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Matthew und Ainsley Johnstone: Mit dem schwarzen Hund leben

Matthew und Ainsley Johnstone: Mit dem schwarzen Hund leben

Was tun, wenn ein Angehöriger oder man selbst an einer Depression erkrankt?

Im Jahre 2008 erschien ein erster Band des Artdirektors und Designers Matthew Johnstone, in dem er seine Depression mit kurzen Texten und einprägsamen Bildern beschrieb.
Inzwischen hat er zusammen mit seiner Frau Ainsley ein weiteres Buch zum Thema erstellt, in dem es um die Angehörigen von Menschen geht, die an einer Depression erkrankt sind. Ainsley Johnstone zeigt in ihrer Einleitung, wie überraschend und quälend die ersten Schritte für sie waren, bis sie verstanden hat, was es mit der Depression ihres Mannes auf sich hat.

Nachweislich ist die Depression eine weit verbreitete Volkskrankheit. Doch nach wie vor grassiert auch die Meinung, man müsse sich „ nur zusammenreißen,“ dann gehen die Lethargie und das Unbehagen schon vorüber.
Die Verlegenheit und Bedrückung, ja Peinlichkeit, an einer Depression erkrankt zu sein, macht es Menschen schwer, über ihre Krankheit mit deren Begleiterscheinungen zu sprechen. Angehörige und Freunde sind oft hilflos in ihrem Begehren, dem Kranken, denn um eine Krankheit handelt es sich hier, mit den richtigen Worten und Taten zu helfen.

Das nun erschienene zweite Buch bietet Unterstützung und Hinweise für jene, die den Kranken zur Seite stehen möchten. Wie im ersten Buch wird mit der Bildgestaltung der Sinngehalt der geschriebenen Texte verdeutlicht.
Manches ist Wiederholung, z.B. wie sich die Depression zeigt.
Dieses Mal aber dreht es sich um die Reaktionen, mit denen man auf die äußere Vernachlässigung, die Müdigkeit oder die Wutanfälle reagieren könnte. Der schwarze Hund ist der stumme oder auch überwältigende Begleiter, der unter dem Stuhl, hinter der Tür oder unter dem Tisch lauert, und den Depressiven mit seinen Klauen bremst. Die Reaktionen der Helferinnen und Helfer auf den Kranken bedürfen der intensiven Selbstbeobachtung, damit sie nicht schädigend wirken. Da geht es um Geduld, freundliche Zuwendung, Akzeptanz, eventuelle Abmachungen und um mögliche Abgrenzungen, damit man von der Krankheit im wahrsten Sinne des Wortes nicht angesteckt wird.

Das Buch ist ermunternd und hilfreich. Es wird nicht um die Krankheit herumgeredet, und es wird nichts beschönigt. Die Bilder zeigen anschaulich, wie es im Haus und Heim aussehen kann, wenn jemand mit einer Depression darin wohnt. Tröstliche Worte aber zeigen: auch der schwarze Hund kann verschwinden. Man kann ihn bekämpfen, mit ihm leben lernen und ihn vielleicht sogar besiegen!
Die Wege bis dahin sind vielfältig. Dass man Hilfe finden kann und Angehörige wichtig sind, das beweisen Matthew und Ainsley Johnstone im besten Sinne mit ihrem Gemeinschaftswerk.
Sogar die Arbeit an dem Buch konnte zu einem Gewinn für die Heilung werden. Man sollte es lesen und verschenken, wenn man im eigenen Umkreis von einer Depression erfährt,–wenn! Denn das bleibt das große Fragezeichen: wer bekennt sich und lässt es zu, über sich und diese unheimliche Krankheit zu sprechen?
Dieses Buch dient der Ermutigung dazu!

Matthew und Ainsley Johnstone
Mit dem schwarzen Hund leben
80 S., gebunden
Kunstmann Verlag
ISBN-13: 978-3888975943

Mein schwarzer Hund

Mein schwarzer Hund

Matthew Johnstone
Mein schwarzer Hund
Kunstmann
ISBN 3888975379

Wer Depressionen aus eigener Anschauung kennt, der weiß, dass sie nur schwer zu beschreiben sind. Eine Stimmung tiefster Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit und Antriebslosigkeit gepaart mit dem Gefühl der Isolation, der Verlassenheit und der Unmöglichkeit, sich der Umwelt gegenüber zu erklären, breitet sich aus. Jede vierte Frau und jeder sechste Mann erkrankt im Laufe des Lebens daran. Aber was heißt hier Krankheit? Gibt es doch immer noch im Volksmund die Meinung, dass der Kranke sich nur anstelle, dass er sich nur zusammenreißen müsse, und dass ja alles nur „psychisch“ sei. Mit der Betonung auf dem Wörtchen „nur“ wird die endgültige Abwertung der Krankheit beschlossen. Wer so redet, der weiß nicht, wovon er spricht!
Wie in einem Vorwort von Gordon Parker, Psychiater und Professor an der New South Wales University in Sidney, angemerkt wird, gehört die Depression zu einer der schlimmsten Geißeln der Menschheit. Sie ist weit verbreitet, oft verkannt und nicht ernst genommen und kann den Betroffenen das ganze Leben verderben. Dabei gibt es unterschiedliche Schweregrade, und die Ausprägungen können ebenfalls sehr verschieden sein.

Matthew Johnstone, Artdirektor und Designer, hat seine eigene Geschichte hier gemalt! Seine Depression kommt in Gestalt eines schwarzen Hundes daher. Mit einfühlsamen Begleittexten malt er die Zustände, die er während einer Depression durchlebt. Indem Johnstone der Depression die Gestalt des schwarzen Hundes gibt, wird die Krankheit praktisch visualisiert. Der Hund ist die Depression! Mit ihr kann man sprechen, kämpfen und sie zu bezwingen versuchen. Dabei muss man Niederlagen einstecken, die bis zur Selbstaufgabe führen können. Der Hund ist groß und der Held ganz klein neben ihm, was die Wirkung der Gewalt verstärkt. Man kann den Hund aber auch an die Leine nehmen, man kann mit ihm schimpfen, ihn überreden, von einem zu lassen,–und er kann einem den Weg zu einem fachkundigen Helfer, sei es ein Arzt oder Therapeut, weisen! Der Autor verbindet mit seiner Geschichte die Hoffnung, dass auch die schlimmsten „Hundstage “ einmal vorübergehen werden!
Der Trübsinn in Form schwarzer Wolken, die Müdigkeit, Lebensunlust und die Verzweiflung werden in deutlichen Bildern mit klaren Farben wiedergegeben. Regen, Sturm und hohe Wellen untermalen den inneren Zustand des Helden.
Der Kampf um Befreiung mündet in die Einsicht, dass man mit dem Hund leben muss, ihn aber bezähmen kann.

Mit seinen humorvollen Texten und den dazu gemalten Aktivitäten bekommt die Krankheit Depression ein Gesicht. Sie wird fassbar und für den Laien vorstellbar. Es ist ein enormer Verdienst von Matthew Johnstone, dass er, der mit der Gabe des Zeichentalentes ausgestattet ist, dieses eindrucksvolle Buch geschaffen hat.
Dass hier kein Ratgeberbuch entstanden ist sondern eine einfache Geschichte, dass nicht nur die traurige und schwarze Seite der Krankheit gezeigt wird, ist erbaulich und ermutigend.
Sowohl für Menschen, die an einer Depression erkrankt sind als auch für Angehörige und Freunde ist das Buch ein Gewinn!
Man sollte es kaufen, verschenken und damit zur Aufklärung über einer Krankheit beitragen, die boshaft, heimtückisch, unerklärlich und in ihrer Ausdruckform absolut beängstigend ist! Am Ende der Geschichte steht die Zuversicht!

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