur eine Wiese. Hier gibt es Grasindianer, die in Tipis aus Grasbüscheln leben.
Wenn der Löwenzahn blüht, kann man sich vorzustellen, die Blütenköpfchen wären funkelnde Sterne. Und später im Jahr kann man sich dann mit den Samen-Fallschirmen vom Wind davon treiben lassen. Wenn dieser Wind stattdessen in ein Gerstenfeld fährt, ist das, als würde es zum Meer mit hohen Wellen. Man könnte ein Papierschiffchen darauf schwimmen lassen.
Auch einen Waldspaziergang kann man machen. Hier gibt es Waldwesen, die sich eigentlich versteckt halten. Nur wer genau hinsieht, kann die Burg zwischen den Bäumen sehen und die Wesen, die dort wohnen.
Im Herbst fallen dann die Blätter von den Laubbäumen. Den Blätterfall erlebt man als Regen aus Gold und Silber. Ist es ein wolkiger Tag schauen die Schäfchenwolken zu. Sind es Schäfchen oder kann man auch andere Figuren erkennen?

Die Illustrationen im Buch gefallen gut. Sie wirken verspielt, fantasievoll und damit für Kinder inspirierend. Sie wecken Interesse an der Natur und zeigen den Rahmen für Naturerlebnisse auf.
Das Buch ist eine Einladung für Kinder, auf eine Fantasiereise zu gehen. Mit den Anregungen im Buch entstehen ganz eigene Vorstellungen und Geschichten. Die Natur wird zur Bühne für Fantasiegestalten. Es gibt viel zu entdecken. Kreativität wird geweckt. Mit Naturmaterialen zu basteln, macht Spaß. Ideen liefert das Buch, aber keine Bastelanleitungen, so dass ganz eigene Werke entstehen können. Dinge, die Beschäftigung bringen, mit denen man spielen kann.
Kinder können immer wieder im Buch blättern. Denn mit den Jahreszeiten ändert sich die Natur und so auch die Möglichkeiten draußen etwas zu erleben. Jede Zeit hat ihre Besonderheiten und auch das wird mit dem Buch sehr schön herausgestrichen.

Rezension von Heike Rau

Sabine Lohf
Meine kleine Seh-Reise
Spannende Entdeckungen in der Natur
64 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN-10: 3473324108
ISBN-13: 978-3473324101
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