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Eva Muszynski: Wo ist die Maus?

Eva Muszynski: Wo ist die Maus?

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Der Elefant sitzt auf der Wiese und wartet auf die Maus. Er wartet und wartet und wartet. Doch Mathilda lässt sich nicht blicken. Also fragt Erwin den Fuchs, ob er Mathilda gesehen hat. Doch da unten, wo Fred hinschaut, ist sie nicht. Als nächstes fragt der Elefant die Giraffe. Gabi hat aus ihrer Höhe einen schönen Rundumblick. Doch auch da oben ist Mathilda nicht. Der Elefant ist geduldig. Aber Mathilda scheint nicht mehr zu kommen, was er sehr schade findet. Er steht auf und geht. Auf der nächsten Seite wird ersichtlich, wo die Maus steckt.

Zunächst fällt natürlich auf, dass es sich bei dem Buch um ein Öko-Pappbuch aus Recyclingpapier handelt, das mit Ökofarben bedruckt ist. Das ist eine gute Sache, auch wenn das Buch recht dunkel wirkt und die Farben nicht strahlen. Dass können Eltern zum Anlass nehmen, schon mit kleinen Kindern, soweit sie es verstehen, über Umweltschutz zu sprechen.
Das Buch hat schöne dicke Pappseiten, die gut für Kinderhände geeignet sind. Gedacht ist das Buch für Kinder von 2 bis 4 Jahren.

Erzählt wird eine spannende Episode aus dem Leben von Elefant Erwin und Maus Mathilda. Für Kinder ist es ein spannendes Buch mit einer gelungenen Überraschung am Ende.
Eine lange Beschäftigung mit dem Buch ist möglich. Die Kinder lernen verschiedene Tiere kennen. Und bald werden sie sich sicher auch die Namen gemerkt haben. Interessant ist es, festzustellen, dass Fuchs und Giraffe unterschiedliche Blickwinkel haben. Daraus entstehen natürlich einige Fragen, wo die Maus denn tatsächlich sein könnte.
Es ist erstaunlich, wie geduldig Erwin ist, auch wenn seine Beharrlichkeit im Moment nicht belohnt wird.
Die Bilder sind einfach gehalten und nicht mit Details überfrachtet. Kinder können sich so gut auf das Wesentliche konzentrieren. Die Tiere sind sehr schön gezeichnet und ihre Mimik aussagekräftig.
Das Pappbilderbuch sorgt also für viel Gesprächsstoff zwischen Vorleser und Kind.

Rezension von Heike Rau

Eva Muszynski
Wo ist die Maus?
Vierfarbiges Öko-Pappbilderbuch mit Ökofarben
2 – 4 Jahre
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407823037
ISBN-13: 978-3407823038
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Jonathan Emmet: Das allerschönste Geheimnis

Jonathan Emmet: Das allerschönste Geheimnis

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An einem schönen Sommertag beschließt Maulwurf, einen Erkundungsgang zu machen. Die Hitze ist er allerdings nicht gewöhnt. An einem Baumstumpf setzt er sich, um eine Pause zu machen. Die Maus, die hier wohnt bemerkt ihn. Die beiden stellen sich einander vor. Maus zeigt Maulwurf ihr zu Hause. Im Inneren des Baumstumpfs hat sie sich ein gemütliches Nest gebaut. Die beiden mögen sich und werden Freunde. Maulwurf hat noch andere Freunde, aber seine Freundschaft zu Maus, möchte er lieber geheim halten. Maulwurf und Maus treffen sich immer wieder.

Die Freunde Maulwurfs wundern sich. Wo ist Maulwurf nur und warum hat er nie Zeit? Als sie ihn dann doch einmal treffen, erkundigen sie sich natürlich, warum Maulwurf so selten zu sehen ist. Immer noch will Maulwurf sein Geheimnis für sich behalten. Aber dann kommt Maus, um Maulwurf zu besuchen und die anderen Freunde lernen sie kennen. Schnell freundet sie sich mit Igel, Hase und Eichhörnchen an. Maulwurf gefällt das zunächst gar nicht. Aber bald ändert er seine Meinung.

Kinder kennen das. Ein neuer Freund ist ungeheuer spannend. Man möchte ihn am liebsten für sich alleine haben. Diese Situation greift der Autor auf und zeigt, dass man seine alten Freunde dennoch nicht vernachlässigen sollte, sondern den neuen Freund in den vorhandenen Freundeskreis mit einbeziehen sollte. Das Thema ist auf kindgerechte Weise sehr spannend und anschaulich umgesetzt. Dazu trägt nicht nur der Text bei, sondern auch das Bildmaterial. Dabei ist das Buch komplett illustriert und die Schrift darauf aufgesetzt, so dass Kinder, wenn die Geschichte vorgelesen wird, die Bilder eingehend betrachten können. Das Buch kann als Anlass für ein Gespräch genommen werden, das Kinder interessiert. Sich mit dem Thema zu beschäftigen, fördert auf spielerische Art und Weise die soziale Kompetenz der Kleinen.

Rezension von Heike Rau

Jonathan Emmet
Das allerschönste Geheimnis
Mit Illustrationen von Vanessa Cabban
Aus dem Englischen von Peter Ahorner
32 Seiten, gebunden
Annette Betz Verlag
ISBN-10: 3219115411
ISBN-13: 978-3219115413
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Maus

Maus

1992 gewann Maus, ein Comic-Buch von Art Spiegelman, den Pulitzer Preis und ebnete damit den immer noch steinigen Weg für Comics zu den höheren Weihen der seriösen Literatur. Den Einfluss, den Maus somit hatte, kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Maus findet sich in jedem Kanon seiner Literaturgattung und hat es außerdem fertig gebracht, Eingang zu finden in die Liste der Referenzwerke, wenn es um den Holocaust geht – eine Leistung, die einmalig sein dürfte für ein „graphic novel“.

Maus (Untertitel: „Die Geschichte eines Überlebenden“, originial „A Survivor’s Tale“) wird in zwei Bänden ausgeliefert: „Mein Vater blutet Geschichte“ („My father bleeds history“) und „Und hier begann mein Unglück“ („And here my troubles began“). Band eins führt den Leser in die Rahmenhandlung ein, die im gegenwärtigen New York spielt. Art Spiegelman, der Autor von Maus, besucht seinen alten, kranken Vater Vladek Spiegelman, der als junger Mann die Schrecken des deutschen Überfalls auf Polen 1939 und den anschließenden Holocaust er- und überlebt hat. Wie man bereits vermuten konnte, ist der Vater Jude. Art, der zu Vladek ein schlechtes Verhältnis hat, fragt seinen Vater im Laufe der Besuche immer wieder nach dessen Jugend aus, nach dessen Geschichte, die Art in einem Buch verarbeiten will. Und Vladek erzählt ihm alles, ungeschönt und detailgetreu. In Band eins erfährt der Leser von den Jahren vorm Krieg und der deutschen Besatzung. Vladek und seine Familie schaffen es immer wieder, sich auf abenteuerlichste Weise den Nazis zu entziehen – bis sie nach und nach getrennt und schließlich doch verhaftet und deportiert werden. An den Toren Auschwitzs, wie an den Toren der Hölle, endet Band eins.

Band zwei nimmt die Geschichte dort auf und berichtet vom Wahnsinn des Alltags im bekanntesten aller Vernichtungslager. Gleichzeitig fährt die Rahmenhandlung damit fort, dass Vladeks Gesundheitszustand im heutigen New York sich verschlechtert, und dass seine Frau ihn verlässt. Nach einem besonders schlimmen Anfall zieht sich der Vater in eine Hütte auf dem Land zurück und bringt seinen Sohn dazu, ihn dort zu besuchen. Art kann sich dessen nicht entziehen, auch wenn er es gerne wollte – noch hat der Vater ihm nicht alles erzählt, was er für sein Buch braucht. Vladek schildert die vielen Augenblicke in Auschwitz, in denen er dem Tode nur haarscharf entronnen ist. Das Lagerleben, auf diese Weise ein persönlicher Bericht, geht dabei näher als eine Dokumentation es könnte. Auch Vladeks Frau hat das Schicksal nach Auschwitz verdammt, und all sein Streben ist es, sie zu sehen und ihr zu helfen. Der Ausgang ist ungewiss – das Ende des Krieges naht, doch die Nazis wollen in ihrem eigenen Untergang noch alle anderen mit sich reißen. Durch die Authentizität, die unglaubliche Detailfülle, die vielen Intrigen und beteiligten Personen wirkt – und ist – Maus ungeheuer vielschichtig und echt. Dabei wird keines der großen Themen ausgelassen: wir erfahren von Leid, Verrat, Liebe, Tod, Neid, und dem Schrecklichen, zu dem Menschen aus Verblendung oder in höchster Not fähig sind.

Warum heißt das Buch eigentlich „Maus“? Bei all diesen Ausführungen klingt Maus eher wie ein – was die Form betrifft – üblicher Roman, aber das ist es nicht. Durch die Möglichkeiten des Selbstgestaltens der visuellen Aspekte hat Art Spiegelman der Geschichte seines Vaters eine größere Metaphorik verliehen: Die Juden sind als Mäuse gezeichnet, die Deutschen als Katzen. Polen wurden zu Schweinen, Amerikaner zu Hunden. So wäre uns einer der größten symbolischen Momente des Comics auf konventielle Weise verloren gegangen – als die Juden sich als Polen ausgeben, um nicht von den Nazis deportiert zu werden, binden sich die Mäuse Schweinemasken vors Gesicht. Das verdeutlicht auf einfache und dennoch prägnante Weise die ethnische und nationale Abgrenzung jener schweren Zeit. Zur Form ist weiterhin zu sagen, dass die eizelnen Panele des Comics in Schwarz-weiß gehalten sind; diese Trostlosigkeit passt zur Not, die Vladek und seine Familie in Polen durchstehen muss. An einigen wenigen Stellen hat Art Spiegelman alte Originalphotos aus dem Familienbesitz eingefügt, welches eine durchschlagende Wirkung hat, besonders zum Ende des zweiten Bandes, als wir zum ersten Mal Vladeks echtes Gesicht sehen. Der resultierende Schock, nachdem wir ihm so lange zugehört haben, verdeutlicht aufs Neue, dass das Buch trotz seines Fabelcharakters durch Mäuse und Katzen als Hauptpersonen doch keine ausgedachten Ereignisse behandelt, sondern dass wir einer wahren Geschichte beiwohnen: My father bleeds history.

Wer des Englischen mächtig ist, sollte sich nicht scheuen, dieses Buch im Original zu erwerben. Viele Nuancen gehen in der Übersetzung verloren. So spricht zum Beispiel Vladek, wenn er erzählt, in einer fehlerhaften englischen Grammatik, was nicht verwunderlich ist, da er ja kein „native speaker“ ist. Ab und zu lässt Art Spiegelman die Deutschen deutsch sprechen, was bei einer Übersetzung ins Deutsche natürlich in keinster Weise dargestellt werden kann; auch einige wenige Stellen in Jiddisch und Polnisch sind vorhanden. Dabei ist das Englisch sowohl der Rahmenhandlung als auch der inneren Fabel sehr leicht zu verstehen.

Vladek Spiegelman, der junge Jude, ist ein Held – er setzt sich für andere ein, hilft, wo er kann, hungert und leidet, damit er das Wenige, was er aufspart, seinen Lieben schenken kann. Der Wahrheitsgehalt dessen, was Vladek über sich selbst berichtet, darf selbstverständlich angezweifelt werden, denn wer verschweigt nicht die eigenen dunklen Seiten? Auch Vladek dürfte von jener Eitelkeit nicht gefeit sein. Doch Art Spiegelmans Blick auf seinen Vater in der Jetztzeit schafft einen starken Kontrast – Vladek ist im Alter ein oft abstoßender, vorurteilsbehafteter Geizhals mit einer schier unendlichen Anzahl an nervtötenden Marotten. Er äußert sich sogar abfällig über Afro-Amerikaner – ausgerechnet er, der Holocaust-Überlebende! Dieser Kontrast zwischen dem jungen und alten Vladek macht ihn nur um so menschlicher und entschärft seine beinahe unbefleckte Heiligkeit im eigenen Bericht. Art Spiegelman schreckt nicht davor zurück, auch seine eigenen Fehler und seine Schuld im Umgang mit dem Vater einzugestehen. In vielen Sprüngen zurück in die Rahmenhandlung erfährt der Leser von der gestörten Beziehung zwischen Vater und Sohn und ihren Versuchen, sich miteinander abzufinden.

Diese kleinen Episoden stellen ein weiteres ungewöhnliches Mittel der Erzählung dar: so berichtet Art von den Problemen, die er hat, Maus zu schreiben, in Maus selbst – eine unorthodoxe Schachtelung und Selbstreferenz. Er schildert die Momente, in denen er nicht weiß, wie er weiter machen soll – wie soll er Auschwitz zeichnerisch adäquat darstellen, wie kann er seinen Vater als grotesk geizig darstellen, ohne selbst das Zerrbild und den alten Stereotyp des geldgierigen Juden zu bedienen?

Am Ende des Buches hat der Vater dem Sohn das Ende seiner Geschichte in einem Krankenhausbett, vielleicht sogar dem Sterbebett, erzählt. In der Umnachtung, die den Vater zu umfangen beginnt, verwechselt er gar den Namen seines Sohnes mit dem eines anderen Sohnes. Auf diese traurige, nahegehende Weise entlässt Maus den Leser, der sich doch nicht umgehend aus der Umklammerung befreien kann. Maus ist ein Buch, an das man noch lange denken wird – zu Recht. Maus ist in seiner Vielschichtigkeit und Symbolik ein wichtiges Dokument nicht nur der Shoa, sondern auch deren Bewältigung im Persönlichen, Privaten. Nicht zuletzt ist es eine große Tragödie und Familientragödie, eine Wunde im Fleisch der Historie und im Fleisch der Familie Spiegelman, die sich nie wieder schließen wird.

Art Spiegelman
Maus
Die wahre Geschichte eines Holocaust-Überlebenden und der Beziehung zu seinem Sohn – dem Autor.
ISBN:0141014083
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