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Schlagwort: Mary Lawson

Auf der anderen Seite des Flusses

Auf der anderen Seite des Flusses

Von dem Tag an, als sein Bruder Jake geboren wird, kommt dem 5-jährigen Arthur die Rolle des Beschützers zu. Er tut es seiner Mutter zuliebe, die von Anfang an Angst um den kleinen Jake hat. Als die Geschwister heranwachsen stellt sich immer mehr heraus, wie unterschiedlich sie sind. Arthur schlägt seinem Vater nach, einem hart arbeitenden Farmarbeiter, während Jake seiner Mutter ähnelt und sich nicht für die Farm interessiert. Jake kann es nicht lassen, seinen Bruder immer wieder zu provozieren. Oft bringt er ihn in Schwierigkeiten. Mit Mädchen hat Jake im Gegensatz zu Arthur jedoch keine Probleme.

Nach einem Unfall von Jake, verursacht durch seine Leichtsinnigkeit, steht die Familie durch die Kosten für Operationen und Krankenhaus mit Schulden da. Die Farm steht auf dem Spiel. Arthur plagen zudem Schuldgefühle. Er glaubt, er hätte seinen Bruder helfen können, es aber unterlassen.

Als der Krieg beginnt, sieht Arthur ihn als Ausweg aus allem. Er will Soldat werden und nie wieder die verhasste Schule besuchen. Doch auf Grund seiner Plattfüße wird er abgelehnt. Dennoch steht bald die Farmarbeit wieder an erster Stelle. Es gibt so viel zu tun, dass Arthur nicht mehr zu Schule gehen muss, auch wenn seine Mutter das gerne gesehen hätte.

Als der Vater bei einem Unfall mit dem Traktor stirbt, muss Arthur die Farm allein übernehmen, da Jake kein Interesse daran hat. Zwei Kriegsgefangene, noch halbe Kinder, müssen mit ihm arbeiten.
1944 kommt Reverend March mit seiner Tochter Laura nach Struan. Arthur verliebt sich in sie und sieht erstmals etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Doch als Jake es herausbekommt, versucht er Laura zu erobern, obwohl sie gar nicht sein Typ ist. Die Situation wird komplizierter.

„Auf der anderen Seite des Flusses“ erzählt vom Schicksal zweier Brüder, die unterschiedlicher nicht sein können. So brodelt immer zwischen den Zeilen ein Konflikt, der schicksalhaft enden wird, das ahnt man von Anfang an. Und das ist es auch, was das Buch so spannend macht.
Der Leser blickt aus zwei Perspektiven auf die Geschichte. Eine beginnt im Jahre 1925, die andere 1957. Der Leser erfährt also schon vorab, wie sich die Zukunft gestalten wird, wer von den Brüdern Laura letztendlich heiraten wird, kennt aber zunächst die Zusammenhänge noch nicht. Der so konstruierte Aufbau des Buches erhöht die Dramatik. Man ist gefesselt von dieser Geschichte, kann sich ihr nicht entziehen.
Das Buch liest sich ganz wunderbar. Es ist außerordentlich flüssig geschrieben. Es hat, was Gefühle betrifft, sehr viel Tiefgang und wirkt dadurch sehr berührend. Und auch die Charaktere werden sehr facettenreich beschrieben, so dass man Zugang zu ihnen hat.
„Auf der anderen Seite des Flusses“ ist ein rundherum gelungener, ausgesprochen lesenswerter Roman.

Rezension von Heike Rau

Über die Autorin:
Mary Lawson ist in Ontario aufgewachsen und lebt seit 1968 in Surrey, England, reist aber mindestens einmal im Jahr in ihre Heimat Kanada. Mary Lawson ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Mary Lawson
Auf der anderen Seite des Flusses
400 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN-10: 3-453-26533-5
ISBN-13: 978-3-453-26533-2
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