Vanessa F. Fogel: Hertzmann’s Coffee

Vanessa F. Fogel: Hertzmann’s Coffee

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Jüdisches Familienleben über mehrere Genrationen beobachtet.

Yankele und Dora sind ein altes Ehepaar. Sie leben in New York, wohin es sie durch die Kriegs- und Nachkriegszeit verschlagen hat.

Yankele Hertzmann hat sich ein großes Kaffeeimperium erarbeitet.

Ihre vier Kinder sind aus dem Haus. Sehr zum Kummer ihres Vaters und ihrer Mutter herrscht Zwietracht und Unfrieden zwischen den erwachsenen Kindern.

Yankele beschließt, die Familiengeschichte öffentlich und auf Umwegen den Kindern zugänglich zu machen. Er benutzt dazu die modernen Medien des Videos und des Internets.

Durch seine Erinnerungsform werden im Wechsel alte und neue Passagen der Familiengeschichte in den Fokus genommen.

Herausgekommen ist eine lange Familiengeschichte voller Höhen und Tiefen.

Sie führt von Polen über Deutschland nach Venezuela und New York. Einmal geht es um den Zweig von Doras Familie. Dann wieder ist Yankeles Familie im Mittelpunkt des Geschehens. Durch alle Beziehungen zieht sich die Liebe, der Streit, die Versöhnung, Schicksalsschläge und die Unauflöslichkeit von Familienbanden. Man bekommt einen unmittelbaren Eindruck vom Lieben und Streiten auch aber von Yankeles Sehnsucht nach Versöhnung.

Yankele wurde während des Krieges von seiner Familie aus Deutschland beizeiten ins Ausland geschickt. Die ganze übrige Familie ist während Shoah umgekommen.

Er sucht und findet seine jüngste Schwester Leah, die durch die Vermittlung eines guten Familienfreundes in einem Nonnenkloster in Deutschland der Judenverfolgung während der Nazizeit entkommen konnte. Sie lebt in Venezuela. Doch Leah will oder kann sich nicht erinnern, und Yankeles Bemühungen führen nur mühsam zum Ziel.

Und Dora? Sie sagt ihren Kindern die Meinung in einer drastischen Weise, die mit dem Vergleich beginnt: “Leben ist genau das: Leben! Es ist vieles, aber keiner hat es bisher verstanden“ und „das Leben ist nicht wie ein Puzzle. Man kann Teile nicht einfach wieder zusammensetzen, wenn man sie auseinandergerissen hat.“

Das Buch ist mit viel Wärme und Empathie geschrieben, so dass man sich vor allem den beiden Hauptprotagonisten nahe fühlt. Die Geschichte geht zu Herzen und zeigt einmal mehr, wie Familien in Streit und Versöhnung verbunden sein können, und wie viel Weisheit, Klugheit, Gelassenheit und Geduld dazu gehören, Verbindungen gelingen zu lassen.

Vanessa F. Fogel ist den Spuren ihres Großvaters beim Abfassen zu diesem Roman gefolgt.

Analogien und Vergleiche, poetische Abhandlungen und Empfindungen wechseln ab mit Erzählungen aus dem wahren Leben. Der Extrakt von Weisheit und Erkenntnis zweier alter Menschen, die sich in Kraft, Freundschaft und Liebe verbunden sind, werden hier aufgezeigt. Hertzmann’s Coffee ist ein wunderbarer Roman über die Kraft der Liebe und Versöhnung. Jüdische Familiengeschichten enthalten immer den besonderen Ton von Zusammengehörigkeit. Dieser Zusammenhalt und ihre Lebensformen sind überlebenswichtig in einer ihnen häufig nicht wohlgesonnenen Umwelt. In diesem Roman kann man diese Lebensformen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und sich ein Bild von jüdischen Leben machen.

Vanessa F. Fogel
Hertzmann’s Coffee
320 Seiten, gebunden
Weissbooks, Juli 2014
ISBN-13: 978-3863370435
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Castle Freeman: Männer mit Erfahrung

Castle Freeman: Männer mit Erfahrung

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Lillian lebt in einem kleines Dorf in Vermont. Blackway, der einst als Hilfssheriff gearbeitet hat, hat es geschafft, ihren Freund zu vertreiben. Er schafft es mühelos den Leuten Angst zu machen. Niemand setzt sich gegen ihn zu Wehr. Nun belästigt er Lillian. Doch sie mag sich nicht geschlagen geben. Der Sheriff lehnt es ab, ihr zu helfen, solange keine beweisbare Straftat vorliegt. Aber er gibt ihr einen Tipp und so geht sie zu den alten Männern, deren Treffpunkt eine heruntergekommene Fabrik ist. Der alte und dennoch kräftig wirkende Lester und der junge, im Denken etwas langsame Nate bieten ihre Hilfe an. Lillian traut ihnen nicht zu, sich gegen Blackway durchsetzten zu können. Aber die beiden lassen nicht locker und so schreiten die drei zur Tat. Lillian hat keine Vorstellung davon, was geschehen wird. Die zwei Männer scheinen alles dem Zufall überlassen zu wollen. Ihr Handeln ist nicht geplant und damit unberechenbar und dadurch durchaus auch gefährlich.

Das Buch lebt vor allem durch die Dialoge. Es ist unglaublich, auf welche Weise die Männer sich unterhalten. Selbst Belangloses wird immer wieder durchgekaut. Überlegungen finden in Zeitlupe statt. Sinnloses Nachfragen verstärkt diesen Eindruck noch. Antworten, mit denen etwas anzufangen ist, gibt es kaum. Als Leser neigt man also sehr schnell dazu, die Männer zu unterschätzen. Aber es geht alles auf ein bestimmtes Ziel hin. Das Buch hat mir gefallen, weil die Handlung nicht vorhersehbar ist. Es scheint alles von Zufällen abzuhängen. Von Dummheit oder unbeabsichtigtem Geschick. In den Wäldern herrschen eben andere Gesetze. Und so wird man immer wieder überrascht.
Die Figuren sind kurz und knapp beschrieben. Man gewinnt einen Eindruck über sie vor allem durch die Dialoge. Die Männer sind, wie sie sind. Es ist die Frage, ob Bösewicht Blackway tatsächlich schlauer ist. Über ihn erfährt man gar nicht viel. Nur das, was man sich erzählt, macht die Runde. Er ist ein Mythos. Als Leser wird man also ordentlich auf die Folter gespannt. Ich konnte das Buch zum Ende hin dann gar nicht mehr aus der Hand legen.

Rezension von Heike Rau

Castle Freeman
Männer mit Erfahrung
Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
176 Seiten, gebunden
Nagel & Kimche
ISBN-10: 3312006872
ISBN-13: 978-3312006878
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James Lee Burke: Mississippi Jam

James Lee Burke: Mississippi Jam

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Dave Robicheaux ist Cop im Iberia Parish Sheriff’s Department von New Iberia in Louisiana. Neben diesem Job betreibt er einen kleinen Boots- und Angelverleih. Als passionierter Taucher bekommt er den Auftrag, nach einem deutschen U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg zu suchen. Sein Auftraggeber, ein Jude namens Hippo Bimstein, möchte das Boot bergen und daraus ein Casino machen. Dave hat eigentlich keinen Bock auf diesen Auftrag und gibt Hippo einen Korb. Doch da wird plötzlich sein Angestellter Batist festgenommen von einem Polizeikollegen aus dem NOPD, mit dem Dave noch eine Rechnung offen hat. Dave Robicheaux fühlt sich verantwortlich für Batist, will ihn auf Kaution herausholen und einen Anwalt stellen. Dafür braucht er Geld. Also nimmt er doch den Tauchauftrag an. Doch so einfach geht das nicht. Denn ein weiterer Ganove betritt die Bühne und verdoppelt das Angebot betreffend die Suche nach dem U-Boot. Außerdem soll Dave damit den ersten Auftraggeber fallen lassen, weil das ein Jude sei. Drehte sich bislang alles um sein Hobby und Freizeitvergnügen wird es mit dem Auftauchen von Leichen zunehmend dienstlicher für Dave.

Burke schreibt knallharte Krimis mit umfassend gezeichneten Figuren und detailgetreuen Milieustudien. In winzigen Anmerkungen versteht er es, die Gesellschaft im Louisiana der letzten Jahre mit allen ihren Ressentiments und Widersprüchlichkeiten abzubilden. Obwohl schwarze und weiße Amerikaner heute schon nebenher leben, wird der Rassismus immer wieder deutlich. Das bekommt z. B. der Protagonist, ein Weißer, dadurch zu spüren, weil er mit einer Schwarzen verheiratet ist und er Schwarze beschäftigt. Die Frauenfeindlichkeit und das Machogehabe der Männer hat auch etwas mit der Hautfarbe zu tun. Der Protagonist Robicheaux, den Burke für diese Reihe entwickelt hat, ist eine ungewöhnliche Krimifigur, nicht nur wegen des damaligen Alkoholproblems. Robicheaux verwirklicht seine eigenen Ansichten von Recht und Gesetz. Unterstützt wird er dabei von seinem Freund Clete Purcel, der immer gut genug für eine Leiche im eigenen Keller ist, und von seiner Familie. Mit dieser Figur ist James Lee Burke sehr gut beim Pendragon Verlag aufgehoben, denn auch der Ermittler Jessse Stone von dem Schriftsteller Robert B. Parker, dessen Romane dort erscheinen, hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Dave Robicheaux.
Die Feingliedrigkeit von Robicheauxs Ansichten lassen ihn sympathisch werden, auch wenn er als knallharter Typ nicht davor zurückschreckt, einen Verbrecher abzuknallen.

Meine Empfehlung: höchst lesenswert! Nicht zuletzt wegen der sehr gut stimmigen Übersetzung von Jürgen Bürger. Danke an den Pendragon für die Herausgabe dieser deutschen Erstausgabe. Knallhartes Lesefutter für alle, die den Nervenkitzel mögen.

Burke, James Lee
Mississippi Jam
aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865325273

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Krischan Koch: Dreimal tote Tante

Krischan Koch: Dreimal tote Tante

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Eigentlich hat Dorfpolizist Thies Detlefsen eher wenig zu tun in Fredenbüll. Die meiste Zeit ist es langweilig. Es sind nur Routinearbeiten zu erledigen. Dass es dann auf einmal ganz schlimm kommt, ist natürlich kein Wunder und durchaus nachvollziehbar. Thies Detlefsen steht vor einem Rätsel, als die Leiche aus dem Jauchebecken gezogen wird. Was für eine Sauerei! Schweinezüchter Schlotfeldt hat keine Ahnung, wie die Person da hingekommen ist. Dann verschwindet auch noch Pensionswirtin Renate. Dabei hat sie Gäste, die natürlich jetzt kein Frühstück serviert bekommen und in „De Hidde Kist“ frühstücken müssen. Und Thies‘ Frau Heike muss nun damit leben, dass die hübsche Kriminalhauptkommissarin Nicole Stappenbeck wieder vor Ort ist. Was da genau läuft zwischen ihr und ihrem Mann, weiß Heike nicht. Aber irgendwas ist da, da ist sie sich sicher. Also fährt sie die Krallen aus. Die Zeit vergeht und Renate hockt in Fesseln im dunkeln Keller und hofft, der Gefangenschaft zu entkommen.

Ja, da ist wirklich Unheil über Fredenbüll gekommen. Und die Ermittlungsarbeiten gehen nicht voran, dabei kann man sich ausrechnen, dass es bald ein nächstes Opfer geben wird. Das ist schon mal etwas, das mich gestört hat an dem Krimi. Thies Detlefsen und Nicole Stappenbeck kommen einfach nicht vorwärts und schlafen fast ein beim Ermitteln. Dafür stimmt die nordfriesische Atmosphäre. Und die Dorfbewohner, die man schon aus vorangegangen Krimis kennt, verhalten sich gewohnt witzig und schlagfertig, sind allerdings diesmal keine große Hilfe bei den Ermittlungsarbeiten. Obwohl der eine oder anderes Satz, der im Hintergrund fallen gelassen wird, hilfreich hätte sein können. Unterhaltsam ist der Krimi also. Es ist schon spannend, herauszufinden, wer da was zu verbergen hat und vor allem, welches Motiv den Täter antreibt.

Rezension von Heike Rau

Krischan Koch
Dreimal tote Tante
Ein Küsten-Krimi
288 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423216336
ISBN-13: 978-3423216333
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Ulrike Renk: Die Australierin

Ulrike Renk: Die Australierin

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Der Roman ist der Auftakt einer Reihe von Romanen, die sich um die Auswanderung der Emily Bregartner und ihrer Familie drehen. Es geht ins Hamburg des 19. Jahrhunderts. Hamburg erlebt gerade den größten Brand seines Bestehens. Die Häuser vieler Stadtteile sind bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Familie Martin Bregartners, Emilias Vater, wohnt außerhalb in Othmarschen. Das Haus seines Bruders in der Stadt ist vom Feuer getilgt worden, weshalb Hinrich mit seiner Frau bei den Verwandten in Othmarschen aufgenommen wird. Was eigentlich für kurze Zeit gedacht war, entwickelt sich wegen der Schwierigkeiten beim Aufbau der Stadt zu einem Dauerzustand. Hinrichs Frau übernimmt das Haus in Othmarschen in ihrer Selbstgefälligkeit. Darunter leidet nicht nur Emilia, sondern auch alle Bediensteten.

Ulrike Renk hat das Bild einer bürgerlichen Familie in der Mitte des 19. Jahrhunderts gezeichnet. So entgeht ihm nicht eine gewisse Ähnlichkeit mit Thomas Manns „Die Buddenbrooks“, was nicht zuletzt auch an der norddeutschen Regionalität liegen mag. Die Figuren sind umfangreich charakterisiert. Nicht nur Emilia als Protagonistin und tragende Figur, auch alle ihre Verwandten und Freunde werden umfassend dargestellt, so dass sich der Leser eine entsprechende Meinung zu ihnen bilden kann. Schnell ist die Unterscheidung zwischen „gut“ und „böse“ möglich, um letztendlich doch noch überrascht zu werden. Einzelne Figuren werden sehr sympathisch gezeichnet, wozu die Autorin auch die Macht der Dialoge nutzt. Da mit den Bediensteten nicht nur die Oberschicht dargestellt wird, werden auch Dialekte wie das Hamburger Platt eingesetzt.
Fesselnd ist die Schiffsreise um das Kap Horn beschrieben. Mit sehr viel Akribie hat Renk auf den Einsatz der seemännischen Sprache wertgelegt. Diesen Passagen sind weitgehend stimmig und erinnern an dem im Buch oft genannten Roman „Moby Dick“ oder andere Seefahrergeschichten.

Seite für Seite gibt es für den Leser immer wieder Neues zu entdecken. So erschließt sich ihm schließlich ein Gesamtbild der damaligen Zeit, wie sie tatsächlich hätte sein können. Zwar wird heute nicht mehr in einem solchen Umfang von Hamburger „Pfeffersäcken“ gesprochen, aber so, wie im Roman geschildert, kann der Leser sie sich gut vorstellen.

Hass und Freude liegen für den Leser nah beieinander. Rührend so manche Episode. Für Liebhaber einer Familiensaga, die er nicht verpassen sollte. Allein deshalb ist der Roman schon empfehlenswert.

Renk, Ulrike
Die Australierin
Aufbau Verlag, Berlin
ISBN 9783746630021

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Minna Lindgren: Rotwein für drei alte Damen

Minna Lindgren: Rotwein für drei alte Damen

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Wie es Menschen im Alter überall auf der Welt ergehen mag…

Hier können wir einen Eindruck davon bekommen.

Der Einband und der Beginn der Erzählung lässt an eine lustige Geschichte denken.
Doch so lustig ist sie dann leider nicht!

Drei über neunzigjährige alte Damen leben in ihrer Heimat Finnland. Dort spielt sich ihr Leben in dem Altenheim „Abendhain“ ab.
Toll ist es dort nicht gerade. Aber drei Dämchen mit Namen Irma, Siiri und Anna-Liisa sind noch gut drauf, trinken gerne ihren Rotwein und beobachten mit wachen Augen, was um sie her vor sich geht.

Als der junge Koch Tero eines Tages unerklärlicherweise zu Tode kommt, sind sie alarmiert und machen sich allerhand Gedanken über seinen Tod. Sie werden aktiv in einer Weise, die gefährlich für sie werden könnte.

In einer langen Abhandlung erfährt man von den Intrigen und den Tricks, mit denen man alte Menschen in Heimen ausbeutet, für dement erklärt und ihnen das Leben schwermacht.
Man hört von unerklärlichen Todesfällen und von undankbaren Verwandten und gewitzten Ausbeutern. Selbst vor kriminellen Machenschaften ist man in den einschlägigen Heimen nicht geschützt! Da bleibt zuweilen kein Auge trocken. Doch die über 94 Jahre alten Damen sind noch voller Elan und schaffen es, sich aus allerlei Unbilden zu befreien.

Alter und wie man mit alten Menschen umgeht ist überall auf der Welt ein Problem.
Die Schilderung aus dem hohen Norden von Minna Lindgren bietet da keine Ausnahme. Teilweise unterhaltsam, witzig und kurzweilig fahren einem gelegentlich doch auch Schauer über den Rücken! Gott sei Dank schwankt die Erzählung zwischen Humor und Ernsthaftigkeit.

In Finnland gilt der Roman von Minna Lindgren über das „Abendhain“ als Bestseller.

Als einen gelungenen Einstieg in die Welt des hohen Alters kann man den Roman mit Gewinn lesen. Zu hohe literarische Ansprüche darf man nicht erwarten, denn eine gewisse Langatmigkeit haftet dem Roman an.

Übersetzer sind die auch bei uns bekannten Autoren Niina und Costin Wagner, die Finnland als ihre zweite Heimat ansehen.

Minna Lindgren
Rotwein für drei alte Damen
288 Seiten, broschiert
KiWi-Paperback, März 2016
ISBN-10: 3462047248
ISBN-13: 978-3462047240
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Carolina De Robertis: Perla

Carolina De Robertis: Perla

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Argentiniens Militärdiktatur und die Folgen.

Zu Beginn des Jahres 2001 lebt in Buenos Aires in Argentinien ein junges Mädchen namens Perla. Sie ist eine verwöhnte Tochter aus gutem Hause. Eine dunkle Wolke scheint jedoch das friedfertige Leben mit ihren Eltern zu überschatten. Der Vater ist Marineoffizier. Er ist liebevoll aber unnahbar. Die Mutter ist von betörender Schönheit und leicht exzentrisch.

Inzwischen ist Perla Studentin, und ihre Eltern sind vereist. Eines nachts erscheint in ihrem Wohnzimmer eine unheimliche Figur. Nackt, schwach, durchnässt und nach Brackwasser stinkend liegt ein Mann auf dem Wohnzimmerteppich.
Man weiß nicht: ist hier Fantasie oder Wirklichkeit am Werk?

Rückblickend erleben wir Perla noch einmal in der Schule zusammen mit ihrer liebsten Freundin Romina, die sich eines Tages unerklärlicherweise von ihr abgewandt hat.

Viel ist in ihren Gesprächen mit Freunden und Freundinnen von den „Verschwundenen“ die Rede. Die Zeit der Militärdiktatur von 1976 -1983 hat Spätfolgen hinterlassen, die noch nicht vergessen sind. Tausende von Männern, Brüdern, Frauen und Söhnen wurden damals als Regimegegner abgeholt und tauchten nie wieder auf. Man erfuhr auch nie, wohin sie gekommen waren. Die Mehrzahl wurde auf grausame Art und Weise ermordet.

In diesem Buch verschwimmen die Zeiten vom Vorgestern zum Heute. Perla erkennt erst langsam, in welcher Weise die Militärdiktatur Menschen, ob schuldig oder unschuldig, verfolgt, entführt und aus deren Leben gerissen hat. Frauen gehen nach dem Ende der Diktatur jahrelang mit weißen Kopftüchern demonstrieren, um auf die unhaltbare Vergangenheit aufmerksam zu machen und nach ihren verschwundenen Brüdern, Männern, Schwestern, Müttern und Vätern zu suchen.

In langen Passagen erfährt Perla, welche Bedeutung der nasse Mensch in ihrem Wohnzimmer für ihr Leben bedeutet.

In ihrem Roman verarbeitet Carolina De Robertis die tragischen Umstände, die in Argentinien s. Zt. die ganze Gesellschaft in ein Chaos gestürzt hatte. Waisenkinder aus der Hinterlassenschaft der „Verschwundenen“ wurden häufig von korrupten Militärs und anderen als eigene Kinder angenommen.

Die Geschichte ist dramatisch. In ihr verlieren sich Liebende und andere finden sich wieder.

Die Last und die Bürde ist für manche zu schwer. Auch Perla muss erkennen, dass sie ein falsches Leben geführt hat.

In poetischen und zuweilen visionären und apokalyptischen Bildern beschwört De Robertis die Vergangenheit herauf. Mit ihrem Erzählstil vergegenwärtigt sie das Phänomen einer Grausamkeit, die dramatischer nicht sein könnte.

Perla
Carolina De Robertis
336 Seiten, broschiert
FISCHER Taschenbuch, Juni 2014
ISBN-10: 3596194466
ISBN-13: 978-3596194469
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Oliver Steger und Catherine Ionescu: Die Jazzgeister – Jazz für Kinder: Blues, Swing, Latin & Co.

Oliver Steger und Catherine Ionescu: Die Jazzgeister – Jazz für Kinder: Blues, Swing, Latin & Co.

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Lea und Lotte wollen eine alte Villa erkunden, über die man sich Spukgeschichten erzählt. Doch noch jemand ist hier. Es sind zwei junge Männer, die hier ungestört Musik mit ihrer Gitarre und dem Kontrabass machen möchten. Das alles wirkt sehr realistisch. Geister sind die beiden also nicht. Die Mädchen kommen näher und lauschen. Sie hören „Auf der Mauer, auf der Lauer“. Aber es ist eine ganz andere Version als die bekannte. Es ist Jazz. Mit anderen Harmonien, anderem Rhythmus und Improvisation. Das gefällt Lea und Lotte. Und bei Gelegenheit fragen sie nach den Geistern, die im Haus wohnen sollen. Tim und Tom erzählen von der Geschichte des Hauses, das einst der Baronesse Stimmstück gehörte. Jazzkonzerte hat es hier früher gegeben. Und bei einer Führung durch das Haus lernen Lea und Lotte die Jazzgeister Blues, Bebop, Cooljazz, Freejazz und weitere kennen.

Es ist sicher keine leichte Aufgabe, Kindern den Jazz nahezubringen. Aber mit dem Buch ist das perfekt gelungen. Erzählt wird eine spannende Geschichte. So wird auf eine kindgerechte Art und Weise in das Thema eingeführt. Die verschiedenen Genre sind die Geister, die einzeln, immer auf einer Doppelseite, vorgestellt werden. Diese Seiten wurden von Catherine Ionescu sehr schön illustriert. Das lockert auf und sorgt für Abwechslung.

Vorstellbar wir die Geschichte des Jazz durch die CD, die von Jazzkontrabassist Oliver Steger aufgenommen wurde. Arrangiert wurden bekannte Kinderlieder. So erkennen Kinder trotz Improvisation die Lieder wieder, können sich ganz auf den Musikstil einlassen und natürlich auch mitmachen, wenn sie mögen. Das ist wirklich spannend und sehr inspirierend. Auf der CD zu hören sind die Jakob Pocket Band, Tricycle und S.O.D.A. Durch die CD führt Paul Urban Blaha als Sprecher. Das ist auch für Erwachsene interessant anzuhören. Man kann sehr gut mit seinem Kind oder Enkelkind Kapitel für Kapitel durchgehen und sich diesem unterhaltsamen Musikstil widmen.

Rezension von Heike Rau

Oliver Steger und Catherine Ionescu
Die Jazzgeister – Jazz für Kinder: Blues, Swing, Latin & Co.
32 Seiten, gebunden, mit CD
Annette Betz Verlag
ISBN-10: 3219116752
ISBN-13: 978-3219116755
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Jürgen Ehlers: In Deinem schönen Leibe

Jürgen Ehlers: In Deinem schönen Leibe

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Der vorliegende Roman ist ein sogenannter historischer Kriminalroman. Die Handlung spielt im Deutschland des Jahres 1936 in der Hansestadt Hamburg. Die kleine Anna Altmann ist zusammen mit ihrem Schulranzen verschwunden. Wird deren Verschwinden zunächst noch mit einem „Die wird schon wieder auftauchen.“ abgetan, so sind die Polizisten bald der Meinung, dass es sich um eine ernsthafte Entführung handeln könnte. Doch schließlich wird auch mangels handfester Spuren eine Verbindung zu anderen vermissten Kindern hergestellt. Einige der zuvor Vermissten waren getötet worden. An diese drastische Option wollen die Polizisten im Falle Annas gar nicht denken.

Ehlers hat einen packenden Krimi rund um einen tatsächlich geschehenen Kriminalfall konstruiert. Die Verlagerung ins Jahr 1938 sowie die Überspitzung und Änderung einiger realer Fakten zugunsten der Dramaturgie sind durchaus legitim und fördern die Spannung beim Lesen.

Dieser Kriminalfall ist allerdings nicht der einzige spannende Strang in diesem Roman. Schließlich spielt der Nationalsozialismus eine wichtige Rolle. Denn die adoptierte Tochter des Polizisten Berger ist zu 3/4 jüdischer Herkunft nach damaliger Definition und wird von der Verfolgung bedroht. Berger selbst ist Mitglied der NSDAP, ein Zugeständnis seinerseits, um weiterarbeiten und somit die Familie schützen zu können. Und auch sein Kollege Richter, Mitglied der SS, sorgt für Überraschungen.

In der Konstellation der Figuren zeigt der Autor, dass nie immer alles schwarz-weiß ist, sondern stets Grautöne existieren. Dennoch stellt sich der Leser ständig die Frage, ob Bergers Tochter vor den Nazis gerettet werden kann oder nicht. Ehlers hat nicht nur die kriminalistischen Fakten penibel recherchiert und fantastisch in eine fiktive Handlung umgewandelt, sondern er hat auch den Geist der damaligen Zeit genau aufgenommen und so wiedergegeben, wie es hätte sein können.

Spannende Unterhaltung mit einer gehörigen Portion Geschichte aus einer Zeit, in der es in Deutschland sehr düster war.

Ehlers, Jürgen
In Deinem schönen Leibe
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN 9783942446112

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Sophia Farago: Das Geheimnis von Digmore Park

Sophia Farago: Das Geheimnis von Digmore Park

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Elizabeth Porter ist jung, jedoch für das England des 19. Jahrhunderts möglicherweise schon zu alt, um noch einen Freier zu finden, der mit ihr die Ehe eingehen möchte. Ihre Mutter, ganz und gar Dame „von Welt“, kümmert sich seit dem Tod des Ehemannes kaum um das Anwesen. Das macht Elizabeth. Unterstützung hatte sie von dem langjährigen Verwalter. Doch der kommt langsam in ein Alter, welches ihn nicht mehr so agil handeln lässt. Deshalb bleibt alles an Elizabeths Schultern hängen. Sie befürchtet, sich zu wenig um die jungen Männer der Gegend gekümmert zu haben, um noch einen abzubekommen.

Major Frederick Michael Dewary kämpft als Seeoffizier für die Krone. Doch dann erreicht ihn eine schreckliche Nachricht. Er wird in der Heimat des Mordes bezichtigt und höchstrichterlich gesucht. Es muss sich hierbei um ein Missverständnis handeln. Doch so einfach kann es dieses Missverständnis nicht aufklären, denn er wird gesucht. Deshalb reist er unter dem Namen Freddy Michaels in die Nähe seines Anwesens Digmore Park. Ihm zur Seite immer sein getreuer Adjutant. Ein zuverlässiger Freund verschafft ihm den Posten des Gutsverwalters auf Portland. Doch dort gerät er mit der jungen Elizabeth zunächst aneinander.

Sophia Farago hat hervorragend das Ambiente des südlichen Englands der 19. Jahrhunderts wiedergegeben. Als eine Hommage an die Romane von Jane Austen herausgebracht, greift sie die Landschaften, Gepflogenheiten und Personen dieser Zeit auf. Die Not der jungen Mädchen, und noch mehr die ihrer Eltern, finanziell abgesichert unter die Haube zu kommen, unbedingt einmal in London eingeführt zu werden, scheinen zwar etwas historisch angehaucht, haben aber auch in der heutigen Zeit kaum von Attraktivität eingebüßt. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Elizabeth und Frederick wurde mit dem Kampf und dem Geheimnis um Digmore Park zu einem spannenden und sehr unterhaltendem Roman versponnen. Intrigen und Betrügereien scheinen in manchen englischen Kreisen auf der Tagesordnung zu stehen, so mancher Jüngling lässt sich blenden und fällt darauf herein.
Für Liebhaber von Jane Austen und den Brontë-Schwestern wird dieser Roman eine faszinierende Ergänzung sein.

Farago, Sophia
Das Geheimnis von Digmore Park
Dryas Verlag
ISBN 9783940855442

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