Mirna Funk: Winter Nähe

Mirna Funk: Winter Nähe

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Findet man sein Ich in einer von der Nachkriegs- und Nazischuld geprägten Gesellschaft?

Weit ausholend schildert Mirna Funk das Leben von Lola in Deutschland und Israel.

Lola ist etwa 34 Jahre alt ist.

Sie lebt und arbeitet in Berlin und fühlt sich als Jüdin. Doch sie ist keine! Bekanntlich wird die Religionszugehörigkeit der Juden über die mütterliche Linie weiter gegeben. Ihre jüdischen Großeltern väterlicherseits haben sie aufgezogen. Sie lebt und liebt, ganz, wie es der Tag bringt. Ihre Arbeit als Fotografin im IT Bereich spielt keine große Rolle in dieser Geschichte. Man erfährt mehr über Lolas Liebschaften und ihr Innenleben als über ihre Arbeit.

Einst lernte sie Shlomo kennen, einen Israeli, den sie wirklich liebt. Doch er kehrt nach einer kurzen und glücklichen Zeit nach Israel zurück. Lola trauert ihm nach, so wie in der Vergangenheit ihrem Vater, der schon früh aus Ostberlin geflohen und im australischen Busch gelandet ist. Ihre Mutter hat sich noch früher aus dem Staub gemacht.

Das ständige Dilemma zwischen Schuld, Opfer und Vergänglichkeit in der Berliner Gegenwart begleitet Lolas Leben, und macht sie zuweilen wütend. Schuldangst nennt sie das, was die Menschen noch so viele Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs umtreibt. „Der christliche Wunsch, dass Jesus für die Sünden aller Menschen gestorben wäre, repräsentiert die tiefe Schuldangst der vom Christentum geprägten Gesellschaft.“(S.86)

Wer aber ist Lola, und zu wem darf sie sich zugehörig fühlen? Antisemiten und ehemalige Nazis kreuzen ihren Weg und machen ihr die Ichfindung schwer.

Man findet sie zu Zeiten in Israel und in Thailand, und immer scheint sie auf der Suche zu sein.

Mehr und mehr zieht sich die Geschichte Lolas zu einem allgemeinen Bericht über die Lage der Juden und ihrer Verlorenheit in der Welt zusammen.

Verkappter Antisemitismus mischt sich mit berechtigter Kritik an der Politik Israels im Palästinakonflikt.

Der Roman besticht durch die Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit. Immer wieder reichen die Erfahrungen während des Holocausts bis in die Gegenwart. Sie zeigen die Suche und die Heimatlosigkeit, der sich Juden seither ausgesetzt sehen. Palästina war englisches Mandatsgebiet, als Juden zu tausenden nach dem Krieg dorthin flüchteten. Bis in die heutige Zeit wissen wir von den Streitigkeiten um den Anspruch auf Heimat, der Palästinenser und Juden zu Feinden macht. Jeder in diesen beiden Lagern fühlt sich im Recht. Und Menschen auf beiden Seiten werden zu Opfern und Tätern.

Der Autorin ist ein markantes Werk gelungen, das zahlreiche Aspekte dieses konfliktträchtigen Geschehens tiefenscharf erfasst und heraus arbeitet.

Es ist ein differenziert angelegtes Werk, dem man sich mit zunehmender Spannung überlässt. Mirna Funk hat gerade den Uwe Johnson Förderpreis für das beste deutschsprachige Debüt der letzten zwei Jahre erhalten.

Mirna Funk
Winter Nähe
352 Seiten, gebunden
FISCHER; Auflage, Juli 2015
ISBN-10: 3100024192
ISBN-13: 978-3100024190
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Richard Crompton: Hell’s Gate – Mord in Kenia

Richard Crompton: Hell’s Gate – Mord in Kenia

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Massai-Ermittler Mollel wirkt sehr eigensinnig auf andere. Vielleicht ist er auch deshalb von Nairobi in die Provinz versetzt worden. Der kleine Ort nahe des Lake Naivasha im Nationalpark Hell’s Gate wirkt eher beschaulich. Touristen kommen jedoch gerne her, um auf Großwildsafari zu gehen. Es gibt eine Blumenfarm in der Nähe. Man baut Rosen an, die exportiert werden. Mollel wird hier mit einem Diebstahl konfrontiert, den eine Blumenpflückerin begangen haben soll. Sie wird entlassen. Mollel weiß von ihr, dass sie die Gegend verlassen will. Doch dazu kommt es nicht. Kurz darauf wird sie tot aufgefunden. Mollel hat keinen Zweifel daran, dass sie ermordet wurde. Er geht den Ereignissen akribisch nach. Und bald wird er den eigenen Kollegen gegenüber misstrauisch. Er hat ohnehin keinen guten Stand hier. Seine Anwesenheit wird nur mit großer Skepsis geduldet. Bald muss Mollel sehr ungewöhnliche Maßnahmen treffen, um sein Leben zu schützen.

Es handelt sich hier um einen eher ruhigeren Krimi. Die Handlung ist dennoch packend, denn der Fall ist vielschichtiger als zunächst gedacht. Und auch Mollels Rolle ist sehr geheimnisvoll. Der etwas schräg wirkende Ermittel ist schlecht einschätzbar. Und das Ergebnis seiner Ermittlungen nicht vorhersehbar. Mollel gibt sich immer unnahbar und schreckt nicht davor zurück, auch mal gehörig anzuecken, was ihm aber immer schnell zum Verhängnis wird. Jemand, der zu viel in Erfahrung gebracht hat, lebt gefährlich und läuft Gefahr von der Bildfläche zu verschwinden. Mollel muss in seinen Ermittlungen immer abwägen, wie weit er gehen kann. Denn allein um Gerechtigkeit geht es nicht. Korruption und Machtmissbrauch stehen auf der Tagesordnung. Es gibt also einige sehr überraschende Wendungen in diesem schließlich doch sehr komplex aufgebauten Krimi. Und das vor einer sehr spannenden Kulisse.

Rezension von Heike Rau

Richard Crompton
Hell’s Gate – Mord in Kenia
Kriminalroman
304 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423260629
ISBN-13: 978-3423260626
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Harper Lee: Gehe hin, stelle einen Wächter

Harper Lee: Gehe hin, stelle einen Wächter

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Kompliziertes literarisches Werk

Das berühmte und überall gelobte und zum amerikanischen Kulturgut gehörende Buch von Harper Lee, “Wer die Nachtigall stört“ ist 1966 erstmals erschienen. Das jetzt vorliegende Buch hat lange unentdeckt in der Schublade gelegen. Es ist schon früher geschrieben worden, ist aber eine Fortsetzung von „Wer die Nachtigall stört“.

Tatsache aber ist: beide Romane handeln von der Familie Finch und dem Anwalt Atticus Finch, der nach dem Tod seiner Frau seine beiden Kinder Jean Louise, genannt Scout, und Jem alleine großgezogen hat.

In der Zeit unbeschwerter Kindheit und Freiheit wuchsen Scout und Jem unter der liebevollen Fürsorge ihres Vaters heran. Er erscheint ihnen als Held, denn er verteidigt die Rechte Farbiger (Neger), was in Alabama in den dreißiger Jahren nicht selbstverständlich war.

Doch nun im neuen Roma zu Beginn der fünfziger Jahre ist Jean Louise in New York tätig und kommt nur gelegentlich zu Besuch.
Warmherzig und gemütlich wird dieser Ort Maycomb in Alabama beschrieben. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Jean Louise hat einen Verehrer, Henry, der nach dem plötzlichen Tod von Jem der Nachfolger von Atticus in seiner Anwaltskanzlei werden soll.

Ganz offen sprechen Henry und Jean Louise über eine mögliche Ehe.

Doch sind sie auch immer wieder in Erinnerung in ihrer Kindheit, in der alles so leicht und unbeschwert war. Sie scherzen und spielen mehr, als dass es ihnen mit der Ehe ernst zu sein scheint.

Harper Lee hat einen ganz eigenen Roman hier konzipiert. Und so muss man ihn wohl lesen: die Kinderjahre waren die eine Seite der Geschichte. Das Alter von Atticus und die herangewachsenen Kinder von einst sind die andere Seite dieser selben Geschichte.

Der anfangs so liberal erscheinende Atticus ist in Wirklichkeit gar nicht so ein Verteidiger der Rechte der Neger. Eher ist er konservativ und begibt sich sogar zu einem Treffen des Ku Klux Klan, einer Gemeinschaft zur Unterdrückung der Rechte Farbiger. In langen Passagen kommt es zwischen Scout und ihm zu Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, die seine Einstellung zur Rassenfrage betreffen. Einerseits geht es hier also ganz allgemein um die Überwindung der Rassendiskriminierung in den Südstaaten der USA und andererseits, und das macht das Buch so anrührend und ungemein spannend, um Scouts Entidealisierung ihres Vaters. Für Scout ist der Vater immer ein Held gewesen, ein gerechter und ausgleichender Mann. Nun wütet sie buchstäblich um den Verlust ihres „Helden“ und kämpft mit ihm um die rechte Position in der Rassenfrage. Das bleibt lange das Thema, und es ist so menschlich und tiefschürfend gefasst, dass man schier spürt, wie hier zwei gleichgeartete Menschen um die rechte Einstellung kämpfen.

Emotional und wirklichkeitsnah werden einem von Harper Lee die Menschen, ihre Eigenarten und ihre Verschiedenartigkeit nahe gebracht. Hier gibt es die Angepassten und die Bigotten, die Spießer und die Nachdenklichen. Darüber hinaus aber geht es um die tiefe Liebe und Achtung zwischen Vater und Tochter.

Bewußt habe ich das heute unübliche Wort „Neger“ verwandt, weil Harper Lee es ebenfalls verwendet, um damit dem Zeitgeist Ausdruck zu geben.

Der Roman ist absolut lesenswert.

Harper Lee
Gehe hin, stelle einen Wächter
320 Seiten, gebunden
Deutsche Verlags-Anstalt, 3. Auflage 2015
ISBN-10: 3421047197
ISBN-13: 978-3421047199

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Guy de Maupassant: Ein Leben

Guy de Maupassant: Ein Leben

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Jeanne ist 17, als sie die Klosterschule verlässt und zu ihren Eltern heimkehrt. Sie ist bereit, sich auf das Abenteuer einer Eheschließung einzulassen und hofft auf die Erfüllung all ihrer Träume. Julien de Lamare bittet um ihre Hand. Sie ist von dem gut aussehenden Mann fasziniert. Doch ihre Naivität wird ihr zum Verhängnis, geht es Julien doch vor allem um Ansehen und Reichtum. Er ist ein Geizhals und schränkt Jeanne in allem ein, was ihr Freude macht. An allen Ecken wird gespart. Das beginnt bereits in den Flitterwochen, einer Zeit in der Jeanne versucht, sich an ihre ehelichen Pflichten zu gewöhnen.
Wieder zu Hause auf dem Landgut an der Küste der Normandie angekommen, erkennt sie, dass sie nichts mehr zu tun hat. Jeder Tag wird nun verlaufen wie der andere und sie wird sich dem tatenlos ergeben müssen. So, wie auch ihre Mutter es getan hat. Aber sie findet Trost mit der Geburt ihres Kindes. Einen Jungen, dem sie ihre ganze Liebe gibt, ihn behütet und verwöhnt. Ihrer inneren Verzweiflung und derer Einsamkeit entkommt sie damit jedoch nicht.

Beschrieben wird von Guy de Maupassant ein Frauenschicksal das zu Herzen geht und das damit eine bestimmte soziale Klasse im 19. Jahrhundert widerspiegelt. Als wohlhabende Frau war man in einer Ehe zum Nichtstun verurteilt. Damit kommt Jeanne nicht zurecht. Die Lieblosigkeit ihres Mannes und sein Fremdgehen verletzten sie zutiefst. Ihn ihrer Unselbstständigkeit ist sie gezwungen alles hinzunehmen. Im krassen Gegensatz dazu steht das Leben des Dienstmädchens Rosalie, die viel weniger mit dem Leben hadert. Die Charaktere, also auch Jeannes Eltern, werden im Buch sehr genau beschrieben. Was sie denken, wie sie lenken, aber auch ihre Ignoranz und Gleichmütigkeit werden dargelegt und auch, wie sie sich gesellschaftlichen Zwängen unterordnen. Der Roman ist nicht historisch, er entspricht vielmehr direkt dieser Epoche. So wird ein extremer Kontrast zur heutigen Zeit sichtbar.

Für den interessierten Leser gibt es einiges an Material. Dazu gehören Anmerkungen zum Text, ein Ausschnitt eines früheren Manuskriptentwurfes, eine Chronik und mehr.

Rezension von Heike Rau

Guy de Maupassant
Ein Leben
Übersetzt von Cornelia Hasting
Mit einem Nachwort von Julian Barnes
384 Seiten, Leineneinband im Schuber
mareverlag
ISBN-10: 3866481942
ISBN-13: 978-3866481947
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Mirjam Beile: Vollkornbrote aus dem Brotbackautomaten

Mirjam Beile: Vollkornbrote aus dem Brotbackautomaten

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Brot selbst zu backen, macht sehr viel Spaß. Wer sich die die Arbeit ein bisschen erleichtern will, kann einen Brotbackautomaten nutzen. Die Rezepte im Buch sind darauf abgestimmt. Gebacken werden Vollkornbrote. Wer sich also hier ausprobieren und mehr Vollkornprodukte in die Ernährung einbauen möchte, ist mit dem Buch bestens beraten.

Zunächst einmal spricht die Autorin über Allgemeines zur gesunden Ernährung, zu Vollkorn und Ballaststoffen an. Hier geht sie auch auf Vollkorneinsteiger ein, denn man muss sich an die veränderte Ernährungsweise erst gewöhnen.
Die Funktionsweise eines Brotbackautomaten wird erklärt und es wird zum Kauf eines solchen Gerätes beraten.

Ich backe schon seit vielen Jahren Brot immer mal selbst. Mal von Hand, wegen der schönen Bräunung auf der Oberseite, die man beim Brotbackautomaten nicht hat, der aber dennoch gerne von mir genutzt wird, wenn die Zeit knapp ist.
Die verwendeten Zutaten werden von der Autorin genau beschrieben. Der Vorteil von selbst gebackenem Brot ist ja, dass man ganz genau weiß, was drin ist. Die Autorin geht auch auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten ein, hier insbesondere die Glutenunverträglichkeit und auch die Laktoseintoleranz.

Brote für Vollkorneinsteiger machen den Anfang. Hier werden zunächst Brote gebacken, die nicht ausschließlich Vollkornmehl in der Zutatenliste haben.
Die dann folgenden Vollkorn-Rezepte sind sehr abwechslungsreich. Es wird nicht nur mit Hefe, Backpulver und Sauerteig gebacken, sondern auch mit Backferment. Es gibt glutenfreie Brote, wobei hier entweder eine fertige Mehlmischung verwendet wird oder eine selbst zusammengestellte. Ein einfaches Brot, das aus Mehl, Hefe und Salz besteht, ist natürlich laktosefrei. Aber oft werden Milch, Joghurt oder Butter zugesetzt, gerade auch für süße Brote. Die Autorin hat hierfür entsprechend Ersatz gefunden. Es gibt aber auch extra noch einmal Rezepte für veganes Brot. Wer es ganz besonders gesund haben möchte, backt Superfoodbrote.

Die Zubereitungsanleitungen sind kurz gehalten. Oft reicht es, die Zutaten in den Brotbackautomaten zu füllen. Aber es wird nicht nur Brot gebacken. Der Automat eignet sich auch gut für die Herstellung von Vollkornpizza- oder Kuchenteigen und natürlich Brötchenteigen. Das Buch bietet Hobby-Brotbäckern also ein breites Betätigungsfeld.

Rezension von Heike Rau

Mirjam Beile
Vollkornbrote aus dem Brotbackautomaten
128 Seiten, broschiert
Ulmer Verlag
ISBN-10: 3800183722
ISBN-13: 978-3800183722
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Beate Sauer: Der Stern der Theophanu

Beate Sauer: Der Stern der Theophanu

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In diesem historischen Roman wird die Geschichte der byzantinischen Prinzessin Theophanu erzählt. Diese junge Prinzessin wird im Jahre 972 aus machtpolitischen Erwägungen heraus mit dem Anwärter auf den deutschen Thron, dem jungen Otto II. verheiratet. Zu dieser Zeit ist die Macht des Kaisers, der im Geiste der römischen Cäsaren sowohl die weltliche als auch die kirchliche Macht beherrschen möchte, nicht unangefochten. Ebenso strebt der byzantinische Herrscher nach der großen Macht. Die Heirat zwischen dem jungen Mädchen Theophanu und dem Kaisersohn Otto dient also der Befriedigung der beiden großen Mächte. Die Eingewöhnung in der neuen Heimat fällt dem jungen Mädchen aus der südländischen Metropole der damaligen Welt jedoch schwer, denn nicht nur in den deutschen Gefilden, sondern auch am Kaiserhof selbst ist das Klima rau, sehr rau. Erst nachdem sich Theophanu unerwartet und dennoch leidenschaftlich in ihren sympathischen Gatten verliebt, wird ihr das Fremde in dieser Welt vertraut. Es gelingt ihr jetzt nicht nur, den Männern, die sich ihr in den Weg stellen, sondern auch ihrer Schwiegermutter Adelheid die Stirn zu bieten. Darüber hinaus kämpft sie beherzt an der Seite Ottos um die deutsche Kaiserkrone.

Um das große Reich zu befrieden, reisen der Kaiser und seine Gattin mit dem gesamten Hofstaat durch die Ländereien. Es gab zu damaliger Zeit keinen festen Stammsitz an einem einzigen Ort, der Kaiserhof hatte mehrere Stammsitze die so genannten Pfalzen, von denen aus regiert und Gericht gehalten wurde. Theophanu begleitet ihren Mann und bestärkt ihn in seinen Entscheidungen. Sie gebiert ihm Kinder und auch den möglichen Stammhalter, der ebenfalls den Namen Otto erhält. Der Widersacher hat Otto viele sowohl am Hofe als auch im Umfeld unter den zahlreichen Fürsten. Nicht nur Theophanu sondern auch ihr Gatte wird von vielen Fürsten angefeindet, besonders von Heinrich von Bayern, der als sein Kosein ebenfalls Anspruch auf die Kaiserkrone erhebt.

Die Autorin Beate Sauer hat akribisch recherchiert und viele Fakten in diesem fiktiven Roman eingearbeitet, um die Geschichte lebendig werden zu lassen. In einem langen Nachwort erläutert sie, an welchen Stellen sie die Wahrheit etwas gebeugt hat oder wo sie der Wahrheit etwas hinzugefügt hat, um dem dramaturgischen Handlungsstrang noch mehr Plausibilität und Spannung zu verleihen. Sie gibt mit diesem Roman ein ziemlich exaktes Gesellschaftsbild der damaligen Zeit wider. Viele Begebenheiten sind in Dokumentationen und Sachbüchern nachzulesen. So wird auch der Königsraub von Kaiserswerth, in welchem Otto III. als Kind durch Heinrich von Bayern entführt wurde, aus einer ganz spezifischer Sicht geschildert.

Wer in die deutsche Geschichte eintauchen möchte und die Welt von Theophanu und Otto II. erleben möchte, der ist mit diesem Roman bestens beraten. Er ist unterhaltsam spannend und gut fundiert. Diesen Roman empfehle ich sehr gerne.

Sauer, Beate
Der Stern der Theophanu
Goldman Verlag, München
ISBN 9783442468164
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Brooke Davis: Noch so eine Tatsache über die Welt

Brooke Davis: Noch so eine Tatsache über die Welt

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Millie Bird ist gerade mal sieben Jahre alt, als ihr Vater stirbt. Ihre Mutter wird damit nicht fertig und lässt Millie eines Tages einfach im Kaufhaus allein. Das Mädchen wartet. Irgendwann muss die Mutter ja wiederkommen. Sie begegnet Karl, einen alten Mann, der auch einen Verlust erlitten hat. Seine Frau ist verstorben. Im Altersheim, in das sein Sohn ihn gebracht hat, will er nicht bleiben. So streift er umher. Das Kaufhaus ist sein neues Zuhause geworden. Er wird zu einer Bezugsperson für Millie.
Auch Agatha interessiert sich bald für das Mädchen. Sie beobachtet das Haus, in dem Millie mit ihren Eltern gelebt hat und das jetzt unverständlicherweise leer ist, obwohl niemand ausgezogen ist. Sie bemerkt bei ihren Beobachtungen, dass Millie allein ist. Erfährt von ihr, dass ihre Mutter weggefahren ist, denn im Haus hat das Mädchen einen Reiseplan gefunden. Auch Agatha ist allein, seit ihr Mann gestorben ist.
Karl und Agatha brechen aus ihrer Einsamkeit aus, um Millie zu helfen und ihre Mutter zu suchen.

Keiner der drei Protagonisten hat einen Platz im Leben. Das macht die Autorin deutlich. Verlust und Trauer lähmen. Das Alter setzt Agatha und Karl gehörig zu. Beide warten einfach ab. Aber so einfach stielt man sich nicht aus dem Leben. Als sie Millie begegnen, beginnen sie wieder Verantwortungsbewusstsein zu empfinden. Wer sonst soll sich um das kleine Mädchen kümmern? Taten folgen. Und so ist das Leben plötzlich wieder spannend. Es wird viel von den beiden Erwachsenen gefordert, die sich zurück ins Leben wagen. Die Autorin beschreibt dies sehr einfühlsam und nicht ohne Humor. Es ist immer die Frage, wie man scheinbar ausweglosen Situationen begegnet. Und ist man nicht mehr allein, wird es leichter. Doch Karl und Agatha tun sich schwer, Nähe zuzulassen. Es ist ein Prozess, den die Autorin immer weiter entwickelt. Das Buch geht zu Herzen, auch wenn es Situationen gibt, die der Leser sicher erst nachvollziehen kann, wenn er selbst ein gewisses Alter hat.

Rezension von Heike Rau

Brooke Davis
Noch so eine Tatsache über die Welt
280 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3956140532
ISBN-13: 978-3956140532
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Margaret Mazzantini: Herrlichkeit

Margaret Mazzantini: Herrlichkeit

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Homo – und Heterosexualität; ihre Wucht und ihre Ausweglosigkeit.

Perspektivische Aspekte zweier Heranwachsenden, die sich erst nach und nach und verwirrt ihrer sexuellen Neigungen zueinander bewusst werden.

Zwei Jungen aus unterschiedlichen Verhältnissen wachsen in einem Palazzo in Rom auf.

Guido ist der Sohn aus dem Palazzo und dem bürgerlichen Familienstand, Constantino ist der Sohn des Portiers.

Die Jungenjahre sind für Guido einsame, denn seine Mutter ist überall nur nicht bei ihm, und der Vater ist ein grauer, seelenloser Eigenbrötler.

Guido lebt sein abgeschiedenes Eigenleben mit diversen Haushälterinnen, die für sein leibliches Wohl sorgen. Die Sehnsucht nach der Mutter bleibt unterschwellig spürbar.

Erst im Gymnasium kommen die beiden Jungen sich näher und sind sehr ambivalent in ihrer Haltung zu einander. Versteckt und erschreckt zieht es sie zu einander.

Margaret Mazzantini fängt in wundersamer Weise mitempfindend und treffend die Atmosphäre um die Heranwachsenden ein.

Schweiß, Sport und erste sexuelle Annäherungen führen zunächst die Jungen im sportlichen Übereifer zueinander. Später machen sie erste Erfahrungen mit Mädchen gleichen Alters.

Dann jedoch entwickelt sich subtil, anrührend und auf fragile Weise eine Beziehung zwischen Constantino und Guido. Sie überdauert räumliche Trennungen und getrennte Lebenswege. Constantino betreibt in Rom ein Restaurant, Guido lebt als Kunstprofessor in London. Die Liebesgeschichte durchzieht den Alltag der beiden, der inzwischen durch Ehen, eigene und angenommene Kinder weit voneinander weggeführt hat. Sie finden immer wieder einen Weg zu einander. Diese Sehnsucht, die sie immer wieder zusammenführt, ist herzerweichend beschrieben.

Nach einem dramatischen Überfall im Süden Italiens dreht sich die Welt für die beiden Liebenden und bringt ihr ganzes Leben ins Wanken.

Der Alltag und die Liebe stehen einander gegenüber. Unausweichlich und verzweiflungsvoll unternehmen sie alle Anstrengungen, ihre Geschichte zu vergessen. Von Trauer und Sehnsucht getrieben finden sie immer wieder den Weg zurück.

Margaret Mazzantini erzählt einfühlsam und sensibel die Entwicklungsgeschichte dieser zwei Jungen, die zum Ausleben ihrer homosexuellen Bedürfnisse führt. Mit erstaunlicher Genauigkeit fühlt sie sich in deren Leben ein.

Sie hat einen tief anrührenden und selten differenzierten Ausdruck gefunden, in dem sie das Dilemma auswegloser Liebe erzählt. Atmosphärisch dicht und vielseitig beschreibt sie Land und Leute und die Umgebung, in der die beiden Liebenden ihr verstecktes Leben führen.

Das Thema ist im Rahmen momentaner Diskussionen in zahlreichen Staaten um die Homoehe von besonderer Brisanz.

Margaret Mazzantini

Herrlichkeit
500 Seiten, gebunden
DuMont Buchverlag, Juni 2015
ISBN-10: 3832197869
ISBN-13: 978-3832197865
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James Carol: Watch me – Ich werde es wieder tun

James Carol: Watch me – Ich werde es wieder tun

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Jefferson Winter ist ein gefragter Profiler. Er kann sich vor Anfragen kaum retten. Der Mord an Sam Galloway, einem Anwalt, weckt sein Interesse. Die Tat, bei der Galloway bei lebendigem Leib verbrannt wird, wurde mit einer Videokamera gefilmt, der nächste Mord gleich mit angekündigt. Die Zeit läuft. Dreizehneinhalb Stunden sind es, bis der Täter wieder zuschlagen wird.

Winter gibt sich optimistisch. Die kleine Stadt in Louisiana ist übersichtlich, auch wenn es sehr heiß ist und jeder mit der überwältigenden Hitze zu kämpfen hat. Die Polizeibeamten sagen jede nur erdenkliche Hilfe zu und Winter sucht sich einen Kollegen direkt aus, der ihm zur Seite stehen soll. Taylor ist jung und noch nicht lange im Polizeidienst, aber Winter hält ihn für ausgesprochen intelligent. Mit ihm glaubt er, sich gut austauschen zu können.

Jefferson Winter, dessen Vater selbst ein Serienkiller war, versetzt sich in den Mörder hinein und erstellt ein Profil, das mehr als fraglich scheint. Unbeirrbar folgt er seiner Nase, kommt jedoch nicht so recht voran. Der Täter gibt seine eigenen Pläne auf und stellt die Polizei vor ein Rätsel. Vielleicht ist man doch näher an ihm dran, als gedacht. Das Motiv bleibt allerdings im Dunkeln.

Ich kenne Jefferson Winter bereits aus „Broken Dolls – Er tötet ihre Seelen“. Der nun vorliegende Krimi ist etwas bedächtiger geschrieben. Es geht nicht so recht voran. Eine Auflösung des Falls zeichnet sich lange nicht ab. Spannend ist das Buch trotzdem, weil es sehr interessant ist, Winters detaillierten Gedankengängen zu folgen, die diesmal doch einige Irrtümer zu enthalten scheinen, was er allerdings nicht wahrhaben will. Winter gibt sich diesmal also nicht so unfehlbar. Das Ende ist dann auch eine Überraschung und kommt nur heraus, weil Winter zur Perfektion in einem Katz- und Mausspiel aufläuft, das sich sehen lassen kann.

Rezension von Heike Rau

James Carol
Watch me – Ich werde es wieder tun
Ein Fall für Jeffersen Winter
384 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 342321595X
ISBN-13: 978-3423215954
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Thorbeckes kleine Pralinen-Manufaktur

Thorbeckes kleine Pralinen-Manufaktur

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Pralinen selbst herzustellen, stelle ich mir recht schwierig vor. Aber ich will es einmal wagen, denn einige Rezepte im Buch scheinen auch für Anfänger gut umsetzbar zu sein. Man kann das an den Schwierigkeitsstufen sehen, die unter jedem Rezept stehen. Die Schokoladen-Trüffel gehören demnach zur leichten Stufe dazu. Zunächst wird die Pralinenmasse hergestellt, was wirklich einfach geht, denn es gibt nur wenige Zutaten. Nach einer Abkühlzeit ist diese Masse mit einem Löffel gut zu portionieren. Kleine Kugeln lassen sich einfach mit den Händen formen. Meine sind etwas ungleichmäßig geworden, was dann aber nach dem Wälzen der Kugeln im Kakao doch seinen Reiz hat. Perfekt unperfekt! Und wirklich lecker!

Man kann also einen guten Anfang machen und sich mit dieser Erfahrung an weitere Projekte wagem. Für Abwechslung sorgen Erdbeer-Gelee-Würfel, Veilchenpralinen, Erdbeer-Champagner-Pralinen, Espresso-Pralinen, Gugelhupf-Pralinen mit Schokolade und krosse Schokohäppchen. Wer es sehr anspruchsvoll mag, kann das Cranberry-Eiskonfekt probieren, die Erdbeerpralinen oder das Butterscotch-Konfekt. Dafür muss dann natürlich auch mehr Zeit eingeplant werden.

Die Rezeptanleitungen sind ausführlich gehalten und gut nachvollziehbar. Einzelne Abschnitte sind gekennzeichnet, was für eine gewisse Übersichtlichkeit sorgt. Man sieht die Zubereitungs- und Kühlzeiten und den Schwierigkeitsgrad.

Das kleine Büchlein ist sehr schön aufgemacht. Die Farbauswahl überzeugt. Der Leineneinband sieht edel aus. Die Seiten sind hübsch gestaltet und von jeder Pralinensorte gibt es ein ansprechendes Fotos. Man wird nicht erschlagen mit einer Vielzahl von Rezepten, sondern erhält eine ganz besondere Auswahl leckerer Köstlichkeiten. Das Buch eignet sich damit auch sehr gut zum Verschenken, an alle, die Pralinen mögen.

Rezension von Heike Rau

Thorbeckes kleine Pralinen-Manufaktur
64 Seiten, gebunden
Jan Thorbecke Verlag
ISBN-10: 3799506640
ISBN-13: 978-3799506649
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