Stefan Keller: Kölner Kreuzigung

Stefan Keller: Kölner Kreuzigung

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Der Prolog dieses Romans beginnt mit einem tiefen Rückblick in die Vergangenheit Kölns. Es wird der Auftrag vergeben, ein Bildnis zu malen. Doch gleich darauf in den nächsten Kapiteln erfolgt der Sprung in die Gegenwart. In einer Kölner Wohnung wird ein Schauspielerpärchen tot aufgefunden. Am Abend zuvor hat es hier eine große Party gegeben, und die Kommissare Paula Wagner und Hannes Bergkamp stürzen sich in die Ermittlungen. Doch so richtig scheint es nicht voranzugehen. Während dieser Ermittlungen stoßen die Kommissare auf den Privatdetektiv Marius Sandmann. Sandmann hatte während seines Studiums als Kaufhausdetektiv gejobbt und später als freiberuflicher Mitarbeiter für den Privatdetektiv Gunter Brock gearbeitet. Im Laufe der Jahre hat er sein Studium einschlafen lassen und ist immer weiter in das Ermittlertum der Detektei verfangen. Gerade hatten Sandmann und sein Chef an der Auffindung eines Gemäldes von Stefan Lochner mit dem Titel „Kreuzigung“ gearbeitet. Sie hatten den Auftrag von einem Kölner Kunstmuseum. Das Gemälde welches in den 1920er Jahren in den Besitz des Kunstmuseums gelangte, war 1943 auf ominöse Weise aus dem Museum verschwunden. Der jetzige Museumsdirektor hatte Hinweise erlangt, dass sich das Gemälde in der Nähe befinden sollte und beauftragte deswegen unter Ausschluss seiner Vorgesetzten die Privatdetektei von Gunter Brock mit der Suche. Die Kommissare finden den Privatdetektiv Marius Sandmann unsympathisch, genauso wie auch er die Kommissare unsympathisch findet. Als er ihnen vom Auftrag erzählt, glauben Sie ihm nicht. Um dessen Aussagen zu überprüfen, begeben Sie sich zum Museumsdirektor, der strikt verneint, dass er einen Auftrag zur Suche eines Gemäldes vergeben hat. Damit gerät Marius Sandmann ins Visier der Polizei, allerdings fehlt den Kommissaren noch ein detailliertes oder auch nur vages Motiv für die Tat.

Stefan Keller hat die parallelen Handlungen in kurze Kapitel unterteilt, die immer wieder mit spannenden Cliffhangern versehen wurden. Der Leser erlebt so das Geschehen aus drei verschiedenen Sichtweisen: aus der Sicht der Polizei die Ermittlungstätigkeit um den Tod des Schauspielerpärchens, aus der Sicht von Marius Sandmann bei der Suche nach dem Gemälde und schließlich als dritter Sicht in einer Rückblende auf das Jahr 1943 mit den Umständen, wie das Gemälde aus dem Kunstmuseum entwendet wird. Neben den spannenden Kapitelenden stiftet der Autor jede Menge Verwirrung und sorgt für ausreichend Überraschungen in der Handlung. Der Autor erfährt über die Verstrickungen einer reichen Kölner Familie mit deren Machenschaften während des Zweiten Weltkrieges. Die Handlung bietet jede Menge Rätselstoff für den Leser, der auf diese Weise sehr schnell durch die Handlung durchgeführt wird, und kaum in der Lage ist, das Buch aus der Hand zu legen. Die Hauptfiguren des Romans sind sehr ambivalent dargestellt. So sind beispielsweise die beiden Kommissare anfänglich nicht gerade Sympathieträger, können aber es aber im Laufe der Handlung werden. Auch der Detektiv Marius Sandmann ist nicht von vorneherein ein Sympathiebolzen, wenn er mit seiner täglichen Dosis Sport daherkommt. Auch ihm muss sich der Leser auf langsame Weise nähern.

Wer eine packende Lektüre für den Abend sucht, ist mit diesem Krimi bestens bedient.

Stefan Keller
Kölner Kreuzigung
Gmeiner Verlag, Meßkirch
ISBN 9783839210789

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Annette Sabersky und Jörg Zittlau: Mit Vorsicht zu genießen – Die neuen Lügen der Lebensmittelindustrie

Annette Sabersky und Jörg Zittlau: Mit Vorsicht zu genießen – Die neuen Lügen der Lebensmittelindustrie

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Glaubt man den Werbeversprechen, wird unsere Ernährung immer gesünder. Die Produkte werden wieder natürlicher und auf künstliche Zusatzstoffe wird verzichtet. Doch ist das wirklich so? Die Autoren, die Ernährungswissenschaftlerin Annette Sabersky und der Wissenschaftsjournalist Jörg Zittlau haben sich die Zutatenlisten einmal genau angeschaut. Dabei decken sie Dinge auf, die alles andere als appetitlich sind. Gerade Fertigprodukte und solche mit einer langen unverständlichen Zutatenliste sollte man meiden.

Also, zurück zu den traditionellen Lebensmitteln. Aber auch hier hört man, dass Obst und Gemüse immer weniger Vitamine hat. Ist das wahr? Oder wird das nur gesagt, damit man Bio kauft?
Zu den traditionellen Lebensmitteln gehört auch das Fleisch. Da weiß man auch nicht mehr so recht, ob man sich dran wagen kann. Massentierhaltung, genmanipuliertes Futter und die sorglose Anwendung von Antibiotika sprechen nicht gerade dafür, Fleisch zu essen. Ist es also sogar besser, sich vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren? Ist ein Soja-Steak besser als eines vom Schwein?
Vom unserem Brot hört man auch nichts Gutes. Aber dafür gibt es jetzt in jedem Supermarkt die glutenfreien Lebensmittel. Andererseits hat man da genau das, was man vermeiden sollte, nämlich die lange Zutatenliste. Also fasten wir besser öfter? Oder ist das auch nicht der richtige Weg?

Tatsächlich ist es gar nicht so schwer, sich zurechtzufinden. Die Autoren beschäftigen sich der Reihe nach mit jedem unserer traditionellen Lebensmittel. Fleisch, Fisch, Getreide, Obst und Gemüse, Zucker, Salz, Kaffee und Milch kommen auf den Prüfstand. Und man erfährt sehr genau, wie eine für den Menschen gesunde Ernährung aussehen sollte. Es werden Studien ausgewertet und die Meinung von Fachleuten gehört. Nicht zuletzt wird auch der gesunde Menschenverstand sensibilisiert. Das Buch ist sehr spannend. Eine gute Verständlichkeit ist gegeben. Man lernt eine ganze Menge über Lebensmittel. Es gibt viele gute Tipps, die leicht umzusetzen sind. Damit bieten die Autoren praktische Hilfe, die jeder sofort für sich nutzen kann.

Rezension von Heike Rau

Annette Sabersky und Jörg Zittlau
Mit Vorsicht zu genießen – Die neuen Lügen der Lebensmittelindustrie
320 Seiten, broschiert
Heyne Verlag
ISBN-10: 3453603273
ISBN-13: 978-3453603271
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Ram Oren: Gertrudas Versprechen

Ram Oren: Gertrudas Versprechen

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Dieser Bericht stützt sich auf eine wahre Begebenheit.

Er handelt von der Nazizeit, von Bedrängnis und aufkommende Verfolgung bis hin zu Flucht und Vernichtung aller menschlichen Würde und des jüdischen Lebens.

Gertruda hat nach einigen schweren Enttäuschungen in ihrem Leben eine Stelle als Kinderfrau bei einer sehr reichen polnisch-jüdischen Familie angenommen. Sie selber ist katholisch. Michael ist das einzige Kind der Familie, heiß ersehnt und fürstlich umgeben von Reichtum, Fürsorge und der Liebe seiner Eltern. Er ist ein reizendes Kind, für das Gertruda von Beginn an eine tiefe Zuneigung hegt.

Als die Nazis in Deutschland an die Macht kommen, mehren sich die Anzeichen, die auf schwere Verfolgungen bis hin zu Folter, Tod und Vernichtung aller Juden hinweisen. Der Millionär Jakob Stolowitzky und seine Frau Lydia können lange nicht glauben, das da in Deutschland passiert.

Parallel zu dieser Geschichte gibt es in Deutschland Karl Rink mit seiner jüdischen Frau Mira und Tochter Helga. Karl hat während der Arbeitslosigkeit Aufnahme in die SS gesucht und gefunden. Auch er will nicht glauben, dass die angekündigten Exzesse Hitlers und seiner Nazibonzen zum Erfolg führen könnten, bis es so aussieht, als wäre es zu spät für Frau und Kind, dieser Hölle zu entkommen.

Ram Oren hat eine dramatische Geschichte zu erzählen. Ihm gelingt es, die Verdichtung von guten und friedlichen Zeiten und großem Glück hin zu der Zeit des Terrors, der Angst und schlimmster Verfolgung mit klugen und ausgewählten Beschreibungen herauf zu beschwören. Man fühlt sich ganz dicht am Geschehen, fürchtet sich und freut sich, je nach Schilderung, mit den Protagonisten. Wenn Dichtung und Wahrheit hier dicht beieinander liegen, so ist das Stilmittel der Dichtung durchaus erlaubt, um die schauerliche Zeit des Nationalsozialismus hautnah vor Augen zu führen. Der Erzählstrang führt gelegentlich alle erwähnten Personen zusammen.

Alles überragend wird hier auch die Geschichte einer Mutterliebe und einer Treue erzählt, wie sie ihresgleichen sucht.

Wie man das aus zahlreichen Erzählungen und vielen Biographien kennt, war die Hitlerzeit das Schlimmste, was in einem aufgeklärten christlichen Land geschehen konnte. Ram Oren besticht durch die Macht seiner Erzählkunst, mit der er die Geschichte so erzählt, dass man meint, man sei dabei gewesen. Unvorstellbare Strapazen, Ängste und Zufälle bestimmen das Geschehen, das in seiner Dramatik kaum zu überbieten ist. Man lese das Buch und erfahre erneut, wie die Barbarei in unserem Land Platz gefunden hatte.

Ram Oren
Gertrudas Versprechen
352 Seiten, gebunden
DuMont Buchverlag, Mai 2015
ISBN-10: 3832163336
ISBN-13: 978-3832163334
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Krischan Koch: Rollmopskommando

Krischan Koch: Rollmopskommando

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Die Langeweile ist kaum noch zum Aushalten. Es fällt Polizeiobermeister Thies Detlefsen schwer, Geschäftigkeit vorzutäuschen. Das nordfriesische Fredenbüll hat im Moment einfach kein Verbrechen zu bieten, das einen Polizisten beschäftigen könnte. Doch dann auf einmal geht es los. Die Raiffeisenbank im benachbarten Schlütthorn wird ausgeraubt. Die Täter entkommen mit einer unbekannten Summe. Eine Geisel ist tot und niemand kann sagen, wer sie erschossen hat. Oma Ahlbeck und die Bankangestellte Wencke Petersen können nicht recht deuten, was passiert ist, während sie von den Tätern auf dem stillen Örtchen weggeschlossen waren. Filialleiter Thormählen ist aufgrund seiner Verletzungen nicht vernehmungsfähig. Aber man ist sich einig, dass die Bank von zwei Indianern und einem Cowboy überfallen worden ist. Thies‘ Kieler Kollegin Nicole Stappenbek rollt an, um Licht ins Dunkel zu bringen. Aber es will sich keine heiße Spur auftun. Dafür geschieht im Dorf eine Merkwürdigkeit nach der anderen. Bald spitzt sich die Lage zu. Das Ermittlerteam ist dem nicht gewachsen. So werden die Dorfbewohner zu Hilfssheriffs.

Der Krimi ist sehr unterhaltsam. Es geht hoch her. Man amüsiert sich beim Lesen köstlich. Es ist das dritte Buch, nach „Rote Grütze mit Schuss“ und „Mordseekrabben“, das ich von Krischan Koch lese und es ist wieder ganz nach meinem Geschmack. Man kennt die Dorfgemeinschaft und die Eigenheiten von Thies Detlefsen, der gut zu verstecken weiß, dass er kein großer Held ist. Aber natürlich kann man auch gut hier in die Serie einsteigen, denn jeder Krimi ist in sich abgeschlossen. Der Autor schreibt sehr bildhaft und untermalt die Geschichte mit viel Wortwitz. Skurrile Szenen stehen auf der Tagesordnung. Dabei sind es die witzigen Details und Wortschöpfungen, die gut ins Bild passen, so wie es sich für eine Krimikomödie gehört. Auch die Auflösung des Falls ist sehr spannend gemacht. Das Ende ist wirklich grandios. Hier zeigt die Dorfgemeinschaft, was sie drauf hat!

Rezension von Heike Rau

Krischan Koch
Rollmopskommando
Ein Küsten-Krimi
288 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423215836
ISBN-13: 978-3423215831
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Siegfried Lenz: Gespräche unter Freunden

Siegfried Lenz: Gespräche unter Freunden

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Ein stiller Künstler in seiner ganzen Größe…

Siegfried Lenz, 1926 – 2014, ist uns allen bekannt durch seine Romane, Hörspiele und Bühnenwerke.

Sein schriftstellerisches Werk zeichnet sich durch einen gewissen Ernst, Heiterkeit, Melancholie und Wehmut aus. Wehmut in Erinnerungen an Masuren, Ernst über die Zeitgeschichte, Gelassenheit durch die Ruhe, die seinen Werken inne wohnt.

In dem Buch „Gespräche unter Freunden“ versammeln sich nach und nach gesammelt aus fünf Jahrzehnten Schriftsteller und Journalisten von Rang und Namen zu gemeinsamen Gesprächen mit Siegfried Lenz.

Hier kommt uns dieser liebenswerte, weise und kluge Autor noch einmal ganz nahe.

Er war keiner, der sich produzierte, keiner, der laut wurde, und dennoch gehörte er zu den bedeutendsten Autoren Nachkriegsdeutschlands nach dem 2. Weltkrieg. Mit seiner leisen Unaufdringlichkeit hat er sich mit den allgemeinen Fragen von Gut und Böse auseinandergesetzt, hat seine Stimme zu wichtigen politischen Themen erhoben und blieb doch immer einer im Schatten.

In den Gesprächen dreht sich u.a. alles immer wieder um das Schreiben und die richtige Position, die Lenz im Leben und im Schreiben einnahm. Klar und deutlich artikuliert er seine Vorlieben für nördliche Landschaften, seine Vorstellung von Pflichtgefühl und seine persönliche Einstellung zu seinen Werken, über die er befragt wird.

Neben dem Freund von Siegfried Lenz, Marcel Reich- Ranicki, kommen Persönlichkeiten wie Manfred Durzak, Ekkehard Rudolf, Pavel Kohut und natürlich Günter Grass zu Wort. Weitere bekannte Namen wie Fritz Raddatz, Heinrich Böll und so viele, die uns im Zusammenhang mit der Gruppe 47, bekannt wurden, tauchen hier noch einmal auf. Die Gruppe 47 war eine Vereinigung deutscher Schriftsteller zur Förderung junger deutscher Talente und zur Reflexion über die eigenen Werke.

Die Spiegelredakteure Volker Hage und Martin Doerry möchten S. Lenz aus der Reserve locken, in dem sie ihn zu kritischen Stellungnahmen ermuntern. Doch S. Lenz lässt sich nicht provozieren.

Eine der schönsten Anmerkungen finden sich im Gespräch mit Loki Schmidt. Hier geht es u.a. um das Thema „Altern“. Beide, Lenz und Loki, können diesem nichts abgewinnen. Loki aber meint, vielleicht ginge es einem gut, wenn man nicht mehr so viel mit bekäme und schon dankbar wäre „…wenn man sich darüber freut, dass man ein Süppchen bekommt, oder dass einen jemand mit einer Decke warm zudeckt“. Auch in diesem sehr anregenden Gespräch bleibt Lenz der Skeptiker und der zurückhaltende Melancholiker, während Loki die frische Zuversicht eines ganzen Lebens in sich trägt.

In den Gesprächen unter Freunden finden sich zahlreiche Einsichten, Stellungnahmen zu politischen und gesellschaftskritischen Themen und immer wieder Einlassungen zu den eigenen Werken.

Sie zeigen einen Schriftsteller, der einen sehr eigenen Weg gesucht und gefunden hat. Sein Ruhm wird hoffentlich anhalten und durch dieses Dokument einen Nachhall finden!

Siegfried Lenz

Gespräche unter Freunden
512 Seiten, gebunden
HOFFMANN UND CAMPE VERLAG, April 2015
ISBN-10: 3455503675
ISBN-13: 978-3455503678
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Katja Brandis: Floaters – Im Sog der Meere

Katja Brandis: Floaters – Im Sog der Meere

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Die Zwillinge Danílo und Malika tun alles, um an Bord eines Spezialschiffes zu kommen. Sie wollen mit dabei sein, wenn das Meer von Müll befreit wird. Sie können den Initiator Benjamin Lesser überzeugen, ihnen eine Chance zu geben. Der Müllstrudel hat riesige Ausmaße. Und wie die beiden feststellen, sind bereits andere dabei, sich den Plastikmüll an Bord zu holen. Dieser gilt als Rohstoff. Man kann ihn recyceln. Kein Wunder also, dass das Revier verteidigt wird. Zu ihrem Entsetzen muss die Besatzung der „Ariadne“ zudem feststellen, dass es sogar Piraten in der Gegend gibt. Keiner ist darauf vorbereitet, sich verteidigen zu müssen. Auch die beiden anderen an der Mission beteiligten Schiffe, können nicht helfen. So kann nicht verhindert werden, dass Geiseln genommen werden. Malika, Danílo und zwei weitere Besatzungsmitglieder werden auf eine alte Bohrinsel verschleppt. Unter den Entführern ist der junge Arif. Er wurde ebenfalls von den Piraten entführt und nach einiger Zeit als Besatzungsmitglied anerkannt. Ober er die Rettung für Malika, Danílo und die anderen sein kann, ist allerdings ungewiss. Es kann genauso gut sein, dass er zu den Piraten übergelaufen ist.

Die Autorin widmet sich einem Umwelt-Thema, das unbedingt mehr Aufmerksamkeit braucht. Dabei spielt der Jugendroman in der Zukunft. Die Probleme um den Müllstrudel im Pazifik haben sich inzwischen noch verstärkt. Das Team um Benjamin Lesser geht das Unterfangen, Müll abzufischen, allerdings ziemlich naiv an und so geraten bald alle Beteiligten in große Gefahr. Das liest sich sehr abenteuerlich. Zwischendurch gibt es immer wieder Fakten zum Thema. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die spannende Geschichte mit Informationen, die für junge Menschen verständlich sind, zu untermauern. Interessant ist auch das Nachwort im Buch. Hier wird alles noch einmal ganz genau erklärt. Und wer sich weiterinformieren will, findet entsprechende Hinweise.

Rezension von Heike Rau

Katja Brandis
Floaters – Im Sog der Meere
473 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407811942
ISBN-13: 978-3407811943
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Lisa Moore: Der leichteste Fehler

Lisa Moore: Der leichteste Fehler

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Die in Neufundland geborene kanadische Schriftstellerin Lisa Moore hatte bereits mit ihrem Debütroman „Im Rachen des Alligators“ einen nationalen Bestseller gelandet und befindet sich immer noch auf dem wachsenden Ast. In ihrem 2013 erschienenen Roman „Der leichteste Fehler“ geht es um einen jungen Mann namens David Slaney, der vor wenigen Jahren auf die schiefe Bahn gerutscht ist. Der Roman beginnt mit dem Ausbruch Slaneys kurz vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis, in welchem er die letzten vier Jahre verbracht hat. Naiv und blauäugig hatte er damals mit seinem Freund Hearn geglaubt, mal eben so 2 t Marihuana durch den Atlantik von Kolumbien nach Kanada zu schmuggeln. Sie waren von kanadischen Fischern entdeckt worden. In ihrer Unerfahrenheit glaubten sie, die Fischer würden es bei einem Kopfschütteln belassen. Das taten diese natürlich nicht, sondern informierten die Polizei. Das Ergebnis: Slaney geht für vier Jahre in den Knast, während sein Freund Hearn durch einen guten Rechtsanwalt freikommt. Kurz vor seinem Geburtstag bricht Slaney aus dem Knast aus, um so schnell wie möglich wieder zu Hearn zu gelangen, denn der nächste Coup steht auf dem Plan. Nun begleitet der Leser den Protagonisten auf einem road trip durch Kanada. Dabei erfährt er viele Hintergründe aus dem Leben des jungen Mannes, erfährt, warum Hearn freigekommen war, wie Slaney aufgewachsen ist, welchen Umgang er mit Mädchen pflegt und viele weitere einzelne Details. Geht es ihm zunächst darum, seine Freundin Jennifer wieder zu treffen, so ist das wesentliche Ziel doch sein Freund. Slaney selbst ist in den Jahren erfahrener geworden und würde lieber nicht so risikobereit in das nächste Geschäft einsteigen. Doch schließlich kann ihn sein Freund davon überzeugen, dass alles in Ordnung geht und er sich keine Sorgen machen bräuchte. Letztendlich vertraut Slaney wieder seinem Freund, denn schließlich war es dieser, der in den letzten Jahren diesen neuen Deal organisiert hat. Slaney begibt sich erneut auf eine waghalsige Tour, doch die wahre Gefahr kann er nicht einmal erahnen.

Lisa Moore ist ein stiller Roman gelungen, der Ende der 1970er Jahre in Kanada spielt und den Drogenschmuggel von Kolumbien nach Neufundland zum Thema macht. Sie zeigt den großen Drang nach Freiheit, den ein Mensch verspüren kann, und dabei die Berücksichtigung aller Risiken vernachlässigt. Erzählt wird außerdem eine Geschichte von Freundschaft. Es ist eine Geschichte zwischen den Jugendfreunden von damals und deren Entwicklung bis zur aktuellen Handlungszeit des Romans. Faszinierend ist die Stimmung, die sie erzeugt, wenn der Leser versucht, eine Sympathie zum Protagonisten aufzubauen und, ähnlich wie in den Geschichten des großen amerikanischen Schriftsteller T. C. Boyle, erkennen muss, dass der Protagonist auf ein riesiges Desaster zuläuft. Zwar kann der Leser versuchen, den Protagonisten Glück zu wünschen, aber letztendlich ahnt er, dass dieser Wunsch nicht sehr viel helfen wird.

Kritisch an dem Buch finde ich zwei Sachen, auf die die Schriftstellerin wahrscheinlich weniger Einfluss hatte. Das ist einerseits der Umschlag der deutschen Ausgabe, dessen Bild gar nichts zu dem Inhalt des Romans aussagt. Zum anderen sind es die fehlenden Anführungszeichen für die wörtliche Rede. Künstlerische Freiheit hin oder her, eine Autorin hat die Pflicht, ihren Lesern das Lesen weitgehend zu erleichtern und ihnen dabei Hilfestellung zu geben. Wenn die Dialoge ohne Kennzeichnung ausgeführt werden, dann erschwert dies das Lesen ungemein. Ständig muss sich der Leser orientierten, und bei jedem Satz versuchen, herauszufinden, ob es sich um eine wörtliche Rede, die Stimme des Erzählers oder gar die Gedanken einer Figur handelt. Nach etlichen Seiten Lesens gewöhnt sich der Leser zwar an diesen Stil, aber besonders attraktiv wird es ihm nicht gemacht.

Da bei mir die Geschichten im Vordergrund stehen, vergebe ich dennoch eine klare Empfehlung und sehe dabei über die genannten Kritikpunkte hinweg.

Moore, Lisa
Der leichteste Fehler
Aus dem Englischen von Kathrine Razum
Hanser Verlag, München
ISBN: 9783446247239

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Holly Grant: Anastasia McCrumpet und der Tag, an dem die Unke rief

Holly Grant: Anastasia McCrumpet und der Tag, an dem die Unke rief

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Von einem Tag auf den anderen ändert sich alles. Anastasia wird von ihren Großtanten von der Schule abgeholt, weil sie nicht nach Hause kann. Ihre Eltern hatten einen Staubsaugerunfall und fallen nun als Erziehungsberechtigte aus. Die Tanten sind allerdings wenig vertrauenerweckend. Tante Prim und Tante Prude erinnern an Dörrpflaumen. Dazu kommt, dass Anastasia von diesen Tanten gar nichts weiß. Sie kennt sie nicht. Mitgehen muss sie trotzdem. Die lange Fahrt mit dem Auto verschläft sie und dann ist die ehemalige Irrenanstalt St. Marter ihr neues Zuhause. Der Aufenthalt in so einer Irrenanstalt ist natürlich sehr riskant für ein Kind, auch wenn sie ehemalig ist. Deshalb wir Anastasia, zu ihrer eigenen Sicherheit selbstverständlich, nachts in ihrem staubigen Zimmer eingeschlossen. Die Tanten legen ein sehr bedenkliches Verhalten an den Tag, sodass Anastasia misstrauisch wird, was die von ihnen erzählten Geschichten betrifft. Die Gemälde von vermissten Kindern an den Wänden geben zu denken.
Und der Junge mit dem Vogelkäfig auf dem Kopf, damit er nicht beißen kann, scheint tatsächlich auch nur halb so gefährlich zu sein. Was er in aller Heimlichkeit zu erzählen hat, lässt an der Glaubwürdigkeit der Tanten zweifeln. Aber was haben die beiden eigentlich wirklich mit Anastasia vor?

Die Autorin schreibt sehr fantasievoll. Ihre groteske Geschichte gefällt mir zunächst richtig gut. Sie ist überraschend im Verlauf und wird von interessanten Zeichnungen begleitet. Die Autorin hat sich wirklich eine Menge einfallen lassen. Man hat viel Spaß am Lesen und eine leicht unheimliche Stimmung macht sich auch breit. Dann allerdings, als die Schattenkinder auf den Plan treten, wird es mir zu fantasievoll. Ich bin bereit, eine Menge zu glauben und mir vorzustellen, aber jetzt wird es zu viel. Anastasias bisheriges Leben wird komplett über den Haufen geworfen. Ihre Vergangenheit ist nichts als Lug und Trug. Die Menschen in ihrem damaligen Umfeld, sind nicht die, die sie bisher zu sein schienen. Das Geschehen wechselt plötzlich komplett in eine Fantasiewelt, die kein bisschen realistisch, dafür aber sehr skurril wirkt. Nur Kindern die hier wirklich mitgehen wollen und nichts in Frage stellen, werden also Freude an den späteren Kapiteln und dem Ende des Buches haben.

Rezension von Heike Rau

Holly Grant
Anastasia McCrumpet und der Tag, an dem die Unke rief
Illustrationen von Josie Portillo
Aus dem Englischen von Ursula Höfker
352 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3570163520
ISBN-13: 978-3570163528
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Massum Fayar: Buskaschi oder der Teppich meiner Mutter

Massum Fayar: Buskaschi oder der Teppich meiner Mutter

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In diesen Roman auf der Suche nach der Vergangenheit muss man sich erst langsam einfinden.

Es handelt sich um eine opulente Familiengeschichte mit zahlreichen Verzweigungen und Nebengeschichten.

Der Icherzähler Schaer reist im Jahr 2008 nach Herat in Afghanistan, um seine alte, kranke Mutter zu besuchen. Aus Anlass dieses Besuches fängt er an, sich auf die Spuren der elterlichen Geschichte zu begeben. Ihm fallen zahlreiche Erlebnisse und Namen ein, die zu den bedeutsamsten Stationen des Lebens seines Vaters gehörten. Die Erzählungen über die Gebräuche, die Farben, das Essen und die wunderbare Landschaft mit ihren klimatischen Besonderheiten lassen den Sohn in Wehmut an die Vergangenheit denken. Da gab es den Förderer seines Vaters, Talib Asis, der ihm die Wege zu einem Leben jenseits des bäuerlichen Daseins seiner Vorväter ebnete. Und es gab den Teppich seiner Mutter, einen Buskaschi, der den traditionellen Reiterwettkampf um eine Ziege symbolisiert. Er liefert den Leitfaden, um den sich die Geschichte rankt. Die Liebesgeschichte der Eltern von Schaer bildet den Kern einer Erzählung, die reich an Traditionen tief verwurzelt im heimatlichen Afghanistan angesiedelt war. Verwandtschaftsverhältnisse sind kompliziert und Freund und Feind krass in ihren Gegensätzen.

Lebensweisheiten und die Verse des Korans begleiteten den Vater von klein auf. Er wurde dank seiner Begabungen zu einem erfolgreichen Geschäftsmann.

Der Autor Massum Fayar hat Afghanistan 1982 verlassen. Er gehört damit zu den zahlreichen Menschen, die nach der sowjetischen Besatzung und damit im Zuge der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen aus dem Land ihrer Väter geflohen sind, um anderswo Heimat und Arbeit zu suchen.

Er besitzt eine reiche, farbige Sprache und ausufernde Fabulierkunst, mit der er uns zurückführt in die Wirren seines Landes. Man sah sich hier im Zuge der Auflösung des Osmanischen Reichs mit einer Vielzahl von Stammesfehden und immer neuen politischen Herausforderungen konfrontiert. Verwirrend ist die Geschichte des Landes und bedeutsam sind die Erinnerungen an die bunten, malerischen Basare, Feste und die Künste, die dem Land seine besondere Kultur verliehen. Ich verweise hier auf den Romanvon Mariam Kühsel-Hussaini „Gott im Reiskorn“, in dem die Kalligraphie eine zentrale Rolle spielt, und in dem der Niedergang dieser einstigen orientalischen Hochkultur ihren Ausdruck fand.

Massum Faya führt uns in eine Welt zwischen Tausend und ein Nacht und realen politischen Gegebenheiten, die mit der Abschaffung des Königreichs in Afghanistan 1973 zum Höhepunkt ihrer politischen Veränderungen gelangte.

Wer Freude an der Farbenpracht des Orients hat und an den archaisch anmutenden Brauchtümern Gefallen findet, dem wird in diesem Roman alles geboten, sich in fremde Welten zu vertiefen.

Massum Fayar
Buskaschi oder der Teppich meiner Mutter
656 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, Mai 2015
ISBN-10: 3462046748
ISBN-13: 978-3462046748
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Prof. Dr. Allessio Fasano und Susie Flaherty: Die ganze Wahrheit über Gluten

Prof. Dr. Allessio Fasano und Susie Flaherty: Die ganze Wahrheit über Gluten

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Bei Büchern zu Gesundheitsthemen lese ich immer zuerst die Autoreninfo. So weiß ich schon vor der Lektüre des Buches, dass Prof. Dr. Alessio Fasano Kindergastroenterologe und Direktor des Zentrums für Zöliakieforschung am Mass-General Hospital for Children in Boston, Massachusetts ist. Das Buch ist in Zusammenarbeit mit Susie Flaherty, der Kommunikationschefin des Zentrums, entstanden. Ich verspreche mir also von dem Buch umfassende und vor allem handfeste Informationen zum Thema Gluten und Zöliakie.

Tatsächlich hat mich das Buch überrascht. Denn scheinbar liegt hier wirklich einiges im Argen. Es scheint viel mehr Fälle zu geben, als bisher angenommen und auch die Krankheiten, die durch eine Unverträglichkeit von Gluten entstehen können, spielen sich unter Umständen nicht allein im Magen-Darm-Bereich ab.

Der Autor zeigt auf, wie er seine Arbeit begann und welche Ergebnisse seine Forschungsarbeit erbracht hat und er zeigt natürlich auch die Konsequenzen auf, die daraus entstanden sind. Natürlich ist diese Arbeit noch nicht beendet. Die Behandlung besteht ja bisher nur aus einer Ernährungstherapie. Doch auch hier bietet der Autor erfolgversprechende Zukunftsaussichten.

Im Buch geht es um Zöliakie, Glutensensivität und Weizenallergie. Der Autor möchte aber auch praktische Hilfe geben. Er zeigt auf, wie die Ernährungstherapie aussehen muss und liefert gleich Rezepte mit. Man erfährt im Buch, ob die Küche Betroffener tatsächlich frei sein muss von jedem glutenhaltigen Mehlstäubchen, was von Nahrungsmitteln mit dem Glutenfrei-Zeichen zu halten ist, ob Hafer nun verträglich ist oder nicht und mehr. Auch wenn die Regale mit glutenfreien Lebensmitteln immer voller werden, ist es doch keineswegs leicht, auf eine glutenfreie Ernährung umzustellen, die wirklich alles enthält, was der Mensch für eine gute Gesundheit braucht. Davon abgesehen, wird auch auf Patienten eingegangen, die nicht auf eine glutenfreie Ernährung ansprechen und weiterhin Problem haben.

Es geht aber auch um die Frage, ob Gluten generell von Menschen gemieden werden sollte. Macht Weizen tatsächlich irgendwann jeden krank? Der Autor bezieht hier, auf eine doch recht vorsichtige Art und Weise, Stellung. Wichtig scheint es mir vor allem, sich mit dem Thema einmal auseinanderzusetzen, um zu sehen, ob man eventuell selbst ein Problem mit dem Gluten hat und nur noch nicht drauf gekommen ist.

Fazit: Das Buch liest sich gut. Fachbegriffe werden nicht gemieden, aber immer sofort erklärt. Gut finde ich neben dem fachlichen auch den praktischen Teil des Buches. Das passt alles gut zusammen und ist wirklich hilfreich im Verständnis und der Therapie der Zöliakie.

Rezension von Heike Rau

Prof. Dr. Allessio Fasano und Susie Flaherty
Die ganze Wahrheit über Gluten
Aus dem amerikanischen Englisch von Claudia Fritzsche
384 Seiten, gebunden
Südwest Verlag
ISBN-10: 351709370X
ISBN-13: 978-3517093703
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