Inez Corbi: Weit wie der Himmel

Inez Corbi: Weit wie der Himmel

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Katharina Prinsloo ist mit einem großen Treck zur Küste Südafrikas unterwegs. Nach der Machtübernahme der Kolonie durch die Engländer sehen die ursprünglich aus Holland stammenden Siedler keinen anderen Ausweg, als nach einer neuen Heimat zu suchen. Die Reise scheint endlos lang und sie ist voller gefährlicher Situationen. Immer wieder müssen die Siedler um ihr Leben und ihr Hab und Gut bangen. Angriffe durch feindlich gesinnte Stämme bleiben nicht aus, sodass es zu Kampfhandlungen kommt.

Auf der Reise durch das weite Land lernt Katharina den jungen Simon Everett kennen. Der englische Offizier ist während einer wohlverdienten Auszeit unterwegs, um Zeichnungen anzufertigen. Bei einem Sturz verletzt er sich am Bein und Katharina bietet ihre Hilfe an. Simon wird von den Siedlern unter Vorbehalt verarztet und zum Bleiben gezwungen, weil nicht auszuschließen ist, dass er ein Spion ist, auch wenn er das glaubwürdig abstreitet. Katharina sollte Abstand zu ihm halten, doch sie tut es nicht. Ihre Liebe hat ohnehin keine Chance. Simon ist verlobt und als Mann von Ehre ist er gezwungen, das Versprechen zu halten.

Die Geschichte spielt in Südafrika und beginnt im September 1837. Die Autorin hat viele geschichtliche Begebenheiten als Hintergrund verwendet und macht dazu nähere Ausführungen für geschichtlich Interessierte auch nochmal in einem Nachwort. Von dieser Seite aus ist das Buch natürlich sehr spannend.

Die Handlung selbst ist eher einfach gestrickt und setzt vor allem auf den Unterhaltungswert für die anvisierte Zielgruppe der ab 12-jährigen. Im Vordergrund steht die scheinbar unerfüllbare Liebe zwischen Katharina und Simon. Ihre Zukunftspläne und Hoffnungen und die Gefahren, denen sie immer wieder ausgesetzt werden, bringen die Geschichte voran. Als Leser leidet und hofft man mit den beiden und wünscht ihnen Glück.

Rezension von Heike Rau

Inez Corbi
Weit wie der Himmel
320 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 357015758X
ISBN-13: 978-3570157589
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Adriana Altaras: Doitscha

Adriana Altaras: Doitscha

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Familienchaos…

Ariana Altaras hat nach dem großen Erfolg von „Titos Brille“ eine neue unterhaltsame Geschichte über ihre gegenwärtige Familie, mit der sie in Berlin lebt, geschrieben. Es gelingt ihr, in Gestalt ihrer drei „Männer“ eine realistische Show zu illustrieren. Ihr Mann George, der kleine Sohn Sammy und der Ausbund an Rebellion David bieten genügend Erzählstoff, dass daraus eine lustige Familiengeschichte werden kann. Adriana Altaras hält mit gekonntem Sprachwitz und einem Humor, der sie auch in anstrengenden Situationen nie verlässt, diese Familienbande zusammen.

Zentrale Figur wird notgedrungen David, der sich in der Pubertät befindet und zu andauernden aufsässigen Zumutungen neigt. Seine Auseinandersetzungen mit dem Vater sind Legende, und der Sohn nennt ihn verächtlich „doitscha“, weil er kein Jude ist. Adriana bedient sich in ihrer Familienerzählung der Alltagssprache heutiger kunterbunter Jugendgangs. Dass dabei leider ein wenig ruppig mit der Sprache umgegangen wird, ist wohl unumgänglich. Neben dem Alltag spielen die jüdischen Verwandten wie immer eine tragende Rolle.

Die temperamentvolle Mutter Adriana setzt sich mit ihren Kindern und den Verwandten permanent auseinander. Es ist der liebevolle und mitreißende Humor, der dieser Geschichte ihren Rang zuweist. Schnodderig und schnell fließen die Sätze aus dem Mund der Mutter, und man hat seine liebe Not, mitzuhalten. Aus der wechselnden Sicht eines jeden Protagonisten werden die Episoden erzählt. Auf diese Weise ist eine muntere Bestandsaufnahme entstanden.

So ganz reicht diese Geschichte nicht an „Titos Brille“ heran. Vielleicht sind manche Episoden gar nicht so unbedingt „jüdisch“. Gibt es doch auch unter den „doitschen“ Familien heute so manche Mär von Rabaukentum und pubertärer Aufsässigkeit zu berichten, an denen der eine oder andere Elternteil verzweifeln mag. Was bleibt, ist Altaras augenzwinkernde Gutmütigkeit, mit der sie das Familienschiff durch so manche Stürme zu begleiten versucht.

Adriana Altaras
Doitscha
272 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, November 2014
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462047094
ISBN-13: 978-3462047097
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Richard Leymon: Der Geist

Richard Leymon: Der Geist

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Dr. Dalton veranstaltet bei sich zu Hause eine kleine Party für einige ihrer Studenten. Dass die jungen Leute sich mit dem Ouija-Brett vergnügen wollen, hält sie für keine gute Idee, lässt es aber zu. Tatsächlich kann der Kontakt zu einem Geist, der sich Butler nennt, hergestellt werden. Er weiß von einem Schatz in den Bergen. Und er beweist seine Glaubwürdigkeit auch gleich noch auf anschauliche Weise. Als ein alter Freund Coreen Daltons überraschend auftaucht, nutzen die Studenten die Gelegenheit, das Brett zu stehlen. Sie alle können das versprochene Geld gut gebrauchen und wollen sich auf den Weg machen, es zu holen.

Als Coreen mitbekommt, dass Lana, Howard, Keith, Doris, Glen und Angela sich auf die Reise gemacht haben, beschließt sie ihnen zusammen mit Chad, mit dem sie die Nacht verbracht hat, zu folgen. Chad hat während seiner Abwesenheit reichlich Erfahrung mit dem Leben in der Wildnis sammeln können. Dass die Studenten inzwischen zur Zielscheibe eines nackten Irren geworden sein, kann sie nicht ahnen. Dass sie in absehbarer Zeit sein Opfer sein wird, und Chad es nicht gelingt, sie vor ihm zu beschützen, ebenfalls nicht.

Die Geschichte wirkt sehr konstruiert. Lana, Howard, Keith, Doris, Glen, Angela sind recht naiv dargestellt. Sie wären sonst auch kaum in die Lage gekommen, in die sie sich hineinmanövriert haben. Chad und Coreen sind nicht besser. Das Gänsehautgefühl bleibt aus, weil alles so unglaubwürdig und schwachsinnig erscheint. Geldgier und Abenteuerlust sind die Motive für die jungen Leute, sich der bedrohlichen Lage weiter auszusetzen.

Tatsache ist, ich habe das Buch zu Ende gelesen. Irgendwie hatte es auch was. Und schließlich wollte ich wissen, ob der Schatz tatsächlich existiert und wie das Ganze ausgeht. Wer überlebt und wer dahingemetzelt wird. Tatsächlich dreht der Autor am Ende noch einmal so richtig auf. Da läuft das Blut in Strömen. Das ist nur auszuhalten, indem man die schlimmsten Passagen einfach nicht mitliest.

Rezension von Heike Rau

Richard Leymon
Der Geist
512 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag
ISBN-10: 3453676491
ISBN-13: 978-3453676497
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Heiko Wolz: Vorsicht, Geisterjäger!

Heiko Wolz: Vorsicht, Geisterjäger!

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Bens Eltern arbeiten in der Hexenküche. Das ist ein Buchladen mit sehr speziellen Büchern. An Gespenster glaubt Ben nicht. Und auch seine Eltern nicht. Frau Kummerbach meint allerdings, einen Geist im Haus zu haben. Ben staunt nicht schlecht, als er merkt, dass sein Vater die alte Frau ernst zu nehmen scheint. Er nimmt Ben mit ins Haus von Frau Kummerbach, wo er den Geist in einer dramatischen Aktion vertreibt. Ben findet sehr beeindruckend, was sein Vater da getan hat. Geisterjäger zu sein, ist eine spannende Sache, ob man nun an Übersinnliches glaubt oder nicht. Da wollen auch Bens Freunde Karate und Popel mitmachen. Aber wirklich gut klappt das nicht. Die Leute wollen einfach nichts von Geistern wissen und verzichten daher auf die angebotene Hilfe der selbsternannten Geisterjäger.

Vielleicht bringt das Mädchen, das neu in der Klasse ist, etwas Wind in die Sache. Josefine ist mit ihren Eltern und der großen Schwester in die Pippi-Langstrumpf-Villa gezogen. Das ist ein echtes Gruselhaus. Hier muss es einen Geist geben. Dass es tatsächlich so ist, ahnt Ben zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Einem echten Nebelgeist wird er begegnen und damit beginnt ein großes Abenteuer.

Die Geschichte ist sehr spannend, weil sie zunächst sehr realistisch ist. Ben und seine Freunde lassen ihre Fantasie freien Lauf. Sie versuchen ihren Alltag neben der Schule interessant zu gestalten. Dann wird es doch ein bisschen übersinnlich und man weiß gar nicht mehr, was man glauben soll und was nicht.

Die Stärke des Buches ist der Schreibstil. Die Geschichte ist ja aus der Ich-Perspektive von Ben geschrieben und die stellt der Autor wirklich sehr gut dar. Er schreibt so, wie ein 10-jähriger erzählen würde. Auch was den Jungen beschäftigt und wie er mit seinem Problemen umgeht, kommt dabei zum Tragen. Ben ist ein wirklich aufgeweckter Junge und kein Superheld.

Das Buch ist mit Zeichnungen illustriert, die sehr gut gefallen. Bestimmte Szenen werden dadurch noch anschaulicher dargestellt.

Rezension von Heike Rau

Heiko Wolz
Vorsicht, Geisterjäger!
Mit Bildern von Bianca Schaalburg
für Kinder von 8-10 Jahren
dtv junior
176 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3423761024
ISBN-13: 978-3423761024
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Rachel Joyce: Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry

Rachel Joyce: Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry

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Liebesgeschichte aus besonderer Perspektive…

Der vorliegende Roman lässt keine Wünsche offen, was Unterhaltung und stilvolles Ambiente zu bieten hat. Worum geht es? Queenie Hennessy ist krank, so krank, dass sie bald sterben wird.

Sie begibt sich in ein Hospiz, wo sie ihre letzten Tage verbringen will. Da erreicht sie ein Brief von ihrem ehemaligen Kollegen Harold Fry, in dem er sie dringend auffordert, auf ihn zu warten! Doch er tritt seine Reise in den äußersten Norden Englands vom Süden her zu Fuss an. Wer weiß, ob er noch rechtzeitig bei Queenie eintreffen wird? Und warum will er sie unbedingt noch lebend sehen?

Queenie macht sich inzwischen an die Arbeit. Sie schreibt ihrer geheimen Liebe Harold einen langen Brief, in dem sie ihm verborgene Wahrheiten über sich selbst erzählen wird.

Queenie und Harold haben gemeinsam in einer Brauerei gearbeitet. Dabei sind sie sich näher gekommen. Doch Queenie ist die treibende Kraft der Liebe, die sie ihm nie offenbart hat. Harold ist verheiratet und hat einen Sohn, der keine ganz unbedeutende Rolle in dieser Geschichte spielt. Wie nicht anders zu erwarten breitet Queenie in ihrem Brief ihre Gedanken und Gefühle weit vor uns aus.

Begleitet von melancholischen und gelegentlich witzigen Beobachtungen berichtet sie über ihren Hospizalltag und über die Menschen, die dort, wie sie selbst, auf ihren Tod warten. Schließlich folgen in zahlreichen Einschüben Erinnerungen an das Verhältnis zwischen ihr und Harold. In ihren Aufzeichnungen holt sie alles hervor, was so lange in ihr geschlummert hat. Da ist von Schuld und Sühne ebenso die Rede wie von der gemeinsam verbrachten Arbeitszeit und ihrer stillen Zuneigung zu Harold.

Entstanden ist auf diese Weise ein Liebesroman ganz eigener Prägung. Unerwiderte Liebe, geheime Beobachtung des anderen und Zeiten des Glücks allein durch das Beisammensein machen den Roman zu einer stillen und zarten Liebesgeschichte. Rachel Joyce versteht es vorbildlich, Atmosphäre und Stimmungen auf leichte und poetische Weise einzufangen. Die Liebesgeschichte nimmt einen in ihrer rührenden Selbstlosigkeit und Verhaltenheit gefangen.

Rachel Joyce bietet keine harten Schnitte. Sie behält einen ruhigen und gemäßigten Gesprächsfluss bei. Der anheimelnde und gemütlich zu lesende Roman bietet Gelegenheit, sich bei der Lektüre entspannt zurückzulehnen und sich ganz den Bildern aus Natur, Träumerei und stiller Hoffnung und nicht zuletzt des Abschieds hinzugeben.

Rachel Joyce
Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry
400 Seiten, gebunden
FISCHER Krüger, Oktober 2014
ISBN-10: 3810521981
ISBN-13: 978-3810521989
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Uli Stein: Das kleine Schwarze

Uli Stein: Das kleine Schwarze

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Das kleine Schwarze sitzt eng. Wie eine zweite Haut. So ein bisschen nimmt es einem die Luft. Der Humor, den Uli Stein darin präsentiert, ist rabenschwarz und böse. Da ist es ohnehin besser, man lacht nur heimlich oder zumindest hinter vorgehaltener Hand.

Oder ist es etwas zum Lachen, wenn ein Mann, dessen Frau entführt worden ist, nicht mal zehn Euro Lösegeld zahlen will? Ist es lustig, wenn ein Vampir ins Krankenhaus kommt und dort um eine Blutspende bitten muss? Ist es etwa witzig, wenn eine Prinzessin, die einen Frosch küsst, statt eines Prinzen Herpes bekommt? Oder ist es zum Lachen, wenn ein im Sessel sitzender Mann seiner Frau beim Aufhängen der frisch gewaschenen Gardine zusieht und darüber orakelt, dass die meisten Unfälle im Haushalt passieren? Von den vielen Cartoons, in denen ein Typ mit schwarzem Umhang und scharfer Sense auftritt, will ich gar nicht erst sprechen.

Die Cartoons haben es in sich. Keiner davon wurde bisher in einem „Schwarzen Buch“ veröffentlich und auch nicht in Zeitungen und Zeitschriften. Wer sich also von einem Buch einmal so richtig runterziehen lassen möchte, liegt damit genau richtig. Es entlockt einem höchstens ein bitterböses schiefes Grinsen.

Die Gestaltung des Buches ist natürlich auch auf den Titel abgestimmt. Grau und Schwarz sind die vorherrschenden Farben, zumindest im Hintergrund. Viele der Zeichnungen sind unerwartet kunterbunt. Zu bunt. Zu grell. Das Vorstellungsvermögen wird da kein bisschen ausgebremst, sondern eher angekurbelt. Was wahrscheinlich Absicht ist. Jeder Hieb ist gut platziert und sitzt. Denn die Cartoons sind nicht so weit hergeholt, wie sie sein sollten oder wie man es gerne hätte. Uli Stein verarbeitet schließlich Begebenheiten aus dem täglichen Leben, damit sich jeder angesprochen fühlt. Auch ein völlig humorloser Mensch!

Rezension von Heike Rau

Uli Stein
Das kleine Schwarze
96 Seiten, gebunden
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830333730
ISBN-13: 978-3830333739
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Thorbeckes Adventskalender: 24 Winterwohlfühlrezepte für die Seele

Thorbeckes Adventskalender: 24 Winterwohlfühlrezepte für die Seele

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Der Dezember ist ein Monat, in dem es viel zu tun gibt. Geschenke werden gekauft oder gebastelt, das Zuhause wird dekoriert, Besuche werden geplant, und Rezepte zum Backen und Kochen herausgesucht. Die Zeit läuft. Es wird nicht umsonst von Weihnachtstrubel gesprochen.

Für kleine verwöhnende Momente sollte allerdings schon Platz in der Tagesplanung sein. Mit dem Kalender gelingt es, ein bisschen in dieser hektischen Zeit zur Ruhe zu kommen und sich zu besinnen.

Jeden Tag gibt es ein Rezept, das sich umzusetzen lohnt. Wie wäre es mit einer schönen heißen weihnachtlichen Trinkschokolade, einem erholsamen Bad mit einem selbst gemachten Badesäckchen, einer duftenden Lavendelhonig-Maske, einer wärmenden Tomatensuppe mit Feta oder leckeren Zimtsternen, die man natürlich auch verschenken kann.

Die Vorschläge sind bunt gemischt, sodass es in den 24 Tagen bis Weihnachten nicht langweilig wird. Jeder Tag vergeht mit einem ruhigen und genussvollen Moment, der genug Muse zum Entspannen bringt. Sich Gutes zu tun, ist also mit diesem Kalender gar nicht schwer.

Der Kalender ist sehr schön gestaltet. Zu allen Wohlfühlrezepten gehört ein ansprechendes Foto. Im Kalender ist ein Aufsteller integriert und die Spiralbindung sorgt für leichtes Umblättern. Den Adventskalender kann frau sich selbst gönnen, aber auch gut verschenken.

Rezension von Heike Rau

Thorbeckes Adventskalender
24 Winterwohlfühlrezepte für die Seele
Rezepte von Jan Wischnewski und Alina Küchen
32 Seiten, Spiralbindung
ISBN-10: 3799505741
ISBN-13: 978-3799505741
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Pierre Lemaitre: Wir sehen uns dort oben

Pierre Lemaitre: Wir sehen uns dort oben

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Im Krieg und im Frieden.

Wir befinden uns im Jahr 1918 auf den Feldern des Ersten Weltkriegs in Frankreich.

Die Soldaten der geschundenen Armee sehnen das Ende des Krieges herbei. Doch bevor es so weit ist, werden noch viele von ihnen ihr Leben lassen.

Einen unter ihnen, Albert, hätte es fast noch erwischt. Aber nicht der Feind wird ihm zum Schicksal sondern Leutnant Pradelle. Er hat Machtgelüste und schikaniert seine Untergebenen unmenschlich und sadistisch. So gerät Albert mit einem Schubs in ein tiefes Loch, aus dem es bei dem Matsch und der Rutschgefahr kein Entkommen gibt.

Sein Kumpel Édouard befreit ihn aus seiner desolaten Lage. Dieser verliert dabei durch einen Schuss seinen Unterkiefer und sieht sich schwerstem Leiden ausgesetzt. Trostlos und verlassen leben die Verwundeten auf ihre Entlassung zu immer in Erwartung eines wie immer gearteten Endes aus ihrer verlorenen Lage.

Albert steht nach dem Ende des Krieges seinem Retter Édouard überall bei. So verhilft er ihm zu einer falschen Identität, denn Édouard möchte seiner Familie in seinem Zustand nie mehr begegnen. Die beiden Kumpel werden zu einer eingeschworenen Schicksalsgemeinschaft. Sie gründen eine betrügerische Denkmalfirma. Die Lust am Betrug wird für die beiden zum Lebenselixier. Edouard ist die geschundene Kreatur, die ohne Gesicht nur noch mit Masken zu leben versteht.

Nach dem ein Jahr vergangen ist, kommt auch Pradelle wieder ins Spiel. Er betreibt in großem Rahmen ebenfalls mit betrügerischer Absicht Geschäfte mit der Umbettung der im Krieg Gefallenen. Die Wege der beiden Antipoden kreuzen sich hierbei erneut.

Pierre Lemaitre hat ein Kriegsbuch geschrieben, in dem die ganze Grausamkeit und die Abgründe menschlicher Charaktereigenschaften erfahrbar werden.

In seinem rasant geschriebenen Roman lehrt uns Lemaitre, wie als Folge des Krieges alle Vorstellungen von Moral verloren gehen können. Korruption, Betrügerei und unlautere Geschäfte feiern fröhlich Urständ.

Als Schelmenroman wird die Geschichte kolportiert. Doch dazu ist sie zu traurig.

Lemaitre ist Kriminalbuchautor. Das merkt man bei diesem Roman ganz deutlich. Es wimmelt nur so von geheimnisvollen Erzählsträngen, in denen Albert und Édouard auf der einen Seite und Pradelle auf der anderen ihr betrügerisches Unwesen treiben. Auf diese Weise rächen sie sich für ihr durch den Krieg verpatztes Leben. Allerhand verwandtschaftliche Verbindungen machen den Roman zu einem trickreichen Verwirrspiel, in denen die guten und die schlechten Charaktere je ihren Platz finden. Spannend und vielschichtig geht Lemaitre bei der Verfolgung der einzelnen Tätergeschichten vor. Atmosphärisch gekonnt fühlt man sich in den Sog der Handlung hineingezogen.

Man liest den Roman mit angehaltenem Atem immer in der Erwartung dessen, was da nun wieder kommen mag!

Pierre Lemaitre
Wir sehen uns dort oben
521 Seiten, gebunden
Klett-Cotta, Oktober 20143
ISBN-10: 3608980164
ISBN-13: 978-3608980165
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Marlies Schiller: Tolle neue Bastelideen für Weihnachten

Marlies Schiller: Tolle neue Bastelideen für Weihnachten

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Winterzeit ist Bastelzeit. Gerade auch für Kinder. Und für Kinder ab 8 Jahren ist dieses Buch gemacht. Schon beim ersten Durchblättern ist zu sehen, dass viele Naturmaterialien und einfache Dinge, die in jedem Haushalt zu finden sind und die Kinder ohnehin zur Verfügung haben, verwendet werden. Das heißt also, dass sich mit Sicherheit ein Bastelvorschlag, der sofort umgesetzt werden kann, findet.

Die Autorin beschreibt Bastelmaterialien und Werkzeuge aber trotzdem, bevor es an die Bastelvorschläge geht. Sie zeigt auch, wie der Arbeitsbereich vorzubereiten ist, denn wie man so schön sagt, wo gehobelt wird, fallen Späne.

Das erste Kapitel heißt „Drauß‘ vom Walde …“ Hier werden aus Zweigen Sterne gebastelt und aus Zapfen Tür- und Fensterkränze. Für die Vögel werden Kekse aus Vogelfutter gefertigt, die draußen aufgehängt werden können.
In „Warten auf das Christkind“ werden Nikolaus-Socken und Adventskalender gebastelt. Ein kunterbunter Adventsstrauß wird zum Hingucker. Die knusprigen Mandeln kann man selbst wegnaschen oder verschenken.
Die „Schöne Adventszeit“ wird genutzt, um ganz persönliche Weihnachtskarten herzustellen oder Weihnachtskugeln zu verzieren. Ein Kuchenwinterwald kommt zum Advents-Kaffeetrinken auf den Tisch.
„Licht und Glanz“, machen die langen dunklen Winterabende gemütlich. Schöne Kerzenarrangements und weihnachtliche Lichterketten sorgen für eine schöne Atmosphäre.
Natürlich gibt es selbst gebastelte „Geschenke für alle“. Lesezeichen und bedruckte Baumwolltaschen kommen sicher gut an.

Die insgesamt 36 Bastelvorschläge gefallen alle gut. Sie sind für Kinder der anvisierten Altersgruppe mit ein bisschen Hilfe der Eltern leicht umzusetzen. Dabei dürfen die Voraussetzungen ruhig unterschiedlich sein. Der Schwierigkeitsgrad ist angegeben, es kann also mit ganz einfachen Dingen angefangen werden. Wie viel Zeit einzuplanen ist, sieht man ebenfalls auf einen Blick. Die Autorin motiviert mit einer kurzen Einleitung, ein Projekt zu beginnen.

Die Bastelanleitungen sind gut gemacht. Sie sind ausführlich gehalten. Und es wird leicht verständlich erklärt. Außerdem gibt es zur Veranschaulichung viel Bildmaterial, wenn nötig mit einzelnen Bastel-Schritten.

Rezension von Heike Rau

Marlies Schiller
Tolle neue Bastelideen für Weihnachten
Ravensburger Buchverlag
Kreativ Kinder 8+
ISBN-10: 3473553042
ISBN-13: 978-3473553044
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Walter Bauer: Die Stimme

Walter Bauer: Die Stimme

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Die Geschichte „Die Stimme“ ist eine, die von Abschied, Heimatlosigkeit, Neubeginn und vielem mehr handelt.

Die Stimme aus dem off klingt einsam, melancholisch und betrüblich. Sie handelt von Vergänglichkeit und wirkt ein wenig hoffnungslos, so als sei alle Mühe auf Erden vergeblich, das Glück zu finden.

Ein Professor aus Toronto erzählt einem imaginären Gegenüber hier seine eigene Geschichte. Aufgewachsen ist er in Deutschland. Gezeichnet vom Zweiten Weltkrieg und der Gefangenschaft in Russland kehrt er 1952 Deutschland den Rücken und wandert nach Kanada aus. Seine erste Station ist Toronto.

Seine zweite Ehe ist gerade gescheitert. Die Eltern sind tot, so dass es keine tiefen Bindungen mehr zum Land der eigenen Herkunft gibt.

Das Gefühl des „Fremdseins“ ist unüberhörbar. Der Erzähler verdingt sich zunächst als Packer und Lagerarbeiter. Er wohnt in einer kargen Gegend in einem einzelnen Zimmer. Jeder Anflug von Geborgenheit erstickt hier in seinen Anfängen im fremden Land mit fremder Sprache. Und doch ist die Geschichte, wie sie hier erzählt wird, von eigenartigem Reiz und poetischer Schönheit. Wie wohl alles ein wenig trostlos wirken könnte, spürt man doch die Wärme des Erzählers, mit der er das, was fehlt im Leben, als stille Hoffnung in sich trägt.

In einer Kaskade schönster, tiefsinnigster und poetischer Sprachgewandtheit erzählt Walter Bauer in Gestalt des Icherzählers von der Landschaft, von seinen Stimmungen, Erinnerungen und Erfahrungen des Augenblicks. Das Herbstlaub im Indian Summer wirkt so präsent wie die Schilderung der Lebensumstände und die fast resignierend beschworene Suche nach dem Glück. Dieses Glück begegnet dem Icherzähler in Gestalt der Schauspielerin Diana. Durch ihre Stimme, die sie für Lesungen zur Verfügung stellt, findet Richard einen Weg zur neuen, fremden Sprache im freiwillig gewähltem Exil.

Fortan wird in der Erzählung die Begegnung der beiden Menschen in einer Art zarter Annäherung beschrieben. Werden sie das Glück bei einander finden?

Der Lilienfeld Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, kleine literarische Kostbarkeiten aus dem Beginn und Verlauf des 20. Jahrhunderts aufzufinden und neu herauszugeben. Man arbeitet sorgfältig in dem Verlag, in dem man in einem Nachwort von Jürgen Jankofsky sowohl über den Lebensweg von Walter Bauer berichtet als auch in einer Tabelle die wichtigsten Lebensdaten aufführt.

Walter Bauer lebte von 1904 bis 1976. Seine Erzählung trägt durchaus biographische Züge. In der Aufmachung ist das Buch „Die Stimme“ ein kleines bibliophiles Meisterwerk, das sich bestens für Mußestunden oder als kleines Geschenk eignet.

Walter Bauer

Die Stimme
128 Seiten, gebunden
Lilienfeld Verlag, Oktober 2014
ISBN-10: 394035743X
ISBN-13: 978-3940357434
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