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Schlagwort: Grigori Rjaschski

Moskau, Bel Etage

Moskau, Bel Etage

Das Haus in der Trjochprudny- Gasse in Moskau birgt die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts!
Hier lebt fast 100 jährig nur noch Rosa Mirski, nachdem ihr Mann und Sohn längst verstorben sind.
Ihr Mann Semjon Mirski, der einst hoch dekorierte und geehrte Architekt, der es bis in die Akademie der Wissenschaften und in den Obersten Sowjet schaffte, hatte es 1903 im Jugendstil erbaut. Das Haus hat alle politischen und revolutionären Umwälzungen des Jahrhunderts, zwar etwas morsch inzwischen, doch gut überstanden!

Die große und breit über das 20. Jahrhundert angelegte Familiensaga des russischen Autoren Grigori Rjaschski beginnt geschmeidig und elegant erzählt mit viel Humor und amüsanten Einlagen in einer unauffälligen aber feinen Nebenstrasse in Moskau.
Rosa hat als Oberhaupt der Familie am Ende des Jahrhunderts viel erlebt mit ihrer Familie, mit ehemaligen und heutigen Nachbarn.
Was über sie und ihre Leben zu erzählen ist, das hat mit der Oktoberrevolution in Russland von 1917, mit Stalin und seinen Säuberungen und vielen unruhigen Ereignissen zu tun.
Die Auswirkungen der Stalinschen Willkürherrschaft hat auch in diesem Hause Spuren hinterlassen.
Neben Rosa und ihrem Ehemann gab es freundliche und gute Nachbarn, und Mitte der dreißiger wurde ihr Sohn Boris geboren. In der Haushälterin Sina fand Semjon ein unschuldiges Objekt für seine heimlichen Begierden, was für ihn allerdings später zum Verhängnis werden sollte.

Neben den privaten und nachbarschaftlichen Treffen zu den hohen jüdischen Feiertagen, die noch ganz im Geiste ehemaliger Bürgerlichkeit und Wohlanständigkeit verlaufen, spürt man schon die Schikanen, mit denen sich einzelne im Sowjetreich ihre Pfründe und Einflüsse zu sichern wussten.

Eines Tages fehlen die Nachbarn Selenski, die mit viel Tücke und heimlichen Intrigen ihres Heimes verwiesen einem neuen Mitbewohner Platz machten: der NKDW Hauptmann Tschapaikin zieht ein. Er hinterlässt eine Blutspur hinter sich wie so viele, die in jenen Tagen das Sagen hatten.
Die fein gesponnenen Machteinflüsse, mit denen sich einzelne auf Kosten anderer bereicherten, werden hintergründig aufgezeigt. Stalin war ein paranoider Despot, der viele Anhänger und treue Begleiter des Verrats verdächtigte und hinrichten oder in die Verbannung schicken ließ. Auch der liebste Günstling war in Gefahr, wenn sich genügend Anschuldigungen gegen ihn aufbieten ließen, und jeder konnte jeden mit unglaubwürdigen Beschuldigungen und Anzeigen zu Fall bringen. So wurde auch Semjon eines Tages zum Opfer, der nach seiner Entlassung Mitte der fünfziger Jahre nach 15 langen Jahren Lagerhaft nicht mehr in ein geordnetes Leben zurückfand.
Die beschriebenen Charaktere sind stark, und man sieht sich taumelnd in die Atmosphäre jener Jahre versetzt. Die Beispiele für Verrat und Intrige sind unglaublich und doch gut vorstellbar nach allem, was man aus der ehemaligen UDSSR weiß.
Von Kriminellen Machenschaften und von trivialen bis berechnenden Liebschaften handelt die Geschichte, von fein angelegten Raubzügen, die schönste Kunstschätze ebenso betreffen wie einfache Bestechungen und Erpressungen. Ein ganzes Zeitgemälde entsteht unter der Feder des Autors, das bis in kleinste Einzelheiten auf die verrückten und bösartigen politischen Manöver jener Jahre Bezug nimmt.

Grigori Rjaschski entwickelte seinen Roman in Anlehnung an seine eigene Familiengeschichte. Er ist reich an Beispielen aus dem kleinen Alltag in der Sowjetunion und behält immer die Familie Mirski, ihre Nachfahren und das Haus in der Trjochprudny- Gasse im Fokus. Dabei hilft die Komik und Distanz, mit der Rjaschski die Geschichte mit jüdischem Humor gewürzt zu einem bestrickenden Stück Zeitgeschichte macht.

Grigori Rjaschski
Moskau, Bel Etage
Russisch – jüdische Familiensaga mit humorvollen Betrachtungen und einem Stück realer Politsatire!
ISBN:3462040715
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