Ole Kristiansen: Der Wald bringt den Tod

Ole Kristiansen: Der Wald bringt den Tod

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Tachin ist ein kleines Dörfchen, um das sich viele grausige Legenden drehen. Tatsächlich sind hier immer mal wieder Kinder und Jugendliche in der Vergangenheit verschwunden. Man munkelt von den Unterirdischen, die im Wald ihr Unwesen treiben und von einem Mann in Schwarz. Tatsächlich hat die Polizei, keines der vermissten Kinder finden können. In den letzten Jahren ist es allerdings ruhig geblieben.

Nun plant man Fracking-Probebohrungen im Wald. Die Journalistin Katja Jakobs hat von ihrem verstorbenen Onkel ein Waldgrundstück geerbt. So ist auch sie nun vor Ort, um sich umzusehen und wundert sich über Kaufangebote, die man ihr macht. An irgendwelche Spukgeschichten glaubt sie nicht, auch wenn der Wald schon etwas Unheimliches hat. Doch in einem verfallenen Haus findet sie eine Leiche. Zunächst ist nicht klar, ob der Mann einen Unfall hatte oder ermordet worden ist. Die Ermittlungsarbeiten führt Hauptkommissar Lukas Möhrs.

Der Krimi spielt nicht nur in der Gegenwart. Es gibt immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit, so weiß der Leser immer ein bisschen mehr, kann daraus aber keinen Vorteil ziehen. Es führt nicht zu den erhofften Erkenntnissen. Vielmehr macht es den Krimi noch undurchschaubarer und unheimlicher. Es ist der Wald, der starkes Unbehagen auslöst. Der Autor schafft es bei mir, eine Gänsehaut auszulösen. Natürlich erwartet man, dass sich alles auflöst und es eine reale, glaubwürdige Erklärung für alles gibt. Aber der Autor spielt mit der Vorstellungskraft seiner Leser. Man fühlt sich wie die Hauptperson Katja Jakobs, die immer wieder vor Rätseln steht. Rational lässt sich manches aber einfach nicht erklärten. Die Spannung ist zeitweise extrem.

Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung, die Figuren, die Schauplätze. Es stimmt alles. Und es endet sehr fragwürdig!

Rezension von Heike Rau

Ole Kristiansen
Der Wald bringt den Tod
400 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423216018
ISBN-13: 978-3423216012
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Jane Gardam: Eine treue Frau

Jane Gardam: Eine treue Frau

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Psychogramm einer Ehe zur Zeit des Britischen Empire in Honkong…

Nachdem wir mit dem Roman „Der untadelige Mann“ schon einen nachhaltigen Eindruck vom literarischen Können Jane Gardams erleben konnten, liegt nun ein weiterer Roman von ihr in der Übersetzung von Isabel Bogdan auf Deutsch vor: “Eine treue Frau“. Es handelt sich um die Vorgeschichte von Richter Edward Feathers und dessen Lebensbeichte im ersten Roman.

Die Geschichte spielt zum größeren Teil in  der Kronkolonie Honkong in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Dorthin hat es zu Zeiten des Commonwealth auserwählte Anwälte mit ihren Familien verschlagen. Feine englische Lebensart und das Gesellschaftsleben in den englischen Kolonien bieten den Rahmen, in dem sich Liebe, Verluste, Freundschaften und Leidenschaften abspielen. Erst 1997 wird Honkong unabhängig von der englischen Krone, und die pensionierten Anwälte kehren in ihre Heimat zurück. In Dorset/ England verbringen sie ihren Lebensabend.

Betty ist die Frau des Anwalts Edward Feathers, der ihr das Heiratsversprechen abgenommen hatte, ihn nie zu verlassen, da seine Kindheit vom Trauma des Verlasssenwerdens gekennzeichnet war. Sie hat es ihm versprochen, wenngleich sein Heiratsansinnen wenig romantisch bei ihr ankam. Doch Terry Veneering, dem Gegner ihres Mannes bei zahlreichen Prozessen und seinem Erzrivalen, wird ihre große Liebe gelten. Beide sind Anwälte und spätere Richter der englischen Krone (QC) in der ehemaligen Kronkolonie Honkong.

Beginnt man mit dieser Lektüre, wird einem schnell bewusst, dass Jane Gardam sich gegenüber dem vorherigen Roman selbst übertroffen hat. In einer hinreißenden Szene beschreibt J. Gardam, wie Betty im Angesicht von Veneering ihre große Liebe erkennt: eine Stunde nach ihrem Heiratsversprechen gegenüber Edward Feathers wird sie Veneering vorgestellt und denkt „es ist eine Stunde zu spät“.

In der Folge erleben wir aus ihrer Sicht, wie es ihr in all’ den Jahren mit ihrem Mann ergangen ist.

Er war nie ihr Traummann; doch er ist solide, verlässlich und von liebevoller Fürsorge.

Fein gesponnen und in immer neuen Versionen erlebt man mit ihr das Leben in den Kolonien. Ihre Freunde und ihre Vertrauten bieten Einblick in vielfältige Charaktere. Über alledem lieg der Zauber der Exotik und des fernen Landes China.

Spöttisch und geistreich, mit einer gewissen Komik und englischem Humor nimmt Betty ihren Weg mit diesem Mann, der ihr innerlich zeitlebens fern geblieben ist. Die selbstironisch gezeichnete Betty zeigt uns ihre Haltung von Anstand und Wohlverhalten, wenngleich sie selber ein stilles Geheimnis bis in den Tod mit sich trägt.

Beobachtungen von Eddie auf allen seinen Wegen sind voll poetischer Kraft im Ausdruck.

In dem sich steigernden spannungsgeladenen Geschehen wird uns die Tragik menschlicher Irrungen und Wirrungen bewusst. Das Leben schlägt allenthalben Kapriolen, und unter der freundlichen Fassade brodeln verdrängten Wünsche und Sehnsüchte bei allen beteiligten Protagonisten. Jane Gardam versteht es, uns mit ihrer subtilen Beobachtungsgabe verheißungsvoll zu unterhalten.  Man bleibt bis zuletzt gebannt bei der Sache. Ein hervorragendes literarisches Meisterwerk ist Jane Gardam auch mit diesem zweiten auf Deutsch erschienenen Roman gelungen.

Jane Gardam
Eine treue Frau
272 Seiten, gebunden
Hanser Berlin, März 2016
ISBN-10: 3446250743
ISBN-13: 978-3446250741
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J. Paul Henderson: Letzter Bus nach Coffeeville

J. Paul Henderson: Letzter Bus nach Coffeeville

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Debütroman eines bemerkenswerten Schriftstellers.

Es handelt sich im Romandebüt von J.Paul Henderson um eine lange Geschichte, die mehrere Zeitebenen und Ortswechsel umfasst.

Hauptakteur und Icherzähler ist Eugene Chaney, der inzwischen 72 Jahre alt ist.

Die Szenen wechseln von den Nordstaaten in die Südstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika zur Zeit der Aufhebung der Rassendiskriminierung. Diese war von zahlreichen Aufständen und Kämpfen um die Rechte der farbigen Bevölkerung zu Ende der fünfziger und Beginn der sechziger Jahre in den Südstaaten gekennzeichnet.

In unterschiedlichen Kapiteln werden Auszüge aus Chaneys Leben, dem seiner Geschwister, Freunde und Freundinnen erzählt.

Nach einer behüteten Kindheit ging Chaney seinen eigenen Weg, der ihm frühe Verluste und tief traurige Erlebnisse brachte.

Als Student schloss sich Gene, wie Henderson hier auch genannt wird, der Bürgerbewegung gegen Rassismus an und hatte einen guten Freund, Bob, der aus dem farbigen Milieu stammt.

Beginnend mit seiner großen Liebe Nancy, die sich aus für ihn nicht ersichtlichen Gründen spontan und ohne weitere Erklärung aus seinem Leben entfernt hat, setzen sich seine Erinnerungen fort mit Spotlights aus seinen Studienjahren, Familiengeschichten, einer kurzen Ehe und so vielen Jahren, in denen er alleine sein Leben als Allgemeinmediziner hinter sich gebracht hat.

Die Geschichte spinnt sich fort und fort voller spannender Einzelheiten, die einen nicht mehr loslassen.

Kurze Momente befassen sich mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Vietnamkrieg, der so viele Opfer forderte.

Kristallisationspunkt der Geschichte aber ist die Alzheimerkrankheit, die einen Großteil der Erzählung ausmacht. Eine heimliche Spannung wird im ersten Teil durch den frühen Wunsch Nancys mit einer Bitte an Gene erzeugt, ihr im Falle einer Erkrankung an Alzheimer, die in ihrer Familie gehäuft auftrat, beizustehen.

Der erste Teil des Buches hört nicht auf, einen in Bann zu schlagen. Leider ufert die Erzählung in der zweiten Hälfte ein wenig zu weit aus. Es erscheinen immer neue Figuren, deren Lebens- und Werdegang breit und ausführlich beschrieben werden. Das ermüdet. Es ist, als wäre die Geschichte eigentlich schon zu Ende, als weitere Personen auftauchen und die Geschichte umranken. Diese Ausschweifung tut der Erzählung nicht gut. Slapstickartig ist von Verfolgung, CIA und anderen Unbilden die Rede.

Der Erzählton ist traurig und witzig und gelegentlich auf komische Weise lakonisch.

Man kann sich dem Sog der Erzählung zu Beginn nicht entziehen und möchte unentwegt weiter lesen. Sie steuert auf ein ungewöhnliches Ende zu.

Paul Henderson lebt in Bradford, Yorkshire, wo er sich mit diesem Roman als Schriftsteller etabliert hat.

Sein Buch ist durchaus empfehlenswert!

J.Paul Henderson
Letzter Bus nach Coffeeville
528 Seiten, gebunden
Diogenes, März 2016
ISBN-10: 3257069596
ISBN-13: 978-3257069594
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Benjamin von Stuckrad-Barre: Panikherz

Benjamin von Stuckrad-Barre: Panikherz

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Sprachgenie und Lebenskünstler.

Mit einem wahren Sprachrausch beginnt Benjamin von Stuckrad-Barre seinen fulminanten Roman über sein eigenes Leben.

Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus: mit amüsierter und spöttischer Beobachtungsgabe vermittelt er dem Leser einen Eindruck von seinem liberalen, ökoorientierten und wider die Spießigkeit agierenden Elternhaus. Man gibt sich friedensbewegt und allem Gewöhnlichem abholt. Dass sonntägliche Wanderungen, musikalische Früheerziehung und fleißige Geschwister einen ebenso unguten Druck im Heranwachsenden auslöse könnten, entgeht den fortschrittsgläubigen Eltern ganz. Aber nicht nur die häuslichen Gewohnheiten werden aufs Korn genommen. Ebenso geht es gegen Düfte von Essen und Ungewaschenheit, wie der junge Benjamin sie wahrnimmt. Eines wird bald klar: hier lökt einer permanent wider den Stachel. Udo Lindenberg wird weit über seine Zeit hinaus zu seinem Idol. Benjamin entwickelt eine frühe Begabung, sich denen zu nähern, von denen er sich ein Fortkommen verspricht. Geld verdienen, Platten kaufen, sich so zu kleiden, wie er es sich ersehnt, – das alles ist in diesem Roman zu finden.

Allerdings ist das erst der Beginn einer Entwicklung, die ihn weit und weiter führt ins Drogen- und Suchtmilieu und auf Pfade, die gegen jede bürgerliche Ordnung und Erwartung verstoßen.

Hinreißend ist die Begabung von Stuckrad-Barre, mit einfachen Wortkonstruktionen das Erleben und seine Beobachtungen zu formulieren. Seine Sätze reihen sich übergangslos aneinander und vermitteln ein gutes Bild von einem sensiblen Jungen, der auf der ständigen Suche nach dem von ihm ersehnten wahren Leben ist. Dass man auf diese Weise ein Bild vom Heranwachsen in den poppigen achtziger Jahren gewinnt, einem die Nöte eines begabten Jungen mit überbordender Fantasie und nachgerade auch schrecklichen Erfahrungen in Drogenmilieus mit allen dazu gehörigen Abstürzen vor Augen geführt werden: wem sollte das schaden?

Er ist Narziss mit starkem Drang zum Außenseitertum, er blufft und schlängelt sich allmählich in die Kunst -Popszene hinein; doch er ist auch ein genialer Macher mit Grips und Chuzpe.

Man lese das Buch und freue ich über die Teile, in denen er den Zeitgeist persifliert, die gesellschaftlichen Zwänge und auch sich selbst auf die Schippe nimmt! Ich mochte das Buch sehr!

Benjamin von Stuckrad-Barre
Panikherz
576 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, März 2016
ISBN-10: 3462048856
ISBN-13: 978-3462048858
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Nova Weetman: Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits

Nova Weetman: Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits

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Für Lily Frost und ihre Familie stehen Veränderungen an. Es muss gespart werden. So wird ein altes Haus in der kleinen Stadt Gideon bezogen. Alles ist hier sehr viel beschaulicher und kein Vergleich mit der Großstadt. Den Eltern und dem jüngeren Bruder gefällt es. Doch Lily fühlt sich von Anfang an nicht wohl in dem Haus. Es ist schwer für sie, ohne das gewohnte Umfeld und ihre beste Freundin auszukommen.

Lily findet bald einen Grund für ihr Unbehagen. Sie erfährt, aus welchem Grund das Haus zum Verkauf stand und hört, dass das Mädchen, dass vorher in ihrem Zimmer gewohnt hat, verschwunden ist. Niemand weiß, wo Tilly abgeblieben ist. Aber Lily glaubt, dass das Mädchen mit Erscheinungen auf sich aufmerksam machen will, die nur sie bemerkt. Sie versucht, das Grauen nicht zu sehr an sich heranzulassen. Vielmehr will sich Tilly helfen und herausfinden, was mit ihr geschehen ist.

Lily Frost ist schwierig in ihrer Persönlichkeit. Sie begegnet ihrer Familie sehr unfreundlich nach dem unfreiwilligen Umzug. Das passt im Grunde nicht zu ihrer Hilfsbereitschaft dem Geist gegenüber. Die Handlung selbst ist recht einfach gestrickt. Es ist also keine anstrengende Unterhaltung, die hier geboten wird. Es wird ein wenig gruselig, aber auch das hält sich in Grenzen. Lily Frost wird sehr in den Vordergrund gestellt. Der Rest verblasst ein wenig. Dabei gibt es Figuren, denen etwas mehr Aufmerksamkeit gut getan hätte.

Ich habe mich dennoch sehr gut unterhalten gefühlt. Die Autorin hat mit ihrer Geschichte mein Interesse geweckt. Außerdem ist ihr Schreibstil gut. Das Buch ist also recht spannend und auch gut erzählt, auch wenn das Thema nicht neu ist.
Es muss ja nicht immer so krachender Horror sein, sodass man Atemnot bekommt und die Hände, die das Buch halten, zittern. Ich denke, dass Gesamtbild stimmt.

Rezension von Heike Rau

Nova Weetman
Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits
Aus dem australischen Englisch von Friederike Levin
Beltz & Gelberg
235 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3407746547
ISBN-13: 978-3407746542
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Nina George: Das Traumbuch

Nina George: Das Traumbuch

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Mit dem Roman „Das Lavendelzimmer“ hat Nina George internationale Beststellergeschichte geschrieben. „Das Traumbuch“ soll nun nachziehen.

Dabei geht es zunächst um die drei Personen Henri, Eddie und Sam. Henri rettet einem jungen Mädchen das Leben, wird unmittelbar danach aber von einem Auto erfasst und liegt jetzt im Koma. Eigentlich war er gerade auf dem Weg zu Sam, seinem Sohn. Beide waren sich noch nie begegnet. Sams Mutter hatte etwas dagegen, dass er Kontakt zu seinem Vater hat. Doch nun setzte sich Sam darüber hinweg und hatte seinen Vater zu einem Treffen eingeladen. Doch dann passiert dem dieser Unfall. Schließlich ist da noch Eddie, eigentlich Edwina. Sie ist die Ex-Freundin von Henri. Vor zwei Jahren hatte Henri ihr gesagt, dass er sie nicht liebe. Doch sie wurde nun von der Klinik informiert, weil sie noch in Henris Patientenverfügung als wichtige Kontaktperson eingetragen ist. Gerade in dem Moment, als sie mit ihrer Liebe zu Henri abgeschlossen und einen neuen Lebensgefährten hat.

In dieser Konstellation entwickelte Nina George eine gefühlvolle, nicht immer schmerzfreie, Beziehungsgeschichte. In von ihr gewohnter Weise findet sie bildreichte und treffende Worte, Metaphern und Vergleiche, um die Gefühle aller Protagonisten den Leser mitspüren zu lassen. Die Kapitel sind immer aus der Sicht eines der Protagonisten jeweils in der ersten Person erzählt. Das animiert den Leser, das Geschehen und vor allem die Gefühle der jeweiligen Person mitzuerleben und zu fühlen. Leser mit ähnlichen Erfahrungen werden in der einen oder anderen Situation Empathie empfinden können. In von den Figuren gemeinsam erlebten Situationen bekommt der Leser winzige Überschneidungen aus unterschiedlicher Perspektive dargeboten, um den jeweils neuen Standpunkt einnehmen zu können. Ich fühlte mich sehr wohl damit.

Womit ich mich zunächst, Betonung liegt auf „zunächst“, nicht so wohl fühlte, war das Thema Krankheit und Tod. Krankenhaus, Schläuche, Apparate und Kanülen, nichts für mich. Aber vielleicht war die authentische Gestaltung der Gefühle daran schuld. Doch die Geschichte der drei Personen wird dann so packend, dass man sich ihnen nicht verschließen kann und sie einfach mögen muss. Der Gegenspieler, der zwar in jeder Zeile des Romans mitschwingt, gibt so viel Raum, dass sich Sympathie für die Figuren, sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren, zwangsläufig einstellt. Es braucht halt eine gewisse Zeit der Annäherung, des Kennenlernens, damit sich eine intensive Beziehung zwischen Leser und Protagonisten aufbauen kann. Bis es schließlich zu erster Gänsehaut kommt, wenn der junge Sam zwei Menschen ein Versprechen gibt. Spätestens ab hier lässt der Sog den Leser nicht mehr los.

Auf diese Weise, gefesselt in einer Klinik, erzählt Nina George die Lebensgeschichte dreier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Ob es sich dabei um die Storys des Kriegsberichterstatters Henri handelt, der auch in Afghanistan unterwegs war, die Überlegungen der Verlegerin Eddie, um guten Geschichten eine Chance zu geben, oder das Erwachsenwerden des pubertierenden Teenagers Sam.

Ein großartiger Roman um Liebe, Sehnsucht, Verlassensein und Erwachsenwerden.

George, Nina
Das Traumbuch
Droemer Knaur Verlag, München
ISBN 9783426653852

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Rasha Khayat: Weil wir längst woanders sind

Rasha Khayat: Weil wir längst woanders sind

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Wie mag es sich anfühlen, wenn man als Kind aus Saudi- Arabien nach Deutschland verpflanzt wird?

Das ist das Thema des neuen Romans von Rasha Kayat.

Rasha Khayat nimmt uns mit in eine Saudi-Arabische Familie, in der es zauberhaft, bunt und blumig zugeht. Der große Clan der Familie mit fast unüberschaubaren Familienzweigen bietet einen Eindruck vom Leben in einem Land, das uns fern und fremd ist. Doch die beiden Hauptfiguren, Layla und Basil, müssen sich entscheiden, welchem Leben sie den Vorzug geben wollen.

Barbara, die Mutter von Layla und Basil, hat als deutsche Krankenschwester den Saudischen Arzt Tarek geheiratet. Zunächst leben sie in seiner Heimat, um dann eines Tages nach Deutschland umzusiedeln. Die Kinder gehen in Hamburg in die Grundschule. Tarek will in Deutschland eine Facharztausbildung machen.

Gab es womöglich auch politische Gründe für den Umzug nach Deutschland?

Die Kinder wurden nicht gefragt und sind zunächst einigermaßen sprachlos, als die in der nun neuen Umgebung in die Schule gehen sollen und aus dem Urlaub nicht nach Saudi-Arabien zurückkehren werden.

Nach dem frühen und unerwarteten Tod des Vaters muss seine Frau Barbara sehr bald schon das Leben der Familie in ihre Hände nehmen.

Wir erfahren nicht viel über die Vorgeschichte, denn zwanzig Jahre nach der Auswanderung entschließt sich Layla, nach Saudi-Arabien zurückzukehren und einen Saudischen Mann zu heiraten. Basil kommt zur Hochzeit. Weder seine Mutter noch er selbst verstehen so recht, warum sich Layla auf dieses Abenteuer einlässt. Schließlich erwartet sie dort ein Leben nach den strengen Regeln Saudischer Gesetze. Und das, obwohl sie ein Freigeist und ungläubig ist.

Mit zarten Tönen, einer wunderbar poetischen Erzählweise und dem Nymbus traditionsgebundener Saudis bezaubert uns Rasha Khayat mit ihrer Geschichte, die fast wahr zu sein scheint. Man fühlt sich als Leser fasziniert von den orientalischen Gebräuchen, der Vielfarbigkeit des Lebens und der Landschaft mit ihren Gerüchen und der flimmernden Hitze. Das ferne Deutschland erscheint dagegen zwar politisch freizügig dabei aber ärmlich und nüchtern. Warum aber wagt Layla diesen Spagat aus einer Heimat, in der sie zuletzt wohnte, hin zu den Wurzeln ihrer Geburt?

Sie hat beide Lebenswelten kennen gelernt und entscheidet sich für die Arabische.

Die Schilderungen von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft in der großen arabischen Familie ist hinreißend und macht plausibel, warum es jemandem dort gefällt.

In diesem Roman kann man erfahren, dass die äußere und innere Wärme des Lebens in Saudi-Arabien so bestrickend sein kann, dass man dafür das trübe, oftmals graue und nüchterne Leben in Deutschland aufgeben möchte. Und Layla hat sich dazu entschieden!

Die Geschichte ist wertfrei und treffend in der feinen Beobachtung der lebhaften Gewohnheiten in Saudi-Arabien.

Eine wunderschöne Erzählung erwartet den Leser. Das ist kein dumpf verschlossenes Leben hinter Mauern, sondern eines, das von Liebe, Zuwendung, Heiterkeit und Lebensfreude zu berichten weiß.

Rasha Khayat
Weil wir längst woanders sind
192 Seiten, gebunden
DuMont Buchverlag, März 2016
ISBN-10: 3832198148
ISBN-13: 978-3832198145
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Emanuel Bergmann: Der Trick

Emanuel Bergmann: Der Trick

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Magische Welt der Kindheit…

Zwei ca zehnjährige Jungen mit ihren Familien bilden den Plot einer Geschichte, die den Leser verzaubern könnte.

1934 lebt in Prag Mosche Goldenhirsch. Sein Vater ist Rabbi, seine Mutter kürzlich verstorben. Er fühlt sich verloren in der Welt, als er vom Schlosser, einem vorübergehenden Liebhaber seiner Mutter, in einen Zirkus eingeladen wird. Dort erlebt er seltsame und wunderbare Dinge. Er ist so entzückt, dass er der strengen Zucht seines Vaters zu entfliehen trachtet. Er beginnt, den Honigmann zu folgen, der im Zirkus als Magier auftritt.

2007 in Los Angeles sucht der zehnjährige Max ebenfalls einen Zauberer, den großen und berühmten Zabbatini, um seine Eltern, die sich scheiden lassen wollen, wieder zusammenzubringen.

Beide Jungs sind kleine Juden, die der Magie zuneigen.

Um ihre Suche nach der Wahrheit und dem Glück im Leben dreht sich die Erzählung, in der sie die abenteuerlichsten Erlebnisse haben.

Wir sehen sie im Wechsel zwischen der Vergangenheit und dem Heute. Man kann ihre Reise über Berlin, das Nazireich mit der grausamen Judenverfolgung und dem schrecklichen Krieg weit über die Länder Europas hinweg bis nach Amerika in das Jahr 2007 verfolgen. Hier vollendet sich ein Roman, der reich an Zauber und Grausamkeit über alle Hürden hinweg schließlich zur Liebe führt.

Emanuel Bergmann hat eine zauberhafte Erzählung geschaffen. Das jüdische Milieu in Prag und Amerika prägt das Geschehen, das zu einem fernen Zeitpunkt die Suchenden zusammenführt. Im einen Fall fühlt man sich in alte Zeiten jüdischen Lebens mit ihren Traditionen und dem Glauben zurück versetzt. Dann aber stellt man fest, dass auch in heutiger Zeit Wunder möglich sind, wenn man nur an sie glaubt! Ausgewogen werden Geschichten erzählt, die zwischen Komik, Verzweiflung, Sehnsucht und Glück changieren.

Emanuel Bergmann schreibt für Verlage und verschiedene Filmstudios; er unterrichtet Deutsch, übersetzt Bücher und schreibt nun auch Romane. Dieser ist ihm gut gelungen.

Emanuel Bergmann

Der Trick
400 Seiten, gebunden
Diogenes, Februar
ISBN-10: 3257069553
ISBN-13: 978-3257069556
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Lyndsay Faye: Das Feuer der Freiheit

Lyndsay Faye: Das Feuer der Freiheit

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Ein Brandstifter treibt sein Unwesen in New York. Sein Ziel sind Gebäude, die dem Stadtrat Robert Symmes gehören, der Näherinnen zwingt, für einen Hungerlohn zu arbeiten. So gerät Sally Woods in Verdacht. Sie ist eine ehemalige Arbeiterin, die zum Streik gegen die Arbeitsbedingungen aufgerufen hatte. Sie hat allen Grund, sich zu rächen. Polizist Timothy Wilde sieht natürlich die offensichtlichen Zusammenhänge, aber ihm ist auch sofort klar, dass es zu einfach wäre, Sally Woods festzusetzen. Sein Gefühl sagt ihm, dass viel mehr dahinter stecken muss. Und sein Bruder Valentine gibt ihm recht, auch wenn das bedeutet, sich mit dem Stadtrat anzulegen, der eifrig daran arbeitet, seine Macht auszubauen, und das um jeden Preis.

Das historische New York des Jahres 1848 bildet die Kulisse des Romans. Dass es der letzte Teil der Trilogie ist, mag ich gar nicht hinnehmen. Das Buch ist äußerst spannend geschrieben. Die Szenen sind lebendig, die Atmosphäre aufgeladen. Die Autorin schreibt sehr detailreich und mit Feingefühl. Sie lässt ihren Figuren viel Aufmerksam zukommen. Bei mir hat das Bilder entstehen lassen. Ich war mitten in der Handlung drin. Wobei ich auch zugeben muss, dass beim Lesen erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich ist. Die Handlung ist inhaltlich doch sehr anspruchsvoll.
Die Autorin lässt Timothy Wilde aus der Ich-Perspektive erzählen. Er ist ein Mann der sehr überlegt handelt, stets abwägt und Gefühle zulässt. Die Autorin fasst das sehr gut in Worte. Ihr Schreibstil ist einzigartig, sodass sich ein intensives Leseerlebnis einstellt. Der Fall ist interessant. Historische Aspekte spielen hier mit hinein, was sehr gut dargestellt und im Nachwort noch einmal erläutert wird. Es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus den vorangegangenen Bänden, sodass ein Gesamtbild entsteht, das alle drei Bücher erfasst.

Rezension von Heike Rau

Lyndsay Faye
Das Feuer der Freiheit
528 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423260866
ISBN-13: 978-3423260862
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Dem Horizont so nah (Buchvorstellung)

Dem Horizont so nah (Buchvorstellung)

Im Rahmen des FeuerWerke Verlags erscheinen ausgewählte Romane aus Leselupe-Kreisen als Taschenbuch und eBook. Den sechsten Roman möchten wir Ihnen hier vorstellen:

Jessica führt das normale Leben eines Teenagers, bis der 20-jährige Danny zufällig ihren Weg kreuzt. Sofort ist sie fasziniert von ihm, denn er besitzt alles, von dem sie träumt: gutes Aussehen, Erfolg, Unabhängigkeit und Geld. Er zieht sie in seinen Bann, mit seinem Selbstbewusstsein, seiner immer guten Laune und seiner hilfsbereiten Art anderen Menschen gegenüber.

Erst allmählich gelingt es Jessica, hinter seine sorgfältig aufgebaute Fassade zu blicken und ihn wirklich kennenzulernen. Abgründe tun sich auf, denn Danny ist von Kindheit an zutiefst traumatisiert. Fernab von Heimat und Familie kämpft er um ein normales Leben.

Trotz aller Schwierigkeiten und gegen jede Vernunft entsteht zwischen Jessica und Danny eine innige Liebe.

Doch es wird nicht einfacher. Nicht nur Dannys Vergangenheit ist düster, auch seine Zukunft ist bereits gezeichnet, denn seine Kindheit hat nicht nur seelische Folgen hinterlassen. In einer oberflächlichen Welt, die nur das Offensichtliche sehen will, beginnt ein Kampf gegen Vorurteile und Ausgrenzung – und ein Wettlauf mit der Zeit …

Titel: “Dem Horizont so nah”
Autor: Jessica Koch
Genre: Drama, Liebesroman
Verlag: FeuerWerke Verlag
Jahr: 2016
ISBN eBook: 978-3-945362-18-1
ISBN Taschenbuch: 978-3-945362-19-8
Leseprobe: PDF
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