Die Krimi-Cops: Knock Out

Die Krimi-Cops: Knock Out

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Im Düsseldorfer Hafen verdunkelt sich für zwei Menschen innerhalb der ersten Kapitel die Welt. Einer davon ist tot. Kriminalpraktikant Jensen und Kommissar Struhlmann, genannt Struller, nehmen die Ermittlungen auf. Noch bei der ersten Tatortbesichtigung sehen sie etwas entfernt einen Mann flüchten, der sie offenbar beobachtet hatte. Die am Tatort anwensenden Polizisten nehmen die Verfolgung durch das Dunkel der Nacht zwischen verlassenen Fabrikgebäuden im Hafen auf.

In der gewohnt flapsigen Art erzählen die Krimi-Cops die Geschichte um die Verbrechen an zwei schwedischen Mädchen. Mit großer Detailtreue beschreiben sie jede Bewegung der handelnden Figuren. Der Leser spürt die Ermattung, wenn sich Jana aus dem Wasser zieht. Er spürt, wie sich ihre Muskeln spannen, und sie droht, wieder ins Hafenbecken zurückzustürzen. Die Erzählweise der Krimi-Cops ist dabei so angenehm, dass dem Leser die vorgegebenen Bilder, die sich im Kopf bilden, nicht fremd sind.

Besonders hervorzuheben sind die Dialoge. Humorvoll und süffisant, den Figuren angepasst, jedoch die Lachmuskeln nicht überstrapazierend. Es ist nicht der Humor des Humors wegen, sondern der Sprachwitz des Alltages, den „Leuten auf’s Maul geschaut“. Und so manches Mal löst sich das Schmunzeln des Lesers in einem Lacher.
Insgesamt haben die fünf Autoren an ihrem Konzept aus den vorhergehenden Romanen festgehalten und eine gute Mischung von filigrane Ermittlungen und rasanter Aktion wie Verfolgungsjagden und ähnlichem beibehalten. Der vordergründige Klamauk ist dabei etwas gewichen, ohne dass sein Fehlen wirklich auffallen würde. Dafür ist noch genügend charmaner Witz vorhanden. Und der Spaß, den die Autoren bei der Beschreibung eines Pornodrehs hatten, ist unübersehbar.
Schwungvolle Verfolgungsjagden, unzählige Tatverdächtige, ansprechende Locations, Dieter in Leopardenleggins, spritzige Dialoge sorgen für ein spannendes Erlebnis, welches trotz der dreihundertvierzig Seiten viel zu schnell vorbeigeht.

Die Krimi-Cops
Knock Out
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN 9783954412587

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Ayelet Waldmann: Die späte Reue des Jack Wiseman

Ayelet Waldmann: Die späte Reue des Jack Wiseman

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1945 stiehlt der der GI Jack Wisemann ein Amulett aus dem legendären „Goldzug“. Es soll ein Andenken an Ilona sein, die ihn verlassen hat. Dabei hat er das Eigentum der ungarischen Juden, soweit es ging, in Salzburg bewacht und zusammengehalten, in der Hoffnung, dass es irgendwann zurückgegeben werden kann.

Jahrzehnte später ist Jack Wiseman ein alter Mann. Er gibt seiner Enkelin Natalie das Amulett. Sie soll herausfinden, wem es gehört hat und es den Erben zurückgeben. Natalie, frisch getrennt von ihrem Ehemann, hat ihre Arbeit als Anwältin aufgegeben, um ein neues Leben anzufangen. Voller Ehrgeiz stürzt sie sich nach dem Tod ihres Großvaters in das Abenteuer, auch um ihre Trauer zu bewältigen. Sie lernt einen Kunsthändler, der auf im Holocaust verlorene Kunst spezialisiert ist, kennen und gemeinsam nehmen sie die Spur auf.

Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Geschichte rund um das Amulett. Einmal geht es um Jack Wisemans Vergangenheit in Salzburg 1945/46. Ein weiterer Teil hat seinen Ursprung 2013 in Budapest. Hier verfolgen Natalie Stein und Amitai Shasho die Spur des verschollenen Gemäldes „Bildnis der Frau E“, die hier, ein Foto zeigt es, das Medaillon trägt. Im dritten Teil geht es in das Jahr 1913 in Budapest. Sämtliche Geheimnisse, die von Natalie Stein und Amitai Shasho nicht gelöst werden konnten, werden hier offenbart. Es geht also um die rechtmäßige Besitzerin des Schmuckstücks.

Die Geschichte ist sehr vielschichtig. Alle drei Teile sind, das ist der Zeit geschuldet, in unterschiedlichem Stil verfasst und doch fest miteinander verwoben. Es ergibt sich ein erstaunliches Gesamtbild, das mich als Leser überrascht hat. Es ist eine berührende, aber auch sehr spannende, in weitem Bogen gespannte Geschichte. Und das für den Leser jedes Geheimnis durch den Blick in die Vergangenheit aufgelöst wird, ist sehr faszinierend.

Rezension von Heike Rau

Ayelet Waldmann
Die späte Reue des Jack Wiseman
Aus dem Englischen von Brigitte Hilzensauer
480 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552057404
ISBN-13: 978-3552057401
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Back mit mir! – Süßes und Salziges backen und verzieren

Back mit mir! – Süßes und Salziges backen und verzieren

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In der Küche gibt es für Kinder viel zu entdecken. Kleine Dinge zu backen, ist nicht schwer. Wie es genau geht, ist im Backbuch nachzulesen, das direkt für Kinder gemacht ist. Zunächst gibt es Bäckerwissen. Hier erfahren Kinder, was man an Handwerkszeug braucht, wie man wiegt und abmisst und wie aus bestimmten Zutaten Backwerk entstehen kann.

Den Anfang macht ein Plätzchenteig für Knusperplätzchen. Dafür braucht man nur wenige Zutaten. Beim Verzieren kommt dann Farbe ins Spiel.

Lecker sind auch die Cupcakes. Der Kuchenteig ist schnell gerührt und die Papierförmchen befüllt. Die Häubchen bestehen, aus Quarkcreme, Schokocreme oder Buttercreme. Wer mag, kann die kleinen Kuchen auch einfach mit Puderzucker überstreuen. Wer dagegen kreativ sein möchte, der kann aus dem Verzieren eine Kunst machen.

Hergestellt werden auch Hefeteige, mit denen man eine Körnerbrötchen-Sonne und Brotstangen backen kann. Hefeteig lässt sich auch für Pizza verwenden.

Aus Mürbeteig lassen sich mit Marmelade gefüllte Törtchen backen oder bunte Räder mit herzhafter Füllung. Auch die Obst-Boote sind eine schöne Idee.

Die Rezepte sind sehr abwechslungsreich und wirklich für Kinder gemacht. (Wobei mir die Verwendung von Lebensmittelfarbe nicht gefällt.) Sehr schön sind die Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die mit aussagekräftigen Fotos versehen sind. Man sieht hier auch direkt Kinderhände beim Teig kneten. Die Anweisungen sind gut nachvollziehbar. Die Kinder, die diese nachmachen, werden direkt angesprochen. Das motiviert natürlich. Hinweise, wenn Kinder die Hilfe Erwachsener brauchen, gibt es selbstverständlich auch. Wobei gemeinsames Backen ja ohnehin sehr viel mehr Spaß macht.

„Back mit mir! – Süßes und Salziges backen und verzieren“ ist ein sehr schön aufgemachtes Backbuch für interessierte Kinder und ihre Eltern oder Großeltern.

Rezension von Heike Rau

Back mit mir! – Süßes und Salziges backen und verzieren
80 Seiten, gebunden
Dorling Kindersley Verlag
ISBN-10: 3831028559
ISBN-13: 978-3831028559
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Jutta Handrup und Maike Hedder: Fang an mit Kork – 35 einfache DIY-Projekte mit Korkpapieren & Korkstoffen

Jutta Handrup und Maike Hedder: Fang an mit Kork – 35 einfache DIY-Projekte mit Korkpapieren & Korkstoffen

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Korkpapier Korktonpapier, Korkstoff und Korkklebefolie kannte ich als Bastelmaterial bisher nicht. Das Buch hat also sofort meine Neugier geweckt. Die Bastelideen gefallen gut. Ich bin gespannt auf die Umsetzung der Projekte. Das Material überzeugt mich jedenfalls sofort. Korkstoff, zum Beispiel, fühlt sich überraschend weich und samtig an.

Spezielles Werkzeug braucht man zum Basteln nicht. Alles, was benutzt werden kann, hat man oftmals zu Hause. Benötigte Accessoires bekommt man leicht im Bastelladen. Wie die Materialien aus Kork zu handhaben sind, wird genau erklärt.

Sehr gut gefallen hat mir das rundgeflochtene Armband. Es ist eine schöne Idee, die sich leicht umsetzen lässt. Der ausführlichen Anleitung kann man problemlos folgen. Außerdem gibt es Fotos zu den Schritten, die das Erlernen des Rundflechtens sehr erleichtern. Da Korkstoff immer wieder anders ist, hat man dann garantiert ein Unikat.
Eine weitere schöne Idee ist der kuschelige Kaffeebecherhalter. Der ist kinderleicht zu machen und sehr praktisch für alle, die heiße Getränke mögen.

Zum Ausprobieren hatte ich nur Korkstoff zur Verfügung. Aber einen Blick auf die Bastelideen mit weiteren Materialien habe ich natürlich trotzdem geworfen. Überzeugt hat mich die Wandschrift aus Korkklebefolie. Da ist beim Ausschneiden genaues Arbeiten erforderlich. Aber die Wirkung ist unschlagbar.
Beim Korkpapier finde ich das Projekt Handletteringkunst sehr gelungen. Da kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Eine eigentlich simple Idee ist das Blättermobile aus Korktonpapier. Die Vorlagen dafür kann man sich beim Verlag herunterladen. Die Maserung des Korks kommt ganz wunderbar zur Geltung. Das ist eine sehr schöne Herbstdekoration.

Insgesamt gibt es 35 Bastelideen. Die Projekte sind meist recht einfach gehalten. Es gibt aber auch viele Herausforderungen. Ich denke, der Fröbelstern aus Korkpapierstreifen ist hier beispielsweise zu nennen. Zumindest gilt das für mich.

Die Aufmachung des Buches gefällt sehr gut. Jedes Projekt wird ausführlich beschrieben. Die Fotos machen Lust darauf, mit dem Basteln zu beginnen.

Rezension von Heike Rau

Jutta Handrup und Maike Hedder
Fang an mit Kork – 35 einfache DIY-Projekte mit Korkpapieren & Korkstoffen
108 Seiten, gebunden
Landwirtschaftsverlag
ISBN-10: 3784353479
ISBN-13: 978-3784353470
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Julie Montagu – Das Superfood-Kochbuch – Die Extraportion Gesundheit für jeden Tag

Julie Montagu – Das Superfood-Kochbuch – Die Extraportion Gesundheit für jeden Tag

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Gesünder zu leben und besser zu essen, nimmt sich sicher jeder vor. Allerdings kostet es Zeit, selbst zu kochen. Und Ideen braucht man natürlich auch. Im Grunde muss man seine ganze Einstellung ändern. Oder die Sache nach und nach angehen. Das Vorwort liest sich schon mal ganz entspannt. Julie Montagu bezeichnet sich als flexible Feinschmeckerin und hat keine festen Regeln, was die Ernährung betrifft. Also kann man einfach damit beginnen, immer mal wieder ein Rezept aus dem Buch auszuprobieren.

Anders geht es auch gar nicht. An Vollkornprodukte und Rohkost muss man sich langsam gewöhnen. Nicht jeder verträgt Hülsenfrüchte oder mag Soja-Produkte. Die Autorin vertritt hier also eine Ansicht, die mir gefällt und die mich weiterblättern lässt.

Damit man immer was Gesundes im Haus hat, wird die Vorratskammer aufgefüllt. Dann folgen Frühstücksrezepte, gesunde Snacks, Mittagessen zum Mitnehmen, Hauptgerichte, Beilagen und Süßes. Bei manchen Rezepten bin ich wirklich ins Staunen gekommen. „Chili-Avocado-Mus und Kokosöl auf Roggenbrot“ zum Frühstück, „Käsige Grünkohlchips mit Limette“ als gesunden Snack, „Bohnensprossen-Spinat-Gemüse auf Sushi-Art mit Ingwer-Dressing“ als Mittagessen zum Mitnehmen oder „Schwarze-Bohnen-Brownies mit Chia-Samen“ als Süßes.

Ich glaube, so experimentierfreudig bin ich noch nicht. Für mich kommen eher „Buchweizen-Porridge mit Papaya-Topping“, „Matcha-Hafer-Trüffel“, „Zucchini-Spaghetti mit eine Soße aus getrockneten Tomaten, Basilikum und Avocado“, „Kokos-Mais-Haselnuss-Salat“ oder „Gesunde knusprige Reis-Riegel“ infrage.

Die Autorin hat wirklich eine Menge als gesund geltende Zutaten in ihre Rezepte gepackt. Es geht eindeutig Richtung vegane Ernährung. Also, wer das zum Ziel hat, findet wirklich innovative Rezepte mit reichlich Superfood. Aber wie gesagt, es ist alles kein Muss. Die Autorin macht da keinen Stress. Jeder darf so flexibel sein, wie er mag.

Rezension von Heike Rau

Julie Montagu
Das Superfood-Kochbuch – Die Extraportion Gesundheit für jeden Tag
176 Seiten, gebunden
Jan Thorbecke Verlag
ISBN-10: 3799506632
ISBN-13: 978-3799506632
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Christoph Peters: Der Arm des Kraken

Christoph Peters: Der Arm des Kraken

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In einem Park in Berlin-Prenzlauer Berg wird ein Japaner tot aufgefunden. Dieser Japaner bewegt sich in der Szene der Vietnamesen. Deshalb wird schnell an einem Mord im Drogenmilieu gedacht, manchmal aber auch an die von Ausländerhass geprägten NSU-Morde. Die Hauptkommissarin Annegret Bartsch aus dem Vietnamesendezernat hat seit über zehn Jahren kein Mord mehr aufgeklärt, wird aber dennoch in die „SOKO Merzmorde“ gerufen, weil sie über viel Insiderwissen verfügt. Parallel zu den Ermittlungen macht sich ein anderer Japaner auf den Weg, dem toten Landsmann und – wie sich herausstellt – Kollegen bei den Yakuza (japanische Mafia) hinterherzuspüren. Denn es schien, als wollte der an der Organisation vorbei einige Geschäfte abwickeln. Für den Leser steht die Frage im Raum, ob dieser Japaner auch für den Tod seines Kollegen verantwortlich war. An dieser Stelle ist schnell zu erkennen, dass der Spannungsbogen dieses Romans nicht entlang der kriminellen Linie gezogen wird.

Dieser Roman spaltet mich und leider kann ich ihn nicht uneingeschränkt empfehlen. Die durchweg gut ausgedachte Geschichte scheint sehr viel versprechend und weckt gewisse Erwartungen. Meine jedoch wurden nicht erfüllt. Da ist zunächst einmal der Satzbau des Autors. Zehn bis zwölf Seiten in einem einzigen Satz zu absolvieren, ist eine dumme Spielerei, die mich als Leser verärgert. Es zeugt von wenig Respekt dem Leser gegenüber, der in diesen Abschnitten vergeblich nach Ruhepunkten für das Auge sucht. Schließlich sind mir die Figuren zu oberflächlich. Sie erhalten keinen Tiefgang. Man findet sie weder abstoßend noch sympathisch. Sie mögen ungewöhnlich sein und die Regel beherzigen das der Bösewicht nicht immer nur böse und der Gutmensch nicht immer nur gut ist. Aber zum Beispiel die Kommissarin als Hauptfigur, aus ihrer Sicht jedes zweite Kapitel ohne Punkt und Absatz verfasst, labert soviel an der Oberfläche herum, was nichts mit den Verbrechen zu tun hat, dass ich diese Monologe mit einem über Blättern quittiert habe. Die zweite Hauptfigur, der Killer, könnte eine richtig anspruchsvolle Figur sein. Sie tapst hier durch so viele Märkte und Läden, von denen der Inhalt jedes einzelne Regals beschrieben wird, dass man sich nur wundert, wie weltfremd wohl die Japaner in den Augen des Autors sein müssen. Ich habe eingangs nicht umsonst erwähnt, dass ich die Idee zu dieser Geschichte toll finde. Dazu gehört auch, dass aus den zwei verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Einmal aus der Sicht der Polizistin, die in der ersten Person erzählt, zum anderen aus der Sicht einer dritten (auktorialen) Person, die das Geschehen um den Killer beschreibt. Die Kapitel wechseln sich mit dieser Erzählweise ab und deshalb ist es auch kein Spoiler, wenn ich hiervon spreche. Ab dem zweiten Kapitel folgt der Leser dem Killer unmittelbar und erlebt alles hautnah mit. Das besonders Schöne daran ist, dass der Leser immer den Ermittlern einen Schritt voraus ist. Das was die Hauptkommissarin erzählt, weiß der Leser bereits aus der Handlung des Killers (auch ein Grund, warum man die Kapitel der Polizistin überblättern kann).

Der besondere Reiz dieses Romans liegt also nicht darin, den Täter zu ermitteln. Vielmehr liegt die Spannung darin, ob und wie der Killer geschnappt wird. Oder anders ausgedrückt: ob er seinen Auftrag erfüllen kann und der Polizei nicht in die Fänge geht. Wäre das Buch vernünftig gesetzt und hätte viel weniger Ladenregale und Gelaber, so könnte ich es mit höchsten Tönen empfehlen. So bleibt mir nur eine Empfehlung für den experimentierfreudigen Leser.

Peters, Christoph
Der Arm der Krake
Luchterhand Literaturverlag
ISBN 9783630873206
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Leif Davidsen: Der Tod des Patriarchen

Leif Davidsen: Der Tod des Patriarchen

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Der Däne Adam Lassen hält sich weit entfernt von Moskau auf, als er vom gewaltsamen Tod seines Bruders Gabriel erfährt. Auf Grönland wird ein Dokumentarfilm über Klimaveränderungen gedreht, bei dem er als Meteorologe die Hauptrolle spielt.

Adam reist, so schnell es geht, zusammen mit seiner Mutter Anastasia, einer gebürtigen Russin, nach Moskau. Hier war Gabriel enger Vertrauter des russischen Patriarchen gewesen, der, es kann kaum ein Zufall sein, kurz vor dem Tod Gabriels starb, angeblich auf friedliche Weise.

Man hält sich vor Ort sehr bedeckt, was die Umstände des grausamen Todes Gabriels angeht. Als Adam mit Nachforschungen beginnen will, wird er von allen Seiten gewarnt. Auch von seiner Mutter. Die Macht der Kirche, politische Umstände und wirtschaftliche Interessen sind kaum zu durchschauen. Adam wird belogen und hingehalten. Und seine eigene Familiengeschichte spielt, wie er bald erkennen muss, eine wesentliche Rolle. So wagt er es, mit Menschen zu sprechen, die ihm Erkenntnisse verschaffen, ihm aber auch schaden könnten.

Das Buch ist äußerst spannend und liest sich sehr flüssig. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte langsam und mit viel Sinn für Details aufgebaut ist. Betrachtungsweisen werden stets ausgebaut. Dem liegt ein sehr strukturierter Plot zugrunde, sodass man sehr gut folgen kann. Der Autor gibt sich kenntnisreich zu den Hintergründen. Im Autorenporträt kann man nachlesen, dass er unter anderem als Korrespondent in Moskau arbeitete.

Adam ist kein Held. Er empfindet Angst, beim Gedanken an die Aufgabe, die sich ihm stellt. Nicht zu Unrecht, denn bald muss er um sein Leben fürchten. Adam Lassen ist als Figur also sehr gut gezeichnet. Er agiert glaubwürdig, nachvollziehbar und auf eine sehr sympathische Art und Weise.

Das Buch gefällt bis zum sehr überraschenden und überaus gut aufgelöstem Ende.

Rezension von Heike Rau

Leif Davidsen
Der Tod des Patriarchen
Aus dem Dänischen von Anne-Bitt Gerecke
464 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423260637
ISBN-13: 978-3423260633
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Roz Chast: Können wir nicht über was anderes reden?

Roz Chast: Können wir nicht über was anderes reden?

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Die Komik des Lebens dargestellt an eigenen Erinnerungen über die Eltern und eine nicht nur fröhliche Kindheit!
Roz Chast hat einen wunderbaren Comic geschaffen!

Wir müssen reden… reden… reden…
Worüber denn?
Gedanken über das Lebensende, Patientenverfügung, Testament, Vollmacht, Heim…
Oh weh!

Es geht um ihre Eltern, deren Ängste, ihr Alter, Verhalten, Wohnen und so fort…

Mit einer Überzahl an eindeutigen Bildern und den dazu passenden Gedanken und Worten schafft sie einen Eindruck davon, was Kindern mit ihren alt gewordenen Eltern blühen kann.

Während die Tochter 11 Jahre nicht mehr zu Hause war, entschließt sie sich endlich, sich um diese alten Eltern zu kümmern. Sie waren wirklich und immer schon sehr „alte Eltern“. Inzwischen sind sie über neunzig Jahre alt.

Roz Chast lebt ihr eigenes Leben mit Kindern und Mann auf dem Lande, während die Eltern nie aus Brooklyn und aus ihrem langjährig bewohnten Heim ausgezogen sind.

Voller Eigensinn, Starrköpfigkeit und immer wieder Einwänden und Ängsten gegen jede Art von Veränderung in ihrem Leben fasst die Autorin in ihren Bildern und Worten zusammen, wie sich das Alter bei ihren Eltern zeigt, und wie es ihr selber dabei ergeht. Grotesk bis makaber sind dazu ihre Beispiele. Dass der „Seniorenanwalt“, den die Tochter ins Spiel bringt, womöglich zugunsten der Tochter an ihr (der Eltern) Geld gehen könnte, das sie in zahlreichen Sparbüchern, verfallenen und noch gültigen, verwahren; vom „Fahrsteig des Lebens“ ist die Rede, und dass er bald endet.

Mit den grimmig drein schauenden Eltern und ihrer eigenen reflektierenden Beobachtung macht Roz Chast den Abstand zwischen sich und den Eltern deutlich. Und ist es nicht so, dass Eltern oft in eine Sphäre entschwinden, zu der man keinen Zugang mehr hat?

Was man als Kind nie auszusprechen wagt, das zeigt uns die Zeichnerin mit ihren Bildern: das wahre Gesicht des Altwerdens und ihre Gedanken dazu. Sehr alte Eltern vermögen recht wunderlich und misstrauisch zu werden gegen alles, was ihre Ruhe beeinträchtigen könnte. Sie wollen oft nicht wahrhaben, dass Änderungen, Krankheit, womöglich Pflegeheim und der Tod unausweichlich sind. Sie hängen an allem, was sie im Laufe eines langen Lebens zusammen getragen haben. Trennen können sie sich von gar nichts! „Augen zu und durch“ scheint die unausgesprochene Devise geworden zu sein.

Das Dilemma zwischen dem Werden, Wachsen und Vergehen ist eines, dem man sich im Alter immer weniger stellt. Roz Chast hat es in unübertroffener Weise ins Bild gesetzt. Beim Lesen und Schauen rührt es bei aller Überzogenheit und Groteske an die Seele und ans Herz. Sogar verborgene Zärtlichkeit und Wärme meint man aus den gedrängt wieder gegebenen Erinnerungen zu spüren!
In einem Nachwort wird Roz Chast von Rubinowitz in ihren Zeichnungen mit einem Kind verglichen „ein Kind, das sich in der Welt ohne Eltern zurechtfinden muss und sich seine eigene baut…“.
Sie sprüht über von Einfällen und Geschichten aus der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reichen.
Roz Chast ist langjährige Cartoonistin des „New Yorker“ mit hohem Ruhm, Auszeichnung und Anerkennung! Sie ist einfach wunderbar!

Roz Chast
Können wir nicht über was anderes reden?
240 Seiten, gebunden
Rowohlt, August 2015
ISBN-10: 3498009443
ISBN-13: 978-3498009441
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Anthony Browne: Abenteuer mit Willi

Anthony Browne: Abenteuer mit Willi

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Willi taucht gern in andere Welten ein. Er stellt sich vor, durch eine Türe zu gehen und dann ist er nicht mehr daheim, sondern ganz woanders. Er strandet auf einer einsamen Insel, steht plötzlich auf einem Piratenschiff, betritt einen märchenhaften Wald oder begegnet einem riesigen Meeresungeheuer, das droht, ihn zu verschlingen.

Immer erzählt Willi auf spannende Art und Weise von seinen Abenteuern, dann stellt er den lesenden Kindern eine Frage oder bittet sie weiterzuerzählen. Zu jeder Episode gibt es eine ganzseitige Zeichnung.

Meist kann man durch den Titel eines Buches und das Cover auf den Inhalt schließen. Das klappt bei diesem Buch nicht. Zwar verheißt beides Abenteuer, doch inhaltlich ist das Buch ganz anders als gedacht.

Wille liebt es, zu lesen. Er geht also nur symbolisch durch eine Tür. Es ist vielmehr so, dass er ein Buch aufschlägt und durch die erzählten Geschichten, das sind alles Klassiker, Abenteuer erlebt.

Der Autor bezieht sich also auf bekannte und gern gelesene Kinderliteratur. Dazu gehören zum Beispiel „Robinson Crusoe“, „Die Schatzinsel“ und „Robin Hood“. Das Buch ist für Kinder ab 5 Jahren konzipiert. Für diese Altersgruppe kommt aber höchstens das Märchen „Rapunzel“ oder die Geschichte von „Pinocchio“ infrage.

Deswegen denke ich, dass ältere Kinder, die schon selbst gut lesen können, besser mit dem Buch klarkommen. Sie kennen einige der Bücher schon, können die Fragen beantworten oder weitererzählen und werden auf neuen Lesestoff aufmerksam gemacht.

In insgesamt 10 verschiedene Abenteuer taucht Willi ein. In den kleinen Episoden wird nicht verraten, um welches Buch es geht. Kinder müssen also selbst erkennen oder erraten, um welche Titel es sich handelt. Die Auflösung gibt es dann aber am Ende, falls ein Titel nicht geläufig ist und unbedingt noch gelesen werden sollte.

Rezension von Heike Rau

Anthony Browne
Abenteuer mit Willi
Deutscher Text von Peter Baumann
32 Seiten, gebunden
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830312350
ISBN-13: 978-3830312352
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Matthew Johnstone: Resilienz

Matthew Johnstone: Resilienz

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Matthew Johnstone ist Artdirektor und Designer. Er kennt seelische Krankheiten aus eigener Erfahrung und hat darüber schon mehrere Bildergeschichten mit Texten verfasst.

In seiner neuesten Kreation verarbeitet er die Krisen des Menschen anhand zahlreicher Beispiele mit den entsprechenden Bildern dazu.

Mit seinen Bildern werden die Krisen eindeutiger fassbar und definierbar.

Ob es um Freundschaft, Kommunikation, um das Selbstwertgefühl oder Erfolg und Versagen geht: M.Johnstone weiß fast zu allen Themen etwas zu sagen. Er zeigt uns die Verzweiflung, und er weist auf die möglichen Lösungen hin. Nicht immer wird jeder/ jede mit den Hinweisen zur Lösung des Problems etwas anzufangen wissen.

Denn ein Problem zu erkennen ist die eine Seite unseres Lebens; die Änderung für eine Lösung und ihre Umsetzung in die Tat ist dann die andere und schwerere Seite der Erkenntnis.

Vieles klingt einfach, wenn man es so liest und sieht. Doch wer je schon in seelischen Nöten steckte, weiß auch, wie schwer die Änderung von einmal eingefahrenen Mustern und Gedanken ist.

Die Bilder von Matthew Johnstone sind wie immer klar und einfach strukturiert. Im Gegensatz zu seinen vorangegangenen Büchern dieser Art überwiegt hier aber der Text. Dieser lässt zuweilen ein wenig an die vielen Ratgeberbücher denken.

„Guter Rat ist teuer“ lautet ein Volksspruch. Guter Rat aber reicht häufig nicht, um anstehender Probleme Herr zu werden. Insofern hat sich M.Johnstone ein wenig von seiner guten Absicht entfernt, mit klaren Bildern Sachverhalte darzustellen und die Lösung aus diesen selbst zu ermöglichen. Beispiele sind hier seine Bücher über Depressionen und dem Leben mit dem „Schwarzen Hund“.

Dennoch möchte man das Buch gerne weiterempfehlen, weil jeder aus ihnen den einen oder anderen guten Gedanken schöpfen mag, mit dem der Alltag und das eigene Leben überprüft werden kann.

Es wird von M.Johnstone vieles ausgesprochen, was jeder vielleicht einmal so fühlt aber nicht in eigene Worte fassen kann.

Insofern ist das Büchlein eine Bereicherung für den Alltag mit zahlreichen guten Impulsen für das eigene Handeln.

Matthew Johnstone
Resilienz
120 Seiten
Verlag Antje Kunstman, Oktober 2015
ISBN-10: 3956140664
ISBN-13: 978-3956140662
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