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Schlagwort: Liebe

Shilipi Somaya Gowda: GeheimeTochter

Shilipi Somaya Gowda: GeheimeTochter

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Vor der Unfruchtbarkeit.

Wie schwer es für junge Frauen ist, wenn sie erfahren müssen, dass sie keine Kinder haben können, darüber liest man in diesem Roman.

Zwei Familien, eine indische und eine amerikanische, bilden den Plot zur Erzählung.

In Indien sind Töchter nicht willkommen. Das muss die einfache Frau von Jasu erkennen, als er ihr das erste Kind, ein Mädchen, fortnimmt, und sie nicht weiß, was mit dem Kind geschehen wird. Als sie eine zweite Tochter bekommt, flieht Kavita nach Mumbai und lässt das kleine Würmchen in einem Waisenhaus. Vergessen kann sie ihre beiden kleinen erstgeborenen Mädchen nie! Später bekommt sie einen Sohn, den sie behalten darf.

In Kalifornien lebt Somer mit ihrem Mann Krishnan, einem in Amerika ansässig gewordenen Inder. Sie ist bitter enttäuscht, als sie nach zwei Fehlgeburten keine weiteren Kinder mehr bekommen kann. Mit 32 Jahren ist das ein schwerer Schicksalsschlag! Sie ist Kinderärztin und hat ein erfülltes Berufsleben. Doch zu einer Familie gehören für sie Kinder! Nach langen Überlegungen entschließt sie sich mit ihrem Mann, ein indisches Kind zu adoptieren. Man wird nicht erstaunt sein, als schließlich Asha, die dem Waisenhaus überlassene zweite Tochter von Kavita, in Somers Armen landet. Geschickt fügt die Autorin unterschiedliche Gegebenheiten zweier Kulturen und Kontinente zusammen.

Können doch Töchter in Indien leicht zur untragbaren Belastung werden, wenn man an die üppigen Hochzeitsbeigaben denkt, die eine Verheiratung dort kostet. Hier sind ökonomische Strukturen am Werk, die den Familien oft keine Wahl lassen, ein Kind zu behalten oder es wegzugeben. Auch werden häufig gerade feminine Föten abgetrieben.

In Amerika geht es um ganz andere Fragen wie z.B. die, wie sehr die gesellschaftliche Anerkennung auch von reichem Kindersegen bestimmt wird.

In dieser Weise bringt die in Amerika lebende Autorin Shilpi Somaya Gowda zwei gesellschaftliche Phänomene in die Diskussion, die ökonomische, gesellschaftliche und auch psychologische Fragen von Rang behandeln. Den unterschiedlichen Kulturen mit ihren Ritualen und einem ausgedehnten Familienleben in Indien steht die eher kühle und distanzierte Mentalität amerikanischen Gesellschaftslebens gegenüber.

S. Somaya Gowda hat plausibel und eingängig die Konflikte beider Familien aufgegriffen und zu einem spannenden und informativen Ganzen zusammen gefügt. Da gibt es Missverstehen, Abneigung, Liebe und die Suche nach der wahren Identität, die ans Herz rühren und den Horizont erweitern über die Vielfalt menschlicher Schicksale.

Der leicht erzählte Roman behandelt ein Thema, zu dem es in der Wissenschaft und in einschlägigen Magazinen unfangreiches Hintergrundwissen gibt. Die Koppelung der reichen amerikanischen Familie mit indischem Hintergrund und der armen Familie in den Slums von Mumbai geben der Geschichte die exotische Färbung, die das Ganze zu einem interessanten und abwechslungsreichen Schmöker macht. Fein ausgesponnen und liebevoll gezeichnet werden gesellschaftliche Verknüpfungen hier wie dort erkennbar.

Shilipi Somaya Gowda
Geheime Tochter
448 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch, August 2012
ISBN-10: 3462044451
ISBN-13: 978-3462044454
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John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter

John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter

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Das Leben, die Liebe und der Tod.

Diese Geschichte ist traurig. Doch wie sie erzählt wird ist bezaubernd, einfühlsam, echt und ehrlich.
Worum geht es?
Zwei Jugendliche begegnen sich in einer Selbsthilfegruppe für Krebskranke.

Hazel ist sechzehn Jahre alt und unheilbar an Krebs erkrankt. Sie will nicht in diese Gruppe, denn innerlich ist sie voller Rebellion und Auflehnung gegen ihr Schicksal. Als sie Augustus dort trifft, der sie anstarrt, ist es sehr bald um sie geschehen. Sie verliebt sich in diesen hübschen und aufmerksamen Jungen, der nur noch ein Bein hat. Das andere musste als Folge eines Knochenkrebses amputiert werden. Wer nun glaubt, er habe es mit einer gefühlsduseligen und rührseligen Geschichte zu tun, der irrt gewaltig!

Augustus ist ein Rebell wie Hazel und ironisch dazu. Auf der Ebene sachlicher und häufig zur Komik neigender Aussagen nähern sich die beiden in ihrer frühen Pubertät befindlichen Jugendlichen einander an. Sie können Mitleid und  Beileidsbekundungen nicht ausstehen. Eher wird übertrieben und gewitzelt, ohne je oberflächlich zu sein.

Die Dialoge zeugen von umwerfender Aufrichtigkeit, sarkastischem Hinnehmen und Wahrheitsliebe. Zugleich erlebt man eine Liebesgeschichte von rührender Hingabe und Anhänglichkeit im gemeinsamen Erleben von existenzieller Not und der Gewissheit der Begrenztheit des eigenen Lebens.

Selten wohl hat man in dieser Weise über Jugendliche mit Krebserkrankungen gelesen. Die Geschichte ist frei erfunden und zeigt doch eine außerordentliche Fähigkeit, sich in die Gefühlswelt der Kranken einzufühlen. Eltern und Kinder sind jeweils schwer getroffen. Die Peinlichkeiten und Frustrationen der begleitenden Umstände zu bewältigen, ohne zu verzagen, werden in dieser Geschichte überdeutlich dargestellt.

Ein ungewöhnliches Abenteuer verbindet zuletzt die beiden so schwer Kranken. Liebevoll, drastisch, traurig und zugleich froh genießen Hazel und Augustus ihre Liebe, und keiner weiß, wie lange sie auf Erden währen wird.

Auf dem Umweg über das Interesse an einem gemeinsam gelesenen Buch gelingt dem Autor John Green die feinfühlige Geschichte dieser Annäherung zweier schwer erkrankter junger Menschen. Mit unvergleichlichem Humor und Verständnis erzählt John Green seine Geschichte von Liebe und Tod, von Trauer und abenteuerlichem „Vorerleben“, wenn das Leben so früh enden muss.

Das als Jugendbuch deklarierte Kunstwerk wird jedoch besonders Erwachsene anrühren, so wie Jugendlich es nur bei dem nötigen Ernst für die Endlichkeit unseres Erdendaseins verstehen werden.

Der Autor John Green wird im Klappentext zu Recht mit Philip Roth und John Updike verglichen. Er lebt in Indianapolis/USA.

John Green
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
288 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, 2. Auflage, Juli 2012
ISBN-10: 3446240098
ISBN-13: 978-3446240094
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Amy Garvey: Deine Lippen, so kalt

Amy Garvey: Deine Lippen, so kalt

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Wenn ein über alles geliebter Mensch stirbt, dann ist der Wunsch, ihn von den Toten zurückholen übermächtig. Möglich ist es jedoch nicht, außer man verfügt über magische Kräfte.
In der Familie der der 17-jährige Wren spielt Magie eine Rolle. Die Frauen sind es, die über Fähigkeiten in diese Richtung verfügen. Gesprochen wird darüber allerdings nicht, so dass Wren wichtige Informationen fehlen, wie sie mit ihren Kräften umgehen sollte.

Als Wrens Freund Daniel bei einem Autounfall stirbt, holt sie ihn mit einem Beschwörungsritual von den Toten zurück. Über die Folgen hat sie sich keine Gedanken gemacht. Sie kann seiner Familie, ihrer Familie und den Freunden ja nicht erklären, dass Daniel plötzlich wieder da ist. Sie versteckt ihn auf dem Dachboden über der unbenutzten Garage der Nachbarin. Zunächst geht das gut. Wren geht ihrem normalen Leben nach, geht zur Schule und verbringt ihre Freizeit mit Daniel, den sie immer noch liebt, auch wenn er nun eine frostige Kälte verströmt.
Dann lernt Wren Gabriel in der Schule kennen. Er spürt ihre magischen Kräfte. Dass sie ihm von Daniel erzählt, ist mehr ein Versehen. Aber er glaubt ihr sofort und drängt sie zu einer Lösung des Problems. Dass Wren nicht den Daniel, den sie von früher kennt, zurückgeholt hat, ist ihr aber längst klar.

Es ist eine ausgesprochen traurige Geschichte, die hier erzählt wird. Dazu kommt die Schreibweise der Autorin, die diese unheilvolle Stimmung zum Klingen bringt. Sehr gefühlvoll sind die Worte gewählt.
Auch wenn Wren etwas wirklich ausgesprochen Schreckliches getan hat, etwas Selbstsüchtiges, sie hat es aus Liebe gemacht. Und man kann sie verstehen. Ihre innere Zerrissenheit wird sehr gut dargestellt.

Das Unheimliche ist, dass die Geschichte so wirklich wirkt. Die Autorin verstrickt sich nicht in Übertreibungen, hat nicht extra knallige Szenen entwickelt, um den Leser bei Laune zu halten. Die Geschichte lebt ja nicht nur von Spannung allein, es geht um viel mehr.
Das Buch mit dem ansprechenden Cover ist etwas Besonderes. Es hebt sich durch seine Einzigartigkeit aus der Masse an Büchern, die auf dem Markt sind, ab.

Rezensionen von Heike Rau

Amy Garvey
Deine Lippen, so kalt
Aus dem Amerikanischen von Katrin Weingran
320 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570153320
ISBN-13: 978-3570153321
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David Foenkinos: Souvenirs

David Foenkinos: Souvenirs

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Vom Glück und Segen der Erinnerungen

Der neue Roman von David Foenkinos steckt voller Weisheit, Lebenseinsichten und Beobachtungen des sich wandelnden individuellen Lebens heute, wie man es sich ehrlicher nicht vorstellen kann.

Der Icherzähler und Enkel seiner Großeltern berichtet Details aus dem Leben seiner Vorfahren. Voller Achtung und zugleich entsetzter Erkenntnis bringt er zusammen mit dem Vater dessen Mutter, seine Großmutter, ins Altenheim. Emphatisch und tief berührt hat er zuvor schon den Tod seines Großvaters erlebt. Auch anlässlich der Pensionierung des Vaters fällt ihm auf, wie schnell ein Mensch in Vergessenheit gerät. Der Verlust von Ansehen und Würde ist eklatant. Zwischen belustigender und fast karikierender Blickschärfe sieht der Enkel, wie alles Leben vergeht und man als jüngerer Mensch in so fernen Welten von den Alten lebt, dass man fast nicht weiß, wie und worüber man mit diesen sprechen soll.

Klar und ehrlich blickt der Enkel in die Zukunft! Er sieht in das Wartezimmer des Todes, wie man das Altersheim auch bezeichnen kann. Und er bemerkt, wie sich alle Jüngeren dieser Wahrnehmung zu entziehen trachten. Er selber dümpelt als Nachtportier vor sich hin, ohne so recht zu wissen, wohin die Reise gehen soll, bis auch ihm die große Liebe begegnet. Mit dem Schreiben, das er sich vorgenommen hat, will es allerdings nicht so recht vorangehen.

David Foenkinos streift in seinem Roman aber nicht nur das Alter sondern auch Kindheit und Jugend, und eine erstaunliche Liebesgeschichte bahnt sich an. Mit Sätzen wie: „Es gab in dem Hotel einen weiblichen Gast, eine Russin, der die magische Schönheit russischer Frauen und der durchdringende Blick eines tragischen 800 Seitenromans zu eigen war“ kann der Autor ganze Romaninhalte zusammenfassen.

Durch ein markante Wende kann man noch einmal zurückschauen in die Kindheit der Großmutter und erfährt bis hin zum zweiten Weltkrieg von Ereignissen, die von seltenem Erinnerungswert sind. „Erinnerungen sind eine Art Hafen; und vielleicht sind sie das Einzige, was uns wirklich gehört.“ Diesen Satz zitiert David Foenkinos aus den Memoiren Mastroiannis, denn er passt auch zu diesen Erzählungen.

Überraschende Ereignisse geben dem Roman eine Spannung, die bis zur letzten Seite anhält.

Die Geschichte wird mit einer Art Komik und in schwankenden Gefühlswelten erzählt, die von großer Warmherzigkeit und ernsthaftem Verstehen zeugen.

Tiefenscharf, klug und einsichtig zeigt uns David Foenkinos, wie das Leben so spielt und welche unvorhersehbaren Wendungen das Leben nehmen kann. Melancholisch bis ehrlich und zuweilen fast hilflos wirken seine Einsichten.

„Souvenirs“ sind Erinnerungsstücke. Genauso liest sich der Roman: als Puzzle einer Vielzahl von Erinnerungsstücken, das eine ganze Familiengeschichte in Einzelteilen zum Vorschein bringt. Man liest die Geschichten mit sich steigernder Erwartung, Freude und aus dem eigenen täglichen Leben resultierendem Wiedererkennungswert.

Dieser Roman wird als Glanzlicht aus den Neuerscheinungen im kommenden Herbst herausragen.

David Foenkinos
Souvenirs
332 Seiten, broschiert
Beck, Juli 2012
ISBN-10: 340663947X
ISBN-13: 978-3406639470
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Nicole C.Vosseler: Jenseits des Nils

Nicole C.Vosseler: Jenseits des Nils

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Liebe, Lust, Herz und Schmerz…

Fünf Kadetten des Royal Military College in Sandhurst sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Jeremy, Stephen, Leonard, Royston und Simon sind enge Freunde, die ihre Ferien im Kreise ihrer Familien auf den diversen Landgütern miteinander verbringen. Das ist das Leben des Landadels, der seine eigenen Gesetze des Umgangs mit einander pflegt. Die Schwestern der Kadetten bringen Lebenslust und amouröse Saiten zum Klingen. Man feiert, amüsiert sich und verliebt sich nicht immer zur Freude der dazu gehörenden Elternpaare. Wir schreiben das Jahr 1881 und bald schon müssen die jungen Burschen, die zur Elite des Landes gehören, in den Krieg ziehen. In Ägypten tobt der Aufruhr und im Sudan gibt es ebenfalls Rebellionen. Die Herrschaft über den Suezkanal, einer strategisch wichtigen Wasserstrasse, bestimmt die Mächte der jeweiligen Länder zum Eingreifen. Die politischen Verhältnisse sind konfus. Der Mahdi-Aufstand in Ägypten gegen die anglo–ägyptische Herrschaft führt zum Eingreifen Englands gegen die Aufständischen. Die jungen Offiziere ziehen für Königin Victoria und das englische Empire in den Krieg. Mit aller Härte werden sie in die grausame Realität des Krieges gestoßen.

Zurückgelassen haben sie Erinnerungen an lauschiges Liebesgeflüster, schönste Ballabende und so manches mehr…

Die jungen Frauen warten voller unerfüllter Sehnsüchte auf ihre Liebsten. Doch müssen sie vier lange Jahre auf die Rückkehr warten. Nichts bleibt in dieser langen Zeit ohne Spuren.

In einem schwelgerischen Ton mit vielen Worten und bunten Ausmalungen der Gärten, Kleider und des allgemeinen Ambientes überrascht dieser opulente Roman. Die Landadeligen haben ihre eigenen Formen und Regeln, an die man sich zu halten hat. Scharf sind die Augen der Erwachsenen auf das Tun und Treiben ihrer jungen Heranwachsenden gerichtet. So mancher Konflikt zwischen Alt und Jung blitzt dabei auf.

Zuweilen recht breit und in einem betont einfachen Stil geschrieben wird hier das Szenario einer verwöhnten englischen Gesellschaftsschicht aufgestellt. Da herrschten noch die Männer der Zeit gemäß in rauer Manier, und Frauen sind liebevolle, anschmiegsame Kätzchen ganz auf Heirat, Familie und Kinder programmiert. Konflikte deuten sich erst in den älter werdenden Ehen an. Doch gilt es im Laufe der langen Geschichte auch so manche Bewährungsprobe für alle Beteiligten zu meistern. Einst hatten sie nur fröhlich in den Tag hinein gelebt, nun reißt sie die brutale Wirklichkeit in den Strudel der Ereignisse.

Ein breites Gesellschaftsepos mit viel Herz, Schmerz, Abenteuer und Liebe wartet auf den Leser.

Der Roman gehört in die Kategorie der leichten Unterhaltung für kühle Ferientage. Er ist im besten Sinne ein Schmöker mit hohem Unterhaltungswert.

Nicole C.Vosseler
Jenseits des Nils
576 Seiten, gebunden
Bastei Lübbe, Juni 2012
ISBN-10: 3785724470
ISBN-13: 978-3785724477
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Amy Plum: Von der Nacht verzaubert

Amy Plum: Von der Nacht verzaubert

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Die Schwestern Georgia und Kate leben nach dem Tod ihrer Eltern bei den Großeltern in Paris. Auf unterschiedliche Weise versuchen die beiden mit ihrem Schmerz fertig zu werden. In einer schlaflosen Nacht gehen die Schwestern zusammen am Ufer der Seine spazieren. Sie beobachten etwas, für das sich auch im Nachhinein keine Erklärung findet. Wer sind diese Jungs, die hierbei eine Rolle spielen. Kate hat sie schon einmal gesehen. In einem Café. An einen von ihnen, muss sie immer wieder denken.

Bald beschäftigt Kate ein weiteres seltsames Vorkommnis. Ohne die Warnung eines Mädchens, wäre sie bei einem Besuch im Café ums Leben gekommen, als eine Verzierung aus der Fassade direkt auf den eben von ihr verlassen Tisch herabstürzt. Erst später wird klar, dass Vincent etwas mit ihrer Rettung zu tun hatte.

Im Musée Picasso sieht Kate Vincent wieder. Über den Vorfall an der Seine will er nicht sprechen. Dennoch lässt sie eine Verabredung zu. Danach geschieht so vieles, was Kate verunsichert und zweifeln lässt. Vincent bleibt ihr rätselhaft und geheimnisvoll. Und so beendet sie schweren Herzens die noch nicht einmal richtig begonnene Liebe. Aus dem Kopf bekommt sie ihn nicht.

Als sie bei Recherchearbeiten für die Schule ein Foto von Vincent in einem Zeitungsartikel entdeckt, ist sie noch viel ratloser. Denn die Abbildung ist vierzig Jahre alt. Doch nach und nach fügt sich alles zu einem Bild und Kate versteht. Vincent ist kein normaler Mensch. Er ist, wie er später selbst sagt, ein Revenant.

Die Liebesgeschichte um Kate und Vincent wird als sehr romantisch beschrieben. Trotz der ganzen anfänglichen Schwierigkeiten, weiß man sofort, dass die beiden zusammengehören. Was die Anziehungskraft zwischen den beiden ausmacht, wird von der Autorin sehr stimmungsvoll beschrieben.

Vincent ist kein Werwolf und auch kein Vampir. Es ist schwierig die Revenants zu beschreiben. Die Autorin hat hier etwas Neues erschaffen. Das ganze Ausmaß wird sicher erst in der Fortsetzung bekannt. Dass die guten Revenants skrupellose Gegenspieler mit bösen Absichten haben, macht die Sache spannend. Hier läuft ein Jahrhunderte alter Kampf, der noch längst nicht beendet ist. So hat das Buch auch düstere und gefährliche Szenen, auch Kampfszenen, aufzuweisen.

Die Charaktere, nun ja, sind ein wenig zu geschliffen. Teilweise wirkt das Verhalten von Kate und Vincent etwas aufgesetzt. Und auf die gängigen Klischees verzichtet die Autorin natürlich auch nicht. Manches ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Dennoch wird man gut unterhalten und hat seinen Spaß beim Lesen.

Rezension von Heike Rau

Amy Plum
Von der Nacht verzaubert
Aus dem Amerikanischen von Ulrike Brauns
400 Seiten, gebunden
Loewe Verlag
ISBN-10: 3785570422
ISBN-13: 978-3785570425
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Stefan Merrill Block: Aufziehendes Gewitter

Stefan Merrill Block: Aufziehendes Gewitter

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Psychogramm einer desolaten Paarbeziehung.

Der siebenjähriger Stefan Merrill Block will Lastwagenfahrer werden! Das beschließt er nach einer Fahrt und Unterhaltung mit einem Lastwagenfahrer, der die Familie zum Haus der Großmutter fährt.
Was erwartet ihn dort?
Das verrottete Haus der Großmutter liegt an einem See im Wald. Dort verbrennt die Großmutter gerade die Briefe ihres Mannes Frederick.
So beginnt eine irrwitzige Familiengeschichte, die von einer starken Großmutter und einem ziemlich verrückten Großvater handelt.

Was war passiert?
Frederick hat angetrunken an einer viel befahrenen Straße exhibiert und ist dafür in eine Heilanstalt für Geisteskranke eingewiesen worden. Was er nicht weiß: weil er von der Polizei eingewiesen wurde, hat er nicht die Selbsteinweisung unterschrieben. Er kann so nur mit Einwilligung des leitenden Psychiaters entlassen werden. Dieser ist nicht gewillt, die Entlassung zu befürworten.

Ähnlich wie in der Geschichte „.. Einer flog über das Kuckucksnest“ wird hier von einem Fall berichtet, der durch das Labyrinth einer Institution der Psychiatrie führt.

Frederick ist manisch- depressiv. Seine Frau Katharine hat früh bemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Doch sie hat es bisher immer verstanden, die Ausfälle ihres Mannes zu entschuldigen oder zu vertuschen. Jetzt, anlässlich eines gemeinsamen Wochenendes mit Freunden, muss sie sich der Wahrheit stellen, dass Frederick krank ist und der Hilfe bedarf.

Damit beginnt der Bericht einer unglaublichen Geschichte. Still gestellt und der Willkür eines ehrgeizigen Anstaltsleiters ausgesetzt erfährt Frederick die ganzen Schrecknisse der Institution „Psychiatrie“. In dieser Einrichtung wird dem Patienten die letzte Würde geraubt, und er fühlt sich der infamen Behandlung von Ärzten ausgesetzt, die zuweilen selber nicht frei sind von psychischen Störungen.

Ihres Willens beraubt gehört ein hohes Maß von Intelligenz der Patienten dazu, sich in die Strukturen der Institution hineinzuversetzen, um einen Ausweg aus der Kasernierung zu finden. In großartigen Szenen stellt uns der Bericht vor die Wahl: sich auf die Seite des eitlen und ehrgeizigen Dr. Canon zu stellen oder mit Wut und Empörung auf die Zumutung der Behandlung zu reagieren.

Äußerst feinsinnig und tiefenscharf werden die psycho-dynamischen Beziehungsmuster zwischen Gesunden und Kranken analysiert. Die Trennlinie zwischen beiden ist selten klar sondern eher fließend in ihrer Unergründlichkeit.

Stefan Block versteht etwas von den zwischenmenschlichen Abartigkeiten und ihren Abgründen. Sein Roman ist der wahren Familiengeschichte seiner Großeltern entnommen und wirkt überzeugend und eindringlich in ihrem Wahrheitsgehalt. Intelligent, witzig und mit der nötigen Distanz vermag er Zusammenhänge aufzuzeigen, die den Leser stark anrühren. Eine Familiengeschichte wird in der Rückschau lebendig, in der es Liebe, Hass, Krankheit,  menschliches Versagen und immer wieder auch Hoffnung gab.

Einmal mehr zeigt ein amerikanischer Erzähler seine herausragende Fähigkeit, aus dem wahren Leben eine faszinierende Studie zu machen. Stefan Merrill Block steht mit diesem Roman in der Tradition anderer bekannter amerikanischer Autoren wie Jeffrey Eugenides, Jonathan Franzen, Richard Powers, Elizabeth Strout und noch vielen anderen. Ein gelungenes Meisterwerk von poetischer Aussagekraft mit sachlichem Hintergrundwissen ist dem Autor Stefan Merrill Block gelungen.

Stefan Merrill Block
Aufziehendes Gewitter
384 Seiten, gebunden
Piper, März 2012
ISBN-10: 3492054536
ISBN-13: 978-3492054539
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Brigitte Melzer: Die Fluchweberin

Brigitte Melzer: Die Fluchweberin

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Am Rande des Dartmoor Nationalparks liegt das Internat Holbrook Hill. Es erinnert an ein Spukschloss. Raine McDaniels ist jetzt hier Schülerin. Sie hat eine bewegte Vergangenheit. In Holbrook Hill hofft sie ein wenig zur Ruhe kommen zu können. Doch eine Schülerin kann es nicht lassen, Raine immer wieder zu schikanieren. Kim ist eifersüchtig, weil ihr Freund Max zunächst ein Auge auf Raine geworfen hat, bevor er sich für sie entschieden hat. Nach einer erneuten Konfrontation, verliert Raine die Beherrschung und verpasst Kim mit einem Fluch einen Ausschlag ans Kinn. Dabei wollte Raine ihre Fähigkeiten hier nicht nutzen. Es ist viel zu gefährlich verbotene Magie anzuwenden.

Dabei hatte Max nie eine Chance. Raine lässt niemanden an sich ran. Ihre Freunde Mercy, Ty und Lily sind nur Tarnung, damit die Lehrer keinen Verdacht schöpfen. Der neue Schüler Skyler Matthews lässt sich allerdings nicht so einfach abweisen. Dass Raine ihm zugewiesen wurde, um ihm die ersten Wochen an der neuen Schule zu erleichtern, lässt ihn immer wieder ihre Nähe suchen. Und zu ihrem eigenen Erstaunen findet Raine nach und nach Gefallen an ihm.

Max hat seiner misstrauischen Freundin Kim mittlerweile ein Medaillon als Liebesbeweis geschenkt. Als Raine es in die Finger bekommt, kann sie nicht anders. Es ist reiner Selbstschutz. Sie nutzt das Schmuckstück für einen mächtigen Fluch, der bei Kim, die weiterhin keine Ruhe gibt und immer gemeiner wird, zu einer Sinnesänderung führen soll.

Tatsächlich verhält sich Kim danach anders. Freundlich begegnet sie ihren Mitschülern und auch Raine. Doch bald bekommt Raine zu spüren, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Sie hat etwas in Gang gesetzt mit ihrem Fluch.

Raine ist eine sehr sympathische Hauptfigur. Die Geschichte ist direkt aus ihrer Sicht geschrieben. Man versteht ihr Bedürfnis, sich abseits zu halten und Kontakte zu vermeiden. Die Magiepolizei ist wachsam und hat ihre Augen überall. Niemand darf erfahren, dass sie verbotene magische Fähigkeiten hat. So handelt sie meist sehr überlegt, scheut jedes Risiko. Das macht sie glaubwürdig in ihrer Art zu handeln.

Als Skyler die Szene betritt, werden Raines Pläne durcheinandergewirbelt. Von Anfang an lässt er sie nicht mehr aus den Augen. Seine anhängliche Art wirkt allerdings unpassend. Skyler wird als Figur also etwas merkwürdig dargestellt. Dass das seinen guten Grund hat, erfährt man erst später. Dann erst wird das Buch richtig spannend.

Nach diesen anfänglichen Irritationen, die doch etwas auf den Lesegenuss drücken, nimmt die Geschichte also an Fahrt auf. Was dann im letzten Drittel erst richtig zur Geltung kommt, ist die Stimmung. Man spürt das Finstere, das Bedrohliche. Was die Autorin an Spannung anfangs verpasst hat, kommt nun am Ende des Buches zum Tragen. Da baut die Autorin bildgewaltige Szenen ein, die beeindrucken und die vergessen lassen, dass der Anfang doch ein wenig langweilig war.

Rezension von Heike Rau

Brigitte Melzer
Die Fluchweberin
383 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter
ISBN-10: 3800056623
ISBN-13: 978-3800056620
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Viveca Sten: Die Toten von Sandhamn

Viveca Sten: Die Toten von Sandhamn

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Dieses ist bereits der dritte Fall von Thomas Andreasson. Schon die beiden ersten Bände dieser Krimireihe von Viveca Sten lösten Begeisterung aus.

Dieses Mal wird der Kommissar zu einem Fundort mit Leichenteilen, genauer gesagt: einem abgetrennten Arm, gerufen. Es scheint sich um die zwanzigjährige tote Lena zu handeln, Tochter der Roséns, die seit vier Monaten vermisst wird.

Einzelheiten über die Bewohner der Insel Sandhamn spielen wie immer eine wichtige Rolle. So erfahren wir, wie es mit der Ehe von Nora und Henrik weiterging, einem Paar, das schon lange in einer zerrütteten Ehe gelebt hat. Die Kinder der Paare und ihre Freunde sind wichtige Protagonisten; über sie erfährt man etwas von dem gemütlichen Leben auf der Insel. Es sind neben den Alteingesessenen die begüterten Bürger, die hier ihre Sommerhäuser besitzen. Nora ist aus Wut über die Untreue ihres Mannes gerade jetzt im Winter auf die Insel geflüchtet. Doch auch diese Jahreszeit besitzt ihre Reize. Nur fanden leider ihr Söhne Adam und Simon die Leichenteile! Was für ein Schock!

Parallel verläuft die Geschichte von Gottfrid und Vendela fast hundert Jahre früher. Sie sind ein zerrüttetes Ehepaar mit dem unsympathischen Sohn Thorwald, einem verstockten und eingeschüchtertem Kind, und der von Gottfrid heiß geliebten Tochter Kristina. Wie diese Familie mit den Ereignissen auf Sandhamn im Jahr 2007 verzahnt wird , das ist die Kunst der hervorragenden Krimiautorin Viveca Sten. Sie verzaubert mit herausragenden Milieubeschreibungen, die sich am Wetter, dem Himmel und dem Klima festmachen. Düstere Familiengeheimnisse, grausamer Erziehungsmissbrauch und ein ungerechter, cholerischer Vater bestimmen die Handlung um 1920. Nun, im Jahr 2007, fügt sich alles zu einem Krimi zusammen, der es in sich hat.

Hoffentlich gesundet der während einer Verfolgungsjagd schwer unterkühlte Thomas Andreasson, damit wir noch in vielen weiteren Krimis von seinen Taten hören dürfen!

Viveca Sten schreibt packend und weckt Neugierde, so dass man ihre Bücher nicht aus der Hand legen mag!

Viveca Sten
Die Toten von Sandhamn
352 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch, Mai 2012
ISBN-10: 3462043889
ISBN-13: 978-3462043884
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Inara Scott: Night Academy – Die Begabte

Inara Scott: Night Academy – Die Begabte

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Dancia Lewis ist vierzehn Jahre alt, als sie die Einladung für die Night Academy persönlich überbracht bekommt. Sie soll sogar ein Vollstipendium erhalten. Allerdings ist die Schule Schülern mit besonderen Fähigkeiten vorbehalten. Zwar hat Dancia außergewöhnlich Kräfte, doch kann eigentlich niemand davon wissen. Sollte sie tatsächlich, wie man ihr sagt, aufgrund ihres außergewöhnlichen Mutes aufgefallen sein?

Die Schule ist beeindruckend, wird aber sehr abgeschirmt. Die Sicherungsvorkehrungen sind entsprechend. Dancia, die bisher immer versucht hat, unauffällig zu bleiben, um ja nicht die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken, kann sich nun in der neuen Schule doch etwas gelassener geben.
Cameron Sanders, ein älterer Schüler, kümmert sich in seiner Funktion als Schulsprecher zudem liebevoll um sie. In Esther und Hennie findet Dancia sogar Freundinnen. Die beiden haben echte Begabungen. Anders als Jack Landry, den Dancia von einer eher seltsamen Begegnung in Danville bereits kennt. Auch er weiß nicht so genau, warum er hier ist.

Dancia hält es für möglich, dass auch andere Schüler, ebenso wie sie selbst, neben ihren Talenten auch übersinnliche Fähigkeiten haben, die nicht für andere ersichtlich sind. Was genau in der Schule vor sich geht, und warum nicht mit offenen Karten gespielt wird, lässt sich nicht sagen. Dancias Misstrauen wächst.

Die Autorin überzeugt sofort mit ihrem Schreibstil, der sehr flüssig zu lesen ist. Dancia ist ein interessantes junges Mädchen. Durch ihre bewegte Vergangenheit wirkt sie sehr erwachsen. Auch wenn sie bei ihrer Oma lebt, ist sie doch auf sich allein gestellt. Um jeden Preis versucht sie, ihr Geheimnis zu wahren. Das hat sie zur Einzelgängerin gemacht.

Die Night Academy ist natürlich keine normale Schule, auch wenn es zunächst so scheint. In diesem ersten Teil geht es für Danica vor allem darum, hinter die Geheimnisse dieser Schule zu kommen. Weiterhin lernt Dancia Schüler und Lehrer kennen. Zwei Jungs spielen eine Rolle. Der draufgängerische Jack und der bodenständige, aber geheimnisvolle Cam.

Das ist auch wirklich alles spannend gemacht. Aber um viel mehr geht es eben nicht. Kritisch betrachtet, hat man es im Grunde hier mit einer Einleitung zu tun. Es passiert nichts, was die Handlung ordentlich voranbringt. Auch wenn sich das Buch gut liest, ist es inhaltlich wenig überzeugend. Das ist dann doch ein etwas dünner Serienauftakt.

Rezensionen von Heike Rau

Inara Scott
Night Academy – Die Begabte
Aus dem Englischen von Petra Knese
352 Seiten, gebunden
Egmont INK
ISBN-10: 3863960424
ISBN-13: 978-3863960421
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