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Schlagwort: Katy Munger

Miststück

Miststück

Privatdetektivin Casey Jones ist einigermaßen überraschst, als ihr Exehemann Jeff, den sie als menschliches Gegenstück zu Herpes bezeichnet, nach so vielen Jahren bei ihr im Büro auftaucht und sie ganz unverfroren um Mithilfe bei einem Kokaindeal bittet. Kaum hat sie ihn vergrault, taucht Tawny Bledsoe, übel zusammengeschlagen, bei ihr auf. Angeblich hat ihr Ehemann ihr das angetan. Und er hat auch noch die 4jährige Tochter entführt, obwohl Tawny das Sorgerecht zugesprochen wurde. So etwas ist dem Commissioner für das Wake County Robert Price eigentlich nicht zuzutrauen. Tawny Bledsoe nutzt ihr schauspielerisches Talent, um Casey zu überreden, den Fall zu übernehmen. Und da von irgendwas schließlich die Miete bezahlt werden muss, macht sie es.
Casey braucht nicht lange, um herauszufinden, wo Robert Price sich mit dem Kind aufhält. Bei der Übergabe des Kindes an seine Mutter geht es aber dann sehr brutal zu. Tawny hat einen Schlägertyp im Schlepptau, der Robert Price unnötigerweise übel zurichtet. Casey, die sich im Hintergrund hält, ahnt, dass hier etwas nicht stimmt. Ihre Ahnung bestätigt sich, als der Scheck platzt, mit dem sie bezahlt wurde. Einige Tage später wird Boomer Cockshutt, der besagte Schlägertyp, tot aufgefunden und Robert Price wird verdächtigt, der Mörder gewesen zu sein. Tawny taucht mit ihrer Tochter unter, angeblich aus Angst vor ihrem, wie sie behauptet, brutalen Mann. Casey Jones denkt nicht daran, die Vorkommnisse auf sich beruhen zu lassen. Sie ist neugierig geworden. Der ganze Fall stinkt zum Himmel. Außerdem lässt sie sich nicht gern verarschen, sie will ihr Geld.

Die Figur Casey Jones ist unglaublich. Sie ist direkt, sarkastisch und richtig bissig. Ihren Beobachtungen und Kommentaren zu folgen, macht einfach Spaß „Er saß mir gegenüber, stopfte sich Käsekräcker in die Luke rein und schlappte an seiner Cola.“ Ihre Gefühle stellen sich sehr nachvollziehbar dar. „Innerlich fühlte ich mich, als hätte ich eine Ladung mexikanische Springbohnen verschluckt.“ Obwohl sie sich so rotzfrech und respektlos darstellt, hat sie das Herz auf dem rechten Fleck. Sie lebt ihr Leben und setzt sich durch, obwohl sie Knasterfahrung hat, ihre Lizenz gefälscht ist und sie eigentlich keine Waffe bei sich tragen dürfte.
Der Fall zeigt sich zunächst recht unkompliziert. Hier wird der Leser genauso aufs Glatteis geführt wie die Ermittlerin. Doch die Spannung steigt stetig, der Fall wird immer undurchsichtiger und bald ist klar, dass viel mehr dahinter steckt. Als der Mord an Cockshut geschieht wird es ernst. Doch Casey Jones, das muss man ihr lassen, beißt sich regelrecht fest an dem Fall. Sie zieht alle Register und lässt ihre Kontakte spielen, um den Mörder und dem hinterhältigen Spiel Tawnys auf die Spur zu kommen.

Fazit: Flotter Krimi mit einer sehr unkonventionellen Ermittlerin. Sehr zu empfehlen!

Über die Autorin:
Kathy Munger, 1956 auf Hawaii geboren, wuchs in Raleigh, North Carolina, auf. Nach einigen Jahren in New York lebt sie heute wieder dort. Ihre Romane um Casey Jones wurden verfilmt. Die Autorin ist Mitglied der respektlosen neo-feministischen Schriftstellerinnen-Gruppe „Tart Noir“.

Rezension von Heike Rau

Katy Munger
Miststück
Ein Fall für Casey Jones
Aus dem Englischen von Tom Appleton
380 Seiten, broschiert
Reihe: metro
Unionsverlag, Zürich
ISBN: 3-293-20311-6
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