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Schlagwort: Geschichten

Truman Capote: Wo die Welt anfängt

Truman Capote: Wo die Welt anfängt

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Erzählungen können niemals eine ganze Lebensgeschichte enthüllen. Immer geht es nur um Episoden aus dem Leben einzelner.

Diese spät entdeckten Erzählungen aus jugendlichen Jahren von Truman Capote erfüllen alle Kriterien von gut erzählten kurzen Lebensabrissen. Es ist ein kurzes aber inhaltsreiches Bändchen nur.

Mit kraftvoller Sprache und großer Intensität erzählt Capote die skurrilsten und drolligsten Geschichten. Einmal makaber, dann wieder tragisch und geheimnisvoll begegnet man zwei alten Damen, die über den Freitod eines Mannes sprechen. Dann wieder malen sie sich aus, wie man gekonnt und unauffällig jemanden um die Ecke bringen könnte, der einem im Wege ist. Auch ein Mord passiert, vor dem einen graust. Die Geschichten zeigen Fantasien, die von tiefen Gedanken des Abseits getragen sind.

Der kleine Junge, der sich einen Hund wünscht, der ungewöhnliche Tod eines anderen, seltsame Kindheitsfantasien und traurige Lebenserfahrungen: alle zusammen ergeben Blitzlichter aus dem gewöhnlichen Leben, die uns erschauern lassen. Sie sind von poetischer Sprachgewandtheit, lebendig, vielfarbig und originell.

Die Erzählungen schreiten munter fort und bieten leicht überzogen ein buntes Kaleidoskop menschlicher Begebenheiten.

Eine jede Erzählung bietet einen anderen Grundton, doch bleibt die Erzählkunst Truman Capotes unverwechselbar in jeder seiner Geschichten spürbar. Er weiß Stimmungen und Landschaftsbilder gekonnt einzufangen, so dass man sich hautnah am Geschehen fühlt.

Die Geschichten stimmen einen nachdenklich und lassen darauf schließen, dass Capote frühzeitig eine intensive Beobachtungsgabe entwickelt und eigene sehnsuchtsvolle Lebenserfahrungen gemacht hat, die ihn zu einem Ausnahmeschriftsteller werden ließen.

Truman Capote
Wo die Welt anfängt
160 Seiten, gebunden
Kein & Aber, 2. Auflage, November 2015
ISBN-10: 3036957316
ISBN-13: 978-3036957319
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Hugo Hamilton: Jede einzelne Minute

Hugo Hamilton: Jede einzelne Minute

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Reise in die Vergangenheit…

Eine alternde und kranke irische Schriftstellerin begibt sich mit ihrem viel jüngeren Freund auf eine Abschiedsreise. Sie möchte nach Berlin, um die ihr lieben Orte noch einmal zu sehen und sich von guten Freunden zu verabschieden. Zu den Orten gehört der Botanische Garten, das Pergamonmuseum, die Staatsoper Berlin, Café Einstein, die Paris Bar, alles bekannte und dem Berlinbesucher vertraute Plätze.

Sie wohnt mit ihrem Freund im Adlon unter den Linden. Mehr noch als die Besichtigungen liebt sie die Gespräche mit ihrem Freund, hier Liam genannt. Alte Erinnerungen heraufzubeschwören genießt sie fast ebenso wie die Stadt Berlin, in der sie gute und schöne Augenblicke erlebt hat.

Unter dem Pseudonym Úna verbirgt sich die irische Schriftstellerin Nuala O’Faolein und Liam ist Hugo Hamilton persönlich!

Wie geht es einem, wenn man vor dem kurz bevorstehenden Tod noch einmal eine Reise in die Vergangenheit unternimmt?

Da fließen gute und schlechte Erinnerungen ein, doch überwiegend ist es eine Art Lebensbilanz, die man hier vorfindet.

Über Kindheit, das Menschsein, über Geben und Nehmen, über Geheimnisse und Gewalt in Familien, über Selbstverwirklichung in der Rolle als Frau oder Mutter reflektiert Úna unermüdlich, ja, ihre Überlegungen gipfeln in dem Gedanken, dass Menschsein Geschichten an sich bedeuten. Über nichts als das, was das eigene Erleben an Erkenntnissen schafft, kann man erzählen, egal, in welcher Verkleidung man seine Impressionen und Erfahrungen des Lebens wieder gibt.

Der große Altersunterschied zwischen den Protagonisten lässt an eine Mutter-Kind-Beziehung denken; doch eigene Kinder waren der Autorin versagt. So bleibt die Erzählung in sporadischen Erinnerungsaugenblicken stecken. Das ganze Leben ist eine Geschichte; so wird es von Úna empfunden, und so gibt es Hugo Hamilton weiter.

Zitat aus einer Schrift von Nuala O’Faolain aus dem Nachwort von Elke Heidenreich: „Das Beste, das ich von meiner Kindheit mitbekam, ist das Lesen“ und “Wenn es auch sonst nichts gäbe — für das Lesen lohnte sich das Leben schon“. Ein schöneres Plädoyer für die Literatur lässt sich nicht denken!

Dieses Buch ist beschaulich und bei aller Endzeitstimmung eine ruhige und freundliche Rekapitulation eines langen Lebens. Ein wenig Nostalgie und Melancholie verleihen der Geschichte Glanz und Farbe.

Man liest den Roman mit Anteilnahme und lässt sich auf die sporadischen Erinnerungsgeschichten gerne ein.

Hugo Hamilton
Jede einzelne Minute
352 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, September 2014
ISBN-10: 3630874258
ISBN-13: 978-3630874258
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Chris Van Allsburg: Die Geheimnisse von Harris Burdick

Chris Van Allsburg: Die Geheimnisse von Harris Burdick

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Surreales in geheimnisvollen Bildergeschichten…

Mit diesen Bildern hat es seine geheime Bewandtnis. Sie wurden eines Tages dem amerikanischen Verleger Peter Wenders von einem Mann überreicht, der sich Harris Burdick nannte. Er versprach, ihm zu jeder Zeichnung eine Geschichte einzureichen. Doch Burdick tauchte nie wieder auf. So blieben die Zeichnungen liegen, und zuweilen schrieben Kinder ausgedachte Geschichten dazu.

Chris Van Allsburg sah die Zeichnungen und war so fasziniert, dass er sie zur Veröffentlichung an sich nahm. Der besondere Reiz der Darstellungen liegt in den Titeln, mit denen Burdick jede Zeichnung versehen hatte. Allsburg fühlte sich unwillkürlich animiert, sich die passenden Geschichten zu den Bildüberschriften  auszudenken. Das geht am Ende jedem Betrachter und auch mir so.

Die Zeichnungen sind von einer merkwürdigen Magie. Sie sind grau in grau gehalten. Teilweise wirken sie surreal und teilweise gruselig, insgesamt aber entseelt. Man kann sich keine Stimme, keinen Atem und keinen Laut zu den Bildern vorstellen.

Da liegt ein Junge im Schlaf. Die Überschrift zu dieser Zeichnung lautet “Archie Smith im Schlaf“ und darunter „eine flüsternde Stimme fragte: ist er das?“

Nun mag man sich die wunderlichsten Geschichten dazu ausdenken.

In einem Raum fliegen hunderte von Vögeln herum und der Text lautet: „Alles begann, als jemand vergass, das Fenster zu schließen.“

Ein weiteres Bild zeigt eine Nonne, die auf einem Stuhl durch die Kirche fliegt.

Ein schlafendes Mädchen wird gezeigt. Auf ihrem Am liegt ein Buch mit Kräutern darüber verstreut. „Er hatte sie vor diesem Buch gewarnt. Nun war es zu spät.“

Chris Van Allsburg gilt das Verdienst, die geheimnisvollen  Zeichnungen der deutschen Leserschaft 25 Jahre nach der Erstveröffentlichung in Amerika vorzustellen. Harris Burdock aber blieb verschollen.

Ein seltenes Kleinod hat der Carlsen Verlag damit unter die bibliophilen Leseratten gebracht!

Chris Van Allsburg
Die Geheimnisse von Harris Burdick
32 Seiten, gebunden
Carlsen Verlag, November 2012
ISBN-10: 3551517835
ISBN-13: 978-3551517838
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Hans Zippert: Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen – Im Selbstversuch getestet

Hans Zippert: Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen – Im Selbstversuch getestet

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Das Buch ist Mogelpackung und der Titel ein Lockvogel. Man kann es nicht anders sagen. Der Autor hat sich nicht extra für dieses Buch Blasenentzündungen, Parasitenbefall, Hämorrhoiden, Sehschwäche, Flugangst, Wechseljahresbeschwerden oder Altersstarrsinn zugelegt, auch wenn diese Krankheiten im Inhaltsverzeichnis stehen und als Überschriften für die Texte herhalten müssen. Es ist ohnehin Unsinn zu glauben, man könne sich eine Krankheit einfach zu zulegen, die kommen von ganz allein, auch wenn natürlich Fördermöglichkeiten bestehen.

Hans Zippert versucht uns mit seinem Buch seine alten satirischen Texte, bereits veröffentlicht auf den Blogseiten der Zeitschrift „Cicero“, unterzujubeln. Diese jetzt noch mal in einem Buch versammeln zu müssen, schreibt er seiner Krankheit „Verlustangst“ zu. Da ihm klar war, dass diese Kolumnen auch in Buchform kaum einer lesen würde, hat er diesen reißerischen Titel für seine Texte missbraucht, um wenigstens einen Verlag zu überzeugen. Es ist eine Wiederholungstat, denn das Buch erschien schon einmal (Edition Tiamat, 2008). Wobei die vorliegende Auflage auch einige neue Texte enthalten soll.

Tja, und so muss man sich mit den mal mehr, mal weniger lustigen Texten auseinandersetzen. Wobei es auch reicht, sie einfach nur zu lesen. Es geht um dies und das aus dem Alltag eines beruflich schreibenden Familienvaters, der Sorge hat, zu sterben, bevor die Steuererklärung gemacht ist, an Verschwörungstheorien arbeitet, es mit seiner Tierliebe übertreibt, der Morgengymnastik mag, unter eingebildeten Krankheiten leidet und eben einfach zu viel denkt und das alles auch noch aufschreiben muss.

Diese kurzen satirischen Texte helfen schon ein wenig über die gekonnt gemachte Täuschung hinweg. Trotzdem, wenn man was anderes bekommt, als erwartet, und auch noch dafür bezahlt hat, ist das immer eine Enttäuschung. Es wird Leser geben, die das genauso sehen.

Rezension von Heike Rau

Hans Zippert
Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen – Im Selbstversuch getestet
192 Seiten, broschiert
Heyne Verlag, München
ISBN-10: 3453590252
ISBN-13: 978-3453590250
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Lothar Eichler: Gedankenspiele

Lothar Eichler: Gedankenspiele

Ein kleines, schmuckes Büchlein mit sage und schreibe 33 kleinen und feinen, nachdenklich und schmunzelnd machenden Geschichten über das alltägliche Leben. Der Autor gewährt Einblick in seiner Gedankenwelt, er zeigt, wie er denkt, welche Themen ihn beschäftigen, und das sind nicht gerade wenige. Dabei wird nichts ausgespart. Geht es in der einen Geschichte um die Liebe zwischen Mann und Frau, so geht es in der anderen um die der Kinder zu ihren Eltern und umgekehrt, oder es geht um die Entstehung der Pommes frites oder die Globalisierung der Gesellschaft, es geht um das Arbeitsklima in der Firma oder um Menschen, die viel Zeit haben. Eichler beobachtet, beschreibt, denkt nach und erzählt. Die keineswegs langweilig wirkenden Gedankenspritzer, die von ihm aufs Papier gebracht wurden, sind nicht ohne verborgene Anspielungen. Sie decken so manche Unzulänglichkeit unserer Gesellschaft auf oder stellen vermeintlich fest vorgegebene Wege in Frage.

Trotz der höchst unterschiedlichsten Texte zieht sich ein roter Faden durch das Büchlein. Es ist der Faden der Liebe. So findet dieses Thema schließlich seinen Höhepunkt in der letzten Geschichte, die in ihrer Form eine starke Ähnlichkeit mit einem Liebesbrief aufweist und ein Kompliment darstellt. Wenn auch in jeder Geschichte unterschiedliche Fragen aufgeworfen werden, so gibt es letztendlich eine Antwort auf alle Fragen: wo der Verstand seine Grenzen erreicht, da ist die Liebe die Antwort.

Eine nette Lektüre, die sich in jeder Situation sehr gut für Zwischendurch eignet, ob im Zug, im Flugzeug, oder im Warteraum des Zahnarztes. Die Geschichten, von denen viele nur zwei Seiten lang sind, passen immer. Und manch eine sehr philosophisch erscheinende Geschichte lädt auch noch beim zweiten und dritten Lesen zu neuen Entdeckungen zwischen den Zeilen ein.

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Lothar Eichler
Gedankenspiele
Softcover, Taschenbuch
Centrum Verlag in der WFB Verlagsgruppe
ISBN: 978-3-86672-988-9
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010

Piggeldy und Frederick – Die schönsten Geschichten

Piggeldy und Frederick – Die schönsten Geschichten

Piggeldy und Frederick sind seit den siebziger Jahren immer wieder im Fernsehen, im Sandmännchenprogramm, zu sehen. Schon die jüngsten Zuschauer mögen die beiden. Aber auch die Erwachsenen schauen sich gerne die Frage- und Antwortgeschichten mit den zwei Schweinchen auf dem Bildschirm an.

Auch das Buch anzusehen, macht viel Spaß. Insgesamt zwanzig Geschichten werden erzählt. Alle beginnen auf die gleiche bekannte Art und Weise. Piggeldy stellt seinem großen Bruder eine Frage. Aber einfach eine Antwort zu geben, liegt Frederick nicht. So brechen die beiden auf in die Natur, um hier Antworten zu bekommen. Frederick folgt Piggeldy gerne. Die Ausflüge sind immer interessant.

Mit einfachen kurzen Antworten würde Piggeldy sich ohnehin nicht zufrieden geben. Und so nervt er Frederick immer weiter, stellt alles infrage. Manchmal erzählt Frederick aber auch derart umständlich! Kein Wunder, wenn Piggeldy Frederick Löcher in den Bauch fragt und sich ewig nicht zufrieden geben will.

Die Dialoge nachzulesen macht Spaß. Sich auf diese Art und Weise mit der Welt auseinander zu setzen, ist für Kinder eine Freunde. So ist das Buch für Vorleser und Kind auch eine aktive Einladung zur Kommunikation.

Das Buch ist sehr schön gestaltet. Das Cover fällt durch die Spotlackierung sofort ins Augen. Die Geschichten sind durchweg illustriert. Die beiden Schweinchen begeistern durch ihre Mimik und auch einfach durch die Lebensfreude, die sie ausstrahlen. Die Geschichten sind gut ausgewählt. Die Brüder gehen ganz verschiedenen Fragen nach, klären, was eine Gitarre, ein Loch, ein Apfel, ein Schmetterling oder auch was Ordnung ist.

Rezension von Heike Rau

Elke und Dieter Loewe
Piggeldy und Frederick – Die schönsten Geschichten
64 Seiten, gebunden
ab 4 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473323715
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