Mary Hooper: Teuflische Maskerade

Mary Hooper: Teuflische Maskerade

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Das 16. Jahrhundert geht zu Ende. Nach wie vor ist Lucy bei Dr. Dee als Kindermädchen angestellt. Königin Elizabeth I. ist mit ihrem Gefolge nach London aufgebrochen. So plant Dr. Dee seinen Wohnsitz ebenfalls nach London zu verlegen, um ganz in der Nähe der Königin sein zu können. Lucy und die Haushälterin Mistress Midge sollen vorausgehen, um die Unterkunft für die Familie vorzubereiten.

Einen Tag vor der Abreise findet Lucy einen kleinen Jungen im Haus. Sie hat ihn zuvor auf einer Beerdigung im Trauerzug gesehen und er ist ihr nachgelaufen, weil er nicht zurück nach London ins Waisenhaus will. Mistress Midge nimmt sich seiner an. Schließlich könnte der Junge beim Umzug behilflich sein, auch wenn Dr. Dee das natürlich nicht wissen soll.

Das Haus in London ist völlig verwahrlost. Es wird also einige Zeit in Anspruch nehmen, bis es hergerichtet ist. Sehr zur Freunde von Lucy, die die Zeit, bis Anweisungen von Dr. Dee kommen in London gut nutzen will. Ihr Interesse gilt dem Theater, nur ist es für eine Frau nicht schicklich dorthin zu gehen. Lucy verkleidet sich als Bursche und nennt sich Luke. Am Theater fällt der junge Mann auf. Luke wird gebeten Handzettel zu verteilen und für einen fehlenden Schauspieler einzuspringen.

Natürlich hält Lucy die ganze Zeit ihrer Augen offen. Nichts wünscht sie sich mehr als Tomas, den Narren der Königin, zu treffen. Tatsächlich kommt es bald zu einer Begegnung. In seiner Begleitung ist allerdings eine neue Hofdame. Diese kommt Lucy sofort suspekt vor. Liegt es daran, dass die Eifersucht sie packt. Oder hat die Dame etwas auf dem Kerbholz? Lucy wird nicht müde, ihr auf die Schliche zu kommen. Damit leistet sie der Königin wieder einmal einen wertvollen Dienst.

Wer die ersten beiden Bände „Im Haus des Zauberers“ und „In königlichen Auftrag“ gelesen hat, hat es sicher kaum abwarten können, dass dritte Buch endlich lesen zu können. Die Geduld wird belohnt mit einem Buch, das ebenfalls ausgesprochen gut gefällt.
Wieder ändert sich der Schauplatz. Das Buch spielt in London/Whitehall. Lucy schlüpft in die Rolle eines jungen Mannes. Das gefällt auch Tomas gut, der Lucy so als Spionin einsetzen kann. Wie erwartet gerät Lucy in viele atemberaubend gefährliche Situationen. Bald ist sie mitten in einer Intrige verfangen, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint.
Endlich wird es auch zwischen Lucy und Tomas sehr viel spannender. Die Autorin versteht es romantische Situationen sehr einfühlsam und zu Herzen gehend zu beschreiben.
Was ebenfalls beeindruckt, sind die hellseherischen Fähigkeiten, die sich sehr viel weiter entwickelt haben. Lucys Blicke in die Zukunft sind für den Leser sehr interessant, auch wenn sich ihre Bedeutung manchmal erst später erschließt.
Auch dieses Mal gibt es im Nachwort Anmerkungen zum historischen Hintergrund der Geschichte.
Das Buch ist also rundherum gelungen und es liest sich, wie gewohnt sehr angenehm. Es schließt die Trilogie ab.
Auch wenn es ein Jugendbuch ist, für erwachsene Fans historischer Romane ist es auch einen Lesetipp wert.

Rezension von Heike Rau

Mary Hooper
Teuflische Maskerade
Aus dem Englischen von Marlies Ruß und André Mumont
336 Seiten, gebunden
ab 13 Jahren
Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher
ISBN-10: 3827053757
ISBN-13: 978-3827053756

Diane Meur: Die Lebenden und die Geister

Diane Meur: Die Lebenden und die Geister

Das Herrenhaus auf einem Gut in Galizien, dem kleinen Marktflecken Grynow, ist etwas ganz Besonderes. Es hat Augen und Ohren und kann erzählen, was in seinem Inneren vor sich geht. Zwar hat es ein Herz aus Stein, doch es lebt für seine Bewohner und ist gleichermaßen von ihnen abhängig.

Erzählt wird die Geschichte der Familie Zemka. Josef Zemka ist der Gutsverwalter des Barons von Kotz. Sein gesellschaftlicher Aufstieg nimmt seinen Anfang, als die Tochter des Barons schwanger von ihm wird. Im Sommer 1821 findet die Hochzeit statt, auch wenn die Ungleichheit des Brautpaares als anstößig empfunden wird. Die erste Tochter kommt als angebliche Frühgeburt zur Welt. Dennoch triumphiert Jozef. Zumal Baron und Baronin sich weitere Schmach ersparen und nach Wien zurückkehren.
Jozef arbeitet hart, hält das Gut am Laufen und vergrößert die Zuckerfabrik seines Vaters. 1829, nach dem Tod der Baronin und des Barons, erbt Jozef das Gut. Er steigt vom Verwalter zum Gutsbesitzer auf. Die Ponarskis, Jozef ist ein Nachkomme des Grafen Ponarski, sind zurück.
Doch Hindernisse stellen sich Jozef in den Weg. Seine Frau bekommt nur Töchter. Es ist kein Erbe für sein Lebenswerkes in Sicht. Es bleibt Jozef nur eins. Er muss seine älteste Tochter Maria mit dem Sohn seines Bruders verheiraten. Doch Jeans politisches Engagement läuft ihm zuwider. Gesellschaftliche und politische Umbrüche bestimmen dennoch bald auch das Leben auf dem Gut.

Die Familiensaga umreißt das Schicksal der Familie Jozef Zemkas über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren. Erzählt wird diese Geschichte aus der Sicht des Gutshauses, das die Zeiten überdauert. Das ist natürlich eine erstaunliche Perspektive, zumal das Hause sehr menschliche Züge zeigt und mit seinen Bewohnern mitfühlt. Dennoch ist sein Blick eingeschränkt. Weder hat es seine Augen und Ohren überall, noch kann es seine durch den Standort bestimmten Grenzen überwinden. Genau wie seine Bewohner altert das Haus. Die vielen Jahrzehnte setzen ihm zu.
Die Familiengeschichte ist beeindruckend. Aufstieg und Fall der Familie Zemka werden auf sehr persönliche Art und Weise beschrieben. Die Zeiten wandeln sich. Das erlebt man als Leser hautnah mit. Man ist beeindruckt von den Einblicken, die man erhält. Jozef hat seinen Aufstieg genau geplant. So ganz durchsetzen, kann er seine Vorstellungen jedoch nicht. Die Mitglieder seiner Familie lassen sich nur eingeschränkt manipulieren. Der Leser wird hineingezogen in eine familiäres Drama, das schließlich zum Fall der Familie führt. Die guten Zeiten auf dem Gut gehen zu Ende. Manch einer gibt sich geschlagen, andere geben ihre Hoffnung nicht auf. Große Gefühle kommen zum Tragen. Und auch, wenn das Gutshaus zwischendurch einmal die Augen schließt, da das Alter ihm zu schaffen macht oder die Geister, man wird von den Geschehnissen in den Bann gezogen.

Rezension von Heike Rau

Diane Meur
Die Lebenden und die Geister
Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller
524 Seiten, gebunden
Nagel & Kimche
ISBN: 978-3312004485

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Carola Holland / Angelika Glitz: Am liebsten bin ich Gustav

Carola Holland / Angelika Glitz: Am liebsten bin ich Gustav

Gustav ist ein Hund. Das dachte er jedenfalls bisher. Was ihn nun so irritiert, sind die Kuhflecken in seinem Fell. Tatsächlich verwechselt ihn eine Kuh mit einem Kälbchen namens Rosalie. Ist Gustav etwa gar kein Hund? Der Großmaulfrosch Quaker hat auch nie von Hunden mit Kuhflecken gehört. Dass Gustav keine Milch geben kann, hat nichts zu sagen, er ist nun mal ein Junge. Gustav bleibt also nichts weiter übrig, als sich anzupassen. Jeden Tag trabt er zur Weide und frisst Gräser. Das bekommt ihm allerdings nicht so gut.

Eines Tages trifft Gustav auf einen Wolf. Der spricht ihn an und fragt, ob Gustav mitkommt, um eine Kuh zu reißen. Er hält Gustav für einen Wolf. Schließlich hat Gustav eine feuchte Wolfsnase und Reißzähne. Kühe reißen will Gustav trotzdem nicht. Er möchte auch nicht, dass der Wolf das tut. Gustav droht damit, seinen Freund zu holen. Das lässt den Wolf innehalten, bis er den Großmaulfrosch Quaker sieht.

Bekannt ist die der kleine Hund aus „ELTERN“ und „ELTERN FAMILY“. Für viele Kinder ist Gustav also kein Unbekannter. Im Buch läst sich Gustav auf ein Rollenspiel ein und erlebt damit ein großes Abenteuer. Seine eigene Identität wird auf den Prüfstand gestellt. Dabei lernt Gustav eine Menge über sich selbst und kommt zu einem für Kinder sicher interessanten Schluss. Im Titel wird es schon verraten.
Die Geschichte lässt sich sehr gut vorlesen. Sie ist fantasievoll und wird Kindern gut gefallen. Gustav zeigt sich gewohnt pfiffig und neugierig. Er setzt sich mit sich und seiner Umwelt auseinander. Das spiegelt sich auch in den Bildern wieder. Die großzügigen Zeichnungen sind farbenfroh. Kinder werden das Buch immer wieder gern anschauen.

Rezension von Heike Rau

Carola Holland / Angelika Glitz
Am liebsten bin ich Gustav
32 Seiten, gebunden
Ab 3 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473323920
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Mord im Eifel-Express

Mord im Eifel-Express

Ein durch und durch grauer Mann, grau in seiner Seele, grau in seinem Herzen, grau im Aussehen blickt auf sein Leben zurück. Er wartet auf seine Frau, die mit der Bahn vom Einkauf in der Stadt zurückkommen sollte.

Eine Privatdetektivin, die ihrem Job bei der Polizei nicht besonders nachtrauert, der aber ein solcher in der Provinz angeboten wird. Doch gemäß dem Motto „Alles oder nichts“ gibt es neben diesem Angebot den langersehnten ersten Auftrag: ein fremdgehender Ehemann.

Ein musizierender Einbrecher, der im Heim aufgewachsen war und dem sein Onkel dringendst ans Herz legt, einen anderen Menschen aus dem Weg zu räumen.

Eine junge Frau, die vom Besuch ihrer Freundin überrascht wird, auf welche wiederum der Begriff „Banking & Finance“ elektrisierende Wirkung ausübt.

Ein Dozent, dem nicht nur das Kartenlegen seiner Frau auf die Nerven geht, in Gerolstein wohnt, in Köln arbeitet und täglich mit dem Eifel-Express pendelt.

Die Kartenlegerin, die der Privatdetektivin die Unterlagen zum Auftrag übergibt, in welchem diese den Namen des Liebchens ihres Mannes, des Dozenten, herausbekommen soll.

Der Einbrecher wird vom Onkel verstoßen, weil er den Dozenten zwar geärgert, aber noch nicht umgebracht hat.

Der Dozent zahlt mehrere tausend Euro, um der Erpressung ein Ende zu setzen und hofft, die junge Schwarzhaarige, die sich ihm als neue Studentin vorgestellt hat, im Eifel-Express zu treffen.

Die Privatdetektivin ermittelt trotz Jobangebot in Sachen Ehebruch und trifft dabei erneut auf den jungen Einbrecher, der inzwischen weiß, dass sein Onkel vom Dozenten gekauft worden ist und daraufhin einen teuflischen Plan schmiedet.

Der Dozent versucht, bei der jungen Schwarzhaarigen zu landen. Allerdings lässt sie ihn ihre Kälte spüren. Der Eifel-Express wird von einem Pflasterstein getroffen. Der Dozent ist geschockt.

Die Privatdetektivin löst den Auftrag in Sachen Ehebruch, beginnt ihren neuen Job bei der Kripo in Euskirchen und ermittelt in Sachen Steine-Werfer.

Zum Abschluss ist aus vielen Verdächtigen im Eifel-Express der Täter herauszufinden.

So oder so ähnlich ließen sich die einzelnen Kapitel des durchaus amüsanten und spannenden Krimis fortführen. Jedes Kapitel bringt gerade am Anfang des Buches einzelne, scheinbar losgelöste Teilstücke mit immer neuen Figuren und Namen hervor. Erst im sechsten Kapitel wird ein Handlungsstrang eines vorherigen Kapitels wieder aufgenommen. Bis dahin sind etwa hundert Seiten vergangen, während derer sich der Leser in Geduld üben muss. Die Fäden scheinen anfangs weit auseinander zu laufen, Querverbindungen und Zusammenhänge erschließen sich nicht auf Anhieb. Das macht es schwer, dieses Buch über mehrere Tage hinweg zu lesen. Um den Überblick zu behalten, sollte der Leser vielleicht abends mit dem Buch ins Bett gehen und es am nächsten Morgen ausgelesen auf den Nachttisch legen. Die rasanten Aktionen und schnellen Wechsel geben durchaus Anlass dafür, Spannung ist genügend vorhanden.

Das macht es etwas schwierig, dieses Buch in seiner Gesamtheit einzuschätzen. Der Pendel wechselt ständig zwischen Spannung, Interesse und Verwirrung. Die Fäden scheinen selbst dreißig Seiten vor dem Schluss noch nicht zusammenzuführen. Dennoch ist es durchaus lesenswert. Wer also die Gelegenheit hat, ziemlich zeitnah alles am Stück lesen zu können und sich zutraut, dem Verwirrspiel der Kölner Autorin zu folgen, dem ist das Buch zu empfehlen. Gelegenheitsleser, die nur einmal pro Woche zum Buch greifen, sollten diesen Krimi als Herausforderung betrachten.

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Carola Clasen
Mord im Eifel-Express
Roman, 265 Seiten, Taschenbuchausgabe
KBV Verlag
ISBN: 978-3-940077-41-7
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2009
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Taschenatlas: Pflanzen für Heimtiere

Taschenatlas: Pflanzen für Heimtiere

Heimtiere, wie Reptilien, Nagetiere, andere Säugetiere und auch Vögel werden gerne auch mit Grünfutter versorgt. Mit den Pflanzen muss man sich auskennen, denn einige sind nicht zum Verfüttern geeignet oder sogar schädlich. Manchmal werden auch eigentlich giftige Pflanzen vertragen. Hier muss man die Toleranzgrenzen wissen. Doch nicht nur bei Wildkräutern muss man aufpassen, auch die Zimmerpflanzen können eine Gefahr für das Haustier sein.

Informieren kann man sich mit Taschenatlas „Pflanzen für Heimtiere“. Hier werden Wildpflanzen, Zimmerpflanzen und Gartenpflanzen beschrieben. Man findet die verschiedenen Bezeichnungen für die Pflanze, erfährt wo sie vorkommt, welche Teile verwertbar sind und wann Erntezeit ist. Ist die Pflanze giftig, werden neben den Angaben der Inhaltsstoffe auch die toxischen Substanzen genannt. Mögliche auftretende Vergiftungserscheinungen werden aufgezählt. Die Pflanze wird hinsichtlich ihres Aussehens im Text beschrieben. Dazu gibt es ein recht großes Foto. Auf einen Blick kann man sich an den kleinen Piktogrammen orientieren. Hier sieht man, welche Pflanzen für welche Tierart geeignet oder nicht geeignet ist.

Der Ratgeber ist für alle, die Haustiere halten, unentbehrlich. Frisches Grün und Knabberäste sorgen für Abwechslung im Speiseplan und für Beschäftigung. Dem Buch kann man entnehmen, welche Pflanzen für das jeweilige Tier geeignet sind und welche nicht. Die Beschreibungen sind sehr gut und bieten vielfältige Informationen. Hingewiesen wird auch immer auf Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Pflanzen, damit man auf der sicheren Seite bleiben kann. Man erfährt auch immer, wenn nur bestimmte Teile einer Pflanze Verwendung finden sollten. Wenn Vorsicht geboten ist, erfolgt ein gut sichtbarer Hinweis. Die Pflanzenporträts erstrecken sich auch auf Zimmer- und Gartenpflanzen. Man kann also auch in Heim und Garten für Sicherheit sorgen. Das ist wichtig für die Tiere, die sich hier frei bewegen können.
Der Ratgeber gefällt gut. Er ist für Heimtierbesitzer sehr zu empfehlen.

Rezension von Heike Rau

Marlies Busch
Taschenatlas: Pflanzen für Heimtiere
256 Seiten, 241 Farbfotos
Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
ISBN: 978-3-8001-5738-9
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Tim Parks: Träume von Flüssen und Meeren

Tim Parks: Träume von Flüssen und Meeren

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Paul Roberts ist Autor. Sein Interesse gilt Albert James. Er beabsichtig über den großen Denker eine Biografie zu schreiben. Zu seinem Bedauern stirbt der Mann, bevor er ihn kennen lernen kann.

Für John kommt der Tod seines Vaters ebenfalls sehr überraschend. Er fliegt die 6000 km von London nach Delhi. Hier sind seine Eltern zu Hause. Helen hatte eigentlich keine Lust gehabt, John zu verständigen. Und so ist sie an ihrer Arbeit im Krankenhaus, als John ankommt. Den jungen Mann irritiert das zutiefst. Er hat Fragen, die eigentlich keinen Aufschub dulden. Auch später kommt er kaum ins Gespräch mit seiner Mutter.

Paul Roberst, ebenfalls nach Indien gereist, will sich nicht so einfach abspeisen lassen. Die Biografie soll von der Witwe wenigstens autorisiert werden. Doch Helen verweigert dies.

Obwohl Albert James verstorben ist, spielt er die Hauptrolle im Buch. Er hat größten Einfluss auf seine Familie und andere nahestehende Personen. Sein plötzlicher Tod ist für John unerträglich. Die Sprachlosigkeit der Mutter ist für ihn kaum auszuhalten. Helen entzieht sich dem Leben, ihrem Sohn und den Fragen des Biografen.

Aber dem Leser offenbart der Autor Hintergrundinformationen vorab. So ist dieser den handelnden Personen immer ein Stück weit voraus, erkennt Zusammenhänge eher.

Albert James war eine faszinierende, geheimnisumwitterte Persönlichkeit. Seine Arbeit als Anthropologe ist allerdings kaum nachvollziehbar. Der Nutzen wird immer wieder in Frage gestellt. Helen kennt seine Geheimnisse, ob nun privat oder beruflich. Immer schwerer wird es für sie, zu schweigen. Für sie gibt es schließlich nur einen Weg, sich dem zu entziehen.

Das Buch hat Tiefgang. Man liest vom Untergang einer Familie, die rätselhafter nicht sein könnte. Nur nach und nach erfährt man mehr über den Verstorbenen. Die Familiensituation kommt einem Verwirrspiel gleich. Was enthüllt wird, überrascht. Man kann sich dem nicht verweigern. Dafür sorgt der Autor. Seine klare Sprache, seine Art, die Geschehnisse zu analysieren und die Charaktere zu zeichnen, fasziniert.

Rezension von Heike Rau

Tim Parks
Träume von Flüssen und Meeren
Aus dem Englischen von Ulrike Becker
512 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888975794
ISBN-13: 978-3888975790

Englisch für Büffelmuffel

Englisch für Büffelmuffel

Eine einmal gelernte Fremdsprache muss immer wieder angewendet werden. Sonst geht das bereits erlangte Wissen ein Stück weit verloren. Mit „Englisch für Büffelmuffel“ kann man das auf unterhaltsame Weise tun.
Grundlage ist ein Krimi: Ein junges Paar, Heidi und Bernd, will ihren Urlaub in England verbringen. Eine passende Unterkunft finden die beiden in einem alten Hotel in Hastings. Um zu sparen, fliegt das Paar mit Ruin-Air. Das hat jedoch zur Folge, dass die beiden mitten in der Nacht ankommen. Es fährt kein Bus mehr. Also muss ein Leihwagen her. Allerdings steht nur noch ein Sportwagen zur Verfügung. Weil Bernd keinen gültigen Führerschein hat, muss Heidi fahren. Sie muss auf der Fahrt einem Tier ausweichen und fährt gegen einen Baum. Während Bernd im Krankenhaus untersucht wird, steht Heidi der Polizei Rede und Antwort. Später wird sie ins Hotel gebracht, wo sie auf mysteriöse Weise etwas später verschwindet. Bernd meldet der Polizei das Verschwinden seiner Freundin. Die unternimmt zunächst nichts. Ein Dauergast des Hotels, Miss Mable, bietet Hilfe an. Sie ist Hobby-Detektivin.

Auf jeder Seite findet man einen Abschnitt des Krimis. Schwierige Wörter werden in der Randleiste übersetzt. Man muss sie also nicht extra nachschlagen, was sehr praktisch ist. Es folgen Erklärung zu Grammatik, Satzbau usw. und einige Übungen, die textbezogen sind. Ab und zu lockert ein Witz die Übungsabfolge auf. Eine Seite arbeitet man in einer Viertelstunde durch.
Das Buch erweist sich als gute Lernhilfe. Man findet auch Tests, um den Lernfortschritt überprüfen zu können. Ein kleines Wörterbuch ist auch vorhanden. Allerdings fehlen Aussprachetipps.
Das Buch ist geeignet für Lernende mit Vorkenntnissen. Der Grundwortschatz muss vorhanden sein. Man lernt eine Menge dazu und das auf sehr unterhaltsame Art und Weise. Der kleine Krimi ist nämlich sehr witzig und unterhaltsam. So bleibt man nicht, weil die Lust am Lernen verloren geht, auf halber Strecke hängen. Schließlich will man wissen, wie der Krimi ausgeht.

Rezension von Heike Rau

René Bosewitz / Robert Kleinschroth
Englisch für Büffelmuffel
219 Seiten, broschiert
Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3499625244
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Marion Meister: Hanna und Professor Paulchen 01 – Ponystark und ziegenfrech

Marion Meister: Hanna und Professor Paulchen 01 – Ponystark und ziegenfrech

Hanna ist auf einem Bauernhof mit Ponys zu Hause. Ihr eigenes, Professor Paulchen, ist klug und verfressen. Am liebsten reitet Hanna mit ihrer Freundin Julia aus. Doch die ist bei ihren Großeltern in Italien. Hanna ist traurig. Die Langeweile schlägt ihr auf den Magen. Der Appetit ist ihr vergangen. Nach dem neuen Pony Ginger sieht sie trotzdem. Es schein krank zu sein. Mit hängendem Kopf steht es da und will nicht fressen. Hannas Versuche, es aufzumuntern, schlagen fehl. Nicht mal den leckeren Apfel rührt es an. Der Tierarzt kann allerdings nichts feststellen. Dann ist Ginger auf einmal weg. Eine Suchaktion wird gestartet. Auch Julia, die wieder da ist, hilft beim Suchen. Schließlich wird das Pony gefunden. Zusammen mit Ziegen steht es auf einer fremden Weide. Ob es sich alleingelassen fühlt, seit es auf dem Hof ist? So ging es Hanna doch auch, als Julia nicht da war.

„Ponystark und ziegenfrech“ ist der Auftakt zu einer neuen Reihe um „Hanna und Professor Paulchen“. Für Mädchen, die Ponys mögen, ist es eine sehr geeignete Lektüre. Hanna wohnt auf einem traumhaft schönen Bauernhof mit vielen Ponys. Mit ihrer Freundin Julia erlebt sie viele Abenteuer.
Im ersten Band geht es um das Pony Ginger. Die Stute will nicht fressen. Hanna will ihr natürlich helfen. Sie erkennt, was dem Pony fehlt.
Die Geschichte ist sehr schön ausgedacht und gut geschrieben. Die Autorin beweist Sinn für Details. Und natürlich werden auch immer wieder die Ponys in den Vordergrund gerückt. Für Leseratten, die sich für Pferde interessieren und alles ganz genau wissen möchten, ist das genau richtig. Die Geschichte ist kindgerecht geschrieben und auf die Interessen von Mädchen abgestimmt. Sie ist lebensnah verfasst und wirkt damit sehr realistisch. Auch die Illustrationen gefallen gut. Eine empfehlenswerte Buch für Kinder ab 8 Jahren!

Rezension von Heike Rau

Marion Meister
Hanna und Professor Paulchen 01
Ponystark und ziegenfrech
123 Seiten, gebunden
ab 8 Jahren
Loewe Verlag
ISBN: 978-3785565322
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Findeltiere aufziehen und auswildern

Findeltiere aufziehen und auswildern

Es kommt immer mal wieder vor, dass man ein verwaistes Wildtier entdeckt. Für den Laien ist es allerdings schwer zu erkennen, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht. Ob das Jungtier Hilfe braucht, ist schwer einzuschätzen. Dazu braucht man entsprechendes Wissen. Das wird mit dem Buch vermittelt.

Man erfährt also, welche Tiere man unbedingt in Ruhe lassen und welchen man helfen sollte. Man kann hilfebedürftige Tiere in Auffangstationen bringen, diese Stationen aber auch mit der Aufzucht der Jungtiere unterstützen, wenn man dazu in der Lage ist. Man kann dem Buch entnehmen, wie man vorgehen muss. Dazu ist es natürlich nötig, die einzelnen Tierarten genauer kennen zu lernen. Auf Besonderheiten, die Jungtiere betreffen, wird eingegangen. Es wird schnell erkennbar, wie schwierig und zeitaufwändig es ist, ein junges Tier mit dem Ziel, es später wieder auswildern zu können, aufzuziehen. Der Autor hilft mit seinem Buch gezielt bei Problemen weiter. In einem speziellen Teil werden die verschiedenen Tierarten genau beschrieben, vom Igel bis zur Fledermaus. Unterbringung, Pflege, Fütterung und Auswilderung werden ausführlich erklärt.

Die Texte sind sehr verständlich gehalten. Man kann mit Hilfe des Buches eine Menge über Jungtiere und ihre Aufzucht lernen. Der Ratgeber ist praktisch unentbehrlich bei solch einem Vorhaben. Entsprechendes Wissen ist wichtig für den Erfolg. Man muss aber auch damit leben können, dass eine Aufzucht nicht immer gelingt.
Auch Rechtliches wird nicht ausgespart. Man findet Auszüge aus dem Tierschutz- und dem Naturschutzgesetz. In einem Serviceteil sind dann noch nützliche Adressen, Hinweise zu weiterführenden Literatur und eine Kopiervorlage für ein Aufzuchtsprotokoll zusammengestellt.

Rezension von Heike Rau

Florian Brandes
Findeltiere aufziehen und auswildern
160 Seiten, broschiert, 78 Farbfotos, 10 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 978-3-8001-5456-2
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In Kuba und Mosambik – im Auftrag der Rostocker Hochseefischerei

In Kuba und Mosambik – im Auftrag der Rostocker Hochseefischerei

Bei diesem Buch handelt es sich um eine sehr gut lesbare, nie langweilig werdende Reportage über das Leben der Hochseefischer im Allgemeinen und die Arbeit des Kapitäns Horst Dieter Seffner im Speziellen. Sowohl Autor als auch Porträtierter waren seit den fünfziger Jahren in der Fischerei der DDR tätig. Da wundert es nicht, dass die knallharten Fakten nur so purzeln. Es wird von den Veränderungen in der Flotte und in der Fischereipolitik berichtet.

Die Schaffung der 200-Seemeilen-Zonen zu Beginn der 70er Jahre in fast allen Küstenstaaten der Welt sorgte einerseits für viel Unruhe und forderte andererseits von den Verantwortlichen in der Fischereiflotte ein rigoroses Umdenken. Die Fischereischiffe mussten weit entfernt liegende Fanggebiete ansteuern, der Besatzungsaustausch per Flieger wurde eingeführt, in Kuba und einigen anderen Ländern mussten dafür ständige Fischereivertreter eingesetzt werden, die die Fäden zwischen den Besatzungen und den örtlichen Behörden in der Hand hielten. So wird vom Leben in Kuba und Mosambik berichtet. Mit dem damaligen Fischereihilfsschiff „Robert Koch“ geht es noch mal durch den Panamakanal. In Mosambik wird eine Garnelenflotte aufgebaut, erste Fangversuche mit den Frosttrawlern aus Saßnitz, dann der Umbau der Zubringer-Trawler. Probleme mit der Mentalität der Menschen sowohl in der Karibik als auch in Afrika und Umstellungen wegen dieser Mentalität. Aber nicht nur mit den Menschen dort, sondern auch mit denen im eigenen Ministerium. Die Hilfe für eine hungernde Bevölkerung in Form einer kleinen Kutterflotte, die aus Saßnitz nach Mosambik beordert wird.

Zu den vielen großen Tätigkeiten, die der Porträtierte für die Flotte zu erledigen hatte, gesellten sich viele kleine Verrichtungen. Dazu gehörte das Auslösen so manchen Fischers aus dem kubanischen Gefängnis, die Durchführung von Stadtrundfahrten für die Teilnehmer eines Kreuzfahrtschiffes und die Teilnahme an Botschaftsempfängen, wo er sich Ministeriumsrüffel z.B. wegen mangelnder Kleiderordnung einhandelte.

Der Autor hat sich in diesem Porträt zurück genommen und lässt den Charakterisierten sowie viele an den Ereignissen Beteiligte selbst agieren. Er lässt sie erzählen und bewirkt somit eine sehr real wirkende Darstellung der einzelnen Geschehnisse. Zwischendurch setzt er kleine Kommentare aus seiner Sicht um die geschilderten Anekdoten, die er zum damaligen Zeitpunkt aus einer anderen Perspektive erlebt hatte. Auf diese Weise sind viele lebensnahe Beschreibungen enthalten, die manchen Leser vielleicht zu einem Aha-Erlebnis animieren, manchen in Erstaunen versetzen, weil sie aus diesem Bereich des DDR-Alltags bisher nie etwas gehört hatten. Die grundlegende Herangehensweise ist genau richtig, obwohl von der Gestaltung her anders hätte herangegangen werden können. Die Unterscheidung der einzelnen Erzähler ist für den Leser nicht immer leicht nachvollziehbar. Die Anführungszeichen und der gelegentliche Vermerk „(Autor)“ reichen nicht aus. Abhilfe wäre möglicherweise eine kursive Schrift für die einzelnen Erzähler und eine normale für den Autor; gleiches gilt für Überschriften. Dem Lesevergnügen gebietet es dennoch keinen Abbruch. Dieses wird zusätzlich durch die zahlreichen Abbildungen gefördert. Abgerundet wird das Buch durch einen fischereispezifischen Glossar, der einem Nicht-Fischer die Möglichkeit gibt, bei dem einen oder anderen Wort schnell nachzuschauen, worum es sich handelt, ohne sofort das Internet und Wikipedia bemühen zu müssen.
Das Ziel eines Porträts vom Kapitän Horst Seffner hat der Autor erreicht. Es ist keine Biografie, obwohl es große Passagen aus dem Leben des Anpackers enthält. Aber es stellt ihn in dem Licht dar, in welchem er schon damals (Randnotizen geben Auskunft) und nicht nur erst heute gesehen wurde: ein hilfsbereiter Feuerwehrmann mit dem Herzen am rechten Fleck, der zuverlässig an jedem Brennpunkt in der Flotte seine Arbeit tat und die Notwendigkeit dafür selbst erkannte.

Alles in allem ein wunderschönes Buch zu einem Thema, welches vielen Lesern nicht geläufig sein wird. Mit der Lektüre des interessanten Stoffes lässt sich der Leser auf eine unterhaltende Bildungsreise ein.

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Günther Kröger
In Kuba und Mosambik – im Auftrag der Rostocker Hochseefischerei
Reportage in der Buchreihe „Hochseefischer, Menschen ganz besonderer Art“ , 191 Seiten, Paperback
Unsfisch Verlag
ISBN: 978-3-981286-90-8
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2009
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