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Schlagwort: Liebe

Lynne Schwartz: Für immer ist ganz schön lang

Lynne Schwartz: Für immer ist ganz schön lang

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Über das Auf und Ab in der Liebe…

Oh ja, eine Ehe kann einem ganz schön zu schaffen machen!

Lynne Schwartz, ich muss bekennen, dass ich die Autorin noch nicht kannte, hat einen wunderbaren Roman über ein Paar geschrieben, das es sich nicht leicht gemacht hat mit dem Zusammenleben.

Ivan und Caroline sind Akademiker, leben und arbeiten an einer Universität in Boston und konnten sich nur schwer auf eine feste Bindung einlassen. Ihre Berufe erfüllen sie beide sehr. Sie ist Mathematikerin, und er ist Kunstsachverständiger. Ein Kinderwunsch stellte sich erst nach Jahren und dann sehr heftig bei Caroline ein. Es war zunächst schwer, zur Erfüllung dieses Wunsches zu gelangen.

Kinder verändern das Leben. Das kann man bei diesen beiden charaktervollen Menschen sehr deutlich erfahren. Die beiden bekommen in langen Jahren Abstand zwei Töchter. Erst jetzt beginnt die wahre Herausforderung für ihre Liebe. Sie müssen Beruf, Familie und Interessen unter einen Hut bringen.

Lynne Schwartz zeichnet zwei Liebende, die immer wieder Zeiten der inneren Trennung durchleben. Zwischen Zuneigung und Entfremdung vergehen die Jahre. Nach zwanzig Jahren ist dann ein Tiefpunkt erreicht, aus dem fast kein Entrinnen möglich scheint.

Wie dieses Paar das Leben zu zweit meistert, wie sehr sie sich lieben und doch auch in Gegnerschaft aneinander geraten, das ist grandios beobachtet und fesselnd beschrieben. Man liest das Buch mit wachsender Spannung und erlebt eine Biographie, die der Wirklichkeit abgeschaut zu sein scheint. Als das Paar später in New York lebt, bietet sich genug Anschauungsmaterial, um sich ein Bild von ihrem Alltag zu machen. Im Zentrum der Erzählung stehen immer wieder die Liebe, die Zweifel an der Dauer einer Liebe, das Durchhalten in belastenden Situationen, der gemeinsame Kampf um den Erhalt ihrer Zusammengehörigkeit und das Älterwerden.

Das Buch ist ein gelungenes Meisterwerk, das alle Wünsche nach anspruchsvoller Unterhaltung erfüllt. Empfehlungen von Raymond Carver und Joyce Carol Oates bürgen für literarische Glanzleistungen.

Der Roman von Lynne Schwartz ist bereits 1980 in Amerika publiziert worden und liegt jetzt in einer Neuübersetzung in Deutsch von Ursula Maria Mössner in Verlag Kein & Aber vor.

Lynne Schwartz
Für immer ist ganz schön lang
256 Seiten, gebunden
Kein & Aber, September 2015
ISBN-10: 3036957251
ISBN-13: 978-3036957258
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Lynn Raven: Windfire

Lynn Raven: Windfire

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Jesse lebt ihr Leben. Die junge Frau schlägt sich mit mehreren Jobs durch, sorgt zudem für ihren jüngeren Bruder und zahlt seine Arztrechnungen. Für ein Amulett, das sie notgedrungen zum Pfandleiher bringt, bekommt sie nur wenig Geld. Kurze Zeit später begegnet sie Shane. Er ist auf dem Suche nach diesem Schmuckstück und erwartet ihre Hilfe, um es in seinen Besitz zu bekommen. Dabei verhält er sich herrschsüchtig. Jesse hofft, ihn wieder los zu sein, sobald er das Schmuckstück hat.

Jesse und Shane sind in ihrem Charakter sehr gegensätzlich. Feuer und Wind treffen aufeinander, was eigentlich nicht gut gehen kann. Denn Shane ist zu einer Hälfte ein Djinn und Jesse ist eine Windhexe. Doch von ihren übersinnlichen Kräften ahnt Jesse noch nichts.

Das Amulett ist längst weiterverkauft und dieser Umstand bringt Shane in Bedrängnis. Die Suche gestaltet sich schwierig. Und ehe man sich versieht, wird daraus eine Verfolgungsjagd. Denn auch andere haben Interesse an dem Schmuckstück, dem eine geheimnisvolle Macht innewohnt.

Die Geschichte geht tief hinein in eine mysteriöse Vergangenheit und nur nach und nach werden dem Leser die Hintergründe offenbart, deren Erben Jesse und Shane sind. Zwischen den beiden entwickelt sich etwas. Es ist eine besondere Anziehungskraft, die langsam stärker wird.

Das Buch liest sich recht gut. Aber das gewisse Etwas hat es nicht. Ab und an stört mich die Tonart. Gerade am Anfang als sich beide noch gegenseitig „Ms Zimtzicke“ und „Mr Vollidiot“ nennen. Ich konnte die entstehende Liebe nicht mitfühlen. Und es ist nicht der gleiche Schreibstil wie beispielsweise bei „Blutbraut“. Das hat mich sehr verwundert. Die Geschichte entwickelt sich für meine Begriffe auch zu langsam. Was mir gefallen hat, ist die Art, wie Jesse und Shane sich über Grenzen hinwegsetzten, die ihre Abstammung ihnen eigentlich vorschreibt, und neue Wege gehen wollen.

Rezension von Heike Rau

Lynn Raven
Windfire
464 Seiten, Klappenbroschur
cbt, München
ISBN-10: 3570161021
ISBN-13: 978-3570161029
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Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage

Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage

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Finch steht auf dem Glockenturm seiner Schule und überlegt, ob es wohl einen besten Tag zum Sterben gibt. Er hat die Diagnose erhalten, dass er unaufhaltbar sterben wird. Warum dann nicht jetzt? Vielleicht ist heute doch der beste Tag dazu, denkt er. Warum sollte er dem Tod die Auswahl des Zeitpunktes überlassen? Doch dann erblickt er auf dem Mauersimms des Turms Violet. Sie schaut ihm in die Augen und scheint ihn anzuflehen, nicht zu springen… Aber Finch ist sich gar nicht so sicher, ob sie nicht vielleicht selbst springen würde. Die Situation ist mehr als verfahren. Zudem scheint Violet Angst vor einem Sturz zu haben. Indem Finch Violet for einem Absturz schützt, schützt sie ihn vor seinem Selbstmord.
Im zweiten Kapitel erfährt der Leser etwas mehr über Violet, die vor einigen Monaten ihre Schwester bei einem Unfall verloren hat, an dem sie sich selbst die Schuld gibt. Außerdem war ihre Schwester zugleich ihre beste Freundin, was den Schmerz besonders tief macht. Violet ist deshalb in Therapie.
In abwechselnden Kapiteln, die jeweils aus der Sicht von Finch oder Violet erzählt werden, erlebt der Leser, wie sich beide behutsam näherkommen und welche Möglichkeiten sie erfahren, ihre Schicksale nicht ihr alltägliches Leben bestimmen zu lassen. Es steuert alles auf eine anrührende Liebe zu. Als beide für den Leser längst sichtbar ineinander verliebt sind, sprechen sie selbst nur von Freundschaft. Als sie von ihrer Liebe ahnen, sprechen sie in Gegenwart ihrer Klassenkameraden und Eltern von Freundschaft.

Jennifer Niven hat die Geschichte aufgebaut wie ein großes Puzzle. Viele Kapitel (deren Überschriften wie eine Tagebuchnotiz wirken), besonders die kleineren, erscheinen wie detaillierte Beobachtungen des ganz normalen Alltags von Jugendlichen. Gespräche über den ersten Kuss, die gestrige Party. Diese kleinen Details wirken banal. Sie sind es aber angesichts des tragischen Hintergrundes der Schicksale der beiden Protagonisten mitnichten. Sie zeigen, dass das normale Leben weitergeht. Dass es selbst vor der Liebe kein Entrinnen gibt, selbst, wenn ein großes Unheil droht. Die Komposition all dieser Einzelheiten zu einem komplexen Bild einer herzlichen Beziehung zweier junger Menschen macht dieses Buch zu einem wahren Stück Literatur. Doch leider nicht bis zum Ende des Buches. Das ist sehr schade. Die Auflösung der Geschichte erfolgt viel zu früh. Alles, was danach kommt, ist nicht mehr spannend und liegt an der Grenze zum Sachbuch. Auch anschließende Adressen zu Selbsthilfegruppen von selbstmordgefährdeten Jugendlichen verstärkt diesen Eindruck. Das wertet den Roman leider ab, der ohne diesen Schluss ein sehr, sehr starker Roman hätte sein können. Doch den erhobenen Zeigefinger ignorierend darf sich der Leser auf eine wunderschöne und unterhaltsame Geschichte freuen.

Niven, Jennifer
All die verdammt perfekten Tage
aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst
Limes Verlag, München
ISBN: 9783809026570

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz

Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz

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Petra Durst-Benning hat mit dem vorliegenden Roman ihren ersten Gegenwartsroman veröffentlicht. Nach überragenden Erfolgen mit historischen Romanen hat sie sich in ein anderes Genre gewagt. Auch dies erfolgreich, wie ich finde. Denn auch in dieser Geschichte geht es um Frauen, Frauen, die ihr Leben auf den Kopf stellen wollen oder müssen, Frauen, die sich durchsetzen, und am Ende ihr Glück finden … oder auch nicht.

Therese hat in ihrem Heimatdorf Maierhofen im Allgäu einen Landgasthof zum Erfolg gebracht. Als Bürgermeisterin möchte sie solch einen Erfolg auch für das Dorf schaffen. Es gibt nur ein Hindernis: Eine Diagnose „Krebs“ liegt ihr im Nacken und lässt sie immer häufiger den Optimismus verlieren. Durch Zufall wird sie an ihre Cousine Greta erinnert, die sie seit ihrer Kindheit nie wieder getroffen hatte und die eine erfolgreiche Werbefachfrau geworden ist. Das bringt sie auf die Idee, Greta in das beschauliche Maierhofen zu holen und auf fachfrauliche Hilfe bezüglich des Dorfes zu hoffen. Greta, der gerade in der Agentur, in der sie arbeitet, eine viel jüngere neue Werbefrau an die Seite gestellt wurde, verliert die Lust an der Arbeit für diese Agentur. Aber ebenso wenig kann sie sich zunächst eine Kampagne für ein Dorf vorstellen. Sie ist ausgebrannt. Doch sie greift die Idee einer Auszeit und eines kleinen Checkups in dem Allgäu-Dorf ihrer Kindheit auf. Als ihre Ideen für eine Kampagne Gestalt annehmen, wird sie zusätzlich von Thereses Freundin Christine, der Frau des örtlichen Autohändlers und von Beruf Hausfrau, unterstützt.

Petra Durst-Benning zeigt mit diesem spannenden Roman Wege auf, um sich von persönlichen Tiefschlägen nicht in die Knie zwingen zu lassen. Sie will Mut machen und plädiert dafür, den Kopf nie in den Sand zu stecken, immer nach vorne zu schauen und gegebenenfalls neue Wege zu beschreiten. Das Buch trägt selbst in den Wintermonaten, in denn die Handlung teilweise spielt, so viel Sonne in sich, dass man glaubt, stets von dieser beim Lesen begleitet zu werden. Die Figuren, nicht nur die weiblichen, bringt uns die Schriftstellerin über ihr Handeln und Denken sehr nah. Es ist alles nachvollziehbar und plausibel. Es braucht nicht lange, um sie als Freunde ins Herz zu schließen.
Geschmückt wird der Aufbruch des Dorfes mit vielen Rezepten, die Leserin oder Leser gleich ausprobieren kann. Selbst Edy vegane Bratwurst ist dabei. Und wer beim Lesen Appetit auf ein dickes Butterbrot, bestreut mit Kräutersalzen, bekommt, muss sich keinen Zwang antun. Drei kleine Gläschen mit Kräutersalzen gehören ebenfalls zum Buch. Eine wunderschöne Idee für ein wunderschönes Buch, welches Lust auf die Zukunft macht.

Durst-Benning, Petra
Kräuter der Provinz
Blanvalet, München
ISBN 9783734100116

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Tanja Heitmann: Nebelsilber

Tanja Heitmann: Nebelsilber

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Die siebzehnjährige Edie und ihr Vater brauchen eine Auszeit. Ein einsames Haus im Spreewald, im kleinen Dörfchen Wasserruh, das sich im Familienbesitz befindet, ist der geeignete Ort dafür. Edie muss von ihren Liebeskummer loskommen und ihr Vater braucht etwas Abstand zu seiner Frau, der Mutter von Edie.

Die Gegend ist voller Mythen und Legenden, die wirklich unheimlich sind. Der Erlenkönig scheint hier das Zepter in der Hand zu halten. Über die Jahrzehnte hat er sich so manches Kind geholt. So auch Silas Sterner, der nun nach zehn Jahren plötzlich wieder auftaucht. Die Dorfgemeinschaft weiß nicht, was sie davon halten soll, die Eltern des mittlerweile fast erwachsenen Jungen schon gar nicht. Zumal Silas vorgibt, die Erinnerung verloren zu haben. Edie ist überzeugt, dass ihr Herzschlag den Jungen zurückgebracht hat. Sie hat eine Gabe, mehr zu fühlen und zu sehen als andere.

Edie mag Silas. Sie ist gern mit ihm zusammen, nur scheint es, dass der Erlenkönig alles daran setzt, ihn zurückzuholen in die Nachtschatten tief unter der Erde.

Ein einsames Dorf, alte windschiefe Häuser, auf unsicherem Boden erbaut, die tückischen Fließe und der verwunschene Erlenwald, der unheimliche Nebel und die Kälte. Ich kann mir diese Kulisse sehr gut vorstellen. Es verstärkt die Wirkung, die die Geschichte hat. Alles ist geheimnisvoll und man mag sich eigentlich gar nicht ausmalen, was wirklich vorgeht. Es kann nichts Gutes sein.
Tatsächlich hat die Autorin die Hintergründe zur Geschichte sehr glaubwürdig entwickelt. Mich hat fasziniert, welche Abgründe sich auftun. Aber nur so kann diese Geschichte realistisch wirken. Natürlich muss man dafür der Fantasie der Autorin folgen und sich darauf einlassen. Das ist mir aber mühelos gelungen. Es gibt viele interessante Wendungen im Buch. So hat die Autorin auch das Ende unerwartet gestaltet.

Rezension von Heike Rau

Tanja Heitmann
Nebelsilber
400 Seiten, gebunden
cbt, München
ISBN-10: 3570161218
ISBN-13: 978-3570161210
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Ian Rankin: Mädchengrab

Ian Rankin: Mädchengrab

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In diesem achtzehnten John-Rebus-Roman wird der Detective Inspector A.D. aus dem Ruhestand zurückgeholt. Nun sitzt er in der Abteilung mit den „Cold Cases“, den nicht aufgehklärten Fällen der Kripo, und hadert mit seinem aroganten Chef. Nebenbei bekommt er mit, dass es aktuell ein vermisstes Mädchen gibt, an deren Suche die Kollegen in den anderen Abteilungen des Präsidiums von Edinburgh arbeiten. Dann wird Rebus von der Mutter eines ebenfalls vermissten Mädchens angesprochen. Doch deren Tochter ist vor vielen Jahren verschwunden. Das Mädchen wurde nie gefunden. Die Mutter hatte sich bei jedem vermissten Mädchen immer wieder an die Polizei gewandt in der Hoffnung, dass diese den Fall ihrer Tochter wieder aufgreifen. Das ist aber all die Jahre nicht geschehen. Sie hatte nie Gehör gefunden. Nun setzt sie alle Hoffnung auf John Rebus, von dem sie weiß, dass er sich in einen Fall verbeißen kann. Rebus schreit zwar nicht „Hurra“ über diese Aufgabe, aber das Leid der Mutter geht ihm schon nah. Außerdem wird ihm ein Hintertürchen zu dem aktuellen Fall des vermissten Mädchens geöffnet und er kann wieder mit seiner ehemaligen Kollegin Siobhan Clarke zusammenarbeiten. Er bekommt wieder das Gefühl, noch gebraucht zu werden und nicht zu den „Cold Cases“ auf dem Abstellgleis zu ruhen.

Dieser Roman ist ein fesselnder Regiokrimi aus Schottland. Rankin bezieht die schottische Landschaft mit vielen Details ein. Straßen, Plätze und Kreuzungen werden von ihm mit Akribie beschrieben und nach der Lektüre dieses Romans könnte man schnell das Gefühl bekommen, selbst die eine oder andere Straße mit verbundenen Augen befahren zu können. Dieser Lokalkolorit gefällt mir. Was mir aber besonders gefällt, sind die Figuren. Der greinelnde Rebus und seine Kollegin üben einen starken Sog aus. Es ist wie eine Hassliebe zwischen den beiden. Rebus wird wegen seiner querulanten Extratouren im Präsidium nicht gern gesehen und könnte ein Hemmklotz für die Karriere von Clarke darstellen. Das weiß sie, auch sie ist nicht mit allem einverstanden, was er macht. Aber schließlich kennt sie ihn zu gut, um nicht seine Ermittlerqualitäten und auch seine versteckten menschlichen Eigenschaften richtig einzuschätzen.

Es macht einfach Spaß, diesen Ermittlungen zu folgen, sich gemeinsam mit den Ermittlern in die Irre führen zu lassen, sich die eine oder andere schottische Gepflogenheit zeigen zu lassen. Nur selten hält mich ein Buch so davon ab, im Anschluss sofort nach einern neuen Roman zu greifen, wie es dieses getan hatte. Ich trauerte dem Ende hinterher und hatte zwei ganze Tage Lesepause.

Rankin, Ian
Mädchengrab
Goldmann, München
ISBN 9783442480913

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

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Tamara Dietl: Die Kraft liegt in mir

Tamara Dietl: Die Kraft liegt in mir

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Bewältigungsstrategien in Lebenskrisen.

Tamara Dietl hat ein durchreflektiertes Buch über ihre Jahre mit dem kürzlich verstorbenen Regisseur Helmut Dietl geschrieben.

Als sie ihn kennenlernt, ist sie bereits eine erwachsene und sehr reife Persönlichkeit. Sie war Journalistin, Dokumentarfilmerin und inzwischen Coach für diverse Unternehmen. Angezogen von den Thesen des Psychiaters Viktor Frankl hat sie sich dessen Lehren vom Sinn des Lebens zu Eigen gemacht. VF war Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse. Von diesen Thesen ist sie tief durchdrungen. Sie basieren auf einer positivistischen Sichtweise des Lebens, in dem wir Herr unseres Schicksals und unserer Handlungen sind.

Krisen bieten demnach die Möglichkeit, sich auf sich selber zu besinnen und sich durch Eigenerkenntnis zu stärken. Wir sind nicht Herr über das Leben oder Sterben, wohl aber darüber, wie wir leben oder sterben.

Darüber hinaus ist die Autorin durch Großmutter und Mutter schon früh auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft aufmerksam geworden. Sie nimmt Emanzipation als Funktion war. Wir können gleich berechtig handeln, ohne gleich zu sein.

Todesfälle im Freundes- und Familienkreis sind jeweils tief emotional anrührende Momente, die Tamara Dietl trauernd durchlebt, ohne sich zu verlieren.

Von Beginn an merkt man in ihren Aufzeichnungen, wie stark sie ist, und wie selbst bestimmt sie auch die Ehe mit Helmut Dietl eingeht. Natürlich hat sie mit 36 Jahren, als sie ihn kennenlernt, bereits eine beachtliche Karriere in wechselnden Berufen hinter sich. Sie weiß, dass sie alleine leben kann, und sie weiß, wie man Partnerschaft durch sinnvolle Absprachen gestalten kann, so dass das Scheitern der Beziehung möglichst nicht einkalkuliert werden muss.

Helmut Dietl war fast zwanzig Jahre älter als sie. Durch seinen Tod wurde eine offensichtlich harmonische, liebevolle und von zwei gleichberechtigten Partnern bestimmte Beziehung vorzeitig beendet.

Tamara Dietl beschreibt ihren inneren Werdegang sehr einleuchtend. Sie reflektiert alle Begebenheiten in ihrem Leben mit Neugierde und anhaltendem Interesse für die inneren Zustände, in denen sie sich befindet. „Einhalten und Durchatmen“ sind ihre Devisen; damit ist sie weit gekommen. Nicht jedem sind die intellektuellen Möglichkeiten und Feinheiten gegeben, so diszipliniert zu denken, das eigene Verhalten zu Durchforschen und Ergebnisse zu akzeptieren.

Den folgenden Spruch hat sie sich als Tröstung zu Eigen gemacht:

Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern,
die ich ändern kann
und die Weisheit,
das eine vom andern zu unterscheiden.

Friedrich Christoph Oetinger (1702 -1782)

Man profitiert von ihren Aufzeichnungen auf je eigene Weise und kann sie sehr empfehlen.

Tamara Dietl
Die Kraft liegt in mir
296 Seiten, gebunden
btb Verlag, November 2015
ISBN-10: 3442754941
ISBN-13: 978-3442754946
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Margarita Kinstner: Die Schmetterlingsfängerin

Margarita Kinstner: Die Schmetterlingsfängerin

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Katja ist schwanger. Ausgerechnet jetzt, wo sie ihrem Freund Danijel nach Sarajevo folgen will. Ihre Entscheidung ändern, will sie deswegen nicht. Aber nachdenklich wird sie. Ihr Urgroßvater war einst von Bosnien nach Österreich ausgewandert. Katja nimmt sich also Zeit zurückzublicken und die Familiengeschichte zu ergründen. Ihre Kindheit hat Katja zum Teil bei ihrer Großmutter verbracht. Was sieht man, wenn mal als Erwachsene zurückkehrt an diesen Ort? Ist es tatsächlich das, was man Heimat nennt?

Mit viel Gefühl wird die Geschichte erzählt, sodass man nachempfinden kann, wie es Katja geht, die frei sein will in ihrer Entscheidung die Zukunft betreffend. Die sich nicht von anderen beeinflussen will, die ihr abraten.
Katja genießt die Zeit im Lusniztal, dem Ort ihrer Kindheit, den es so, wie er damals war, natürlich nicht mehr gibt. Die Bodenhaftung verliert Katja deswegen nicht. Ihre Freundin kommt sie besuchen und auch Danijel begleitet seine Katja ein paar Tage. Das Zusammensein und die Gespräche helfen. Während anfangs noch Unklarheit herrscht, alles durcheinander geht und die Gedanken Purzelbäume schlagen, sortiert Katja sich immer mehr, bis sie weiß, was sie selbst wirklich will. Dazu gehört, Einflüsse von außen abzuschirmen. Ein Neuanfang bedeutet schließlich, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können. Nur trägt diese Vergangenheit noch ein Geheimnis in sich, das es zu verarbeiten gilt.

Die Autorin schreibt auf eine sehr ruhige Art und Weise und vor allem ohne Wertung. Als Leser folgt man Katja mit Interesse und Wohlwollen in die Vergangenheit. Das Abschied nehmen ist von einer Sehnsucht geprägt und doch auch voller Hoffnung in die die Zukunft und das Leben als kleine Familie, wo immer das auch sein wird. Man hört zu wie eine Freundin und wartet ab. Selten hat ein Buch diese Wirkung.

Rezension von Heike Rau

Margarita Kinstner
Die Schmetterlingsfängerin
288 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552062947
ISBN-13: 978-3552062948
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Nina Blazon: Der Winter der schwarzen Rosen

Nina Blazon: Der Winter der schwarzen Rosen

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Tajann und Liljann sind Schwestern. Liljann ist die Erstgeborene und wartet darauf, dass ihr Vater sie freigibt. Das heißt, dass sie von zu Hause fortgehen muss, ins gefahrvolle Grauland. Tajann dagegen kann es kaum abwarten, in die Dienste von Lady Jamala von Caila zu treten. Der Junglord Janeik, der allerdings eine andere heiraten soll, hat es ihr angetan. Umso eher Liljann geht, umso besser für Tajann. Kein Wunder also, dass Intrigen gesponnen werden und Tajann alles versucht, um ihre Ziele zu erreichen. Und dann kommt der Tag und Liljann zieht mit einem Gestaltwandler, der sein wahres Wesen geschickt verbirgt und der verspricht sie zu beschützen, ins Grauland.

Mit zwei Liebesgeschichten haben wir es zu tun. Und mit zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können. Die Geschichte ist gut gemacht und hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Was aber vor allem begeistert, ist der Schreibstil der Autorin, der so viel in sich trägt. Die Geschichte klingt. Und klingt nach. Als Leser kommt man ins Träumen. Dabei sollte man besser aufpassen. Denn die Geschichten der Schwestern werden parallel erzählt und sollten natürlich nicht verwechselt werden. Ein bisschen mehr Abgrenzung wäre wünschenswert gewesen, denn die Schriftart ist nur leicht unterschiedlich.

Es begegnen sich Gut und Böse und alles, was dazwischen liegt. Verbündete und Gegner zu unterscheiden ist nicht einfach. Tajann ist berechnend und handelt überlegter als ihre Schwester, die eher sanft und intuitiv ist. Leicht haben es beide nicht, schließlich müssen sie in einer magischen Welt bestehen und um ihre Liebe und ihr eigenes Leben kämpfen. Es ist ein steiniger Weg voller Gefahren, Rückschläge und Überraschungen. Wie der Titel klingt, so ist das Buch. Romantisch, bezaubernd, magisch, aber auch abgründig und düster.

Rezension von Heike Rau

Nina Blazon
Der Winter der schwarzen Rosen
544 Seiten, gebunden
cbt, München
ISBN-10: 3570163644
ISBN-13: 978-3570163641
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Iny Lorentz: Die steinerne Schlange

Iny Lorentz: Die steinerne Schlange

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Rom und seine damaligen Kaiser, besonders Caracalla, sind auch im dritten Jahrhundert noch bemüht, das Reich zu vergrößern, die Macht zu mehren. So führen sie auch zweihundert Jahre nach der berühmten Varusschlacht im Teutoburger Wald einen erbitterten Kampf gegen die germanischen Stämme, die wegen ihres zersplitterten Daseins keine einheitliche Verteidigung gegen die Römer aufzubauen in der Lage sind. Der hier besprochene Roman erzählt aus dieser Zeit von Gerhild, der Fürstentochter eines germanischen Stammes. Sie hat noch zwei Brüder, von denen sich der ältere als Söldner bei den Römern verdingt und deshalb auf die Nachfolge als Stammesoberhaupt verzichtet hat, währenddessen der jüngere von beiden nach dem Tode des Vaters der Stammesfürst wird. Doch sein Selbstbewusstsein lässt zu wünschen übrig. Mit Würde füllt er sein Amt nicht gerade aus. Als der römische Statthalter Quintus die Schwester der beiden als seine Geliebte einfordert, sind diese ohne viele Bedenken, Gerhild für ihre Karriere und dem Wohl des Stammes an der Seite der römischen Nachbarn zu opfern, gern bereit. Doch die Schwester ist aus anderem Holz geschnitzt. Sie weigert sich, in die Sklaverei zu gehen, um dadurch das Wohlwollen der Römer für den Stamm zu erkaufen. Gerhild besteht auf einen Zweikampf mit Quintus, um sich nur bei dessen Sieg in ihr Schicksal fügen zu müssen. Doch es kommt anders, als Römer und Germanen erwartet hatten: Das Mädchen besiegt Quintus, beschämt ihn damit und besteht auf ihre Freiheit.

Sechshundertdreißig Seiten voller Spannung und Abenteuer. Iny Lorentz führen uns in ein wald- und moorreiches Germanien des 3. Jh. Mit einem Augenzwinkern berichten sie in dieser fiktiven Geschichte, wie die süddeutschen Stämme zu ihrem Namen als „Alemanen“ (Alle Mannen) kamen. Da ich kein Historiker bin, mag und kann ich nicht über historische Fakten in diesem Roman urteilen. Die sind übrigens in einem Nachwort ausgiebig erläutert worden. Mich faszinierte die abenteuerliche Geschichte. Damit beweisen die Erfolgsautoren ein weiteres Mal, mit welcher Professionalität und Perfektion sie eine Geschichte um die historischen Ereignisse herum aufbauen können. Figuren, die das Gefühl der Leser ansprechen, ob sie nun geliebt oder gehasst werden, ziehen den Leser mit. Der Spannungsbogen, mit dem Quintus auf Rache aus ist und mit der Gerhild um die Freiheit und die Selbstbestimmung ihres Stammes kämpft, hält von der ersten bis zur letzten Seite

Es macht Spaß, der blonden Germanin auf ihrem Weg zur Vereinigung der Germanenstämme zu folgen. Dafür gibt es eine glatte Empfehlung.

Lorentz, Iny
Die steinerne Schlange
Knaur Verlag
ISBN 9783426653517

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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